PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Martyrs



Guido
03.09.2011, 02:23
Ich würde ihr gerne mal eine Frage stellen bzgl. ihrem und meinem lieblings Film, mich interessiert wie sie das Ende interpretieren würde, aber ich warte erstmal, sie hat ja wohl erstmal genug zu tun.
Martyr ist dein Lieblingsfilm?
Hab ihn eben geguckt...find ich wirklich sehr interessant und dazu passt der Satz: Wenn ich schlafe muss ich erstmal denken! :D

Chris
03.09.2011, 02:28
Martyr ist dein Lieblingsfilm?
Hab ihn eben geguckt...find ich wirklich sehr interessant und dazu passt der Satz: Wenn ich schlafe muss ich erstmal denken! :D
ja genau, ich fand den beim erstenmal so krass verstörend, ich saß da erstmal ne Zeitlang wie versteinert da nach dem Ende.

bates
03.09.2011, 09:37
Ich würde ihr gerne mal eine Frage stellen bzgl. ihrem und meinem lieblings Film, mich interessiert wie sie das Ende interpretieren würde, aber ich warte erstmal, sie hat ja wohl erstmal genug zu tun.


Martyr ist dein Lieblingsfilm?
Hab ihn eben geguckt...find ich wirklich sehr interessant und dazu passt der Satz: Wenn ich schlafe muss ich erstmal denken! :D

Halt, halt, Moment mal. Meint Ihr "Martyrs", den Martyrs (http://de.wikipedia.org/wiki/Martyrs)? Das ist Lenas Lieblingsfilm? Holy shit, das ist einer der extremsten, verstörendsten und umstrittensten Filme überhaupt; einer, bei dem die Leute reihenweise den Kinosaal verlassen und der selbst manchem hartgesottenen Horror-Aficionado zu krass ist; ich habe mich, nach allem, was ich darüber gehört habe - vor allem über das Ende - , bislang noch nicht getraut, den zu gucken. Wann und wo hat sie denn das gesagt?

manny91
03.09.2011, 10:12
Halt, halt, Moment mal. Meint Ihr "Martyrs", den Martyrs (http://de.wikipedia.org/wiki/Martyrs)? Das ist Lenas Lieblingsfilm? Holy shit, das ist einer der extremsten, verstörendsten und umstrittensten Filme überhaupt; einer, bei dem die Leute reihenweise den Kinosaal verlassen und der selbst manchem hartgesottenen Horror-Aficionado zu krass ist; ich habe mich, nach allem, was ich darüber gehört habe - vor allem über das Ende - , bislang noch nicht getraut, den zu gucken. Wann und wo hat sie denn das gesagt?

Vielen, vielen Dank für dein Posting. Ich dachte nur ich hätte so Wahnvorstellungen. Für mich als "Nie-Horrorfilm-Gucker" war's ne Nummer, paar andere meinten es wäre gar nicht übel gewesen. Kann ich gar nicht verstehen, aber sei es drum. Und ja, es geht um DEN Martyrs.

bates
03.09.2011, 10:14
Vielen, vielen Dank für dein Posting. Ich dachte nur ich hätte so Wahnvorstellungen. Für mich als "Nie-Horrorfilm-Gucker" war's ne Nummer, paar andere meinten es wäre gar nicht übel gewesen. Kann ich gar nicht verstehen, aber sei es drum. Und ja, es geht um DEN Martyrs.

Das beantwortet aber nur die erste Hälfte meiner Frage ;). Zählt die andere in die Abteilung "Geheimwissen"?

Lars
03.09.2011, 11:02
Das beantwortet aber nur die erste Hälfte meiner Frage ;). Zählt die andere in die Abteilung "Geheimwissen"?

Sie sagte es noch nicht. Sie wird es aber sagen. ;)
Und zwar bei Inas Nacht.

So, jetzt muss mir nur einer sagen, wo man den Film sehen kann. Auf DVD gibt es nur ne französiche Import-Version.

steffen3
03.09.2011, 11:14
So, jetzt muss mir nur einer sagen, wo man den Film sehen kann. Auf DVD gibt es nur ne französiche Import-Version.

Man könnte bei google mal "watch martyrs" eingeben, vielleicht kommt da was? ;)

maybear
03.09.2011, 11:39
So, jetzt muss mir nur einer sagen, wo man den Film sehen kann. Auf DVD gibt es nur ne französiche Import-Version.Kurz gegoogelt: http://www.dvdfsk18.at/shop/product_info.php?language=de&products_id=23968&ref=10026

Hollie60
03.09.2011, 11:49
Achtung:
NUR FUER LEUTE DIE 18 SIND
<-- DVD --> (http://www.beyond-media.at/shop/csc_article_details.php?nPos=&saArticle[ID]=6380&VID=JTbpRxDTVBiWveHA&saSearch[word]=martyrs&saSearch[category]=0&saSearch[special]=)
<-- BD --> (http://www.beyond-media.at/shop/csc_article_details.php?nPos=&saArticle[ID]=7679&VID=JTbpRxDTVBiWveHA&saSearch[word]=martyrs&saSearch[category]=0&saSearch[special]=)
Beimn Suchen "Marttyrs" eingeben
Diese Seite ist in Österreich und jedem zu empfehlen der guten Horror sucht. Da bestelle ich auch immer.

Lars
03.09.2011, 12:04
Dankeschön für die Hinweise.
:knuddel:

rumimo
03.09.2011, 12:23
...
Beimn Suchen "Marttyrs" eingeben
Diese Seite ist in Österreich und jedem zu empfehlen der guten Horror sucht. Da bestelle ich auch immer.
Warum guckt man sich solche Filme an, was erwartet man da, ist das eine Mutprobe?

Hollie60
03.09.2011, 12:27
Wenn das Suspekt mit dem bestellen ist und in Hamburg oder Hannover wohnt
http://www.fantastic-screen.de/boersentermine/index.php
Eintritt ab 18, total überlaufen trotz keinerlei Werbung. Nur was für Freaks und Kenner.

Zampano
03.09.2011, 12:28
Warum guckt man sich solche Filme an, was erwartet man da, ist das eine Mutprobe?

Was ist denn das für eine vorverurteilende Frage...?

Warum gucken sich manche Leute Liebesschnulzen an, was erwartet man da...?

rumimo
03.09.2011, 12:48
Was ist denn das für eine vorverurteilende Frage...?

Warum gucken sich manche Leute Liebesschnulzen an, was erwartet man da...?
Ich sehe da keine Vorverurteilung, nur eine Frage, aber eine Antwort war das auch nicht, oder?
Meine Frage ist eigentlich, warum guckt Lena sich das an.

Hollie60
03.09.2011, 12:52
Wie meine Ermahnung schon sagt: ab 18 können ja nur 2 Sachen sein. 1.) P....., 2.) Horror

Zampano
03.09.2011, 12:54
Ich sehe da keine Vorverurteilung, nur eine Frage, aber eine Antwort war das auch nicht, oder?
Meine Frage ist eigentlich, warum guckt Lena sich das an.

Weil sie gerne Horrorfilme schaut...? Zur Unterhaltung...? Ist wie Geisterbahnfahren für Erwachsene...

rumimo
03.09.2011, 12:57
Weil sie gerne Horrorfilme schaut...? Zur Unterhaltung...? Ist wie Geisterbahnfahren für Erwachsene...
Naja, vielleicht beantwortet sie das ja bei Inas Nacht - 23 Uhr - ARD 15.10.11, daher kommt ja wohl die Info.

Zampano
03.09.2011, 12:57
"I do have a secret passion for horror... I love horror movies..."

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=4dbp-MMYqLM#t=29s

Doktor Landshut
03.09.2011, 13:14
Weil sie gerne Horrorfilme schaut...? Zur Unterhaltung...? Ist wie Geisterbahnfahren für Erwachsene...

Leider sind die meisten Horrorfilme, die ich kenne, bis auf wenige Perlen ziemlich langweilig und simpel gestrickt. Kennste einen, kennste alle.
Interessant fand ich z.B. The Ring, Shining, Blair Witch Project oder John Carpenters Halloween.

Hollie60
03.09.2011, 13:18
Das sind ja auch keine richtigen Horrorfilme. Könnte dir welche nennen die ich noch vor der FSK Einführung selber im Kino gesehen habe. Hier fehlt eindeutig eine 18 Section.

Zampano
03.09.2011, 13:21
Leider sind die meisten Horrorfilme, die ich kenne, bis auf wenige Perlen ziemlich langweilig und simpel gestrickt. Kennste einen, kennste alle.
Interessant fand ich z.B. The Ring, Shining, Blair Witch Project oder John Carpenters Halloween.

Das ist leider absolut richtig... gut gewählte Beispiele für anspruchsvollere Filme, vor allem Shining...

Die Verfilmung von Stephen Kings "Es" fällt mir noch ein, den finde ich auch ganz unterhaltsam...

Doktor Landshut
03.09.2011, 13:21
Das sind ja auch keine richtigen Horrorfilme. Könnte dir welche nennen die ich noch vor der FSK Einführung selber im Kino gesehen habe. Hier fehlt eindeutig eine 18 Section.

Blutrünstiges Splatter Zeugs macht mir keinen Spaß, da guck ich mir dann doch lieber irgendeine Schmonzette an... ;)

bates
03.09.2011, 17:35
Weil sie gerne Horrorfilme schaut...? Zur Unterhaltung...? Ist wie Geisterbahnfahren für Erwachsene...

Nur eins noch hierzu: "Martyrs" schaut sich, glaube ich, niemand im engeren Sinne "zur Unterhaltung" an. Die meisten, die das Ding gesehen haben, bezeichnen ihn als eine Art Grenzerfahrung, manche sehen ihn gar auf einer Unerträglichkeitsstufe mit Pasolinis "Salò". Anders als "Saw" & Co hat der Film wohl einen philosophischen Überbau und eine spirituelle Dimension, vielleicht fasziniert Lena das daran. Manche bezeichnen diesen Überbau aber auch als prätentiös und meinen, letztlich sei's eben doch nix anderes als "Saw" & Co. Ich kann's mangels eigener Sichtung nicht beurteilen und bin mir nicht sicher, ob ich es nachholen will. Wie auch immer, dass Lena sich so heftiges Zeugs reinzieht, finde ich schon erstaunlich (faszinierend), ich wäre sehr neugierig, was sie zu diesem Film sagt.

Lars
03.09.2011, 20:51
Warum guckt man sich solche Filme an, was erwartet man da, ist das eine Mutprobe?

Klar.
Am I as strong as Lena? :)

Zampano
03.09.2011, 21:20
Irgendwie hat sich der Film gerade auf meine Festplatte geschlichen, während ich kurz nicht hingeschaut habe…
Ist mir völlig unerklärlich, wie das passiert ist… fängt ja schon unheimlich an…!

Wahrscheinlich ist meine Firewall defragmentiert (sagt man so?!?)… :hmm:

Ich werde ihn jedenfalls in den nächsten Tagen mal anschauen und berichten… wenn ihr nix mehr von mir hört, bin ich wahrscheinlich eine Weile in der Klinik...

Ich kann aber mal schon soviel sagen: die ersten 10 Sekunden könnten ausreichen, um bei labilen Persönlichkeiten Alpträume auszulösen...! http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/erstaunt01.gif

Lebt wohl…! :sadwave:

rumimo
03.09.2011, 21:39
...

Ich kann aber mal schon soviel sagen: die ersten 10 Sekunden könnten ausreichen, um bei labilen Persönlichkeiten Alpträume auszulösen...! http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/images/smilies/erstaunt01.gif

Lebt wohl…! :sadwave:
Da protzt einer mit seiner Leidensfähigkeit.

sound
03.09.2011, 21:48
Sagen wir mal so, eine gewisse Leidensfähigkeit kann man jeden hier attestieren der eines Sonntags vor 18Monaten stundenlang einen scheiss Radiosender gehört hat nur weil Lena angekündigt war.
Ich weiß leider nich mehr welcher genau aber die eingefleischten Fans wissen was ich meine.
Allerdings bin ich nicht Leidensfähig genug denn Horrorfilme schau ich mir nie an!

Chris
04.09.2011, 01:13
Nur eins noch hierzu: "Martyrs" schaut sich, glaube ich, niemand im engeren Sinne "zur Unterhaltung" an. Die meisten, die das Ding gesehen haben, bezeichnen ihn als eine Art Grenzerfahrung, manche sehen ihn gar auf einer Unerträglichkeitsstufe mit Pasolinis "Salò". Anders als "Saw" & Co hat der Film wohl einen philosophischen Überbau und eine spirituelle Dimension, vielleicht fasziniert Lena das daran. Manche bezeichnen diesen Überbau aber auch als prätentiös und meinen, letztlich sei's eben doch nix anderes als "Saw" & Co. Ich kann's mangels eigener Sichtung nicht beurteilen und bin mir nicht sicher, ob ich es nachholen will. Wie auch immer, dass Lena sich so heftiges Zeugs reinzieht, finde ich schon erstaunlich (faszinierend), ich wäre sehr neugierig, was sie zu diesem Film sagt.
Sehr schön, dass meinem persönlichen Alltime Movie ein eigener Thread spendiert wird. Ich habe ihn inzwischen ca. 8 mal gesehen, das erste mal auf dem Fantasy Film Fest. Der Film ist auf keinen Fall mit Saw oder Splatter Filmen zu vergleichen, die mehr auf grafische Gewalt ausgelegt sind, Martyrs setzt mehr auf psychischer Härte und Atmosphäre aber das auf eine so krasse Weise, die für sehr viele Leute wohl schwer zu verkraften ist. Meiner damaligen Freundin ging es danach echt schlecht.
Ich kann jedem etwas Zartbesaitetem auf jeden Fall davon abraten ihn anzuschauen, da er wirklich sehr stark an die Substanz geht. In meinen Augen ist er ein Schlag ins Gesicht und dennoch ein Meisterwerk des franz. Horror Films. Einen vergleichbaren und ähnlich hart unter die Haut gehenen Film gibt es meiner Meinung nicht. Er ist wie bates schon sagte eine Art Grenzerfahrung. Das Ende bietet sehr viel Freiraum für Interpretationen und deshalb würde mich wirklich brennend interessieren was Lena von der Schlussszene ("Zweifeln Sie?!") hält.

Peter M. aus V.
04.09.2011, 02:12
@bates: Ich hab' schon bei Lenas ersten Äußerungen Lenas (im Zusammenhang mit der Vorstellung von TBAS hat sie das wohl auch erwähnt) gedacht: Meine Güte, wie passt das denn? Und dann so ein Ding? "Grenzerfahrung"? Aber was Du an Beschreibungen gefunden hast, könnte wirklich eine Erklärung sein. Trotzdem halte ich es lieber mit dem Doktor und dem Schmenzes. Außer, wenn Lena mitkäme und mit die Hand hielte...:-D

ptp
04.09.2011, 15:58
Habe mir den Film gestern Abend mal angeschaut und kann erst mal ohne eine Bewertung abzugeben sagen: wer am nächsten Tag etwas Wichtiges vorhat, bei dem er sich konzentrieren muss, sollte ihn nicht anschauen: Denkballast ist garantiert.

Ansonsten würde ich dem Film maximal eine mittelmäßige Bewertung geben. Er zeigt gute Ansätze... aber letztlich wirkt er gerade gegen Ende hin unausgegoren und undurchdacht.

Im Prinzip besteht der Film aus zwei Teilen: zunächst einem guten, aber letztlich doch konventionellen Horrorfilm. Einziger kleiner Höhepunkt: der sehr gut in Szene gesetzte "Amoklauf" des früheren Opfers. Der zweite Teil besteht aus einem wie drangekittet wirkenden SM-Movie, dem das aufgesetzt wirkende Ende vergeblich Sinn und Berechtigung einhauchen soll. Und dieser zweite Teil wirkt auch wie ein konventioneller SM-Movie auf mich: ein wenig morbid-faszinierend... aber nach wenigen Minuten habe ich genug davon und das Zeug langweilt mich nur noch.

Schade, man hätte viel mehr draus machen können. Gerade das Ende wirkt absolut undurchdacht und wie eine Legitimierung für das Anhängen des SM-Movies.

petsta
04.09.2011, 16:48
Auch wenn's komisch klingt, könnte ich mir vorstellen, dass für Lena, die sich ja inzwischen als geerdeter und stabiler erwiesen hat als viele sich hier jemals vorstellen konnten, ein Teil der Faszination dieses Films in der absolut schonungslosen aber ehrlichen Verarbeitung der Gewalt liegt. Einen tiefgründigen und philosphisch veranlagten Menschen führt der Film möglicherweise tiefer in das Thema als jemals einer zuvor, denn so weit wagt man sich in seiner Vorstellung nicht mal ansatzweise.

Melanie
05.09.2011, 13:10
Wie meine Ermahnung schon sagt: ab 18 können ja nur 2 Sachen sein. 1.) P....., 2.) Horror

Viele Action- und Martial-Arts-Filme sind auch erst ab 18.

Hollie60
05.09.2011, 13:12
Viele Action- und Martial-Arts-Filme sind auch erst ab 18.
Ja, da muß ich dir Recht geben.

Doktor Landshut
05.09.2011, 13:16
Trotzdem halte ich es lieber mit dem Doktor und dem Schmenzes. Außer, wenn Lena mitkäme und mit die Hand hielte...:-D

Darf ich dann auch mitkommen? Eine Hand hätte Lena dann ja noch frei... ;)

2075manuel
06.09.2011, 22:10
Habe mir den Film dann auch mal angeschaut (gerade die DVD der Videothek zurück gebracht).

Ich kann die Meinungen bzgl. "verstörend" überhaupt nicht nachvollziehen. Auch sehe ich da keinen "Raum für Interpretationen" der Schlußpointe. Ebenso hat sich kein "Denkballast" angestaut und einen philosophischen Überbau mag ich auch nicht erkennen.

Das verstört mich jetzt aber doch, aber anders: bin ich emotional abgestumpft??? (Ich sehe sonst nie Horrorfilme, "Black Hack Down" fand ich dagegen nervenzehrend).

Horrorfilme scheinen wichtig für guten Gesang zu sein. Katie Melua mag auch Horrorfilme. Und ich kann nicht gut singen. ;)

Chris
06.09.2011, 22:35
...Auch sehe ich da keinen "Raum für Interpretationen" der Schlußpointe....bin ich emotional abgestumpft???
Dann bist du die 1. Person die das Ende verstanden hat und genau weiß warum ....suizid begeht. ;)
Pascal Laugier (der Regisseur) hatte sich selbst mal dazu geäußert und gesagt, dass er das Ende bewusst so gestaltet hat um eben "Raum für Interpretationen" zu liefern.
Na abgestumpft würde ich nicht sagen, kommt immer drauf an wie und mit welchen Erwartungen man an einen Film geht und auf jeden hat der Film eine andere Wirkung.
So super blutige Splatter schocken mich z.b. auch nicht, aber ein Irreversibel oder Requiem For A Dream z.b. schlagen mir dann dafür aufs Gemüt.

ptp
06.09.2011, 22:42
Dann bist du die 1. Person die das Ende verstanden hat und genau weiß warum ....suizid begeht. ;)

Wollte ihm gerade Ähnliches schreiben.


Pascal Laugier (der Regisseur) hatte sich selbst mal dazu geäußert und gesagt, dass er das Ende bewusst so gestaltet hat um eben "Raum für Interpretationen" zu liefern.

Tja, genau das ist mein Problem - das "bewusst" auf Raum für Interpretationen getrimmte merkt man dem Ende leider viel zu sehr an...

2075manuel
06.09.2011, 22:53
Dann bist du die 1. Person die das Ende verstanden hat und genau weiß warum ....suizid begeht.

Ich finde, dass muss man gar nicht verstehen, um zu einer Interpretation zu kommen; es ist ja bewusst offen, was die Märtyrerin der ... zuflüstert.

Menschen sind letztendlich auch nicht zu verstehen. Genauso könnte man fragen: Warum verlässt x das Haus als Tatort nach y's Tod nicht einfach, sondern wäscht den Leichnam und telefoniert?

basti
10.09.2011, 23:01
Martyrs ist meiner Meinung nach einer der besten Filme wenns um psychischen Horror geht. Wenn Lena den Film mag - Super! Guter Filmgeschmack von ihr :-)
By the Way, wer Martys "gut" fand sollte sich auch ein paar andere französische Horrofilme gönnen (High Tension, Inside, Frontiers).

Chris
11.09.2011, 01:32
wer Martys "gut" fand sollte sich auch ein paar andere französische Horrofilme gönnen (High Tension, Inside, Frontiers).
Yep die sind nach Martyrs alle in meiner Top Five. Vor allem A l'interieur (Inside) ist ganz ganz böse. Die Franzosen machen einfach die besten Horror Filme, so ne Atmosphäre bekommt sonst keiner hin.

bates
03.10.2011, 18:31
Rechtzeitig vor „Inas Nacht“: Mutprobe bestanden, Martyrs geguckt. Okay, nur halb bestanden, da vorher teils gespoilert, und Martyrs muss man eigentlich völlig ahnungslos gucken. Aber es hat auch so gereicht. Ich kann mich Michael Scofields Warnung nur anschließen: Der Film ist extrem hart, und wer zartbesaitet ist oder mit expliziten und ausgedehnten Folterszenen ein moralisches Problem hat, sollte um Martyrs einen Riesenbogen machen.

Zugleich ist es wahr, dass die äußerst heftige emotionale Wirkung des Films mit der grafischen Gewaltdarstellung nur am Rande zu tun hat – auch wenn er zweifellos äußerst gewalttätig ist und an einigen Stellen auch richtig ekelerregend. Es ist vor allem das böse Spiel, das Martyrs mit dem Zuschauer treibt, ein mindfuck par excellence. Der Film treibt den Zuschauer Schritt für Schritt in eine äußerst unangenehme Position hinein, auch in eine moralische Zerreißprobe, und er entlässt ihn daraus bis zum Ende nicht. Er verweigert dem Zuschauer jedes kathartische Moment. Anbei eine kleine Analyse, wie er das tut (wer nicht gespoilert werden will, der lese nicht weiter – ich werde zwar keine komplette Inhaltsangabe machen, ein paar Details sind trotzdem unvermeidbar).


Der Grundton des Films ist von grimmigem Ernst; er enthält – außer zwei kurzen schwarzhumorigen Momenten in der „glücklichen Familie“, bevor die Rächerin Lucy vor der Tür steht – nicht ein Fünkchen Humor oder Ironie; kein Augenzwinkern, kein fröhliches Herumzitieren. Auch keinen „Fun-Splatter“. Die Atmosphäre ist durchweg düster, beklemmend, melancholisch, zuweilen von tiefer Traurigkeit (aber auch mit ein paar überraschenden zärtlichen Momenten). Nicht unwesentlich trägt dazu auch der stimmige Look des Films bei. Wer Gefallen an einer „Ästhetik des Hässlichen“ hat, für den hält Martyrs durchaus auch Bilder von morbider „Schönheit“ bereit; sehr schmuddelig, sehr „verdreckt“, very very nasty. (Und auch die exzellente schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen trägt natürlich ihren Teil dazu bei.)
Der Film hat eine äußerst clevere und sehr bösartige Dramaturgie, die ein Prinzip aus einem benachbarten Genre auf den Kopf stellt: In den sog. Rape and Revenge-Movies wird in der ersten Hälfte ein Opfer grausam misshandelt und nimmt in der zweiten Hälfte grausame Rache an seinen Peinigern. Martyrs hingegen beginnt mit dem Rachefeldzug eines Opfers und endet mit der Misshandlung eines anderen. Das befreiende Moment des Rache-Motivs wird uns Zuschauern damit an beiden Enden vorenthalten: In der ersten Hälfte wird für unser Gefühl keine Gerechtigkeit hergestellt – wir werden sogar erst im Glauben gehalten, dass Lucy sich evtl. irrt und sich an den falschen Leuten rächt – , in der zweiten Hälfte wissen wir (oder ahnen es), dass keine Rache mehr folgen und es für Anna, das zweite Opfer, keine Rettung geben wird. Damit verschafft uns der Film ein Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit.
Die beiden Hälften sind durch einen Plot Twist verknüpft, der zwar seit Psycho etabliert ist – mitten im Film stirbt der Protagonist und wird durch einen anderen ersetzt -, aber lange nicht mehr so effektvoll eingesetzt. Er beraubt uns jeder Sicherheit, jedes vorausschauenden Wissens, was hinter der nächsten Ecke lauern könnte.
Die beiden Hälften unterscheiden sich stilistisch und inszenatorisch fundamental. In der ersten Hälfte ist Martyrs, wie schon ptp schrieb, ein zwar sehr harter, aber im Grunde klassischer Horrorfilm, rasant inszeniert und geschnitten (und dabei alle typischen Stilmittel des Genres auffahrend), hochdramatisch und extrem spannend, und mit ein paar Momenten von echtem shock value. In der zweiten Hälfte hingegen nimmt Martyrs jedes Tempo und jede Dramatik vollständig heraus. Es ist jene zweite Hälfte, die ihn zu einem Skandalfilm und Publikumsspalter gemacht hat, die ihm den Ruf einbrachte, in seinen Tabubrüchen zu weit zu gehen (das reicht bis zu Stimmen wie „Wer sowas dreht, gehört eingesperrt“). Wenn man Erfahrungsberichte im Internet liest, fällt auf, wie wirksam Martyrs als Kopfkino funktioniert: Da ist immer wieder von einer grausamen „halben Stunde“ die Rede, die an Brutalität alles übertreffe, was man je zuvor gesehen habe. In Wahrheit ist die Sequenz, die den Stein des Anstoßes bildet, gerade 13 Minuten lang und die mit Abstand unblutigste. Dennoch ist sie ohne Zweifel die am schwersten erträgliche. Wir sehen in einer schier endlos wirkenden Repetition der immer gleichen Szenenabfolge, wie ein Mensch physisch und psychisch gebrochen wird. Das Verstörendste dabei ist die völlige Ruhe, ja medizinische Kälte der Inszenierung. Würde diese Sequenz als separater Kurzfilm veröffentlicht, erschiene sie wie eine fast „wissenschaftliche“ Studie über Folter. Weil wir aber direkt aus der ersten Hälfte des Films, also bis zum Anschlag mit Horror-Stimmung geladen, in diese Szene hineingeworfen werden – mit Herzklopfen, ängstlich, erregt, nervös und vor allem voller tiefer Empathie für die Protagonistin (eine engelsgleiche, aufopferungsvolle junge Frau, die natürlich nicht zufällig „Anna“ heißt), ist die Wirkung dieser Sequenz tatsächlich blanker Terror.
Zu einer moralischen Zerreißprobe wird die Sequenz durch die inhaltliche Frechheit des Films, nach der diese unfassbare Grausamkeit auch noch einen tieferen Sinn haben soll. Die Sekte, die diese Untaten begeht, erhofft sich davon die Lösung eines philosophischen Problems. Schmerzen als Weg zur Erkenntnis. Bei den Tätern handelt es sich nicht um Sadisten, sondern um „Forscher“. Nun finden wir einerseits, dass diese Leute einfach völlig krank sind – andererseits wollen wir doch wissen, was an der Sache dran ist. Und so vergehen wir zwar fast vor Mitleid für Anna und vor Wut auf ihre Peiniger – und doch verraten wir Anna auch, weil wir auf morbide Weise neugierig sind, was bei dem Experiment herauskommt. Der Film bringt uns in eine ethisch-moralisch schier unmögliche Lage, hin- und hergerissen zwischen Opfer- und Täterperspektive.
[Das finale "Martyrium" des Films ist dann noch einmal von heftiger grafischer Gewalt, auch wenn wir nur das Ergebnis sehen, nicht den Vollzug - allerdings ist sie derart over the top, dass sie zumindest auf mich ihre schockierende Wirkung verfehlte - für mich bewegt sich der Film zu diesem Zeitpunkt in einem schon fast "abstrakten" Bereich.]
Das Ende des Films stößt uns endgültig vor den Kopf, weil es uns die Antwort auf die philosophische Frage verweigert. Wir erfahren zwar, dass es eine gibt (und zwar „ohne Raum für Interpretation“), aber wir bekommen sie nicht zu hören. Die einzige Person, die sie kennt, nimmt ihr Geheimnis mit ins Grab. Uns indes gewährt Martyrs nicht nur keine Erlösung, sondern auch keine Erkenntnis. Zu all den negativen Gefühlen, mit denen uns der Film aufgeladen hat - Wut, Trauer, Mitleid, Angst, Ekel, Verzweiflung, Hilflosigkeit – kommen auch noch Ratlosigkeit und Frustration.

„A blast of dark energy“ nennt Regisseur Pascal Laugier seinen Film, und zwar völlig zu Recht. Wie damit auf dem Heimweg umgehen? Nun, indem man zur Kenntnis nimmt, dass es sich bei dem „philosophischen Überbau“ des Films um einen perfiden Taschenspielertrick handelt. Die Frage, was Anna der Mademoiselle ins Ohr geflüstert hat, ist so wenig zu beantworten wie die nach dem Kofferinhalt in Pulp Fiction. Es ist ein klassischer MacGuffin (http://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin)– mit dem Unterschied nur, dass der Koffer hier nicht als Handlungsträger fungiert, sondern uns als „Hausaufgabe“ mitgegeben wird. Aber wir können es uns sparen, das Zahlenschloss zu knacken – in dem Koffer ist nichts drin. Und genau in dieser Erkenntnis liegt der eigentliche Gehalt von Martyrs. Solange wir weiter nach „des Rätsels Lösung“ suchen, so lange bleiben wir auf der Täterseite, so lange sind wir nicht besser als diese dekadenten Rentner, die unserer geliebten Heldin das alles angetan haben, um Antworten auf letzte Fragen zu kriegen. Zu erkennen, dass die Gewalt tatsächlich sinnlos war und die Frage nach ihrem höheren Zweck Bullshit, ist der einzige moralische Fluchtpunkt, den Martyrs zulässt. „Zweifeln Sie!“ – die letzten Worte des Films richten sich weniger an Etienne als an uns.

Ist Martyrs also eine „Grenzerfahrung“? Ja, das ist er wohl, allerdings sollte das jeder gute Horrorfilm sein. Laugier hat mehrfach betont, dass er sich in der Tradition des 1970er-Jahre-Horrorkinos sieht. Filme wie The Texas Chain Saw Massacre, Dawn of the Dead oder auch Der Exorzist wollten weder einem bürgerlichen Publikum wohliges Schaudern bereiten noch die Gelüste voyeuristischer Nerds bedienen – sie wollten ihren Zuschauern in die Magengrube schlagen, sie schonungslos Urängsten aussetzen. Zu ihrer Zeit waren diese Filme ebenso verstörende „Grenzerfahrungen“ und Publikumsspalter wie Martyrs. Deswegen möchte ich auch meine Behauptung widerrufen, man könne sich einen Film wie Martyrs nicht zur „Unterhaltung“ angucken – letztlich erfüllt er genau das, was man von einem Horrorfilm erwartet, und wer darauf steht, sich im geschützten Rahmen extrem unangenehmen Gefühlen auszusetzen – das ist der Sinn von Horror – , für den ist das natürlich „Unterhaltung“. Deswegen hat Martyrs gute Chancen, zu einem Genre-Klassiker zu werden – zu einem aus dem Giftschrank in der hintersten Kellerecke, versteht sich.

(Ein Subtext dieses langen Posts ist natürlich meine Faszination darüber, dass Lena ausgerechnet von diesem Werk so begeistert ist. Sagen wir so, es ist schwer, einen Ort im Universum zu finden, der weiter vom „Neopolitan Dreams“-Lächeln entfernt wäre denn ein Film wie Martyrs. Und der von ihr ebenfalls schon öfter lobend erwähnte Roman Evil (The Girl Next Door) spielt in der gleichen Liga, sie scheint sich für solche abgründigen Stoffe also brennend zu interessieren. Aber wie jeder neue unerwartete Baustein erhöht auch dieser - nach anfänglich leichter Irritation - meine Begeisterung für die Frau nur einmal mehr ;) )

Hollie60
03.10.2011, 18:58
Mir ging es genauso wie dir. Kann es leider nicht so genau beschreiben wie du. Aber ich bin auch der Meinung, das dieser Film in die Geschichte eingehen wird. Und ja, Lena hat einen merkwürdigen Geschmack.

Zampano
04.10.2011, 01:00
Ich hab ihn jetzt auch gesehen und kann dem Gesagten nichts hinzufügen, außer dem herrlichen Lied, das im Abspann läuft und dem Hinweis, daß man den Soundtrack gratis downloaden kann...

"Your Witness" By Seppuku Paradigram:


http://www.youtube.com/watch?v=5qoEOB4luxw

Soundtrack-Gratis-Download: http://seppukuparadigm.com/martyrs/index.html

juppmartinelli
04.10.2011, 01:40
„A blast of dark energy“ nennt Regisseur Pascal Laugiers seinen Film, und zwar völlig zu Recht. Wie damit auf dem Heimweg umgehen? Nun, indem man zur Kenntnis nimmt, dass es sich bei dem „philosophischen Überbau“ des Films um einen perfiden Taschenspielertrick handelt. Die Frage, was Anna der Mademoiselle ins Ohr geflüstert hat, ist so wenig zu beantworten wie die nach dem Kofferinhalt in Pulp Fiction. Es ist ein klassischer MacGuffin (http://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin)– mit dem Unterschied nur, dass der Koffer hier nicht als Handlungsträger fungiert, sondern uns als „Hausaufgabe“ mitgegeben wird. Aber wir können es uns sparen, das Zahlenschloss zu knacken – in dem Koffer ist nichts drin. Und genau in dieser Erkenntnis liegt der eigentliche Gehalt von Martyrs. Solange wir weiter nach „des Rätsels Lösung“ suchen, so lange bleiben wir auf der Täterseite, so lange sind wir nicht besser als diese dekadenten Rentner, die unserer geliebten Heldin das alles angetan haben, um Antworten auf letzte Fragen zu kriegen. Zu erkennen, dass die Gewalt tatsächlich sinnlos war und die Frage nach ihrem höheren Zweck Bullshit, ist der einzige moralische Fluchtpunkt, den Martyrs zulässt. „Zweifeln Sie!“ – die letzten Worte des Films richten sich weniger an Etienne als an uns.

Ich werde mir diesen Film niemals ansehen können; weil ich das weiß, habe ich ohne Scheu einiges darüber gelesen, weiß also, was darin zu sehen ist. Vor diesem Hintergrund von mir für diese Analyse ein begeistertes :verehrung:.

Rolwin
04.10.2011, 11:24
Ich werde mir diesen Film niemals ansehen können; weil ich das weiß, habe ich ohne Scheu einiges darüber gelesen, weiß also, was darin zu sehen ist. Vor diesem Hintergrund von mir für diese Analyse ein begeistertes :verehrung:.
Stimme dir vollständig zu.
Ohne den Film gesehen zu haben, stellt sich mir die Frage, welchen Sinn macht es einen solchen Film zu produzieren? Soll er den Zuschauer für kommende Missetaten in der Welt schon einmal etwas abstumpfen? Ist es die Antwort auf die Frage, welche Gräueltaten passieren in der Welt, nur kennen tue ich sie noch nicht? Soll aufgezeigt werden, dass in jedem Menschen auch etwas Böses steckt und soll der böse Anteil in meiner Seele einen Anschub bekommen? Oder soll mein eigenes Gewissen damit beruhigt werden und damit meine eigenen Schandtaten in ein besseres Licht stellen?

Fragen, über Fragen, auf die ich keine Antwort habe.

bates
04.10.2011, 23:44
Stimme dir vollständig zu.
Ohne den Film gesehen zu haben, stellt sich mir die Frage, welchen Sinn macht es einen solchen Film zu produzieren? Soll er den Zuschauer für kommende Missetaten in der Welt schon einmal etwas abstumpfen? Ist es die Antwort auf die Frage, welche Gräueltaten passieren in der Welt, nur kennen tue ich sie noch nicht? Soll aufgezeigt werden, dass in jedem Menschen auch etwas Böses steckt und soll der böse Anteil in meiner Seele einen Anschub bekommen? Oder soll mein eigenes Gewissen damit beruhigt werden und damit meine eigenen Schandtaten in ein besseres Licht stellen?

Fragen, über Fragen, auf die ich keine Antwort habe.

Ach, Rolwin, die meisten dieser Fragen könntest Du schon an die Ilias stellen. Extreme Gewaltdarstellungen gibt es, solange es Kunst gibt. Was in Martyrs geschieht, hat schon Apollon in seinem Zorn dem Marsyas widerfahren lassen. Für noch die heftigste Splatterszene könntest Du ein Gegenstück in der Bibel finden, und würde man Kafkas In der Strafkolonie verfilmen, wäre das Ergebnis um einiges härter als Martyrs (damit will ich den Film mit diesen Werken künstlerisch nicht vergleichen). Ebenso ist das paradoxe Phänomen der Angstlust wohl so alt wie die Menschheit selbst. Warum tun sich das Leute an, sich freiwillig extremer Angst, extremen Ekel usw. auszusetzen? Wahrscheinlich, weil es neben der intensiven Körpererfahrung auch eine "reinigende" Funktion hat. Das verfemte Horror-Genre hat für unsere Urängste zeitlose Archetypen gefunden, es scheint einem Bedürfnis von Menschen entgegenzukommen.

Übrigens, die meisten Horror-Fans sind - auch wenn die kleinen Jungs jeden Alters unter ihnen gerne die abgebrühten harten Kerle spielen - eher sensible, emotional leicht affizierbare Menschen; was auch Sinn macht, weil ohne starke Empathie für die Figuren Horror nicht funktioniert.

ptp
05.10.2011, 00:12
Ein Subtext dieses langen Posts ist natürlich meine Faszination darüber, dass Lena ausgerechnet von diesem Werk so begeistert ist. Sagen wir so, es ist schwer, einen Ort im Universum zu finden, der weiter vom „Neopolitan Dreams“-Lächeln entfernt wäre denn ein Film wie Martyrs. Und der von ihr ebenfalls schon öfter lobend erwähnte Roman Evil (The Girl Next Door) spielt in der gleichen Liga, sie scheint sich für solche abgründigen Stoffe also brennend zu interessieren. Aber wie jeder neue unerwartete Baustein erhöht auch dieser - nach anfänglich leichter Irritation - meine Begeisterung für die Frau nur einmal mehr ;)

Als ich einer Freundin - u. a. Soziologiestudentin - von meiner Faszination für Stephen King als Jugendlicher erzählte, da sagte sie mir, dass Untersuchungen gezeigt hätten, dass Menschen, die sich für Horrorliteratur interessierten, stark von Ängsten geprägt seien. Das war mir in dem Moment ein wenig peinlich, weil sie mich als jungen Menschen damit genau durschaut hatte: ich war damals tatsächlich ein von vielen Ängsten geplagter Mensch. Und irgendwie ist das ja auch logisch: je mehr reale Ängste wir haben, desto mehr versuchen wir diese mit imaginären Ängsten zu überdecken oder zu relativieren. Ich bin schon lange kein ängstlicher Mensch mehr (leider sogar oft das genaue Gegenteil davon *seufz*) und mein Interesse an Horrorliteratur/Horrorfilmen ist seit meiner Jugend praktisch auf Null zurückgegangen (außer natürlich, wenn Lena etwas davon gut findet ;) ).

Langer Rede kurzer Sinn: mir stellt sich aufgrund Lenas Interesse an Horrorfilmen und Horrorliteratur die Frage, ob Lena wie so viele andere Jugendliche auch tief im Inneren ein von Ängsten geprägter Mensch ist. Sie ist ja sehr empathisch - und damit auch für Ängste empfänglich...

Rolwin
05.10.2011, 01:39
Ach, Rolwin, die meisten dieser Fragen könntest Du schon an die Ilias stellen. Extreme Gewaltdarstellungen gibt es, solange es Kunst gibt. Was in Martyrs geschieht, hat schon Apollon in seinem Zorn dem Marsyas widerfahren lassen. Für noch die heftigste Splatterszene könntest Du ein Gegenstück in der Bibel finden, und würde man Kafkas In der Strafkolonie verfilmen, wäre das Ergebnis um einiges härter als Martyrs (damit will ich den Film mit diesen Werken künstlerisch nicht vergleichen). Ebenso ist das paradoxe Phänomen der Angstlust wohl so alt wie die Menschheit selbst. Warum tun sich das Leute an, sich freiwillig extremer Angst, extremen Ekel usw. auszusetzen? Wahrscheinlich, weil es neben der intensiven Körpererfahrung auch eine "reinigende" Funktion hat. Das verfemte Horror-Genre hat für unsere Urängste zeitlose Archetypen gefunden, es scheint einem Bedürfnis von Menschen entgegenzukommen.

Übrigens, die meisten Horror-Fans sind - auch wenn die kleinen Jungs jeden Alters unter ihnen gerne die abgebrühten harten Kerle spielen - eher sensible, emotional leicht affizierbare Menschen; was auch Sinn macht, weil ohne starke Empathie für die Figuren Horror nicht funktioniert.

Danke bates für deine Ausführung. werde darüber nachdenken.

vampire67
05.10.2011, 02:36
Ach, Rolwin, die meisten dieser Fragen könntest Du schon an die Ilias stellen. Extreme Gewaltdarstellungen gibt es, solange es Kunst gibt.
Genaugenommen lesen die meisten eltern ihren kindern sogar aus einem buch die brutalsten gewaltdarstellungen vor und kommen sich dabei sogar noch nett vor. Da werden alte damen bei lebendigem leib von wilden tieren gefressen, kinder im dunklen wald ausgesetzt und ermorden letztlich eine alte dame indem sie sie lebendig verbrennen, usw.. ich möchte hier den katalog der grausamkeiten nicht weiter fortsetzten.
Und dann nennen sie sich noch euphemisch Gebrüder Grimm ;)

Biblio
08.10.2011, 18:13
Mich würde interesssieren, wie ihre Präferenz für solche Filme mit ihrem Glauben und ihrem Taize-Besuch zusammenpaßt. Das ist jetzt nicht als (negative) Wertung gemeint, sondern ich würde halt gerne nachvollziehen können, wie Lena wirklich tickt.:)Aber wahrscheinlich wird sie für mich immer unergründlich und ein Mysterium bleiben.:)Vielleicht bin ich auch deswegen so fasziniert von ihr:)

bates
08.10.2011, 18:34
@Biblio: Ich bin mit einem (ev.) Pfarrer befreundet, der in seiner Freizeit gerne mal Ego-Shooter zockt. Er wirkt wie eine in sich stimmige, ausgeglichene Person, in seinem Amt ein Guter, als Mensch auch.

ziggy
08.10.2011, 18:58
Genaugenommen lesen die meisten eltern ihren kindern sogar aus einem buch die brutalsten gewaltdarstellungen vor und kommen sich dabei sogar noch nett vor.
Ich und auch mein Ich aus Zeiten in denen noch Nudeln mit Tomatensoße mein Lieblingsessen war wehren uns gegen diese Diffamierung meiner Eltern! Düstere Märchen sind doch viel besser als so weichgekochte, verniedlichende, weltfremde Kindergeschichten. Vielleicht ist das ein oder andere Märchen der Gebrüder schon ein bisschen brutal und traurig, aber genau das macht gerade ihre Faszination aus. Stell dir mal zB vor Mufasa wäre in König der Löwen nicht von Skar getötet worden. Ich hätte sicher während dem Film nicht so geweint, aber wäre wahrscheinlich auch nicht ein Jahr lang mit Simba am Arm rumgelaufen.

on-topic:
Martyrs werde ich mir zu 100% nie anschauen. ich musste schon beim Trailer wegklicken.

ziggy
08.10.2011, 19:17
Mich würde interesssieren, wie ihre Präferenz für solche Filme mit ihrem Glauben und ihrem Taize-Besuch zusammenpaßt. Das ist jetzt nicht als (negative) Wertung gemeint, sondern ich würde halt gerne nachvollziehen können, wie Lena wirklich tickt.:)Aber wahrscheinlich wird sie für mich immer unergründlich und ein Mysterium bleiben.:)Vielleicht bin ich auch deswegen so fasziniert von ihr:)
Leiden, Tod, Märtyrertum sind doch mitunter die großen Themen des Christentums. Geschichten wie das Martyrium der hl. Barbara werden in vielen Kirchenfresken mit besonderer Hingabe festgehalten.

vampire67
08.10.2011, 19:18
Ich und auch mein Ich aus Zeiten in denen noch Nudeln mit Tomatensoße mein Lieblingsessen war wehren uns gegen diese Diffamierung meiner Eltern! Düstere Märchen sind doch viel besser als so weichgekochte, verniedlichende, weltfremde Kindergeschichten. Vielleicht ist das ein oder andere Märchen der Gebrüder schon ein bisschen brutal und traurig, aber genau das macht gerade ihre Faszination aus. Stell dir mal zB vor Mufasa wäre in König der Löwen nicht von Skar getötet worden. Ich hätte sicher während dem Film nicht so geweint, aber wäre wahrscheinlich auch nicht ein Jahr lang mit Simba am Arm rumgelaufen.
War ja auch eher ironisch gemeint.
Ich könnte das kotzen kriegen wenn ich mitbekommen das manche 'gutmensch'-eltern doch glatt in der schule derartige märchenstoffe 'politisch korrekt' ändern weil die kinder da ja mit gewalttätigem material konfrontiert werden.
Die 'beschützermentalität' die bis zur heutigen FSK gegeht, geht mir tierisch auf die nerven.

Zu Martyrs, ich würde es mir wohl auch nicht ansehen. Ich fand diesen trend zu sehr realistischen horror und foltergeschichten eher beunruhigend. Das sind stoffe die mir echt an die nieren gehen, im gegensatz zur üblichen comic-artigen gewalt in actionfilmen.

ziggy
08.10.2011, 19:36
Es gibt einfach keine einfache Patentlösung wann eine politisch korrekte Sprache angewendet werden sollte. Das muss halt immer wieder neu erarbeitet werden. Genauso kann man auch immer wieder aufs neue reflektieren was man unter einer politisch korrekten Sprache ersteht. Panta rhei.

Doktor Landshut
08.10.2011, 19:40
War ja auch eher ironisch gemeint.
Ich könnte das kotzen kriegen wenn ich mitbekommen das manche 'gutmensch'-eltern doch glatt in der schule derartige märchenstoffe 'politisch korrekt' ändern weil die kinder da ja mit gewalttätigem material konfrontiert werden.
Die 'beschützermentalität' die bis zur heutigen FSK gegeht, geht mir tierisch auf die nerven.

Zu Martyrs, ich würde es mir wohl auch nicht ansehen. Ich fand diesen trend zu sehr realistischen horror und foltergeschichten eher beunruhigend. Das sind stoffe die mir echt an die nieren gehen, im gegensatz zur üblichen comic-artigen gewalt in actionfilmen.

Was die Wirkung von Filmen und Geschichten auf Kinder angeht, kann ich eigntlich nur von eigenen Erlebnissen sprechen. Da gab es z.B. einige völlig harmlose Kinderfilme ohne jeglichen beabsichtigten Gruseleffekt, die bei mir wochenlang Alpträume auslösten, z.B. eine alte Schwarzweiß-Fassung von "Pünktchen & Anton" oder ein Abenteuerfilm mit dem Titel "Jimmy und die Piraten".