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Thema: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Danke @OldStephen66 für die ausführlichen Antworten und interessanten Reflexionen zu dem Thema, die in weiten Teilen meine Zustimmung finden.
    Meine Anm. zielte eher auf mich selbst ab, der ich mich immer weniger imstande fühle, zeitgenössische Popmusik zu beurteilen und einzuordnen, teils aus Desinteresse und Uninformiertheit, teils aber auch aus zunehmend fehlender Nähe zum Lebensgefühl jüngerer Generationen und deren musikalischer Erfahrungen, Vorlieben etc., die sich mit meinen eigenen, vor allem in der Vergangenheit liegenden, kaum mehr decken. Möglicherweise geht das anderen "mittelalten" und älteren Foristen, die sich hier tummeln, ähnlich und prägt dementspr. den Charakter mancher Diskussionen, die sich mit den Inhalten und Bewertungen aktueller Phänomene im populären Musikbetrieb beschäftigen.

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    so very cautious
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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von Doktor Landshut Beitrag anzeigen
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    Danke @OldStephen66 für die ausführlichen Antworten und interessanten Reflexionen zu dem Thema, die in weiten Teilen meine Zustimmung finden.
    Meine Anm. zielte eher auf mich selbst ab, der ich mich immer weniger imstande fühle, zeitgenössische Popmusik zu beurteilen und einzuordnen, teils aus Desinteresse und Uninformiertheit, teils aber auch aus zunehmend fehlender Nähe zum Lebensgefühl jüngerer Generationen und deren musikalischer Erfahrungen, Vorlieben etc., die sich mit meinen eigenen, vor allem in der Vergangenheit liegenden, kaum mehr decken. Möglicherweise geht das anderen "mittelalten" und älteren Foristen, die sich hier tummeln, ähnlich und prägt dementspr. den Charakter mancher Diskussionen, die sich mit den Inhalten und Bewertungen aktueller Phänomene im populären Musikbetrieb beschäftigen.
    Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden." Das trifft, glaube ich, ins Schwarze, was Popmusik auslösen kann und wozu sie besonders von Jüngeren "gebraucht" wird (im doppelten Sinne). So ging es mir jedenfalls damals, als ich das erste Blumfeld-Album Ich-Maschine auf einer schlecht überspielten Kassette über Kopfhörer hörte, diese Mischung aus heftiger Emotion und heftiger Reflexion (die sie in der Intensität nie wieder erreichten) hatte mich damals richtiggehend überrollt. Ich könnte zig andere Beispiele nennen.

    Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. Aber wie auch immer und egal, ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden). Ich glaube, da sind die Unterschiede zwischen den Generationen nicht so groß, unterschiedlich sind eher die Oberflächen / die Verpackungen.
    Geändert von bates (28.11.2017 um 13:49 Uhr)

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden."
    Eine schöne und so treffende Formulierung. Ich hatte früher viele Texte beim Hören nicht verstanden und mich emotional rein an der Wirkung der Musik orientiert. Wenn ich dann später die Texte verstand, kam es bisweilen vor, dass ich vorher ganz andere Vorstellungen vom Inhalt der Songs hatte, aber das Gefühl, das sich in den Texten ausdrückte, war dasselbe.

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von OldStephen66 Beitrag anzeigen
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    Mir ist allerdings nicht ganz klar, worauf Dein Einwand letztlich zielt: den "Zeitgeist" unabhängig von den Songtexten zu betrachten oder die einzelnen Songtexte nicht überzubewerten und abstrakter zu betrachten? Ganz ausklammern kann man sie ja nicht, denn woran würde man denn diesen Zeitgeist festmachen wollen?
    Wenn ich - sofern ich das überhaupt kann - auch nur ganz grob die deutschsprachige Musik überblicke, die bei den Youngstern gut ankommt, kann ich einen vorherrschenden Zeitgeist eigentlich nicht ausmachen. Zwischen den Giesingers und beispielsweise Kraftklubs liegen halt Welten. Im übrigen bin ich noch nicht einmal sicher, daß sich die Wertschätzung der Musik der Giesingers, Bouranis, Forsters, Poisels & Co. - alle ungefähr so um die Mitte der 1980er geboren - sich wirklich auf die "junge" Generation eingrenzen läßt.
    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden." Das trifft, glaube ich, ins Schwarze, was Popmusik auslösen kann und wozu sie besonders von Jüngeren "gebraucht" wird (im doppelten Sinne). So ging es mir jedenfalls damals, als ich das erste Blumfeld-Album Ich-Maschine auf einer schlecht überspielten Kassette über Kopfhörer hörte, diese Mischung aus heftiger Emotion und heftiger Reflexion (die sie in der Intensität nie wieder erreichten) hatte mich damals richtiggehend überrollt. Ich könnte zig andere Beispiele nennen.

    Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. Aber wie auch immer und egal, ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden). Ich glaube, da sind die Unterschiede zwischen den Generationen nicht so groß, unterschiedlich sind eher die Oberflächen / die Verpackungen.
    Mein (!) persönlicher Eindruck ist in der Tat, dass die Giesingers, Forsters & Co. die deutsche Popmusikwelt doch derzeit deutlich dominieren und die Erfolge von Bands wie Kraftklub, die zumindest noch so etwas wie jugendliches Rebellentum und Tabubruch repräsentieren, demgegenüber eher Ausnahmen darstellen. Mit Zahlen quantifizieren kann ich das natürlich nicht. Und ja, die Frage, inwieweit Forster und Konsorten wirklich bei "der Jugend" ankommen oder aber (auch) bei den reiferen Generationen, fände ich auch interessant (dass sie dort übrigens mehr Fans haben als Kraftklub, davon gehe ich mal aus )
    Auf jeden Fall scheint es mir aber schon etwas über den "Zeitgeist" auszusagen, dass gerade solche Künstler im Mainstream so gut ankommen. Mindestens ebenso erstaunlich finde ich aber in diesem Zusammenhang das Revival des deutschen Schlagers mit Helene Fischer, Vanenssa Mai oder Beatrice Egli. Ich hatte es schon mal irgendwo in diesem Forum geschrieben, aber vor zehn Jahren hätte ich Schlager wohl noch für ein Phänomen gehalten, das mit der jetzigen Großelterngeneration aussterben würde. Danach sieht es im Moment aber zu meiner Verblüffung überhaupt nicht aus. Klar haben auch die Genannten ihre Fans unter den Großeltern, die "schon immer" Schlager gehört haben; aber sie scheinen eben auch weitaus mehr Menschen ihrer eigenen Generation anzusprechen, als das Schlagerstars (auch junge) vor zehn oder zwanzig Jahren getan haben.

    Und was ich auch noch anmerken möchte: Die Grenzen zwischen den Musikrichtungen sind heutzutage offensichtlich nahezu komplett fließend. Mark Forster oder Andreas Bourani können ohne Weiteres mit Sido singen, ohne dass die Reputation von einem der Beteiligten darunter leidet. Bushido hat eine gemeinsame Single mit Karel Gott gemacht. Ich glaube, "früher" wären solche Kollaborationen undenkbar gewesen ....

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Auf jeden Fall scheint es mir aber schon etwas über den "Zeitgeist" auszusagen, dass gerade solche Künstler im Mainstream so gut ankommen. Mindestens ebenso erstaunlich finde ich aber in diesem Zusammenhang das Revival des deutschen Schlagers mit Helene Fischer, Vanenssa Mai oder Beatrice Egli.
    Eskapismus

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    [...] Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. [...] ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden).
    Vielleicht sind der heutige Rap und Hip-Hop (neu sind beide ja nicht), insbesondere der Gangsta-oder Battle-Style und diese "Assigkeit", für die jüngere Generation grob vereinfacht in etwa das, was ganz früher mal Rock oder vor allem Punk waren. Zumindest sehe ich das in bezug auf die emotionale Identifikation mit einer rebellischen Gegenwelt/Subkultur in Abgrenzung zum Wohlfühl-Mainstream und dem gefühlten Sprach-"Diktat" der Political Correctness.
    Den Sprachstil und die abgehackte Intonation findet man zudem ja auch in deren Alltagssprache wieder, die zu verstehen ich mitunter schon mal leichte Probleme habe.

