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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fazit ESC 2012: Alles wie gehabt?



esiststeffen
27.05.2012, 15:21
Da es in dem Thread ... und jetzt? (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?6578) ja vor allem um USFx und die Zukunft der deutschen Kandidatenfindung geht, würde ich gern noch ein etwas allgemeineres 2012-Fazit in einem separaten Thread ansprechen ;) (einiges davon kam ja auch im Wer-gewinnt-Thread schon zur Sprache, aber ich würde es gern noch etwas systematischer betreiben)

Also, was lest ihr aus dem ESC 2012 (wobei natürlich die Vorgänger 2010 und 2011, aber auch die 2000er, als Vergleichsmaßstab immer mitgedacht werden sollten) im Hinblick auf den Standort des ESC in der europäischen Musik- und Medienlandschaft heraus? Findet ihr, dass sich speziell seit Lena 2010 der ESC gewandelt hat; hat es einen solchen Wandel nicht gegeben; oder hat es ihn gegeben, aber er ist durch die Ereignisse 2012 - oder schon 2011? - wieder zunichte gemacht worden?)

Ich hatte ja schon nach dem ESC 2011 das Gefühl "Jetzt findet der ESC wieder in einem Land mit unaussprechlichem Namen statt, und die ganzen osteuropäischen Länder stimmen wieder gegenseitig für sich - also endlich wieder alles wie früher"; und 2012 hat dieses Gefühl in vielerlei Hinsicht eher verstärkt. Zudem waren in kaum einem Contest in den letzten Jahren so viele (bewusst oder unbewusst) trashige Beiträge dabei, und die besseren, die es gab (Dänemark, Island, Ungarn, auch GB) landeten erschreckend weit hinten. Ein Zeichen dafür, dass die Geschmäcker in Europa zu verschieden sind, oder dass gegenseitige Nachbarschaftshilfe doch (wieder) wichtiger wird als musikalische Klasse?

Ein positives Element, das der ESC 2012 hingegen erneut bestätigt hat und das meiner Meinung nach bisher noch gar nicht so richtig gewürdigt worden ist: Mit Schweden hat nun zum dritten Mal in vier Jahren ein "traditionelles" ESC-Land gewonnen. Zuvor hatten seit 2001 praktisch durchweg ost- und südosteuropäische Länder gewonnen, für die es allesamt jeweils der erste und einzige Sieg war. Einzig Finnland 2006 konnte in diesem Zeitraum als eher "westliches" Land den Sieg erringen, aber das auch nur mit einer Nummer, die an Trash kaum zu überbieten war, und die auf mich noch heute eher wie eine Metal-Parodie wirkt. 2010 war auch deshalb so unvergesslich, weil wir erlebt haben, dass auch ein Land wie Deutschland noch den ESC gewinnen kann, ohne große Votingnachbarschaften und mit einem Lied mit Trashfaktor 0 und auch ohne großes übertriebenes Drama. Wäre schön, wenn sich das in den nächsten Jahren fortsetzen würde ....

Randwer
27.05.2012, 15:54
Der ESC verändert sich schon, aber sehr sehr laaaangsaaam.

Zampano
27.05.2012, 16:40
2010 war auch deshalb so unvergesslich, weil wir erlebt haben, dass auch ein Land wie Deutschland noch den ESC gewinnen kann, ohne große Votingnachbarschaften und mit einem Lied mit Trashfaktor 0 und auch ohne großes übertriebenes Drama. Wäre schön, wenn sich das in den nächsten Jahren fortsetzen würde ....

Da würde ich aber kein Geld drauf setzen... ich glaube, daß der ESC immer 80% Trashanteil haben wird...

Queeny
27.05.2012, 16:50
Da würde ich aber kein Geld drauf setzen... ich glaube, daß der ESC immer 80% Trashanteil haben wird...

Wobei es natürlich im Auge des Betrachters liegt, was Trash ist und was nicht. Und bei 42 teilnehmenden Nationen, ist da Spanne sehr weit.

Melanie
27.05.2012, 17:02
Der ESC wandelt sich nicht erst seit Lena, oder glaubt ihr so etwas wie Lordi wäre in früheren Zeit möglich gewesen? Der ESC ist in den letzte 12 Jahren poppiger geworden und der diesjährige Siegertitel setzt die Tradition der charts- und jugendorientierten Ausrichtung fort.

AlienEi
27.05.2012, 17:12
Das war jetzt der dritte ESC den ich gesehen hab und ganz ehrlich: 2010 wars toll. Super Beiträge, tolle Atmosphäre (Nicht NUR wegen Lena)
2011 war was besonders (Lena / Düsseldorf / Super Opening) aber die Beiträge waren insg. schon schwächer als 2010.
Lena mit TbaS war wieder Gänsehaut pur. Der Rest so lalala..abgesehen von Italien ,den mochte ich.
2012 empfand ich ehrlich gesagt schlimm. Diesmal NUR noch Italien was mir richtig zugesagt hat.
Nichts was ich mir nochmal ansehen würde.

synapse
27.05.2012, 17:16
Also, was lest ihr aus dem ESC 2012 (wobei natürlich die Vorgänger 2010 und 2011, aber auch die 2000er, als Vergleichsmaßstab immer mitgedacht werden sollten) im Hinblick auf den Standort des ESC in der europäischen Musik- und Medienlandschaft heraus? Findet ihr, dass sich speziell seit Lena 2010 der ESC gewandelt hat; hat es einen solchen Wandel nicht gegeben; oder hat es ihn gegeben, aber er ist durch die Ereignisse 2012 - oder schon 2011? - wieder zunichte gemacht worden?)

Zu Deiner letzten Frage: Nachdem das Siegerlied von Aserbaidschan 2011 eher ein Schritt zurück vom Wandel war, und z.B. die Auswahl von Engelbert Humperdinck durch die BBC geradezu reaktionär, bin ich sehr froh dass der Wandel mit dem Sieg von Loreen weitergeht.


Ein positives Element, das der ESC 2012 hingegen erneut bestätigt hat und das meiner Meinung nach bisher noch gar nicht so richtig gewürdigt worden ist: Mit Schweden hat nun zum dritten Mal in vier Jahren ein "traditionelles" ESC-Land gewonnen. Zuvor hatten seit 2001 praktisch durchweg ost- und südosteuropäische Länder gewonnen, für die es allesamt jeweils der erste und einzige Sieg war. Einzig Finnland 2006 konnte in diesem Zeitraum als eher "westliches" Land den Sieg erringen, aber das auch nur mit einer Nummer, die an Trash kaum zu überbieten war, und die auf mich noch heute eher wie eine Metal-Parodie wirkt. 2010 war auch deshalb so unvergesslich, weil wir erlebt haben, dass auch ein Land wie Deutschland noch den ESC gewinnen kann, ohne große Votingnachbarschaften und mit einem Lied mit Trashfaktor 0 und auch ohne großes übertriebenes Drama. Wäre schön, wenn sich das in den nächsten Jahren fortsetzen würde ....

genau :thumbsup:

ziggy
27.05.2012, 17:26
Für mich besteht der Reiz des Grand prix gerade darin, dass er in Ländern mit "unausprechlichen Namen" stattfindet (eine feine Angelegenheit diese mal kennezulernen) und das er mit der legendären Punktschieberei ein unterhaltsames Politikum der harmlosen Natur ist. Die meisten schalten sowieso erst bei der Punkteschieberei ein.

Doktor Landshut
27.05.2012, 17:27
Der ESC ist ja nicht irgendein Musikwettbewerb, vielmehr immer schon auch Ausdruck und Abbild innereuropäischer und nationaler politischer Interessenlagen, was rein konzeptionell schon ein Hinderungsgrund darstellt, dass die Ergebnisse von vielen Musikern als ernsthafte künstlerische Bewertungsgrundlage ihrer Leistungen wahrgenommen werden könnten. Meines Erachtens nach sind sich auch die meisten Zuschauer darüber im klaren. Daher wird sich an der Qualität der Beiträge aus meiner Sicht auch künftig nicht viel ändern, da das Risiko einer ungerechtfertigten Blamage für Leute mit einem seriösen professionellen Anspruch viel zu groß ist.

esiststeffen
27.05.2012, 18:54
Da würde ich aber kein Geld drauf setzen... ich glaube, daß der ESC immer 80% Trashanteil haben wird...

Wobei es natürlich im Auge des Betrachters liegt, was Trash ist und was nicht. Und bei 42 teilnehmenden Nationen, ist da Spanne sehr weit.
Ihr habt natürlich Recht, dass man Trash etwas näher definieren müsste ;)
- Zunächst gibt es da die Nummern, die ganz bewusst witzig und ggf. parodistisch gemeint sind und eher durch ihre Kuriosität als durch ihre musikalische Klasse herausstechen sollen. Zu dieser Kategorie gehören bei diesem ESC zB die russischen Omas oder die Trackshittaz aus Österreich. Solche Beiträge zu schicken, find ich in den meisten Fällen ja auch durchaus legitim, allerdings nicht immer. Aus der deutschen Grand-Prix-Geschichte sind die Paradebeispiele Guildo Horn und Stefan Raab, die ich beide großartig fand und finde, wobei sie natürlich zweifelsohne auch handwerklich-technisch gut gemacht waren. Nach hinten losgehen kann dies, wenn der gemeine Zuschauer den Witz an der Sache gar nicht mitkriegt, wie zB vor einigen Jahren bei Silvia Night aus Island oder evtl. dieses Jahr bei Rambo Amadeus aus Montenegro.
- Zum anderen gibt es die Kategorie der Beiträge, wo Anspruch (der Künstler oder der Macher bzw der TV-Anstalten) und Realität einfach krass auseinanderklaffen, die sich also (meist garniert mit einer gehörigen Portion zur Schau gestellter Selbstüberschätzung) ganz ernsthaft als Titelaspirant gebärden, aber dabei einfach ziemlich billig und lieblos gemacht sind. Für mich gehört aus dem ESC 2012 am ehesten Malta in diese Kategorie.
Der Tiefpunkt der jüngeren deutschen ESC-Geschichte waren für mich Alex und Oscar im Jahr 2009, wo Sender und Künstler einfach nur nach dem Motto "ach, einfach ein bisschen rumtanzen und ein bisschen mit dem Popo wackeln, und dann wird das schon" - also klar Trash der Kategorie 2 ;)


Was die Veränderung des ESC angeht: Meines Erachtens nach gab es um die Jahrtausendwende (also ungefähr zu der Zeit, als ich anfing, den ESC zu verfolgen) zwei große einschneidende Veränderungen:
- Seit 1999 müssen die Länder nicht mehr in ihrer Landessprache singen. Meiner Meinung nach hat erst diese neue Regel dazu geführt, dass Länder wie Estland, Lettland oder die Ukraine gewinnen konnten, nachdem in den 90ern allein fünfmal ein englischsprachiges Land gewonnen hatte (was seitdem übrigens nie wieder der Fall war); seit dieser Regel haben außer 2007 nur noch englischsprachige Lieder gewonnen.
- Nach und nach gingen immer mehr Länder vom Jury- zum Televoting über; ich bin mir nicht sicher, meine aber, dass 2006 der erste Contest war, wo in allen Ländern nur noch per Televoting abgestimmt wurde. Die Negativfolgen daraus wurden schließlich insofern abgefangen, dass seit 2009 die 50+50-Regel gilt.
Neben diesen beiden Dingen spielt natürlich auch die immer weiter gestiegene Teilnehmerzahl mit rein (vielleicht waren es gerade die Erfolge von Ländern wie Estland und Lettland, die immer mehr weitere osteuropäische Länder wie die Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Aserbaidschan, Bulgarien etc zur Teilnahme animierten; all diese gaben ihr Debüt erst nach 2000). Nach verschiedenen Regelungen, wonach Länder bei ausbleibendem Erfolg pausieren mussten, gab es ab 2004 ein Halbfinale, später sogar zwei. Gleichzeitig vergrößerte sich damit auch sprunghaft die Zahl der Abstimmenden, wobei natürlich wiederum der Einfluss osteuropäischer Länder zunahm.


Analog dazu wandelte sich auch die ESC-Geschichte Deutschlands: Bemerkenswerterweise war es ausgerechnet 1998, dem letzten Jahr, wo Deutsch gesungen werden musste, als ein gewisser Alf Igel mit Guildo Horn den ESC völlg neu erfand und zum ersten Mal seit Jahren zum Gesprächsthema machte (tatsächlich ist Guildo der erste ESC-Teilnehmer, den ich bewusst wahrgenommen habe). 1999 kamen dann über Umwege Sürpriz mit einer Ethnopopnummer zum Zuge, mit der sie wider Erwarten sehr erfolgreich waren. 2000 kam dann mit "Wadde hadde dudde da" eine Trashnummer ähnlichen Kalibers wie zwei Jahre zuvor. Auch ansonsten nahm in den Jahren um 2000 der Trashfaktor im Vorentscheid sprunghaft zu, wenn wir uns an Knorkator, Mundstuhl oder auch an die Gerd-Show erinnern (die Liste ließe sich fortsetzen). Durchsetzen konnten sich mit Michelle, Corinna May und Lou aber jeweils recht traditionelle Schlager.
(Anzumerken ist, dass die späten 90er und frühen 00er auch außerhalb des ESC einen hohen Trashfaktor in die deutschen Charts brachten, man denke an die Ö La Palöma Boys, Regina Zindler und ihren Maschendrahtzaun, an die diversen Big-Brother-Kandidaten, an Daniel K. und schließlich an den alten Holzmichl und Schnappi)
2004 dann würde ich als das Jahr bezeichnen, wo erstmals eine tatsächlich recht hochwertige und konventionelle moderne Popnummer zum Zuge kam, und wieder war Herr Raab der Mann, dem wir das verdanken. Tatsächlich erreichte Max Mutzke die beste deutsche Platzierung zwischen 2000 und 2010. Im Folgejahr gab es dann mit Gracia zwar ebenfalls eine eher schlagerferne Kandidatin, zugleich aber mit ihr den totalen Absturz. In den Folgejahren wurden verschiedene Konzepte ausprobiert, mit stark verkleinerten Vorentscheiden (und schließlich gar keinem mehr) und verschiedenen Stilrichtungen, doch die Countryband (2006), der Swinger (2007), die ihren Auftritt ziemlich verkackende Ex-Girlgroup (2008) und erst recht nicht die Stripteasenummer (2009) konnten den Karren aus dem Dreck ziehen. Das gelang dann erst .... aber das dürfte bekannt sein :)


Lange Rede, kurzer Sinn, was ich darlegen wollte, ist vor allem Folgendes:
- Der ESC hat durch verschiedene Faktoren in den letzten 10-15 Jahren einen großen Schritt weg vom Schlagerwettbewerb zur Popshow genommen. Das ist an sich etwas Gutes, aber hat gleichzeitig bewirkt, dass es (nicht zuletzt dank des großen osteuropäischen Einflusses) zu einer Übermacht des Ethnopop und der belanglosen Dancenummern gekommen ist, die ja in den letzten 10 Jahren auch meist gewonnen haben.
- Deutschland hat vor allem dank Stefan Raab (zunächst 1998/2000/2004) wichtige Schritte getan, sich von diesem Schlagerwettbewerb abzuwenden. Noch in diesem Jahrtausend sind neben Michelle unter anderem Ireen Sheer und Bernhard Brink sowie noch im Jahr 2006 Vicky Leandros beim deutschen Vorentscheid angetreten, was heute mMn völlig undenkbar wäre. Allerdings hat Deutschland, ebenso wie andere traditionelle ESC-Länder (Frankreich, Niederlande, GB - ich fand übrigens Engelberts Beitrag auch gar nicht schlecht) im neuen Jahrtausend Schwierigkeiten, sich der neuen Sachlage anzupassen und quailitativ hochwertige und doch konkurrenzfähige Beiträge abzuliefern. Mit Lena hatte Deutschland in dieser Hinsicht ein wichtiges Zeichen gesetzt, und ich hoffe eben, dass sowohl Deutschland diese Tradition fortsetzen kann als auch dass andere Länder diesem Beispiel folgen können und folgen werden.

Surfer
27.05.2012, 19:35
Ich fand Engelbert qualitativ auch sehr gut. Überraschend gut sogar. Sein Lied war ein stimmungsvoller Auftakt, eines Openers würdig.
Er ist mMn unter Wert geschlagen worden. Da hat ein Vollprofi seine ganze Erfahrung aufblitzen lassen. Auch in dem Bewußtsein jeden Augenbilck auf der Bühne zu genießen. So mein Fazit zur Überraschung des Abends.

maybear
27.05.2012, 19:41
Im Grunde konnte man in diesem Jahr in vielen Beiträgen schon die aktuell weltweit erfolgreichen - allerdings von mir und sehr vielen hier im Forum wenig geschätzten - Popeinflüsse (David Guetta, Lady Gaga etc.) erkennen, so wurde auch erwähnt, daß ein großer Teil der Beiträge von schwedischen Komponisten stammten (so wie der Siegertitel des letzten Jahres). Nur handelte es sich da halt eher um die Kompositionen, die für die amerikanischen Topstars nicht gut genug sind ...

