Ich habe übrigens mal ein wenig recherchiert: Bevor München im Jahre 1966 den Zuschlag für die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele erhielt, verlangte das IOC von der Bonner Regierung eine Erklärung, dass die Bundesrepublik allen vom IOC zugelassenen Teilnehmern "ohne Rücksicht auf rassische, religiöse und politische Gründe" die Einreise gewähre. Das war damals natürlich zuvorderst auf die DDR, gegenüber der ja dank Hallstein noch offiziell Funkstile herrschte, und ihre Verbündeten gemünzt. Und wenn wir der Darstellung auf Wikipedia glauben wollen, hat man sich damals in Bonn tatsächlich sehr um diese Frage gewunden und letztendlich einen Text aus der Schublade hervorgezaubert, den man dem IOC-Präsidenten vorgelegt habe. Ich weiß nun tatsächlich nicht, wie es heute ist, aber dass das IOC dahingehend in den letzten 50 Jahren laxer geworden sein mag (gerade weil ja auch in jüngerer Zeit häufig Olympische Spiele in politisch verminten Regionen stattgefunden haben; in China, Russland, oder demnächst in Südkorea), kann ich mir nicht so recht vorstellen ....
Und wie gesagt, solche Regelungen würde ich mir beim ESC auch wünschen, bzw. wundert es mich in der Tat ein wenig, dass es solche bislang noch nicht gibt. Die Regeln, wer teilnehmen darf und wer nicht, sollte die EBU (und nur diese) aufstellen und nicht irgendwelche Regierungen. Und diese Regeln sollten für
alle Teilnehmer in gleicher Weise gelten, unabhängig davon, ob man sie selber oder ihr Land sympathisch und/oder moralisch gut findet oder nicht. Die Russen haben mit der Nominierung dieser Künstlerin und ihres Liedes nun mal, so weit mir bekannt, keine ESC-Regel verletzt, also haben sie das Recht zur Teilnahme, Punkt. Selbst dann, wenn ihr Präsident ein Arschloch sein mag und sich nun erst mal die Hände reibt über seinen gelungenen Coup. Wie ich schon sagte, der eigentliche Fehler war mE schon, dass man sich letztes Jahr überhaupt dazu hat hinreißen lassen, den ukrainischen Beitrag zum Wettbewerb zuzulassen – ein biiiiisschen wirkte das auf mich in der Tat so, dass man hinsichtlich der sonst angestrebten politischen Neutralität mal fünfe gerade sein lässt, um dem erwähnten russischen Präsidenten den Stinkefinger zu zeigen. Wäre man diesbezüglich ein wenig konsequenter gewesen, hätten wir nun vielleicht einen ESC in Sydney und alles wäre gut .....