    Und ähnlich wie die Älteren damals verständnis- oder gar fassungslos vor der Aggressivität dieser Phänomene standen, so sind es heute "Mittelalte" wie ich, die oft relativ wenig bis nichts damit anfangen können.

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Mein (!) persönlicher Eindruck ist in der Tat, dass die Giesingers, Forsters & Co. die deutsche Popmusikwelt doch derzeit deutlich dominieren und die Erfolge von Bands wie Kraftklub, die zumindest noch so etwas wie jugendliches Rebellentum und Tabubruch repräsentieren, demgegenüber eher Ausnahmen darstellen.
    Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.

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    im Lena-Fieber
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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Ich lese die letzten Beiträge gerade mit viel Interesse, hab aber zu wenig Zeit, um vernünftig zu antworten. Nur so viel:
    Ich habe ja nein Berufsleben lang relativ nah mitverfolgen können, welche Musik bei welchen Jugendlichen "ankommt". Für die letzten Jahre kann ich @OldStephen66 zustimmen: Die "Protestmusk", die so wichtige Abgrenzungsmusik gegen die Erwychsenen ist tatsächlich überwiegend der härtere HipHip; und "naturgemäß" findet der sich dann eher bei ungen, aber auch bei besonders starken Mädchen- Persönlichkeiten. Die "Braven" hören Mainstream, und manchen begegnet man dann unverhofft im Lena- Konzert. Die interessantesten Gespräche aber gab es mit der Minderheit, die entweder independent unterwegs war oder sich älteren, aber noch lebendigen Musikstilen intensiv zugewandt hatte, angefangen beim Blues.
    Die Verständnis- und Fassungslosigkeit der Erzieher teile ich auch teilweise; ob ich sie mir anmerken lasse, hängt vom jugendlichen Gegenüber ab: Brauchgt es die Abgrenzung, kriegt es sie. Ist die Persönlichkeit stabil genug, kann man auch diskutieren.

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von OldStephen66 Beitrag anzeigen
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    Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.
    So wie ich es erlebte, waren Tabubrüche und Rebellentum Sinn und Lebenselixier schlechthin für die Entwicklung von Rock und Pop und sozuagen die "Begleitmusik" der Auflehnung gegen verkrustete Werte, politische Ansichten und Moralvorstellungen älterer Generationen. Das begann in den 1960ern ganz harmlos mit dem Tragen von langen Haaren etc., angeregt durch die "Pilzköpfe", steigerte sich mit offen gelebter Promiskuität und dem Konsum illegaler Drogen ... war ja alles Mainstream früher und zentrales Element der "popmusikalischen Aura" (außer Schlager). In der heutigen Zeit scheint das Tabubrechen nur etwas schwieriger zu sein, da es kaum noch welche gibt, die gebrochen werden können. Vielleicht ist deshalb die vorherrschende Popkultur in der westlichen Welt - zumindest nach meinem Eindruck und Geschmack - auch so langweilig geworden und scheint zum Teil eine übersättigte Mentalität zu spiegeln, die sich nach alten "Tabus" und Werteordnungen zurücksehnt. Auch die Annäherung von Schlager und Popmusik im deutschsprachigen Raum scheint dafür ein Zeichen zu sein.
    Geändert von Doktor Landshut (30.11.2017 um 20:01 Uhr)

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    im Lena-Fieber
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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Das beschreibt eigentlich ganz gut das Dilemma junger Menschen. Die wenigen Tabus, die es noch zu brechen gibt, liegen dann an den Rändern. Sichdem bürgerlichen, konsumorientierten, individaulisiserten Mehrheits- Milieu entgegenzustellen fäät außerdem schwer, wenn man sich darin ganz gut eingerichet hat.

