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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ESC 2012 - Wird das eine Propagandashow für ein autoritäres Regime?



momo
18.06.2011, 18:32
anders gefragt: wo ist die grenze, ab der klipp und klar gesagt werden muss: ohne uns! (bzw. mich)?

und komme mir niemand mit "musik (bzw. der esc) ist doch unpolitisch" - das ist eine weltsicht, die in den meisten fällen die grenze zur ignoranz schlicht platt macht.

so wie das bisherige jahr (und auch das letzte) in aserbaidschan verlaufen ist, könnte es entweder dazu kommen, dass das land 2012 entweder innenpolitisch so massive probleme hat, dass eine durchführung eh illusiorisch wird, oder aber das regime zieht unter dem motto "spiele statt brot (und freiheit)" nochmals eine heile-welt-fake-show ohnegleichen auf, für die sich der esc besonders gut eignet.

und mir scheint, dass hierzulande kaum jemand über die zustände wirklich bescheid weiß:


http://www.youtube.com/watch?v=b72k2yEdgo0

"reporter ohne grenzen" (http://www.rsf-ch.ch/aserbaidschan-3):


(...) "Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die steigenden Repressionen der aserbaidschanischen Regierung gegen kritische Medienmitarbeiter. Insbesondere oppositionelle Journalisten und solche, die über die pro-demokratischen Proteste in dem vorderasiatischen Land berichten wollen, müssen mit Übergriffen oder Einschränkungen bei der Ausübung ihrer Arbeit rechnen.

Zuletzt eskalierte die Gewalt gegen Medienschaffende bei den Demonstrationen am 2. April in Baku: Dutzende Journalisten wurden daran gehindert, die Proteste aus der Nähe zu beobachten und mit den oppositionellen Demonstranten in Kontakt zu kommen. Einige Pressevertreter wurden festgenommen und ein Journalist für mehrere Stunden gekidnappt. Es ist der zweite Fall von Entführung eines Journalisten innerhalb von zwei Wochen in Aserbaidschan." (...)

und ein langer artikel aus dem eurasischen magazin (http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20110609) bietet detaillierte einblicke in die verhältnisse im land, die keinen vergleich mit bspw. etlichen arabischen oder (nord-)afrikanischen staaten scheuen brauchen:


(...) "In einer solchen von Unfreiheit geplagten Gesellschaft fühlt sich jeder, ungeachtet seiner politischen Zugehörigkeit, in die Ecke gedrängt. Das Regime wendet sich mit allen Mitteln gegen die Versammlungsfreiheit und erstickt jede politische Bewegung im Keim. Trotz der Mitgliedschaft im Europarat zählt Aserbaidschan zu den Ländern mit den größten Einschränkungen, was die Versammlungsfreiheit anlangt. Bislang wurden sogar Aktionen untersagt wie das gemeinsame Zeitungslesen im Stadtzentrum, das sich so harmlose Ziele steckt, wie Menschen in ihrer sozialen Verantwortung aufzuklären. Sogar solche Gemeinschaftsaktionen wurden mit roher Polizeigewalt auseinander getrieben." (...)

*

ich muss sagen, dass mein verhältnis zum esc grundsätzlich schon immer distanziert war, und lediglich lena hat einen grund dafür dargestellt, dass ich dieses event mehr als sonst seit dem letzten jahr verfolgt habe. eine durchführung in aserbaidschan unter den oben geschilderten bedingungen eines autoritären staates jedoch überschreitet in mehrfacher hinsicht nicht nur meine eigenen toleranzgrenzen, sondern würde auch - einmal mehr - den popanz von freedomanddemocracy, den nicht nur dieser staat hier ständig vor sich herträgt, als lächerliches und inhaltsleeres gebilde kennzeichnen.

man könnte natürlich auch die these vertreten, dass es sich bei so einer veranstaltung mit all ihrer medialen aufmerksamkeit auch um eine gelegenheit für die dortige opposition handelt, aufmerksamkeit zu erzielen. im angesicht der oben dargestellten beispiele für das wesen des regimes befürchte ich jedoch eher einen zustand, der rund um den esc mit dem wort friedhofsruhe zu bezeichnen wäre, bei einer gleichzeitigen inszenierung für die zuschauende welt.

und ich muss ernsthaft sagen, dass mich grundsätzlich jeder und jede teilnehmer/-in 2012 in aserbaidschan, der/die dort im wissen der verhältnisse schweigt, ziemlich anwidern wird. und mich würde sehr schwer interessieren, ob lena erstens dieses wissen besitzt, und ob sie zweitens daraus für sich konsequenzen ziehen würde. das sehe ich durchaus als erste ernsthafte probe für einige derjenigen eigenschaften, für die nicht nur ich sie schätze.

ps: ich mache das als eigenes thema auf, weil ich die befürchtung habe, dass das unter "allgemeines" zu sehr untergehen würde. und weil es aus meiner sicht durchaus eine eigene diskussion verlangt.

Lisa Mitchell
18.06.2011, 19:19
Ich hab das jetzt vielleicht alles nicht ganz verstanden ...:hmm: Aber ich glaube auch Azerbaidschaner können sehr gastfreundlich und nett sein :)

momo
18.06.2011, 19:29
Ich hab das jetzt vielleicht alles nicht ganz verstanden

hi lisa, das ist in Deinem alter wahrscheinlich eher normal und keine schande - aber ich vermute, dass Du Dir unter dem wort diktatur vielleicht etwas vorstellen kannst? der begriff "autoritärer staat" bezeichnet im prinzip das gleiche. und ich vermute mal, dass Du zumindest ein bißchen von dem mitbekommst, was seit monaten in vielen arabischen ländern passiert? in aserbaidschan wird sich absehbar ähnliches ereignen.


Aber ich glaube auch Azerbaidschaner können sehr gastfreundlich und nett sein :)

das habe ich auch nicht bezweifelt - aber das ist genau eine eigenschaft, die eine böse regierung für sich ausnutzen kann. (für die "erwachsenen" leser und leserinnen: nicht, dass ich wirklich an "gute" regierungen glauben würde...)

Queeny
18.06.2011, 19:32
Gott sei Dank denken nicht gar so viele Leute so wie du. Denn wenn dem so wäre, gäbe es keine Internationale Großveranstaltungen mehr, egal ob olympiade, Fußball-WM, Tennis, F1 oder was auch immer, denn überall nehmen irgendwelche "Schurkenstaaten" teil, z.B. China, SA, ehem. GUS-Staaten, Türkei, Griechenland, Deutschland, USA, Israel ... etc pp, je nach dem, wo man steht und wo man hinschaut. Und somit gibt es mMn nur 2 Möglichkeiten, entweder man politisiert alles, dann sollte man solche Veranstaltungen grundsätzlich einstellen oder aber man läßt Musik Musik und Sport Sport sein und läßt die Politik aussen vor. Manchmal hilft das sogar Veränderungen voran zubringen, siehe Zypern / Türkei, schaden tut es aber auf keinen Fall.

Lisa Mitchell
18.06.2011, 19:38
hi lisa, das ist in Deinem alter wahrscheinlich eher normal und keine schande - aber ich vermute, dass Du Dir unter dem wort diktatur vielleicht etwas vorstellen kannst? der begriff "autoritärer staat" bezeichnet im prinzip das gleiche. und ich vermute mal, dass Du zumindest ein bißchen von dem mitbekommst, was seit monaten in vielen arabischen ländern passiert? in aserbaidschan wird sich absehbar ähnliches ereignen.



das habe ich auch nicht bezweifelt - aber das ist genau eine eigenschaft, die eine böse regierung für sich ausnutzen kann. (für die "erwachsenen" leser und leserinnen: nicht, dass ich wirklich an "gute" regierungen glauben würde...)

Achso, danke :)

momo
18.06.2011, 19:41
denn überall nehmen irgendwelche "Schurkenstaaten" teil,

es geht hier aber eben nicht um eine bloße teilnahme... das macht durchaus einen unterschied, zumindest für mich. und ein land mit einer faktischen diktatur kann nun mal damit propagandistisch einiges anstellen.

ich würde das übrigens durchaus auch mit der geplanten nächsten fussball-wm in quatar vergleichen, ist eine ähnliche situation.

im übrigen ist Deine haltung für mich leider ein beispiel für das, was ich oben anfangs erwähnt hatte:


das ist eine weltsicht, die in den meisten fällen die grenze zur ignoranz schlicht platt macht.

wonfa
18.06.2011, 19:48
anders gefragt: wo ist die grenze, ab der klipp und klar gesagt werden muss: ohne uns! (bzw. mich)?

und komme mir niemand mit "musik (bzw. der esc) ist doch unpolitisch" - das ist eine weltsicht, die in den meisten fällen die grenze zur ignoranz schlicht platt macht.

Die Grenzen setzt glasklar das bewährte Regelwerk der EBU, das politische Statements nicht erlaubt. Der ESC ist auch in undemokratischen Staaten kein rechtsfreier Raum, wenn das Regime nicht die komplette Veranstaltung aufs Spiel setzen will. Mit Blick auf Moskau 2009 sehe ich eher Probleme hinsichtlich des Umgangs mit der schwul-lesbischen ESC-Szene.

Solange der ESC "nur" zu touristischen Werbezwecken missbraucht wird, lässt sich dagegen nichts sagen, denn genau das machen alle Veranstalter in allen Staaten damit. Ob nun Demokratie, Scheindemokratie, Bananenrepublik oder offene Diktatur (wobei ich mir nicht immer so ganz sicher bin, wohin man die BRD einordnen könnte ;)).

Melanie
18.06.2011, 19:50
Naja, wenn man die Sache eng sieht, dann hätte man genauso den ESC 2009 in Moskau boykottieren können. Aber hier gehts NUR um Musik.

Queeny
18.06.2011, 20:07
es geht hier aber eben nicht um eine bloße teilnahme... das macht durchaus einen unterschied, zumindest für mich. und ein land mit einer faktischen diktatur kann nun mal damit propagandistisch einiges anstellen.

ich würde das übrigens durchaus auch mit der geplanten nächsten fussball-wm in quatar vergleichen, ist eine ähnliche situation.

im übrigen ist Deine haltung für mich leider ein beispiel für das, was ich oben anfangs erwähnt hatte:

Nun, wer teilnimmt, wobei auch immer, darf auch ausrichten und somit ist deine Aussage "bloße Teilnahme" der reinste Blödsinn. China z.B. nimmt nicht nur an der Olympiade teil, die fand da sogar schon statt. Und alle Sportler, die jahrelang für eine Teilnahme an Olympia trainiert haben und die Zuschauer,die sich an den gezeigten Leistungen erfreuen, sind alles ignorante Plattmacher, richtig?

Dr.Horstus
18.06.2011, 20:07
Das Thema "freie Berichterstattung" wird im nächsten Jahr im Vorfeld natürlich ganz groß werden.Für ausländische Journalisten wird es kaum möglich sein ,das Land abseits der Glitzerfasaden von Baku zu zeigen.Ähnlich wie bei der Olympiade 2008 in Peking.
Die Show selbst bietet Gott sei dank kaum eine Möglichkeit der Propaganda.Dafür ist das Korsett zu star.Es gibt eigentlich nur die kurzen Videoeinspieler zwischen den Auftritten.Dort werden nur wieder Postkartenmotive oder landestypische Szenen gezeigt.Vielleicht sitzt der Präsident in einer eigenen Loge und wird eingeblendet.Mehr glaub ich aber nicht.Da wird die EBU schon drauf achten.

Muenzi
18.06.2011, 20:46
Ich finde es gut, dass wir endlich über diese Frage diskutieren. Die Teilnahme eines autoritären Staates oder gar die Ausrichtung eines solchen Großereignisses durch einen solchen hat immer zwei Seiten.
Die eine Seite ist der Missbrauch eines solchen Ereignisses durch die Machthaben des entsprechendes Staates für propagandistische Zwecke. Ich glaube die Olypiade 1936 in Berlin war ein grandioses Beispiel dafür, wie ein Ereignis benutzt werden kann, um die Bevölkerung für das Regime, damals die Nazi-Diktatur, zu begeistern. Gleiches ist in Peking auch passiert. Viele Chinesen waren Stolz auf das, was sie der Welt zeigen konnten. Stolz auf das eigene Land und die eigene Leistung führt immer auch zu einer gewissen Identifizierung mit der Führung des Staates.
Die andere Seite ist der frische Wind von außen, der Wind der Meinungsfreiheit, der freien Berichterstattung, der sich bei einem solchen Ereignis auch in autoritären Staaten nie ganz vermeiden lässt. Wer ein guter Gastgeber für die Welt sein muss, muss ein gewisses Maß an Weltoffenheit zulassen, sonst blamiert er sich.
Die Frage ist nun, ob ein Ereignis wie der ESC auf Grund der zwei von mir aufgeführten Seiten ein autoritäres Regime eher stabilisiert oder destabilisiert. Es geht um die Frage, ob ein Wandel eher durch Annäherung oder durch Konfrontation erreicht wird. Ich glaube, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Grundsätzlich nicht und im Einzelfall, hier im Fall Baku, auch nicht. Im Falle ESC ist allerdings noch zu berücksichtigen, dass der ESC eine sehr offene völkerverbindende Veranstaltung ist. Eine Veranstaltung, die durchaus Interesse an anderen Ländern und Kulturen weckt. Die auch Kontaklte zwischen Kulturschaffenden ermöglicht und dadurch den Aspekt Wandel durch Annäherung verstärkt.

Wichtig wäre mir, dass in Deutschland eine kritische Berichterstattung über Aserbaidschan statt findet. Kritisch heißt dabei übrigens nicht unpolitisch und nicht nur abwertend. So besteht durchaus die Chance, dass die deutsche bzw. die europäische Bevölkerung mehr über die Probleme des Landes kennen lernt als bisher. Dies ist anders als im Fall Moskau oder Peking. Wenn so verfahren wird, und das wird es erfahrungsgemäß, kann dies auch zu einer Unterstützung der Freiheitsbewegungen des Landes führen. Ich würde mich in diesem Falle also auch aus politischen Gründen für eine Teilnahme am ESC in Baku aussprechen. Hinzu kommt, dass eine Nicht-Teilnahme einen derartigen Affront darstellt, dass er öffnende Kontakte zu diesem Land also Wandel durch Annäherung auf Jahre verunmögichen würde.

Also: Teilnehmen und sich bewußt sein, dass der ESC gerade in Baku schon als solches nicht unpolitisch ist.

mr.spock1968
18.06.2011, 20:57
Es stellt sich auch die Frage wie weit es möglich sein wird objektiv zu Berichten.
Ich fände es auch sehr irritierend wenn auf einmal Stefan Raab da auftaucht und seine Spässe macht aber gleichzeitig bestimmte Leute(Gruppen) verhaftet werden.

tobago
18.06.2011, 21:00
Bei mir verursachen internationale Großereignisse in totalitären Staaten immer gewisse "Bauchschmerzen" - dies war z.B. auch bei der Olympiade in China der Fall.

Die These, dass der ESC in Aserbaidschan bzw. die begleitenden Berichte der dortigen Opposition ein Forum bieten könnte, halte ich für absolut absurd - dies wird man zu verhindern wissen. Selbstverständlich wird das dortige Regime jedoch versuchen, die Veranstaltung selbst - sofern möglich - sowie die Berichterstattung aus deren Umfeld für Propagandazwecke zu mißbrauchen. Auf den aufgeklärten Zuschauer wird dies nicht den geringsten Eindruck machen, und den anderen ist das leider sowieso sch...egal.

Ein Boykott durch einzelne Personen (Lena) oder gar Staaten wird an den dortigen Verhältnissen absolut nichts ändern, ebensowenig wie deren Teilnahme. Ich halte es daher für nicht ganz nachvollziehbar, daraus eine Probe für Lenas Eigenschaften zu konstruieren.

bates
18.06.2011, 21:08
Also: Teilnehmen und sich bewußt sein, dass der ESC gerade in Baku schon als solches nicht unpolitisch ist.

Das kann ich so unterschreiben, größtenteils auch Dein restliches Posting. Bin momo auch dankbar, dass er das Thema angestoßen hat - Aserbaidschan ist ein problematisches Gastgeberland, das sollte hier nicht ausgeblendet werden. Bin äußerst gespannt, was da auf uns zukommt und auch wie sich das USFB/TV-Total-Team zu der Sache verhält.

Grombold
18.06.2011, 21:13
Solange sich ein möglicher Baku-Trip für Lena nicht so auswächst wie dazumal der Beatles-Trip zu den Philippinen, ist mir der Rest egal.
:P

wonfa
18.06.2011, 21:16
Bin äußerst gespannt, was da auf uns zukommt und auch wie sich das USFB/TV-Total-Team zu der Sache verhält.

Stefan Raab ist wirklich nicht in Allem Vorbild. Aber wie er zum Beispiel die Weissrussen von 3+2 in Oslo bei seinem berühmten Rundgang mit Lena politisch eingeordnet hat (letzte waschechte Diktatur Europas), war vorbildlich. Und gleich im Anschluss gab er dem weissrussischen Fernsehen ein Interview. Das ist genau der richtige Umgang. Die Wahrheiten aussprechen, nicht ausblenden und erst recht nicht boykottieren.

Lars
18.06.2011, 21:42
Bezüglich eines Boykotts oder Nicht-Boykott müsste man fragen: Wem nützt es? Ich glaube kaum, dass ein Boykott wirklich regime-kritischen Menschen nützt. Ein Boykott kann und würde auch als Propaganda-Mittel des Regimes genutzt werden: "Seht, wie böse das Ausland ist!" Ein Boykott ohne Nutzen, nur um das eigene Gewissen zu beruhigen, wäre quatsch.
Ob nun ein Nicht-Boykott Regimkritikern nützt, ist natürlich auch eher illusorisch. Natürlich wird das Regime versuchen, die Veranstaltung propagandistisch zu nutzen und sich bemühen, Oppositionelle daran zu hindern, auf sich aufmerksam zu machen. Die nicht geringen Anstrengungen, die man um Safura und jetzt Ell/Nikki betrieb, um unbedingt den Sieg nach AZ holen, dienten ja auch als Propaganda. Die eigtl. Veranstaltung ist dafür aber denkbar wenig geeignet wegen des eher starren und betont unpolitischen Ablaufs, nicht zuletzt auch die starke Affinität der Schwulen für die Show, was durchaus ja quasi eine "schwule Veranstaltung" ist, konterkariert das ja. Hat der ESC in Moskau dem Putin-Regime genutzt? Ich glaube nicht.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der ESC den Blick des Auslands auf Aserbaidschan und die dortigen Verhältnisse richtet. Das heißt, das Wissen über das Land wird zunehmen. Bisher war selbst seine bloße Existenz ja vielen schon unbekannt. Das ist ja auch schon mal etwas. Und natürlich haben ausländische Medien eine Verantwortung, im Rahmen der 2 ESC-Wochen über die Verhältnisse zu berichten (das Zeigen grimmiger Milizionäre, die das verhindern wollen, ist ja auch aufschlussreich ...). Da es eine Veranstaltung der EBU ist, einer Medien-Organisation, ist die Frage von Pressefreiheit natürlich auch keine nebensächliche.
Ich bin da schon gespannt, was Niggemeier und Heinser da erleben :)

Rolwin
18.06.2011, 21:59
Ich denke, dass sich die musikalischen Teilnehmer aus der Politik raushalten sollen. Sie nehmen am ESC teil, an nichts anderem, einem Musikwettbewerb.
Anders die mitreisenden Journalisten. Es ist ihre Aufgabe auch kritisch zu berichten. Wenn man nicht ganz blinde dort hin schickt, werden sie schon einschätzen können, was diktatorische Propaganda ist und was nicht.
Länder Aufgrund der politischen Zustände zu boykottieren hat bisher der Bevölkerung selten etwas gebracht. Besser ist es hin zu fahren und in die offenen Wunden stechen. Aber wie gesagt, dass ist die Aufgabe der Journalisten und der EBU und der Politiker, aber nicht die Aufgabe einer 20 jährigen Sängerin aus Deutschland.

Edit: Stefan Raab, Niggemeier usw machen Unterhaltung für das Deutsche Fernsehn und das Deutsche Internet und keinen Politik- Talk

Muenzi
18.06.2011, 22:11
....Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der ESC den Blick des Auslands auf Aserbaidschan und die dortigen Verhältnisse richtet. Das heißt, das Wissen über das Land wird zunehmen. Bisher war selbst seine bloße Existenz ja vielen schon unbekannt. ....
Danke, genau auf diesen Effekt wollte ich hinweisen. Die Dikatatur wird nicht mehr im Verborgenen bleiben und das ist schon mal was.
Was macht eigentlich unser eigenes Reporterteam in Baku, wenn es denn hinfährt??? Spannende Frage. Wir sind selbst nicht außen vor!!!

Axel1954
19.06.2011, 00:00
wobei ich mir nicht immer so ganz sicher bin, wohin man die BRD einordnen könnte ;)).

absurde Operettendemokratie mit Narrenfreiheitsrecht!

Axel1954
19.06.2011, 00:10
@Momo

Du lässt eins ausser Acht, damit so ein System bestand hat muß ein großerTeil der Bevölkerung aktiv daran mit arbeiten und ein Teil es passiv tolerieren.
In etwa genau so wie bei uns auch, denn ich frage mich manchmal warum Polizisten sich für eine Sache einspannen lassen die gegen den gesunden Menschenverstand verstossen (Anticastordemo, Stuttgart 21 usw), normalerweise müstten die sich solchen Sachen widersetzen, tun sie aber nicht, auf genau diese Art funktionieren auch solche Staaten wie Aserbaidschan.
Solange es Menschen gibt die ohne eigenen Willen mitlaufen, sich Vergünstigungen erhoffen, mangelhaft gebildet sind oder über keine frei Information verfügen wird es nie anders werden.

Lars
19.06.2011, 00:32
Edit: Stefan Raab, Niggemeier usw machen Unterhaltung für das Deutsche Fernsehn und das Deutsche Internet und keinen Politik- Talk

Niggemeier macht Unterhaltung?
Oslog und Duslog mögen ja unterhaltend gewesen sein und Gydlog (;)) wird es bestimmt auch sein - aber er ist doch Journalist, Medienjournalist. Er hat da schon ne andere Aufgabe als bloße Unterhaltung.

vampire67
19.06.2011, 12:26
... egal ob olympiade, Fußball-WM, Tennis, F1 oder was auch immer, denn überall nehmen irgendwelche "Schurkenstaaten" teil, z.B. China, SA, ehem. GUS-Staaten, Türkei, Griechenland, Deutschland, USA, Israel ...
Ich liebe deine ironie :-D
Da finde ich uns seit Zensursula, Rolliewolli und S21 ganz gut einsortiert :zahn:


Edit: Stefan Raab, Niggemeier usw machen Unterhaltung für das Deutsche Fernsehn und das Deutsche Internet und keinen Politik- Talk
Niggemeier macht auch BildBlog, alles andere ans unpolitisch ;)

Übrigens finde ich merkwürdig das das diktatorische system in Weissrussland beim ESC thematisiert wurde, bei aserbaidschan aber da eher schweigen im walde herrschte. Und das obwohl diese von anfang an eine favoritenrolle inne hatten. Da hätte entsprechende kommentierung sicher in vielen westlichen staaten dazu geführt diesen 'heile welt' song nicht zum sieger zu küren. Bei weissrussland war man noch geradezu stolz das man die im semifinale abserviert hatte.

Peter M. aus V.
19.06.2011, 13:28
Interessante Fragestellung, der Thread. Kann aber erst später einsteigen. Viel später.

Teve
19.06.2011, 13:33
Wenn man Länder wie Weißrussland oder Aserbaidschan jahrelang mitmachen lässt, muss man auch damit rechnen, das mal eines Jahres dort ein ESC stattfindet. Jetzt ist es zu spät...

Sorgen um eine politische Inszenierung braucht man sich aber nicht zu machen, da wird schon aufgepasst, man stelle sich nur den Aufschrei vor in Europa, der Schaden für den ESC könnte irreparabel sein.

Was hätte Aserbaidschan auch davon, die ESC-Finals selbst zu nutzen, die werden es schon außerhalb der eigentlichen Hauptveranstaltungen für sich zu nutzen wissen, der Rest von Europa kriegt da nichts mit und alle sind happy. :-* In den Finals selbst geben sie sich dann ganz weltoffen... Man kennt das ja.

Rolwin
19.06.2011, 14:50
Sorry...Lars/vampire67, habe die Biographie von Herrn Niggemeier nicht gelesen. Kenne nur Ausschnitte aus USLOG unnd DUSLOG. Somit bin ich natürlich gespannt wie sein Drahtseilakt in Baku aussehen wird :).

momo
19.06.2011, 14:53
@at all

danke erstmal für die rege beteiligung, die sich dazu auf einem niveau abspielt, welches wohl kein zufälliger beobachter von außen in einem derartigen forum unbedingt grundsätzlich vermuten würde - ich selbst bin bei meinen insgesamt doch eher seltenen besuchen auch immer überrascht, was für eine herde die schäferin lena da um sich geschart hat ;) (natürlich einschließlich mich selbst als "schwer sympathisierend")

da ich im moment nur unregelmässig ins netz kann und dazu auf öffentliche orte angewiesen bin, kann ich mich nicht so zeitnah beteiligen, wie ich´s gerne würde. aber ich werde versuchen, zumindest einmal täglich hier vorbeizuschauen. das thema ist mir gestern übrigens recht spontan in den kopf gekommen, als ich in ganz anderem zusammenhang über aserbaidschan gestolpert bin.

ein paar anmerkungen zu direkten und indirekten kommentaren explizit an mich:


Du lässt eins ausser Acht, damit so ein System bestand hat muß ein großerTeil der Bevölkerung aktiv daran mit arbeiten und ein Teil es passiv tolerieren.

jein. das ist mir schon klar, und ich würde auch grundsätzlich zustimmen, aber in diesem fall geht es bekanntlich - und aserbaidschan ist dabei kein einzelfall - um historisch noch recht junge staaten, die allesamt aus den ehemaligen südlichen sowjetrepubliken entstanden sind (und deren bevölkerungen also auch noch die diktatorischen lebenserfahrungen über generationen haben), und auch allesamt ähnlichkeiten in ihren aktuellen systemen aufweisen - auch die nachbarrepubliken sind ähnlich strukturiert, mit korrupten regimes unter familiärer clanführung, die die teils durchaus vorhandenen ressourcen wie zb. öl zum eigenen vorteil ausverkaufen. ebenfalls gab es in den letzten monaten auch in vielen nachbarstaaten ähnliche versuche, aus der bevölkerung heraus oppositionelle massenbewegungen zu bilden. in allen fällen sind aber dabei auch die probleme ähnlich, und die beruhen tatsächlich meiner meinung nach letztlich auf zu vielen resignierten, opportunistischen oder auch gebrochenen menschen - aufgrund der diktaturerfahrungen - innerhalb der bevölkerungen. das ist bei ähnlicher historie auch in ganz anderen erdteilen zu beobachten (die genauen gründe dafür auszuführen, würde diesen thread sprengen) . das verhalten, welches Du richtigerweise benannt hast, hat gründe, die es zumindest verständlich machen.

dann an die, welche die meinung vertreten, dass sich "der esc" (als synonym für alle beteiligten gemeint) dann "doch nur um musik drehen sollte":

ich halte ein szenario nicht für komplett abwegig, bei dem oppositionelle rund um das event versuchen, die vorhandene medienöffentlichkeit für sich zu nutzen und auf ihre situation aufmerksam zu machen. das kann dann bei der wahrscheinlich zu erwartenden reaktion des regimes zu szenen führen, in denen zb. in der halle der wettbewerb läuft, während in einem engeren oder weiteren kreis rundherum verhaftungen und/oder knüppeleien stattfinden. und spätestens bei einem solchen zustand kann sich "der esc" aus meiner sicht nicht mehr wie verhalten, als ob sich das event in einer großen rosaroten illusionären blase abspielen würde, sondern spätestens dann ist ein, wenn auch schmerzhafter, realitätscheck fällig. den ich persönlich selbst von solchen teilen der showwelt erwarten würde, der sich auf das erzeugen solcher genannter blasen spezialisiert hat (der esc lässt sich dafür als eine art musterbeispiel heranziehen.)

meine bemerkungen direkt zu lena beziehen sich u.a. auf meine persönlichen eindrücke, die sich z.b. mit diesen (http://www.lenaisten.de/2011/05/16/wie-im-marchen/) vielgelobten hier von walter sobchak weitgehend decken:


Die Sorglosigkeit und Fröhlichkeit, die Lena vermittelt, ist ja nur die alleroberflächlichste Impression von ihr; dahinter lassen sich Tugenden wie Furchtlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Integrität, Aufrichtigkeit, Humanität und Würde in starker Ausprägung erkennen.

diese tugenden aber werden erst so richtig zum tragen und zum vorschein kommen, wenn lena (genauso wie alle anderen menschen) mit den teilen und zuständen dieser welt konfrontiert ist, die sich unter anderem in schmerz und leid manifestieren. und für mich persönlich ist es schon relevant, wie sie sich in so einer situation verhalten würde oder wird. gibt ja durchaus etliche beispiele von künstlerInnen, egal ob musik oder film, die sich durchaus offen oder versteckter mit den nichtglitzernden und uncoolen zuständen auf diesem planeten konfrontieren und sich in irgendeiner weise dazu verhalten. lena traue ich das potenzial dafür durchaus zu. aber in diesem speziellen fall wird dieses potenzial vielleicht das erste mal wirklich in einer weise gefordert sein, wie sie es selbst bisher noch nie erlebt hat.

vampire67
19.06.2011, 16:41
diese tugenden aber werden erst so richtig zum tragen und zum vorschein kommen, wenn lena (genauso wie alle anderen menschen) mit den teilen und zuständen dieser welt konfrontiert ist, die sich unter anderem in schmerz und leid manifestieren. und für mich persönlich ist es schon relevant, wie sie sich in so einer situation verhalten würde oder wird. gibt ja durchaus etliche beispiele von künstlerInnen, egal ob musik oder film, die sich durchaus offen oder versteckter mit den nichtglitzernden und uncoolen zuständen auf diesem planeten konfrontieren und sich in irgendeiner weise dazu verhalten. lena traue ich das potenzial dafür durchaus zu. aber in diesem speziellen fall wird dieses potenzial vielleicht das erste mal wirklich in einer weise gefordert sein, wie sie es selbst bisher noch nie erlebt hat.
Die frage ist ob sie das dann öffentlich macht.
Sie hatte auch zur atomdiskussion bereits die aussage gemacht: ja, ich habe dazu eine meinung, ABER, das ist privat.
Sie möchte nicht als vorbild angesehen werden (auch wenn sie das längst ist).
Vielleicht möchte sie sich auch nur nicht als galionsfigur für institutionalisierten aktionismus misbrauchen lassen. Selbst Greenpeace ist längst nicht mehr unumstritten.

Smirn
20.06.2011, 19:48
Die Eingangsfrage ist eine interessante, über die man sicherlich Tage und Wochen diskutieren könnte.
Worüber man aber in dem Fall nicht diskutieren muss ist, wie sich Lena im Falle von XY verhalten würde (oder gar sollte). Das muss sie schon mit sich selbst ausmachen. Das heißt nicht, dass alles was sie macht gut und richtig ist aber im Endeffekt soll sie nach ihrem eigenen Willen handeln und nicht so, wie es andere sich von ihr wünschen.

diese tugenden aber werden erst so richtig zum tragen und zum vorschein kommen, wenn lena mit den teilen und zuständen dieser welt konfrontiert ist, die sich unter anderem in schmerz und leid manifestieren.
Die Frage ist, was du damit ausdrücken möchtest. Das klingt fast so, als hätte sie in einer rosa Wolke gelebt und noch nie Schmerz oder Leid erfahren.

Stranger
20.06.2011, 20:31
Feddersen greift das Thema auch in seinem neuesten Blog-Beitrag auf:

EBU sondiert für Baku:
http://eurovision.blog.ndr.de/2011/06/20/ebu-sondiert-in-baku/

cyberscout
20.06.2011, 21:25
Die Frage ist, was du damit ausdrücken möchtest. Das klingt fast so, als hätte sie in einer rosa Wolke gelebt und noch nie Schmerz oder Leid erfahren.

Er wird es eher so gemeint habe, dass wir in der Öffentlichkeit bisher nur die "rosa Wolke" mitbekommen haben. Und ihn interessiert es, wie Lena öffentlich zu problematischen Themen wie "Propagandaveranstaltung ESC" steht (sofern sie das überhaupt öffentlich tun muss).

Bemak
25.06.2011, 22:09
Weiß nicht warum ihr das hier so Politisch seht, die Qualität für den ESC 2012 wird in Aserbaidschan deutlich in den Keller gehen. Ich kann mir nicht vorstellen das die Aserbaidschaner das so hinbekommen werden wie Norwegen und Deutschland. Wir werden uns wohl leider an diese beiden besten ESC Veranstalltungen der Geschichte des ESC lange Zeit noch erinnern müssen und das ist für mich schon jetzt fakt.

cyberscout
25.06.2011, 22:17
Wir werden uns wohl leider an diese beiden besten ESC Veranstalltungen der Geschichte des ESC lange Zeit noch erinnern müssen und das ist für mich schon jetzt fakt.

"Leider"?
Ich hoffe doch, dass ich mich bis in alle Ewigkeit daran erinnern kann. :)

Trotzdem kann eine technisch nicht so perfekte Show wie bei uns oder in Oslo auch toll werden. Da kommt es hauptsächlich auf die Protagonisten und die Stimmung des Publikums an. Lena hätte letztes Jahr auch im Pferdestall des norwegischen Königs mit einer Schwarzweiß-Webcam-Übertragung gewonnen.

Bemak
25.06.2011, 22:26
Na ja das mit dem "Leider" meinte ich eher umgekehrt. So können wir uns nur Vorbehaltsweise an diese beiden besten Veranstalltungen des ESC die je statt gefunden haben erinnern, egal wer in Aserbaidschan gewinnen wird, es wird nicht mehr so sein wie es zuletzt war.

World
25.06.2011, 22:50
Wenn China Olympische Spiele austragen darf, sollte für Aserbaidschan die Austragung des ESC wohl möglich und auch gerechtfertigt sein, zumal sich das Land es durch seinen Sieg in Düsseldorf auch verdient hat (ganz im Gegensatz zu Peking, das die Olypmiade doch nur durch das rein interessengesteuerten IOC erhielt). Und ich denke, was Propaganda, Menschenrechtsverletzungen etc. anbelangt, war China schon ne Nummer härter.

Wenn Aserbaidschan bei der EM- und WM-Quali teilnimmt, kümmert das doch auch keinen...

marvin
25.06.2011, 23:53
Man muss nicht begeistert sein von den Verhältnissen in Aserbaidschan, das verlangt sicherlich keiner. Aber andererseits darf die Frage erlaubt sein was es ändern würde wenn der ESC dort nicht stattfinden würde oder wenn es zum Boykott kommen würde.

Klar wird die Show innenpolitisch zu Propagandazwecken genutzt werden. Wie übrigens schon die letzten Jahre. Ihr habt versäumt euch das Finale der Vorentscheidung in Aserbaidschan anzusehen. Ich habe es mir angesehen und würde heute am liebsten noch Schmerzensgeld verlangen. Politische Reden über die besondere Bedeutung des ESC in einer 2,5 Stunden Show wo viel geredet und wenig gesungen wurde. Das Publikum im Saal sah aus wie Handverlesen und selbst die sind beinahe eingeschlafen. Und am Ende konnte man sich nicht mal auf einen Sieger einigen. Ell und Nikki sind als Konkurrenten angetreten und wurden dann quasi genötigt zusammen zum ESC zu gehen.

Aber in Bezug auf die Außenwirkung des Regimes wird die ganze Propaganda keine Bedeutung haben. Im Gegenteil man wird seine politischen Verhältnisse nicht vor dem Ausland verbergen können. Politische Gegner und potentielle Unruhestifter werden rechtzeitig vorher weggesperrt. Unruhen wird es daher wohl nicht geben. Ob es uns nun gefällt oder nicht, so oder so ähnlich wird es kommen. Daher wird man wohl auch kaum Kosten und Mühen scheuen eine bombastische Show auf die Beine zu stellen. Der Maßstab wird dabei aber eher beim ESC in Moskau und nicht bei denen von Oslo oder Düsseldorf zu suchen sein. Von Hand verlesenes inländisches Publikum in der Halle? Man wird sehen, vorstellbar wäre selbst dies.

Man könnte auch nachträglich fragen, hätte es etwas geändert wenn Olympia 1936 nicht stattgefunden hätte? Ich habe darauf keine Antwort, glaube aber nicht.

Doktor Landshut
26.06.2011, 00:07
Aus meiner Sicht ist es nicht so relevant, die Frage zu stellen, welchen Effekt eine Teilnahme oder Nichtteilnahme in Azerbeijan auf den Lauf der Geschichte haben könnte, die kann eh nicht beantwortet werden und wäre mir zu pragmatisch orientiert.
Vielmehr ist es für mich eine Frage der politischen und moralischen Haltung, die mit einer Entscheidung Pro oder Contra zum Ausdruck gebracht werden würde.
Ein Boykott durch eine westliche Demokratie würde sich allerdings aufgrund der dann erforderlichen fundamentalistisch orientierten Mehrheiten natürlich nicht durchsetzen.

vampire67
26.06.2011, 09:17
Wenn China Olympische Spiele austragen darf, sollte für Aserbaidschan die Austragung des ESC wohl möglich und auch gerechtfertigt sein, zumal sich das Land es durch seinen Sieg in Düsseldorf auch verdient hat (ganz im Gegensatz zu Peking, das die Olypmiade doch nur durch das rein interessengesteuerten IOC erhielt). Und ich denke, was Propaganda, Menschenrechtsverletzungen etc. anbelangt, war China schon ne Nummer härter.
Ich denke das ist eine rein subjektive beobachtung.
China steht weit stärker im allgemeinen fokus der öffentlichkeit.

Aserbaidschan ist als hinterhof-autokratie in der kompfortablen sitation sich innen alles mögliche leisten zu können, da schaut einfach keiner hin. Weissrussland stand da schon stärker in fokus, besonders durch die gasstreitigkeiten.

Ich glaube auch die repression in China wird weit überschätzt, was jetzt kein freibrief sein soll. Aber vergleicht mal das mit dem klima in den USA zur McCarthy ara oder zu Guantanamo Bay. So speziell sind die chinesen auch nicht.
Als ex-DDRler ist mir bei zwei dienstreisen jedenfalls weit weniger propaganda in der öffentlichkeit als zu DDR zeiten aufgefallen. Dazu ist das land selbst zu kapitalistisch bis hin zum stassenhändler.
Und über die regierung wird da privat genauso gemotzt wie allerorten. Nur ähnlich wie in der DDR macht man das halt nicht in der grossen öffentlichkeit.
Ansonsten kann ich auch auf meine eigenen DDR vergangenheit zurückschauen und sagen, es war nicht das system, sondern einzelne funktionäre. Ein derartig aufgebautes system lässt zahlreichen machtmissbrauch zu, da steckt kein wirkliches 'system' dahinter. Es reicht einem entsprechend mächtigen im weg zu sein (leider für den einzelnen aber auch keiner trost).

Wenn man jetzt noch die unfähigkeit zur (selbst)kritik in der chinesischen mentalität dazunimmt bekommt man eine explosive mischung. Sowas wie ein BVG oder höhere instanzen der gerechtigkeit haben da keinerlei chance. Ausländische kritik setzt da nur eine art 'selbstverteidigung' in bewegung.

mareb
26.06.2011, 10:15
@vampire67, ich stimme Dir 100% zu. Man muss an die Menschen dort auch denken.
Nicht nur Regierende freuen sich auf den ESC, sondern einfache Leute auch.
Ich vergesse nie, was der Westen mit der Olympiade in Moskau gemacht hat.

Rolwin
26.06.2011, 10:57
In wie weit die "Regierung" in Baku mit dem ESC-Sieg ein Eigentor geschossen hat, wird sich noch heraus stellen. Bisher konnten die Obrigen relativ unbeobachtet von der Welt (auch ich habe mich mit dem Land vorher nicht beschäftigt), ihr "diktatorisches" System leben. Damit ist es in jedem Fall für ein Jahr vorbei. Ob sich dadurch nachhaltig im Land etwas verbessert, laß ich einmal so hingestellt, obwohl, sollte sich herausstellen, das sich anschließend 3% für die Bevölkerung verbessert hat, hat der ESC etwas positives in Baku gebracht.
Hier stellte sich ja die Frage, wer kann an diesem Rädchen drehen und im Besonderen, kann LML daran drehen? Will sie überhaupt mit an diesem mit Rädchen drehen, oder liegen ihre Präferenzen ganz wo anders sich sozial zu betätigen.
Bevor man irgendwelche Aussagen macht, sollte man sich vorher tunlichst intensiv mit der Materie befassen. Dazu gehört eine große Portion Diplomatie. Wem nutzen, wem schaden meine Aussagen. Von reinen Lippenbekenntnissen halte ich überhaupt nichts, wenn keine Taten folgen. Viele gute Taten finden im Verborgenem statt und sind häufig wesentlich wirkungsvoller, als manches lautstarke Angeprangere.
Eine Diktatur von außen zu ändern bedarf es einer sehr langen Diplomatie. Von innen zu ändern bedarf es einem Aufstand und der kostet eine Menge Menschenleben und nur ganz selten geht es so unblutig aus, wie in der ehemaligen DDR.

Die Chance, dass der ESC etwas in Aserbaidschan bewirken kann, sollte man weder über- noch unterschätzen.

Smirn
26.06.2011, 18:34
die Qualität für den ESC 2012 wird in Aserbaidschan deutlich in den Keller gehen. Ich kann mir nicht vorstellen das die Aserbaidschaner das so hinbekommen werden wie Norwegen und Deutschland.
Woran machst du das fest?
Vielleicht wird es nicht an die Begeisterung der Osloer und die Show in Düsseldorf ranreichen aber das wird auch kein Trauerspiel. Dafür sind die Azerbaidschaner zu ESC-begeistert. Man sollte sich erst mit den dortigen Menschen beschäftigen, bevor man ihnen alles Gute abspricht.

Bemak
26.06.2011, 21:01
Also wenn Du die Aserbaidschaner gut kennst ist es ja ok, aber aus der Vergangenheit heraus gesehen bin ich da eher pessimistischer. Denn ich kenne keine ESC Veranstalltung, ausser der genannten, die mich jemals vom Hocker gehauen hätten. Natürlich kenne ich Land und Leute dort nicht, nur weiß ich das über 80% der Leute dort muslimisch sind. Aber es wird eben das Fremde sein das mich so denken lässt und vieleicht ist es auch noch immer die Entäuschung bei mir das nicht Lena sondern die Aserbaidschaner beim ESC 2011 gewonnen haben deren Punkteerhalt ich bis heute noch nicht ganz verstanden habe.

Smirn
26.06.2011, 23:19
Nein, ich kenne die Azerbaidschaner nicht und wirklich beschäftigt habe ich mich mit denen auch nicht aber im Endeffekt sind sie auch nur Menschen. Ganz normal, dass es da gute und schlechte Seiten gibt. Dass der Staat diese Veranstaltung auch für seine Zwecke nutzen möchte, ist ebenfalls völlig normal. Erst heute habe ich Wulff und Merkel beim Eröffnungsspiel der Frauen-WM gesehen. Die lassen sich auch keine Chance nehmen sich im Glanz einer Großveranstaltung zu sonnen. Natürlich kann man die beiden Regierungen nicht miteinander vergleichen aber man sollte den Azerbaidschanern zumindest eine Chance geben.

Grombold
27.06.2011, 08:40
Es gibt wahrlich andere Kriesengebiete und Brennpunkte zur Zeit. Seien wir doch froh, daß dort sowas wie stabile Verhältnisse existieren.

Axel1954
29.06.2011, 09:55
Ist euch eigentlich schon mal ausserhalb dieser ganzen Diskussion über sogenannte Menschrechte aufgefallen das Asiaten ein grundsätzliches Problem mit unserer westlichen Sichweise in diesen Dingen haben ?

Gofa
01.07.2011, 17:44
Ist euch eigentlich schon mal ausserhalb dieser ganzen Diskussion über sogenannte Menschrechte aufgefallen das Asiaten ein grundsätzliches Problem mit unserer westlichen Sichweise in diesen Dingen haben ?

Wen meinst du mit Asiaten? Japan? Südkorea? Taiwan?

Südkorea übrigens entwickelte ihre demokratische Bewegung erst durch die Olympia Vergabe in dieses Land.

Ich bin der Meinung man erreicht mit Boykott gar nichts! Man stärkt damit höchstens das Regime, was alle Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten der Regierung auf die "bösen" Ausländer schieben kann. Das Land würde sich noch mehr isolieren. Bestes Beispiel Nordkorea. Auch ein unterdrücktes Volk hat ihren Nationalstolz. Und Länder wie Azerbaijan "Schurkenstaaten" zu betiteln hilft wahrlich nicht der "Öffnung" dieser Länder.

China auf der anderen Hand ist ein viel viel komplexeres Thema. Einerseits haben sie sich der Welt geöffnet und dadurch auch ihre Wirtschaft revolutioniert, andererseits hält die "Partei" alles an der kurzen Leine. Grundsätzlich ist die Entwicklung Chinas aber durchaus optimistisch zu betrachten. Ein so großes Land mit so vielen Menschen und einem riesigen Staatsapparat lässt sich nicht von heut auf morgen ändern. Von Aussen ist es eh schwer Druck zu machen. Die ganze globale Wirtschaft ist von China abhängig. Schritt für Schritt muss und wird das Land sich aber politisch verändern. Vielleicht keine Demokratie so wie wir es kennen, denn der "Demodeckel" passt nicht auf jeden Topf, aber vielleicht in eine andere Regierungsform... Technokratie?

marvin
01.07.2011, 21:00
Wie war das noch mit dem Zitat von Churchill:

Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderenDas mit der Demokratie ist so eine Sache bei Ländern die in dieser Richtung kaum eine Tradition haben. Demokratie muss man erst erlernen und das ist nicht so einfach wie es sich für uns anhört. Trotzdem sollte man die Hoffnung nicht aufgeben, gerade durch das Internet wächst heute an vielen Orten eine neue Generation auf, welche in Zukunft vielleicht einiges ändern wird. Nur das braucht Zeit. Es hilft aber nichts bestimmte Völker auszugrenzen, weil uns gerade deren Regierung nicht gefällt. Der ESC kann daher nicht viel Schaden anrichten, auch wenn er zu Propagandazwecken ausgenutzt wird.

vampire67
01.07.2011, 23:46
Ist euch eigentlich schon mal ausserhalb dieser ganzen Diskussion über sogenannte Menschrechte aufgefallen das Asiaten ein grundsätzliches Problem mit unserer westlichen Sichweise in diesen Dingen haben ?
Ich glaube als alter ossie kann ich verstehen worauf du hinauswillst.

Es scheint mehr ein gefühl für die gesellschaft zugeben, der einzelne scheint da eher untergeordnet. Ein regimekritiker ist dort erst mal ein nestbeschmutzer, der sich eher dem 'grossen ganzen' unterzuordnen hat.

Nun, ich habe auch hier so meine zweifel an der demokratie der kleingärtner und kanninchenzüchter die ich hier gelegentlich zu erkennen meine. Spätestens wenn es windkraftfreunde gegen vogelfreunde geht, habe ich teilweise unverständnis gegen minderheitsmeinungen.
Es kann in einer gesellschaft auch nicht sein, das minderheiten alles blockieren können. Das macht die gesellschaft handlungsunfähig.

Smirn
01.07.2011, 23:52
Spätestens wenn es windkraftfreunde gegen vogelfreunde geht, habe ich teilweise unverständnis gegen minderheitsmeinungen.
Kann ich gar nicht verstehen. Ich schnapp mir dann immer ne Tüte Popcorn und freue mich über meinen Platz auf der dunklen Seite. :Popcorn:

Muenzi
07.02.2012, 23:14
Lena wird nächste Woche Dienstag in Weißrussland beim nationale Finale erwartet. Schaun wir mal ob sie hinfliegt.

http://www.esctoday.com/news/read/18263

Ich fände es interessant ob Lena am Songfestival „Sing for Democracy“ teilnimmt:


In dem schillernden Prachtbau für 25.000 Zuschauer, hochgezogen unter der Leitung der deutschen Baufirma Alpine, feiert das Land im Mai den Eurovision Song Contest (ESC). Blockweise seien Gebäude dem Erdboden gleichgemacht worden, sagte Junus. Illegal. Bis zu 20.000 Menschen sollen ihre Wohnungen verloren haben. Vertreibung, Einschüchterung, Angst – sie sind Bürgerrechtlern zufolge an der Tagesordnung in dem hochnervösen Land, dessen düstere Seiten allmählich in den Fokus westlicher Medien rücken. Junus glaubt nicht, dass die Anwesenheit von 1600 westlichen ESC-Journalisten und Zehntausenden Touristen dem einsamen Kampf der wenigen kritischen Blogger und Oppositionellen dient. „Der ESC nützt uns nicht“, sagte Junus in der ARD-Sendung „Titel, Thesen, Temperamente“. „Im Gegenteil. Das Regime wird ihn nur nutzen, um sein Image aufzupolieren, es wird eine einzige PR-Show.“

„Wir möchten, dass die Menschen aus dem Westen sehen, dass Aserbaidschan ein Potemkinsches Dorf ist“, sagt Emin Huseynov, Mitinitiator des alternativen Musikfestivals „Sing for Democracy“, das kurz vor dem ESC über die Bühne gehen soll.
Imre Grim aus der HAZ http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Fernsehen/Politischer-Fruehling-vor-dem-Song-Contest

3lectron3lue
07.02.2012, 23:42
Dazu ein kleines Zitat aus dem SPIEGEL: "Jörg Grabosch, der Chef der deutschen Firma Brainpool, die die gigantische Fernsehshow für die Aseri produzieren wird, schwärmt von dem Tempo, in dem die Veranstalltungshalle gebaut wird. 'Um die Häuser ist es nicht schade', sagt er angesichts der grauen Mauern."

In dem Kontext wirkt das natürlich etwas überpragmatisch.

Doktor Landshut
07.02.2012, 23:48
Ich fände es interessant ob Lena am Songfestival „Sing for Democracy“ teilnimmt:

Imre Grim aus der HAZ http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Fernsehen/Politischer-Fruehling-vor-dem-Song-Contest


„Der ESC nützt uns nicht“, sagte Junus in der ARD-Sendung „Titel, Thesen, Temperamente“. „Im Gegenteil. Das Regime wird ihn nur nutzen, um sein Image aufzupolieren, es wird eine einzige PR-Show.“

Wer sich für den gesamten Beitrag interessiert, bitte schön... http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=9452076

maybear
08.02.2012, 00:05
Tatsache ist, daß Aserbaidschan durch den ESC ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird, auch die Schattenseiten. Ob das dann einer Demokratiebewegung nutzt, weiß man nicht, ich denke aber, daß es ihr zumindest nicht schaden wird.

Muenzi
08.02.2012, 00:23
Wie war das denn in China mit den Olympischen Spielen??? Ich kann keinen großen Fortschritt für die Demokratie erkennen.

Auf jeden Fall ist das ein Punkt, den ich bei Lena kritisiere. Ihr doch sehr unreflektierter Umgang mit dem Austragungsort. Aber vielleicht hören wir von ihr ja auch mal irgendwann etwas, das über "Katja find ich gut" hinausgeht.

Doktor Landshut
08.02.2012, 00:25
Wie war das denn in China mit den Olympischen Spielen??? Ich kann keinen großen Fortschritt für die Demokratie erkennen.

Auf jeden Fall ist das ein Punkt, den ich bei Lena kritisiere. Ihr doch sehr unreflektierter Umgang mit dem Austragungsort. Aber vielleicht hören wir von ihr ja auch mal irgendwann etwas, das über "Katja find ich gut" hinausgeht.

Vielleicht ist es ja auch so, daß Lena ihre Reflexionen nicht der ganzen Welt mitteilen möchte.

Tiny Tim
08.02.2012, 00:33
Vielleicht ist es ja auch so, daß Lena ihre Reflexionen nicht der ganzen Welt mitteilen möchte.

Eine Eigenschaft, die sie mit Bob Dylan, Frank Zappa, Pete Townshend und noch weiteren Großen der Popgeschichte teilt. Es ist ein besonders ausgeprägtes Zeichen von Dummheit und Überheblichkeit, wenn einer sein Beamtenverständnis von Freedom and Democracy von einer Künstlerin geechot haben will.

bates
08.02.2012, 00:41
Nun mal nicht wieder gleich die Messer wetzen.

Zum Thema: So viel ich weiß, gab es bislang wenig öffentliche Gelegenheiten für Lena, sich zu der Sache unreflektiert zu verhalten. Ich schätze eher, dass sie in Interviews, zum Thema befragt, sagen wird, dass sie eine Meinung dazu habe, diese aber nicht kundtun werde - so wie sie es bei politischen Fragen bisher immer gemacht hat.

Muenzi
08.02.2012, 00:53
Nun mal nicht wieder gleich die Messer wetzen.

Zum Thema: So viel ich weiß, gab es bislang wenig öffentliche Gelegenheiten für Lena, sich zu der Sache unreflektiert zu verhalten. Ich schätze eher, dass sie in Interviews, zum Thema befragt, sagen wird, dass sie eine Meinung dazu habe, diese aber nicht kundtun werde - so wie sie es bei politischen Fragen bisher immer gemacht hat.
Schön, dass ihr Lena verteidigt. Kann wirklich sein, dass sie da viel differenzierter denkt als es so nach außen dringt. Ich wünsche mir, dass man davon mal so einen Hauch von mitbekommt.
Wenn nicht, tut das meiner Begeisterung für ihre Musik übrigens keinen Abbruch.

ziggy
08.02.2012, 01:08
Wie war das denn in China mit den Olympischen Spielen??? Ich kann keinen großen Fortschritt für die Demokratie erkennen.

Auf jeden Fall ist das ein Punkt, den ich bei Lena kritisiere. Ihr doch sehr unreflektierter Umgang mit dem Austragungsort. Aber vielleicht hören wir von ihr ja auch mal irgendwann etwas, das über "Katja find ich gut" hinausgeht.

Wieso müssen Sport und Musik Events zu außenpolitischen Manövern umfunktioniert werden? Ist ja super, wenn sich Sportler u. Musiker in internationalen Anliegen politisch engagieren, aber an sich wäre dies doch Aufgabe der Volksvertreter. Wenn man bedenkt, wie die deutsche Außenpolitik kürzlich mit Libyen abgelosed hat, generell die kümmerliche Außenpolitik wenn es um Menschenrechtsfragen geht! Kein Stress wenn die Kanzlerin u. Ex-Kanzler kuschlige, kritiklose Beziehungen mit totalitären und semitotalitären Regimen unterhalten, aber Lena soll da mit der wehenden Fahne der Gerechtigkeit voranschreiten? Irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen. Wir sollten nicht die Unzulänglichkeit der Außenpolitik mit der totalen politischen Vereinnahmung von olympischen Spielen und ESC kompensieren.

maybear
08.02.2012, 01:09
Wie war das denn in China mit den Olympischen Spielen??? Ich kann keinen großen Fortschritt für die Demokratie erkennen.Und selbst wenn es nur ein kleiner Fortschritt - oder wenigstens kein Rückschritt - wäre ...

Ich denke, daß man aus dem Sport und auch aus der Kunst die (vor allem internationale) Politik weitgehend heraushalten sollte. Und daß man vor allem an einzelne Sportler oder Musiker nicht die Forderung stellen sollte, die Aufgaben der Politik zu übernehmen.


Auf jeden Fall ist das ein Punkt, den ich bei Lena kritisiere. Ihr doch sehr unreflektierter Umgang mit dem Austragungsort. Aber vielleicht hören wir von ihr ja auch mal irgendwann etwas, das über "Katja find ich gut" hinausgeht.Was erwartest du hier von einer 20-jährigen? Lena steht mit ihrem ganzen Verhalten eindeutig für Weltoffenheit, und das schließt die ganze Welt, auch Menschen, die in diktatorisch regierten Staaten leben, ein.

Übrigens: Bevor du Lena Vorwürfe machst, müßtest du diese Vorwürfe an die für ihr Management zuständige Firma, Brainpool, richten, die sich ja sehr aktiv an der Organisation des ESC in Aserbaidschan beteiligt. Oder an die schwedischen Songwriter, die den ESC in Aserbaidschan überhaupt erst ermöglicht haben. Oder an die EBU, die dieses Land erst in die Rundfunkunion aufgenommen haben ...

Tiny Tim
08.02.2012, 01:11
Oder an die EBU, die dieses Land erst in die Rundfunkunion aufgenommen haben ...

Das ist sachlich falsch. Aserbaidschan hat als Nachfolgestaat der Sowjetunion die EBU-Mitgliedschaft geerbt.

ublowmymind
08.02.2012, 01:18
Kann man die spekulative Diskussion über die politischen Ansichten einer 20 jährigen bitte in einen anderen Thread verlegen? :nein:

Übrigens interessiert es mich einen feuchten was Lena darüber denkt und ausserdem lieber Muenzi, finde ich es sehr zweifelhaft, Lena´s Umgang mit dem Thema zu kritisieren. Woher nimmt man sich das Recht für sowas? :hmm:

Muenzi
08.02.2012, 01:22
.... Wir sollten nicht die Unzulänglichkeit der Außenpolitik mit der totalen politischen Vereinnahmung von olympischen Spielen und ESC kompensieren.
Ich kann Dir in einigen Punkten durchaus zustimmen. Die totale politische Vereinnahmung findet aber doch wohl von Seiten des politischen Regimes in Baku statt. Ähnliches haben wir in Peking und lange zuvor auch bei den olympischen Spielen der Nazis in Berlin erlebt.
Trotzdem ist ein ESC auch ohne politische Demonstrationen ein Ereignis, das die freie Welt zumindest zeitweilig und zumindest örtlich begrenzt ins Land trägt. Manchmal hat so etwas erstaunliche Wirkungen, manchmal versandet es oder stabislisiert sogar das bestehende Regime. Die Zusammenhänge sind also nicht so ganz einfach.
Was aber wäre so schlimm daran, wenn Lena und viele andere ESC-Größen an einem Konzert zur Unterstützung der Demokratie im Lande teilnehmen würden. Und warum später dann nicht auch als Gast beim ESC selbst.
Vielleicht bin ich ein wenig zu illusorisch (liegt wahrscheinlich an meinem zu geringen Alter) aber ich würde mir eine Anmerkung Lenas zu dieser Problemstelung wünschen. Dazu gehören natürlich auch einmal entsprechende Fragen in einem Interview. Und daraum hat sich die Presse bisher erfolgreich gedrückt.

Lars
08.02.2012, 01:24
Das ist sachlich falsch. Aserbaidschan hat als Nachfolgestaat der Sowjetunion die EBU-Mitgliedschaft geerbt.

Mitglieder sind nicht Staaten, sondern Rundfunksender.
İTV, der aserbaidsch. Sender, wurde erst 2005 gebildet und dann 2007 Mitglied der EBU, von ererbter Mitgliedschaft kann daher nicht die Rede sein.

Brummell
08.02.2012, 01:32
Kann man die spekulative Diskussion über die politischen Ansichten einer 20 jährigen bitte in einen anderen Thread verlegen? :nein:

Übrigens interessiert es mich einen feuchten was Lena darüber denkt und ausserdem lieber Muenzi, finde ich es sehr zweifelhaft, Lena´s Umgang mit dem Thema zu kritisieren. Woher nimmt man sich das Recht für sowas? :hmm:

Wenn ich Lenas Hare in deiner Signatur sehe muß ich irgendwie immer an "Die Geburt der Venus" von Botticelli denken (die Kopfpartie). :sternchen::faint:

ublowmymind
08.02.2012, 01:37
Wenn ich Lenas Hare in deiner Signatur sehe muß ich irgendwie immer an "Die Geburt der Venus" von Botticelli denken (die Kopfpartie). :sternchen::faint:

Hast Recht. :wub:

Für diejenigen, die das Gemälde nicht kennen:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/69/La_naissance_de_V%C3%A9nus.jpg/640px-La_naissance_de_V%C3%A9nus.jpg

bates
08.02.2012, 01:39
Dazu gehören natürlich auch einmal entsprechende Fragen in einem Interview. Und daraum hat sich die Presse bisher erfolgreich gedrückt.

Naja, was heißt "gedrückt". In der Öffentlichkeit findet Lena doch derzeit praktisch nicht statt - in einem Fanforum, dem kein noch so kleiner Schnipsel entgeht, verliert man das leicht mal aus dem Blick.

Im Übrigen finde ich, dass nur der zu dem (oder irgendeinem politischen) Thema etwas sagen sollte, der auch etwas Substanzielles dazu zu sagen hat, heißt: es ist mir lieber, ein Künstler schweigt, als dass er dummes Zeug erzählt. Damit will ich freilich nicht unterstellen, dass das bei Lena der Fall wäre, überhaupt nicht. Aber ob sie nun aus dem Stegreif etwas zu dem Thema zu sagen hätte, das den Zuhörern einen Erkenntnisgewinn brächte? Nun, dazu fällt mir der italienische Schriftsteller und Semiotik-Professor Umberto Eco ein, einer der prominentesten Intellektuellen Italiens und ein kluger und monströs gebildeter Mann. Dieser gesteht freimütig ein, dass er immer sofort das Telefon abstellt, sobald irgendwas Schlimmes auf der Welt passiert: Es riefen immer sofort Presseleute an, die seine Meinung hören wollten, er hätte aber ad hoc nichts zu sagen, was nicht jeder wüsste, der selbst Nachrichten guckt.

Lars
08.02.2012, 01:47
Übrigens interessiert es mich einen feuchten was Lena darüber denkt und ausserdem lieber Muenzi, finde ich es sehr zweifelhaft, Lena´s Umgang mit dem Thema zu kritisieren. Woher nimmt man sich das Recht für sowas? :hmm:

Na, mich interessiert eigtl. prinzipiell alles, was Lena so denkt und sagt.
Wenn man Äußerungen zu einem Thema kennte, könnte man diese natürlich auch kritisieren und hätte auch das Recht dazu, wie bei jedem Menschen so auch bei Lena.
Nur kennen wir solche Äußerungen einfach nicht, es gibt auch gar keinen Grund für sie, sich öffentlich dazu zu äußern. Lena nimmt am ESC gar nicht teil. Sie wird vllt. als Touristin dahin fliegen, mehr nicht.
Es ist wirklich nicht sonderlich angemessen, von Künstlern irgendwelche außerkünstlerischen Gesten zu erwarten.

Tiny Tim
08.02.2012, 01:55
Im Übrigen finde ich, dass nur der zu dem (oder irgendeinem politischen) Thema etwas sagen sollte, der auch etwas Substanzielles dazu zu sagen hat, heißt: es ist mir lieber, ein Künstler schweigt, als dass er dummes Zeug erzählt. Damit will ich freilich nicht unterstellen, dass das bei Lena der Fall wäre, überhaupt nicht. Aber ob sie nun aus dem Stegreif etwas zu dem Thema zu sagen hätte, dass den Zuhörern einen Erkenntnisgewinn brächte? Nun, dazu fällt mir der italienische Schriftsteller und Semiotik-Professor Umberto Eco ein, einer der prominentesten Intellektuellen Italiens und ein kluger und monströs gebildeter Mann. Dieser gesteht freimütig ein, dass er immer sofort das Telefon abstellt, sobald irgendwas Schlimmes auf der Welt passiert: Es riefen immer sofort Presseleute an, die seine Meinung hören wollten, er hätte aber ad hoc nichts zu sagen, was nicht jeder wüsste, der selbst Nachrichten guckt.

Ein ausgezeichnetes Beispiel, und ich stimme voll und ganz Deinem Statement zu. In der Tat hat es immer etwas Bedrückendes, wenn die Meinungen von Prominenten zu diversen Greueln abgefragt werden, denn gesagt wird dann erwartbarerweise eh immer das Gleiche. Folgerichtig drängt sich mir beim Betrachten solcher Meinungsäußerungen schnell der Eindruck auf, die Leute sagen das, was von ihnen erwartet wird - ob es nun tatsächlich ihrem Reflexionsstand entspricht oder nicht. Was soll man denn z.B. zur Situation in einem Land wie Aserbaidschan überhaupt sagen? Hierzulande weiß man fast nichts über das Land, außer ein paar ganz dürren Grunddaten und der Einschätzung, dass es autoritär und undemokratisch geführt wird. Selbstverständlich wird niemand sagen: Demokratie ist scheiße, lang lebe der Präsident! Vielmehr werden alle, die dem Drängen nachgeben, brav sagen: Menschenrechte müssen geachtet werden, Demokratie ist gut, Diktatur schlecht. Das ist Gemeinschaftskunde-Unterrichtsniveau der 5. Klasse. Da ist es wirklich besser, die Grenzen des eigenen Wissens und Vermögens zu erkennen und das Reden berufeneren Mündern zu überlassen; das Richtige muss nämlich nicht von Allen gesagt werden, es reicht schon, wenn es gesagt und gehört wird.

ublowmymind
08.02.2012, 01:57
Na, mich interessiert eigtl. prinzipiell alles, was Lena so denkt und sagt.
Wenn man Äußerungen zu einem Thema kennte, könnte man diese natürlich auch kritisieren und hätte auch das Recht dazu, wie bei jedem Menschen so auch bei Lena.
Nur kennen wir solche Äußerungen einfach nicht, es gibt auch gar keinen Grund für sie, sich öffentlich dazu zu äußern. Lena nimmt am ESC gar nicht teil. Sie wird vllt. als Touristin dahin fliegen, mehr nicht.
Es ist wirklich nicht sonderlich angemessen, von Künstlern irgendwelche außerkünstlerischen Gesten zu erwarten.

Ja, genau so hab ich es gemeint. Hätte lieber schreiben sollen: "Es interessiert mich nen feuchten was Lena darüber denken könnte. :)

Muenzi
08.02.2012, 02:01
Bates Einwand hat mich überzeugt. Ich erinnere mich an das berühmte Interview eines österreichischen Nachrichtenredektuers, der Lena einmal fragte, was sie tun würde, wenn sie Bundeskanzlerin sei. Und Lena antwortete sehr weise, dass sie dazu nicht die nötigen Kenntnisse habe. Viel wichtiger ist mir aber, dass der Weg einer Kritik an Lena der falsche ist. Richtig ist eine Kritik an mir selbst. Daher:

Ich halte das Thema der Unterstützung der Demokratiebewegung in Aserbaidschan für eines, dem auch wir uns stellen sollten. Statt zu fragen, was ich selbst tun kann, habe ich es hier gerade begonnen mit einer Kritik an Lena. Ein zu einfacher Weg! Statt Forderungen an Lena zu stellen, möchte ich gerne mit Euch zusammen überlegen, was wir selbst tun können. Dafür habe ich hier ein eigenes Thema eröffnet. (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?6365-Aserbaidschan-Unterst%FCtzung-der-Demokratiebewegung&p=320940&viewfull=1#post320940)

rumimo
08.02.2012, 04:33
Künstler wirken mehr durch ihr Vorbild und ihre Kunst kritisch bis subversiv gegenüber Diktaturen als durch irgendwelche Statements, und da ist Lena auf einem guten Weg.

gauloises
08.02.2012, 07:00
Puh, Muenzi, auch wenn ich Dein letztes Posting hier durchaus und positiv zur Kenntnis genommen habe: Manchmal schlage ich mir bei Deinen Beiträgen (wie weiter oben) - und ich sag's mit allem gebotenen Respekt - nur noch die Hände über den Kopf.

Doktor Landshut
08.02.2012, 08:39
Ich erinnere mich an das berühmte Interview eines österreichischen Nachrichtenredektuers, der Lena einmal fragte, was sie tun würde, wenn sie Bundeskanzlerin sei. Und Lena antwortete sehr weise, dass sie dazu nicht die nötigen Kenntnisse habe.[/URL]

In meiner Erinnerung antwortete Lena damals sinngemäß, sie würde dafür sorgen, daß alle Menschen genug zu essen hätten. Das ist doch durchaus ein konkretes politisches Statement... :)

Muenzi
08.02.2012, 18:44
...
Im Übrigen finde ich, dass nur der zu dem (oder irgendeinem politischen) Thema etwas sagen sollte, der auch etwas Substanzielles dazu zu sagen hat, heißt: es ist mir lieber, ein Künstler schweigt, als dass er dummes Zeug erzählt. Damit will ich freilich nicht unterstellen, dass das bei Lena der Fall wäre, überhaupt nicht. Aber ob sie nun aus dem Stegreif etwas zu dem Thema zu sagen hätte, das den Zuhörern einen Erkenntnisgewinn brächte? Nun, dazu fällt mir der italienische Schriftsteller und Semiotik-Professor Umberto Eco ein, einer der prominentesten Intellektuellen Italiens und ein kluger und monströs gebildeter Mann. Dieser gesteht freimütig ein, dass er immer sofort das Telefon abstellt, sobald irgendwas Schlimmes auf der Welt passiert: Es riefen immer sofort Presseleute an, die seine Meinung hören wollten, er hätte aber ad hoc nichts zu sagen, was nicht jeder wüsste, der selbst Nachrichten guckt.

Natürlich ist es besser, ein Künstler schweigt als dass er dummes Zeug erzählt. Aber warum sollte Lena dummes Zeug erzählen? Anders als im Interview hat Lena hier ja Zeit, sich kundig zu machen.
Das Beispiel von Umberto Eco finde ich hier völlig unpassend. Es handelt sich nämlich nicht darum, dass irgendwo auf der Welt irgendetwas Schlimmes passiert und Lena völlig grundlos um eine Stellungnahme gebeten wird. Hier geht es um ein Ereignis an dem sie selbst beteiligt ist oder zumindest war.

Zu Walters Einwand möchte ich zustimmend sagen, dass nicht jeder zu allem etwas sagen muss. Aber es gibt durchaus eine Tradition von Künstlern, die sich oft gemeinsam und in Form von Konzerten zu politischen Ereignissen äußern. Und zwar besonders dann, wenn es um Freiheitsrechte oder/und den Kampf gegen Neonazis handelt.

Darauf wollte ich hingewiesen haben und tue es hier noch einmal. Ich sehe aber ein, dass man dies von einem Künstler nicht einfordern kann. Es ist die ganz persönliche Entscheidung jedes Einzelnen. Es kommt auch darauf an, ob man gefragt wird, ob man eine Aktion für sinnvoll oder eventuell für kontraproduktiv hält usw. Deswegen mein Ansatz, lieber selbst nachzudenken und aktiv zu werden.

Das ändert aber alles nichts daran, dass ich persönlich mich sehr freuen würde, Lena einmal bei einem Konzert für Menschenrechte zu erleben. Das hat aber mehr mit mir zu tun als mit ihr.

Lars
08.02.2012, 18:50
Das ändert aber alles nichts daran, dass ich persönlich mich sehr freuen würde, Lena einmal bei einem Konzert für Menschenrechte zu erleben. Das hat aber mehr mit mir zu tun als mit ihr.

Diskriminierung Homosexueller scheint in Westeuropa schon ganz selbstverständlich der Vergangenheit anzugehören, das ist schön.
Jedenfalls sieht offenbar keiner mehr Lenas Auftritt auf der Stockholm Pride als Auftritt bei einem Konzert für Menschenrechte ;)

ziggy
08.02.2012, 19:20
Diskriminierung Homosexueller scheint in Westeuropa schon ganz selbstverständlich der Vergangenheit anzugehören, das ist schön.
Jedenfalls sieht offenbar keiner mehr Lenas Auftritt auf der Stockholm Pride als Auftritt bei einem Konzert für Menschenrechte ;)
Lena - Muenzi
1:0
:D

Das Brecht Gedicht v. W.S. im Zitat de Tages Thread war auch schön

Muenzi
08.02.2012, 19:25
Lena - Muenzi
1:0
:D
.......:faint:

rumimo
09.02.2012, 23:39
Gerade anschließend an USfB kam im ARD die Vorschau von Kontraste über die politische Lage in Aserbaidschan, ähnlich wie im Anschluss bei der Zigarettenwerbung.
Ich kann mir gut vorstellen dass da ein Teilnehmer mit zugeklebten Mund auftritt und nur die Musik vom Band laufen lässt, woraufhin dieses Land für zwei Jahre vom ESC ausgeschlossen wird. Witzig wäre wenn der dann von vielen demokratischen Ländern jeweils 12 Punkte bekäme und dann mit zugeklebten Mund noch mal auftritt.

Muenzi
10.02.2012, 13:29
Aus einem Interview mit THomas D. auf eurovision.de:
http://www.eurovision.de/news/national/thomasd201_page-1.html

Eurovision.de: Bei aller Vorfreude auf das Finale des Eurovision Song Contest in Baku, die dortige Menschenrechtslage wird von mehreren Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Wie stehst du da zu?

Thomas D: Was momentan gut ist, dass so ein Wettbewerb natürlich ein Scheinwerferlicht auf so ein Land wirft und die Welt dort hinguckt. Und da werden Missstände aufgezeigt und wahrgenommen. Jetzt, mit dieser Macht der globalen Aufmerksamkeit, kann man die auch bekämpfen und darauf einwirken. Und alleine dadurch, dass wir jetzt darüber sprechen, wirken wir darauf ein. Es hilft niemandem, wenn man sagt man muss so etwas boykottieren und man darf da nicht hingehen. Man muss es machen, wie schon einst beim ESC nach dem Motto "Musik kann eine Brücke sein". Genau das muss man ausnützen. Die müssen sich jetzt der Welt öffnen, denn die Welt ist bei ihnen zu Gast. Und das würde niemals diskutiert, wenn der ESC nicht dort stattfinden würde. Freuen wir uns also, dass wir jetzt die Macht der Masse haben, um dort etwas zu verändern und darauf einzuwirken.

Fluxxxie
10.02.2012, 13:50
Stefan Niggemeier hat mal wieder was Interessantes geschrieben:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/kontraste-ueber-baku/


Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, hat — zum Unmut des ARD-Verantwortlichen — Briefe an alle Kandidaten und Jury-Mitglieder geschickt.
Er fordert sie darin nicht zum Boykott auf, sondern bloß dazu, sich zu informieren und sich zu verhalten.
Das Ergebnis? Die Jury-Frau Alina Süggeler wagte immerhin in der Umbaupause (!) der Harald-Schmidt-Show, die nur im Internet gezeigt wird (http://www.sat1.de/tv/die-harald-schmidt-show/video/backstage-mit-alina-sueggeler-clip), folgendes, äh, Statement:
Schmidt: Fährst Du dann auch nach Baku?
Süggeler: Ich glaube, eher nicht.
Schmidt: Warum?
Süggeler: Da bewegen wir uns jetzt auf dünnem Eis.
Schmidt: Politische Missstände?
Süggeler: Ja, ich find schon. Es ist schwierig, sich da zu positionieren. Und sich da auch wirklich richtig zu positionieren, ohne dass man jemandem Unrecht tut. Aber wenn ich nicht unbedingt vor Ort sein muss, dann lass ich das, glaube ich, aus.

Lars
13.02.2012, 00:53
Ein Artikel der FAZ zum Thema ESC in Baku:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/eurovision-song-contest-ell-nikki-alijew-11644722.html

j_easy
13.02.2012, 01:41
Ein Artikel der FAZ zum Thema ESC in Baku:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/eurovision-song-contest-ell-nikki-alijew-11644722.html

Wirklich guter Artikel!

ancora
13.02.2012, 01:41
Der bisher beste Artikel zu dem Thema von Herrn Schmitt http://www.faz.net/themenarchiv/2.1194/lena-meyer-landrut-im-gespraech-und-dann-war-ich-ploetzlich-weiter-1984541.html .

maybear
13.02.2012, 09:59
Der bisher beste Artikel zu dem Thema von Herrn Schmitt http://www.faz.net/themenarchiv/2.1194/lena-meyer-landrut-im-gespraech-und-dann-war-ich-ploetzlich-weiter-1984541.html .Sicher ein schöner Artikel, aber doch wohl komplett Off Topic?!

maybear
13.02.2012, 10:10
Ein Artikel der FAZ zum Thema ESC in Baku:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/eurovision-song-contest-ell-nikki-alijew-11644722.htmlEs ist halt wirklich schwierig, sich ein Bild zu machen. So wird einerseits berichtet, die Entschädigung für die Wohnungseigentümer sei viel zu gering, andererseits daß Spekulanten Wohnungen im Baugebiet aufgekauft haben, weil die Entschädigungen erheblich höher seien als der Kaufpreis ...

Ich denke, solche Konflikte gibt es nicht nur in Aserbaidschan, auch in Deutschland mußten Eigentümer wegen einem Stausee oder aus anderen Gründen ihre Häuser räumen und wehrten sich dagegen, und auch in Deutschland werden Mieter mit Schikanen wie dem Abstellen des Stroms oder Schlimmerem "entmietet", freilich nicht vom Staat, sondern von privaten Eigentümern.

Und 69 Menschenrechtsaktivisten im Gefängnis (scheinbar in ganz Aserbaidschan) erscheint mir für ein Land in dieser Gegend und mit 9 Millionen Einwohnern nun auch nicht gerade extrem viel.

tobago
13.02.2012, 12:01
Es ist halt wirklich schwierig, sich ein Bild zu machen. So wird einerseits berichtet, die Entschädigung für die Wohnungseigentümer sei viel zu gering, andererseits daß Spekulanten Wohnungen im Baugebiet aufgekauft haben, weil die Entschädigungen erheblich höher seien als der Kaufpreis ...

Man könnte vermuten, dass diese Spekulanten aufgrund von Beziehungen höhere Entschädigungen erhalten als die ursprünglichen Eigentümer. Wäre ja nicht gerade neu.


Ich denke, solche Konflikte gibt es nicht nur in Aserbaidschan, auch in Deutschland mußten Eigentümer wegen einem Stausee oder aus anderen Gründen ihre Häuser räumen und wehrten sich dagegen, und auch in Deutschland werden Mieter mit Schikanen wie dem Abstellen des Stroms oder Schlimmerem "entmietet", freilich nicht vom Staat, sondern von privaten Eigentümern.

Es ist aber doch ein gewaltiger Unterschied, ob private Drecksäcke am Werk sind, oder ob der Staat selbst der Drecksack ist.



Und 69 Menschenrechtsaktivisten im Gefängnis (scheinbar in ganz Aserbaidschan) erscheint mir für ein Land in dieser Gegend und mit 9 Millionen Einwohnern nun auch nicht gerade extrem viel.

Auch wenn diese Zahl stimmen sollte, es sind in jedem Fall 69 zuviel!

ancora
16.02.2012, 11:07
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk wie er im Buche steht: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/film_fernsehen_radio/aserbaidschan255.html

Übrigens ist der Beitrag aus "Zapp" auch direkt von der Eurovisionsseite des NDR zu erreichen.

Zampano
16.02.2012, 18:02
Artikel von Stefan Niggemeier bei Spon:

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,815249,00.html

david davidson
16.02.2012, 18:19
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk wie er im Buche steht: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/film_fernsehen_radio/aserbaidschan255.html

Übrigens ist der Beitrag aus "Zapp" auch direkt von der Eurovisionsseite des NDR zu erreichen.

Direkt darunter ist auch das Videointerview mit Stefan Niggemeier über den ESC in Baku verlinkt:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/media/zapp5127.html

ancora
16.02.2012, 18:29
Danke, David.
Das gab´s vorhin noch nicht, klasse.

Doktor Landshut
16.02.2012, 20:23
Auf 3SAT Kulturzeit beginnt jetzt gleich ein Beitrag zum Thema.

Nachtrag: Identisch mit dem bereits bekannten TTT Beitrag.

Muenzi
17.02.2012, 12:43
ntv-Artikel zu Baku: http://www.n-tv.de/politik/Pomp-und-PR-in-Baku-article5505216.html

Für mich sehr erfreulich war es bei der Show USFB von einer Vertreterin von amnesty international angesprochen zu werden. Amnesty erhielt vom NDR die Erlaubnis eine Unterschriftensammlung durchzuführen und sogar einen kleinen Stand aufzubauen. Immerhin!!

Hier nochmal der Links zur entsprechenden Amnesty-Seite:http://action.amnesty.de/l/ger/p/dia/action/public/?action_KEY=8393&d=1

j_easy
17.02.2012, 15:04
ntv-Artikel zu Baku: http://www.n-tv.de/politik/Pomp-und-PR-in-Baku-article5505216.html

Für mich sehr erfreulich war es bei der Show USFB von einer Vertreterin von amnesty international angesprochen zu werden. Amnesty erhielt vom NDR die Erlaubnis eine Unterschriftensammlung durchzuführen und sogar einen kleinen Stand aufzubauen. Immerhin!!

Hier nochmal der Links zur entsprechenden Amnesty-Seite:http://action.amnesty.de/l/ger/p/dia/action/public/?action_KEY=8393&d=1

Eine gute Sache. Habe es auch mal getwittert ...

Lars
20.02.2012, 20:55
Alina Süggeler äußert sich bei FB zum Thema:
http://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=299341913459391&id=168053676573771

j_easy
20.02.2012, 21:06
Alina Süggeler äußert sich bei FB zum Thema:
http://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=299341913459391&id=168053676573771

Finde ich gar nicht schlecht, was Sie sagte. Auch interessant, dass sie auf Ihrer FB Seite auch mit Hatern zu kämpfen haben.
Scheint aber im Unterschied zu Lenas FB jemand regelmäßig aufzuräumen. Es gibt also jemanden, der die Seite administriert.

ranzig
26.02.2012, 17:16
Falls noch nicht bekannt: http://www.pressefreiheit-fuer-baku.de/

Melanie
17.04.2012, 21:38
Jan Feddersen hat einen neuen Artikel zum Thema

http://www.taz.de/Kritik-am-ESC-in-Asberbaidschan-wird-lauter/!91667/

earplane
17.04.2012, 21:46
In seinem Blog gibt es sogar mehrere Beiträge zum Thema:

http://eurovision.blog.ndr.de/2012/04/03/amnesty-macht-mobil/
http://eurovision.blog.ndr.de/2012/04/11/3531/
http://eurovision.blog.ndr.de/2012/04/16/streit-ums-politische-2/
http://eurovision.blog.ndr.de/2012/04/17/augen-auf-in-baku/

Zampano
18.04.2012, 18:30
Uiuiui...

"Sicherheitskräfte schlagen Journalisten krankenhausreif"

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,828335,00.html

+ ein Artikel von Stefan Niggemeier:

http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,828199,00.html

Rolwin
19.04.2012, 11:35
Wer immer sich in der Regierung von AZ ausgedacht hat, den ESC nach Baku zu holen, muß sich ja etwas dabei gedacht haben.
Entweder ist es ein saudummer Mensch der denkt, dass alle Gäste nur mit Scheuklappen einreisen, oder er verfolgt ganz andere Ziele. Diese Ziele sollte man erst einmal ergründen und nicht nur spekulieren. Auf dem Weg zu einem Ziel, gibt es immer ein Geben und Nehmen und nur das kann langfristig zu Veränderungen führen durch Diplomatie hinter den Kulissen.
Eine reine Propagandashow gegenüber dem Ausland, ist im Zeitalter von Twitter, Facebook und Blocks zum Scheitern verurteilt.
Den ESC zu nutzen um massiven öffentlichen Druck auszuüben kann auch nur scheitern, denn Druck erzeugt immer auch Gegendruck.
Was kann man machen? Ich denke, wir sollten weiterhin ein menschenwürdiges Leben vorleben, ähnlich wie Eltern ihren Kindern. AZ ist ein junges Land (20 Jahre) und eine Veränderung wird seine Zeit dauern, es sei denn das Ausland will durch einen Krieg das Regime stürzen. Wer will das? Ist schon im Irak gescheitert.
Gerade wir Deutsche haben die Menschenrechte nicht erfunden. Wir hatten das Glück, dass die Nazies den Krieg verloren haben. Möchte mir wirklich nicht ausmalen, wie es sonst hier aussehen würde.
Durch das Internet wird es für alle Diktaturen schwieriger zu überleben. Vielleicht - und ich betone vielleicht - kann der ESC eine klitze Kleinigkeit dazu beitragen, etwas positives zu erreichen. Ein Resümee sollte man erst später und daraus seine Lehren ziehen.

Melanie
19.04.2012, 11:54
Naja nichts wird so heiss gegessen wie es gekocht wird und wenn der ESC vorbei ist und die Journalisten aus Baku abgezogen, dann ist das Thema Menschenrechte in Aserbaidschan eh kein Thema mehr für die westlichen Medien.

Lars
19.04.2012, 12:29
Naja nichts wird so heiss gegessen wie es gekocht wird und wenn der ESC vorbei ist und die Journalisten aus Baku abgezogen, dann ist das Thema Menschenrechte in Aserbaidschan eh kein Thema mehr für die westlichen Medien.

Würd ich so nicht sagen. Da fahren etliche Journalisten hin, und wie aus DE auch nicht nur solche, die sich nur mit Tralala beschäftigen.
Ein Land, in dem man mal gewesen ist, das behält man stärker im Auge.

Doktor Landshut
19.04.2012, 13:34
Würd ich so nicht sagen. Da fahren etliche Journalisten hin, und wie aus DE auch nicht nur solche, die sich nur mit Tralala beschäftigen.
Ein Land, in dem man mal gewesen ist, das behält man stärker im Auge.

Letztlich sind es doch die immensen Öl- und Gasvorkommen, die die autokratischen Verhältnisse in Aserbaidschan stabilisieren. Außer Getöse ist wirksamer politischer Druck von außen da kaum zu erwarten.
Wenn es Veränderungen gibt, dann höchstens durch oppositionionelle Kräfte im eigenen Land.

vampire67
20.04.2012, 08:40
Letztlich sind es doch die immensen Öl- und Gasvorkommen, die die autokratischen Verhältnisse in Aserbaidschan stabilisieren. Außer Getöse ist wirksamer politischer Druck von außen da kaum zu erwarten.
Wenn es Veränderungen gibt, dann höchstens durch oppositionionelle Kräfte im eigenen Land.
Richtig, aber die fokusierte aufmerksamkeit spielt eher der opposition in die hände.
Hab ich die medienleute erst mal im lande, habe ich quasi die büchse der pandorra offen.
Immer wieder herbeigezogene vergleiche mit Olympia 1936 entbehren heutzutage jeder grundlage. Medien sind so zahlreich und unkontrollierbar geworden das man die situation kaum vergleichen kann.

Tiny Tim
20.04.2012, 13:29
Immer wieder herbeigezogene vergleiche mit Olympia 1936 entbehren heutzutage jeder grundlage. Medien sind so zahlreich und unkontrollierbar geworden das man die situation kaum vergleichen kann.

Der Unterschied zwischen Berlin 1936 und Baku 2012 liegt aber in erster Linie auf einer ganz anderen Ebene. Die "arische" deutsche Bevölkerung konnte sich in enormem Ausmaß am staatlich organisierten Raub an jüdischem Vermögen bereichern, was sehr viele Leute gern und ausgiebig taten, fühlte sich durch die Herrenmenschenideologie aufgewertet und hatte an den meisten Inhalten der nationalsozialistischen Ideologie nichts auszusetzen, am allerwenigsten am Antisemitismus. Die Nazis achteten genau darauf, nur ganz bestimmte, bereits vorher verfemte Bevölkerungsgruppen (vor allem Juden, Kommunisten und "Zigeuner") zu diskriminieren und zu verfolgen, während die Bevölkerungsmehrheit in vielerlei Hinsicht gehätschelt wurde. Man musste halt mitmachen, aber auch das taten sehr viele ausgesprochen gerne; die SA z.B. war eine Massenorganisation mit bis zu 3,5 Millionen Mitgliedern.
Das aserbaidschanische Regime dagegen ist gerade nicht totalitär, sondern eine nepotistische Willkürherrschaft einer Clique von postsowjetischen Zusammenbruchsprofiteuren. Niemand, der nicht über direkte oder indirekte Beziehungen zu dieser Clique verfügt, ist vor Benachteiligungen jeglicher Form sicher; das schürt Unmut in sehr weiten Teilen der Bevölkerung. Politische Opposition hat hier grundsätzlich sehr viel bessere Voraussetzungen als im Dritten Reich.

tisch
27.04.2012, 00:34
Stefan Niggemeier hat die Aserbaidschan-Berichterstattung der Nachrichtenagentur dapd thematisiert:

Baku wird erst durch dapd richtig schön (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/baku-wird-erst-durch-dapd-richtig-schoen/)

dapd-Feature über Baku: "Naiv, blind oder bezahlt" (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/dapd-feature-ueber-baku-naiv-blind-oder-bezahlt/)

Bei der dapd, die derzeit eine aggressiven Konkurrenzkampf gegenüber der etablierten dpa betreibt, scheint man daraufhin äußerst unruhig geworden zu sein:

dapd-Chef appelliert an Redaktion: Bewahren Sie Ruhe! (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/dapd-chef-appelliert-an-redaktion-bewahren-sie-ruhe/)

Elvis
27.04.2012, 00:45
Jan Feddersen in der TAZ.

"Die Menschenrechtsdebatte um die Ukraine und Aserbaidschan ist Heuchelei"

"Die deutschen Journalisten berichten lieber über Menschenrechtsverletzungen da Roman Lob nicht so interessant ist wie Lena"


Menschenrechte interessanter als Roman Lob

In Wahrheit geht es hier viel um mediale Aufmerksamkeitschancen. Ginge es ernsthaft um Menschenrechte, würde man an die Zeiten der Entspannungspolitik erinnern: Jene, die am lautesten gegen die Zone und den Ostblock wetterten, kriegten dort, als es um Reise- und Besuchsfreiheiten ging, extra kein Bein an Land.

Medial gilt jedoch, was ein Journalist über den ESC sagte: Ich mache viel über Menschenrechte, weil Roman Lob nicht so interessant ist wie Lena Meyer-Landrut. Kommt in Deutschland auch besser.

http://www.taz.de/Menschenrechte-zur-EM-und-zum-ESC/!92278/

Lars
27.04.2012, 00:49
"Die deutschen Journalisten berichten lieber über Menschenrechtsverletzungen da Roman Lob nicht so interessant ist wie Lena"

Da hatten die norwegischen Machthaber 2010 ja Glück, dass Lena interessanter war als sie ... :D

Brummell
27.04.2012, 00:54
Stefan Niggemeier hat die Aserbaidschan-Berichterstattung der Nachrichtenagentur dapd thematisiert:

Baku wird erst durch dapd richtig schön (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/baku-wird-erst-durch-dapd-richtig-schoen/)

dapd-Feature über Baku: "Naiv, blind oder bezahlt" (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/dapd-feature-ueber-baku-naiv-blind-oder-bezahlt/)

Bei der dapd, die derzeit eine aggressiven Konkurrenzkampf gegenüber der etablierten dpa betreibt, scheint man daraufhin äußerst unruhig geworden zu sein:

dapd-Chef appelliert an Redaktion: Bewahren Sie Ruhe! (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/dapd-chef-appelliert-an-redaktion-bewahren-sie-ruhe/)

Niggemeier ist wirklich ein brillianter Analytiker. :verehrung:

tisch
27.04.2012, 01:00
Feddersen hat sicherlich recht, dass die Diskussion der Menschenrechte in Aserbaidschan zur Zeit eine "Modethema" für Journalisten ist.

Was Feddersen jedoch komplett ignoriert ist, dass das aserbaidschanische Regime nicht nur erhebliche Mittel in die Ausrichtung des ESC steckt, sondern auch in den Versuch der Beeinflussung ausländischer Medien und Journalisten. Und das scheint derzeit komplett nach hinten loszugehen. Statt einem beabsichtigten Imagegewinn sieht es eher nach einem medialen GAU für den Aliyew-Clan aus.

Und gerade das macht die Rolle der dapd, die Stefan Niggemeier aufgedeckt hat, so interessant. Es deutet einiges darauf hin, dass sich die dapd von der aserbaidschanischen Seite hat kaufen lassen...

Brummell
27.04.2012, 01:03
Feddersen hat sicherlich recht, dass die Diskussion der Menschenrechte in Aserbaidschan zur Zeit eine "Modethema" für Journalisten ist.

Was Feddersen jedoch komplett ignoriert ist, dass das aserbaidschanische Regime nicht nur erhebliche Mittel in die Ausrichtung des ESC steckt, sondern auch in den Versuch der Beeinflussung ausländischer Medien und Journalisten. Und das scheint derzeit komplett nach hinten loszugehen. Statt einem beabsichtigten Imagegewinn sieht es eher nach einem medialen GAU für den Aliyew-Clan aus.

Und gerade das macht die Rolle der dapd, die Stefan Niggemeier aufgedeckt hat, so interessant. Es deutet einiges darauf hin, dass sich die dapd von der aserbaidschanischen Seite hat kaufen lassen...

Die Rolle der dapd ist schon seit Jahren dubios, sie wirkt teilweise wie eine verlängerte Werkbank der Bild.

earplane
27.04.2012, 09:48
Jan Feddersen hat insofern Recht als dass es doch etwas seltsam ist ausgerechnet einen singenden Industriemechaniker nach der Menschenrechtslage in Baku zu fragen. Was sind das für "Journalisten"? Wenn man auch nur einen funken Berufsehre hat sollte man bei diesem Thema doch eigentlich lieber vor Ort selbst recherchieren. Oder wenigstens jemand fragen der schon mal da war, vielleicht wenigstens Kollegen oder wen der sich beruflich mit den Menschenrechten beschäftigt oder gar einen Vertreter der Opposition dort. Es ist echt nicht zu fassen.

tisch
09.05.2012, 14:30
SPON-Interview von Stefan Niggemeier mit der Generaldirektorin der EBU Ingrid Deltenre (http://www.spiegel.de/kultur/tv/esc-eurovision-chefin-deltenre-ueber-menschenrechte-in-aserbaidschan-a-831791.html)

Axel1954
09.05.2012, 16:13
Da hatten die norwegischen Machthaber 2010 ja Glück, dass Lena interessanter war als sie ... :D

Dabei gibt es zwischen Norwegen und Aserbaishan Gemeinsamkeiten, beides große Öl- und Gasproduzenten, aber hier kommt das was Walter zum 3.R sagte, die norwegischen Machthaber lassen das Volk davon provitieren oder das Wikingererbe sorgt für eine Verteilung der Beute.:zahn:

Lars
09.05.2012, 16:32
Jan Feddersen hat insofern Recht als dass es doch etwas seltsam ist ausgerechnet einen singenden Industriemechaniker nach der Menschenrechtslage in Baku zu fragen. Was sind das für "Journalisten"? Wenn man auch nur einen funken Berufsehre hat sollte man bei diesem Thema doch eigentlich lieber vor Ort selbst recherchieren. Oder wenigstens jemand fragen der schon mal da war, vielleicht wenigstens Kollegen oder wen der sich beruflich mit den Menschenrechten beschäftigt oder gar einen Vertreter der Opposition dort. Es ist echt nicht zu fassen.

Es ist im Grunde eine Form von Gesinnungsschnüffelei, wenn das auch nicht ganz das treff. Wort ist: - Man fragt jemanden und die erwartete Antwort ist quasi schon vorgegeben, es bleibt dem Gefragten (hier: Lob*) nichts weiter über, als der Frageintention nachzugeben. Der "Journalist" befriedigt damit sich und seinen vermeintlich investigativen "Journalismus". Das ist schon nahezu widerwärtig und lächerlich. Political Correctness at its worst. Geholfen ist damit niemanden aber man klopft sich auf die Schulter, wie gut man doch ist, und bettet das Ganze noch in eine pervertierte Form des "Kritischseins".


*) Ich würde es ihr nicht wünschen in solche Situation zu kommen, aber interessant wäre es doch, wie Lena auf solche Ansinnen reagiert hätte. Im Allgemeinen ist Widerspruch gerade bei solchen Gegebenheiten bei ihr ja vorprogrammiert.

tisch
15.05.2012, 01:29
Mainpost: Der Pfarrer und der Balkan-Blues - Der Unterfranke Hans Uebler wirkte als Urlaubsvertretung in Aserbeidschans Hauptstadt Baku (http://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/Der-Pfarrer-und-der-Balkan-Blues;art16698,6788076)

Melanie
15.05.2012, 01:46
Es gibt wieder Zoff mit Oppositionellen in Baku

http://www.stern.de/kultur/tv/eurovision-song-contest-2012-polizei-stoppt-protest-in-baku-1827283.html

j_easy
15.05.2012, 02:35
Die Rolle der dapd ist schon seit Jahren dubios, sie wirkt teilweise wie eine verlängerte Werkbank der Bild.

Wer ist dann so bescheuert und kauft Nachrichten von diesem Scheißverein. Unterbieten die den Preis?

Brummell
15.05.2012, 09:22
Wer ist dann so bescheuert und kauft Nachrichten von diesem Scheißverein. Unterbieten die den Preis?

Ja, die sind tatsächlich vor ein paar Jahren mit Dumpingpreisen in den Markt gegangen. Ich habe das Ganze in allerletzter Zeit aber nicht mehr so genau verfolgt.

j_easy
15.05.2012, 11:54
Ja, die sind tatsächlich vor ein paar Jahren mit Dumpingpreisen in den Markt gegangen. Ich habe das Ganze in allerletzter Zeit aber nicht mehr so genau verfolgt.

Wenn ich von denen was hörte, dann eher negative Sachen und wenn die sich wirklich von Interessengruppen beeinflussen lassen, dann gehört Ihnen die Lizenz entzogen. Vermute aber eher, die können machen was Sie wollen und gehen nur ein, wenn niemand mehr bei denen kauft :hmm:

synapse
22.05.2012, 02:03
Imre Grimm nimmt kein Blatt vor den Mund http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Themen/Eurovision-Song-Contest-2012/Willkommen-in-Absurdistan

US Fan
22.05.2012, 06:20
@synapse - Thank you for posting the Grimm article.

Fluxxxie
23.05.2012, 12:05
Niggemeier kommentiert/empfiehlt die BBC Doku "Eurovision’s Dirty Secret"
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/das-schmutzige-geheimnis-der-eurovision/

DomeK
23.05.2012, 15:17
Niggemeier kommentiert/empfiehlt die BBC Doku "Eurovision’s Dirty Secret"
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/das-schmutzige-geheimnis-der-eurovision/

Hier nochmal ergänzend die Doku (29min): http://www.youtube.com/watch?v=pDgNc-qKb3s

tisch
31.05.2012, 10:38
Hintergrund zu den ausgetauschten "Postcards":

Wiesbadener Tagblatt - Aserbaidschanischer TV-Sender zeigte beim ESC nicht die „Postcards“ des Wiesbadeners Sven Fleck (http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/wiesbaden/meldungen/12030755.htm)

steffen3
31.05.2012, 10:44
Hintergrund zu den ausgetauschten "Postcards":

Wiesbadener Tagblatt - Aserbaidschanischer TV-Sender zeigte beim ESC nicht die „Postcards“ des Wiesbadeners Sven Fleck (http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/wiesbaden/meldungen/12030755.htm)

Die hätte ich ja gerne mal gesehen.

esiststeffen
31.05.2012, 14:57
Mein Gedanke zu den Postcards war ohnehin die ganze Zeit: "Joa, nette kleine Werbefilmchen, aber wo bitte ist der Bezug zum gerade auftretenden Land ...?" :hmm:

j_easy
31.05.2012, 15:11
Mein Gedanke zu den Postcards war ohnehin die ganze Zeit: "Joa, nette kleine Werbefilmchen, aber wo bitte ist der Bezug zum gerade auftretenden Land ...?" :hmm:

Es gab keinen Bezug zum Land, nur am Ende des Filmchens und vor dem nächsten Auftritt zeigten sie die Halle von Außen in den Flaggen-Farben des Landes.

synapse
31.05.2012, 15:16
Diktaturen präsentieren ihr Land halt gern von seiner besten Seite, alles muss perfekter sein als es wirklich ist. Sie haben Sorge, dass Imperfektionen der Regierung angelastet werden. Der Drang nach perfekter Darstellung ist also eigentlich eine Schwäche. Ich bin sicher, die Filme von Brainpool hätten Aserbaidschan viel sympathischer dastehen lassen.

Doktor Landshut
31.05.2012, 16:40
Diktaturen präsentieren ihr Land halt gern von seiner besten Seite, alles muss perfekter sein als es wirklich ist. Sie haben Sorge, dass Imperfektionen der Regierung angelastet werden. Der Drang nach perfekter Darstellung ist also eigentlich eine Schwäche. Ich bin sicher, die Filme von Brainpool hätten Aserbaidschan viel sympathischer dastehen lassen.

Ich finde, Werbung im Auftrag von Regierungen oder Tourismusverbänden sieht eigentlich immer so aus, unabhängig von der Staatsform.

synapse
31.05.2012, 19:49
Ich finde, Werbung im Auftrag von Regierungen oder Tourismusverbänden sieht eigentlich immer so aus, unabhängig von der Staatsform.

ok. Aber dass eine regierungsnahe Stiftung den Machern des ESC reinredet und fertig produzierte Postkarten mit Filmen ersetzt, die 1:1 aus der Werbung von Tourismusverbänden übernommen sein könnten, das gabs halt nur in Aserbaidschan und nicht in Düsseldorf. Die Postkarten in Düsseldorf waren natürlich auch Werbung, aber nicht so plakativ und perfektionistisch. Sie haben Deutschland sogar extra "klein" gemacht.

Oder nimm die Tatsache dass Journalisten die Crystal Hall während des Baus nicht fotografieren durften, damit Bilder mit schmutzigen Pfützen und Bauarbeitern wenn überhaupt dann nur unter kontrollierten Bedingungen entstehen konnten: das Beispiel zeigt auch, dass die aserbaidschanische Regierung mehr um ihr Erscheinungsbild als Bauherr besorgt war als es eine Demokratie je wäre.

earplane
31.05.2012, 21:24
Oder nimm die Tatsache dass Journalisten die Crystal Hall während des Baus nicht fotografieren durften, damit Bilder mit schmutzigen Pfützen und Bauarbeitern wenn überhaupt dann nur unter kontrollierten Bedingungen entstehen konnten: das Beispiel zeigt auch, dass die aserbaidschanische Regierung mehr um ihr Erscheinungsbild als Bauherr besorgt war als es eine Demokratie je wäre.

Man sollte nicht leichtfertig mit Worten wie "Tatsache" um sich werfen. Vor allem wenn man ein Gerücht nur aus 3. oder 4. Hand hat. Falls das überhaupt so stimmt denke ich dass sich der "Jounalist" selten dämlich angestellt haben muss. Kann auch sein dass er die Kamera vergessen hat und die Geschichte frei erfunden ist. Man wird nie herausfinden was in diesem Einzelfall tatsächlich passiert ist. Auch hierzulande lassen sie nicht jeden daher gelaufenen Hansel auf Baustellen rum hüpfen und fotografieren wie er lustig ist.
Es gibt massenweise Bilder und Videos aus der Bauphase, viele auch auf eurovision.tv und eurovision.az aber auch aus anderen Quellen. Hier ist ein ganzer Thread im Forum voll damit: http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?6292-Wie-sieht-es-grad-in-Baku-aus&highlight=baku
Und in der Finalsendung hatten sie glaub ich auch einen Zeitrafferfilm von Bau der Halle gezeigt.

Mit der Demokratie ist es in dem Land nicht weit her, aber das ist nun wirklich ein komplett untaugliches Beispiel.

earplane
04.09.2012, 13:06
Ich denke das passt hier in den Thread.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ein-aserbaidschanischer-held/

Schnatz
04.09.2012, 13:41
naiv, dämlich, heuchlerisch.

tisch
04.09.2012, 21:08
naiv, dämlich, heuchlerisch.
Wie meinen?

Melanie
08.12.2012, 15:08
und schon steht die nächste Propagandashow an. 2015 Europaspiele in Baku

http://www.focus.de/sport/mehrsport/sportpolitik-international-2015-in-baku-premiere-der-europa-spiele_aid_877559.html

synapse
10.12.2012, 16:11
Eine politische Nachlese zum ESC 2012 von Stefan Niggemeier http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/eurovision-song-contest-esc-tagung-der-a-871323.html

earplane
17.06.2016, 09:22
Nun macht auch der Formel1 Zirkus dort Station. Dass sich der übertragende Sender RTL mehr für die Menschenrechtslage interessiert als damals die ARD? Und die hatte sich ja schon auffällig zurück gehalten.
http://www.dwdl.de/magazin/56424/formel_1_in_baku_motoren_medien_menschen rechte/