Die mitunter gerade nicht auf Hochglanz polierte Musik von St. Vincent (auch im oben eingebetteten Video zu "Birth in Reverse") wirft für mich eine Frage auf:
Gehen wir mal davon aus, dass die Spielweise in einem ihrer Songs
nicht das obere Limit ihres eigentlichen handwerklichen Könnens darstellt.
Wie würden wir einen völlig identischen Song eines anderen Musikers bewerten, wenn wir wüssten, dass er/sie im Gegensatz dazu gar nicht wirklich "besser" (im handwerklich-technischen Sinne) spielen könnte?
Ist die Tatsache, dass hinter der tatsächlichen Erscheinungsform eines Musikstücks die bewusste Entscheidung für eine Spielweise auch unterhalb des potentiellen handwerklichen Niveaus steht, künstlerisch höher zu bewerten als die Tatsache, dass jemand aufgrund seiner Limitierungen, ich will nicht sagen keine, aber zumindest keine so große Wahl hätte?
Wären unterschiedliche künstlerische Bewertungen dann lediglich das Ergebnis eines Vor-Urteils?
Wohlgemerkt: mich interessiert diese Frage vor dem rein hypothetischen Hintergrund, dass in beiden Fällen ein absolut identisches musikalisches "Ergebnis" entstünde.
Diese kam auf, nachdem ich mir diesen Zusammenschnitt auf YT ansah:
https://www.youtube.com/watch?v=11JiKTyMm7M
Jaja, schon klar, nicht alles ist, obwohl es oberflächlich so klingen mag, auch "shitty" gespielt. Besonders die "Duette" haben was, sowohl musikalisch als auch choreographisch.
Annie verzichtet aber offensichtlich gerne auf konventionelle Formen von "Schönspielerei" und setzt auf Dissonanzen.
Der Uploader "entschuldigt" sich quasi für seinen Zusammenschnitt mit dem Hinweis: "
Due to concern regarding the honesty of this video, here is a link to the full concert from which the above clips were taken."
Ein Kommentar zum Video: "
I thought this was one of those parody Shreds videos. Nope. She really sounds like that."
Ein anderer dagegen:
"Baby! You're the Only FEMALE Jeff Beck@!!!"
Da geht´s schon los!
(Sollte jemand in diesem Thread ohne mein Wissen auf die eine oder andere Weise schon eine vergleichbare Frage in den Raum gestellt haben, bitte ich, dieses Gedankenexperiment als obsolet zu betrachten.)