Generell werden es wirklich gute Titel, die oft erst nach mehrmaligem Hören wachsen und nicht nach kürzester Zeit nerven, beim ESC immer schwer haben, da eben ein großer Teil der Zuschauer die Titel bei der Ausstrahlung des Finales zum ersten Mal hört. Ein Problem, über das die Verantwortlichen nachdenken müßten, ist das Übergewicht relativ kleiner osteuropäischer Länder, man stelle sich vor, Deutschland würde in 5 verschiedene Staaten zerfallen, da sähen die Chancen schließlich ganz anders aus, die Stimmen der deutschen Voter hätten dann ein 5-mal so hohes Gewicht! Es wäre wohl fairer, wenn jeder Voter und jede Landesjury tatsächlich das gleiche Gewicht hätte, das heißt wenn dieses anhand der Einwohner-, Zuschauer- oder Voterzahlen gewichtet würde.

Thophi
27.05.2012, 20:52
- Seit 1999 müssen die Länder nicht mehr in ihrer Landessprache singen. Meiner Meinung nach hat erst diese neue Regel dazu geführt, dass Länder wie Estland, Lettland oder die Ukraine gewinnen konnten, nachdem in den 90ern allein fünfmal ein englischsprachiges Land gewonnen hatte (was seitdem übrigens nie wieder der Fall war); seit dieser Regel haben außer 2007 nur noch englischsprachige Lieder gewonnen.


Ohne mich mit der ESC-Geschichte wirklich auszukennen, aber das kann so nicht stimmen. Auf jeden Fall gab es schon vorher Zeiten in denen es diese Sprachregelung nicht gab. Bekanntest Beispiel ist ja "Waterloo", denn meines Wissens wird in Schweden nicht Englisch gesprochen. ;) Auch Deutschland ist in den 70ern mit dem einen oder anderen englischsprachigen Titel angetreten. Was aber 1999 war ist der Wegfall der Live-Musik bzw. des Orchesters, vielleicht hast du das verwechselt.

Eule
27.05.2012, 21:01
Der Eurovision Song Contest ist eine völlig unpolitische Veranstaltung: http://www.bz-berlin.de/eurovision/putin-besucht-die-russischen-esc-omas-article1468168.html

Surfer
27.05.2012, 21:03
Das Fazit des Poptickers zum ESC 2012

http://gieselmann.typepad.com/blog/popmusik-live/

esiststeffen
28.05.2012, 00:58
Ohne mich mit der ESC-Geschichte wirklich auszukennen, aber das kann so nicht stimmen. Auf jeden Fall gab es schon vorher Zeiten in denen es diese Sprachregelung nicht gab. Bekanntest Beispiel ist ja "Waterloo", denn meines Wissens wird in Schweden nicht Englisch gesprochen. ;) Auch Deutschland ist in den 70ern mit dem einen oder anderen englischsprachigen Titel angetreten. Was aber 1999 war ist der Wegfall der Live-Musik bzw. des Orchesters, vielleicht hast du das verwechselt.
Die Regelung fiel in den 70ern schon mal weg, ja, wurde aber schon nach wenigen Jahren wieder eingeführt .... und das war ohnehin lange vor meiner Zeit ;)
Siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest#Teilnahmeregeln
Zeitweise wurde eine Sprachregelung eingeführt: Jeder Interpret musste in seiner Landessprache singen. Die Regel galt von 1966 bis 1972 und von 1977 bis 1998, seit 1999 ist den Interpreten die Sprache, in der ihr Beitrag gesungen wird, wieder freigestellt.
(Erst heute Nacht bin ich auch auf den konkreten Anlass gestoßen, warum diese Regel 1966 eingeführt wurde: 1965 hatte zum ersten Mal ein Land nicht in seiner Landessprache, sondern auf Englisch singen lassen. Und wer wars? Die Schweden :))


Wie gesagt, erst 1999 fiel diese Sprachregelung wirklich auf Dauer weg, daher kann man hier wirklich von einem Einschnitt sprechen. Wie gesagt: In den 90ern hat Irland reihenweise gewonnen, seitdem überhaupt nicht mehr, dafür nun schon fünf Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
An die Sache mit dem (in den späten 90ern sicher schon hochgradig anachronistischen) Liveorchester hatte ich gar nicht mehr gedacht, verstärkt aber natürlich noch den Übergang vom Schlager- zum Popwettbewerb :)

maybear
28.05.2012, 01:38
An die Sache mit dem (in den späten 90ern sicher schon hochgradig anachronistischen) Liveorchester hatte ich gar nicht mehr gedacht, verstärkt aber natürlich noch den Übergang vom Schlager- zum Popwettbewerb :)Da möchte ich aber Zweifel anmelden, man denke an USFx mit den Heavytones als Liveorchester!

j_easy
28.05.2012, 02:47
Das Fazit des Poptickers zum ESC 2012

http://gieselmann.typepad.com/blog/popmusik-live/

Guter, ehrlicher Beitrag. Die EBU ist schon ein komischer Verein. Das sich die einzelnen Künstler da eher raushalten (zumindest öffentlich) ist für mich schon eher nachvollziehbarer.

Aber nur gut, dass Nord-Korea nicht in der EBU ist. Oder was wäre, wenn Weißrussland gewinnen würde?

Queeny
28.05.2012, 03:04
Guter, ehrlicher Beitrag. Die EBU ist schon ein komischer Verein. Das sich die einzelnen Künstler da eher raushalten (zumindest öffentlich) ist für mich schon eher nachvollziehbarer.

Aber nur gut, dass Nord-Korea nicht in der EBU ist. Oder was wäre, wenn Weißrussland gewinnen würde?

Wenn Weißrussland gewinnen würde, würde der ESC in Weißrussland stattfinden. Punkt. Wem das nicht gefällt, muß dafür sorgen, daß Weißrussland nicht am ESC teilnimmt. So einfach ist Tennisspielen. Gleiches gilt z.B. für den Fußball, da findet dies Jahr die EM in der Ukraine statt, auch nicht gerade ein Beispiel von gelebter Demokratie. Wenn man meint, daß die EM da nicht ausgetragen werden darf, muß dafür Sorge tragen, daß die Ukraine nicht mehr bei europäischen Wettbewerben teilnehmen darf. Die Begründungen für solche Ausschlüsse kämen weltweit sicher gut an ....

Melanie
28.05.2012, 03:26
Oder was wäre, wenn Weißrussland gewinnen würde?

Jedem Land steht es frei, NICHT am ESC teilzunehmen. Auch Deutschland kann auf die Teilnahme verzichten, wenn es bei der EBU seine Teilnahme offiziell zurückzieht. Hat ja Italien 20 Jahre lang gemacht. Nur in dem Fall gibt es auch keine TV-Übertragung des ESC.

Thophi
28.05.2012, 09:40
Die Regelung fiel in den 70ern schon mal weg, ja, wurde aber schon nach wenigen Jahren wieder eingeführt .... und das war ohnehin lange vor meiner Zeit ;)
Siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest#Teilnahmeregeln
(Erst heute Nacht bin ich auch auf den konkreten Anlass gestoßen, warum diese Regel 1966 eingeführt wurde: 1965 hatte zum ersten Mal ein Land nicht in seiner Landessprache, sondern auf Englisch singen lassen. Und wer wars? Die Schweden :))


Wie gesagt, erst 1999 fiel diese Sprachregelung wirklich auf Dauer weg, daher kann man hier wirklich von einem Einschnitt sprechen. Wie gesagt: In den 90ern hat Irland reihenweise gewonnen, seitdem überhaupt nicht mehr, dafür nun schon fünf Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
An die Sache mit dem (in den späten 90ern sicher schon hochgradig anachronistischen) Liveorchester hatte ich gar nicht mehr gedacht, verstärkt aber natürlich noch den Übergang vom Schlager- zum Popwettbewerb :)

OK, danke für die Aufklärung. :)
Das Liveorchester hätte ich allerdings gerne wieder.

Rolwin
28.05.2012, 09:48
Guter, ehrlicher Beitrag. Die EBU ist schon ein komischer Verein. Das sich die einzelnen Künstler da eher raushalten (zumindest öffentlich) ist für mich schon eher nachvollziehbarer.

Aber nur gut, dass Nord-Korea nicht in der EBU ist. Oder was wäre, wenn Weißrussland gewinnen würde?
Stimmt...es hat ja nicht geheißen, wir suchen USFB, der neben dem Singen, auch um die Menschenrechte in AZ kämpft.

Es stellt sich ja die Frage, ob man nicht Länder wie AZ oder WR vom ESC ausschließen soll, da sie eine Propaganda-Show für das Regime ist? Ich denke nein! Eine Propaganda ist nur so gut, wie sie öffentlich ankommt. Ich hatte noch nie AZ auf dem Schirm gehabt und habe gelernt, dass AZ ein reiches Land ist, aber die Menschenrechte sehr im Keller sind. Das konnte auch die glitzernde ESC-Show nicht verhindern. Eine Ausgrenzen bringt also keine Öffentlichkeit zu Stande und vielleicht bewahrheitet sich ja das Sprichwort "jeder Tropfen höhlt den Stein"......

Der ESC hat sich natürlich massiv gewandelt. Während früher überwiegend das eigene Liedgut mit eigenen Künstlern dargestellt wurde, ist es heute ähnlich wie in einem Fußballverein. Man kauft sich Spieler/Songs aus der ganzen Welt zusammen und präsentiert sie unter eigenem Namen. Eigentlich heißt heute das Motte beim ESC, wer findet den besten freien Song aus dem Weltangebot. Das ist sicherlich genau so spannend wie früher, aber eben nicht mehr wie früher.

Der ESC ist zwar ein Wettstreit, aber in erster Linie ein Unterhaltungsangebot. Auch Fußball ist nur Unterhaltung.....

gauloises
28.05.2012, 11:22
Das Fazit des Poptickers zum ESC 2012

http://gieselmann.typepad.com/blog/popmusik-live/

Guter Artikel. Eine Anmerkung zu folgendem Abschnitt:


Man könnte dann eben doch ... ein wenig mehr Kommentare erwarten ... von Lena Meyer-Landrut zumindest einen Nebensatz in ihrem ungebrochen gut gelaunten Videobotschaften. [...] Aber man ist ja nun auch bei Brainpool unter Vertrag, die das Giga-Event produzieren - da verbietet sich offenbar jeder kritische Ton.

Mag sein, dass ich jetzt einen kleinen Aufschrei provoziere, aber ich erwarte keine politischen Video-Statements von Lena. Mir ist übrigens ein einziges Zeitungs-Interview mit Lena in Baku bekannt. Darin geht sie sehr wohl auf die Menschenrechtslage ein. Wer gleich eine flammende Rede erwartet hat, mag enttäuscht sein. Aber dass sich aufgrund von vertraglichen Zwängen "jeder kritische Ton" verbieten würde, ist mir - sorry David ;) - etwas zu platt.

Alles andere in dem Artikel, z. B. zu Thomas D und zur EBU, unterschreibe ich.

vampire67
28.05.2012, 11:51
Stimmt...es hat ja nicht geheißen, wir suchen USFB, der neben dem Singen, auch um die Menschenrechte in AZ kämpft.

Es stellt sich ja die Frage, ob man nicht Länder wie AZ oder WR vom ESC ausschließen soll, da sie eine Propaganda-Show für das Regime ist? Ich denke nein! Eine Propaganda ist nur so gut, wie sie öffentlich ankommt. Ich hatte noch nie AZ auf dem Schirm gehabt und habe gelernt, dass AZ ein reiches Land ist, aber die Menschenrechte sehr im Keller sind. Das konnte auch die glitzernde ESC-Show nicht verhindern. Eine Ausgrenzen bringt also keine Öffentlichkeit zu Stande und vielleicht bewahrheitet sich ja das Sprichwort "jeder Tropfen höhlt den Stein"......
Wobei man auch noch mal betonen muss das man AZ nicht alleinstehend betrachten darf, sondern immer in dem lokalen kontext dort sehen muss. Und da macht AZ nicht die schlechte figur die man medientechnisch daraus macht.
Grade religionsfreiheit und offenbar sogar toleranz zu geschlechtlicher orientierung ist in der region alles andere als selbstverständlich.
Die finanzmittel aus dem öl scheinen auch letzlich in der bevölkerung anzukommen. So weit also schon mal auf der positiven seite.
Lediglich wenn es um den machtanspruch der 'herrscherfamilie' geht verstehen diese (eigentlich fast verständlicher weise) keinen spass. Aber ist da der unterschied zu russland wirklich so gross ?
Die frage ist ob mit der politischen opposion nicht im endeffekt ähnliches passieren würde wie in Afganistan. Es ist glaube ich blauäugig zu denken demokratisierung endet in einem staatssystem nach zentraleuropäischen zuschnitt.

In diesem sinne ist es völlig dämlich von den künstlern flammende reden zur demokratie zu verlangen. Ich denke jeder geht auf seine weise mit der situation um. Der eine findet dabei ein paar bessere (aber immer noch dezente) äusserungen zu lage, der andere eben nicht.
Das statement von Anke war genial, einfach und auf den punkt, ohne sich in den fordergrund zu drängend oder eine flammende rede zu halten.
Aber so geniale statements muss man erst mal können.
Die meisten grade journalistischen statements dazu kommen mir da völlig plump vor und in anbetracht das AZ vor dem ESC offenbar zu uninteressant war darüber zu berichten auch noch hochgradig unehrlich. Sich jetzt hinzustellen und zu sagen die gastierenden künstler sollen da mal gefällig ein statement zu machen ist unglaublich bigott.

Holgerhoto
28.05.2012, 12:22
Ich erwarte auch nicht unbedingt von Künstlern, daß sie sich politisch äussern, mal so ganz grundsätzlich gesagt.
Selten genug sind diese dafür überhaupt qualifiziert, und das Ergebnis ist dann oft genug eher peinlich.

Alles schön und gut, wenn derartige Stellungnahmen der eigenen Meinung zum Thema entsprechen, was aber wenn nicht?
Ich erinnere daran, daß vor ca 10 Jahren ein George W. Bush die USA als Nation spaltete, unzählige Künstler haben sich seinerzeit pro- oder contra Bush um Kopf und Kragen geredet, einer der Heroen meiner Kindheit (Alice Cooper) verlor den letzten Rest meiner Achtung durch flammende pro-Bush-Appelle.

Nein, sowas muß nicht sein.

Andererseits, es gibt subtilere Formen der Meinungsäusserung zu politischen und/oder gesellschaftlichen Themen.
Wie eine Lena über Baku und das politische System dort denkt, das halte ich nur für mässig interessant, da hätte ich doch einige Zweifel an ihrer Fachkompetenz (sie vermutlich auch).

Was aber durchaus möglich gewesen wäre:
Eine Teilnahme an einer der vielen kleineren Konzerte, die abseits des ESC in Baku abliefen, und die nach meiner Kenntnis teilweise von Oppositionsgruppen/Künstlern/Musikern organisiert waren.
Eine Teilnahme dort (wie auch immer) wäre ein statement gewesen, ohne zum eigentlichen Thema auch nur ein Wort sagen zu müssen.
Über ein solches (musikalisches) Zeichen hätte ich mich mehr gefreut, als über die doch etwas halbgaren Auftritte im Semifinale oder schon bei der Auslosung im Januar, wo man der politischen und gesellschaftlichen Kamarilla in Aserbeidschan gern zu Diensten war, während man für die Oppositionellen dem Anschein nach keine Zeit hatte.

Klingt jetzt sicher etwas hart, aber ich kritisiere Lena hier nicht wirklich, sondern stelle lediglich fest, daß ich die subtile Kritik des Giegelmann-Blogs durchaus nachvollziehen kann, und so sehr ich Lena auch schätze, wirklich beeindruckt (oder erfreut) hat sie mich in Baku eher nicht.

Schwieriges Thema, ich nehme aber an, Lena wird auch hier noch dazulernen.
Jedenfalls hat sie sich nicht mit dusseligen politischen statements blamiert, kann man ja auch gut finden.

vampire67
28.05.2012, 13:17
Was aber durchaus möglich gewesen wäre:
Eine Teilnahme an einer der vielen kleineren Konzerte, die abseits des ESC in Baku abliefen, und die nach meiner Kenntnis teilweise von Oppositionsgruppen/Künstlern/Musikern organisiert waren.
Eine Teilnahme dort (wie auch immer) wäre ein statement gewesen, ohne zum eigentlichen Thema auch nur ein Wort sagen zu müssen.
Über ein solches (musikalisches) Zeichen hätte ich mich mehr gefreut, als über die doch etwas halbgaren Auftritte im Semifinale oder schon bei der Auslosung im Januar, wo man der politischen und gesellschaftlichen Kamarilla in Aserbeidschan gern zu Diensten war, während man für die Oppositionellen dem Anschein nach keine Zeit hatte.
Das problem ist wahrscheinlich eher das sich nicht Lena persönlich drum gekümmert hat sondern ein paar termine über Brainpool als veranstalter arragiert wurden. Wahrscheinlich eher um ihr zu ermöglichen den ESC zu besuchen und auch backstage zugang zu haben. Der auftritt bei der schlüsselübergabe ist da wahrscheinlich teil des 'deals'.

Eine teilnahme an den konzerten hätte erfordert das man sich im hintergrund über die aktionen erst mal informiert.
Ich vermute dazu fehlt ihr wahrscheinlich im moment die zeit.
Ausserdem wäre zu erwarten gewesen das eine teilnahme wahrscheinlich ein heftiges medienecho ausgelöst hätte. Vielleicht wollte sie selber in Baku nicht so stark auffallen.

