Kategorien gelten für sie nicht. Die schwarzen Haare zum Pferdeschwanz nach hinten gebunden, das Gesicht streng geschminkt, unterläuft sie jede Zuschreibung von Lieblichkeit, ihr Glamour offenbart sich in ihrer Eigenartigkeit.
Wenn sie während eines Songs mal zur Stimmkoloratur greift, dann stößt sie ein schroffes "Huh" hervor, bei dem ihr ganzer Körper nach vorn ruckt - eine selbstgewisse, fast ordinäre Geste, die eher aus dem Hip-Hop stammt, der Szene, in der sie, damals noch als Bina, in den Nullerjahren erste Erfahrungen als Musikerin sammelte. Das kann bedrohlich und einschüchternd wirken, vor allem auf Männer.
Die sind es aber, die den deutschen Musikbetrieb fest in Händen halten. Sie sitzen an den Schaltstellen der Labels, der Radiostationen und Redaktionen - und finden kein Format für eine wie Balbina, die sich, wie zuletzt beim Neujahrsempfang des Berliner Musicboards, gern in Podiumsdiskussionen setzt und über die Situation von Frauen im Pop spricht. Dass sie gern als hübsche Aushängeschilder gesehen werden, dass man ihnen aber die kreativen Bereiche - Produktion, Regie, Songwriting, Komposition - nicht zutraut und ihnen Zugänge verwehrt, ob im Studio oder auf großen Festivalbühnen.