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    ... nie wieder los.
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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von OldStephen66 Beitrag anzeigen
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    Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.
    Die Frage daraus wäre: Ist der Eindruck zutreffend, dass heute auch bei jungen Musikhörern rebellische/tabubrechende Songs und Künstler prozentual weniger gefragt sind als früher? Oder gab es schon immer (auch) viel Friede-Freude-Eierkuchen-Pop, an den man sich heute nur nicht mehr so erinnert?


    Zitat Zitat von Doktor Landshut Beitrag anzeigen
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    In der heutigen Zeit scheint das Tabubrechen nur etwas schwieriger zu sein, da es kaum noch welche gibt, die gebrochen werden können. Vielleicht ist deshalb die vorherrschende Popkultur in der westlichen Welt - zumindest nach meinem Eindruck und Geschmack - auch so langweilig geworden und scheint zum Teil eine übersättigte Mentalität zu spiegeln, die sich nach alten "Tabus" und Werteordnungen zurücksehnt. Auch die Annäherung von Schlager und Popmusik im deutschsprachigen Raum scheint dafür ein Zeichen zu sein.
    Genau das ging/geht mir bei den letzten Beiträgen in diesem Thread auch schon die ganze Zeit ein bisschen durch den Hinterkopf. Die Eltern heutiger Teenager dürften ihre Jugend größtenteils in den 80ern und 90ern durchlebt haben – auch da gab es schon Gangsta Rap, Techno, Punkrock und was nicht noch alles. Wie soll man als Teenager gegen eine Elterngeneration rebellieren, die in ihrer Jugend selbst "Fuck the Police" mitgegrölt hat?! Als mein Vater in den 70ern Deep Purple oder Queen hörte, war das für seinen Vater noch "Hottentottenmusik". Der Vater hörte übrigens am liebsten Blasmusik. Das war wenigstens noch ein wirklicher Clash of Civilizations ....
    Und ja, natürlich ist die Musik, die gerade gefragt ist, immer auch ein Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Zustände (von daher danke auch an @Peter für seine lesenswerten Beiträge!). Es gibt eben heutzutage auch außerhalb der Musik kaum noch irgendwelche gesellschaftlichen Schlachten zu schlagen; man sehnt sich eher nach dem Erhalt des Bestehenden; und wenn es noch etwas Zukünftiges gibt, nach dem sich die heutige Jugend sehnt, dann ist es vielleicht nicht in erster Linie eine bessere und gerechtere Welt, sondern vor allem das Erscheinen der nächsten iPhone-Generation ....


    (Wobei ich aber noch einmal ausdrücklich betonen möchte, was ich schon einmal gegen Anfang dieses Threads kurz angerissen habe: Ich würde ganz sicher nicht sagen wollen, dass gute Musik für mich per se rebellisch und politisch zu sein habe. Pop- und Rocksongs mit politischen Inhalten haben sogar eine seeehr große Chance, von mir persönlich lächerlich und peinlich gefunden zu werden. Was mir an der gegenwärtigen Popmusik etwas missfällt, ist die ewige Wiederholung der immer gleichen, schwermütig-pathetischen und dabei überraschungslosen Strickmusters; und das ist es, wo ich in den nächsten Jahren am meisten eine "Besserung" wünschen würde)

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Die Frage daraus wäre: Ist der Eindruck zutreffend, dass heute auch bei jungen Musikhörern rebellische/tabubrechende Songs und Künstler prozentual weniger gefragt sind als früher? Oder gab es schon immer (auch) viel Friede-Freude-Eierkuchen-Pop, an den man sich heute nur nicht mehr so erinnert?
    Für die mehrzahl ist wohl auch nicht das rebellentum wichtig, das pflegen nur recht wenige jugentliche.
    Entscheidender dürfte der soziale gruppendruck sein.
    Also man hört meist was die kumpels auch hören. Der geschmack der 'rädelsführer' bestimmt da den ganzen gruppengeschmack.