Smirn
28.05.2012, 13:41
Vielleicht wollte sie selber in Baku nicht so stark auffallen.
Wenn das ihr Ziel war, hat sie es aber ordentlich vergeigt :zahn:

Holgerhoto
28.05.2012, 13:43
Das problem ist wahrscheinlich eher das sich nicht Lena persönlich drum gekümmert hat sondern ein paar termine über Brainpool als veranstalter arragiert wurden. Wahrscheinlich eher um ihr zu ermöglichen den ESC zu besuchen und auch backstage zugang zu haben. Der auftritt bei der schlüsselübergabe ist da wahrscheinlich teil des 'deals'.

Eine teilnahme an den konzerten hätte erfordert das man sich im hintergrund über die aktionen erst mal informiert.
Ich vermute dazu fehlt ihr wahrscheinlich im moment die zeit.
Ausserdem wäre zu erwarten gewesen das eine teilnahme wahrscheinlich ein heftiges medienecho ausgelöst hätte. Vielleicht wollte sie selber in Baku nicht so stark auffallen.

Ist vermutlich völlig richtig, so oder so ähnlich stelle ich mir das jedenfalls auch vor.

Geht mir auch nicht darum, Lena zu kritisieren, sie hat nichts "falsch gemacht".
Vielleicht ist es ja Künstlerschicksal, in solchen Situationen praktisch nichts wirklich richtig gemacht haben zu können, selbst dann nicht, wenn man sich "vorsorglich" aus allem völlig raus hält.

So ganz aus der Luft gegriffen ist aber auch die Anmerkung des Gieselmann-Blogs nicht -
und sei es nur, da eine "Loreen" ja offenbar gezeigt hat, was in der Hinsicht möglich gewesen wäre, ohne gleich für einen Eklat zu sorgen.
Eine Loreen ist aber auch 7 Jahre älter und erfahrener als eine Lena, das macht hier möglicherweise den Unterschied.

Lars
28.05.2012, 13:54
Wenn Weißrussland gewinnen würde, würde der ESC in Weißrussland stattfinden. Punkt. Wem das nicht gefällt, muß dafür sorgen, daß Weißrussland nicht am ESC teilnimmt. So einfach ist Tennisspielen. Gleiches gilt z.B. für den Fußball, da findet dies Jahr die EM in der Ukraine statt, auch nicht gerade ein Beispiel von gelebter Demokratie. Wenn man meint, daß die EM da nicht ausgetragen werden darf, muß dafür Sorge tragen, daß die Ukraine nicht mehr bei europäischen Wettbewerben teilnehmen darf. Die Begründungen für solche Ausschlüsse kämen weltweit sicher gut an ....

Bei Sportveranstaltungen ist es etwas anderes. Da müssen sich Austragungsorte/-länder bewerben und der jeweilige Sportverband entscheidet dann, wer den Zuschlag erhält. Eine Bewerbung Weißrusslands, die Fußball-EM auszutragen, ist wohl (hoffentlich) chancenlos. Als die Ukraine sich bewarb, war wohl gerade die "orangene Revolution" vorbei, es herrschten dort also andere Bedingungen.

Beim ESC war es in der Anfangszeit ähnlich, d.h. Siegerland und Austragungsland nicht unbedingt dasselbe, dieser Auromatismus wurde erst später eingeführt.
Sollte Weißrussland gewinnen und etliche Länder dann (zu recht!) beschließen, dort nicht teilzunehmen oder eine Alternativveranstaltung zu organisieren, stünde das Regime ganz schön blöd da. Das wäre doch auch mal was. :)
(Ob ein Propagandasender einer finsteren Diktatur tatsächlich EBU-Mitglied sein kann, ließe sich ohnehin fragen.)

gauloises
28.05.2012, 14:02
Interessant finde ich ja, dass hier - i. G. zum Gieselmann-Blog - ausschließlich an Lena Erwartungen herangetragen werden. Der deutsche Kandidat im Wettbewerb war jedoch nicht Lena ;). Ich für meine Warte drehe aber auch einem Roman Lob keinen Strick. Ein erfahrener, ausgebuffter Fuchs wie Thomas D wäre gefragt gewesen, mit einer einzigen klaren Ansage hätte er vieles richtigstellen können.

Anke Engelke hat es ja einigermaßen gerettet. Doch auch sie ist ein erfahrener Profi - ich maße mir nicht an, eine vergleichbar coole Nummer von Musikern, die am Anfang ihrer Karriere stehen, einzufordern. Auf die Thematik angesprochen, hat Lena sich positioniert. Punkt. Was hätte sie darüber hinaus noch machen können? Eine "Free-Azerbaijan"-Petition starten?

Zu Oppositions-Konzerten weiß ich viel zu wenig, um mich substanziiert dazu äußern zu können.

Surfer
28.05.2012, 14:22
Man kann natürlich jedes Vergnügen politisieren, aber dann ist es kein Vergnügen mehr. Wenn jemand eine Brandrede auf einer Party halten will, dann ist die Party auch vorbei. Aber mit einer Party kann man die Kommunikation verbessern und das hat noch immer gefruchtet.

Lena hat ein kluges Statement abgegeben, alles andere liegt nicht in ihrer Macht. - Sie ist nicht der Weltenretter :D

Eine Ausnahme gibt es vielleicht. Wenn man als Hofnarr verkleidet, den Mächtigen die Wahrheit um die Ohren haut.
So wie Anke es gemacht hat konnte jede Seite ihr Gesicht wahren.

Außerdem finde ich diese gebetsmühlenartigen Sprechblasen bzgl. der Menschenrechte oft auch scheinheilig. Vor dem ESC hat sich kaum ein Mensch dafür interessiert. Vielleicht bestimmte Kreise, weil AZ Ressourcen hat und man beim Geschäfte machen an sein eigenes Image denkt.

OldStephen66
28.05.2012, 14:23
Interessant finde ich ja, dass hier - i. G. zum Gieselmann-Blog - ausschließlich an Lena Erwartungen herangetragen werden. Der deutsche Kandidat im Wettbewerb war jedoch nicht Lena ;).

--------

gauloises
28.05.2012, 14:26
@OldStephen66: :hmm:

Ich schrieb, dass hier im Forum im Gegensatz zum Gieselmann-Blog nur an Lena Erwartungen herangetragen werden.

OldStephen66
28.05.2012, 14:28
@OldStephen66: :hmm:

Ich schrieb, dass hier im Forum im Gegensatz zum Gieselmann-Blog nur an Lena Erwartungen herangetragen werden.

Ach herrje! Diese vermaledeiten ABKÜRZUNGEN. :schaem: Sorry, hast natürlich recht!

edit: ich hatte das wohl als e.g., also "exempli gratia" gelesen.

juergen
28.05.2012, 15:16
Tatsächlich erreichte Max Mutzke die beste deutsche Platzierung zwischen 2000 und 2010.Genau genommen teilt sich Max Mutzke diese Ehre mit Michelle, die es 2001 ebenfalls auf Platz 8 schaffte.

http://www.eurovision.tv/page/history/by-country/country?country=9

j_easy
28.05.2012, 15:39
Komischerweise habe ich von den Opositionellen Musikveranstaltungen auch wenig gehört, aber auch nicht recherchiert. Und wegen Menschenrechten, was war mit der Olympiade in China?
Ich denke man muß auch etwas trennen, zwischen den Machthabern und den im Land lebenden Menschen. Einige denken nach Kontakt mit Menschen aus westlichen Ländern um oder erhalten Anregungen. Aserbaidschan orientiert sich nach Westen, wie auch Russland, nur das der Familienklan seine Macht ungern aus den Händen geben möchte und daher Oposition bekämpft / verbietet. ... Ohne den ESC wäre nie soviel darüber berichtet worden. Noch schöner wäre es, wenn Länder die wirtschaftlich mit Baku zusammenarbeiten, wie z.B. Israel, die Öl aus dem Land beziehen, hier etwas Druck ausüben könnten ...

Und was Lena angeht, ich denke schon, dass Sie informiert ist, vielleicht auch durch die HAZ (oder auch BakuBlog). Imre Grimm schrieb ja auch einiges über die Situation ... Sie sagte aber mal, Sie äußert sich nicht gern zu Dingen, wo Sie sich nicht wirklich auskennt. Naja geäußert hat Sie sich ja wohl doch ...

Laura-chan
28.05.2012, 15:44
Ums mal kurz und knapp zu machen:

:facepalm:

Thophi
28.05.2012, 18:12
Am schlimmsten finde ich ja Menschen die von Künstlern, Sportlern etc. irgendwelche politischen Statements erwarten. Es bleibt doch bitte immer noch jedem selbst überlassen ob er dazu Stellung nehmen möchte oder nicht.

Federfuchs
28.05.2012, 18:24
Warum fällt mir gerade nach diesem Beitrag das 2010 beliebte Thema: "Lena und die Vorbildfunktion" ein? Damals war für die Ärmste ja ganz schnell Schluss mit dem wilden Leben voller Exzesse.

Smirn
28.05.2012, 19:39
Noch schöner wäre es, wenn Länder die wirtschaftlich mit Baku zusammenarbeiten, wie z.B. Israel, die Öl aus dem Land beziehen, hier etwas Druck ausüben könnten ...
Du meinst Länder wie Deutschland?


Innerhalb der EU ist Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner Aserbaidschans. (...)
Nach der deutschen Außenhandelsstatistik belief sich das bilaterale Handelsvolumen 2004 auf 411 Mio EUR, 2007 1532 Mio. EUR. Die Einfuhren aus Aserbaidschan (primär Erdöl (-Produkte) betrugen im Jahre 2007 1086 Mio EUR, die Ausfuhren (Elektrotechnik, Nahrungsmittel, Maschinen, KfZ) 446 Mio EUR. Der Gesamtumsatz im Jahre 2007 stieg gegenüber 2006 um 38,2%.
http://www.azeriler.de/aserb/Azerb/Aserb.htm

ptp
28.05.2012, 21:20
So wie Anke es gemacht hat konnte jede Seite ihr Gesicht wahren.

Das was Anke getan hat, fand ich unglaublich arrogant. Sie wurde auf deutsch begrüßt - und dann das. Ist jemand schon mal aufgefallen, dass wir das einzige Land in Europa waren, das bei der Punktevergabe einen politischen Spruch ablassen musste? Wir sollten lieber mal auf das schauen, was wir unter Moral in unserem Land verstehen, wie z. B. Lohndumping als Konjunkturantrieb. Wenn man mitkriegt, wie sich das Geschäft mit Leiharbeit usw. entwickelt hat, sich die Stundenlöhne von Friseusen anschaut ... dann weiß man, wie moralisch wir in diesem Land sind. Und wieso müssen wir einigen hundert Demonstranten nach dem Mund reden? Die allermeisten Aserbeidschaner werden den ESC willkommen geheißen haben, auch wenn sie mit ihrer Staatsführung nicht einverstanden sind.

Mikado
28.05.2012, 21:30
Der Siegtitel des ESC 2012 von Loreen mit "Euphoria" war bühnentechnisch ziemlich dunkel/düster und mysteriös angelegt. Dazu die Sängerin Lorreen mit zierlicher Gestalt und dunklen, langen Haaren. Hat mich ein kleines bisschen an Lena und TBAS beim ESC 2011 erinnert. :X

steffen3
28.05.2012, 21:34
Das was Anke getan hat, fand ich unglaublich arrogant.Und wieso müssen wir einigen hundert Demonstranten nach dem Mund reden?

Na, mal wieder den Provokateur raushängen lassen? Fällt doch keiner mehr drauf rein. :P

Mikado
28.05.2012, 21:39
Das was Anke getan hat, fand ich unglaublich arrogant. Sie wurde auf deutsch begrüßt - und dann das. Ist jemand schon mal aufgefallen, dass wir das einzige Land in Europa waren, das bei der Punktevergabe einen politischen Spruch ablassen musste? Wir sollten lieber mal auf das schauen, was wir unter Moral in unserem Land verstehen, wie z. B. Lohndumping als Konjunkturantrieb. Wenn man mitkriegt, wie sich das Geschäft mit Leiharbeit usw. entwickelt hat, sich die Stundenlöhne von Friseusen anschaut ... dann weiß man, wie moralisch wir in diesem Land sind. Und wieso müssen wir einigen hundert Demonstranten nach dem Mund reden? Die allermeisten Aserbeidschaner werden den ESC willkommen geheißen haben, auch wenn sie mit ihrer Staatsführung nicht einverstanden sind.

Da hast Du aber nur den kleinsten Teil der Misstände bei uns augeführt. Hier meine "Hitliste" des letzten Jahrzehnts:

- Agenda 2010
- Altersarmut
- Kinderarmut
- Ausverkauf der Infrastruktur
- Bevorteilung von Kapitaleinkünften
- Bildungsmisere
- Biometrik in Pässen
- Diätenerhöhungen
- Ein-Euro-Jobs
- Energieversorgerkartelle
- Euro statt DM
- Gaspreisexplosion
- Gesetzgebung durch Wirtschaft
- Gesundheitsfond
- Hartz IV
- Hedgefonderlaubnis
- Kalte Progression
- Lasche Finanzmarktregeln
- Lehrermangel
- Lobbyismus und Korruption
- Mehrwertsteuererhöhung
- Missbräuchliche Bundeswehreinsätze
- Nichtverfassungskonforme Gesetze
- Niedriglöhne
- Zeitarbeitssklaven
- Online-Durchsuchung
- Praxisgebühr
- Prekäre Beschäftigung
- Privatisierungen
- Rente mit 67
- Rettungspakete für Betrüger (Banken)
- Riesterrente (Geringverdiener)
- Sinnlose Subventionen
- Staatsverschuldungsberg
- Steuerverschwendung
- Studiengebühren
- Überwachungsstaat
- Unangemessene Managergehälter
- Unbezahlte Praktika
- Ungerechtes Gesundheitssystem
- Ungerechtes Steuersystem
- Vetternwirtschaft
- Vorratsdatenspeicherung
- angebliche Wiedervereinigungskostenexplosion

Und dann reissen wir noch unser Maul gegen AZ auf???

synapse
28.05.2012, 21:49
Das was Anke getan hat, fand ich unglaublich arrogant.

Ich würde Anke wie ein Löwe verteidigen ;)


Und wieso müssen wir einigen hundert Demonstranten nach dem Mund reden? Die allermeisten Aserbeidschaner werden den ESC willkommen geheißen haben, auch wenn sie mit ihrer Staatsführung nicht einverstanden sind.

Erkennst Du den Widerspruch? Entweder sind es die allermeisten Aserbaidschaner oder nur einige hundert Demonstranten. Und Anke hat den ESC natürlich auch willkommen geheißen.

synapse
28.05.2012, 21:51
Da hast Du aber nur den kleinsten Teil der Misstände bei uns augeführt. Hier meine "Hitliste" des letzten Jahrzehnts:

- Agenda 2010
- Altersarmut
- Kinderarmut
- Ausverkauf der Infrastruktur
- Bevorteilung von Kapitaleinkünften
- Bildungsmisere
- Biometrik in Pässen
- Diätenerhöhungen
- Ein-Euro-Jobs
- Energieversorgerkartelle
- Euro statt DM
- Gaspreisexplosion
- Gesetzgebung durch Wirtschaft
- Gesundheitsfond
- Hartz IV
- Hedgefonderlaubnis
- Kalte Progression
- Lasche Finanzmarktregeln
- Lehrermangel
- Lobbyismus und Korruption
- Mehrwertsteuererhöhung
- Missbräuchliche Bundeswehreinsätze
- Nichtverfassungskonforme Gesetze
- Niedriglöhne
- Zeitarbeitssklaven
- Online-Durchsuchung
- Praxisgebühr
- Prekäre Beschäftigung
- Privatisierungen
- Rente mit 67
- Rettungspakete für Betrüger (Banken)
- Riesterrente (Geringverdiener)
- Sinnlose Subventionen
- Staatsverschuldungsberg
- Steuerverschwendung
- Studiengebühren
- Überwachungsstaat
- Unangemessene Managergehälter
- Unbezahlte Praktika
- Ungerechtes Gesundheitssystem
- Ungerechtes Steuersystem
- Vetternwirtschaft
- Vorratsdatenspeicherung
- angebliche Wiedervereinigungskostenexplosion

Und dann reissen wir noch unser Maul gegen AZ auf???

Verglichen mit England oder den USA stehen wir aber in diesen Dingen viel besser da (bis auf die Wiedervereinigung und ihre Kosten).

Doktor Landshut
28.05.2012, 22:02
Verglichen mit England oder den USA stehen wir aber in diesen Dingen viel besser da (bis auf die Wiedervereinigung und ihre Kosten).

Das erinnert mich aber jetzt etwas an das Konzept der "Abwärtsversicherung", das im Trash-Fernsehen mit fiktiven Doku-Soaps so erfolgreich funktioniert. Anderen geht es offenbar immer noch ein wenig schlechter. Wenn sie nicht wenigstens noch etwas dicker sind als man selbst, sind sie zumindest weniger intelligent ;).

Mikado
28.05.2012, 22:03
Verglichen mit England oder den USA stehen wir aber in diesen Dingen viel besser da (bis auf die Wiedervereinigung und ihre Kosten).

