Ohne uncharmant sein zu wollen: Sie sind Jahrgang ’51, könnten eigentlich im Ruhestand sein. Trotzdem stehen Sie noch immer auf der Bühne. Weil Sie es wollen? Oder weil Sie es müssen?
Da ich Musik mache, die andere nicht machen, habe ich den Vorteil, noch immer ein gutes, sehr interessiertes Publikum zu haben. Warum also sollte ich aufhören? Außerdem finde ich es gut, weiter im Leben zu bleiben, sich und seine Kunst zu erhalten und nicht einfach nach Hause zu gehen und auf den Tod zu warten. Aber es ist natürlich eine zweischneidige Sache: Es gibt kaum Künstler, die, wenn sie Musik gemacht haben, im Alter ihre Schäfchen im Trocknen haben. Die meisten haben keine guten Altersrenten. Denn Freischaffende können nicht immer regelmäßig einzahlen. Bei mir kommt hinzu, dass ich als junge Frau nicht an meinen Erfolgen beteiligt wurde, so dass ich mich jetzt auch nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen kann. Deshalb habe ich auch dagegen geklagt, dass wir Künstler zu DDR-Zeiten nicht am Umsatz beteiligt waren. Ich verlange eine Entschädigung.
Gibt es inzwischen eine Entscheidung?
Nein, das Berliner Verwaltungsgericht hat meine Klage abgeschmettert, aber wir gehen weiter. Kurt Demmlers Frau hat einmal zu mir gesagt: „Wir sind durch dich Millionäre geworden.“ Wenn ein Texter damals zehn Prozent von jeder verkauften LP bekam, so dass er Millionär wurde, kann man sich leicht ausrechnen, wie viele Platten von mir verkauft wurden und wie viel Geld mir zustünde. Aber ich bin mit jeweils 500 Ost-Mark für einen Song abgespeist worden. Staatstreue Künstler wurden dagegen sogar mit Häusern beschenkt. Doch Künstler wie Tamara Danz und ich, wir wurden nur geduldet, damit die Jugend stillhält. Die Bundesrepublik will aber jetzt nicht zahlen, obwohl feststeht, dass es DDR-Unrecht war. Das Gericht hat die Sache völlig falsch beurteilt, als es behauptete, Amiga sei kein volkseigener Betrieb gewesen. Denn schließlich war das der VEB Deutsche Schallplatten.