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    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Es gibt eben heutzutage auch außerhalb der Musik kaum noch irgendwelche gesellschaftlichen Schlachten zu schlagen
    Das bestreite ich entschieden. Es wundert mich, wie man zu so einer Einschätzung kommen kann zu einer Zeit, die politisch aufgeladener ist als alle, die ich seit Langem erlebt habe.

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    man sehnt sich eher nach dem Erhalt des Bestehenden
    Ich glaube, es bestehen tiefe gesellschaftliche Gräben in der Frage, was denn von welchem Bestehenden erhalten werden soll. Man sollte sich da nicht täuschen: Keine der Errungenschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist einfach so von selbst gesichert, es gibt eine wachsende Zahl von Leuten, die viele der erkämpften Freiheiten für einen Irrweg halten und das Jahr 1968 am liebsten ebenso aus der Geschichte streichen würden wie frühere Reaktionäre das Jahr 1789. Und darunter sind natürlich auch junge Leute. Auch wenn die sog. "Identitären", die sich selbst als Jugendbewegung inszenieren, zur Zeit noch eher durch geschickte PR auffallen als durch einen Massenzulauf. (In den Kreisen hört man, glaube ich, hauptsächlich Neofolk, Darkwave und so'n Zeugs).


    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    und wenn es noch etwas Zukünftiges gibt, nach dem sich die heutige Jugend sehnt, dann ist es vielleicht nicht in erster Linie eine bessere und gerechtere Welt, sondern vor allem das Erscheinen der nächsten iPhone-Generation ....
    Jeder jungen Generation wird Materialismus und Oberflächlichkeit unterstellt. Aber dafür bist Du selbst noch etwas zu jung, mein Lieber. Ganz davon abgesehen, dass die Unterstellung, glaube ich, immer falsch ist.


    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    (Wobei ich aber noch einmal ausdrücklich betonen möchte, was ich schon einmal gegen Anfang dieses Threads kurz angerissen habe: Ich würde ganz sicher nicht sagen wollen, dass gute Musik für mich per se rebellisch und politisch zu sein habe. Pop- und Rocksongs mit politischen Inhalten haben sogar eine seeehr große Chance, von mir persönlich lächerlich und peinlich gefunden zu werden.

    "Rebellisch" ist ja nicht gleich "politische Inhalte"; die Beatles und die Stones z.B. hatten anfangs auch keine politischen Inhalte. Eher war ihr Erscheinen selbst Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen.

    Aber statt von einem Bedürfnis nach "Rebellion" würde ich bei Jugendlichen auch eher von einem Bedürfnis nach Distinktion sprechen, nach Abgrenzung von den Älteren. Sich eine eigene Welt zu schaffen, ästhetische, modische, sprachliche (usw.) Codes, bei denen die Alten nicht mehr mitkommen. Und das gibt es m.E. bei heutigen Jugendlichen nicht weniger als bei früheren. Ich glaube allerdings, dass Popmusik als solche da heute nicht mehr so eine führende Rolle spielt wie früher. Andere Sachen sind wichtiger geworden, YouTube-Stars zum Beispiel.
    Geändert von bates (30.11.2017 um 22:06 Uhr) Grund: wichtige Ergänzung

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    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Das bestreite ich entschieden. Es wundert mich, wie man zu so einer Einschätzung kommen kann zu einer Zeit, die politisch aufgeladener ist als alle, die ich seit Langem erlebt habe.

    Ich glaube, es bestehen tiefe gesellschaftliche Gräben in der Frage, was denn von welchem Bestehenden erhalten werden soll. Man sollte sich da nicht täuschen: Keine der Errungenschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist einfach so von selbst gesichert, es gibt eine wachsende Zahl von Leuten, die viele der erkämpften Freiheiten für einen Irrweg halten und das Jahr 1968 am liebsten ebenso aus der Geschichte streichen würden wie frühere Reaktionäre das Jahr 1789. Und darunter sind natürlich auch junge Leute. Auch wenn die sog. "Identitären", die sich selbst als Jugendbewegung inszenieren, zur Zeit noch eher durch geschickte PR auffallen als durch einen Massenzulauf. (In den Kreisen hört man, glaube ich, hauptsächlich Neofolk, Darkwave und so'n Zeugs).
    Joa, ich meinte es eher im Sinne von "alle Tabus sind gebrochen", wie es der Doktor schon zur Sprache gebracht hat

    Über Generationen hinweg (eigentlich, wenn man es sich recht überlegt, vielleicht sogar nahezu die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch) war der oberste gesellschaftliche Konsens, sich gesellschaftskonform zu verhalten. Der Staat, die Religion, das nachbarschaftliche Umfeld, die eigene Familie, und ganz allgemein die "Tradition", die "guten Sitten" haben bestimmt, wie man zu sein hatte. Vor ungefähr fünfzig Jahren begann sich das zu ändern. Plötzlich waren da junge Menschen, die sich kleideten und frisierten wie sie wollten, sprachen (und Musik machten) wie sie wollten, Sex hatten wie und mit wem sie wollten. Die Beatles und Stones (und mit Einschränkungen vielleicht ein paar Jahre früher schon Elvis) und schließlich Woodstock waren der musikalische Widerhall dieser Epoche. Heute nun scheint genau das der breite gesellschaftliche Konsens zu sein, dass der Mensch sich so weit wie möglich selbst verwirklichen soll und äußere Autoritäten (wie die von mir aufgezählten) ihm da so wenig wie möglich reinzureden hätten. Ja, ich stimme dir zu, dass diese Zeiten politisch aufgeladen sind wie seit langem nicht. Aber mir scheint diese Aufladung doch eher aus einer Gegenbewegung zu der von mir skizzierten Entwicklung heraus zu geschehen. Es folgt eine Erkenntnis, die ich selber noch nie zuvor so deutlich hatte: Während früher Massenproteste und Massenbewegungen eher von links kamen (gegen den Vietnamkrieg, gegen die NATO, gegen Atomkraftwerke, ....), kommen sie heutzutage viel eher von rechts. Dasselbe Schreckgespenst, das früher der Atomtod oder das Waldsterben war, sind heute "Islamisierung" und "Genderwahn". Einig sind sich beide Bewegungen auf bizarre Weise in ihrem Selbstverständnis, gegen den – tatsächlichen oder wahrgenommenen – gesellschaftlichen Mainstream zu rebellieren. Und, was mir dabei auch noch auffällt: Während es früher wohl in der Tat eher junge Menschen waren, die sich auf derlei Demonstrationen engagierten, sieht man da heute den Aufstand der Mittelalten. Was für Musik die dann aber nach der Rückkehr von ihren Abendspaziergängen hören, weiß ich nicht ....


    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Aber statt von einem Bedürfnis nach "Rebellion" würde ich bei Jugendlichen auch eher von einem Bedürfnis nach Distinktion sprechen, nach Abgrenzung von den Älteren. Sich eine eigene Welt zu schaffen, ästhetische, modische, sprachliche (usw.) Codes, bei denen die Alten nicht mehr mitkommen. Und das gibt es m.E. bei heutigen Jugendlichen nicht weniger als bei früheren. Ich glaube allerdings, dass Popmusik als solche da heute nicht mehr so eine führende Rolle spielt wie früher. Andere Sachen sind wichtiger geworden, YouTube-Stars zum Beispiel.
    Diese Analyse finde ich zugegebenermaßen sehr präzise und treffend

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    Standard AW: Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik

    Es berührt zwar unglaublich viele Themen - Quincy Jones nimmt hier wirklich keine Rücksicht auf irgendwen- aber es passt besonders hier

    http://www.vulture.com/2018/02/quinc...versation.html

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    Zitat Zitat von Eulenspiegel Beitrag anzeigen
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    Es berührt zwar unglaublich viele Themen - Quincy Jones nimmt hier wirklich keine Rücksicht auf irgendwen- aber es passt besonders hier

    http://www.vulture.com/2018/02/quinc...versation.html
    hier das noch viel längere GQ Interview

    https://www.gq.com/story/quincy-jones-has-a-story

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