Du kannst jetzt noch Nord-Korea oder Afghanistan ins Spiel bringen. Sind das Deine Argumente gegen die Zustände bei uns -
"bei anderen ist es noch schlimmer" ?

Lars
28.05.2012, 22:04
Das was Anke getan hat, fand ich unglaublich arrogant. Sie wurde auf deutsch begrüßt - und dann das. Ist jemand schon mal aufgefallen, dass wir das einzige Land in Europa waren, das bei der Punktevergabe einen politischen Spruch ablassen musste?

Das solltest du die anderen Länder fragen.
So politisch war der Spruch übrigens nicht: It's good to have a choice. Eigentlich ist sowas ne Selbstverständlichkeit. Politik fängt erst danach an. Und es ist nicht mal unwahrscheinlich, dass die sie auf Deutsch Begrüßenden so etwas sogar gerne hören.


Wir sollten lieber mal auf das schauen, was wir unter Moral in unserem Land verstehen, wie z. B. Lohndumping als Konjunkturantrieb. Wenn man mitkriegt, wie sich das Geschäft mit Leiharbeit usw. entwickelt hat, sich die Stundenlöhne von Friseusen anschaut ... dann weiß man, wie moralisch wir in diesem Land sind.

Das kannst du in Deutschland schreiben und dagegen darfst du hier demonstrieren, kannst dich Parteien anschließen, die dagegen kämpfen, darfst diese wählen oder zur Not solche gründen und niemand hindert dich daran.
In Aserbaidschan ist das anders.


Und wieso müssen wir einigen hundert Demonstranten nach dem Mund reden? Die allermeisten Aserbeidschaner werden den ESC willkommen geheißen haben, auch wenn sie mit ihrer Staatsführung nicht einverstanden sind.

Was denn nun? Ein paar Hundert oder die allermeisten?
Wir werden es nicht erfahren, weil dort Wahlen gefälscht und Demonstranten verprügelt werden. :hmm:

synapse
28.05.2012, 22:08
Du kannst jetzt noch Nord-Korea oder Afghanistan ins Spiel bringen. Sind das Deine Argumente gegen die Zustände bei uns -
"bei anderen ist es noch schlimmer" ?

Nein, ich bin auch dafür die Zustände bei uns zu kritisieren, wo sie nicht gut sind, aber genauso die Zustände in anderen Ländern (z.B. Aserbaidschan), wo sie noch schlechter sind. Und ich lebe in England und bin ab und zu in den USA und weiss wovon ich rede :(

Mikado
28.05.2012, 22:13
Nein, ich bin auch dafür die Zustände bei uns zu kritisieren, wo sie nicht gut sind, aber genauso die Zustände in anderen Ländern (z.B. Aserbaidschan), wo sie noch schlechter sind. Und ich lebe in England und bin ab und zu in den USA und weiss wovon ich rede :(

Ich habe Verwandte in den USA und habe auch Geschäftsverbindungen dorthin, da bin ich völlig Deiner Ansicht. Trotzdem sollte jeder erstmal "vor der eigenen Türe kehren".

Lars
28.05.2012, 22:14
Ich habe Verwandte in den USA und habe auch Geschäftsverbindungen dorthin, da bin ich völlig Deiner Ansicht. Trotzdem sollte jeder erstmal "vor der eigenen Türe kehren".

Nö.
Wenn man andere unterstützen kann, sollte man das tun.

Mikado
28.05.2012, 22:25
Nö.
Wenn man andere unterstützen kann, sollte man das tun.

Entschuldige aber ist Dir der Begriff "moralische Berechtigung" schon mal untergekommen?

Edit: Als Einzelner hast Du natürlich diese moralische Berechtigung, aber Du kannst nichts bewirken.

Lars
28.05.2012, 22:46
Entschuldige aber ist Dir der Begriff "moralische Berechtigung" schon mal untergekommen?

Edit: Als Einzelner hast Du natürlich diese moralische Berechtigung, aber Du kannst nichts bewirken.

Verstehe den Einwand nicht. Anke Engelke ist eine Einzelperson.
(Edit: Sagst du ja jetzt selbst.)

Egal, was in DE passiert, es mindert nicht Ankes Recht, auf die Einhaltung universeller (!!) Menschenrechte überall in der Welt zu pochen.
Es gibt keine Verbindung zw. Anke und Deutschlands Regierung und daher ist der Begriff "moralische Berechtigung" Unsinn.

Wie überhaupt: Die Kritik an Aserbaidschans Regierung scheint mit einer Kritik am Land oder dessen Bevölkerung verwechselt zu werden. Das ist grober Quatsch:
Die meisten dort sind froh, dass ihnen Leute aus dem Ausland gegen die sich an ihnen bereichernde Herrscherclique beisteht.

nobody_0991
28.05.2012, 22:54
Einzig Finnland 2006 konnte in diesem Zeitraum als eher "westliches" Land den Sieg erringen, aber das auch nur mit einer Nummer, die an Trash kaum zu überbieten war, und die auf mich noch heute eher wie eine Metal-Parodie wirkt.

also da muss ich erstmal einhaken, Lordi ist auf keinen fall trash. die machen ganz anständigen metal-rock, so wird ichs mal bezeichnen.
hörs dir mal an, viele songs sind sehr gut, wenn man denn auf diese art von musik steht.



zur punkteschiebung, es nimmt jedes jahr etwas mehr ab. aber man brauch eben immernoch einen bombensong mit einer bombeninterpretin (Lena :D) oder wen auch immer um von den östlichen ländern punkte zubekommen.

Thophi
28.05.2012, 23:58
Da hast Du aber nur den kleinsten Teil der Misstände bei uns augeführt. Hier meine "Hitliste" des letzten Jahrzehnts:

- Agenda 2010
- Altersarmut
- Kinderarmut
- Ausverkauf der Infrastruktur
- Bevorteilung von Kapitaleinkünften
- Bildungsmisere
- Biometrik in Pässen
- Diätenerhöhungen
- Ein-Euro-Jobs
- Energieversorgerkartelle
- Euro statt DM
- Gaspreisexplosion
- Gesetzgebung durch Wirtschaft
- Gesundheitsfond
- Hartz IV
- Hedgefonderlaubnis
- Kalte Progression
- Lasche Finanzmarktregeln
- Lehrermangel
- Lobbyismus und Korruption
- Mehrwertsteuererhöhung
- Missbräuchliche Bundeswehreinsätze
- Nichtverfassungskonforme Gesetze
- Niedriglöhne
- Zeitarbeitssklaven
- Online-Durchsuchung
- Praxisgebühr
- Prekäre Beschäftigung
- Privatisierungen
- Rente mit 67
- Rettungspakete für Betrüger (Banken)
- Riesterrente (Geringverdiener)
- Sinnlose Subventionen
- Staatsverschuldungsberg
- Steuerverschwendung
- Studiengebühren
- Überwachungsstaat
- Unangemessene Managergehälter
- Unbezahlte Praktika
- Ungerechtes Gesundheitssystem
- Ungerechtes Steuersystem
- Vetternwirtschaft
- Vorratsdatenspeicherung
- angebliche Wiedervereinigungskostenexplosion

Und dann reissen wir noch unser Maul gegen AZ auf???

Verstehe den Zusammenhang zwischen dieser Liste von größtenteils Stammtischparolen mit der mutigen Aussage von Anke Engelke nicht. :hmm:
Ist denn Anke für all das verantwortlich?

Mikado
29.05.2012, 01:38
Verstehe den Zusammenhang zwischen dieser Liste von größtenteils Stammtischparolen mit der mutigen Aussage von Anke Engelke nicht. :hmm:

Diese Liste mit "Stammtischparolen" wie Du sie nennst, haben nicht das Geringste mit Anke zu tun! Ausserdem hoffe ich für Dich, dass Du nie auch nur mit einem Punkt aus meinen "Stammtischparolen" konfrontiert wirst.

Meine Liste zählt gravierende Missstände in der Bundesrepublik Deutschland auf. Bei uns liegt soviel im Argen, dass wir nicht anderen Staaten (mit noch junger Selbstständigkeit) vorschreiben sollten, wie sie es zu machen haben. Wenn wir einen Blick in einen anderen muslimischen Staat wie Syrien werfen, relativieren sich die undemokratischen Zustände in AZ sehr schnell. Ich will damit aber nicht sagen, dass ich nicht für mehr Demokratie in AZ bin.

Mutige Aussage - wenn man tausende Kilometer entfernt in Sicherheit ist? Mutig war Loreen (Lorine Zineb Noka Talhaoui, hat marokanische Eltern) mit ihrem politischen Statement vor Ort in Baku.


Ist denn Anke für all das verantwortlich? Nein, habe ich auch nie behauptet.

j_easy
29.05.2012, 02:45
Du meinst Länder wie Deutschland?


http://www.azeriler.de/aserb/Azerb/Aserb.htm

Yep. Fakt ist, unserer offiziellen Seite ist egal solange es Pro Westlich ist und Stabilität (und Rohstoffe oder Absatz) verspricht. Da gibt es so viele andere Beispiele ... Freiheit politisch Andsdenkender oder Kampf gegen Korruption Ist den sogenannten Demokratien dann so Schnurzegal. Schaut mal den Film "Der Diktator" von Sascha Baron Cohen (oder so). Er ist sehr lustig, aber manchmal bleibt das Lachen auch im Halse stecken.

j_easy
29.05.2012, 02:57
Der Siegtitel des ESC 2012 von Loreen mit "Euphoria" war bühnentechnisch ziemlich dunkel/düster und mysteriös angelegt. Dazu die Sängerin Lorreen mit zierlicher Gestalt und dunklen, langen Haaren. Hat mich ein kleines bisschen an Lena und TBAS beim ESC 2011 erinnert. :X

Eine Mischung aus Satellite (minimalistisches Auftreten) und TBAS (Tanz, Outfit, Aussehen). Da ist was dran.
Wenn Lena 2011 mehr Unterstützung aus dem eigenen Land (Presse u.a.) gehabt hätte, hätte Sie im Ausland wahrscheinlich auch mehr positive Aufmerksamkeit gehabt. Aber so dachten auch Teile der ausländischen Presse, dass Lena hier niemand sehen will etc. Das alles war eher negativ-Werbung für Sie und Ihren Song.
Das Sie es dann so gut durchgezogen hat, mit Eröffnung, Ihren Beitrag und dann trotz allen Kritiken noch in den Wochen zuvor und der negativen Stimmungsmache auf einen beachtlichen Platz 10 kam ... Alle Achtung vor der jungen Frau. Kein Wunder, dass Sie manchmal auch Nerven zeigte.
Mich würde mal interessieren, ob Lena sich mit Ihren heutigen Erfahrungen und Wissen nochmal dafür entscheiden würde oder ihren damaligen Ich ala Zurück in die Zukunft eher abraten würde ... ;)

Acid0989
29.05.2012, 07:47
Und dann reissen wir noch unser Maul gegen AZ auf???

JA. Wir können wählen welche Politiker uns in die Scheisse reiten. Die Azerbaidschaner nicht. ;)

ptp
29.05.2012, 09:36
Das solltest du die anderen Länder fragen.
So politisch war der Spruch übrigens nicht: It's good to have a choice. Eigentlich ist sowas ne Selbstverständlichkeit. Politik fängt erst danach an. Und es ist nicht mal unwahrscheinlich, dass die sie auf Deutsch Begrüßenden so etwas sogar gerne hören.

Na klar, so was hören die gerne. Und der Spruch ist eigentlich völlig unpolitisch. Vorhin hast Du übrigens noch geschrieben, sie würde damit auf die Einhaltung "universeller" Menschenrechte pochen. Was denn nun?



Das kannst du in Deutschland schreiben und dagegen darfst du hier demonstrieren, kannst dich Parteien anschließen, die dagegen kämpfen, darfst diese wählen oder zur Not solche gründen und niemand hindert dich daran.
In Aserbaidschan ist das anders.

Na dann schau Dir mal an, wie sie in Frankfurt mit den occupy-Demnostranten umgegangen sind. Da wurde sehr schön deutlich, wie schnell das Demonstrationsrecht löchrig wird, wenn um Demos gegen die Wirtschaft geht. Oder schau Dir mal an, wie schnell wir unsere Menschrechte brechen, wenn es um vermeintliche Terroisten geht. Überhaupt ein netter Begriff "Terrorismus" mit dem man alles mögliche labeln kann - auch die occupy-Demonstrationen natürlich.




Was denn nun? Ein paar Hundert oder die allermeisten?
Wir werden es nicht erfahren, weil dort Wahlen gefälscht und Demonstranten verprügelt werden. :hmm:

Also in anderen Ländern hindern solche Dinge Demonstranten auch nicht, in großen Demonstrationen ihre Meinung zu äußern. Schau Dir einfach mal die Demos im Nahen Osten an. Und gegen ESC-Demonstranten so hart vorzugehen, dass die Demonstranten um ihr Leben fürchten müssten, das hätte sich Aserbeidschan nie leisten können.

Übrigens "die meisten" und die Doppelmoral. Ich zitiere Dich einfach mal selbst:


Die meisten dort sind froh, dass ihnen Leute aus dem Ausland gegen die sich an ihnen bereichernde Herrscherclique beisteht.

Thophi
29.05.2012, 10:18
Mir ist immer noch nicht klar was eine private aber öffentlich kundgetane Meinungsäußerung von Anke Engelke mit der deutschen Politik zu tun haben soll.

Kölscher Jung
29.05.2012, 10:21
Eine Mischung aus Satellite (minimalistisches Auftreten) und TBAS (Tanz, Outfit, Aussehen). Da ist was dran.
Wenn Lena 2011 mehr Unterstützung aus dem eigenen Land (Presse u.a.) gehabt hätte, hätte Sie im Ausland wahrscheinlich auch mehr positive Aufmerksamkeit gehabt. Aber so dachten auch Teile der ausländischen Presse, dass Lena hier niemand sehen will etc. Das alles war eher negativ-Werbung für Sie und Ihren Song.
Das Sie es dann so gut durchgezogen hat, mit Eröffnung, Ihren Beitrag und dann trotz allen Kritiken noch in den Wochen zuvor und der negativen Stimmungsmache auf einen beachtlichen Platz 10 kam ... Alle Achtung vor der jungen Frau. Kein Wunder, dass Sie manchmal auch Nerven zeigte.
...

Das kann man nur so unterschreiben.

Rolwin
29.05.2012, 11:19
Mir ist immer noch nicht klar was eine private aber öffentlich kundgetane Meinungsäußerung von Anke Engelke mit der deutschen Politik zu tun haben soll.
Sehe ich auch so. Ankes Äußerung geht OK, aber sie wird völlig überbewertet. Nach ihrer Äußerung, lief der ESC noch 20 Minuten, dann war er Geschichte. Die Forderung mancher Journalisten, die am ESC beteiligten sollten sich kritisch äußern, finde ich absurd, denn es fällt in ihren Aufgabenbereich.
Womöglich sollten die 800 BP Mitarbeiter sagen, Danke für den Auftrag, aber ihr seit ein beschissener Arbeitgeber.
Anke hat durch ihre Äußerung nichts zu befürchten.

Was ist so anders in AZ, als in anderen Ländern? Wer das Geld hat, besitzt die Macht. Das ist in Amerika so und auch in Griechenland, dem "Mutterland der Demokratie", ich sage nur Korruption. Klar, in diesen Ländern darf man frei seine Meinung sagen, trotzdem endet das mitunter blutig und viele Menschen vegetieren wegen der Finanzkriese auf der Straße. Demokratie sollte sich anders anfühlen. In England kauft sich ein Russe für eine Milliarde einen Fußballverein. Jeder Milliardär im Westen hat sein Geld irgend jemand zuviel weggenommen. Wer braucht schon eine Milliarde zum Leben.

Um wirklich AZ zu beurteilen, wie krass das Mißverhältnis zu unserer Demokratie ist, müßte ich mindestens ein Jahr dort leben. Journalisten klammern sich ja gerne ausschließlich an das Negative. Menschenrechte sollten überall eingehalten werden und selbst in einem Land wie Deutschland gelingt das nicht vollständig und trotz Öffentlichmachung ändert sich kaum etwas.

Geld regiert nun mal die Welt, das ist im Osten genauso wie im Westen. Vielleicht ändert sich das ja im hundert Jahren....

vampire67
29.05.2012, 11:48
Sehe ich auch so. Ankes Äußerung geht OK, aber sie wird völlig überbewertet. Nach ihrer Äußerung, lief der ESC noch 20 Minuten, dann war er Geschichte. Die Forderung mancher Journalisten, die am ESC beteiligten sollten sich kritisch äußern, finde ich absurd, denn es fällt in ihren Aufgabenbereich.
Womöglich sollten die 800 BP Mitarbeiter sagen, Danke für den Auftrag, aber ihr seit ein beschissener Arbeitgeber.
Anke hat durch ihre Äußerung nichts zu befürchten.

Anke war angeblich nicht die einzige, wenn auch wohl die direkteste der kommentatoren die sich gegen den veranstalter in szene setzten.
Die wechselnden finnischen landschaften im hintergrund bei Lordi wurde als verarschung der tourismuspostkarten der azeries gewertet und auch die schwedische kommentatorin die den landesnamen angeblich nicht aussprechen konnte und nach zwei anläufen durch 'Baku' ersetzte ist wohl komikerin, sieht wohl normalerweise aus wie man sich eine heisse schwedin vorstellt und hatte sich extra mit dem Nana Mouskouri outfit verunstaltet.


Was ist so anders in AZ, als in anderen Ländern? Wer das Geld hat, besitzt die Macht. Das ist in Amerika so und auch in Griechenland, dem "Mutterland der Demokratie", ich sage nur Korruption. Klar, in diesen Ländern darf man frei seine Meinung sagen, trotzdem endet das mitunter blutig und viele Menschen vegetieren wegen der Finanzkriese auf der Straße. Demokratie sollte sich anders anfühlen. In England kauft sich ein Russe für eine Milliarde einen Fußballverein. Jeder Milliardär im Westen hat sein Geld irgend jemand zuviel weggenommen. Wer braucht schon eine Milliarde zum Leben.

Um wirklich AZ zu beurteilen, wie krass das Mißverhältnis zu unserer Demokratie ist, müßte ich mindestens ein Jahr dort leben. Journalisten klammern sich ja gerne ausschließlich an das Negative. Menschenrechte sollten überall eingehalten werden und selbst in einem Land wie Deutschland gelingt das nicht vollständig und trotz Öffentlichmachung ändert sich kaum etwas.

Geld regiert nun mal die Welt, das ist im Osten genauso wie im Westen. Vielleicht ändert sich das ja im hundert Jahren....
Richtig.
Ich sehe AZ eher im kontext der nachbarstaaten und die unterdrückung weniger als politische sache, denn als wirtschaftliche machtfrage. Insofern befindet sich AZ da durchaus nicht weit von Russland entfernt und wenn man es mit nachbarstaaten vergleicht erscheint AZ das geringere übel.
Vor allen die einschätzung der rolle der opposition braucht zeit und eine menge recherche. Opposition == gut ist eine schwarz-weiss sicht die ich vermeiden würde. Da fällt mir nicht nur die Taliban in den 80ern ein. Ich erinnere an den jugoslavienkrieg als die rechnung Serben == böse auch nicht funktionierte. Da gab es berichte das deutsche neonazies freiwillig in die kosovarische armee gingen zum 'serben aufklatschen'. Freund-feind denken ist heutzutage derartig multidimensional das man da sehr vorsichtig sein muss, vor allem wenn man sich zum sprachrohr machen lässt.

Lena hat mal gesagt das sie zu politischen themen sehr wohl eine eigene private meinung hat, sie sich aber absichtlich öffentlich nicht vereinnahmen lassen will. Ich finde das ehrlicher als sich aus PR gründen jeweils opportun einer grade herrschenden 'öffentlich-politischen lage' zu verhalten.

Muenzi
29.05.2012, 12:12
Anke war angeblich nicht die einzige, wenn auch wohl die direkteste der kommentatoren die sich gegen den veranstalter in szene setzten....
Lena hat mal gesagt das sie zu politischen themen sehr wohl eine eigene private meinung hat, sie sich aber absichtlich öffentlich nicht vereinnahmen lassen will. Ich finde das ehrlicher als sich aus PR gründen jeweils opportun einer grade herrschenden 'öffentlich-politischen lage' zu verhalten.
Du willst doch jetzt nicht sagen, dass sich Anke aus PR Gründen Opportun verhalten hat?
Lena hat ihre ganz neutrale Haltung übrigens ein wenig aufgegeben. In einem Interview hat sie auf Nachfrage ebenso wie Roman der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Aufmerksamkeit, die der ESC dem Land bringt, sich auh positiv für die Menschenrechtslage auswirken werde.

Hochachtung hat bei mir Loreen, die mit ihren Kontakten zur Oppositionsbewegung sogar ihren Ausschluss vom Wettbewerb riskiert hat. Das war sicherlich keine PR Aktion sondern ein inneres Bedürfnis. Ähnlich sehe ich das bei Anke. Ich hatte übrigens insgesamt den Eindruck, dass die Punktevergabe eine recht kühle Angelegenheit war.

Ansonsten gibt es schon lange die Diskussion, dass Menschenrechte mehr als freie Meinungsäußerung umfassen. Wenn aber z.B. bei uns das Recht auf einen würdigen Arbeitsplatz nicht verwirklicht ist, ist das keine Rechtfertigung von Menschenrechtsverletzungen anderer Art irgendwo anders auf der Welt.

Für besonders wichtig halte ich, dass AZ jetzt nicht sofort wieder von der Öffentlichkeit vergessen wird. Und das ist sicherlich nicht Aufgabe der Musiker, die am ESC teilgenommen haben sondern der Presse und jedes Einzelnen, der/die sich hier geäußert haben. Ich schlage für jeden Einzelnen unter anderem eine Mitgliedschaft bei Amnesty International vor. Wer das nicht möchte, kann auch mit einmaligen Spenden den Kampf für Menschenrechte weltweit unterstützen. Und ein richtiges Wort im privaten Kreis an der richtigen Stelle ist auch manchmal angebracht. Jeder einzelne von uns kann etwas tun. Das ist mindestens so wichtig wie die Beobachtung von Künstlern, Presse und Politikern.

Rolwin
29.05.2012, 12:26
@Muenzi, Stimme dir zu....weißt du worauf ich gespannt bin?...wie häufig wird Gieselmann, wenn überhaupt, das Thema AZ künftig ansprechen.....ich habe da schon eine Ahnung, die eher gegen Null tendiert...kann mich auch irren.

Grombold
29.05.2012, 12:41
Amen

tisch
29.05.2012, 12:46
Hier eine allgemeine Musikbetrachtung zum ESC: Der Tagesspiegel - Auch Trash will gekonnt sein! (http://www.tagesspiegel.de/kultur/musikkritik-zum-eurovision-song-contest-auch-trash-will-gekonnt-sein/6682256.html)

P.S. Weiter unten rechts auf der Seite ist eine kleines Voting über bisherige ESC-Gewinner. Eine Teilnahme sollte nicht ausgeschlossen werden. ;)

Schnatz
29.05.2012, 13:04
Den Siegersong muss man sich zweimal anhören, beim ersten mal denkt man, häh wasn das. Beim nächsten mal, ist das geil. (Frauen müssen wild sein) Wahrscheinlich ging es letztes Jahr den Hörern von TBAS ebenso. So ist eine Teilnahme am Hablfinale als Vorteil anzusehen.

Wer freut sich bei einer WM oder Olympischen Spielen über einen 8. Platz? Ich sehe hier keinen Erfolg, vor allem wenn sieht was vor ihm lag.

vampire67
29.05.2012, 15:08
Du willst doch jetzt nicht sagen, dass sich Anke aus PR Gründen Opportun verhalten hat?
Lena hat ihre ganz neutrale Haltung übrigens ein wenig aufgegeben. In einem Interview hat sie auf Nachfrage ebenso wie Roman der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Aufmerksamkeit, die der ESC dem Land bringt, sich auh positiv für die Menschenrechtslage auswirken werde.
Das habe ich überhaupt nicht behauptet, lies bitte noch mal nach zu.
Aber wenn sich künstler erst nach den aktiven forderungen, die künstler mögen doch da mal was zu sagen, plötzlich aktiv wird bleibt für mich ein beigeschmack.
Bei Anke nicht, weil sie auch früher kein blatt vor den mund genommen hat. Insofern nehme ich ihr das statement ab.
Ausserdem war das statement immer noch diplomatisch durch die blume, also alles andere als ein flammendes statement tur menschenrechtslage.
Etwas anderes ist es wenn ein künstler plötzlich nach den 'aufforderungen' aktiv wird und eben keine street-credits als politisch aktiver hat. Dann wirkt das bemüht nach PR.
Lenas äusserungen im interview sind wiederum immer noch relativ neutral. Weder Roman noch Lena ergreift da flammend für irgendwen konkret pratei. Insofern sind sie da immer noch glaubwürdig.


Hochachtung hat bei mir Loreen, die mit ihren Kontakten zur Oppositionsbewegung sogar ihren Ausschluss vom Wettbewerb riskiert hat. Das war sicherlich keine PR Aktion sondern ein inneres Bedürfnis. Ähnlich sehe ich das bei Anke. Ich hatte übrigens insgesamt den Eindruck, dass die Punktevergabe eine recht kühle Angelegenheit war.
Dazu kann ich keine einschätzung geben, dazu kenne ich Loreen und ihren 'politischen' hintergrund zu wenig.
Aber auch du kannst eben nicht einschätzen ob das 'inneres bedürfnis' war oder doch irgendwelchem kalkül folgt. Es bleibt dein bauchgefühl.

Dein nachsatz ist auch mir wichtig. Ich befürchte aber auch die europäische presse wird bald wieder zur tagesordnung übergehen und die 'beobachtung' Azerbeijans wird wieder in der versenkung verschwinden.

steffen3
29.05.2012, 15:15
Wer freut sich bei einer WM oder Olympischen Spielen über einen 8. Platz? Ich sehe hier keinen Erfolg, vor allem wenn sieht was vor ihm lag.

Kommt auf das Feld an. Bei 10 Konkurrenten ist Platz 8 enttäuschend, bei 26 kann man sich über Platz 8 durchaus freuen.

LilyHydrangea
29.05.2012, 15:37
Wer freut sich bei einer WM oder Olympischen Spielen über einen 8. Platz? Ich sehe hier keinen Erfolg, vor allem wenn sieht was vor ihm lag.

Naja, stimmen denn bei den Olympischen Spielen die Zuschauer darüber ab, wer am schönsten gelaufen ist? Platz 8 bei nem Wettbewerb zu erreichen, bei dem es einzig und allein darum gwht, eine große Menge an Leuten von sich zu überzeugen, ist meiner Meinung nach noch was anderes, als bei einem Wettbewerb, wo es nur um die erbrachte Leistung geht, Achter zu werden.

synapse
29.05.2012, 15:46
Wer freut sich bei einer WM oder Olympischen Spielen über einen 8. Platz? Ich sehe hier keinen Erfolg, vor allem wenn sieht was vor ihm lag.

Für mich ist es ein Erfolg, weil Roman einen deutlich besseren Platz belegt hat als die deutschen Teilnehmer im Durchschnitt in den letzten 10 Jahren.

http://www.eurovision.tv/page/history/by-country/country?country=9

Schnatz
29.05.2012, 16:14
Es gibt ja auch sowas wie Eiskunstlaufen oder Turmspringen. Ich würde mich wahrscheinlich noch über den zweiten Platz ärgern.

Doktor Landshut
29.05.2012, 16:17
Es gibt ja auch sowas wie Eiskunstlaufen oder Turmspringen. Ich würde mich wahrscheinlich noch über den zweiten Platz ärgern.

Ich nicht, ich würde gar nicht erst runterspringen.

support4lena
29.05.2012, 16:21
Ich nicht, ich würde gar nicht erst runterspringen.

Ich auch nicht. Da kann man unangenehm auffallen. :ugly:

Doktor Landshut
29.05.2012, 16:24
Ich auch nicht. Da kann man unangenehm auffallen. :ugly:

http://www.youtube.com/watch?v=ZU1W7BCX9hc :ugly:

Schnatz
29.05.2012, 16:45
Na das hat aber gedauert, ich dachte schon ich muss selbst ein Video raussuchen. :)

Bei den ganzen Castingshows ärgern sich die Ausgeschiedenen ja auch, wenigstens kurz. Man braucht sich nicht sein ganzes Leben zu krämen, das sicher nicht. Aber zu sagen Platz 8 Yeah. Das leuchtet mir nicht ein. Gut ich bin anders (nein nicht Thomas Anders:P), zu meiner Schulzeit hab ich mich über jede 2 geärgert und als Versager gefühlt.

Brummell
29.05.2012, 16:46
Den Siegersong muss man sich zweimal anhören, beim ersten mal denkt man, häh wasn das. Beim nächsten mal, ist das geil. (Frauen müssen wild sein) Wahrscheinlich ging es letztes Jahr den Hörern von TBAS ebenso. So ist eine Teilnahme am Hablfinale als Vorteil anzusehen.



Ich muß gestehen, daß ich mit dem Siegersong auch beim zweiten Hören nicht warm werde. Die ersten 55 Sekunden finde ich gut, wenn dann das repetitive Ah Ah Ah Ah Ah Ah kommt ist bei mir jedoch Ende. Das hat aber wohl damit zu tun, daß ich solche typischen Dance-Nummern nicht abkann. :suspekt:
Dagegen habe ich bei "Suus" keinerlei Probleme. ;)

Schnatz
29.05.2012, 16:57
Die ersten 55 Sekunden finde ich gut, wenn dann das repetitive Ah Ah Ah Ah Ah Ah kommt ist bei mir jedoch Ende.

:fies: :D :-D

Und legst du den Hörer auf und hoffst dass es wirklich nur 55 Sekunden waren. :-D

Brummell
29.05.2012, 17:03
Na das hat aber gedauert, ich dachte schon ich muss selbst ein Video raussuchen. :)

Bei den ganzen Castingshows ärgern sich die Ausgeschiedenen ja auch, wenigstens kurz. Man braucht sich nicht sein ganzes Leben zu krämen, das sicher nicht. Aber zu sagen Platz 8 Yeah. Das leuchtet mir nicht ein. Gut ich bin anders (nein nicht Thomas Anders:P), zu meiner Schulzeit hab ich mich über jede 2 geärgert und als Versager gefühlt.

Also die Noten in meiner Schulzeit haben mir nicht den Schlaf geraubt. Geärgert habe ich mich erst später einmal über magna cum, als mir im zweiten Nebenfach ein Prüfer - mit Übeziehung der Prüfzeit !! - ein Bein gestellt hat. :groll:

Brummell
29.05.2012, 17:09
:fies: :D :-D

Und legst du den Hörer auf und hoffst dass es wirklich nur 55 Sekunden waren. :-D

??

Edit: :idee: Stand etwas auf der Leitung.

Nöööt, ich habe diesen Service bislang noch nicht in Anspruch genommen. :D

ptp
29.05.2012, 17:51
Aber zu sagen Platz 8 Yeah. Das leuchtet mir nicht ein.

Na ja, Platz 8 ist halt der Max-Mutzke-Platz. Ich hatte schon vor einigen Wochen geschrieben, dass ich ihn genau dort wohl platziert empfinde. Natürlich sind einige Lieder vor ihm, die wir im Westen als schlechter empfinden. Aber der Sieg von Loreen hat wieder mal gezeigt, dass ein guter Song aus dem Westen, der hervorragend interpretiert wird, gewinnen kann (wobei wir natürlich alle wissen, dass ein schlechter östlicher Song, der mäßig interpretiert wird, beim ESC auch gewinnen kann).

ptp
29.05.2012, 18:30
Ansonsten gibt es schon lange die Diskussion, dass Menschenrechte mehr als freie Meinungsäußerung umfassen. Wenn aber z.B. bei uns das Recht auf einen würdigen Arbeitsplatz nicht verwirklicht ist, ist das keine Rechtfertigung von Menschenrechtsverletzungen anderer Art irgendwo anders auf der Welt.

Es ging hier keinem darum, Menschenrechtsverletzungen in D zu benutzen, solche in AZ zu entschuldigen. Man kriegt allerdings angesichts solcher Tatsachen ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn man sich als Menschrechtsbotschafterin von D aufspielt. Übrigens: wenn wir uns schon als Deutsche gegenüber anderen Staaten als Menschenrechts-Botschafter aufspielen wollen, dann sollten wir vielleicht erst mal mit unseren amerikanischen Freunden beginnen. Wenn mal wieder ein Sportwettkampf in den USA stattfindet, zum Beispiel ein Formel1-Rennen: warum fordern wie unsere teilnehmenden Sportler da nicht dazu auf, sich zu den Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo zu äußern?

Lars
29.05.2012, 18:48
Und gegen ESC-Demonstranten

Was sollen "ESC-Demonstranten" sein?

mrlenchenfan
29.05.2012, 19:26
Diese Liste mit "Stammtischparolen" wie Du sie nennst, haben nicht das Geringste mit Anke zu tun! Ausserdem hoffe ich für Dich, dass Du nie auch nur mit einem Punkt aus meinen "Stammtischparolen" konfrontiert wirst.

Ich hatte mir überlegt, ob ich überhaupt etwas zu Deiner Liste etwas schreiben sollte! Aber die letzte Bemerkung (siehe oben!) hat mir doch keine Ruhe gelassen.

Ich bin einer von denen, die mit einigen Punkten "konfrontiert" wurde!

Hier mein "Teil"-Lebenslauf:

1994: Das erste Mal arbeitslos wegen Rationalisierungsmaßnahmen

1998: Wiedereingliedungsversuch mit SAM (Struktur-Anpassungs-Maßnahmen) für 2 Jahre

2001: Das 2. Mal arbeitlos krankheitsbedingt, Arbeitslosengeld I

2003: Arbeitslosengeld II, also Hartz IV

2006: 14 Monate (bis Juni 2008) 1-Euro-Job (obwohl: Ich habe pro Stunde ca. 1,96 Euro verdient)

2008: Dadurch, dass ich auf dem Arbeitsmarkt tätig war, konnte ich mit 58 Jahren wieder einen Job finden!

Das nur dazu. Wenn jemand in Deutschland arbeiten will, findet auch einen Job. Er/Sie muss nur gegenenfalls die Ansprüche herunterschrauben.

Aber genug der Off-Topic!

Und hier noch einige Bemerkungen zum ESC/Grandprix.

Hier wurde geschrieben, diese Veranstaltung wäre NICHT politisch. Das stimmt so nicht, denn es gibt Momente, wo diese Veranstaltung sehr politisch war. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, denn das würde diesen Thread sprengen.

Aber wer sich für die Vergangenheit dieser Veranstaltung interessiert, sollte sich die Sendung des WDR von 2011: "12 Punkte für Europa - Die Geschichte des ESC/Grand Prix" ansehen, die in den letzten Wochen auf diversen Sendern der ARD gesendet wurde und vielleicht auch in einigen Mediatheken dort noch zu finden ist :thumbsup:

Über die Qualität der einzelnen Beiträge nur soviel: War bis zu dem Zeitpunkt, als die Osteuropäischen Staaten der EBU beitraten, der Grand Prix mehr oder minder eine reine Schlagerveranstaltung, entstand danach immer mehr daraus ein Ethnischer Liederwettbewerb. Auch 2012 war der Einfluss der verschieden Kulturen wieder zu hören.

Im übgrigen halte ich mich an den Spruch eines unserer Philosophen: Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen kennen keine Lieder! :ugly::-!;)

synapse
29.05.2012, 19:39
Hier mein "Teil"-Lebenslauf:

1994: Das erste Mal arbeitslos wegen Rationalisierungsmaßnahmen

1998: Wiedereingliedungsversuch mit SAM (Struktur-Anpassungs-Maßnahmen) für 2 Jahre

2001: Das 2. Mal arbeitlos krankheitsbedingt, Arbeitslosengeld I

2003: Arbeitslosengeld II, also Hartz IV

2006: 14 Monate (bis Juni 2008) 1-Euro-Job (obwohl: Ich habe pro Stunde ca. 1,96 Euro verdient)

2008: Dadurch, dass ich auf dem Arbeitsmarkt tätig war, konnte ich mit 58 Jahren wieder einen Job finden!

Respekt!

mrlenchenfan
29.05.2012, 19:49
Hier eine allgemeine Musikbetrachtung zum ESC: Der Tagesspiegel - Auch Trash will gekonnt sein! (http://www.tagesspiegel.de/kultur/musikkritik-zum-eurovision-song-contest-auch-trash-will-gekonnt-sein/6682256.html)

P.S. Weiter unten rechts auf der Seite ist eine kleines Voting über bisherige ESC-Gewinner. Eine Teilnahme sollte nicht ausgeschlossen werden. ;)

Es ist bezeichnend, dass Lena auf Platz 3 steht!


Respekt!

Ja, noch ca. 14 Tage, dann feiere ich meinen 2. Geburtstag: 4 Jahre wieder Arbeit!

ublowmymind
29.05.2012, 20:00
Es ist bezeichnend, dass Lena auf Platz 3 steht!


Inwiefern ist es bezeichnend dass Lena auf Platz 3 steht?

mrlenchenfan
29.05.2012, 20:07
Ganz einfach: Auch heute noch muss "Satellite" den Leuten, die jetzt erst darüber abstimmen noch sehr gut gefallen! Und soweit steht sie ja von dem 1. und 2. Platzierten nicht weg!

Furlong
29.05.2012, 20:11
Ganz einfach: Auch heute noch muss "Satellite" den Leuten, die jetzt erst darüber abstimmen noch sehr gut gefallen! Und soweit steht sie ja von dem 1. und 2. Platzierten nicht weg!

Jetzt ist Lena auf Platz 2!

ublowmymind
29.05.2012, 20:11
Ganz einfach: Auch heute noch muss "Satellite" den Leuten, die jetzt erst darüber abstimmen noch sehr gut gefallen! Und soweit steht sie ja von dem 1. und 2. Platzierten nicht weg!

Ah gut, dann hab ich es richtig verstanden. France Gall hat sie sogar fast eingeholt. :thumbsup:

Die hat zwar für uns damals den "ESC" gewonnen aber da geht bei mir Lena vor. :D

mrlenchenfan
29.05.2012, 20:15
Jetzt ist Lena auf Platz 2!


Wow, OMG, Lena ist ja wieder schneller als der Schall!


... Die hat zwar für uns damals den "ESC" gewonnen aber da geht bei mir Lena vor. :D

Warum? Weil France Gall eine Französin ist?

esiststeffen
29.05.2012, 20:16
also da muss ich erstmal einhaken, Lordi ist auf keinen fall trash. die machen ganz anständigen metal-rock, so wird ichs mal bezeichnen.
hörs dir mal an, viele songs sind sehr gut, wenn man denn auf diese art von musik steht.
Ich bin kein Metal-Fan, das ist wahr. Lordi wirkten auf mich damals aber trotzdem eher wie herumgrölende Comicfiguren als wie eine ernsthafte Band. Und beim ESC geht es nun mal vor allem darum, was eine Band mit einem einzigen Song und einer einzigen Performance innerhalb von drei Minuten für einen Eindruck erweckt. Mein Eindruck war, wie gesagt, der der lächerlichen Comicfiguren (Thomas Herrmanns und ich hatten sie damals beide ganz unabhängig voneinander als "die Orks" tituliert), und der Auftritt von "Mr. Lordi" als finnischer Sprecher beim diesjährigen ESC hat diesen Eindruck nur noch verstärkt. Ich bin überzeugt davon, dass Lordi ihren Sieg eher ihrem Status als Kuriosum verdanken; fast bin ich geneigt, dabei eine Parallele zu den russischen Omis zu ziehen. Ein positives Gegenbeispiel ist für mich der diesjährige Beitrag aus der Slowakei, dem ich das Weiterkommen wirklich gegönnt hätte, der aber im Halbfinale Letzter wurde :hmm:
(Irgendwer hier im Forum hatte dieser Tage die Frage aufgeworfen, inwiefern Lordi seit ihrem ESC-Sieg noch Respekt innerhalb der Metal-Gemeinde genießen; das würde mich auch mal stark interessieren ...)


Ansonsten bin ich ziemlich erstaunt darüber, wie sehr dieser Thread eine politische Richtung angenommen hat und mittlerweile sogar beim Thema "politische Missstände in Deutschland/England/USA/..." angekommen ist :suspekt: ..... in meinem Eröffnungsbeitrag hatte ich das Thema Politik ganz bewusst ausgespart, da es mir eher um die Frage ging, ob und inwiefern sich die musikalische Qualität des ESC in den letzten Jahren gewandelt hat und ob heute (wieder?) prinzipiell jedes Land gewinnen könnte, wenn der richtige Song, der richtige Interpret und die richtige Performance zusammentreffen; oder ob nach den "Ausnahmefällen" 2010 (Lena gewinnt) und 2011 (Deutschland als Gastgeber) nun wieder die komplette ESC-Normalität eingekehrt ist.
Was man sich aber mMn dazu auch noch bewusst machen sollte: Alexander Rybaks Beitrag war ja von seiner ganzen Machart sehr ethnopopmäßig-osteuropäisch angelegt, wozu natürlich allein schon die Herkunft des Künstlers ihren entscheidenden Teil beigetragen haben könnte. Bei Loreen denke ich mir, dass Beiträge mit diesem "Drama" ebenfalls gerade in Osteuropa sehr gut ankommen. Auf der anderen Seite hatten Ell & Nikki einen Beitrag, der so gaaar nichts Osteurpäisches an sich hatte und ebensogut aus Irland oder Dänemark hätte stammen können .... :gruebel:
(Wie gesagt, gerade deshalb find ich Lenas Sieg so erstaunlich, da sie mit einem Song und einer Performance mit Trashfaktor 0, mit Ethnofaktor 0 und auch mit Dramafaktor 0 gewann, und das auch noch für ein Land ohne traditionelle Votingfreundschaften. Ich wüsste zugegebenermaßen sehr gerne, wie sie in der direkten Konkurrenz mit einer Loreen, einem Rybak oder auch mit den Großmüttern aus Udmurtien abgeschnitten hätte - alle diese drei Beiträge hatten bekanntermaßen mehr Punkte als sie -, aber leider weiß ich auch sehr gut, dass eine solche Frage immer nur rein spekulativ bleiben würde ....)

synapse
29.05.2012, 20:23
Ich wüsste zugegebenermaßen sehr gerne, wie sie in der direkten Konkurrenz mit einer Loreen, einem Rybak oder auch mit den Großmüttern aus Udmurtien abgeschnitten hätte - alle diese drei Beiträge hatten bekanntermaßen mehr Punkte als sie -, aber leider weiß ich auch sehr gut, dass eine solche Frage immer nur rein spekulativ bleiben würde ....

Diese Art von Konkurrenz interessiert mich gerade nicht so sehr (Lena ist unvergleichlich ;)). France Gall mag ich wiederum sehr.


Wie gesagt, gerade deshalb find ich Lenas Sieg so erstaunlich, da sie mit einem Song und einer Performance mit Trashfaktor 0, mit Ethnofaktor 0 und auch mit Dramafaktor 0 gewann, und das auch noch für ein Land ohne traditionelle Votingfreundschaften.

Das fand ich auch erst erstaunlich, dann wunderbar, dann hab ich langsam ein bisschen verstanden.

mrlenchenfan
29.05.2012, 20:27
Da hier immer wieder der Begriff "Trash" ins Spiel gebracht wurde, hier mal eine Defination von Wikipedia:

Zitat an:

Trash – engl. (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Englische_Sprache) Müll, Abfall – bezeichnet als Lehnwort (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Lehnwort) der Postmoderne (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Postmoderne) ein kulturelles Produkt mit geringem geistigen Anspruch, an dem gerade der Aspekt der Geistlosigkeit genossen wird. Auch übt die oft unfreiwillige Komik eine große Faszination auf die Konsumenten (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Verbraucher) aus.
Die Anwendung des Begriffes ist umstritten und schwierig einzugrenzen. Was der eine Betrachter als Kitsch (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Kitsch), als Gipfel der Geschmack- und Geistlosigkeit ansieht, birgt für den anderen tiefen künstlerischen Wert. Dies gilt besonders bei Trash, der zum Kult (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Kult_(Status)) geworden ist, da hier die rein subjektive (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/wiki/Subjektiv) Einschätzung das Maß setzte.

Zitat aus

Vor allen der 2. Absatz ist sehr interessant!

Brummell
29.05.2012, 20:27
Ja, noch ca. 14 Tage, dann feiere ich meinen 2. Geburtstag: 4 Jahre wieder Arbeit!

Auch meinerseits Respekt, ein Beispiel für "positive" Energie.
(Irgendwie ist mir doch schon mal jemand mit positiver Energie begegnet ? :gruebel: :idee::wubgirl: )

[fliP]
29.05.2012, 20:32
Bei den ganzen Castingshows ärgern sich die Ausgeschiedenen ja auch, wenigstens kurz. Man braucht sich nicht sein ganzes Leben zu krämen, das sicher nicht. Aber zu sagen Platz 8 Yeah. Das leuchtet mir nicht ein. Gut ich bin anders (nein nicht Thomas Anders:P), zu meiner Schulzeit hab ich mich über jede 2 geärgert und als Versager gefühlt.

Ich handhabe das immer so: ärgern nur, wenn ich mir etwas vorzuwerfen habe. Wenn die Prüfung unerwartet schwer war, dann war sie das eben. Oder einmal, als wir in der 6. Klasse in Biologie unangekündigt einen Test geschrieben hatten. Ich hatte absolut keinen Plan. Es hat dann für eine 5 gereicht :D Aber darüber war ich nicht traurig oder verärgert. Es war nicht so, dass ich wochenlang von dem Test wusste und mich der Faulheit wegen nicht vorbereitet hatte - nein, die Lehrerin wollte uns ja überrumpeln. Von daher hatte ich mir nix vorzuwerfen (lernen, obwohl kein Test ansteht, ist ja nun wirklich keine Option ;)).

Anders war es, als ich in Mathe eine 4 bekam, weil ich die falschen Aufgaben gelöst hatte. Es wurde die Gruppe in zwei Zimmer, äh, das Zimmer in 2 Gruppen geteilt, und für beide Gruppen stand die Aufgabe an der Tafel. Und obwohl die Lehrerin es betonte, musste ich natürlich die falschen Aufgaben lösen, das kurz vor Schluss bemerken, und schnell noch so viel wie möglich von der anderen Aufgabe machen. Das war wirklich ärgerlich - und deshalb habe ich daraus gelernt, so etwas ist mir nicht noch einmal passiert.

Worauf ich hinaus will, was Roman sicher ähnlich sieht: Wenn man einen Fehler macht, dann sollte man sich darüber aufregen, und daraus lernen. Wenn man selbst mit sich zufrieden war, sehe ich keinen Grund dafür. Dann war halt einfach wirklich (z.B.) die Jury schuld. Wenn das, was ich mache, so wie ich es mag, bei anderen nicht ankommt, werde ich mich doch nicht verbiegen, nur um besser anzukommen :hmm:

Surfer
29.05.2012, 20:35
esiststeffen@ Ich wüsste zugegebenermaßen sehr gerne, wie sie in der direkten Konkurrenz mit einer Loreen, einem Rybak oder auch mit den Großmüttern aus Udmurtien abgeschnitten hätte - alle diese drei Beiträge hatten bekanntermaßen mehr Punkte als sie -, aber leider weiß ich auch sehr gut, dass eine solche Frage immer nur rein spekulativ bleiben würde ....)
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ein kleinen Eindruck über Lenas Abschneiden kann man sich m. E. durch den Auftritt im 2. HF machen und den Kommentaren die bei youtube zu diesem Video so geschrieben werden.

Tenor: Alle Künstler werden dort meistens als gleichwertig gesehen, aber Lena hat den Bonus des Außergewöhnlichen.

mrlenchenfan
29.05.2012, 20:37
@fliP: Das sehe ich auch so. Und das hat, so sehe ich es, Lena uns allen im letzten Jahr es vor gemacht!

Furlong
29.05.2012, 20:46
Und jetzt führt Lena beim Tagesspiegelvoting!

ublowmymind
29.05.2012, 21:03
Wow, OMG, Lena ist ja wieder schneller als der Schall!



Warum? Weil France Gall eine Französin ist?

Sie hat 1965 für Luxemburg den Grand Prix gewonnen mit "Poupée de cire, poupée de son".

Elvis
29.05.2012, 21:11
Sie hat 1965 für Luxemburg den Grand Prix gewonnen mit "Poupée de cire, poupée de son".

Kennt doch jedes Kind.

http://www.youtube.com/watch?v=s5aeeSmkPwQ

eternity
29.05.2012, 21:15
Sie hat 1965 für Luxemburg den Grand Prix gewonnen mit "Poupée de cire, poupée de son".
Und ich finde es immer wieder so umwerfend, die alten Aufnahmen zu sehen - außerdem muss ich bei dem Lied einfach immer mitsummen :wub:
(ich schau´s mir gleich mal wieder an, sorry für OT :binweg: sie hat übrigens auch so einen perfekten Lidstrich ;))

Edit: danke Elvis, hast mir den Link direkt geliefert :D

mrlenchenfan
29.05.2012, 21:23
Und jetzt führt Lena beim Tagesspiegelvoting!


Da haben doch nicht einige von uns Foris mitgevotet?:P

Grombold
29.05.2012, 21:30
Kennt doch jedes Kind.

http://www.youtube.com/watch?v=s5aeeSmkPwQDie Kinder wohl eher nicht, aber die 'Mittelalten'. :D

vampire67
29.05.2012, 21:44
Kennt doch jedes Kind.

http://www.youtube.com/watch?v=s5aeeSmkPwQ
Danke, titelmässig sagte mir das nix, wenn mans hört schon :)

Doktor Landshut
29.05.2012, 22:07
Danke, titelmässig sagte mir das nix, wenn mans hört schon :)

Ganz allerliebst, süß und putzig fand ich damals ja dies hier... http://www.youtube.com/watch?v=o9H2YmwuLWY

bates
29.05.2012, 22:17
Ganz allerliebst, süß und putzig fand ich damals ja dies hier... http://www.youtube.com/watch?v=o9H2YmwuLWY

Zum :wub: finde ich ja auch das hier: http://www.youtube.com/watch?v=NcnEur8lrXc

"Ich fress dich auf mit Haut und Haaren, weil ich ein Haifischbaby bin" :)

Klaus
29.05.2012, 22:29
Ich schaue den ESC heuer zum dritten mal in Folge und war, mal von Lena abgesehen, musikalisch eher wenig begeistert.
Trotzdem sehe ich eine gute Zukunft für dieses Format, allerdings mehr als Musikwettbewerb mit Spaßfaktor und einer Portion Völkerverständigung.

Was Länder wie Aserbaitschhan betrifft muß ich sagen wird von uns ein bisschen Heuchelei betrieben.
Niemand stört sich an einer Teilnahme am ESC, aber als Ausrichter des Spektakels ist plötzlich alles fragwürdig (Menschenrechte u.s.w.).
Man sollte die Politik besser aus solchen Veranstaltungen heraus halten. Schließlich wird in der Ukraine auch Fußball gespielt.
Die Worte von Anke Engelke hatten meiner Meinung nach einen eher "konstruktiv, moderaten" kritischen Aspekt.
Mich würde nur interessieren ob die Kritik aus der Moderation od. eher aus dem Team heraus entstanden ist.

Mein Fazit:
Der ESC birgt immer Überraschungen, ist immer für einen Spaß gut und hat seine Skandälchen.
Lena gut, Roman gut !! und mit der schwedischen Siegerin kann ich auch gut leben,
und ich werde mich auch 2013 wieder irgendwie mit dem ESC vergnügen.
Und das ist, so denke ich, Sinn und Zweck der Veranstaltung.

Doktor Landshut
29.05.2012, 22:36
Zum :wub: finde ich ja auch das hier: http://www.youtube.com/watch?v=NcnEur8lrXc

"Ich fress dich auf mit Haut und Haaren, weil ich ein Haifischbaby bin" :)

Oh das kannte ich gar nicht, ist ja auch eine richtige Perle.

Thophi
29.05.2012, 22:54
Kennt doch jedes Kind.

http://www.youtube.com/watch?v=s5aeeSmkPwQ

Kleiner interessanter Fakt am Rande: Das Lied wurde übrigens geschrieben von Serge Gainsbourg. :hippilol:

ptp
29.05.2012, 23:30
Was sollen "ESC-Demonstranten" sein?

Das sind Demonstranten, die bewusst zur Zeit des ESC demonstrieren, um - für welche Ziele auch immer - möglichst viel internationale Aufmerksamkeit zu erhalten.

Lars
29.05.2012, 23:47
Was Länder wie Aserbaitschhan betrifft muß ich sagen wird von uns ein bisschen Heuchelei betrieben.
Niemand stört sich an einer Teilnahme am ESC, aber als Ausrichter des Spektakels ist plötzlich alles fragwürdig (Menschenrechte u.s.w.).

Es nehmen doch enzelne Menschen teil, höchstwahrscheinlich ganz nette Leute, diese treten da auch nicht an, um zur höheren Ehre İlham Əliyevs (ich mag diesen Buchstaben: Ə :)) zu singen, sondern doch eher für ihr Land und die restl. Leute dort. Das ist völlig in Ordnung. Es ist auch völlig okay, wenn sie gewinnen.
Wenn Asərbaycan die Veranstaltung ausrichtet, also der Staat, besser gesagt eigtl. ein staatsnaher Fernsehsender, ist das doch was völlig anderes, nämlich etwas Problematisches, wenn man die Umstände in diesem Staat betrachtet.
Ich kann da keine Heuchelei sehen. Man sollte doch Staat und Leute dort auseinanderhalten.


Das sind Demonstranten, die bewusst zur Zeit des ESC demonstrieren, um - für welche Ziele auch immer - möglichst viel internationale Aufmerksamkeit zu erhalten.

Wie perfide von denen!
Sorry, aber dazu fällt mir nichts mehr ein.

Brummell
30.05.2012, 17:35
Der Blog Eurovision times berichtet über Diskussionen zu Regeln, die Azerbaidschan, Weißrussland vielleicht auch Russland vom Contest ausgeschließen.
EBU – The Eurovision Song Contest 2012 was arguably the most controversial edition in the contest’s history due to human rights and freedom of the press infringements in the host country Azerbaijan. The newspaper Dagens Nyheter and several websites now report, that Nordic countries and the United Kingdom have now pushed for new ethics for the European Broadcasting Union, which organizes the contest.

The new rules apparently contain, all the competing countries in the Eurovision Song Contest must be democratic, and that dictatorships can not participate.

The details were presented at a meeting attended by representatives of the public service companies of Sweden, Norway, Denmark and Finland.

In addition to the Nordic countries the United Kingdom and Austria also pushed for an ethical sharpening of the rules. The EBU will allegedly have the right to exclude existing members or prevent them from participating in the Eurovision Song Contest.

The new rules, which according to the newspaper were formally adopted at the EBU conference in Strasbourg in late June, highlights the basic requirements of democratic rights that need to be respected by a participating country.

These new rules may affect Belarus as well as this year’s host country Azerbaijan. Other countries that come to mind are Putin’s Russia and the Ukraine, which has come under fire for arresting former prime minister Julia Timoschenko. What do you think?

In diesem Zusammenhang ein Kommentar:
Excluding countries from ESC is totally wrong imo because (as tehoe has said) it would punish people living in countries concerned much more than their despicable governments and administrations. Moreover, Franco’s Spain and Salazar’s Portugal participated for many years and it didn’t do any harm. And where would one draw the line? Would Russia be allowed to participate?

However, the EBU should insist that their core values are not infringed on by any hosting country. I suggest that they set up a very detailled set of rules (freedom of speech and press, equal treatment for all ESC countries, transparency with regard to organisation/financing etc.) and ask next year’s host to sign the paper. If any rules are broken, there should be punishments from fines to banning the country from ESC for one or several years. The mess we got in Baku this year was partly the EBU’s fault too.

Ein weiterer Kommentar:
I am honestly not quite sure how this is more of a democratic philosophy than the ones the regimes in these countries have adopted. Although I can see the point of the broadcasters that ask a more strict frame of ethics I am doubtful about such harsh exclusion of certain nations..And as togravus pointed where should the line be drawn ? Azerbaijan and Belarus are the most unfortunate example but Russia, Ukraine or even Turkey or Armenia have controversial political ethics…Not to mention the diplomatic backfire a possible exclusion of a nation such as Russia would cause for reasons concerning democracy and freedom of speech between the nordics, the UK etc and Russia. Honestly I am not sure what’s worse right now..On one hand I agree with the initiative but on the other side what would all that cause ? what’s making esc more political ? allowing such countries to participate and host in case they win under such circumstances (with all the propaganda etc) or excluding them ? the lines are thin…

Hintergrund ist vielleicht auch die zeitweilige Festnahme einer norwegischen Journalistengruppe, wegen der Norwegen zuerst am Finale nicht teilnehmen wollte.
Ein Kommentar berichtet dabei über diesen Vorgang (bezeichnende wenn auch wohl nicht nachprüfbare Details):
Hi toggie :) Actually the Nrk team was held back at a room at the airport py police (7 or 8 people) making the plane wait over an hour. The young stunt-reporter was forced to take off his clothes and they forced him to stamp on the Persian flag and they said they will come to Norway and kill him if he told what happened. They told him that he had stamped on the Azeri flag when what happened was that his foot come near the flag unintentionally. The poor guy was scared for his life and still is. They filmed him and if they send a video of him stampin on the flag of his nation…what could happen to him? No wonder I had a bad feeling about the result in the final and why we ended last.

Holgerhoto
30.05.2012, 17:53
...

Interessant.

Ist ja löblich, daß man sich mit diesen Fragen beschäftigen will, aber ergeben wird sich daraus rein garnichts.

Sollte ich mich damit irren, dann klingt das für die Zukunft nach einer Menge Ärger...

mrlenchenfan
30.05.2012, 18:02
Das ist es ja: Der ESC ist nicht unpolitisch!

Surfer
30.05.2012, 18:11
Das ist es ja: Der ESC ist nicht unpolitisch!

Nein, Einige benutzen den ESC zu politischen Zwecken. Das gilt für alle Seiten. Wenn man das nicht diplomatisch trennt, ist das der Anfang vom Ende der Veranstaltung.

Brummell
30.05.2012, 18:17
Interessant.

Ist ja löblich, daß man sich mit diesen Fragen beschäftigen will, aber ergeben wird sich daraus rein garnichts.

Sollte ich mich damit irren, dann klingt das für die Zukunft nach einer Menge Ärger...

Besonders der erste Punkt ist wohl nicht zu lösen, denn wer soll die Grenzziehung vornehmen, was im zentraleuropäischen Verständnis noch als Demokratie gewertet werden soll. Siehe beispielsweise Russland, das formal einen demokratischen Wahlmodus aufweist, faktisch aber - in alter Tradition - keine wirkliche Gewaltenteilung kennt.
Wer würde es andererseits wagen Russland ausschließen ?
Allenfalls denkbar wäre es über die Austragungsbedingungen einen verbindlichen detaillierten Vertrag abzuschließen. Würde sich allerdings eine Großmacht wie Rußland daran halten ? Wer würde wegen eines Musikwettbewerbes dann auch ernste diplomatische Verwicklungen riskieren ?

mrlenchenfan
30.05.2012, 18:43
Das ist wahrscheinlich der springende Punkt. Wahrscheinlich muss man sich deshalb wohl mit allen Unwegbarkeiten erst einmal abfinden.

LilyHydrangea
30.05.2012, 22:44
Ich find, das kommt jetzt irgendwie ein bisschen spät. Dass es in Aserbaidschan Menschenrechtsverletzungen gibt, hat absolut niemanden wirklich interessiert, bis Ell & Nikki 2011 den gravierenden Fehler gemacht haben, den ESC für ihr Land zu gewinnen (Achtung Ironie). Dadurch wurde ein bisschen Aufmerksamkeit auf die Menschenrechtssache gelenkt. Nur konnte man Aserbaidschan ja auch schlecht sagen, nee, ihr habt zwar gewonnen, aber wir wollen keinen ESC in Baku. Und mit einer Ausnahme sind ja auch alle 42 Punkteverteiler den Aserbaidschanern in den Hintern gekrochen. Nur eine hatte den Mut (oder die Arroganz, kann man sehen wie man will), etwas zu sagen.
Auch, dass Weißrussland nicht demokratisch ist juckte niemanden. Und jetzt wollen die solche Länder wieder ausschließen? Weil sie jetzt, nachdem das ganze in Aserbaidschan veranstaltet wurde, auf die Idee kommen, dass diese ach so bösen Länder ja so undemokratisch sind? Sorry, aber eigentlich hätte das vorher klar sien müssen. Und dann hätte ich solche Länder gar nicht erst aufgenommen, denn sie jetzt wieder rauszuschmeißen, wäre extrem peinlich. Ich hoffe, dass das nur ein Gerücht ist, ehrlich - und ich hoffe, das missversteht jetzt hier keiner und denkt, ich würde die Menschenrechtsverletzungen in solchen Ländern gutheißen.

Tiny Tim
31.05.2012, 00:29
Mich stört an der Debatte am meisten, dass sie als eine Art Schwarzer Peter geführt wird. Unverdientes Pech haben die Künstler, die sich von Journalisten, die von Musik genausowenig Ahnung haben wie von Aserbaidschan, nach ihrer Gesinnung befragen lassen mussten; ebenso unverdientes Glück haben dagegen die Techniker und Lichtdesigner, denen man noch am ehesten nachsagen kann, dass sie dem Alijew-Regime "Glanz" verleihen, insofern sie von solchen Nachfragen verschont geblieben sind. Kurz: warum musste Lena Rede und Antwort zu ihrer Haltung betreffend Aserbaidschan stehen, Jerry Appelt dagegen nicht?
Und Anke Engelke verdient gewiss Lob für ihre charmant verpackten kritischen Andeutungen; allerdings ist es maßlos übertrieben, ihr dafür Mut zu attestieren. Weder ist die EBU oder die ARD oder der NDR oder sonst irgendein am ESC beteiligter Sender ihr Arbeitgeber, noch befand sie sich in Aserbaidschan, als sie ihre hochgepriesenen Worte sprach, sondern daheim in Deutschland; und angesichts der hochnotpeinlichen Feigheit, die die EBU-Funktionäre an den Tag gelegt haben, konnte sie sehr sicher sein, für ihre Worte gelobt und gepriesen zu werden.
Wirklich blamiert hat sich in der Tat die EBU, die die Künstler in der schwierigen Frage, wie sie sich gegenüber einem Gastgeber verhalten sollen, der in hohem Maße vom Regime beeinflusst wird, vollständig allein gelassen und entmutigt hat. Insbesondere aber das krampfhafte und angesichts der offengelegten Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan - bis hin zu polizeilichen Übergriffen auf ein norwegisches Kamerateam - groteske Festhalten der EBU an der Fiktion, dass der ESC unpolitisch sei und zu sein habe, hat Schande über den Senderverbund gebracht. Allerspätestens nach den Übergriffen auf die Norweger hätte eine scharfe Rüge unter Androhung des Ausschlusses Aserbaidschans aus der EBU und eine damit bewehrte ultimative Forderung nach einer Entschuldigung und Entschädigung folgen müssen.
Angesichts der Tatsache, dass die EBU als Hauptverantwortliche in dieser Hinsicht auf ganzer Linie versagt hat, finde ich es absolut unzulässig, von den eingeladenen Künstlern irgendwelche politischen Statements zu erwarten. Sofern sie sie von sich aus äußern und, im Fall von Loreen, sich sogar mit Oppositionellen treffen, ist das aller Ehren wert; das kann aber in gar keinem Fall im Umkehrschluss als Mahnung an andere Künstler verwendet werden, die sich in dieser Hinsicht zurückhalten. Hier trifft alle Verantwortung und alle Kritik die EBU, die - man kann das gar nicht oft genug wiederholen - die Künstler in dieser Frage völlig im Stich gelassen hat.

maybear
31.05.2012, 00:57
@Walter Sobchak

Ich finde, du verlangst hier auch von der EBU zu viel. Das ist ein Zusammenschluß von Rundfunkanstalten, selbst wenn es sich da zumindest zum Teil um öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten handelt, ist es doch nicht deren Aufgabe Politik zu machen! So wie es Aufgabe von ARD und ZDF ist, die Menschen zu informieren und zu unterhalten, aber nicht politisch in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen oder gar die Regierungspolitik zu beeinflussen (auch wenn sich beides nicht komplett verhindern läßt).

Was das polizeiliche Vorgehen gegen norwegische Reporter bzw. Kabarettisten angeht, ich weiß nicht, ob es da mittlerweile neue Erkenntnisse gibt, aber anfangs hieß es, es sei unklar, inwieweit das Vorgehen dieser Polizisten von höheren oder allerhöchsten Stellen angeordnet oder geduldet wurde. Man muß sich vielleicht einmal vor Augen halten, daß Aserbaidschan ein Land mit 9 Millionen Einwohnern ist und Baku eine 2-Millionen-Stadt ist, also mehr Einwohner als in Hamburg, dreimal so viel Einwohner wie Köln! Aber natürlich hat der Oberbürgermeister von Köln die absolute Kontrolle über alles, was in seiner (vergleichsweise kleinen und wohl auch sehr viel besser organisierten) Stadt vorgeht, es gibt keinen Kölschen Klüngel, kein Polizist macht irgendetwas, das nicht mit dem OB abgesprochen ist ...

Wir neigen einfach dazu, deutsche Verhältnisse auf ein überwiegend muslimisches Land, das bis vor relativ kurzer Zeit noch zur Sowjetunion gehörte und zwischen Iran und Türkei liegt, zu übertragen. Ohne zu wissen, inwieweit eine Demokratie, wie wir sie verstehen, dort überhaupt funktionieren würde und wer dann an die Macht käme. Schließlich scheint Aserbaidschan für die Region, in der es liegt, verhältnismäßig liberal zu sein, wenn dann von 20 politischen Häftlingen in einer 2-Millionen-Stadt gesprochen wird, erscheint mir das in Anbetracht der Umstände nicht allzu viel zu sein.

earplane
31.05.2012, 10:23
Unsere Regierung, unsere Politiker interessieren sich einen Scheiß für Menschenrechte. Allenfalls kommt das Wort als hohl Phrase in Sonntagsreden vor. Konkret getan wird nichts. Solange ein Land als Rohstofflieferant oder Absatzmarkt interessant ist solange ist kann das dortige Regime die Bevölkerung unterdrücken wie es lustig ist.
Nicht anders sieht es mit den Journalisten aus. Das Thema wird nur dann plötzlich entdeckt wenn ein anderes Ereignis wie ESC oder eine Sportveranstaltung oder eine Revolution die Aufmerksamkeit dort hin lenkt. Aber auch dann beschäftigt sich Niemand ernsthaft mit dem Thema. Man beschränkt sich ausschließlich darauf Leute zu Statements zu nötigen die garantiert keine Ahnung von dem Thema haben. Künstler, Sportler, Kollegen. Idealerweise befragt man einfach in der Fußgängerzone zufällig ausgewählte Passanten. :-!

Queeny
31.05.2012, 11:06
[...]
Man muß sich vielleicht einmal vor Augen halten, daß Aserbaidschan ein Land mit 9 Millionen Einwohnern ist und Baku eine 2-Millionen-Stadt ist, also mehr Einwohner als in Hamburg, dreimal so viel Einwohner wie Köln! [...]

Köln hat über 1 Mill. Einwohner, nur mal so am Rande bemerkt. Tendenz steigend.

Thophi
31.05.2012, 11:15
Unsere Regierung, unsere Politiker interessieren sich einen Scheiß für Menschenrechte. Allenfalls kommt das Wort als hohl Phrase in Sonntagsreden vor. Konkret getan wird nichts. Solange ein Land als Rohstofflieferant oder Absatzmarkt interessant ist solange ist kann das dortige Regime die Bevölkerung unterdrücken wie es lustig ist.


Ich würde das aber nicht einfach nur auf die Politiker abwälzen. Politiker sind auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Politiker interessieren sich überhaupt nicht dafür, weil WIR uns eigentlich überhaupt nicht dafür interessieren.

ptp
31.05.2012, 11:30
Ich würde das aber nicht einfach nur auf die Politiker abwälzen. Politiker sind auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Politiker interessieren sich überhaupt nicht dafür, weil WIR uns eigentlich überhaupt nicht dafür interessieren.

Ganz genau. Aber wir empfinden es ebenso wie die Politiker als schick, wenn wir über moralische Dinge klagen können, schließlich können wir uns so über andere moralisch erheben und somit scheinbar moralisch verbessern. Klappt leider nur genau so wenig, wie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen ;)

Doktor Landshut
31.05.2012, 11:31
Nicht anders sieht es mit den Journalisten aus. Das Thema wird nur dann plötzlich entdeckt wenn ein anderes Ereignis wie ESC oder eine Sportveranstaltung oder eine Revolution die Aufmerksamkeit dort hin lenkt.

In seriösen Presseerzeugnissen erscheinen immer wieder gut recherchierte Hintergrundartikel über Länder und Themen unabhängig von aktuellen Ereignissen. Nur liest das kaum ein Schwein.

bates
31.05.2012, 12:06
Ganz genau. Aber wir empfinden es ebenso wie die Politiker als schick, wenn wir über moralische Dinge klagen können, schließlich können wir uns so über andere moralisch erheben und somit scheinbar moralisch verbessern. Klappt leider nur genau so wenig, wie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen ;)

Mir ist das alles zu fatalistisch, was ihr da schreibt (und im übrigen seid ihr es, die unermesslich hohe moralische Maßstäbe ansetzt, vor denen offenbar keine politische Kritik als moralisch integer bestehen kann). Was ist denn die Alternative - zu allen Missständen zu schweigen? Oder anders gefragt, gibt es überhaupt irgendeine Form von politischer Kritik, die ihr nicht als verlogen, doppelmoralisch, geheuchelt, selbstgerecht usw. bezeichnen würdet?

Ich seh es so: Selbst ein nur wegen des ESC aufflammendes Interesse an der Situation in Aserbaidschan ist besser als gar keines. Ein von Halbwissen und Einseitigkeit geprägtes kritisches Bewusstsein kann immerhin ein Anfang sein. Wenn von 1000 Leuten, die kurzfristig um das Thema ein Bohei machen, einer übrigbleibt, der sich länger und tiefer mit der Problematik in diesem Land in seiner Komplexität auseinandersetzt - wie das geht, dazu gibt der Doktor oben einen Hinweis -, und von 10.000 Leuten nur einer sich animiert fühlt, sich konkret zu engagieren - sei es bei Amnesty oder sonstwo, sei es publizistisch -, dann hätte es sich schon gelohnt, dass dies vormals völlig im Dunkeln liegende Land allein wegen des ESC auf die Tagesordnung kam.

Stranger
31.05.2012, 20:55
Neulich hamm se rausgekriegt, dass in Aserbeischan seit Jahrzehnten Menschenrechte verletzt werden.
WAS? Wieso sacht uns das keiner? Da hätten wir uns doch schon mal eher empört. Das schreit nach nem Untersuchungsausschuss.

(frei nach Hagen Rether) ;)

bluekoala1
31.05.2012, 21:57
Mir ist das alles zu fatalistisch, was ihr da schreibt (und im übrigen seid ihr es, die unermesslich hohe moralische Maßstäbe ansetzt, vor denen offenbar keine politische Kritik als moralisch integer bestehen kann). Was ist denn die Alternative - zu allen Missständen zu schweigen? Oder anders gefragt, gibt es überhaupt irgendeine Form von politischer Kritik, die ihr nicht als verlogen, doppelmoralisch, geheuchelt, selbstgerecht usw. bezeichnen würdet?

Ich seh es so: Selbst ein nur wegen des ESC aufflammendes Interesse an der Situation in Aserbaidschan ist besser als gar keines. Ein von Halbwissen und Einseitigkeit geprägtes kritisches Bewusstsein kann immerhin ein Anfang sein. Wenn von 1000 Leuten, die kurzfristig um das Thema ein Bohei machen, einer übrigbleibt, der sich länger und tiefer mit der Problematik in diesem Land in seiner Komplexität auseinandersetzt - wie das geht, dazu gibt der Doktor oben einen Hinweis -, und von 10.000 Leuten nur einer sich animiert fühlt, sich konkret zu engagieren - sei es bei Amnesty oder sonstwo, sei es publizistisch -, dann hätte es sich schon gelohnt, dass dies vormals völlig im Dunkeln liegende Land allein wegen des ESC auf die Tagesordnung kam.

:goodpost:

Danke bates. Dem ist nichts hinzuzufügen.

wolf11
31.05.2012, 22:28
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Vielleicht doch eines (?):
Man sollte auch nicht unterschätzen, dass die zeitweilige Beschäftigung mit einer konkreten Situation wie hier in AZ gerade dazu führen kann, sich auch wieder mal einen genaueren Blick auf andere Weltgegenden oder gar vor die eigene Haustür zuzumuten - man gönnt sich ja sonst nichts... ;)

bluekoala1
31.05.2012, 23:12
Vielleicht doch eines (?):
Man sollte auch nicht unterschätzen, dass die zeitweilige Beschäftigung mit einer konkreten Situation wie hier in AZ gerade dazu führen kann, sich auch wieder mal einen genaueren Blick auf andere Weltgegenden oder gar vor die eigene Haustür zuzumuten - man gönnt sich ja sonst nichts... ;)

Ich bin ehrlich gesagt etwas verunsichert, wie ich Deinen Kommentar auffassen soll. Einerseits stimme ich Dir zu und finde es begrüßenswert, wenn Menschen aufgrund der Situation in AZ über andere Missstände (zuhause oder anderswo) nachdenken. Andererseits lese ich aus Deiner Aussage genau diese Relativierung heraus, die bates in seinem Post an den anderen Beiträgen so kritisiert - gerade deshalb fand ich seinen Beitrag so gut (nicht nur den von mir fettmarktierten Satz; das ist lediglich die Kernaussage). Es geht jetzt eben um genau die Situation in AZ und nur die. Egal ob es in Relation zu deren Problemen schlimmere Missstände in der Welt gibt, worum man sich eher Sorgen machen sollte. Der Fokus liegt durch den ESC nun mal auf AZ. Und das ist wichtig. :)

mrlenchenfan
31.05.2012, 23:28
Ich finde es irgendwie "amüsant", dass man sich erst darüber aufgeregt, wie es in AZ zugeht, nachdem Ell + Nicki den ESC gewonnen hatten! Vorher hat das Keinen interessiert! Aber wer hatte noch vor einiger Zeit gesagt/gefragt: Bin ich der Außenminister?, auf die Frage, was er/sie von den Verhältnissen in AZ halte. War das nicht sogar Thomas D?

j_easy
01.06.2012, 03:38
Oder bin ich der deutsche, israelische etc. Konzern, der mit AZ Geschäfte macht?

Ich bin schon Walters Meinung, dass man die Künstler von Seiten der EBU scheinbar allein gelassen hat, ein Briefing wäre angebracht gewesen.

Für die Politik gilt in dem Fall, was ist das kleinere Übel, ein unstabiles oder ein berechenbares, sich pro-westlich gebendes, autokratisch - korrupt regiertes Land mit dem man gut Geschäfte machen kann? Man schaue sich Ägypten an. Ist die Moslim Brüderschaft wirklich der erhoffte Fortschritt?

Ich möchte hier nichts schön reden, aber ein von einer Partei in Alleinherschaft regiertes, aber stabiles China ist vielen auch lieber, als eines z.B. im Bürgerkrieg. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind einfach zu groß. Da macht man dann auch nicht so ein großes Tara, wenn es um die Freiheit Andersdenkender geht. Aber immerhin wird es öfters mal angesprochen.

Ich hoffe ehrlich, dass sich's weltweit zum Besseren entwickelt und die grundlegenden Menschenrechte geachtet und beachtet werden. Nur sind hier z.B. die Amis auch kein gutes Vorbild.

wolf11
01.06.2012, 10:09
Ich bin ehrlich gesagt etwas verunsichert, wie ich Deinen Kommentar auffassen soll. Einerseits stimme ich Dir zu und finde es begrüßenswert, wenn Menschen aufgrund der Situation in AZ über andere Missstände (zuhause oder anderswo) nachdenken. Andererseits lese ich aus Deiner Aussage genau diese Relativierung heraus, die bates in seinem Post an den anderen Beiträgen so kritisiert - gerade deshalb fand ich seinen Beitrag so gut (nicht nur den von mir fettmarktierten Satz; das ist lediglich die Kernaussage). Es geht jetzt eben um genau die Situation in AZ und nur die. Egal ob es in Relation zu deren Problemen schlimmere Missstände in der Welt gibt, worum man sich eher Sorgen machen sollte. Der Fokus liegt durch den ESC nun mal auf AZ. Und das ist wichtig. :)

Mir ging es aber nicht um die "billige" Relativierung im (Un-)Sinne von "Das gibts woanders noch schlimmer, also einfach feiern gehn". Für den einen oder anderen kann so eine Erfahrung wie hier im Zusammenhang des ESC ja der Auslöser sein, sich für einen Teil seines Lebens genau auf diese Region zu fokussieren - das würde ich ja niemandem madig machen wollen.

Für alle anderen fände ich es aber wichtig, immer wieder nach Anhaltspunkten zu suchen, sich nicht komplett in die von Dir genannte Relativierung runterziehen zu lassen. Erst sind es "die da oben", seis Politik oder Wirtschaft, die ihre zynischen Kalküle verfolgen, dann fällt einem auf, dass die ja irgendwie auch meinen Lebensstandard sichern und schon ist mir das alles sowieso zu kompliziert und unübersichtlich.

Wenn man dann statt des völligen Rückzugs entscheidet, zumindest die aktuellen Kampagnen von ai (nur als Beispiel) zu verfolgen, dann sehe ich das schon als einen wichtigen Schritt - mit der Chance immer wieder mal ein Stück über das reine Nachdenken hinauszugelangen.

Muenzi
01.06.2012, 11:46
Ich würde das aber nicht einfach nur auf die Politiker abwälzen. Politiker sind auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Politiker interessieren sich überhaupt nicht dafür, weil WIR uns eigentlich überhaupt nicht dafür interessieren.Ganz genau. Aber wir empfinden es ebenso wie die Politiker als schick, wenn wir über moralische Dinge klagen können, schließlich können wir uns so über andere moralisch erheben und somit scheinbar moralisch verbessern. Klappt leider nur genau so wenig, wie sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen ;)
Stimme Tophi aus tiefstem Herzen zu.

Solche Unterstellungen wie von ptp finde ich in diesem Zusammenhang besonders schlimm. Ebenso wie bates freue ich mich nämlich über jeden einzelnen, der sich auf Grund des ESC für die Menschenrechtssituation in AZ oder an anderen Stellen unserer Welt oder/und auch im eigenen Land interessiert und vielleicht sogar langfristig aktiv wird. Diesen Menschen nun zu unterstellen, sie täten das nicht aus eigener Betroffenheit sondern weil es schick sei, finde ich geradezu perfide. So kann man mit Unterstellungen über die persönlichen Motive jedes politische oder gesellschaftliche Engagement in den Dreck ziehen.

Wer sich nicht dem Verdacht aussetzen möchte, sich weltweit für Menschenrechte einzusetzen, weil es gerade mal schick ist, kann übrigens auch ganz heimlich für amnesty international spenden. Weitere Informationen findet ihr auf der Homepage von amnesty: http://www.amnesty.de/

earplane
01.06.2012, 14:46
http://blog.prinz.de/grand-prix/kauft-aserbaidschan-esc-punkte/
http://blog.prinz.de/grand-prix/demokratie-ebu-ausschluss/

Surfer
01.06.2012, 17:12
http://blog.prinz.de/grand-prix/kauft-aserbaidschan-esc-punkte/
http://blog.prinz.de/grand-prix/demokratie-ebu-ausschluss/

Die Kommentare sind genauso gespalten, wie unsere Diskussionen hier. Die Frage ist, läßt man jemanden mitspielen der sich nicht an die Regeln halten will, oder falsch spielt und wer bestimmt darüber. Als Lösung sehe ich nur eine ähnliche Lösung wie sie beim internationalen Sport bereits existiert.

Eine Ethik-Kommission des ESC sollte alle diese Fälle untersuchen und im nachhinein Punkte, Plätze aberkennen können, oder im äußersten Fall den Ausschluß des Landes für das Folgejahr bestimmen. So wie es beim Doping auch passiert.

Auch die Aufnahme eines Landes muß mehr an ethischen Bedingungen geknüpft werden und nicht nur nach Reichweiten oder wirtschaftlichen Erwägungen erfolgen.
Die Kommission muß allerdings integer sein und darf sich nicht kaufen lassen, so wie es mit Jury's schon geschah. Also keine langen Amtszeiten wie bei Olympia. Diese Regeln muß sich die EBU/ESC selbst geben, wenn sie die Veranstaltung retten wollen.

eternity
01.06.2012, 20:56
Die Kommentare sind genauso gespalten, wie unsere Diskussionen hier. Die Frage ist, läßt man jemanden mitspielen der sich nicht an die Regeln halten will, oder falsch spielt und wer bestimmt darüber. Als Lösung sehe ich nur eine ähnliche Lösung wie sie beim internationalen Sport bereits existiert.
Eine Ethik-Kommission des ESC sollte alle diese Fälle untersuchen und im nachhinein Punkte, Plätze aberkennen können, oder im äußersten Fall den Ausschluß des Landes für das Folgejahr bestimmen. So wie es beim Doping auch passiert.

Auch die Aufnahme eines Landes muß mehr an ethischen Bedingungen geknüpft werden und nicht nur nach Reichweiten oder wirtschaftlichen Erwägungen erfolgen.
Die Kommission muß allerdings integer sein und darf sich nicht kaufen lassen, so wie es mit Jury's schon geschah. Also keine langen Amtszeiten wie bei Olympia. Diese Regeln muß sich die EBU/ESC selbst geben, wenn sie die Veranstaltung retten wollen.

Schön, dass Du mal das Thema Sport hier erwähnst, ich lese hier ja nur und habe noch nichts geschrieben, aber ich muss sehr oft an die UEFA im Vergleich zur EBU denken (bzw. vergleiche ich hier die Künstler mit Sportlern, die z. B. in Aserbaidschan ihren Sport ausübten).
Aber leider kann ich Dir nicht ganz folgen, daher muss ich nachfragen. Aserbaidschan war ja Gruppengegner von Deutschland sowohl in der EM als auch WM-Qualifikation. Ich denke, die UEFA und FIFA ist ein ganz schlechtes Beispiel.
Oder beziehst Du Dich bei Deinem Vergleich jetzt nur auf das Thema Doping? Auch dort besteht bei der WADA enormes Verbesserungspotential.

earplane
02.06.2012, 00:07
Und noch ein Artikel.
http://blog.prinz.de/grand-prix/verhaftet-und-verhort-was-prinz-bloggern-in-aserbaidschan-widerfuhr/

Stranger
02.06.2012, 00:10
und noch einer von Jan Feddersen:
http://eurovision.blog.ndr.de/2012/06/01/ethikdiskussion-um-den-esc/

Surfer
02.06.2012, 22:10
Im Augenblick läuft auf VOX eine schöner ABBA-Rückblick vom ESC

Lars
02.06.2012, 23:20
Ich finde es irgendwie "amüsant", dass man sich erst darüber aufgeregt, wie es in AZ zugeht, nachdem Ell + Nicki den ESC gewonnen hatten! Vorher hat das Keinen interessiert! Aber wer hatte noch vor einiger Zeit gesagt/gefragt: Bin ich der Außenminister?, auf die Frage, was er/sie von den Verhältnissen in AZ halte. War das nicht sogar Thomas D?

Nee, das war Dirk Elbers, OB von Düsseldorf, bei der Schlüsselübergabe.

mrlenchenfan
03.06.2012, 13:16
Nee, das war Dirk Elbers, OB von Düsseldorf, bei der Schlüsselübergabe.

Ich wusste nicht mehr, wer dies gesagt hatte.

Furlong
05.06.2012, 11:11
Ich poste das mal hier, gehört auch irgendwie zu einem Fazit. Folgende ESC-Songs sind in den deutschen MC-Single-Charts zu finden:

01 Loreen
11 Romen Lob - Standing still
43 Ivi Adamou - La La Love
44 Buranovskiye Babushki - Party for everybody
51 Soluna Samay - Should've known better
62 Jedward - Waterline
77 Eleftheria Eleftheriou - Aphrodisiac
92 Mandinga - Zaleilah

Doktor Landshut
05.06.2012, 13:01
Ich poste das mal hier, gehört auch irgendwie zu einem Fazit. Folgende ESC-Songs sind in den deutschen MC-Single-Charts zu finden:

01 Loreen
11 Romen Lob - Standing still
43 Ivi Adamou - La La Love
44 Buranovskiye Babushki - Party for everybody
51 Soluna Samay - Should've known better
62 Jedward - Waterline
77 Eleftheria Eleftheriou - Aphrodisiac
92 Mandinga - Zaleilah

Als Ballermann-Stimmungshit finde ich La La Love ja ziemlich genial. Da macht das Komasaufen und Wet-T-Shirt Grabschen gleich doppelt Spaß :ugly: