Xavier Naidoo ist so gar nicht mein Geschmack. Aber er ist eine "Marke". Hat Ausstrahlung. Von daher finde ich dieses ESC Konzept sehr interessant. Freue mich nicht nur wegen Lena auf den nationalen Auswahl-Entscheid.
Xavier Naidoo ist so gar nicht mein Geschmack. Aber er ist eine "Marke". Hat Ausstrahlung. Von daher finde ich dieses ESC Konzept sehr interessant. Freue mich nicht nur wegen Lena auf den nationalen Auswahl-Entscheid.
Man muss zwei Dinge trennen: Zum einen das Phänomen des "Shitstorms", das unabhängig vom Gegenstand immer hässlich ist, so auch diesmal. Natürlich gibt es in den semi-sozialen Netzwerken jetzt auch zahlreiche Mitläufer, die irgendwas Halbgares aufschnappen und dann begeistert mitmachen beim "Auf ihn mit Gebrüll!". Das finde ich immer unangenehm, auch in diesem Fall. Und eine Petition, die jemand mit durchgestrichem Gesicht zeigt, würde ich nicht unterschreiben.
Diese unschönen Erscheinungen müssen einem aber nicht in der Beurteilung der Sachlage irritieren. Man kann sachlich und wohlbegründet argumentieren – so wie dies eben auch vielfach geschieht –, warum diese Entscheidung des NDR, vorsichtig ausgedrückt, vermessen und instinktlos ist. Es geht nicht darum, einen Künstler in seiner Meinungsfreiheit oder sonstigen Bürgerrechten zu beschneiden, sondern nur um die Frage, ob dieser Künstler ein geeigneter Vertreter dieses Landes für den ESC ist (und auch, ob sich das Publikum, wie man so schön sagt, mit ihm identifizieren kann). Selbstverständlich spielen dabei auch die politischen Ansichten des Künstlers eine Rolle, zumal wenn er sie nicht als stille Privatmeinung hegt, sondern wiederholt mit großem Sendungsbewusstsein herausposaunt. Und dabei geht es ja nicht nur um diesen Reichsbürger-Unsinn, sondern bspw. um fundi-christliche und homophobe Ansichten, und all dies ist auch nicht neu, sondern seit vielen Jahren bekannt. Es war also abzusehen, dass die Nominierung dieses Künstlers auf scharfe Kritik stoßen wird. Die eigentlich spannende Frage ist, ob Thomas Schreiber Naidoos Positionen und die erwartbaren Reaktionen unbekannt waren oder ob sie ihm gleichgültig waren, und was für jemand, der auf dem Posten des ARD-Unterhaltungschefs sitzt, sagen wir wieder vorsichtig: merkwürdiger wäre.
All das kann und sollte man natürlich diskutieren, ohne unter die Gürtellinie zu treten. Mit Leuten aber, die einem wg. einer kritischen Meinung zur Naidoo-Nominierung als "hirngewaschen" und "Propagandaopfer" bezeichnen und sich selbst für die einzigen politischen Durchblicker halten, braucht man erst gar nicht zu reden.
Geändert von bates (20.11.2015 um 10:04 Uhr)
Vielleicht gehört die Auswahl eines kontroversen Kandidaten zum Konzept? Mit Conchita Wurst https://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst ging der ORF der Kontroverse zumindest nicht aus dem Weg, um es vorsichtig auszudrücken. Ich sehe da eine gewisse Symmetrie.
Wobei die Symmetrie natürlich nicht eindimensional ist. Xavier ist, wie Conchita, eine vielschichtige Persönlichkeit.
Das Format ist besser als damals, weil es nur eine Show gibt.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Naja. Bei der Frage, mit wem man die Kontroverse sucht, verhalten sich die beiden Fälle fast diametral. Dein Vergleich veranlasst mich trotzdem, mein obiges Posting etwas richtigzustellen, das in einem Punkt etwas missverständlich klingt: Ich finde es natürlich nicht grundsätzlich falsch, dem Publikum einen Kandidaten vor den Latz zu knallen, der erstmal irritiert – so wenig wie ich jeden mehrheitsfähigen Kandidaten automatisch unbedenklich fände. Natürlich bin ich da parteiisch; es kommt natürlich auch darauf an, warum ein Kandidat irritiert bzw. mehrheitsfähig ist, wen er provoziert und bei wem er Zustimmung findet. Ob er eher für die Moderne steht oder eher für die Reaktion. Wenn die Ansichten, für die Naidoo Gott sei Dank in der Kritik steht, flächendeckend auf jubelnde Zustimmung stießen, fände ich die Nominierung ja nicht besser, im Gegenteil, ich würde wohl eher ans Auswandern denken .This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Mit Xavier Naidoo habe ich mich nie beschäftigt, der "Sound" seiner Musik spricht mich auch nicht besonders an. Habe nur mal mitbekommen, dass er als homophob gilt. Und da wirkt seine Kandidatur auf mich durchaus erstaunlich angesichts der doch traditionellen Beliebtheit des ESC in Teilen der Schwulenszene.
Ansonsten gehört der ESC nicht gerade zu den Dingen, die mich persönlich nun besonders interessieren - in meiner privaten Welt hat er künstlerisch keine Bedeutung - und mir ist es im Prinzip egal, wer daran teilnimmt. Solange ich jedoch das Lena-Forum besuche und diesem Thema bereits 3 neue Threads gewidmet sind, komme ich wohl nicht umhin, immer mal wieder etwas darüber mitzukriegen und mich manchmal sogar bemüßigt zu fühlen, irgendeinen Senf dazuzugeben.
Edit: Der ESC und Lena waren damals eine besondere Sache, die ist aber für mich längst abgeschlossen und man blickt gerne zurück.
Geändert von Doktor Landshut (20.11.2015 um 18:16 Uhr)
@bates: Sehr gut dargestellt (meine subjektive Meinung), danke dafür !
Die aktuelle Schublade in die Xavier gepackt wird, ist viel zu klein.
Viele Punkte werden nicht erwähnt, die genau in diese Schublade nicht passen: z.B. Mitbegründer von Brothers Keepers, Auftritt bei Rock gegen Rechts, Unterstützung der Eheöffnung für gleichgeschlechtliche Paare, öffentliche Distanzierung von Reichsbürgern.
Ich kann nur jedem empfehlen, mal etwas zu recherchieren, als den Schlagzeilen unreflektiert zu glauben.
Trotzdem bleibt da ein Künstler übrig, der statt der gesunden 2-3 Prisen "alternative news" eine ganze Menge zu viel davon intus hat.
Ehrlich gesagt, stört mich das aber weniger, als dass er für mich für den ESC in musikalischer Hinsicht vollkommen daneben ist.
Da wird ein großer Name ausgepackt, der in einer Nische (deutscher jammer pop in D/A/CH) sehr erfolgreich ist, in der Hoffnung Europaweit Punkte einzuholen.
Ich bezweifle sehr stark, dass dies funktioniert. (na gut, mehr als 0 Punkte könnten ja schon drin sein :-) )
Diese Nominierung erinnert mich dann doch an die UK mit Engelbert Humperdink, das Gegenteil von frisch und mutig, und ohne den Shitstorm eigentlich langweilig und wieder mal ein Armutszeugnis für die deutsche ESC Verantwortlichen.
Zum Thema Xavier ein lesenswerter "nüchterner" Beitrag eines ESC-Bloggers aus der Schweiz:
http://eurovision-windmachine.blogsp...hit-sturm.html
Meine Laune hat sich seit Lena 2010 wesntlich gebessert.
Daher sehe ich das mit Humor, das jetzt Xanadu für Deutschland singt,
er muss sich nur überwinden, bei der ersten Probe zwei unterschiedliche Schuhe zu tragen.
Mal abgesehen davon, dass er mir beim Singen etwas gefühlsselig greint, wird es Deutschland in üblicher Manier schon schaffen, den nicht unberechtigten Gegenwind in der Vorwoche in den Vordergrund zu rücken, damit die Chancen im Ausland auch schön gegen Null tendieren.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Das kann ja durchaus sein, vielleicht hofft die ARD aus Stimmen aus Kärnten.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Aber andererseits wurde auch hier auf die Massen von Fans von Cascada hingewiesen, die dann doch nicht existierten.
Nochmal: Die ganze Diskussion um Xavier Naidoo lenkt doch von der eigentlichen Problematik ab, der Umgang des NDR mit dem ESC und der unheilvollrn Einfluss von Universal.
Bei Cascada hat man es noch verbrämt, die Jury bestand aus lauter Universal "Angestellten". Solange Universal da mitmischt und den ESC praktisch nur als Promoobjrkzüt betrachtet, wird das nie was.
Nicht, dass die anderen Labels besser wären.
Die Labels einfach außen vor lassen
Man wählt einfach 10 Top Songs vorher aus - Geldanreiz, 500.000 € bei Teilnahme, 2 Mio bei ESC Gewinn - und sucht dann den passenden Künstler dazu.
Der Song macht 95% aus. Mit einem guten Song ist Top 3 gesichert.
Ich erinnere mich das Lena 2010 in Oslo ihren allerersten Pokal von der Gay Community entgegen genommen hat auch wenn er -wie Lena meinte- jetzt nicht der allerschönste ist.
Würde Xavier Naidoo diesen Pokal annehmen?
Andere Frage: Falls er in Stockhom gewinnt, wird er dann wie Lena mit der Deutschland Fahne noch mal antreten? Oder mit der Reichkriegsfahne?
Die Entscheidung, einen Mann als Vertreter unseres Landes zu einer Veranstaltung zu schicken, die von Homosexuellen besonders gemocht wird, obwohl dieser Mann sowohl den Staat für den er antritt, als auch eine der großen Fangruppen dieser Veranstaltung ablehnt, halte ich für sagen wir mal so bizarr wie die Ansichten von Herrn Naidoo.
Irgendwie habe ich das Gefühl die Verantwortlichen tun alles, damit nach Lena ja die nächsten 30 Jahre auf keinen Fall wieder Deutschland gewinnt.
Also mit den Labels gebe ich dir natürlich Recht, aber dann muß man auch konsequenter Weise an Lena denken, schließlich ist Sie auch bei Universal.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Und das der Song 95% ausmacht bestreite ich absolut entschieden.
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Ich glaube ich hatte damals darauf hingewiesen dass die vielen Cascada Fans für den ESC etwas ungünstig über die Welt verteilt sind. Also die allermeisten davon in Ländern leben die beim ESC gar nicht für Deutschland abstimmen konnten. Und dass die typischen Cascada Fans Party Kids sind die Samstag Abend eigentlich etwas anderes vor haben als ESC zu gucken. Trotzdem hatte es beim Televoting wohl auch Dank der Fans für einen Platz im Mittelfeld gereicht. Die Jurys hatten das aber mit schlechten Wertungen torpediert.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote