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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kommentare zum ESC-Sieg von Conchita Wurst



esiststeffen
12.05.2014, 15:30
Ja, ich freue mich nicht über den Sieg von Conchita Wurst beim ESC 2014. Und ich hab mir von Anfang an seeehr gewünscht, dass sie nicht gewinnen möge. Und weil ich darüber gern mal eine Diskussion in Gang setzen möchte, will ich hier und jetzt auch mal erklären warum ;)


Zunächst eins vorweg, ich find den ESC als Konzept toll, ich freu mich jedes Jahr darauf und würde niemals aus der Menge der Beiträge, die mir nicht gefallen (oder auch der Beiträge, die diesen Wettbewerb gewinnen), daraus schlussfolgern, den Wettbewerb an sich abzulehnen.
Ich bin ja mit dem ESC vor allem in den 2000ern sozialisiert worden, also gerade in der Zeit, als der Sieger zumeist aus einem ost- oder südosteuropäischen Land kam und seinen Sieg vor allem dem nicht zu sparsamen Einsatz von Flammenwerfern, Akrobatik und/oder Ethno-Instrumenten verdankte – und natürlich nicht zuletzt auch der Mithilfe seiner Nachbarländer. Ich will damit nicht sagen, dass es in dieser Zeit nie Gewinnersongs gab, die mir gefallen hätten, so mochte ich z.B. die Beiträge von Sertab Erener 2003 oder Elena Paparizou 2005 recht gerne – aber gleichzeitig stand für mich auch fest, dass so was eben nur noch aus „exotischen“ Ländern kommen kann, wo es eben nicht zuletzt auch das Fremdländische und Ungewohnte ist, was das europäische Publikum fasziniert.

Dann eines Tages, im Jahr 2006, ging der Sieg an Lordi, eine (so wie ich sie wahrnahm) finnische Metalparodie in Herr-der-Ringe-Kostümen. Für mich war das einer der absoluten Tiefpunkte der ESC-Geschichte, zeigte es doch mehr als alles andere, dass – wenn schon nicht mit Ethnopop – man diesen Wettbewerb offensichtlich nur durch maximale künstliche Aufmerksamkeitsgenerierung gewinnen kann; durch komplett künstliche Figuren in möglichst skurrilen Kostümen und durch einen in jeder Hinsicht „krachenden“ Auftritt, der eben vor allem möglichst laut, möglichst hell und möglichst schrill zu sein hat – einen Auftritt, bei dem es auf den Song als solchen überhaupt nicht mehr ankommt.


Lenas Sieg beim ESC 2010 war in gewisser Weise ein Wendepunkt in meiner Wahrnehmung dieses Wettbewerbs. Einerseits natürlich, weil er mir gezeigt hat, dass „wir“ es auch können – dass es nicht unbedingt ein möglichst exotisches und abgeschiedenes Land sein muss, das diesen Wettbewerb gewinnt, und dass es nicht so sehr darauf ankommt, dass dieses Land bei seinen Nachbarn auch möglichst beliebt ist, egal mit welchem Song es antritt. Sondern vor allem natürlich auch, weil er gezeigt hat, wie man auch den ESC gewinnen kann – nämlich ohne Pyrotechnik, ohne Trommeläffchen und Flötenschlumpf, ohne durchgestylte Bühnenchoreografie, ohne schrille Glitzerkostüme und/oder einen halben Farbkasten im Gesicht. Sondern einfach mit einer Performance, wo es auf den Song und auf die natürliche, unverstellte Bühnenpräsenz der Interpretin ankommt. Genau die Gründe, weshalb ich nach dem USFO-Sieg von Anfang an von Lena hingerissen war – auch wenn ich damals noch geglaubt hätte, dass sie eine krasse Außenseiterin war und beim großen ESC keinen Chance haben würde. Und ja, ich hatte in der Nacht nach dem ESC 2010 wirklich so ein bisschen das Gefühl, dass sich nun was ändert in diesem Wettbewerb, dass der ganze Pyro-Ethno-Glitzerschnickschnack nun passé ist und es eben wirklich (wieder?) mehr auf ehrliche, schlichte und gerade dadurch großartige Popmusik ankommt.


Wie auch immer, nun stehen wir im Jahre 2014, wiederum sind vier Jahre seit Lena vergangen und wiederum hat der ESC einen Sieger. Und wer ist der Sieger? Ein bärtiger Mann im Kostüm einer Glamourlady. Nun, wie auch immer: Dass so jemand schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor er auch nur eine Note gesungen hat, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den diese Figur singt, am allerwenigsten ankommt.
Das Problem, das ich mit dieser Figur habe, ist folgendes: Wenn wir uns vorstellen, dass dieser Mensch seine Perücke abnimmt, sein Makeup abwischt, sein Glitzerkleid und seine Highheels auszieht und im schlichten Alltagsoutfit auf die Bühne tritt – was bleibt dann noch von der Person Tom Neuwirth übrig? Hätte er auch nur irgendetwas an sich, was ihn befähigen würde, einen ESC zu gewinnen? Bei Lena bin ich der festen Überzeugung, dass sie auch im Schlabberlook und ungeschminkt noch immer die natürliche Königin der Bühne wäre, denn sie ist dazu geboren – an Tom Neuwirth hingegen ist alles künstlich, was seinen Erfolg ausmacht; alles das Produkt einer durchdachten und ausgeklügelten Strategie. Einer Strategie, die eben nur mit Glitzerkleid und Pyrotechnik und einem möglichst skurrilen Auftreten zu tun hat (einem Auftreten, das eben bedeutet, auf Dauer in der künstlich geschaffenen Rolle zu bleiben). Der Song, den die Figur auf der Bühne darbietet, ist dabei nur schmückendes Beiwerk, auf ihn kommt es nicht an, und man neigt auch schnell dazu, ihn zu vergessen. Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2014 sicher ebenso wenig gewonnen wie ein Tom Neuwirth in seiner Zivilkleidung (ich persönlich fand sowohl den Song als auch seine Interpretation durch den Künstler schrecklich durchschnittlich, aber das nur am Rande). Irgendwo hatte irgendjemand (sinngemäß) geschrieben: Wenn man nie vom ESC und von Conchita Wurst gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Rise Like a Phoenix“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen und das ganze Trara drumherum eher ablehnen oder auf ein gesundes Maß zu reduzieren versuchen.


Ja, ich sag es wie es ist: Ich hege gegenüber einem Konzept, das darauf baut, bewusst Aufmerksamkeit zu generieren, bewusst für möglichst viel Kamerapräsenz und möglichst viel Schlagzeilen für die eigene Person (bzw. die eigene Selbstinszenierung) zu sorgen, ein gewisses Misstrauen. Und bei Musikern schwingt bei mir da immer auch ein bisschen die Besorgnis mit, dass man damit nur etwas kompensieren will, was man auf rein musikalischem Wege nicht erreichen kann. Und auch das fand ich an Lena, verglichen mit einer Figur wie Conchita Wurst, immer angenehm: So sehr ihr auch eine ungeheure natürliches Präsenz, ein Umschwärmtwerden durch Moderatoren, Journalisten und Fans zu eigen ist – ich hatte nie den Eindruck, dass sie diese Eigenschaften bewusst hervorruft, geschweige denn dass sie sie je gezielt ausnutzen könnte und würde, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Einer Lena geht es nicht darum, um jeden Preis selber im Mittelpunkt zu stehen (und damit andere aus dem Mittelpunkt zu verdrängen), für Schlagzeilen in Zeitungen und Fernsehen zu sorgen, usw. Und auch ihre Bühnenshows leben ja vor allem von der Person Lena und nicht von möglichst viel Bombast, mit dem sie erst in den Mittelpunkt gerückt werden soll – oder hinter dem sie sich nur versteckt?! ;)

Es ist übrigens auch schon mehr als einmal vorgekommen, dass ich mich lange vor einem ESC in ein Lied verliebt habe, mir dann die Performance auf der großen Bühne aber überhaupt nicht gefallen hat, weil sie einfach viel zu „overdressed“ rüberkam – so war es etwa 2011 bei Getter Jaani oder dieses Jahr bei Emma Marrone. Auch da hab ich mich gefragt, wozu es noch diese kuriosen Kostüme und Choreografien gebraucht hat, wo doch die Songs (für mich) auch ohne dieses Brimborium toll genug waren.


Vor diesem Hintergrund erschien mir das Duell zwischen den Niederlanden und Österreich bei diesem ESC fast wie eine Art Glaubenskrieg zwischen guter Musik auf der einen und einer schrillen, aufmerksamkeitsheischenden Show auf der anderen Seite. Allein schon deshalb hätten die Niederlande für mich den Sieg verdient gehabt – damit auf diese Art ein Zeichen gesetzt wird, worum es beim ESC gehen sollte (bzw. wie ich ihn mir erträume), nämlich dass am Ende des Abends das beste Lied gewinnen möge ;)


Ziemlich erstaunt hat mich jedenfalls, dass nicht wenige Lenaforisten von Conchitas Auftritt begeistert waren. Wie ich versucht habe deutlich zu machen, ist Conchita für mich künstlerisch in jeder Hinsicht der komplette Gegenentwurf zu Lena. Was mich aber dabei am meisten verblüfft hat, wenn ich das mal so direkt sagen darf, ist der Umstand, dass gerade ein Forist wie Walter, ääähm, Peter Paul Benz besonders deutlich seine Freude und Genugtuung über den Sieg von Conchita Wurst ausgedrückt hat. Nach allem, was ich von seinen früheren Beiträgen in Erinnerung habe, hat er im ESC vor allem immer die groteske Freakshow gesehen, wie ich sie oben beschrieben habe, und den Sieg von Lena 2010 vor allem als einen Sieg gegen diese Freakshow, bzw. sogar eine Widerlegung derselben. Demzufolge hätte ich fest damit gerechnet, dass gerade er zu den Foristen gehören würde, die eine Figur wie Conchita Wurst mit am deutlichsten ablehnen würden. Und wenn ich so offen sein darf, dann rätsle ich auch jetzt noch ein wenig, ob seine conchitabewundernden Aussagen wirklich erst gemeint sind …. ;)


Ach ja, und was man natürlich auch ansprechen muss: Die ganze gesellschaftspolitische Aufladung, die der Sieg der Conchita Wurst in den letzten Tagen bekommen hat. Von wegen „Sieg für die Toleranz und gegen Diskriminierung“ und so weiter. Oder gar die manchmal (zumindest implizit) anzutreffende Deutung, dass der Sieg für Conchita ein Sieg gegen Russland und gegen Putin sei. Und auch die (auf Wikipedia nachzulesende) Auffassung von Herrn Neuwirth, dass seine Figur der Conchita Wurst auch in seinem Selbstverständnis vor allem der Versuch sei, gegen Diskriminierung ein Zeichen zu setzen (und folglich weniger ein vorrangig künstlerisch gedachtes Anliegen).
Ich verhehle gar nicht, dass dieses Schwarzweißdenken vom guten Westen und bösen Osten auch gar nicht mein Ding ist. Ich verhehle auch nicht, dass ich zu diesen Dingen (bzw. allgemein zum heutigen Verständnis von „Toleranz“) auch so meine ganz eigene Meinung habe.
Es ist nach meinem Dafürhalten aber nicht mal der Hauptgrund dafür, weswegen ich Conchita Wurst ablehne – und auch nicht das, was mir zuerst durch den Kopf gegangen ist, als ich zum ersten Mal von ihrem Antreten erfahren habe, oder auch als ich ihren Auftritt im Halbfinale gesehen habe. Aber natürlich ist es für mich insofern ein wichtiger Punkt, als dass es Kritik an ihrem Sieg natürlich noch mal auf eine ganz andere Stufe stellt – dass nämlich jedwede kritische Äußerung über ihren Auftritt und ihr Auftreten ganz automatisch einen Geruch von Intoleranz und Homophobie und bösem Russentum mitbekommt. So wie es ja z.B. eine Madeline Juno auch recht deutlich zu spüren bekommen hat – ein, zwei irriterte, vielleicht etwas despektierliche Äußerungen über Conchita (ich habs nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass sie nichts geäußert hat, was ich in diesem Zusammenhang nicht auch äußern würde) und dann sie als Jurorin noch nicht mal auf einen der vorderen Plätze gewertet, und schon geht der Shitstorm los. Genau das ist eben das, was bei einem Musikwettbewerb nicht passieren sollte und dürfte – dass Kritik an einer künstlerischen Leistung mit Argumenten niedergeknüppelt wird, die nichts mit Musik zu tun haben.


Auf jeden Fall ist auch das ein Punkt, den ich an Lena schon immer sehr angenehm und wohltuend empfand: Sie hat so gar nichts Missionarisches, nichts Weltverbessertümelndes an sich. Sie will niemanden bewusst provozieren und herausfordern; sie versucht nicht, für irgendeine Lebensform oder irgendeine Weltanschauung bewusst einzutreten oder diese gar anderen Menschen einzuimpfen. Lena, so wie ich sie verstehe, ist ein Mensch, der sich wünscht, an den Dingen, die sie tut, selber ganz viel Spaß zu haben, und diesen Spaß nach Möglichkeit auch mit möglichst vielen weiteren Menschen zu teilen. Kurz gesagt: Lena will nicht um jeden Preis die Welt verbessern – und gerade dadurch tut sie es ;)

Thophi
12.05.2014, 15:45
Danke Esiststeffen, du sprichst mir aus der Seele! :)

Eulenspiegel
12.05.2014, 15:45
Es war eines der besseren Lieder des ESC mit einer grandiosen Performance vor allem stimmlich. Hätte er stimmlich versagt oder anderen Klamauk gemacht, wäre er wohl nicht zum Sieger gekürt worden.

Das andere sind alles Falschmeldungen und Interpretationen, die nicht von ihm stammen. Er trennt ausdrücklich nicht zwischen Ost und West, möchte nicht als Weltverbesserer gesehen werden und bietet seine Garage für den nächsten ESC an.

Hier die Pressekonferenz bei seiner Rückkehr


http://www.youtube.com/watch?v=rRXyQUmHHkU

Auch ich fand den niederländischen Beitrag besser, kann aber mit der Entscheidung gut leben, da Tom Neuwirth die Musik nicht verhunzt hat, wie leider wieder ein Großteil der anderen Beiträge diese Jahr. Seine Performance war Klassen besser als Elaiza - Profi gegen Amateur.

Furlong
12.05.2014, 15:51
Rise like a Phoenix ist (mind.) ein überdurschnittlicher Song, der hervorragend gesungen und interpretiert wurde, besser kann man das nicht machen.

Ansonsten:
Lena ist (für mich) so jemand, die schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor sie auch nur eine Note singt, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den Lena singt, nicht so besonderes ankommt.
Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2010 sicher nicht gewonnen. Wenn man nie vom ESC und von Lena gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Satellite“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen. ;)

Doktor Landshut
12.05.2014, 16:08
@esiststeffen: Sehr interessanter und lesenswerter Beitrag. Würde sich meine innere Anteilnahme am ESC nicht in Grenzen halten und wäre dieser Event in meiner privaten Welt ein relevantes Stück des Kulturlebens, das mich interessiert und beschäftigt, würde ich dir wohl auch in den meisten Punkten zustimmen. Bin aber dennoch gespannt auf die folgende Diskussion.

david davidson
12.05.2014, 16:18
Auch ich fand den Song von Frau Wurst unfassbar langweilig, und habe zur Punktevergabe auf einen Sieg der Holländer gehofft. Aus musikalischer Sicht finde ich rein garnichts ansprechendes am Siegersong.

Trotzdem kann ich mich mit diesem Sieg eher arrangieren, als wenn ein ähnlich schlechter Song (sagen wir: Schweden) gewonnen hätte. Hinter der von dir, esiststeffen, kritisierten Aufmerksamkeitshascherei steht ja eine Botschaft, die durchaus unterstützenswert ist. Dass Conchita jetzt gewonnen hat gibt der Botschaft (für Toleranz und gegen Homophobie/Diskriminierung etc.) dadurch natürlich einen wichtigen symbolischen Charakter: Europa unterstützt diese Werte. Ob die Anrufer aus diesen ideelen Gründen angerufen haben oder weil sie eine Frau mit Bart ulkig fanden (oder gar weil sie das Lied gut fanden :-! ;)) bleibt dabei natürlich außen vor.

Und dass der Sieg so einen "höheren Sinn" mit sich bringt ist mir zweifellos lieber, als wenn eine 08/15-Nummer aus Schweden oder sonstwo gewinnt. ;) (Du hättest das eher mit Nicoles Sieg vergleichen können, da sind die Gegebenheiten ähnlich.)

earplane
12.05.2014, 16:27
4582
Egal was in den Text drin stehen mag die Aussage der Überschrift kann ich nicht unterstützen. Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen. Die Grundeinstellung hinter so ein Satz wie du ihn da gewählt hast erinnert mich zudem fatal an die ganzen Lena Hater die jetzt seit 4 Jahren täglich unter das Satellite video schreiben dass Lena den Sieg 2010 nicht verdient hätte. :(

Ovi
12.05.2014, 16:35
Sehr schön zu lesen wie in drei Beiträgen alles Wichtige, was mir dazu in den Sinn käme, geschrieben ist.

esiststeffen mit dem Wurst-Extrem, Furlong mit dem ebenso extremen L-Phänomen.

Das Dazwischenliegende ließe sich darauf herunterbrechen / ergänzen:

1)
Lena, als Phänomen, zum Beispiel zu machen, ist per Definition "unfair". Die Dinger sind schießlich sehr selten.

2)
Die Wurst-Fassade lässt sich komplett demontieren (und vorher sogar abwaschen) - Lena hat nicht mal eine. (Also - ähh - Wurst: Schon. (bestimmt!) Fassade: Nicht.)

Und Doktor Landshut erspart mir die Tipperei um zum Ausdruck zu bringen wie wichtig mir die ganze Show ist sobald ein Phänomen fehlt.
Danke dafür.

david davidson
12.05.2014, 16:38
4582
Egal was in den Text drin stehen mag die Aussage der Überschrift kann ich nicht unterstützen. Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen. Die Grundeinstellung hinter so ein Satz wie du ihn da gewählt hast erinnert mich zudem fatal an die ganzen Lena Hater die jetzt seit 4 Jahren täglich unter das Satellite video schreiben dass Lena den Sieg 2010 nicht verdient hätte. :(

:suspekt:
Also bitte, entweder man liest einen Text und kommentiert das, was drin steht, oder man lässt es bleiben. Aber nur die Überschrift zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, ohne den Inhalt (und damit die Gründe) zu kennen... :nein:

earplane
12.05.2014, 16:47
:suspekt:
Also bitte, entweder man liest einen Text und kommentiert das, was drin steht, oder man lässt es bleiben. Aber nur die Überschrift zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, ohne den Inhalt zu kennen... :nein:
Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich versuche es noch einmal. Mein Problem ist dass diese tendeziöse Überschrift den teilweise gar nicht so schlechten Inhalt des Textes komplett entwertet. Die Überschrift ist auch das was jeder der auf die Webseite schaut sofort sieht. Noch mal, inhaltlich habe ich mit dem Text selbst keine wirklich gravierenden Probleme. Man kann das alles durchaus so sehen und schreiben. Verstehst du nun was ich meine?

bates
12.05.2014, 17:01
Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen.

Wenn man sich für oder über jemand freuen kann, braucht man keine Toleranz mehr aufbringen ;). Ich glaube, Du interpretierst die Wörter "nicht freuen können" als zu feindselig. Sich selbst nicht freuen zu können heißt ja nicht automatisch "jemandem etwas nicht gönnen", "jemanden nicht tolerieren" oder gar "jemanden hassen". Und ich glaube auch nicht, dass die Überschrift so verstanden wird.

Dies vorausgeschickt, bin ich allerdings in vielen Punkten ganz anderer Meinung als @esiststeffen in seinem lesenswerten Beitrag. Dazu evtl. später mehr.

Doktor Landshut
12.05.2014, 17:05
Die Überschrift ist auch das was jeder der auf die Webseite schaut sofort sieht. Noch mal, inhaltlich habe ich mit dem Text selbst keine wirklich gravierenden Probleme. Man kann das alles durchaus so sehen und schreiben. Verstehst du nun was ich meine?

Ich verstehe was du meinst, deshalb weigere ich mich auch an Threads mit Überschriften teilzunehmen, die als in rhetorische Fragen verpackte Unterstellungen formuliert sind, wie zB. "Warum ist das deutsche Fernsehen so schlecht wie es ist?" ;) Sorry für Off Topic

Randwer
12.05.2014, 17:17
Auch ich fand eine handvoll Songs besser. Andererseits kann ich mit dem Ergebnis gut leben. Der vorgeblich unpolitische ESC hat eben doch vor allem auch eine politische Dimension. Ohnehin ist es fruchtlos künstlerische Darbietungen in einem Wettbewerb gegeneinander zu stellen.
Als er im Sessel des USFO-Jurors saß, hat Marius Müller-Westernhagen nicht nur prophetische Fähigleiten gezeigt und Lena den Star-Appeal bescheinigt. Er hat auch nach Kerstin Frekings Auftritt weise Worte gesagt, die ich nur unterstreichen kann: "man sieht nur wieder, dass man Künstler nicht vergleichen kann und deshalb ist jeglicher Wettbewerb unter Künstlern vollkommen idiotisch"

ancora
12.05.2014, 17:20
Schnatzelbox:

"12/05/2014 14:32 ancora: Tausend Dank!
12/05/2014 14:32 ancora: Dank Steffen schwingt sich das Forum der Lena Meyer-Landrut in ungeahnte fast in Vergessenheit geratene Höhen auf: http://www.lenameyerlandrut-fanclub....ht-freuen-kann "

esiststeffen
12.05.2014, 17:26
Lena ist (für mich) so jemand, die schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor sie auch nur eine Note singt, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den Lena singt, nicht so besonderes ankommt.
Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2010 sicher nicht gewonnen. Wenn man nie vom ESC und von Lena gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Satellite“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen. ;)
Natürlich bestreite ich doch gar nicht, dass Lena (verglichen mit z.B. Jennifer Braun oder Roman Lob) eine ganz besondere und einzigartige Persönlichkeit besitzt, deren Erfolge jemand anders wohl nicht so leicht wiederholen könnte. Aber den wesentlichen Unterschied hat ja Ovi schon herausgearbeitet:

Die Wurst-Fassade lässt sich komplett demontieren (und vorher sogar abwaschen) - Lena hat nicht mal eine. (Also - ähh - Wurst: Schon. (bestimmt!) Fassade: Nicht.)
Tom Neuwirth hat sich das Besondere, was ihn auf der Bühne ausmacht, bewusst geschaffen. Bei Lena geh ich nicht davon aus, dass sie ihre 'Andersartigkeit' bewusst als Masche einsetzt oder jemals so einsetzen würde.



Trotzdem kann ich mich mit diesem Sieg eher arrangieren, als wenn ein ähnlich schlechter Song (sagen wir: Schweden) gewonnen hätte. Hinter der von dir, esiststeffen, kritisierten Aufmerksamkeitshascherei steht ja eine Botschaft, die durchaus unterstützenswert ist. Dass Conchita jetzt gewonnen hat gibt der Botschaft (für Toleranz und gegen Homophobie/Diskriminierung etc.) dadurch natürlich einen wichtigen symbolischen Charakter: Europa unterstützt diese Werte. Ob die Anrufer aus diesen ideelen Gründen angerufen haben oder weil sie eine Frau mit Bart ulkig fanden (oder gar weil sie das Lied gut fanden :-! ;)) bleibt dabei natürlich außen vor.
Doch, genau diese "ideellen" Gründe sind es, die bei einem fairen Wettbewerb meiner Ansicht nach so gut es geht außen vor bleiben sollten. Und zwar unabhängig davon, ob man das dahinterstehende Toleranzverständnis teilt oder nicht. Ein theoretisches Beispiel: Ich würde es z.B. auch nicht gut finden, bei einem Klavierwettbewerb für Kinder das im Rollstuhl sitzende Kind, oder das klenwüchsige Kind, oder das stotternde Kind, .... gewinnen zu lassen, um damit ein Zeichen gegen die Benachteiligung behinderter/kleinwüchsiger/stotternder Kinder zu setzen – selbst wenn andere Kinder einfach besser spielen.
(Abgesehen davon hab ich den Grundgedanken hinter Conchitas ESC-Auftritt wie gesagt von Anfang an eher so wahrgenommen, dass hier möglichst viele Leute eine Frau mit Bart ulkig finden sollen – genau wie sie eben vor acht Jahren die finnischen Krachmacher mit den Orkkostümen ulkig fanden. Dass das ganze diesmal auch noch eine politisch-gesellschaftliche Dimension hat, bzw. ihm diese nun bewusst verliehen wird, ist mir so tatsächlich erst in den letzten zwei Tagen durch das Rauschen im Medienwald gewahr geworden .... :hmm:)



Ich verstehe was du meinst, deshalb weigere ich mich auch an Threads mit Überschriften teilzunehmen, die als in rhetorische Fragen verpackte Unterstellungen formuliert sind, wie zB. "Warum ist das deutsche Fernsehen so schlecht wie es ist?" ;) Sorry für Off Topic
Zur Überschrift: Ich hatte darin ja extra das Wort "ich" verwendet, den Inhalt also ganz klar als persönliche Meinung des Threaderstellers gekennzeichnet, der selbstverständlich die Meinungen anderer Teilnehmer entgegengestellt werden dürfen. Bei dem von dir genannten Beispiel mit dem deutschen Fernsehen hat mich der darin formulierte Absolutheitsanspruch ja auch gestört; mit einem Threadtitel à la "Warum ich das deutsche Fernsehen so schlecht finde" hätte ich daher kein Problem gehabt ;)


Ansonsten erst mal danke für alle bisherigen Antworten, auch für die, auf die ich jetzt nicht ausdrücklich eingegangen bin :daumen:

Tanea
12.05.2014, 17:26
So, jetzt hast du es geschafft, dass ich mit vollkommen anderen Dingen beschäftige, als ich eigentlich sollte ;) Nämlich damit, mir Interviews von Conchita Wurst anzusehen. Und das hier kann ich allen nur empfehlen:

http://www.youtube.com/watch?v=q_BGHudnH8g
Ich muss jetzt erstmal los, weiß aber jetzt schon, dass mein Kopf nicht aufhören wird, eine Erwiderung zu formulieren. Da sind einige Punkte darin, denen ich durchaus zustimme, die Grundfrage "Lena vs. Conchita Wurst" sehe ich aber komplett anders. Werde dann gegen späten Abend den Versuch starten zu erklären, warum mich beide begeistern.

OldStephen66
12.05.2014, 17:27
Egal was in den Text drin stehen mag die Aussage der Überschrift kann ich nicht unterstützen.

Komisch, ich kann mit deiner plakativen Ablehnung der Überschrift ebenso wenig anfangen wie du mit der von @esiststeffen. Könnte es sein, dass dein Beitrag in dieser Hinsicht, selbst nach deinen eigenen Maßstäben, keinen Deut besser ist?

Zu @esiststeffens Thema: das Gegensatzpaar Conchita = 100% künstlich vs. Lena 100% authentisch finde ich angesichts der Großinszenierung ESC sehr gewagt. Ein erfolgversprechender Auftritt beim ESC kommt ohne eine wie auch immer geartete Inszenierung nicht aus. Man kann Lena auch als ganz bewußten Gegenentwurf zum sonstigen ESC-Bombast und Glamour sehen. Ist das nicht auch eine Botschaft? Tom Neuwirth erklärt die Erschaffung seines alter ego Conchita Wurst aus seiner Biographie. Ist das weniger authentisch und steckt da weniger von Neuwirths Persönlichkeit drin als bei Lena? Ich mag das nicht entscheiden, zumal mir seine Erlebniswelt fremd ist und fremd bleiben muss.
In einem Punkt gebe ich dir allerdings definitiv recht: Von Conchitas Auftritt ist mir weniger ein akustischer denn ein optischer Eindruck haften geblieben.

Holgerhoto
12.05.2014, 17:30
@ esiststeffen:

Viel Text, aber war interessant zu lesen, also Danke für deine Mühen, war dir ja scheinbar wichtig, und animiert mich zu einer Antwort.
Und nein, ich kann dir nicht zustimmen, eigentlich in kaum einem Punkt.

Der Herr aus Österreich hat nicht gewonnen aus irgendwelchen politischen Gründen oder als statement für "Toleranz" (als ob der ESC und dessen Publikum damit jemals Probleme gehabt hätten), sondern weil es dieses Jahr das originellste Gesamtpaket darstellte (nicht weil es sich um eine Transe handelt, denn auch das gab es schon), und weil es schlicht und einfach nichts Besseres im Angebot gab, in diesem bunten Reigen aus einer immer und ewig gleichen Mittelmässigkeit, bestehend aus osteuropäischen Unerträglichkeiten und eher nördlich/westlichem Schlager-Pop.

Es muß in der Hinsicht schon fast so etwas wie Verzweiflung herrschen, wenn man nun ausgerechnet den unfassbar langweiligen niederländischen Beitrag mit dessen amerikanischen Volksmusik (ich möchte wetten, ähnliches und viel besseres hört man tagtäglich in amerikanischen Radiosendern) als Beispiel anführt für einen song oder Beitrag, der dieses Jahr "den Sieg verdient hätte".

Oder was sollte es sonst noch gewesen sein, etwa der deutsche Beitrag?
Offen gestanden, ich habe mich seit 2010 noch nie so wenig für den ESC interessiert wie dieses Jahr, lediglich den song von "Elaiza" hatte ich mir nach dem Vorentscheid mal kurz angehört (und sofort wieder vergessen), ansonsten kannte ich keinen einzigen Beitrag vorher. Daß Elaiza zurecht für ihren allzu unspektakulären und langweilenden Auftritt kritisiert wurden, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, wie mittelmässig der song selbst war/ist. Es ist genau die Art von song, die einem Ralph Siegel jederzeit mühelos aus der Feder fliesst, selbst wenn man ihn dafür nachts um drei aus dem Tiefschlaf weckt.
Und ich fand es schon recht passend, daß man die Mädchencombo mit ihrem song im Vorfeld des ESC bei "Carmen Nebel" für gut aufgehoben hielt, als hätte es noch eines Beweises bedurft für die typisch deutsche musikalische Spiessigkeit, mit der man alljährlich den ESC meint beglücken zu müssen, um sich dann anschliessend über das wohlverdiente Ergebnis zu beklagen: "die mögen uns alle nicht!".

Dabei ging mir auch der song von Frau Wurst ziemlich auf den Keks, diese Art von theatralischen Bombast-Balladen konnte ich noch nie leiden.
Ich finde es aber schon ziemlich unfair, wenn man einfach unterschlägt (oder garnicht erst anerkennt), wie unglaublich gut dieser song gesungen war, das war großes Kino, ob einem diese Art von songs nun gefällt oder nicht. Ohne diese Art eines wirklich sehr guten Vortrages hätte ich doch große Zweifel, ob einfach nur die äussere Erswcheinung zum Sieg gereicht hätte, und zusammen mit der bereits erwähnten Originalität (die ich auch nicht überbewerten möchte, aber es gab nichts vergleichbar interessantes an diesem Abend) war der Sieg für Frau Wurst geradezu zwingend, und somit auch hochverdient.

Zu der von dir angeführten "ESC-Geschichte" und den in der Vergangenheit ach so tollen songs könnte man auch noch etliches sagen, aber ich weise nur noch kurz darauf hin, daß der ESC auch schon immer und seit jeher den leichten Hang zur humoristischen Veranstaltung hatte, einen Humor, den man ja nicht immer teilen muß. Mir fallen da neben den von dir genannten "Lordi" noch jede Menge andere Grausamkeiten ein, nicht zuletzt der Beitrag eines hier so hoch geschätzten Stefan Raab, von einem Guildo Horn ganz zu schweigen.

Und schliesslich war es auch schon seit jeher eine Art europäischer "aktueller Zeitgeist", der beim ESC Jahr für Jahr über Sieg und Niederlage entschied, und der entsprechende Vorhersagen schon immer so schwierig bis unmöglich machte. Ein Zeitgeist, der mit darüber entscheidet, ob eine spiessige Allerwelts-Schlagerpop-Nummer aus Aserbeidschan den Sieg davon trägt, oder eben eine Transe aus Österreich, wie dieses Jahr. Wer daher glaubt, mit einer Wurst-Kopie nächstes Jahr den Sieg davontragen zu können (den deutschen "Vorentscheidern" würde ich genau das zutrauen), wird gnadenlos baden gehen.

Nein, es gab dieses Jahr beim ESC nichts, worüber ich mich beklagen könnte.
Ganz anders als letztes Jahr, als eine wirklich berührende, schöne und beeindruckend gesungene Ballade (die mich schlagartig aus meinem Halbschlaf weckte) von Anouk (Niederlande) von der deutschen Jury 0 Punkte bekam. Und genau das (wie auch ein "Sido" in der diesjährigen Jury) erinnert dann auch daran, warum man mit dem ESC alles mögliche anstellen kann -
nur bitte nicht allzu ernst nehmen.

:)

Doktor Landshut
12.05.2014, 17:32
Zur Überschrift: Ich hatte darin ja extra das Wort "ich" verwendet, den Inhalt also ganz klar als persönliche Meinung des Threaderstellers gekennzeichnet, der selbstverständlich die Meinungen anderer Teilnehmer entgegengestellt werden dürfen. Bei dem von dir genannten Beispiel mit dem deutschen Fernsehen hat mich der darin formulierte Absolutheitsanspruch ja auch gestört; mit einem Threadtitel à la "Warum ich das deutsche Fernsehen so schlecht finde" hätte ich daher kein Problem gehabt ;)

Ich finde die Überschrift völlig in Ordnung. Mich hatte nur gewundert, dass sich ausgerechnet ein Forist darüber so echauffiert hat, der für den Titel des von mir beanstandeten Fernsehthreads verantwortlich ist.

Furlong
12.05.2014, 17:38
Natürlich bestreite ich doch gar nicht, dass Lena (verglichen mit z.B. Jennifer Braun oder Roman Lob) eine ganz besondere und einzigartige Persönlichkeit besitzt, deren Erfolge jemand anders wohl nicht so leicht wiederholen könnte. Aber den wesentlichen Unterschied hat ja Ovi schon herausgearbeitet:

Tom Neuwirth hat sich das Besondere, was ihn auf der Bühne ausmacht, bewusst geschaffen. Bei Lena geh ich nicht davon aus, dass sie ihre 'Andersartigkeit' bewusst als Masche einsetzt oder jemals so einsetzen würde.

Das "Problem" ist nur, dass Tom halt als Conchita gewonnen hat. Ob Conchita als Tom auch gewonnen hätte, lässt sich nicht definitiv sagen, ist aber auf jeden Fall als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Oder anders: Wenn der ESC ein reiner SONG-Contest sein sollte, dann müsste ein/e Sänger/in alles singen. So spielt wohl immer irgendwie "das Ganze" eine Rolle dabei, wer am Ende gewinnt.

Brummell
12.05.2014, 17:39
@esiststeffen,
ich stimme dir in vielen, allerdings doch nicht in allen Punkten zu.

Deine Irrtitation über die Künstlichkeit der Bühnenfigur Conchita Wurst, führt m.E. zu einer Unterbewertung ihrer musikalischen Leistung, denn die Performance war - gerade auch stimmlich - wirklich gut. Denn Song selber empfinde ich eher als durchschnittlich - allerdings passte er optimal in das Performance Konzept und dieses ist auch nur aufgegangen weil Conchita, im Gegensatz zu vielen anderen Dragqueens, singen kann und zumindest dieses Lied glaubhaft interpretierte.

VERMUTLICH hätte allerdings allein diese Performance nicht ausgereicht zu gewinnen, wenn nicht eine Reihe von Faktoren die Bühnenfigur Conchita auch international aufgeladen hätte und ihr Polarisierungspotential voll zur Geltung gebracht hätte. Hierzu zählt, dass sich einige russische und weißrussische Politiker stark gemacht hatten den Auftritt von Conchita zu verbieten oder bei der Übertragung auszublenden, was auf dem Hintergrund einer gegen Homosexuelle gerichtete Gesetzgebung ganz besondere Bedeutung erhielt. Den vollen medialen Schub bekam das Ganze allerdings durch die Ereignisse in der Ukraine, da nun das Thema Conchita seine entscheidende politische Aufladung erfuhr. Innerhalb der Gay Community wurde das Ganze noch weiter hochgekocht durch eine mehr oder homophobe Äußerung des Wettbewerbers Aram (ich weiß nicht was der Man tatsächlich gesagt hat ), der beim Amsterdamer Vor-ESC-Treffen sich mit Conchita wohl "ausgesprochen" hat und das Ganze als Missverständnis erklärte, worauf Conchita die Sache als erledigt erklärte - aber auch nachher noch teilweise darauf einging. All diese Ereignisse / Anfeindungen gingen nicht von Conchita aus, wurden nicht von ihr künstlich iniziiert. Sie nutzte jedoch sehr geschickt diese durch die verschiedensten Ereignisse ihr zugespielte medialen Bälle und brachte das darin schlummernde Aufmerksamkeitpotential voll zur Geltung. Eine Entscheidung /Voten für Conchita wurde dadurch auch zum gesellschaftlich-politischen Statement und beschränkte sich nicht allein auf die Bewertung ihres Bühnenauftritts.

Vielleicht ist hier ein Vergleich mit einer anderen österreichischen ESC-Kandidatin hilfreich, die keine medienwirksame Story anzubieten hatte und kein vergleichbares Polarisierungspotetial besaß: Nadine Beiler . Rein von ihren stimmlichen Fähigkeiten dürfte sie Conchita überlegen gewesen sein (Sie wurde von verschiedensten kompetent wirkenden Fachleuten als " (technisch) beste Sängerin" des ESC 2011 bezeichnet. Wie Conchita bot auch sie eine statuarische Performance allerdings in Kombination mit einem nicht ganz so gelungenem Staging. Die Interpretation ihre Liedes war , nach meiner Erinnerung, nicht ganz so eindringlich wie die von Conchita und das von ihre präsentierte Lied noch etwas mehr "dated" und mittelmäßig als der Bond-Song von Conchita. Bei Nadine Beiler reichte das allerdings nur für Rang 18 und da habe ich doch meine Zweifel ob, trotz einiger Schwächen, ihr Bühnenauftritt allein so unendlich viel schlechter war als der von Conchita, um für diesen einen Rang 1 schlüssig zu begründen.

Edit:
Insgesamt finde ich, dass man Conchita nicht vorwerfen kann, dass sie die ihr gebotenen medialen Chancen voll genutzt hat. Ein Wettbewerb wie der ESC ist kein Streichelzoo und Conchitas stimmliche und interpretatorische Leistung war so gut, dass ihr Gewinn auch aus künstlerischer Sicht keine Fehlentscheidung war - selbst wenn er aus diesem Blickwinkel nicht unbedingt zwingend war. Trotzdem kann ich mich, auch als politisches und gesellschaftliches Statement, am Sieg von Conchita durchaus freuen.
Wenig erfreulich finde ich das Ausbuhen des russischen Beitrags und den Shitstorm der von Teilen der Community im Netz gegen die deutsche Jury und "Andersdenkende" entfacht wurde.

mr.spock1968
12.05.2014, 17:40
Wer glaubt das Conchita gerade nicht wegen der Person und dem Auftritt gewonnen hat weiß wohl nicht was Unterhaltung ist. Zudem kommt gerade noch die Politische Lage und Aussagen einiger Politiker und Personen dazu.
Ich selber finde den Sieg in Ordnung obwohl mir tasächlich einige Songs und Teilnehmer besser gefallen haben.

rumimo
12.05.2014, 18:00
Conchita hat eigentlich alles richtig gemacht, so sollte ein angepasster ESC-Beitrag sein, das wünschen sich die ESC-Fans.
Das einzige Problem war der Bart.

Ovi
12.05.2014, 18:01
Das "Problem" ist nur, dass Tom halt als Conchita gewonnen hat. Ob Conchita als Tom auch gewonnen hätte, lässt sich nicht definitiv sagen, ist aber auf jeden Fall als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

Perfekt trocken formuliert ;)

Dazu fällt mir ein Schnipsel aus dem Kiwi-Premieren-FFS-Auftritt ein.

Auf "Gibst Du der eigentlich Chancen...?" kam:

"Letztendlich hat tatsächlich jeder 'ne Chance, ne(?)."
Mit dem Folgenden, fast grenzenlosen, Schelm-Smilen während sie das "... Allgemeinantwort..." vorgeworfen bekam.
Da dachte ich schon "kommt nun noch was von der Fachfrau?".
Immerhin hat sie 2012 nach der Show mit einem Tweet an Roman, sinngemäß, "...nur die Schwedenmaus kann Dir gefährlich werden..." die feinsten Antennen bewiesen.
Nach Hennigs korrektem Tipp wollte sie noch etwas sagen, wurde aber unterbrochen.

Eine klare Meinung hätte mich ebenso hoch überrascht wie es Wellen im Blättersee geschlagen hätte.

Lars
12.05.2014, 18:20
Neuwirths Siegersong ist ein recht typischer ESC-Song, auch ein recht typischer ESC-Siegersong. Es ist dabei nicht mal ein schlechter Song. Oft wird er mit Bond-Filmmusik verglichen - zu Recht: da passte er gut hin; vielleicht nicht unbedingt in den Neueren, aber in der guten alten Zeit von Seán Connery wär er gut aufgehoben.
Neuwirth is ein ganz passabler Sänger, der das auch ganz ordentlich rüberbringt.

All das ist völlig ausreichend, um da zu gewinnen. Und ist somit auch in Ordnung, wenn es gewinnt.
Für mich wäre es ausreichend, es so zu akzeptieren, auch wenn mir musikalisch anderes besser gefallen hätte:
Allerdings auch nur einige wenige Songs (NL und dann mit etwas Abstand das seltsam unterbewertete AZ, und vielleicht noch FI oder AM).

Dass Neuwith schwul ist, feminin im Kleid auftritt und dabei trotzdem einen Bart trägt, wirkt vielleicht auch komisch, es wirkt auf mich aber nicht künstlich, auch wenn es eine Kunstfigur ist, es dürfte ziemlich viel Neuwirth in der Figur stecken.
Gerade das Fehlen von allzuviel Künstlichkeit scheint auf Homophobe besonders provokativ zu wirken: Ein Großteil der Haterkommentare hebt auf die angebl. "abartige" Mischung ab: Wenn er denn schon als Frau auftreten wolle, dann doch bitte ganz klar und komplett und um Gottes Willen nicht so als Mischwesen, denn das sei ja pervers und eklig.
Eine Dana International käme bei diesen Homophoben wohl besser weg. Homophobie ist wohl in großen Teilen Unsicherheit über die eigene sexuelle Identität, von daher ist das ja auch nachvollziehbar.

Der ESC ist ein schwules Großereignis. Warum auch immer, irgendwie kommt es bei Schwulen besonders gut an und hat da eine Bedeutung wie anderswo die Fußball-EM. Je geringer das allgemeine Interesse in einem Land an der Show ist, je größer ist der schwule Anteil. Von daher ist es auch verständlich, dass das Ereignis von Schwulen "okkupiert" wird, mal nur sublim und unauffällig, manchmal aber auch deutlicher. D.h. Conchitas Sieg ist auch darauf zurückzuführen. Innerhalb schwuler Subkultur ist Conchita aber auch weniger exotisch als völlig normal.

Was nun Akzeptanz oder auch nur Toleranz von Nichtheterosexualität angeht, ist da noch einiges im Argen in Europa, nicht nur in Ländern wie RU oder AZ, auch hier. Es gibt ja auch ein merkliches konservatives Rollback, wenn ich mir in DE allein die Diskussionen in BW oder diesen unsäglichen Pirinçci ansehe.
Da ein Zeichen für Toleranz setzen zu wollen und dazu gerade eine provokante Figur wie Fr. Wurst auszuwählen, ist nachvollziehbar, ja sogar nötig.

Das macht für mich den Sieg Conchita Wursts nicht nur akzeptabel, sondern auch wünschenswert.

earplane
12.05.2014, 18:26
Um zu entscheiden wer besser ist könnte man ja Lena und Conchita bei Schlag den Star gegeneinander antreten lassen ::kissenschlacht:
http://www.quotenmeter.de/n/70676/neues-konzept-fuer-schlag-den-star

esiststeffen
12.05.2014, 18:36
So, jetzt hast du es geschafft, dass ich mit vollkommen anderen Dingen beschäftige, als ich eigentlich sollte ;) Nämlich damit, mir Interviews von Conchita Wurst anzusehen. Und das hier kann ich allen nur empfehlen:
http://www.youtube.com/watch?v=q_BGHudnH8g
Ich muss jetzt erstmal los, weiß aber jetzt schon, dass mein Kopf nicht aufhören wird, eine Erwiderung zu formulieren. Da sind einige Punkte darin, denen ich durchaus zustimme, die Grundfrage "Lena vs. Conchita Wurst" sehe ich aber komplett anders. Werde dann gegen späten Abend den Versuch starten zu erklären, warum mich beide begeistern.

Ich werd mir das Video, denke ich, heute Abend/Nacht mal anschauen. Ich sag dir aber gleich: Besondere freuen tu ich mich darauf nicht ;)


...
So hat halt (Stichwort niederländischer Beitrag – mir persönlich hätte dieser Song als Siegertitel wohl besser gefallen als jeder Siegerbeitrag der letzten zehn Jahre, ausgenommen Lena) jeder seinen eigenen Geschmack, welche Lieder er mag und welche nicht, dagegen sag ich doch gar nichts ;)
Ich sag ja auch gar nicht, dass jeder Song beim ESC nun aus musikalischer Sicht der ganz große Wurf sein sollte und/oder was umwerfend Neues bieten muss. Ich sag auch um Himmels willen nicht, dass ein Beitrag beim ESC keinen Spaß machen darf. Zum Beispiel hat mir dieses Jahr der Beitrag aus Island (übrigens auch einer, wo es um Toleranz und den Abbau von Vorurteilen ging!), der ja auch von einer recht überdrehten Band mit überdrehtem Auftritt dargeboten wurde, ziemlich gut gefallen. Nur: Wenn wir uns mal vorstellen, dass die Musiker ihre quietschbunten Kostüme ausziehen und auch nicht mehr so sehr auf der Bühne rumhampeln – dann glaub ich, dass der Song als solcher mir trotz allem immer noch gefallen würde. Bei dem von Conchita glaub ich eben wirklich nicht, dass er ohne die Kenntnis der Person, die dahintersteht, sonderlich viele Leute vom Hocker reißen würde.
Was ich im Übrigen zugebe (dies auch @Brummell), ist der Umstand, dass ich mit Powerballaden nach dem Motto "Frau mit Powerstimme singt ein hochdramatisches Lied" ganz grundsätzlich wenig anfangen kann. Tom Neuwirth hat nun diesem Konzept einen neuen Aspekt hinzugefügt (nämlich dass die balladensingende Frau in Wahrheit ein Mann mit Bart ist). Und ich mit meinem, wie ich immer wieder betone, ziemlich laienhaften Musikgehör fand eben, gesangsmäßig stach er unter den 1000 Frauen, die es bisher mit diesem Konzept beim ESC versucht haben, nicht besonders heraus. Balladen wie diese hat es beim ESC schon öfter gegeben, also warum hat gerade diese gewonnen? Wie gesagt, für mich halt vorrangig wegen des Bartes ;)



Ich finde die Überschrift völlig in Ordnung. Mich hatte nur gewundert, dass sich ausgerechnet ein Forist darüber so echauffiert hat, der für den Titel des von mir beanstandeten Fernsehthreads verantwortlich ist.
Okay, ich wusste nicht mehr, dass der Fernsehthread von earplane stammte :zahn: .... danke! ;)

Randwer
12.05.2014, 18:48
Dass noch zwei Tage nach dem ESC darüber heftig debattiert wird, zeigt doch, dass in der Tat richtig entschieden wurde. Bei der Punktvergabe hatte mich noch betrübt, dass wieder einmal Äußerlichkeiten den Ausschlag gegeben haben.
Vor der kommenden WM wird wohl kein aktiver Fußballer seine Nominierung durch ein Coming-Out gefährden, aber vielleicht danach.

Bina
12.05.2014, 19:05
mein Schwuler Kumpel meinte gestern zu mir , das seit Dana Internationales Sieg ( 1998? ), sich wohl nicht viel in Europa
geändert hat.
ich persönlich kann damit leben das Conchita gewonnen hat , das lied finde ich nicht besonders , aber klasse gesungen.
Aber den Sieg von Conchita mit Lenas zu vergleichen irritiert mich irgendwie.
Dann doch mit Dana International mit Diva https://www.youtube.com/watch?v=fZ5B6w-Baxs
ich finde die Auftritte ja sowieso sehr ähnlich .

- - - Automatische Beitragszusammenführung - - -

ein sehr interessantes Interviewer von Conchita , das Tanea hier verlinkt hat .

ancora
12.05.2014, 19:53
Danke, danke, Tanea für das Filmchen mit dem Interview mit Conchita.

Wer sich das nicht anschaut ist selber schuld und kann eigentlich in den nächsten Tagen schlichtweg nicht mehr mitreden ...

Erste Assoziationen: das spricht Erika Pluhar (in jüngeren Jahren)
Mehr später.

Und natürlich (ja, ja): http://www.youtube.com/watch?v=WLZNBbxJ2xo und siebzehn Jahre später dann doch nochmal: http://www.youtube.com/watch?v=YnoyiVZUxUk

Fluxxxie
12.05.2014, 20:48
Ganz kurz: Die Diskussion der "Qualität" (wie auch immer das gemessen werden soll) von Songs beim ESC ist für mich genauso sinnvoll wie die Betrachtung des Spritverbrauchs beim Formel 1 Rennen.
Die USA hat den MTV wasweißich Award, Europa den ESC, beides TV Entertainment und je schriller, desto besser, weil dann mehr Menschen zusehen.

Holgerhoto
12.05.2014, 21:06
Ganz kurz: Die Diskussion der "Qualität" (wie auch immer das gemessen werden soll) von Songs beim ESC ist für mich genauso sinnvoll wie die Betrachtung des Spritverbrauchs beim Formel 1 Rennen.
Die USA hat den MTV wasweißich Award, Europa den ESC, beides TV Entertainment und je schriller, desto besser, weil dann mehr Menschen zusehen.

Ach Fluxxxie, das kannst du nun wirklich besser. ;)

Den ESC muß man ja nicht mögen, aber den Vergleich mit den MTV-awards kann man schon "recht kreativ" finden, und jeder Formel1-Fan könnte dir jetzt Vorträge darüber halten, wie wichtig "die Betrachtung des Spritverbrauches" seit der aktuellen Saison geworden ist.

Und wenn denn alles nur Show ist und es ausschliesslich um Aufmerksamkeit geht, wozu sich dann überhaupt noch über Musik unterhalten?
Daß es dort mitunter deutliche Qualitätsunterschiede gibt, auch beim ESC, kann und muß man zugestehen, selbst bei songs, die den eigenen Geschmack kaum treffen, und genau darüber kann und darf man sich dann schon mal unterhalten (und auch unterschiedlicher Meinung sein, und ggf. auch bleiben).

Oder sollte es so sein, daß dich dieses Thema eigentlich garnicht interessiert, womöglich am Ende gar? :D

Für den Fall, und auch jeden anderen, gönne dir ein schönes Glas Wein, und geniesse den Abend!

;)

Brummell
12.05.2014, 21:53
So, jetzt hast du es geschafft, dass ich mit vollkommen anderen Dingen beschäftige, als ich eigentlich sollte ;) Nämlich damit, mir Interviews von Conchita Wurst anzusehen. Und das hier kann ich allen nur empfehlen:
http://www.youtube.com/watch?v=q_BGHudnH8g
Ich muss jetzt erstmal los, weiß aber jetzt schon, dass mein Kopf nicht aufhören wird, eine Erwiderung zu formulieren. Da sind einige Punkte darin, denen ich durchaus zustimme, die Grundfrage "Lena vs. Conchita Wurst" sehe ich aber komplett anders. Werde dann gegen späten Abend den Versuch starten zu erklären, warum mich beide begeistern.

Nach dem Interview würde ich mal ganz frech und freihändig behaupten, dass Conchita sich nicht gerade wenige Lena Interviews und Clips reingezogen hat. :whistle:
Semper aliquid haeret

Diver
12.05.2014, 22:41
Es hat natürlich nicht das österreichische Lied gewonnen, sondern
der Typ Conchita Wurst. Satellite hätte auch nicht mit einer kleinen dicken Lena gewonnen.
Was ich schlimm fand, das ein Beitrag gewonnen hat der schon vor 20 oder 30 Jahren
hätte gewinnen können, es war kein einziger Beitrag dabei der modern, innovativ war.
Der die Musik weiter bringt. Altbacken, unmodern, enttäuschend.
Taken by a Stranger war da schon weiter.
Über die Musikwüste Europa sollten wir diskutieren.

Melanie
12.05.2014, 22:46
Über die Musikwüste Europa sollten wir diskutieren.

Es gibt keine Musikwüste Europa. Nur beim ESC wolln die Leute nunmal einfach gestricktes Zeug hören und nicht so komplizierte Melodien wie die aus Georgien im 2. HF.

Diver
12.05.2014, 23:01
Es gibt keine Musikwüste Europa. Nur beim ESC wolln die Leute nunmal einfach gestricktes Zeug hören und nicht so komplizierte Melodien wie die aus Georgien im 2. HF.

Das die Leute nur fürchterliche, altbackene Musik hören wollen,
glaube ich nicht, wenn es beim ESC nichts besseres gibt muss man wohl oder
schaltet ab.

Tanea
12.05.2014, 23:29
Vorbemerkung: Gerade jetzt finde ich es unglaublich schwierig, das in Worte zu fassen, was ich ausdrücken möchte. Es ist so viel in meinem Kopf, dass ich aufpassen muss, nicht in alle möglichen Richtungen abzudriften, oder gegen Sichtweisen zu argumentieren, die ich zwar nicht hier, aber an anderen Stellen gelesen habe. Unter anderem deswegen will ich jetzt versuchen, direkt auf esiststeffen einzugehen. Außerdem sollte ich dazu sagen, dass wir öfters im Austausch stehen und ich ihn ziemlich schätze, weswegen meine folgenden Worte auch ein persönliches Anliegen sind. Trotzdem hoffe und denke ich, dass das hier auch für alle anderen lesenswert ist.

@esiststeffen: Ganz offen gesprochen steht deine gesamte Argumentation für mich auf dem falschen Fundament, und damit wird das ganze Gebilde so schwach, dass es in sich zusammenbricht, was die zum Teil durchaus tragfähigen Säulen dann leider auch nicht mehr verhindern können. Ich versuche mal aufzuschlüsseln, warum ich das so sehe:

1. Nur ganz kurz, weil auch andere darauf schon eingegangen sind: Es ist unmöglich, den ESC zu gewinnen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Jeder Beitrag steht in Konkurrenz zu knapp 40 anderen und muss auf irgendeine Art herausstechen, damit für ihn gevotet wird. Lena ist 2010 eben mit ihrem reduzierten Vortrag herausgestochen, die anderen Sieger eben auf andere Weisen. Und auch Lena hat im Vorfeld unglaublich viel Aufmerksamkeit bekommen, zum Beispiel weil sie auf unkonventionelle Weise mit den Medien umgegangen ist.

2. Direkt daran anschließend: Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was für Beiträge 2010 zur Auswahl standen, glaube ich, dass ich mich mit der Behauptung, dass mit Lena weder die beste Sängerin noch mit „Satellite“ die beste Komposition gewonnen hat, nicht zu weit aus dem Fenster lehne. Es mag dein Lieblingssong gewesen sein, ich beispielsweise konnte noch nie so viel mit ihm anfangen. Aber Lena hat eine unglaubliche Ausstrahlung auf der Bühne und das - sorry, dass ich den etwas strapazierten Begriff hier bringen muss - Gesamtpaket hat gewonnen. Conchita Wurst hat ebenfalls eine wahnsinnige - wenn auch andere -Bühnenpräsenz und ich habe ihr jedes Wort geglaubt, das sie gesungen hat. Sie wurde von der Halle durch den Song getragen, sodass sie wirklich „abheben“ konnte. Und darin wie sich am Ende des Songs gelöst beim Publikum bedankt, ist sie Lena in ihrem Auftritt 2010 sehr ähnlich.

3. Damit wäre ich jetzt eigentlich schon am Ende, könnte vielleicht noch erwähnen, dass mir der niederländische Song auch am besten gefallen hat, aber ich gerade die Vielfalt beim ESC schätze, und ich es für unsinnig halte, da in Glaubenskriege zu verfallen, weil einfach der Auftritt gewinnen soll, der zu einem bestimmten Zeitpunkt, die meisten Menschen anspricht, was naturgemäß für jeden einzelnen eine subjektive Einschätzung ist, in die alle möglichen Kriterien einfließen können, und fertig (weshalb ich auch die Jurys nicht gutheiße), wenn…

4. Ich nicht gesehen oder vor allem gelesen hätte, was für ein Wirbel speziell um Conchita Wurst gemacht wird. Ich schicke vorweg, dass ich das, was gerade speziell mit Madeline Juno, aber auch anderen, passiert, auch für absolut inakzeptabel halte, und dass diejenigen, die sie allein wegen der mittelmäßigen Platzierung oder auch mit persönlichen Angriffen anfeinden, Conchita Wursts Botschaft so gar nicht verstanden haben. Etwas anders sieht es da mit der angeblichen „er sie es“-Äußerung aus, die ich nicht gehört habe und die sicher unglücklich war, aber sie hat sich ausdrücklich entschuldigt und - entscheidender nächster Baustein für mich - zugegeben, sich nicht ausführlich genug informiert zu haben.

5. Das hast du, esiststeffen, nämlich auch schon zugegeben, und ich kann dir noch einmal empfehlen: Schau dir das Video an und gib Conchita Wurst eine Chance. An dieser Stelle werde ich fast schon wütend: Wie kann man einen Menschen nach dem ersten Eindruck in eine Schublade stecken, ohne sich auch nur ein bisschen mit ihm beschäftigt zu haben? Conchita Wurst ist die letzte, die jemand vorschreiben würde, wie er zu leben hat (solange er andere nicht damit verletzt) und ich gehe davon aus, dass ihr eine Freakshow im historischen Sinn absolut zuwider ist. Du unterstellst Tom Neuwirth, dass er eine beliebige Kunstfigur geschaffen hat, deren einziges Ziel ist, die Aufmerksamkeit zu vergrößern, weil er für sich nicht den gewünschten Erfolg hatte. Nun, in dem Video gibt Conchita offen zu, dass Aufmerksamkeit natürlich auch ein Punkt ist. Wenn du dir zumindest dieses eine Interview angesehen hast, und danach noch ausschließlich zum selben Schluss kommst, ok. Man kann Dinge anders beurteilen. Ich komme jetzt zum letzten Punkt, indem ich erkläre, warum ich Conchita großartig und nicht als kompletten Gegenentwurf zu Lena empfinde, und dir eigentlich noch dafür danken muss, dass ich mich heute Nachmittag ausführlich mit ihr beschäftigt habe.

6. Conchita Wurst irritiert im ersten Moment, und das ganz bewusst. Sie hofft, als Frau mit Bart Menschen den Blick zu öffnen, für alles, was anders ist, und kämpft für mehr Toleranz - für jeden, egal wie man geboren wurde und welche Lebensweise man für sich wählt. Ich will nicht wiederkauen, was sie selbst viel besser erklären kann - aber ich finde ihre Message wichtig und die Art und Weise, wie sie für sie eintritt, bewundernswert. Und kurz zur Klarstellung (kann Conchita auch besser erklären): Tom Neuwirth ist ein homosexueller Mann „er“, nur Tom tritt in der Öffentlichkeit gar nicht mehr auf. Conchita Wurst ist eine Kunstfigur, eine eindeutige „sie“, die deswegen aber nicht künstlich im Sinne von gescriptet ist, sondern einen anderen Teil der Persönlichkeit darstellt. Deswegen ist auch nicht Tom gezwungen in der Öffentlichkeit in einer Rolle zu bleiben, sondern sie ist ein Teil von ihm, genau wie er ein Teil von ihr ist. Ich finde das auch nicht so einfach zu begreifen, aber ich versuche es. Ich finde es super von Conchita, das sie mich dazu bringt, Dinge zu hinterfragen, und genau das ist es wohl auch, was sie erreichen will. Sie ist unangepasst, hat Haltung und schwebt über der Ablehnung, die ihr entgegenschlägt. Muss ich noch sagen, dass es genau das ist, was ich an Lena schätze? (Nein, ich bin noch nicht bereit, „geschätzt habe“, zu schreiben.)

Xigemoa
13.05.2014, 00:22
Ich möchte nur einwerfen, dass ein Teil der Geschichte (leider) auch das hier ist: http://www.rtl.de/cms/sendungen/show/wild-girls.html

Trotzdem: der Sieg war absolut verdient. Ich fand vor allem die Inszenierung großartig ausgeklügelt. Phoenix verleiht Flüüügeeel.

Elvis
13.05.2014, 00:42
Der Auftritt von Conchita ist für mich ein Gesamtkunstwerk. Ihr äußeres Erscheinungsbild, die Stimme, die Kamerafahrten, die Lichtgestaltung auf der Bühne und last but not least das Lied. Das gefällt mir übrigens wesenlich besser als Adeles langweiliger "James Bond" Song. Schaut euch nur mal die Feuerflügel auf der großen LED Wand an, wenn sie mittig auf der Bühne steht. Hier wird der Liveauftritt gleichzeitig zum Musikvideo. Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können. Deswegen verdient Platz 1. Ja, und auf der Tube schau ich mir es immer wieder an, weil ich absolut davon begeistert bin. Übrigens, alles andere wie gesellschaftspolitische Aussagen oder ähnliches interessieren mich hier nicht. Ich hab einfach Spass an dieser Performance.


https://www.youtube.com/watch?v=QRUIava4WRM

Diver
13.05.2014, 01:12
Ich respektiere das man das gut findet.
Vor dem ESC ist mir von einer politischen oder gesellschaftlichen
Aussage nichts zu Ohren gekommen, das wirkt mir doch, als im Nachhinein
inszeniert. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Mir ist der Auftritt zu dick aufgetragen.
Wer Lenas Musik und Auftritte, wie ich gut findet, der hat es mit der Musik und der Performence
schwer. Das geht mir mehr in Richtung Helene Fischer und das ist gar nicht mein Ding.

tisch
13.05.2014, 02:01
Hmmmpf, jetzt habe ich "dank" esiststeffen und Tanea das gemacht, was ich wirklich nicht wollte: Angefangen, mich mit der Kunstfigur Conchita Wurst bzw. dem Künstler Tom Neuwirth zu beschäftigen. :wut:

[Kurze Zwischenfrage: Was haben Lena und Conchita Wurst neben dem ESC-Sieg gemeinsam? Antwort: Beide waren zusammen mit Daniel Kehlmann bei "Willkommen Österreich" zu Gast. Hier der Auftritt von Conchita: http://www.youtube.com/watch?v=MjjUyPOS08g]

Ich hatte bei beiden Interviews (dem von Tanea verlinkten und dem bei Stermann/Grissemann) das Gefühl, dass ich etwas an der Person Wurst/Neuwirt nicht mag. Es war die gleiche Intuition, die ich schon beim Songcontest hatte, die ich dort aber noch nicht beschreiben konnte:

Weshalb auch ich mich nicht über den Sieg von Conchita Wurst freuen kann, ist, dass Auftritt und Song überhaupt nichts Innovatives in sich tragen. Es handelt sich schlichtweg um klassische Travestie, wie es sie schon seit Jahrzehnten auf deutschspachigen Bühnen gibt und die z.B. mit dem Duo "Mary und Gordy" in den 80ern große Erfolge - auch mit diversen eigenen Fernsehshows - gefeiert hat. Und der typische Travestieauftritt ist eben der in Abendkleid gewandete Mann mit pompöser Ballade. Das einzig Neue an Conchita ist ihr Bart.

Was mir dazu nicht gefällt, ist, dass es offenbar immer nur um Conchita selbst geht, der/die seine/ihre Geschichte dazu nutzen will, anderen, die unsere Umwelt scheinbar unterdrückt, Freiheit zu geben. Das gilt für den Song "That's What I Am" und wiederholt sich in "Rise Like a Phoenix". Und genau diese Wiederholung hat etwas extrem Kalkuliertes - so wie das ganze Auftreten der Person Wurst/Neuwirth. Sie/Er verhält sich auf dem roten Stuhl extrem abgeklärt und präsentiert ein fertiges Karrierekonzept, das über Jahre entwickelt wurde. So wird mit der vollzogenen Trennung zwischen Mensch und Kunstfigur etwas, was nicht mehr authentisch, sondern nur noch künstlich ist, und das mich persönlich weder überzeugt noch künstlerisch anspricht.

So ist dieser ESC-Sieg einer um eine kalkuliert emotionale Komponente erweiterten pompösen Inszenierung eines dreißig Jahre alten Bühnenkonzeptes zu verdanken. Natürlich kann man das gut finden. Aber es gibt ebenso viele Gründe dafür, anzunehmen, dass wir sowohl künstlerisch als auch beim Toleranzthema schon weiter waren, als es uns der momentane Wurst-Hype suggeriert.

j_easy
13.05.2014, 03:06
Es hat natürlich nicht das österreichische Lied gewonnen, sondern
der Typ Conchita Wurst. Satellite hätte auch nicht mit einer kleinen dicken Lena gewonnen.
Was ich schlimm fand, das ein Beitrag gewonnen hat der schon vor 20 oder 30 Jahren
hätte gewinnen können, es war kein einziger Beitrag dabei der modern, innovativ war.
Der die Musik weiter bringt. Altbacken, unmodern, enttäuschend.
Taken by a Stranger war da schon weiter.
Über die Musikwüste Europa sollten wir diskutieren.

Was sollte das denn sein? Hochkarätige Musik wird ja eher nicht an den ESC verschwendet.
Und war der Beitrag Georgiens nicht innovativ?

Ich persönlich mag "schlichte" bis pfiffige und launige "normale" Beiträge, wie z.B. Niederlande, Island oder Schweiz. Auch den Norweger fand ich beeindruckend. Und Conchita, da ich Filmmusik mag und die Performance und Präsentation wirklich klasse war. Elaiza fand ich charmant und fröhlich. Ein guter von Ela selbst geschriebener Song ... bestimmt nicht schlechter als bisher von Lena selbst geschriebene Songs ...

Bei Conchita war es das Gesamtpaket. Ich glaube nicht, dass er auf Sieg spekulierte.
Was ich normalerweise nicht mag, sind diese "Ich zeige Euch wie toll ich schreien kann" oder die durchkalkulierten und total auf den ESC zugeschnittenen Beiträge, dazu zähle ich auch Schweden und insbesondere Russland. Auch Rumänien kann ich nichts abgewinnen.

Ehrlich gesagt empfand ich auch Emely De Forist oder so, als eine Mischung aus Loren (stimmlich) und Aserbaidschan ... kann mir nicht helfen.

Diver
13.05.2014, 03:54
Was sollte das denn sein? Hochkarätige Musik wird ja eher nicht an den ESC verschwendet.
Und war der Beitrag Georgiens nicht innovativ?

Ich persönlich mag "schlichte" bis pfiffige und launige "normale" Beiträge, wie z.B. Niederlande, Island oder Schweiz. Auch den Norweger fand ich beeindruckend. Und Conchita, da ich Filmmusik mag und die Performance und Präsentation wirklich klasse war. Elaiza fand ich charmant und fröhlich. Ein guter von Ela selbst geschriebener Song ... bestimmt nicht schlechter als bisher von Lena selbst geschriebene Songs ...

Bei Conchita war es das Gesamtpaket. Ich glaube nicht, dass er auf Sieg spekulierte.
Was ich normalerweise nicht mag, sind diese "Ich zeige Euch wie toll ich schreien kann" oder die durchkalkulierten und total auf den ESC zugeschnittenen Beiträge, dazu zähle ich auch Schweden und insbesondere Russland. Auch Rumänien kann ich nichts abgewinnen.

Ehrlich gesagt empfand ich auch Emely De Forist oder so, als eine Mischung aus Loren (stimmlich) und Aserbaidschan ... kann mir nicht helfen.

Du versuchst es schön zu reden, das hört sich aber nicht sehr überzeugend an.
Eher ernüchternd und sich in das Mittelmaß ergebend.
Georgien sind die nicht wegen Betrugs ausgeschlossen worden.

Bei den meisten Beiträgen kommt es mir so vor als würden die Komponisten aus der untersten Schublade
die Songs rausholen und sagen, die wollt die letzten 20 Jahre keiner für den ESC sind die noch gut.

esiststeffen
13.05.2014, 05:10
@Tanea: So. Ich hab mir jetzt tatsächlich das gesamte Interview reingezogen. Die ganzen 26:49 Minuten. Und wie meine Einschätzung dazu ausfällt, werd ich etwas weiter unten auch noch versuchen auszuformulieren ;)


Zunächst aber noch ein paar Worte zu dem, was du über Lena und 'Satellite' schreibst: Ich behaupte ja auch mit keinem Wort, dass das mein Lieblingssong war oder ist (noch nicht mal mein Lieblingssong von Lena) oder gar, dass ich ihn für die technisch perfekteste Komposition und/oder die technisch perfekteste Gesangsdarbietung des ESC 2010 halten würde. Ich betone vielmehr bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit, dass ich absolut keine Ahnung hätte, nach welchen Kriterien ich so etwas beurteilen sollte – genauso wenig wie ich etwa beurteilen könnte, ob der Schlagzeuger meiner Lieblingsband objektiv gesehen ein "guter" Schlagzeuger ist. Ich beurteile Musik nach den Kriterien "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht" bzw. "berührt mich" oder "berührt mich nicht" (oder auch "geht mir auf den Sack"). Für mich muss ein Lied etwas haben, das mich dazu bringt, es gerne anzuhören und dabei irgendwas zu empfinden, sei es Hoffnung oder Sehnsucht oder Erhabenheit oder auch einfach nur Spaß und Leichtigkeit. Und ich gestehe übrigens auch (aber das hab ich vielleicht schon das eine oder andere mal erwähnt): Mein Lieblingssong im USFO-Finale (das bekanntermaßen meine erste Berührung mit Lena war) war Satellite auch nicht. Ich hab damals auch lange gebraucht, um mit dem Song richtig warm zu werden und ihn wirklich eingängig zu finden (kann ich heute selber nicht mehr nachvollziehen, aber war damals wirklich so ;)). Ich weiß auch noch, wie ich dann im Finale zitternd die Daumen gedrückt hab, als Lena dran war, und auch dann niemals hätte sagen können, ob ihr Auftritt (vor allem in den Augen des internationalen Publikums, das Lena noch nie gesehen hatte) gelungen oder aber total missraten war. Umso glücklicher und gelöster war ich dann aber, als man gesehen hat, wie das Ganze ausgegangen ist. Und rückblickend denke ich natürlich: Besser hätte man es gar nicht machen können, egal in welcher Hinsicht ;)


Soo, nun aber zum Video. Ich gebe zu, dass meine Lust auf das Interview sich tatsächlich in Grenzen gehalten hat, und dass ich mir wirklich arge Mühe geben musste, dem Ganzen möglichst arglos und unvoreingenommen zu folgen ..... aber was tut man nicht alles dir zuliebe, Tanea ;) :whistle:
Wie auch immer: Durch das Video hat es Tom Neuwirth tatsächlich geschafft, dass ich zumindest so etwas wie Mitleid mit ihm verspüre. Was ich im Video die ganze Zeit über gesehen habe, ist ein in sich zutiefst zerrissener Mensch, der offenbar selbst nicht recht weiß, wie er "wirklich" ist, und dies kurzerhand dadurch zu lösen verspürt, dass er seine Persönlichkeit in zwei ganz verschiedene Teile teilt ;) – und das wohl nicht zuletzt, um in der Rolle als Conchita gewisse Sehnsüchte auszuleben, die ihm in seiner bürgerlichen Existenz als Tom womöglich verwehrt wären.
Im Video sagt er ja, dass das Schminken und die Mode und alles, was eben dazugehört, für ihn schon immer ein ganz wesentlicher Teil und selbstverständlicher Teil seiner Persönlichkeit war. Nun, vielleicht bin ich in der Hinsicht tatsächlich etwas voreingenommen – aber bei solchen Aussagen frage ich mich (auch ganz unabhängig von wem sie stammen) in fast allen Fällen ein Stück weit, was die fraglichen Personen mit dieser "Maskerade" kompensieren wollen. Egal ob das nun besonders auffällige Klamotten sind, auffällige Frisuren/Haarfarben, auffälliges Makeup, auffällige Tattoos oder Piercings .... mir drängt sich bei so etwas fast zwangsläufig immer wieder die Frage auf, ob die fraglichen Personen ohne dieses ganze, wie ichs mal nennen will, „Selbstdesign“ etwa unzureichend wären und was von ihnen noch übrig bliebe, wenn man sie all dieser Artefakte berauben würde. Lass es mich also so formulieren: Vielleicht spielt Tom Neuwirth die Conchita Wurst auch gar nicht, weil er so sehr nach Aufmerksamkeit giert. Vielleicht spielt er sie in Wahrheit auch nur, um sich hinter ihr zu verstecken ;)
(Bemerkenswert fand ich in jedem Fall, als ich so die ersten paar Minuten des Interviews gesehen hatte und dabei so dachte "hm, vielleicht ist diese Conchita für ihn vielleicht auch so ne Art Schutzschild" – und dann stellt der Interviewer ihm genau diese Frage, und er räumt ja auch zumindest zum Teil ein, dass es tatsächlich so ist ;))


Du hast geschrieben, Tanea, dass du den Moment, als Conchita am Ende des Finales zum Sieger gekürt wird und sich beim Publikum bedankt, sehr emotional und lena-ähnlich fandest. Nun, das Problem für mich ist eben, dass es in meinen Augen – da es einem ja bewusst war, dass man hier eine Kunstfigur vor sich hat – nie so ganz klar war, wieviel von der dargestellten Emotion eben echt und wie viel nur gespielt war (da das Emotionale, Dramatische ja auch untrennbar zum Charakter der Kunstfigur Conchita Wurst gehört). Ich bin eben jemand, der immer gerne hinter die Fassaden der Dinge vordringen würde. Im Video wird ja gesagt, dass Tom Neuwirth keine Interviews (mehr) als Tom Neuwirth gebe. Nun, ich hab schon die ganzen letzten Tage gedacht: Ich fände ein Interview mit Tom Neuwirth um 1000x interessanter als eines mit Conchita Wurst – einfach weil mich mal interessieren würde, wie der Typ wirklich drauf ist, wie er seinen Sieg beim ESC wirklich erlebt und empfunden hat, wie er sein Standing in der Medienwelt wirklich sieht. Aber was solls, immerhin wirkt er in diesem Interview trotz allem ehrlicher und authentischer als das sonst wohl bei anderen Persönlichkeiten der Fall wäre, die wir aus dem Medien ausschließlich als Kunstfiguren kennen (zum Beispiel Atze Schröder oder Olaf Schubert; auch da würden mich Interviews mit den realen Gegenparts viel, viel mehr interessieren als wenn da jetzt mal wieder "nur" die Kunstfiguren in irgendeinem Interview oder irgendeiner Talkshow sitzen, wo sie doch nur wieder ihre Rollen spielen und darauf achten müssen, diese auch ja nicht zu verlassen) – aber gerade dann bin ich eben wieder an dem Punkt, wo ich mich frage, wieso er ein solches Interview denn dann nicht als Tom Neuwirth geben kann, sondern sich dazu erst so albern kostümieren muss :whistle:
(Ja, ich möchte ja auch gar nicht ausblenden, dass auch andere prominente Persönlichkeiten, die wir eben nicht nur als Kunstfiguren kennen, in gewissem Maße zwischen öffentlichem und privatem Leben trennen und auch trennen müssen. Und dass auch diese im TV vielleicht nicht selten auswendig gelernte Phrasen vor sich herbeten und dabei auch manches Mal vielleicht nicht ganz die Wahrheit erzählen. Aber trotz allem: Gerade Lena habe ich immer schon abgekauft, dass sich die öffentliche Lena in all ihrer Vielseitigkeit nicht sehr von der privaten Lena unterscheidet – und für die 2010er Lena, um die es mir hier im Thread ja vorrangig geht, gilt das sicher noch viel mehr als für die heutige ;))


So. Nun aber kommen wir zu dem Punkt, wo unsere jeweiligen Argumentationen nach wie vor auf, wie du es ausdrückst, völlig unterschiedlichen Fundamenten ruhen (in diesem Zusammenhang von "richtig" oder "falsch" zu schreiben, würde ich mir nie anmaßen). Dein gesamtes Argumentieren in diesem Thread zielt darauf ab, dass man sich mit der Person des Tom Neuwirth bzw. der Figur der Conchita Wurst eingehender beschäftigen soll und muss, bevor man sagen kann und sagen darf, was man nun tatsächlich von ihr hält; und dass man nicht nur nach dem ersten Eindruck urteilen dürfe. Da sage ich aber ganz klipp und klar: Nein, in diesem Fall sehe ich das tatsächlich anders. Gerade beim ESC kommt es eben in der Beurteilung eines Beitrags bzw. eines Interpreten tatsächlich darauf an, welchen Eindruck man in den drei Minuten Auftrittszeit von ihm bekommt und fertig. Nur aus diesen drei Minuten (oder bestenfalls noch aus dem, was man im Einspielervideo und ggf. aus den Interviews im Green Room mitkriegt) sollte sich letztendlich das Urteil speisen, ob man einen Beitrag gut findet oder nicht und ob man ihm den Sieg wünschen würde oder nicht. So zumindest sähe für mich der Idealfall aus. Und da bleibt für mich eben doch nur wieder die ulkige Frau mit Bart übrig, die ein mittelmäßiges Lied singt. Mir ist klar, dass es in dieser Hinsicht heutzutage im Internetzeitalter anders aussieht als vor zwanzig oder dreißig Jahren; dass also jeder ESC-Fan in jedem Land, wenn er möchte, sich schon Wochen vor dem ESC sämtliche Beiträge so oft er nur will anhören und anschauen kann, und dazu auch noch Unmengen von Interviews mit den Teilnehmern und biografische Informationen über sie heraussuchen könnte – nur, wie gesagt, das sollte für mich keinesfalls eine Pflicht sein, zumindest dann nicht, wenn es wirklich nur um den ESC und den Auftritt dort geht. Und was anderes interessiert mich an dieser Person doch gar nicht. Ich hatte weder vorher noch hab ich jetzt irgendein besonderes Bedürfnis danach, mich über den ESC hinausgehend näher mit ihm zu beschäftigen. Ich hab ja auch ganz bewusst diesen Thread ausschließlich im Hinblick auf Conchitas ESC-Auftritt erschaffen (und im ESC-Bereich gepostet), und mich dagegen entschieden, einen allgemeinen Conchita-Thread zu erstellen. Wäre Conchita nicht beim ESC angetreten, würde ich mich für sie auch jetzt noch nicht die Bohne interessieren (Achtung, sehr billiges Wortspiel: dann wäre sie mir schlicht und einfach Wurst). Ich sag doch um Himmels willen gar nicht, dass ich einer Figur wie Conchita Wurst bzw. einem Künstler wie Tom Neuwirth im großen weiten Rund des Medienzirkus ihre Existenzberechtigung abspreche; wer so etwas gerne sieht und sich davon angesprochen fühlt, der soll das doch von mir aus auch tun. Nur existieren diese Figur und ich halt in komplett unterschiedlichen Welten; in Welten, die normalerweise sehr wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben (wie ja auch im Video angesprochen wurde: Conchitas Welt, also da wo sie beruflich als Kunstfigur unterwegs ist, ist nun mal die Glitzer-Glamour-Modewelt, also etwas, wo ich mich gaaar nicht heimisch fühle) – nur halt jetzt ganz aktuell, durch ihren Auftritt und dann schlussendlich auch den Sieg beim ESC, kam es zu einer kurzen Berührung der Conchita- mit der Steffenwelt. Und genau daaa setzt meine Kritik an.
Was mir halt aus vielen Beiträgen, auch aus deinem, immer wieder zumindest unterschwellig so rauskommt, Tanea, ist der Appell, dass man Tom/Conchita und ihren ESC-Auftritt nicht ablehnen dürfe, ohne sich eingehender mit Persönlichkeit und "Message" des Künstlers/der Figur beschäftigt zu haben. Nach Anschauen des Videos muss ich sagen: Es mag doch alles sein, dass Tom Neuwirth eine schwere Kindheit und Jugend hatte, in der er unter seiner Andersartigkeit und dem Unverständnis seiner Umwelt leiden musste; und es mag auch sein, dass er sich deshalb, und nur deshalb, die Figur der Conchita Wurst geschaffen hat, um das Anliegen der gegenseitigen Toleranz und der Menschenrechte in die Welt zu tragen, und dass das für ihn und seine Fans da draußen eine ganz ganz wichtige Botschaft ist – das will ich ja auch gar nicht alles rundweg kleinreden; nur: Was hat das bitte damit zu tun, ob so ein Mensch einen guten ESC-Beitrag hinlegt? Macht das seine Leisung beim ESC auch nur um einen Deut besser?
Und wie gesagt, genau hier fängt eben wieder die Argumentation an, die ich fragwürdig finde: dass eben Conchitas Sieg auf eine Ebene gehoben wird, die über das rein Musikalisch-Künstlerische weit hinausgeht. Dass man sie also nach anderen Kriterien beurteilen dürfe und müsse, als sie für andere Künstler gelten, weil ihr Auftreten und ihr ESC-Sieg ja auch diese politische und weltanschauliche Dimension hätten. Da kommt bei mir, wenn auch gaaanz subtil, selbst bei deinen Äußerungen immer wieder so ein bisschen die Botschaft raus: "Selbst wenn es andere geben sollte, die vielleicht noch besser singen können – aber Conchita sollte man allein schon deshalb gut finden, weil sie ja ein Symbol gegen Diskriminierung ist". Und da kann ich doch nur wieder mit dem Beispiel kontern, was ich hier im Thread ja schon mal angebracht habe: Das behinderte Kind lässt man ja (hoffentlich) auch nicht absichtlich einen Klavierwettbewerb gewinnen, nur weil es behindert ist.

Eulenspiegel
13.05.2014, 05:18
@esiststeffen um auch bei mit jetzt die Küchenpsychologie heraushängen zu lassen, was kompensierst du mit der Verfassung dieser ellenlangen Traktate zum Thema Conchita Wurst und ESC?
Sehnt sich dein ICH nach einem Leben wie Conchita.-;)

EULENSPIEGEL:X

Und um deinem unglücklichen Beispiel zu kommen, Conchita Wurst hat nicht aus Mitleid gewonnen, ihr Auftritt mit dem gegenüber dem Rest der Veranstaltung sehr guten Song wurde von den Menschen als Platz 1 würdig eingestuft. So einfach ist das.

maybear
13.05.2014, 06:20
Grundsätzlich stimme ich dem Beitrag, der diesen Thread eröffnet hat, in weiten Teilen zu, meine Gedanken sind sehr ähnlich. So wie Lenas Sieg in musikalischer Hinsicht den ESC vorangebracht hat, ist Conchitas Sieg musikalisch ein Rückschritt in alte Bombastzeiten, außerhalb der Gay-Community dürfte dieser Auftritt vor allem ältere Menschen ansprechen, mit aktueller und relevanter europäischer oder gar internationaler Musik hat das nichts zu tun.

Die Wertung der deutschen "Experten"-Jury finde ich durchaus angemessen, trotz ihres unterschiedlichen musikalischen Backgrounds waren sich hier alle einig und wählten den Beitrag auf einen Platz zwischen 9 und 13, also im guten Mittelfeld.

Anders sieht es freilich mit der politischen Dimension aus, nur sehe ich diese ähnlich wie bei Olympia hier als fehl am Platz und sehe auch die Gefahr, daß der ESC zu einem reinen Event der Gay-Community werden könnte und damit an Bedeutung insgesamt verliert.

Eulenspiegel
13.05.2014, 06:53
@maybear der ESC und sein Vorgänger hatte noch nie eine relevante musikalishe Bedeutung, fast alle Beitrage jedes Jahr sind eigentlich Resteverwertung oder musikalischer Müll. Er hatte schon immer besonders ab den 80er Jahren eine politische Bedeutung. Die Gay Community hat den Wettbewerb praktisch gerettet.
Niemand nimmt ihn eigentlich musikalisch ernst, das ist auch sein größtes Problem, denn sonst würden die meisten Staaten invl. GB, Schweden etc. nicht regelmäßig solchen auf die sonstigen Musikproduktionen des Landes bezogenen Schrott schicken.
Eine gute Platzierung zu ereichen ist eigentlich im Moment relativ einfach, wie man an der Niederlande sehen kann.Ein halbweg ordentlicher zeitgemäßer Somg reicht aus.
Nochmal" Rise like a Phoenix war einer der besten dieses Jahr angebotenen Songs mit einer grandiosen Performance. Für das sonstige Niveau des normalen ESC Songs war das Spitze.
Der Song hat nicht wegen der in ihn interpretierten Bedeutung gewonnen, sondern trotz. Die Leute wollten sich eigentlich über Conchita lustig machen, waren dann aber völlig überrrascht, dass deren Performance die anderen alt aussehen ließ.

Und Madeline Juno hat sich doch praktisch in ihrem völlig unnötigen Enschuldigungsschreiben verplappert. Sie habe Conchita nicht mehr Punkte gegeben, die werde das so schon schaffen. Was ist das bitte für eine Einstellung?-(

Ich mit mittlerweile dafür die Jurys komplett abzuschaffen. Lieber finde ich mich mit zweifelhaften Telefonabstimmungen ab, als mit undurchschaubaren Ränkespielen irgendwelcher Pseudo Experten in Jurys.

maybear
13.05.2014, 07:13
Eine gute Platzierung zu ereichen ist eigentlich im Moment relativ einfach, wie man an der Niederlande sehen kann.Oder auch nicht, wie man z. B. an Deutschland sehen kann. Der niederländische Beitrag war nicht nur kompositorisch, musikalisch und gesanglich gut, sondern wurde auch optisch perfekt inszeniert (ähnlich, allerdings ganz anders als der österreichische).


Nochmal" Rise like a Phoenix war einer der besten dieses Jahr angebotenen Songs mit einer grandiosen Performance.Was war denn eigentlich an der Performance so "grandios"? Conchita stand allein auf der Bühne, die ganze Zeit wie festgetackert an einem Fleck (mehr war mit dem Kleid auch gar nicht möglich), da haben andere mehr geboten.


Der Song hat nicht wegen der in ihn interpretierten Bedutung gewonnen, sondern trotz.Das glaube ich nicht, sonst hätte eine ganz normale Frau ohne Bart mit dem gleichen eher mittelmäßigen Song, einer unbewegten Performance in freilich perfektem Lichtdesign ja noch mehr Punkte bekommen müssen, was ich sehr bezweifle.


Und Madeline Juno hat sich doch praktisch in ihrem völlig unnötigen Enschuldigungsschreiben verplappert. Sie habe Conchita nicht mehr Punkte gegeben, die werde das so schon schaffen. Was ist das bitte für eine Einstellung?-(Diese Einstellung muß sie ja nicht bereits bei ihrem Juryurteil gehabt haben, und wenn, warum soll eine 18-jährige Newcomerin nicht ein Herz für vielleicht nicht so im Focus stehende Teilnehmer haben und diese bevorzugen? Und daß Madeline mit Musik und Auftritt von Conchita viel anfangen kann, kann ich mir jedenfalls kaum vorstellen.


Ich mit mittlerweile dafür die Jurys komplett abzuschaffen. Lieber finde ich mich mit zweifelhaften Telefonabstimmungen ab, als mit undurchschaubaren Ränkespielen irgendwelcher Pseudo Experten in Jurys.Wie ich bereits geschrieben habe, finde ich zumindest die Wertung der deutschen Jury gerade unter dem Gesichtspunkt, daß es sich um einen Songwettbewerb handelt, in diesem Jahr durchaus stimmig.

Eulenspiegel
13.05.2014, 07:37
Der deutsche Beitrag mag zwar sich gegenüber den anderen deutschen Mitbewerbern ausgezeichnet haben, aber im Vergleich beim ESC selber war dieser wirklich nur Mittelfeld, ganz zu schweigen, von anderen musikalischen Produktionen in Deutschland. Jeder Song z.B. auf @Joon Album ist besser als "Its all right".
Conchitas war für einen ESC grandios, weil,sie gerade ohne tanzendes Brimborium nur mit ihrer wirklich guten Stimme punktete. Die anderen haben nicht mehr geboten. Es gibt eine Grundregel beim ESC je mehr rumgehüpft etc. wird, desto schlechter ist der Song. Im Vergleich zu den anderen Songs beim ESC war der Song eben nicht mittelmäßig, wo ist Adeles Bond Song so viel besser. Ob jemand anderer... da ist reine Spekulation.
Rise like a phoenix wurde ja gerade laut Aussage eines der Komponisten, Sohnemann Zuckowski, an die Kunstfigur angepasst, nachdem er schon einige Zeit in der Schublade gelegen hatte.
Madeline Juno hat diese Einstellung laut ihrer Aussage beim Juryurteil gehabt.

"Zugegeben einfach aus dem Grund, dass mir musikalisch einige Dinge besser gefielen und ich womöglich auch zu doll dachte "Sie packt das doch sowieso!". Verwerflich, ja" ( MJ Facebook)

Wenn man ein Jurymitglied im Bereich Musik ist, sollte man alles musikalisch begründen können. Natürlich sind die Geschmäcker unterschiedlich, aber diese Einstellung geht gar nicht.

j_easy
13.05.2014, 08:04
Du versuchst es schön zu reden, das hört sich aber nicht sehr überzeugend an.
Eher ernüchternd und sich in das Mittelmaß ergebend.
Georgien sind die nicht wegen Betrugs ausgeschlossen worden.

Bei den meisten Beiträgen kommt es mir so vor als würden die Komponisten aus der untersten Schublade
die Songs rausholen und sagen, die wollt die letzten 20 Jahre keiner für den ESC sind die noch gut.

Nö. Mach ich nicht. Du bist eher zu negativ eingestellt. Wie Raab schon sagte, letztendlich ist es Unterhaltung ( und Völkerverständigung ). Und für alle Beteiligten eine gute bzw. Interessante Zeit.

maybear
13.05.2014, 08:55
Madeline Juno hat diese Einstellung laut ihrer Aussage beim Juryurteil gehabt.

"Zugegeben einfach aus dem Grund, dass mir musikalisch einige Dinge besser gefielen und ich womöglich auch zu doll dachte "Sie packt das doch sowieso!". Verwerflich, ja" ( MJ Facebook)

Wenn man ein Jurymitglied im Bereich Musik ist, sollte man alles musikalisch begründen können. Natürlich sind die Geschmäcker unterschiedlich, aber diese Einstellung geht gar nicht.Meine Güte, was soll sie denn sagen? "Ich find' die Musik total altmodisch und langweilig und den Auftritt auch. Aber die Hälfte der anderen Sachen fand ich noch schlechter"?

Ich als 55-Jähriger schätze das als Musik und Performance passend für meine (nicht mehr lebende) Oma ein, selbst für meine Mutter ist das noch zu altmodisch, wie soll denn dann eine 18-Jährige darüber denken?

Eulenspiegel
13.05.2014, 09:38
Das hätte sie sagen können, warum nicht? Die Jury müsste sich mit jedem Song vielleicht länger als 5 min auseinandersetzen. Es zwingt sie ja keiner daran teilzunehmen.
Man kann den Auftritt von Conchita als langweilig empfinden, dann müsste aber Elaiza gar nicht mehr ertragbar sein.
Die Inzenierung des Auftritts von Conchita war erstklassig und völlig stimmig, ich rede jetzt nicht von der Qualität des Songs. Sonst hätte sie auch nicht den Eindruck gemacht.
Moderne Musik findet man beim ESC nicht.Selbst der niederländische Beitrag war keine moderne Musik.

vampire67
13.05.2014, 09:46
Conchitas war für einen ESC grandios, weil,sie gerade ohne tanzendes Brimborium nur mit ihrer wirklich guten Stimme punktete. Die anderen haben nicht mehr geboten. Es gibt eine Grundregel beim ESC je mehr rumgehüpft etc. wird, desto schlechter ist der Song. Im Vergleich zu den anderen Songs beim ESC war der Song eben nicht mittelmäßig, wo ist Adeles Bond Song so viel besser. Ob jemand anderer... da ist reine Spekulation.
Du unterstellt das Adeles bond-song anders als mittelmässig ist. Ist er für mich aber auch nicht.
Bond songs (zumindestens die balladen) folgen einem gewissen songbaukastenshema was sich kaum wesentlich von einem Dieter Bohlen erhebt (ok, der mag gemein sein :fies: )


Niemand nimmt ihn eigentlich musikalisch ernst, das ist auch sein größtes Problem, denn sonst würden die meisten Staaten invl. GB, Schweden etc. nicht regelmäßig solchen auf die sonstigen Musikproduktionen des Landes bezogenen Schrott schicken.
Eine gute Platzierung zu ereichen ist eigentlich im Moment relativ einfach, wie man an der Niederlande sehen kann. Ein halbweg ordentlicher zeitgemäßer Somg reicht aus.
:kicher:

Sorry, aber ich kann nicht anders.
Aber obwohl mir der NL song deutlich näher steht, ist er doch mit keinem my irgendwie innovativ.
Im gegenteil, es ist fast klassischer Nashville country, der zwar irgendwie auch im moment aus allen ecken des pop angekrochen kommt, aber doch eben nicht 'neues' ist. Er bedient ne gewisse retro-strömung die momantan wieder populär wird.
Übrigens auch ein grund warum ich mit Joon Wolfsbergs 3. platte persönlich nicht so wirklich warm werde und lieber die 2. höre (bzw. jetzt die 4.). Die bedient irgendwie auch diese richtung.

earplane
13.05.2014, 10:27
hier vertritt jemand eine komplett andere Meinung

http://www.youtube.com/watch?v=KVBRlt1GZKY

tisch
13.05.2014, 10:58
Ein wenig Hintergrund zu Wurst und ihren Plänen: http://www.abendblatt.de/vermischtes/article127938866/Das-Erfolgsgeheimnis-von-ESC-Gewinnerin-Conchita-Wurst.html

maybear
13.05.2014, 11:07
Das hätte sie sagen können, warum nicht?Klar, aber ich weiß jetzt nicht wann sie das so gesagt hatte, sie ist ja in einen regelrechten Shitstorm geraten. Ich finde es generell unfair, wenn ein Juror bei jedem einzelnen der über 20 Songs begründen soll, warum er ihn nun gerade dort in die Rangfolge eingeordnet hat, wo er ihn eingeordnet hat, da haben es die Televoter leichter, sie müssen sich nur für einen Favoriten entscheiden (und wenn sie ebenfalls eine Gesamtreihenfolge erstellen müßten, käme möglicherweise ein komplett anderes Ergebnis dabei raus!).


Man kann den Auftritt von Conchita als langweilig empfinden, dann müsste aber Elaiza gar nicht mehr ertragbar sein.Das ist deine subjektive Ansicht, mehr nicht. Bei Elaiza war sowohl in der Performance als auch musikalisch sehr viel mehr Bewegung drin, meiner Meinung nach ist "Is It Right" auch ein richtig guter Popsong, in der kompositorischen Qualität vielleicht vergleichbar mit "Satellite".


Die Inzenierung des Auftritts von Conchita war erstklassig und völlig stimmig, ich rede jetzt nicht von der Qualität des Songs.Eben, und auch deshalb gab es so viele Votes von den Zuschauern. Die Juries sollten aber erheblich stärker die Qualität des Songs (denn darum geht es bei einem Song Contest in erster Linie) berücksichtigen.


Moderne Musik findet man beim ESC nicht.Selbst der niederländische Beitrag war keine moderne Musik.Den niederländischen Beitrag würde ich als zeitlose Musik bezeichnen, die auch heute noch aktuell ist. "Euphoria" würde ich z. B. als moderne Musik im Stil aktueller amerikanischer Pophits bezeichnen. Es gab auch mehrere Beiträge mit Rap-Elementen. Der diesjährige Beitrag Georgiens war wohl so modern, daß er sich mir zumindest noch nicht erschlossen hat, vielleicht in ein paar Jahren ...


Du unterstellt das Adeles bond-song anders als mittelmässig ist. Ist er für mich aber auch nicht.
Bond songs (zumindestens die balladen) folgen einem gewissen songbaukastenshemaDas ist für Songs zu einer Serie von Spielfilmen in ihrer Funktion auch absolut in Ordnung. Als richtig guten Bond-Song empfand ich Garbage's "The World Is Not Enough".


Aber obwohl mir der NL song deutlich näher steht, ist er doch mit keinem my irgendwie innovativ.
Im gegenteil, es ist fast klassischer Nashville country, der zwar irgendwie auch im moment aus allen ecken des pop angekrochen kommt, aber doch eben nicht 'neues' ist. Er bedient ne gewisse retro-strömung die momantan wieder populär wird.Nicht innovativ, aber zeitlos gute Musik (so wie auch vieles von Lena).

earplane
13.05.2014, 11:31
Ein wenig Hintergrund zu Wurst und ihren Plänen: http://www.abendblatt.de/vermischtes/article127938866/Das-Erfolgsgeheimnis-von-ESC-Gewinnerin-Conchita-Wurst.html
aus deinem Artikel:

Bis zuletzt habe der ORF das Potenzial der eigenen Kandidatin falsch eingeschätzt, sagt Harald Fidler vom "Standard". Für die Möglichkeit eines Sieges habe es offenkundig gar keine Planung gegeben – die Übertragung endete mit dem offiziellen Teil der Veranstaltung. Die Siegesfeiern übertrug dann die ARD.

mr.spock1968
13.05.2014, 11:33
aus deinem Artikel:

Das ist echt mal peinlich und beschäment.

Randwer
13.05.2014, 12:01
dieser Thread wirft tatsächlich eine Menge interessanter Themen auf, die alle einen eigen Thread verdient hätten:
1. Ist Europa eine musikalische Wüste?
2. Televoting versus Juryentscheid - gibt es bessere Lösungen?
3. 007 - Songs mit der Lizenz zu Tode zu langweilen
4. Kann der ESC sozialen Fortschritt in Europa bringen?
... um nur einge Themen zu nennen. :tumbleweed:

Holgerhoto
13.05.2014, 12:05
Das ist deine subjektive Ansicht, mehr nicht. Bei Elaiza war sowohl in der Performance als auch musikalisch sehr viel mehr Bewegung drin, meiner Meinung nach ist "Is It Right" auch ein richtig guter Popsong, in der kompositorischen Qualität vielleicht vergleichbar mit "Satellite".

Das wiederum ist nun deine subjektive Ansicht (formulierst du ja auch so, völlig in Ordnung), aber viel mehr als ein ratloses Kopfschütteln ist mir eine solche Meinung nicht wert, sorry, und nicht böse gemeint.

Stelle mir gerade Lena mit Satellite bei "Carmen Nebel" vor.
Inzwischen leider auch gut möglich, 2010 aber völlig undenkbar.

Die völlig grundlose Ablehnung vieler "Lena-Fans" gegenüber dem Song Satellite hat mich schon immer ein wenig verwundert, und ich sehe darin auch eine Art Hybris, die Lenas Erfolg 2010 ausschliesslich ihrer Persönlichkeit zuordnet, und diese damit auch ein klein wenig überbewertet. Nach dieser Ansicht hätte Lena 2010 auch mit "Alle meine Entchen" gewonnen. Daß ein Stefan Raab sich 2010 in seiner "Hach was sind wir toll"-Hybris ähnlich äusserte, macht diese Meinung nicht weniger unsinnig.
Natürlich sind alle diese Meinungen auch irgendwie subjektiv und somit zulässig, aber man schaut natürlich auch, wen man als Gesprächspartner beim Thema Musik überhaupt noch ernst nehmen kann und will. Man muß "Satellite" keineswegs in den Pop-Olymp erheben, um den Vergleich mit Elaizas Ralph Siegel-Verschnitt nicht völlig absurd zu finden, und irgendwo auch ein klein wenig ärgerlich.

Aber vielleicht entfernen wir uns auch gerade ein wenig vom eigentlichen Thema.

@ esiststeffen und Tanea:
Danke für eure zwar sehr langen, aber dennoch sehr interessanten Texte.
Ich sehe bei euch beiden zustimmungsfähige Aspekte, und meine eigene Meinung zum Thema habe ich ja schon geschrieben.

:)

Doktor Landshut
13.05.2014, 12:45
So ist dieser ESC-Sieg einer um eine kalkuliert emotionale Komponente erweiterten pompösen Inszenierung eines dreißig Jahre alten Bühnenkonzeptes zu verdanken. Natürlich kann man das gut finden. Aber es gibt ebenso viele Gründe dafür, anzunehmen, dass wir sowohl künstlerisch als auch beim Toleranzthema schon weiter waren, als es uns der momentane Wurst-Hype suggeriert.

:goodpost:

bates
13.05.2014, 12:47
Kleine Zwischenbemerkung: Jedes Mal, wenn ich in diesem Forum bei Musikdiskussionen den Satz lese "Das ist nur deine subjektive Meinung, die du nicht verallgemeinern darfst" , sind sowohl meine Zähne wie meine Schreibtischkante schwer verletzungsgefährdet. Können wir uns nach nunmehr vier Jahren und etlichen Musikdiskussionen, in denen dieser Satz eine gefühlte Million Mal geschrieben wurde, vielleicht langsam in aller Freundschaft darauf einigen, dass jeder – aber auch wirklich jeder – einfach weiß, dass Urteile über Musik immer (auch) "subjektiv" sind? Dass es also nicht dringend nötig ist, diesen Kalenderblattspruch jedes Mal zu bringen? Ich bitte doch sehr um Schonung und Rücksicht, weil ich sowohl meine Zähne wie meinen Schreibtisch noch brauche, möglichst viele Jahre, herzlichen Dank. ;)

Abgesehen davon, hat @Lars in seinem Beitrag #25 (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?8082-Conchita-vs-Lena-Warum-ich-mich-%FCber-den-ESC-Sieger-2014-nicht-freuen-kann&p=554979&viewfull=1#post554979)zu nahezu 100 % meine Meinung zu dem Thema dieses Threads wiedergegeben, besten Dank dafür.

earplane
13.05.2014, 13:20
Stelle mir gerade Lena mit Satellite bei "Carmen Nebel" vor.
Inzwischen leider auch gut möglich, 2010 aber völlig undenkbar.
Sie ist 2010 mit dem Song in allen möglichen Sendungen aufgetreten unter anderem auch in solchen wie der zur goldenen Henne die sich zumindest für mich qualitativ nicht wirklich so sehr von der Carmen Nebel Show unterscheidet.

Holgerhoto
13.05.2014, 13:38
Sie ist 2010 mit dem Song in allen möglichen Sendungen aufgetreten unter anderem auch in solchen wie der zur goldenen Henne die sich zumindest für mich qualitativ nicht wirklich so sehr von der Carmen Nebel Show unterscheidet.

Das ist ein berechtigter Einwand, zugegeben.

Nur wurde Lena im Rahmen des damaligen Hypes (vor und nach dem ESC) durch alle möglichen TV-Formate gereicht, und in nicht wenigen davon wirkte (die damalige) Lena eher wie ein Fremdkörper. Und eine Preisverleihung abzulehnen ist auch noch mal etwas anderes (so überflüssig man die "goldene Henne" auch finden kann), aber gut, du könntest jetzt auch auf Auftritte wie bei "Verstehen Sie Spaß" verweisen, die ich inzwischen wohl gut verdrängt habe. Aber auch dort wirkte Lena für mich eher wie ein Fremdkörper (was deinen Einwand aber nicht weniger richtig macht).

Aber egal:
Eine recht schmissige und auch humorvolle Pop-Nummer wie "Satellite", durch Lenas Art eines lässigen und gleichzeitig selbstironisch-distanzierten Vortrages zusätzlich aufgewertet, mit einer Bierzelt-Schunkelnummer wie der von "Elaiza" auf eine Stufe zu stellen, das lieber @ bates, gefährdet nun wiederum meine Zähne und Tischkante (@ maybear wird mir das hoffentlich verzeihen). ;)

Rolwin
13.05.2014, 13:43
Lena ist für mich ein Kunstwerk und zwar, ein natürlich gewachsenes, das ich mag und das bezieht sich im Besonderen auf 2010. Dass sich jeder Mensch in diesem Alter weiterentwickelt und durch seine Umwelt/Job mitgeprägt wird, dürfte keine Frage sein. Es dürften nicht wenige sein, die mit der heutigen Lena nichts mehr anfangen können. Ich persönlich mag sie weiterhin sehr und finde ihren Werdegang sehr spannend. Dabei muß mir nicht alles gefallen was sie macht, wie bei jedem anderen Menschen/Freund, den ich weiterhin schätze. Schade finde ich nur, dass es musikalisch immer eine lange Durststrecke gibt. Aber gut Ding braucht weil :D. Mit Big in Japan, hat sie mich wieder völlig in der Hand :).

Nun zu Conchita:
Im Gegensatz zu Lena, ist sie für mich kein natürliches Kunstwerk, sondern eine Kunstfigur. Der gravierende Unterschied ist, eine Kunstfigur kann jederzeit abgeändert werden, oder wieder verschwinden. Für mich ist das nichts reales und auch nichts bleibendes, es ist ein zeitliches Erscheinen. Von daher für mich nicht besonders interessant, das weiter zu verfolgen. Die reale Person Tom bleibt privat, die Person Conchita ist öffentlich. Wie sie ja als Conchita zugibt, sind es zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Das macht es für mich schwer, ihre Aussagen einzuordnen, was ist künstlich, was ist echt. Selbst bei Lena gibt es Zweifler, was künstlich und was echt ist. Nachteil für Lena, sie ist keine Kunstfigur, man möchte die echte Lena erleben. Bei Conchita weiß man sofort, sie spielt eine Rolle und diese Kunstfigur kann man mögen, oder auch nicht.

Nun zum ESC-Auftritt:
Hier wird gerne gesagt, dass das Gesamtpaket von Conchita ausschlaggebend war.
Für mich war es eben nicht stimmig nach meinem persönlichen Schönheitsempfinden. Ein Mann in Frauenkleidern ist für mich nicht sonderlich, gab es schon zigmal, aber mit Bart, gefällt mir optisch einfach nicht. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern, sollte es viele Nachahmer geben. Kunst darf gerne provozieren, aber ich nehme mir das Recht heraus zu sagen, was mir daran gefällt, oder was nicht. Mein Kunstgeschmack hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch immer mal geändert.

Sollte Conchita mit ihrem Auftritt dafür gesorgt haben, dass sich in einigen Köpfen etwas ändert, dann hat es sich gelohnt. Bei mir brauchte sie nichts zu verändern, von daher beurteile ich ihren Auftritt einzig nach Gesang und Optik. Gesang recht gut, konnte mich aber überhaupt nicht berühren wie bspw das Battle "All of Me" und die Optik gefiel mir auch nicht.

Diver
13.05.2014, 14:00
Lena ist für mich ein Kunstwerk und zwar, ein natürlich gewachsenes, das ich mag und das bezieht sich im Besonderen auf 2010. Dass sich jeder Mensch in diesem Alter weiterentwickelt und durch seine Umwelt/Job mitgeprägt wird, dürfte keine Frage sein. Es dürften nicht wenige sein, die mit der heutigen Lena nichts mehr anfangen können. Ich persönlich mag sie weiterhin sehr und finde ihren Werdegang sehr spannend. Dabei muß mir nicht alles gefallen was sie macht, wie bei jedem anderen Menschen/Freund, den ich weiterhin schätze. Schade finde ich nur, dass es musikalisch immer eine lange Durststrecke gibt. Aber gut Ding braucht weil :D. Mit Big in Japan, hat sie mich wieder völlig in der Hand :).

Nun zu Conchita:
Im Gegensatz zu Lena, ist sie für mich kein natürliches Kunstwerk, sondern eine Kunstfigur, die man mag oder auch nicht. Der gravierende Unterschied ist, eine Kunstfigur kann jederzeit abgeändert werden, oder wieder verschwinden. Für mich ist das nichts reales und auch nichts bleibendes, es ist ein zeitliches Erscheinen. Von daher für mich nicht besonders interessant, das weiter zu verfolgen. Die reale Person Tom bleibt privat, die Person Conchita ist öffentlich. Wie sie ja als Conchita zugibt, sind es zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Das macht es für mich schwer, ihre Aussagen einzuordnen, was ist künstlich, was ist echt. Selbst bei Lena gibt es zwischendurch Zweifler, was künstlich und was echt ist. Nachteil für Lena, sie ist keine Kunstfigur, man möchte die echte Lena erleben. Bei Conchita weiß man sofort, sie spielt eine Rolle und diese Kunstfigur kann man mögen, oder auch nicht.

Nun zum ESC-Auftritt:
Hier wird gerne gesagt, dass das Gesamtpaket von Conchita ausschlaggebend war.
Für mich war es eben nicht stimmig nach meinem persönlichen Schönheitsempfinden. Ein Mann in Frauenkleidern ist für mich nicht sonderlich, gab es schon zigmal, aber mit Bart, gefällt mir optisch einfach nicht. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern, sollte es viele Nachahmer geben. Kunst darf gerne provozieren, aber ich nehme mir das Recht heraus zu sagen, was mir daran gefällt, oder was nicht. Mein Kunstgeschmack hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch immer mal geändert.

Sollte Conchita mit ihrem Auftritt dafür gesorgt haben, dass sich in einigen Köpfen etwas ändert, dann hat es sich gelohnt. Bei mir brauchte sie nichts zu verändern, von daher beurteile ich ihren Auftritt einzig nach Gesang und Optik. Gesang recht gut, konnte mich aber überhaupt nicht berühren wie bspw das Battle "All of Me" und die Optik gefiel mir auch nicht.

Ein Bruder im Geiste :thumbsup:

Holgerhoto
13.05.2014, 14:20
Möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, wie unsinnig direkte Vergleiche zwischen "Lena" und "Conchita" sind und sein müssen (auch wenn der threadtitel dazu geradezu auffordert). Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, daß einer der beiden an solchen Vergleichen auch nur im geringsten interessiert ist.

Solche Vergleiche sind zumeist rein spekulativer Natur, und enden nicht selten damit, daß eine ablehnende Haltung gegenüber Frau Wurst gern mit dem begründet wird, was man an Lena alles toll findet.

Allein die Tatsache, daß (u.a.) hier über den diesjährigen Ausgang des ESC auf recht gutem Niveau lebhaft diskutiert wird, ist für mich eine weitere gute Begründung für die Richtigkeit der von Zuschauern und Jurys getroffenen Entscheidung.
Man stelle sich vor, die zweitplatzierten Niederländer hätte stattdessen gewonnen (so groß war der Abstand ja auch wieder nicht), viel mehr als ein mehr oder weniger zustimmendes Achselzucken hätte das kaum ausgelöst, auch nicht bei den nicht wenigen hier, denen deren song (aus mir rätselhaften Gründen) sehr gefallen hat.

Rolwin
13.05.2014, 14:44
Möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, wie unsinnig direkte Vergleiche zwischen "Lena" und "Conchita" sind und sein müssen (auch wenn der threadtitel dazu geradezu auffordert). Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, daß einer der beiden an solchen Vergleichen auch nur im geringsten interessiert ist.

Solche Vergleiche sind zumeist rein spekulativer Natur, und enden nicht selten damit, daß eine ablehnende Haltung gegenüber Frau Wurst gern mit dem begründet wird, was man an Lena alles toll findet.

Allein die Tatsache, daß (u.a.) hier über den diesjährigen Ausgang des ESC auf recht gutem Niveau lebhaft diskutiert wird, ist für mich eine weitere gute Begründung für die Richtigkeit der von Zuschauern und Jurys getroffenen Entscheidung.
Man stelle sich vor, die zweitplatzierten Niederländer hätte stattdessen gewonnen (so groß war der Abstand ja auch wieder nicht), viel mehr als ein mehr oder weniger zustimmendes Achselzucken hätte das kaum ausgelöst, auch nicht bei den nicht wenigen hier, denen deren song (aus mir rätselhaften Gründen) sehr gefallen hat.
Da bin ich nicht ganz deiner Meinung.
Wir sind hier in einem LML-Forum und beide sind ESC-Gewinner und da ist es legitim zu vergleichen. Dass die Diskussion nicht völlig einseitig zu Lenas Gunsten ausfällt, finde ich sehr erfrischend. Besonders auch deine Beiträge sind immer sehr lesenswert und sind wie das Salz in der Suppe hier im Forum. Dafür Danke....

Randwer
13.05.2014, 14:50
Ich bin grundsätzlich dagegen Künstler zu vergleichen. Deshalb Zitiere ich nochmals, wie schon weiter vorn im Thread Westernhagen: "... man sieht nur wieder, dass man Künstler nicht vergleichen kann und deshalb ist jeglicher Wettbewerb unter Künstlern vollkommen idiotisch"

Doktor Landshut
13.05.2014, 14:53
Man stelle sich vor, die zweitplatzierten Niederländer hätte stattdessen gewonnen (so groß war der Abstand ja auch wieder nicht), viel mehr als ein mehr oder weniger zustimmendes Achselzucken hätte das kaum ausgelöst, auch nicht bei den nicht wenigen hier, denen deren song (aus mir rätselhaften Gründen) sehr gefallen hat.

Man mag die holländische Country-Folk Nummer altbacken und langweilig finden, mir hat diese entspannte Mischung aus "Nashville" und "Police" gefallen und sie war der einzige Beitrag in der Show, bei dem ich das Gefühl hatte, er hat noch was mit Musik zu tun ;). Aber das nur am Rande.

Rolwin
13.05.2014, 14:57
Man mag die holländische Country-Folk Nummer altbacken und langweilig finden, mir hat diese entspannte Mischung aus "Nashville" und "Police" gefallen und sie war der einzige Beitrag in der Show, bei dem ich das Gefühl hatte, er hat noch was mit Musik zu tun ;). Aber das nur am Rande.
Volle Zustimmung :thumbsup:
Könnte mir auch vorstellen, dass sich das in den Charts wiederspiegelt.
Bin tatsächlich mal gespannt, wie die Postionen aussehen werden im Vergleich, Österreich-Niederlande

Holgerhoto
13.05.2014, 15:13
Da bin ich nicht ganz deiner Meinung.
Wir sind hier in einem LML-Forum und beide sind ESC-Gewinner und da ist es legitim zu vergleichen. Dass die Diskussion nicht völlig einseitig zu Lenas Gunsten ausfällt, finde ich sehr erfrischend. Besonders auch deine Beiträge sind immer sehr lesenswert und sind wie das Salz in der Suppe hier im Forum. Dafür Danke....

Danke Rolwin, aber dennoch:

Wenn man Vergleiche zwischen Künstlern anstellen will (zumal bei so unterschiedlichen), dann muß/sollte es für Vergleiche Kriterien geben, die halbwegs nachvollziehbar, im Idealfall sogar objektivierbar wären. Was auch immer @ esiststeffen sich bei seinem "vs" im Titel gedacht hat, solche Kriterien sehe ich nicht.
Daß wir uns hier in einem "LML-Forum" befinden halte ich angesichts des Diskussionsthemas für eher irrelevant, und die Tatsache, daß beide den ESC gewonnen haben, stellt für mich kein solches Kriterium dar.
Oder wollen wir nun auch "Lordi" mit Lena vergleichen, oder "Abba", oder wer auch immer schon mal den ESC gewonnen hat?
Soll Lena jetzt Jahr für Jahr Vergleiche mit dem jeweils aktuellen ESC-Gewinner aushalten, und muß sich jeder neue ESC-Gewinner mit Lena messen lassen?

Natürlich kann man immer alles mit allem vergleichen, und sei es auch nur just for fun.
Als Begründung aber, ob man sich über einen ESC-Sieger "freut", oder dessen Sieg für angemessen, gerecht oder sonstwas hält, dürfen m.M.n. solche "Vergleiche", die höchst subjektiv daherkommen, nicht herhalten.


Ich bin grundsätzlich dagegen Künstler zu vergleichen. Deshalb Zitiere ich nochmals, wie schon weiter vorn im Thread Westernhagen: "... man sieht nur wieder, dass man Künstler nicht vergleichen kann und deshalb ist jeglicher Wettbewerb unter Künstlern vollkommen idiotisch"

Hier gehst du jetzt für meinen Geschmack einen Schritt zu weit.
"Vergleiche" sind das eine, ein "Wettbewerb" (wie zB. der ESC) kann aber etwas völlig anderes sein.
Denn da geht es nicht darum, Künstler direkt miteinander zu vergleichen, sondern eher um rein subjektive Kriterien wie zB. "Zuschauergunst" (Auftritt hat mich begeistert, oder eben nicht, ohne daß ich deswegen alle Künstler miteinander "vergleichen" muß). Der Letztplatzierte muß in einem direkten Vergleich mit dem Sieger nicht unbedingt schlechter abschneiden (vorausgesetzt, es gäbe dafür überhaupt nachvollziehbare Kriterien).

Man sollte vielleicht auch nicht versuchen, in den ESC etwas hineinzudeuteln, was er nicht ist: ein objektiver Wettbewerb über die Qualität (ja, sogar "Glaubwürdigkeit") einzelner Künstler.
Es ist und bleibt immer noch eine Show, Spektakel, Unterhaltung, und alles auch immer mit einem Zwinkern. ;)

Doktor Landshut
13.05.2014, 15:20
Es ist und bleibt immer noch eine Show, Spektakel, Unterhaltung, und alles auch immer mit einem Zwinkern. ;)

Das ist die richtige Einstellung. Außer dezentem Zwinkern sollte aber auch die eine oder andere schwere Lach-Attacke erlaubt sein :zahn:.

Holgerhoto
13.05.2014, 15:31
Das ist die richtige Einstellung. Außer dezentem Zwinkern sollte aber auch die eine oder andere schwere Lach-Attacke erlaubt sein :zahn:.

:D

Mir fallen da spontan die moldawischen "Zipfelmützen" ein (2011?), den Auftritt fand ich klasse.
Über die Qualität des songs (o.ä.) habe ich mir damals keine Gedanken gemacht (und diesen auch längst vergessen).

Rolwin
13.05.2014, 15:38
Es ist und bleibt immer noch eine Show, Spektakel, Unterhaltung, und alles auch immer mit einem Zwinkern. ;)
Ich hoffe, dass meine Beiträge nicht den Eindruck vermittelt haben, dass ich den ESC bierernst nehme ;)
Ich habe auch überhaupt nicht dagegen, dass Conchita den Wettbewerb gewonnen hat. Wie du sagst, es ist Spektakel, Show und Unterhaltung und einmal im Jahr tue ich mir das an :D . Ich greife auch nicht zum Telefonhörer. Deshalb akzeptiere ich auch jede Entscheidung, die andere treffen.

Holgerhoto
13.05.2014, 15:48
Ich hoffe, dass meine Beiträge nicht den Eindruck vermittelt haben, dass ich den ESC bierernst nehme ;)
Ich habe auch überhaupt nicht dagegen, dass Conchita den Wettbewerb gewonnen hat. Wie du sagst, es ist Spektakel, Show und Unterhaltung und einmal im Jahr tue ich mir das an :D . Ich greife auch nicht zum Telefonhörer. Deshalb akzeptiere ich auch jede Entscheidung, die andere treffen.

Ach wo.

Ich bezog mich da ja auch eher auf das Zitat von @ Randwer, der mir "Vergleiche" mit "Wettbewerb" gleichzusetzen schien, und deshalb gleich beides ablehnte, was ich etwas übertrieben finde.

Was den ESC anbetrifft, so handhabe ich es ebenso wie du.
Mit dem "akzeptieren" ist es aber so eine Sache, es gab oft genug "Sieger", die ich nur mit einem vernehmlichen Stöhnen zur Kenntnis nehmen konnte. :schaem:

Doktor Landshut
13.05.2014, 15:51
:D

Mir fallen da spontan die moldawischen "Zipfelmützen" ein (2011?), den Auftritt fand ich klasse.
Über die Qualität des songs (o.ä.) habe ich mir damals keine Gedanken gemacht (und diesen auch längst vergessen).

Witzig und gut umgesetzt fand ich in diesem Jahr eigentlich nur die Idee mit den Einspielfilmen, in denen die Kandidaten auf originelle und phantasievolle Art die Farben ihrer jeweiligen Landesflaggen darstellten. Daraus hätte man doch einen netten kleinen Kreativ-Wettbewerb machen und auf das ganze Rest-Gedöns verzichten können ;).

Randwer
13.05.2014, 18:21
Selbstverständlich sind Vergleiche und Wettbewerbe nicht das Gleiche. Im Wettbewerb kommt es allerdings zwangsläufig zu Vergleichen um eine Reihenfolge heraus zu stellen. MMW sagte diesen bemerkenswerten Satz bereits nach dem zweiten Auftritt bei der allerersten USFO-Sendung. Man kann die Videos immer noch auf der TVTotal-Site anschauen. http://tvtotal.prosieben.de/tvtotal/videos/player/?contentId=57459
Wettkampffreund Stefan Raab blickt sogar leicht angesäuert drein nachdem sein Gastjuror diese Bedenken kundgetan hat. (ab 4:40)

Tanea
13.05.2014, 18:25
@esiststeffen: Zu Lena und Satellite: Da habe ich gerade das Gefühl, ich hätte das wissen müssen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war ich unbewusst umso verblüffter über deine Argumentation, weil sie für mich dieser Haltung widersprochen hat. Inzwischen sehe ich noch viel deutlicher, dass es dir wohl in erster Linie um den Punkt Auftritt vs. (Hauptsache irgendwie) Aufmerksamkeit geht.

Ich hatte tatsächlich kurz überlegt, ob ich die Einleitung noch ändern soll, dachte aber, dass ein „für mich“ ausreicht, um klar zu machen, dass ich das nicht anmaßend meine. Außerdem wollte ich doch auch zugeben, dass sich das Lesen von einigem, was du schreibst, aus meiner Weltsicht heraus falsch anfühlt, was aber natürlich kein „falsch sein“ ist.

Entscheidender Punkt ist für mich, warum man etwas ablehnt oder nicht gut findet. Es ist kein Problem Conchita Wursts Auftritt nicht gut zu finden und ihn im Mittelfeld zu sehen. Zum Beispiel kann ich @Tisch und @Rolwin im Großen und Ganzen sehr gut nachvollziehen. Wenn alle auf diese Art und Weise (ganz wichtig, hier meine ich nicht das Ergebnis) urteilen würden, wäre der Sieg Conchitas nicht so wichtig gewesen. Bei mir haben tatsächlich erst die darauffolgenden Reaktionen dafür gesorgt, dass ich ihn für wichtig erachte. Die Medaille scheint wie so oft zwei Seiten zu haben: Hat Conchita Wurst gewonnen, obwohl sie einen Bart hat, was man als Zeichen der Toleranz feiern muss? Oder hat Conchita Wurst gewonnen, weil sie einen Bart und mit dem Themen Toleranz und Homophobie (kalkuliert)einen Nerv getroffen hat? Ich kann das nur mit einem „beides“ beantworten. Was mich dazu bringt, ersterer Frage mehr zuzustimmen, ist, dass Conchita Wursts Auftreten auch eine Welle der Empörung entgegenschlägt, die nicht auf ihrem Auftritt begründet ist und den Menschen abwertet. Eine Voreingenommenheit und reflexhafte Ablehnung.

Ich habe dich, esiststeffen, so gelesen, dass die Figur Conchita Wurst einzig und allein so geschaffen wurde, um auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht auch weil dir jede andere Idee, als dass es ulkig gemeint sein könnte, völlig absurd erschien. Und ich habe das Gefühl, dass du hier mit Schere im Kopf schreibst :whistle: Jedenfalls halte ich es bei einer Begründung wie deiner für angebracht, sich kurz zu informieren, ob sie zutreffend ist.
Ich sage ganz klipp und klar: Man kann Conchitas Auftritt ablehnen, ohne sich informiert zu haben, aber TomNeuwirth/ConchitaWurst nicht. Und man kann (eine meiner tiefsten Grundüberzeugungen) TomNeuwirth/ConchitaWurst wie auch jeden Menschen nicht ablehnen, a) für das was er/sie ist, sondern wenn dann b) für das, was er/sie tut. Und Conchitas Auftritt ablehnen, weil man TomNeuwirth/ConchitaWurst ablehnt, kann man dann aus a) erst recht nicht und ist bei b) zumindest fragwürdig.

Aber so wie ich dich verstehe, sollte b) keine Rolle spielen. Du wünschst dir ja, was jetzt dein Hauptpunkt zu sein scheint, dass beim ESC nur die Musik bzw. der Auftritt zählt. Das halte ich prinzipiell auch für wünschenswert. Ich stimme dir auch zu, dass die Message den Auftritt in keiner Weise besser macht. Aber deine Analogie mit dem behinderten Kind ist schwierig, auch wenn ich, glaube ich, verstehe, was du sagen willst. Der Erklärungsansatz Conchita Wurst hat ausschließlich wegen ihrer Message gewonnen ist für mich aber nicht haltbar. Auch, ja, aber nicht nur.
Ansonsten finde ich in diesem speziellen Fall auch mal gut, wenn eine übergeordnete Botschaft mit eine Rolle gespielt, weil ich diese gerade nach manchen Reaktionen speziell so wichtig finde und weil ich merke, dass es gute Diskussionen auslöst.

Noch kurz, weil nach diesen Überlegungen nachrangig: Wir nehmen Conchita Wurst unterschiedlich wahr, was die Frage der Rolle und wie sehr die gespielt ist angeht. Ich gehe aber davon aus, dass sie bewusst einiges offen lässt und damit spielt, und dass gerade das eine Faszination auf mich ausübt, weil ich alles, was Rollen- und auch speziell Gender-Überlegungen betrifft, spannend finde.

Ansonsten muss ich abschließend noch @Xigemoa kurz für den Einwurf „Wild Girls“ danken, den ich vorher tatsächlich noch nicht auf dem Schirm hatte. Die „High-Heel- und Trash-TV-Welt“ passt ganz gut zu Conchita, weswegen ich das im ersten Moment nicht als widersprüchlich wahrgenommen habe. Wieso man als jemand, der sich für die Menschenrechte stark machen will, aber an einer Show mitmacht, bei der am Ende der namibische Stamm der Himba eine Menschenrechtsorganisation bittet für sie einzutreten (http://earthpeoples.org/blog/?p=5395=eng), erschließt sich mir - vorsichtig formuliert - nicht.

ancora
13.05.2014, 19:28
"Conchita Wurst hat den Eurovision Song Contest gewonnen. Millionen in ganz Europa verfolgten die bewegenden Momente, als der Sieger oder die Siegerin von einem Zeichen der Toleranz sprach. Denn der Auftritt der bärtigen Diva hatte schon im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Aber lässt sich im Erfolg des Travestiekünstlers Tom Neuwirth wirklich ein Signal für den Alltag sehen, das über den einen Abend hinaus strahlt?

Gibt es in Europa eine zunehmende Akzeptanz der Schwulen und Lesben oder müssen sie sich nach wie vor gegen Anfeindungen und Diskriminierung wehren? War es für Künstler nicht schon immer einfacher sich zu Transsexualität und Homosexualität zu bekennen als für Menschen im Alltag? Warum ist das so? Gelten für das Showgeschäft ganz eigene Regeln?

Moderator Andreas Kuhnt begrüßt als Diskussionsgäste:

Prof. Dr. Joan-Kristin Bleicher
Medienwissenschaftlerin an der Uni Hamburg

Eike Stedefeldt
freier Journalist und Buchautor „Schwule Macht: oder die Emanzipation von der Emanzipation, ehemaliger Herausgeber von "Gigi", Zeitschrift für sexuelle Emanzipation

Peter Urban
Journalist, Musiker, Radio- und TV-Moderator, Kommentator des Eurovision Song Contests"

Heute Abend ab 21 Uhr 05 auf NDR Info.
Direktübertragung hier: http://www.ndr.de/info/programm/livestream150.html

esiststeffen
13.05.2014, 19:40
Entscheidender Punkt ist für mich, warum man etwas ablehnt oder nicht gut findet. Es ist kein Problem Conchita Wursts Auftritt nicht gut zu finden und ihn im Mittelfeld zu sehen. Zum Beispiel kann ich @Tisch und @Rolwin im Großen und Ganzen sehr gut nachvollziehen. Wenn alle auf diese Art und Weise (ganz wichtig, hier meine ich nicht das Ergebnis) urteilen würden, wäre der Sieg Conchitas nicht so wichtig gewesen. Bei mir haben tatsächlich erst die darauffolgenden Reaktionen dafür gesorgt, dass ich ihn für wichtig erachte. Die Medaille scheint wie so oft zwei Seiten zu haben: Hat Conchita Wurst gewonnen, obwohl sie einen Bart hat, was man als Zeichen der Toleranz feiern muss? Oder hat Conchita Wurst gewonnen, weil sie einen Bart und mit dem Themen Toleranz und Homophobie (kalkuliert)einen Nerv getroffen hat? Ich kann das nur mit einem „beides“ beantworten. Was mich dazu bringt, ersterer Frage mehr zuzustimmen, ist, dass Conchita Wursts Auftreten auch eine Welle der Empörung entgegenschlägt, die nicht auf ihrem Auftritt begründet ist und den Menschen abwertet. Eine Voreingenommenheit und reflexhafte Ablehnung.

Ich habe dich, esiststeffen, so gelesen, dass die Figur Conchita Wurst einzig und allein so geschaffen wurde, um auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht auch weil dir jede andere Idee, als dass es ulkig gemeint sein könnte, völlig absurd erschien. Und ich habe das Gefühl, dass du hier mit Schere im Kopf schreibst :whistle: Jedenfalls halte ich es bei einer Begründung wie deiner für angebracht, sich kurz zu informieren, ob sie zutreffend ist.
Ich sage ganz klipp und klar: Man kann Conchitas Auftritt ablehnen, ohne sich informiert zu haben, aber TomNeuwirth/ConchitaWurst nicht. Und man kann (eine meiner tiefsten Grundüberzeugungen) TomNeuwirth/ConchitaWurst wie auch jeden Menschen nicht ablehnen, a) für das was er/sie ist, sondern wenn dann b) für das, was er/sie tut. Und Conchitas Auftritt ablehnen, weil man TomNeuwirth/ConchitaWurst ablehnt, kann man dann aus a) erst recht nicht und ist bei b) zumindest fragwürdig.

Aber so wie ich dich verstehe, sollte b) keine Rolle spielen. Du wünschst dir ja, was jetzt dein Hauptpunkt zu sein scheint, dass beim ESC nur die Musik bzw. der Auftritt zählt. Das halte ich prinzipiell auch für wünschenswert. Ich stimme dir auch zu, dass die Message den Auftritt in keiner Weise besser macht. Aber deine Analogie mit dem behinderten Kind ist schwierig, auch wenn ich, glaube ich, verstehe, was du sagen willst. Der Erklärungsansatz Conchita Wurst hat ausschließlich wegen ihrer Message gewonnen ist für mich aber nicht haltbar. Auch, ja, aber nicht nur.
Ansonsten finde ich in diesem speziellen Fall auch mal gut, wenn eine übergeordnete Botschaft mit eine Rolle gespielt, weil ich diese gerade nach manchen Reaktionen speziell so wichtig finde und weil ich merke, dass es gute Diskussionen auslöst.

Noch kurz, weil nach diesen Überlegungen nachrangig: Wir nehmen Conchita Wurst unterschiedlich wahr, was die Frage der Rolle und wie sehr die gespielt ist angeht. Ich gehe aber davon aus, dass sie bewusst einiges offen lässt und damit spielt, und dass gerade das eine Faszination auf mich ausübt, weil ich alles, was Rollen- und auch speziell Gender-Überlegungen betrifft, spannend finde.


Zu der Frage, warum die Leute beim ESC Conchita gewählt haben, kann man sicher (in Anlehnung an david davidsons Beitrag (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?8082-Conchita-vs-Lena-Warum-ich-mich-%FCber-den-ESC-Sieger-2014-nicht-freuen-kann&p=554947&viewfull=1#post554947) ganz zu Anfang dieses Threads) drei verschiedene Gründe nennen:
1) wegen der Skurrilität ihres Auftretens bzw. Erscheinungsbildes (eine Frau mit Bart! hui!)
2) um ein Zeichen zu setzen gegen Diskriminierung und für Toleranz
3) weil sie ganz einfach das Lied bzw. seine Interpretation gut fanden

Nun, gegen 3) ist ja nichts zu sagen – ich vermute aber tatsächlich, dass das nur bei einer ganz kleinen Minderheit der Anrufer wirklicht den Ausschlag gegeben hat. Ob nun bei den meisten Anrufern 1) oder 2) die entscheidendere Rolle gespielt haben dürfte, kann ich nicht beurteilen – allerdings würde ich beides, wie ich versucht hab darzulegen, beim ESC jeweils auf seine Art ablehnen.


Ich gebe zu, dass ich durch das Videointerview durchaus ein klareres und differenzierteres Bild von Tom Neuwirth/Conchita Wurst bekommen habe. Bis nach dem ESC wusste ich praktisch nichts über den Hintergrund dieser Figur, und über die Person, von der diese Conchita verkörpert wid, erst recht nicht. Ich hatte zwar den Namen schon gelesen, aber was das außerhalb der Bühne für ein Mensch ist oder inwieweit der auch außerhalb der Conchita-Rolle öffentlich in Erscheinung tritt oder früher getreten ist, hatte ich keine Ahnung. Ich hätte nicht mal sagen können, inwieweit der wirklich schwul ist oder die Rolle der Frau eben nur so wie ein Schauspieler spielt; also ob der im wahren Leben auch nur iiirgendwas mit der Figur der Conchita gemeinsam hat. Wie auch immer, nun bin ich in der Hinsicht schlauer – woran auch (aber nicht nur!) dein Video schuld ist. Insofern, danke dafür ;)


Und ansonsten: Ja, ich kann mit Menschen, die sich so gebärden bzw. in der Öffentlichkeit so auftreten, wie es Tom Neuwirth tut, grundsätzlich sehr wenig anfangen. Und ich gebe auch unumwunden zu, dass das für so ein typisch "tuntiges" Gebaren (weitere Beispiele muss jeder selbst finden) genauso zutrifft wie auf andere Popstars wie z.B. Lady Gaga oder Katy Perry oder auch "reine" Selbstdarsteller wie Paris Hilton oder Daniela Katzenberger. Ich hatte schon ganz am Anfang dieses Threads geschrieben: Mich würde ja mal viel mehr interessieren, was passiert wäre, wenn Tom Neuwirth einfach als Tom Neuwirth im schlichten Bühnenoutfit auf die ESC-Bühne gegangen und "Rise Like a Phoenix" (oder eine ähnliche Ballade) gesungen hätte. Mit einem solchen Auftritt hätte ich auch absolut kein Problem gehabt. Aber wie gesagt, in der Figur der Conchita liegt für mich viel zu viel Selbstinszenierung und Selbststilisierung, als dass ich so ein künstlerisches Konzept mögen würde. Wie gesagt, diese Mischung aus Trash-TV und Bussi-Bussi-Gesellschaft ist für mich eine Welt, die nicht die meine ist. Aber wie gesagt, würde er/sie sich auf Trash-TV und Bussi-Bussi-Gesellschaft beschränken, könnte ich das wenigstens ignorieren – aber bei einem Wettbewerb wie dem ESC (zumindest bei einem ESC, so wie ich ihn mir erhoffe und erträume) find ich so einen Auftritt, oder zumindest die Tatsache, einen solchen Auftritt dann auch noch gewinnen zu lassen, ganz einfach unangebracht.
(Und vor diesem Hintergrund ist es für mich dann auch ganz einfach unerheblich, warum Tom Neuwirth die Frau spielt. Ob er nun in dieser Rolle bestimmte Bedürfnisse ausleben kann, die ihm als Tom Neuwirth verwehrt bleiben, ob die Figur für ihn eine Art Schutzschild ist, oder ob er damit am Ende gar die womöglich traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend aufarbeitet .... oder aber ob er damit am Ende doch nur so viel Aufmerksamkeit wie möglich erzeugen möchte ;) – für das, was mich an ihm stört, spielt das keine Rolle)

vampire67
13.05.2014, 19:51
Ein interessanter aspekt zum voting:

http://blog.prinz.de/grand-prix/mitglied-der-deutschen-esc-jury-nein-danke/

Meine ganz persönliche Lieder-Top 3 bestand aus Dänemark, Schweden und Griechenland (Lettland und Portugal waren ja bereits im Semi ausgebremst worden). Gleichzeitig wäre es mir ein persönliches Anliegen gewesen, dass Conchita Wurst bestmöglich abschneidet. Weil der Act eine wichtige Botschaft hat und ein deutliches Zeichen der Toleranz setzt, auch wenn der Song in der Form auch schon vor 40 Jahren beim ESC hätte dabei sein können.

Das halte ich wiederum nicht unbedingt für das angestrebte ziel eines eigentlich unpolitischen musikwettbewerbs (der der ESC aber noch nie war).
Ich denke hier kommt eben eine nichtmusikalische begründung hoch die nichts mit auftritt oder song zu tun hat sondern gewisse 'strategische' ziele darstellt die auch nicht viel anders als die diaspora- und blockvotings sind.
Andererseits ist das sicher auch immer mal wieder so. Selbst Nicole wurde wahrscheinlich eben auch wegen der 'friedensbotschaft' gewählt.

Surfer
13.05.2014, 19:57
Also wenn man Künstler nicht vergleichen kann oder will, warum veranstaltet man den ESC überhaupt. Um ein Wir-Gefühl zu erzeugen und eine weitere heitere oder sportliche Plattform mal wieder für politische Statements zu mißbrauchen.

Wer Toleranz einfordert, der bereitet der Toleranz schon einen Bärendienst, weil er sein Gegenüber, aus welchen Grund auch immer, nicht toleriert. :D
(Kommt mir jetzt aber bitte nicht mit Ethik)

Mir hat am besten der norwegische Beitrag gefallen, weil ich etwas damit verbinde. Aber das ist subjektiv. Meines Erachtens wird der holländische Beitrag der kommerziell erfolgreichste Songs werden, weil er beliebte Genres vermischt. Fand ich auch richtig gut.

Herr Wurst hat mich nicht berührt. Zwar war sein Vortrag gesanglich perfekt, aber das Lied mE Durchschnitt. Sein Verhalten berechnend, wie das der meisten Künstler an diesem Abend. Der Norweger kam mir authentisch vor, wieso weiß ich nicht.

Einen Vergleich Lena vs. Wurst kann man ziehen, denn der Herr hat, wie hier schon erwähnt, mit Sicherheit Lenas Erfolgsfaktoren nachgeäfft, wo er nur konnte. Als aber auch noch ein Statement zum Weltfrieden kam, war für mich das Mass voll. Billige Aktion. Und nein, ich bin nicht homophob. Einen Extrabonus gibt es allerdings auch nicht für diese Gesellen.

bates
13.05.2014, 19:59
Das halte ich wiederum nicht unbedingt für das angestrebte ziel eines eigentlich unpolitischen musikwettbewerbs (der der ESC aber noch nie war).

Kleine Anmerkung hierzu (gilt grundsätzlich, nicht nur für den ESC): Je lauter die Leute betonen, dass eine Veranstaltung "unpolitisch" sei oder sein solle, desto sicherer kann man in der Regel sein, dass die Sache wohl doch ganz schön politisch ist. (Ich würde sagen, eine Veranstaltung, bei der Nationen in Wettbewerb treten, hat immer, unvermeidbar, auch eine "politische" Ebene).

Auch habe ich die Beobachtung gemacht, dass Menschen, die sich selbst als "unpolitisch" bezeichnen, sich früher oder später meistens als ziemlich konservativ herausstellen. Dass jemand sich für "unpolitisch" hält und quasi aus Versehen progressive Positionen vertritt, das gibt es eigentlich nicht.

Rolwin
13.05.2014, 20:04
@Tanea, was ich sehr traurig an der ganzen Geschichte finde ist, dass es 2014 immer noch solche Kunstfiguren bedarf, um Menschenrechte einzufordern.

Hierzu meine eigene Geschichte:
Anfang der 60er Jahre begann ich meine Lehre in einem großen Kaufhaus Unser Fahrstuhlführer (sowas gab es damals noch :D) war ein schwuler Mann (40) und das war auch nicht zu übersehen. Er wurde total ausgegrenzt und hinter seinem Rücken verspottet. Das fand ich unerträglich und faste den Entschluss, mich mit ihm anzufreunden. Woher ich den Mut aufgebracht habe, weiß ich bis heute nicht, denn damals bestanden noch gewisse Paragraphen im Gesetzbuch. Muß aber gestehen, dass ich sie damals, mit meinen 16 Jahren gar nicht wörtlich kannte. Ich glaube, es war von mir erst einmal nur Mitleid im Spiel. Er war ein ganz toller Mensch und er wußte von den Anfeindungen hinter seinem Rücken. Er sagte zu mir, ich bin wie ich bin und kann es auch, wenn ich es wollte, nicht ändern. Er brachte es so glaubwürdig rüber, dass ich danach nie mehr Zweifel hatte, dass jemand der schwul, deshalb unmoralisch ist. Ich habe leider die Befürchtung, dass eine Kunstfigur, wie Conchita eher spaltet, als verbindet. Eigentlich will man ja die Gegner überzeugen und ich bin mir aus eigener Erfahrung sicher, dass das nur durch persönliche Begegnungen gelingt, wenn überhaupt. Ich fand, Deutschland war auf einem guten Weg dahin und die Gruppe der Gegner sind schon stark dezimiert und wenig lautstark. Aber nun kriechen sie wieder aus ihren Löchern.

Für mich persönlich sehe ich nur einen Vorteil, nämlich, dass ich durch das Abstimmungsergebnis ablesen kann, dass nicht nur Deutschland auf einem guten Weg ist, sondern auch viele andere Europäische Länder.

Muß noch ergänzen, dass ich meinen Freund später leider aus den Augen verloren habe, aus beruflichen Gründen.

Queeny
13.05.2014, 20:21
Ein interessanter aspekt zum voting:

http://blog.prinz.de/grand-prix/mitglied-der-deutschen-esc-jury-nein-danke/


Das halte ich wiederum nicht unbedingt für das angestrebte ziel eines eigentlich unpolitischen musikwettbewerbs (der der ESC aber noch nie war).
Ich denke hier kommt eben eine nichtmusikalische begründung hoch die nichts mit auftritt oder song zu tun hat sondern gewisse 'strategische' ziele darstellt die auch nicht viel anders als die diaspora- und blockvotings sind.
Andererseits ist das sicher auch immer mal wieder so. Selbst Nicole wurde wahrscheinlich eben auch wegen der 'friedensbotschaft' gewählt.

Wäre es eigentlich auch möglich, ich meine nur mal so gefragt, daß den Leuten, die da so voten, einfach bloß die Vorstellung gefallen hat, die Herr Neuwirth oder auch Nicole dargeboten haben? Ist das wirklich so ausgeschlossen und abwegig? Kann es wirklich nicht sein, daß den Leuten die "Botschaft" scheiß egal ist und einfach die Musik geil fanden?
Also mir geht das immer so, vor allem bei Musiksendungen.

punkrock
13.05.2014, 20:29
Aber eigentlich handelt es sich doch (witzigerweise würd ich sagen - bei dem Wirbel um den Auftritt, so Wirbel hat man bei so Balladen ja eher selten) eben um einen typischen ESC-Song, nämlich eine pompöse Ballade, wie es sie beim ESC ja nicht selten gab & gibt. Ein typischer ESC-Song gewinnt den ESC. Skandal? Wäre der Song jetzt total strange, total modern oder was weiß ich wie ESC-untypisch, hätte es wiederum geheißen "Hat doch nur wegen Äußerlichkeiten / der Show gewonnen!". In diesem Fall hat ein typischer ESC-Song mit einer (wie ich finde, uind wohl nicht nur ich) guten Gesangesleistung gewonnen. Ich würde mir jetzt nicht die Platte kaufen, erkenne die Leistung aber an. So weit so gut, würde mit (beim ESC-Kucken) geschlossenen Augen niemand verwundern. War "Every Breath You Take Part 2" auf Platz 2 der Endwertung viel einfallsreicher? Doch eher nicht, oder? Da konnte ich die allgemeine Begeisterung nicht so teilen, aber das is ja wieder ein anderes Thema.

Und die Raab-Theorie, dass Balladen beim ESC grundsätzlich chancenlos sind, ist mal wieder widerlegt (das hielt ich aber eh immer schon für eine gewagte These, ich hätte mir Lena durchaus 2011 - auch ohne Bart :) - mit "Push forward" vorstellen können, da wär Top 10 ebenso drin gewesen wie mit "Taken by a a stranger"). Demnächst wird er anfügen "wenn nicht von Transe mit Bart gesungen!". :)



Weshalb auch ich mich nicht über den Sieg von Conchita Wurst freuen kann, ist, dass Auftritt und Song überhaupt nichts Innovatives in sich tragen. Es handelt sich schlichtweg um klassische Travestie, wie es sie schon seit Jahrzehnten auf deutschspachigen Bühnen gibt und die z.B. mit dem Duo "Mary und Gordy" in den 80ern große Erfolge - auch mit diversen eigenen Fernsehshows - gefeiert hat. Und der typische Travestieauftritt ist eben der in Abendkleid gewandete Mann mit pompöser Ballade. Das einzig Neue an Conchita ist ihr Bart.

vampire67
13.05.2014, 20:33
Wäre es eigentlich auch möglich, ich meine nur mal so gefragt, daß den Leuten, die da so voten, einfach bloß die Vorstellung gefallen hat, die Herr Neuwirth oder auch Nicole dargeboten haben? Ist das wirklich so ausgeschlossen und abwegig? Kann es wirklich nicht sein, daß den Leuten die "Botschaft" scheiß egal ist und einfach die Musik geil fanden?
Also mir geht das immer so, vor allem bei Musiksendungen.
Im prinzip ja, ABER, alle wortmeldungen reiten derartig auf der 'botschaft' rum das man nach logik davon ausgehen muss das die abstimmung nicht (haupsächlich) von der qualität und dem gefallen getragen wurde, sondern offenbar die 'botschaft' ein wichtiger faktor bei der abstimmung war.

punkrock
13.05.2014, 20:48
Die "Botschaft" (mehr Toleranz!) und die "gebotene Vorstellung" (singender Transvestit mit Bart) sind aber doch nicht wirklich so ganz voneinander zu trennen. Einem homophoben Transvestitenhasser wird weder die Botschaft noch die gebotene Vorstellung gefallen haben! Und die, denen die Vorstellung gefallen hat, werden eben auch eine gewisse Toleranz haben, sonst würd ihnen die Vorstellung ja eher nicht gefallen haben. Nur den Song hören und nicht hinkucken - das werden nur blinde Zu- äh -hörer gemacht haben. :)

Dass man Conchita (Auftritt, Gesang, Song...) trotzdem nur mittelmäßig, schwach oder scheiße finden darf, ohne Intoleranz unterstellt zu kriegen (siehe deutsche Jury!), muss aber schon auch betont werden. "Auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein", sang ja einst schon Funny Van Dannen...

Rolwin
13.05.2014, 20:50
Im prinzip ja, ABER, alle wortmeldungen reiten derartig auf der 'botschaft' rum das man nach logik davon ausgehen muss das die abstimmung nicht (haupsächlich) von der qualität und dem gefallen getragen wurde, sondern offenbar die 'botschaft' ein wichtiger faktor bei der abstimmung war.
Das eine schließt das andere doch nicht aus. Im Gegenteil, wenn der Auftritt nicht so perfekt gewesen wäre, wäre die Botschaft völlig den Bach runter gegangen :)

Queeny
13.05.2014, 20:50
Im prinzip ja, ABER, alle wortmeldungen reiten derartig auf der 'botschaft' rum das man nach logik davon ausgehen muss das die abstimmung nicht (haupsächlich) von der qualität und dem gefallen getragen wurde, sondern offenbar die 'botschaft' ein wichtiger faktor bei der abstimmung war.

Was schätzt du denn, wieviele Wortmeldungen das so sind? Wenn jetzt alle, die wegen der Musik (und das sind bestimmt nicht wenig bei einer Musiksendung) so oder so abgestimmt haben, auch Wortmeldungen tätigen würden, meinst du, du würdest die "Botschaftsverkünder" noch bemerken? Tut bloß keiner, vermutlich aus dem gleichem Grund aus dem die Medien nur von abgestürzten Flugzeugen berichten und nicht von den zig1000den glatten Landungen täglich.

vampire67
13.05.2014, 21:04
Was schätzt du denn, wieviele Wortmeldungen das so sind? Wenn jetzt alle, die wegen der Musik (und das sind bestimmt nicht wenig bei einer Musiksendung) so oder so abgestimmt haben, auch Wortmeldungen tätigen würden, meinst du, du würdest die "Botschaftsverkünder" noch bemerken? Tut bloß keiner, vermutlich aus dem gleichem Grund aus dem die Medien nur von abgestürzten Flugzeugen berichten und nicht von den zig1000den glatten Landungen täglich.
Der vergleich hinkt etwas.
Ich gehe schon davon aus das wortmeldungen schon eine gewisse abbildung der meinung darstellt. Wir sind hier schliesslich nicht bei der beschwerdehotline ;)

Tiny Tim
13.05.2014, 21:12
Ich fand Conchita Wursts Gesangsvortrag und Performance sehr gelungen, mit großem Pathos, das eine perfekte Balance zwischen angenehm lustiger Übertreibung und aufrichtig ernster Überzeugung aufwies. Was aber ihre komplexe Identität betrifft, finde ich, dass sie in ermutigender Weise verdeutlicht, dass ein Mensch eben mehr ist als nur das Exemplar einer Gattung, dass er die Fähigkeit besitzt, über sich selbst bewusst zu bestimmen. Wer dagegen mit Häme, Verachtung, Hass oder "Mitleid" sich über das Fehlen einer eindeutigen Bestimmbarkeit der Person Conchita Wursts bzw. Tom Neuwirths mokiert, erniedrigt im Grunde den Menschen zum Tier, behandelt ihn wie der Ornithologe einen Vogel, den er anhand seines Bestimmungsbuchs katalogisiert, macht ihn zum reinen Gattungswesen - ohne Möglichkeit, wesentlich mehr über sich zu entscheiden, als was er fressen und wo er schlafen will. Es geht bei der Symbolwirkung Conchita Wursts gar nicht in erster Linie darum, ob ihr möglicherweise jetzt Leute nacheifern wollen, sondern darum, dass ein Mensch im Unterschied zum Tier über den Prägestempel seiner Gene hinauswachsen kann. Und daher ist sie eine glaubwürdige Symbolfigur für die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung; allein deshalb schon hat sie den Sieg beim ESC genauso sehr verdient wie Lena.

Queeny
13.05.2014, 21:20
Der vergleich hinkt etwas.
Ich gehe schon davon aus das wortmeldungen schon eine gewisse abbildung der meinung darstellt. Wir sind hier schliesslich nicht bei der beschwerdehotline ;)

Vergleiche hinken immer irgendwie. Aber bei diesen Wortmeldungen wird ganz sicher keine Meinung abgebildet, sondern krampfhaft versucht einen Grund zu finden, wesshalb etwas eingetreten ist, mit dem man selber nicht einverstanden ist. Bei "Frau Wurst" bietet sich die natürlich die Homo-Toleranz an, wenn es wer anders gewesen wäre, wäre es eben die Illuminaten. Bei Lena gab es doch auch einen Grund für ihren Sieg, denn singen und tanzen kann sie ja nicht, das kann es nicht gewesen sein (spielte ja diese Jahr auch keine Rolle), ich weiß bloß nicht mehr, welchen Grund die Wortmelder damals ausgemacht hatten.

vampire67
13.05.2014, 21:28
Vergleiche hinken immer irgendwie. Aber bei diesen Wortmeldungen wird ganz sicher keine Meinung abgebildet, sondern krampfhaft versucht einen Grund zu finden, wesshalb etwas eingetreten ist, mit dem man selber nicht einverstanden ist.
Wortmeldung == eigene einschätzung warum man den song gut findet oder dafür gevotet hat.
Es geht also hier nicht um wortmeldungen die andere meinungen oder votes erklären wollen sondern die eigene meinung begründen.
Und grade die zustimmenden kommentare sind voll von begründungen mit der botschaft.

Das ist was völlig anderes als die eben überproportionalen widersprüche und hater (beschwerdehotline-syndrom).

earplane
13.05.2014, 21:29
1) wegen der Skurrilität ihres Auftretens bzw. Erscheinungsbildes (eine Frau mit Bart! hui!)
2) um ein Zeichen zu setzen gegen Diskriminierung und für Toleranz
3) weil sie ganz einfach das Lied bzw. seine Interpretation gut fanden

Nun, gegen 3) ist ja nichts zu sagen – ich vermute aber tatsächlich, dass das nur bei einer ganz kleinen Minderheit der Anrufer wirklicht den Ausschlag gegeben hat. Ob nun bei den meisten Anrufern 1) oder 2) die entscheidendere Rolle gespielt haben dürfte, kann ich nicht beurteilen – allerdings würde ich beides, wie ich versucht hab darzulegen, beim ESC jeweils auf seine Art ablehnen.


Ich denke dass du mit deiner Vermutung vollkommen falsch liegst. Skurrile Beiträge gibt es gerade beim ESC jedes Jahr. Nur gewinnen die meist nicht. wie in diesem Jahr die Georgier oder Franzosen Auch eine irgendwie geartete "Botschaft" genügt keinesfalls. Die weitaus meisten Zuschauer sehen den ESC wegen der Musik und rufen einfach für den Beitrag an bei denen ihnen Interpretation und Song persönlich am Besten gefallen. andere Gründe können natürlich bei den Anrufern auch eine Rolle spielen aber das ist üblicher Weise eher eine Minderheit und nicht die Mehrheit quer durch alle Länder in Ost und West.

Die Jurys sind auch nicht zufällig Vertreter der Musikbranche. Gerade für letztere sollten die ersten beiden Kriterien keinerlei Rolle spielen.
Hier kannst du das Abstimmverhalten sehen:
http://blog.prinz.de/grand-prix/files/Bildschirmfoto-2014-05-12-um-13.41.16-383x645.jpg
Das sollte eigentlich deine steile These widerlegen.
Oder unterstellst du ernsthaft dass auch die Profi Jurys verdächtig wären ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen zu wollen oder sich absichtlich für den skurrilsten Beitrag zu entscheiden? Das kann nicht dein Ernst sein.

Queeny
13.05.2014, 21:42
[...]
Genauso sehe ich das auch, kann ich so unterschreiben. :daumen:

maybear
13.05.2014, 22:19
Oder unterstellst du ernsthaft dass auch die Profi Jurys verdächtig wären ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen zu wollen ...Wieso soll das so ausgeschlossen sein?

Tanea
13.05.2014, 22:58
@Rolwin: Klar ist es traurig und natürlich wäre der persönliche Kontakt besser. Der ist aber oft nicht da, und da ist das doch zumindest mal ein Anfang. Und die Gegenstimmen sind ja da, ob man sie nun hört oder nicht. Sie werden ja nicht durch Conchitas Auftreten noch gefördert. Wobei ich mich gerade frage, ob es möglich ist, dass jemand, der gerade dabei war, Homosexualität Akzeptanz entgegenzubringen, dadurch so irritiert ist, dass er gleich wieder ganz dicht macht. Das wäre zwar bedauernswert, aber kein Grund für Conchita sich vorschreiben zu lassen, wie sie auszusehen hat.


Was aber ihre komplexe Identität betrifft, finde ich, dass sie in ermutigender Weise verdeutlicht, dass ein Mensch eben mehr ist als nur das Exemplar einer Gattung, dass er die Fähigkeit besitzt, über sich selbst bewusst zu bestimmen. Wer dagegen mit Häme, Verachtung, Hass oder "Mitleid" sich über das Fehlen einer eindeutigen Bestimmbarkeit der Person Conchita Wursts bzw. Tom Neuwirths mokiert, erniedrigt im Grunde den Menschen zum Tier, behandelt ihn wie der Ornithologe einen Vogel, den er anhand seines Bestimmungsbuchs katalogisiert, macht ihn zum reinen Gattungswesen - ohne Möglichkeit, wesentlich mehr über sich zu entscheiden, als was er fressen und wo er schlafen will.

Danke. Ich war kurz davor schon in meinem letzten Beitrag, meine Wahrnehmung Conchitas noch genauer zu umschreiben, auch weil ich kurz vorher einen Bild-Artikel gelesen habe, den Sarah Kuttner mit den Worten „Sätze, die mit 'Einige meiner besten Freunde sind schwul' anfangen, enden häufig unangenehm, ja furchtbar.“ auf Twitter geteilt hat (https://twitter.com/KuttnerSarah/status/465974666524655616), hatte aber die Befürchtung, dass der Beitrag dann ausufert. Ich zitiere mal kurz, damit man dem Artikel nicht noch mehr Klicks bescheren muss: „Ein Bart im Gesicht einer Frau, noch dazu ein Vollbart, stört mich, stört mein ästhetisches Empfinden, stört auch mein Rollenverständnis von Mann und Frau. Und ich finde, es ist nicht alles gleich, und es sollte nicht alles gleichmacherisch in Europa behandelt werden.“ Das ist ein Schubladendenken: Mann hier - Frau dort und für beide gibt es eine Rollenbeschreibung, innerhalb derer man sich bewegen sollte. Conchita kann man hier nicht einordnen und sie wird so verstanden, dass es nur noch eine Mann/Frau-Schublade geben soll, innerhalb der alle gleich sind. Der Gedanke, der hinter ihr steht, ist aber nicht, dass aus zwei Schubladen eine gemacht werden soll, sondern schlicht, dass es gar keine Schubladen geben soll und alle als individuell anders betrachtet werden.

Mir ist in dem Zusammenhang auch aufgefallen, dass meine „Tom Neuwirth - eindeutiger ‚er‘, Conchita Wurst - eindeutige ‚sie‘“-Formulierung Blödsinn war. Was ich sagen wollte ist vielmehr, welchem Personalpronomen sich die beiden eher zugehörig fühlen und man dementsprechend auch verwenden sollte, wenn man über sie schreibt. Und da nur Conchita in die Öffentlichkeit tritt, ist das eben „sie“. Und ich glaube, dass Conchita keine und schon gar keine lächerliche Maskerade ist, hinter der sich Tom versteckt, sondern Conchita und Tom Teil einer Persönlichkeit sind und zwar einer Persönlichkeit, die auf diese Art und Weise ihren Weg gefunden hat, glücklich zu leben und deswegen nicht bemitleidet werden muss. Zu bemitleiden sind eher diejenigen, die nicht so leben können, wie sie gerne würden, weil sie nicht stark genug sind, einem Umfeld entgegenzutreten, das ihren Weg nicht akzeptieren will.

Tiny Tim
13.05.2014, 23:10
(https://twitter.com/KuttnerSarah/status/465974666524655616)

Auch ich will auf den "Bild"-Artikel nicht verlinken, zumindest aber noch die Frage des Autors im Titel ("Muss ich Conchita Wurst gut finden?") beantworten: Nein, aber Sie dürfen die Fresse halten.

(P.S.: Besonders irre ist natürlich die Schlussbehauptung, es gäbe keine Möglichkeit, sein Missfallen über Conchita Wurst zu äußern. B**D ist ja gerade dazu da, diesem Missfallen in seiner hässlichsten Ausprägung, nämlich in Form heuchlerischen Selbstmitleids, ein permanentes Forum zu bieten. Der Artikel ist ja der materialisierte Beweis dafür.)

bates
13.05.2014, 23:15
Wobei der letzte Satz des Artikels wirklich unwiderstehlich komisch ist:


Es gibt keinen Kanal, keine Möglichkeit, sich dagegen zu artikulieren, und keinen Weg zu sagen: Das gefällt mir nicht.

... steht geschrieben in der BILD. Einem Blatt mit einer Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren. So unterdrückt und zensiert hätte ich meine eigene Meinung auch mal gerne ;).

Tanea
13.05.2014, 23:17
Hach ja - ich hätte ahnen müssen, dass der Artikel dann erst recht gelesen wird :D

Tiny Tim
13.05.2014, 23:21
Wobei der letzte Satz des Artikels wirklich unwiderstehlich komisch ist:



... steht geschrieben in der BILD. Einem Blatt mit einer Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren. So unterdrückt und zensiert hätte ich meine eigene Meinung auch mal gerne ;).

Zwei Leser, eine Meinung. ;)

Spaß beiseite: Was solche Typen in Wirklichkeit meinen ist: Es gibt keinen Kanal, keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen, und keinen Weg, diese Entwicklung zu verhindern. Und ja, das bedauern sie.

Eulenspiegel
13.05.2014, 23:28
Dann verlinke ich den Arilkel. Da ist ja wirklich der reinste Kindergarten hier-(

http://www.bild.de/politik/ausland/conchita-wurst/muss-ich-conchita-wurst-gut-finden-35935258.bild.html

Tanea
13.05.2014, 23:44
Nehmen wir übrigens mal an, Conchita ist eine reine Erfindung von Tom, nichts von dem, was sie sagt, muss in irgendeiner Weise der Wahrheit entsprechen, zum Beispiel auch nicht, dass Tom auch ohne Kameras manchmal zu "Conchy" wird oder Tom schon als kleines Kind eine Affinität zu Mädchenkleidung hatte. Weil aber Conchita in der Öffentlichkeit steht, muss sie so beurteilt werden, wie sie sich gibt, und hat jedes Recht genau so, als Frau mit Bart akzeptiert zu werden.
Wenn man Conchita akzeptiert, weil sie ja nur eine Kunstfigur ist, und es so etwas ja wirklich gar nicht gibt und Tom als ganz "normaler Mann" nach Hause geht, macht man sich die Sache etwas zu leicht. Wenn es so ist, dann spielt Conchita mit den Geschlechterrollen, weil Tom damit ein Extrem vermitteln will um Denkprozesse anzustoßen. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen oder hat sich vom einem zum anderen entwickelt. Mit Sicherheit beurteilen kann ich es nicht, halte es aber eben auch nicht für relevant.
Und noch ne Klarstellung, die hoffentlich unnötig ist: Akzeptieren ist etwas anderes als "gut finden".

@Eulenspiegel: Ich hatte ihn doch indirekt verlinkt, weil Zitate ohne Quellenangabe nicht sinnvoll sind.

Doktor Landshut
13.05.2014, 23:56
Das ideologische Gewese (auch hier im Forum) um Conchita Wurst macht mir eigentlich nur deutlich, in welch verklemmten Zeiten (Aids sei Dank) wir heute offenbar wieder leben. Wie sehr sehne ich mich zurück in die Zeit Ende der 70er bis in die späten 80er Jahre, wie selbstverständlich, locker und lebendig war da noch der Umgang zwischen uns jungen Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung.

HolgerL
14.05.2014, 00:15
Eigentlich ziemlich platt: Jede Lebensweise sollte für jeden akzeptabel sein, wenn sie nicht zum Schaden anderer ist (Es soll ja z.B. Leute geben, die gerne andere um die Ecke bringen :D).

Ästhetisch finde ich die Verbindung von überwiegend weiblicher Erscheinung mit bärtigem Gesicht nicht. Aber vielleicht wandelt sich ja das Schönheitsideal. :D Meines wird sich bestimmt nicht in die Richtung verändern.

Eulenspiegel
14.05.2014, 00:20
@Doktor Landshut ich gebe dir grundsätzlich recht und amüsiere mich sehr, welche ellenlangen Traktate hier zu einem Sack Reis Thema geschrieben werden.
Ob die Leute in den 70/80 er Jahren wirklich offener wahren, wage ich doch arg zu bezweifeln, wenn man den Gesamtschnitt der Bevölkerung betrachtet

@Tanea hier wurde fortlaufend auf den Artikel bezug genommen, also verlinkt man diesen direkt und sofort. Es ist einfach affig - bäh Bild Zeitung. Ich erwarte in einem Forum, dass alles worauf man bezug nimmt verlinkt wird oder die nötigen Quellenangaben gegeben werden.

Tiny Tim
14.05.2014, 00:29
Das ideologische Gewese (auch hier im Forum) um Conchita Wurst macht mir eigentlich nur deutlich, in welch verklemmten Zeiten (Aids sei Dank) wir heute offenbar wieder leben. Wie sehr sehne ich mich zurück in die Zeit Ende der 70er bis in die späten 80er Jahre, wie selbstverständlich, locker und lebendig war da noch der Umgang zwischen uns jungen Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung.

Extrapolierst Du möglicherweise Deine Erfahrungen aus Deinem Freundeskreis und an Deinem damaligen Arbeitsplatz bzw. von der Universität auf die Gesamtgesellschaft? ;) Vergiss nicht, dass es hier keinerlei Zugangsbeschränkungen irgendwelcher Art gibt und insofern hier Anschauungen aus allen gesellschaftlichen Spektren ungefiltert Eingang in die hier stattfindenden Diskussionen finden, während in Deinem Umfeld das so sicherlich nicht zutrifft.

Doktor Landshut
14.05.2014, 00:37
Extrapolierst Du möglicherweise Deine Erfahrungen aus Deinem Freundeskreis und an Deinem damaligen Arbeitsplatz auf die Gesamtgesellschaft? ;) Vergiss nicht, dass es hier keinerlei Zugangsbeschränkungen irgendwelcher Art gibt und insofern hier Anschauungen aus allen gesellschaftlichen Spektren ungefiltert Eingang in die hier stattfindenden Diskussionen finden, während in Deinem Umfeld das so sicherlich nicht zutrifft.

Ja, das ist schon richtig, bei manchen Themen habe ich ziemliche Mühe, sie "objektiv" zu betrachten ;).

esiststeffen
14.05.2014, 00:43
Ich find es ehrlich gesagt etwas schade, dass die Diskussion jetzt doch wieder sooo sehr ins Ideologische abdriftet (was ich eigentlich vermeiden, bzw. bestenfalls als Nebenaspekt behandeln wollte). Was ich daraus schlussfolgere, ist: Man kann über Conchita offenbar nicht diskutieren, ohne dass es ganz automatisch ins Ideologische abdriftet – und genau das ist es eben, was eine echte Diskussion schwierig macht. Wie auch immer, egal welche Grabenkämpfe sich da draußen (in der BILD und anderswo) auch abspielen mögen; ich war seit Anbeginn dieses Threads froh, dass Befürworter und Kritiker Conchitas zumindest hier im Lenaforum so fair und friedvoll miteinander umgegangen sind. Und ich wünsche mir auch wirklich sehr, dass das so bleibt .... ;)



Ich denke dass du mit deiner Vermutung vollkommen falsch liegst. Skurrile Beiträge gibt es gerade beim ESC jedes Jahr. Nur gewinnen die meist nicht. wie in diesem Jahr die Georgier oder Franzosen Auch eine irgendwie geartete "Botschaft" genügt keinesfalls. Die weitaus meisten Zuschauer sehen den ESC wegen der Musik und rufen einfach für den Beitrag an bei denen ihnen Interpretation und Song persönlich am Besten gefallen. andere Gründe können natürlich bei den Anrufern auch eine Rolle spielen aber das ist üblicher Weise eher eine Minderheit und nicht die Mehrheit quer durch alle Länder in Ost und West.

Die Jurys sind auch nicht zufällig Vertreter der Musikbranche. Gerade für letztere sollten die ersten beiden Kriterien keinerlei Rolle spielen.
Hier kannst du das Abstimmverhalten sehen:
http://blog.prinz.de/grand-prix/files/Bildschirmfoto-2014-05-12-um-13.41.16-383x645.jpg
Das sollte eigentlich deine steile These widerlegen.
Oder unterstellst du ernsthaft dass auch die Profi Jurys verdächtig wären ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen zu wollen oder sich absichtlich für den skurrilsten Beitrag zu entscheiden? Das kann nicht dein Ernst sein.
Natürlich gibt es "solche" und "solche" skurrilen Beiträge. Einerseits solche, die das Publikum mitreißen, andererseits solche, wo es erst mal denkt "wtf??" – und gerade Georgien oder Frankreich aus diesem Jahr gehören für mich ganz klar in die zweite Kategorie. Beim georgischen Beitrag hat man im Halbfinale ja auch sehr deutlich wahrgenommen, wie das Publikum erst mal mit totenstiller Betroffenheit auf die Bühne gestarrt hat, als würde da gerade ein sehr schlimmer Unfall passieren. Bei Conchita hingegen hat die Halle vor Begeisterung getobt.

Wie auch immer, meine Hoffnung, was Conchita anging, war bis zum Finale immer, dass die Jurys es schon richten würden. Bei einem reinen Televoting, wie es im letzten Jahrzehnt üblich war, hätte ich von Anfang an keine Zweifel gehabt, dass Conchita souverän gewinnen würde. Bei dem kombinierten Jury- und Televoting (das nach meinem Dafürhalten neben weiteren Gründen u.a. auch genau deshalb eingeführt worden war, um zu verhindern, dass Beiträge nur wegen ihrer Skurrilität gewählt werden) war ich da schon eher davon ausgegangen, dass es zumindest ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihr und weiteren Ländern, die als Favoriten gehandelt worden waren (Niederlande, Armenien), geben würde.
Wie auch immer, es kam dann doch zum bekannten Ergebnis; aber als dann kurz nach dem Finale die deutsche Juryergebnisse veröffentlicht worden waren, haben diese ziemlich genau das Ergebnis widergespiegelt, das ich erwartet hatte – bei den Anrufern hatte Conchita souverän gewonnen, bei der Jury hingegen nur einen Platz irgendwo im grauen Mittelfeld erreicht (wo ich sie wohl auch hingesetzt hätte, wenn ich Juror gewesen wäre).

Umso erstaunter bin ich jetzt, wenn ich feststelle, dass in nicht wenigen Ländern auch die Jurys Conchita ganz vorne gesehen haben. Und ich geb auch ganz offen zu, dafür keine so richtige Erklärung zu haben – ob also auch bei denen ideologische Gründe eine Rolle gespielt haben (immerhin kamen ja auch hier nicht wenige besonders hohe Wertungen aus Ländern, die die Toleranz gewissermaßen zur Staatsideologie erhoben haben, also die Niederlande oder alle fünf nordischen Länder), ob sie sich wie das Hallenpublikum vom Glitzer-Glamour-Rausch beeindrucken ließen oder ob denen allen wirklich der Song als solcher gefallen hat und das ganze Drumherum keine Rolle gespielt hat ... ich weiß es nicht, und ich gehe auch nicht davon aus, dass wir das je erfahren werden ;)

Holgerhoto
14.05.2014, 00:47
Irgendwie irritiert mich diese Diskussion inzwischen doch ein wenig...

Da lese ich hier nun, alle diejenigen, die eine positive Meinung über Frau Wursts ESC-Sieg geäussert haben, hätten sich dabei auf die "Botschaft" bezogen.
Möchte nur kurz darauf hinweisen, daß ich mich in meinem Beitrag (# 18) auf alles mögliche bezog (Originalität, perfekter Auftritt etc.), aber kein bißchen auf eine "Botschaft", und ich habe durchaus auch andere in ähnlicher Richtung verstanden.

Nein, der song an sich war auch nicht so ganz meins, aber alles andere passte sehr gut, beeindruckend gut.
Ist es denn wirklich so schwer, das in einem Forum wie diesem einfach so anzuerkennen?
Wo war denn der Auftritt, der wirklich "besser" war, von persönlichen Vorlieben (Country?) mal abgesehen?

Wer wäre hier auf die Idee gekommen, über den Sieg von aserbeidschanischen Oberlangweilern wie "Ellie&Nikki" (o.s.ä.) 2011 ellenlang zu diskutieren?
Wer hätte den Sieg einer Loreen in Frage gestellt, und zu diesem Zwecke (oder zu deren Verteidigung) zahllose Interview-Videos und/oder Presseartikel bemüht, ob sie denn auch "authentisch" sei? Und der Sieg der Dänin letztes Jahr war auch völlig okay, weil das ja irgendwie eine flotte Biene war, passt schon?

Daß im Netz und in sonstigen Medien über Toleranz diskutiert und dabei mitunter auch geheuchelt wird, daß sich die Balken biegen, das mag ja alles sein, ist irgendwo auch erwartbar, denn ganz so toll ist die Sache mit der Toleranz und Akzeptanz Andersdenkender und Andersartiger hierzulande nun auch wieder nicht, hat da jemand anderes erwartet?

Ich sehe die Sache eigentlich ganz entspannt, und eigentlich erwarte ich das auch von einem Forum wie diesem.
Warum mir der Auftritt gefiel und mich irgendwie auch berührte, obwohl der song selbst jetzt auch nicht so ganz meinen Geschmack traf, habe ich schon begründet. Es gab m.M.n. unter rein künstlerischen Aspekten, und auch unter den Aspekten, die sonst üblicherweise beim ESC eine Rolle spielen, an diesem Abend nichts besseres. Es gibt keinen "Skandal", weil ein um Längen besserer Auftritt von finsteren Juroren oder sonstwem mit sinistren Machenschaften um den verdienten Sieg gebracht wurde (zugunsten einer "Transe mit Botschaft"), weil es einen solchen "deutlich besseren Auftritt" einfach nicht gab, Punkt.

Ich hätte und habe wahrlich kein Problem damit, wenn jemand sagt, "dieser oder jener Auftritt hat mir aber besser gefallen", auch solche Stimmen gab und gibt es ja, völlig okay und perfekte Begründung, mit Frau Wursts Sieg nicht einverstanden zu sein. Das Herumreiten auf ihrer Persönlichkeit aber, das Infragestellen ihrer Glaubwürdigkeit wie auch ihrer Motive, welches hier nach meinem Gefühl die Debatte zunehmend dominiert, erweckt doch den Eindruck, als habe auch hier so manch einer ein Toleranz- und Akzeptanzproblem.

Darüber sollte vielleicht doch mal schwer in sich gehend nachgedacht werden.
Ich habe jedenfalls weder am Samstag, noch in den Tagen seither, irgendeinen Grund gesehen, mich mit der Persönlichkeit, der Glaubwürdigkeit oder den Motiven einer Conchita Wurst näher zu befassen. Ich sehe überhaupt keine Veranlassung dazu, wozu denn auch, wenn es mich schlicht nicht sonderlich interessiert, jedenfalls nicht mehr als bei sämtlichen anderen Kandidaten?

Die Andersartigkeit als gegeben und selbstverständlich anzusehen, ohne Infragestellung und ohne Beweise für Authentizität zu verlangen, das ist "Toleranz".
Hätte Frau Wurst ihren Auftritt versemmelt, hätte sie nicht gewonnen, ganz einfach. Das Akzeptieren einer künstlerischen Leistung und auch einer gewissen Originalität, egal von wem, das ist Sachverstand und Akzeptanz, und das Schillern einer Persönlichkeit, mir gefallend oder nicht, eine Angelegenheit von exakt drei Minuten.

Im Netz und in den Medien, gern auch in der "Bild", darf zum Thema geschwurbelt werden bis sich die Balken biegen, und irgendwelche "Promis" dürfen sich gern um Kopf und Kragen reden und damit ihre eigene Beschränktheit offenbaren, aber hier in diesem Forum sollte eigentlich klar sein, daß Conchita aus den exakt gleichen Gründen gewann, wie auch eine Lena 2010: Sie hatte den besten und den beeindruckensten Auftritt, den einzigen Auftritt, an den man sich in ein paar Wochen überhaupt noch erinnern wird.

Dieser Einschätzung darf in künstlerischer Hinsicht jederzeit widersprochen werden.
Das Herumreiten auf und Hinterfragen ihrer Persönlichkeit, ihres Aussehens, ihrer Glaubwürdigkeit und ihrer Motive dagegen finde ich zunehmend irritierend, und ist im Kern eigentlich auch nicht besser als das, was sich 2010 in einigen Kommentarspalten abspielte.

Hoffe hier niemandem auf die Füsse getreten zu haben, möchte aber diejenigen, die mit Frau Wursts Sieg ein Problem haben, gern ermuntern, doch noch mal ganz in Ruhe und ganz entspannt darüber nachzudenken.

:)

bates
14.05.2014, 01:04
Man kann über Conchita offenbar nicht diskutieren, ohne dass es ganz automatisch ins Ideologische abdriftet – und genau das ist es eben, was eine echte Diskussion schwierig macht.;)

Was ist denn eine "echte" Diskussion? Erlaube mir zu sagen, dass das, was Du über die Persönlichkeitstruktur der Interpretin und deren mögliche Defizite (die Dein "Mitleid" verursachten) geschrieben hast, nun nicht gerade in die Sparte fällt, die ich "unideologisch" nennen würde ;). Ein kleiner Tipp: Als "Ideologie" nimmt man oft eher die Ideologie der anderen wahr.

Zampano
14.05.2014, 01:09
@Holgerhoto: Very good post...!

Nur hier muß ich widersprechen:


Sie hatte den besten und den beeindruckensten Auftritt, den einzigen Auftritt, an den man sich in ein paar Wochen überhaupt noch erinnern wird.


Ich für meinen Teil werde mich auch in ein paar Wochen noch an den polnischen Auftritt erinnern, dessen unbestreitbare Qualitäten hier wieder unfair unter den Tisch gekehrt werden... :pah:

Holgerhoto
14.05.2014, 01:16
Ich für meinen Teil werde mich auch in ein paar Wochen noch an den polnischen Auftritt erinnern, dessen unbetreitbare Qualitäten hier wieder unfair unter den Tisch gekehrt werden... :pah:

Polnischer Auftritt... 4584

Waren das nicht die überaus blonden Putzfrauen mit den überaus großen Ohren?

:zahn:

Zampano
14.05.2014, 01:20
Polnischer Auftritt... 4584

Waren das nicht die überaus blonden Putzfrauen mit den überaus großen Ohren?

:zahn:

Siehst du, du erinnerst dich... :D

Und im Gegensatz zu den meisten Beiträgen (einschließlich dem von Conchita) kann ich mich sogar an den Song erinnern (der ja rein von den Televotes her ein wesentlich besseres Ergebnis verdient hätte und vor allem durch die Jurys abgewertet wurde)...!

vampire67
14.05.2014, 01:28
Siehst du, du erinnerst dich... :D

Und im Gegensatz zu den meisten Beiträgen (einschließlich dem von Conchita) kann ich mich sogar an den Song erinnern (der ja rein von den Televotes her ein wesentlich besseres Ergebnis verdient hätte und vor allem durch die Jurys abgewertet wurde)...!
Genau, es gab ziemlich viele argumente für den auftritt der polinnen.
Immer paarweise :X

Tanea
14.05.2014, 01:37
@Holgerhoto: Gerade fühle ich mich ein wenig, als hättest du mir den Kopf gewaschen, und das ist auch gut so :D Hatte sowieso schon das unbestimmte Gefühl, dass ich vielleicht doch lieber beim Entschluss bleiben hätte sollen, nichts weiter zu schreiben und stattdessen noch ne Runde an die frische Luft zu gehen und Sport zu machen ;) Jedenfalls kann ich nicht von der Hand weisen, dass das Argumentieren gegen vorweggenommene Argumente eines (fiktiven) Gegenübers nicht auch ein Argumentieren gegen mich selbst war, weil ich mich immer wieder dabei ertappe, nicht so unvoreingenommen zu sein, wie ich gerne wäre.
Und was den Sieg vom „Rise like a phoenix“-Auftritt als Gesamtpaket angeht, kann ich dir nur zustimmen, das wollte ich eigentlich mit meiner allerersten Antwort ursprünglich mal sagen, bevor ich mehr und mehr abgedriftet bin, aber auch weil ich das Gefühl hatte, dass die Gründe des Nichtfreuenkönnens über den Sieg doch etwas vorgeschoben sind.

Georg
14.05.2014, 01:46
Siehst du, du erinnerst dich... :... der zweite Country-Song des Abends. Hatte nicht die eine Dame das Waschbrett (washboard) gespielt? :D

Holgerhoto
14.05.2014, 01:57
@ Tanea:

Niemandem soll "der Kopf gewaschen" werden, so anmassend möchte ich nicht sein (auch wenn ich das vielleicht hier und da mal bin).

Ich lese deine posts (und deine Meinungen) immer sehr gern, und auch immer mit einer gewissen "Wärme".
Deine Antwort gerade, geprägt von Selbstreflexion und auch einer (für meinen Geschmack) etwas übertriebenen Selbstkritik (deine posts haben diese Diskussion sehr wohl bereichert) zeigt auch beispielhaft den Grund dafür.

Um Wahrheiten und Erkenntnisse muß auch immer ein Stück weit gerungen werden, auch und gerade in einem selbst.
Um dich mache ich mir da überhaupt keine Sorgen.

:)

Schmullus
14.05.2014, 02:42
hm tja schade dass Du Dich nicht freuen kannst....
Also mir ging es folgendermaßen.
In den Wochen vor dem ESC habe ich kaum was über die einzelnen Interpreten mitbekommen..aber Bilder von der Wurst gesehen und das Österreich ihn zum ESC schickt...zu dem Zeitpunkt wußte ich nicht ob er eine Frau mit Bartwuchs ist, die ihn sich einfach stehen läßt oder halt eine Transe(das meine ich nicht beleidigend...mir egal ob Cross Dresser Transvestit oder Drag Queen oder halt ein Schwuler der das muß man hier sagen wirklich einen tollen Schattenriß an die Wand wirft;)) ... da ich das nicht wußte war ich der Frau mit Bart erstmal wohl eher etwas negativ eingestellt ... eine Frau mit Vollbart da kann man mir erstmal erzählen was man will ist nun mal nicht so der Standard;)......... nachdem ich erfuhr er ist ein normaler Schwuler der halt als Masche mit Bart rumläuft war das schon mal wesentlich angenehmer für mich und aktzeptabel.

wenige Tage vor dem ESC habe ich auch Teile des Liedes gehört...war ok hat mir gefallen der Typ kann singen.........ein paar Kurzberichte und Mini-interviews sah ich auch ....das führte dazu das sich meine ursprüngliche ich gebe es zu eher ablehnende Haltung umdrehte......

um es kurz zu machen
Ich habe den ESC natürlich komplett gesehen...es gab kein Lied aus meiner Sicht das sich musikalisch besonders hervorhob und an das ich mich in späteren Jahren noch erinnern werde.
(das war z.B. 2010 und 2011 (nicht nur Lena ist natürlich gemeint) anders)

Es war einiges dabei was mir Ohrenschmerzen bereitete (u.a. die Polen (ich rede nicht von der Optik:D ) vieles was nebenher im Radio ohne aufzufallen an einem vorbeiplätschert und Holland und Österreich.......... für beide habe ich angerufen ..... Holland die Richtung gefällt mir einfach...und die Wurst war Klasse..... da kam Gänsehaut auf, rise like a phoenix mit diesen fantastischen Flügeln im Hintergrund, er, die Silhouette, sein Gesang, er kam für mich authentisch überzeugend und sehr emotional rüber (Vergleichbar mit Lena bei USFO mit Mr.C (zumindest ein bischen))

Zwischenbemerkung: Die Bühne war sagenhaft...die hätte den 1sten Preis verdient:D

Das Ergebnis hat mich sehr gefreut ob Holland auf 1 oder er egal...ich gebe zu zusätzlich zu dem gelungenen Vortrag dachte auch ich, daß da ein schönes Zeichen gesetzt wird (auch wenn sich nicht wirklich in diversen Köpfen was ändern wird) das war noch das i-Tüpfelchen auf selbigem.

ach ja und seine Ergriffenheit als sich das Ergebnis so langsam herauskristallisierte (für mich authentisch )und dieser fast glückliche Nervenzusammenbruch hat mich "beinahe" ähnlich positiv berührt wie 2010 Lena (jaja kann man natürlich nicht direkt vergleichen)

ich war ehrlich überrascht, dass er das Siegerlied am Ende noch so klasse rübergebracht hat....
Mein Respekt hat er....emotional (die Bühne hat einiges dazu beigetragen) hat mich der Song mitgenommen und ja ohne Bart und als Tom...hätte das nicht geklappt da hätte der Song auch keinen Sinn gemacht....(hm ich glaube ein bischen Frieden wäre ...hätte es den kalten Krieg nicht gegeben auch nicht auf 1 gelandet damals;)..von daher ..alles richtig gemacht...das Gesamtpaket hat zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt punkten können:)

und um noch einen Bezug zu dem Thread herzustellen

ohja ich freue mich ehrlich für ihn ohne irgendwelche Hintergedanken.:)..das war gelungen:daumen:

esiststeffen
14.05.2014, 02:49
...

Was ist denn eine "echte" Diskussion? Erlaube mir zu sagen, dass das, was Du über die Persönlichkeitstruktur der Interpretin und deren mögliche Defizite (die Dein "Mitleid" verursachten) geschrieben hast, nun nicht gerade in die Sparte fällt, die ich "unideologisch" nennen würde ;). Ein kleiner Tipp: Als "Ideologie" nimmt man oft eher die Ideologie der anderen wahr.

Naja wie gesagt, ich hatte mir eben eine Diskussion in der Richtung "Welche Bedeutung hat Conchitas Sieg für den ESC?" oder "Was sagt ihr Sieg darüber aus, wie sich dieser Wettbewerb in den nächsten Jahren entwickeln wird?" erwartet und erhofft. Wie ich versucht hab darzulegen, war der ESC in den 2000ern für mich jahrelang ein Wettbewerb, in dem Bombast und Skurrilitäten mehr und mehr goutiert wurden und einfache, sympathische Musik keine rechte Chance hatte. Der Gipfelpunkt dieser Entwicklung waren für mich Lordi, die mir gezeigt haben, dass man gegen den ganzen osteuropäischen Ethnopop, wenn überhaupt, nur noch durch skurrile Kostümierung und maximales (bewusstes) Aufsichaufmerksammachen erreicht. Lenas Sieg 2010 hat mich dann erst dazu gebracht, diese Ansicht zu revidieren, d.h. anzunehmen, dass nun endlich der ESC (wieder?) zu einem Wettbewerb guter Musik ohne das ganze Brimborium drumherum wird. Und demzufolge bedaure ich es eben, wenn durch Conchita nun wieder das andere Extrem, das Lordi-Extrem, erreicht ist. Ja, ich finde, dass beides (Lordi und Conchita) letztendlich nur Ausprägungen desselben Extrems sind – eines Extrems, das, wie gesagt, Lenas Art und Weise, den ESC zu gewinnen, diametral gegenübersteht.


Das "Ideologische" ist da nach meinem persönlichen Dafürhalten eher von der Gegenseite reingebracht worden. Natürlich ist die "Künstlichkeit" der Figur Conchita Wurst ein Problem, das auch in ihre Wahrnehmung auf der Bühne sehr stark reinspielt; genau wie eben bei Lordi. Warum Tom Neuwirth nun aber diese Figur verkörpert, und inwieweit das für die Beurteilung seines Auftritts eine Rolle spielen sollte, das ist für mich schon mehr ein ideologisches Problem; ein Problem, mit dem ich mich bis nach dem ESC nie groß beschäftigt hatte (und das eigentlich auch nicht getan hätte, wenn man es im Rahmen dieser Diskussion nicht quasi von mir verlangt hätte ;)). Das Problem für mich ist halt, ich lese aus vielen Aussagen von Diskussionsteilnehmern zumindest unterschwellig heraus, selbst wenn man Conchita als Bühnenfigur oder "Rise Like a Phoenix" als Song nichts abgewinnen könne, so solle, ja müsse man ihren Gewinn doch trotzdem als positives Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung begrüßen. Und ich sage dagegen, dass das dem Song und dem Auftritt und der Tatsache des ESC-Sieges eben eine Dimension verleiht, die man keinem ESC-Beitrag verleihen sollte – weil die Bewertung dann aufhört, gerecht zu werden. Zumindest befürchte ich das. Und gerade heute Abend hat diese Diskussion halt so ein bisschen eine Richtung genommen, die zumindest ein Stück weit meine Besorgnis geweckt hat. Zum Beispiel was das Rumgeeiere um diesen Bildzeitungsartikel angeht. Ich war wirklich in diesem Thread noch nicht oft Eulenspiegels Meinung, aber hier (http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?8082-Conchita-vs-Lena-Warum-ich-mich-%FCber-den-ESC-Sieger-2014-nicht-freuen-kann&p=555306&viewfull=1#post555306) (im 2. Absatz) hat er mir voll aus der Seele gesprochen. Wir sind doch alles mündige Bürger, da sollte man uns doch zutrauen, so einen Artikel selbstständig lesen zu können, ohne davon sofort auf die dunkle Seite hinübergezogen werden, sondern sich seine eigene Meinung bilden zu können. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Mir ist es ja auch unangenehm, wenn ausgerechnet ein Bildzeitungskolumnist eine rhetorische Frage (in diesem Falle "Muss man Conchita Wurst gut finden?") aufwirft, die so auch von mir hätte stammen können. Dennoch sollte das selbstverständlich sein Recht sein, ohne dass er von anderen aufgefordert wird, die Fresse zu halten.


Und ansonsten, damit hier auch gar niemand mehr auf die Idee kommen muss, mir Unehrlichkeit zu unterstellen: Ja, ich finde Drag Queens mit Bart unästhetisch. Ich finde sogar Drag Queens ohne Bart unästhetisch. Nichts würde mich dazu bringen, je ein Konzert dieser Conchita Wurst zu besuchen, falls sie je in meiner Stadt auftreten sollte; und sollte ich beim Zappen im TV vielleicht mal zufällig über ein Interview mit ihr stolpern, dann würde ich wohl sofort weiterzappen. Sie entspricht eben – aber auch das hab ich schon versucht hier im Thread deutlich zu machen – in keinster Weise der Welt, in der ich mich heimisch fühle. Was allerdings nicht hieße, dass ich die reale Person Tom Neuwirth von vornherein ablehnen bzw. dass ich eine Begegnung oder gar ein Gespräch mit ihm nicht doch in gewisser Weise interessant finden könnte. Ich versuche immer ein Mensch zu sein, mit dem man zumindest reden kann, egal aus was für einer Welt man kommt. Genauso wie ich übrigens auch mit dem Herrn von der Bildzeitung reden würde (der sicher aus einer mir ebenso fernen Welt kommt wie Tom). Das ist mein Verständnis von Toleranz. Ob es allerdings in Toms Fall (oder im Fall des Herrn von der Bildzeitung) ein besonders langes Gespräch werden würde, weiß ich natürlich nicht ..... ;)

earplane
14.05.2014, 09:14
Naja wie gesagt, ich hatte mir eben eine Diskussion in der Richtung "Welche Bedeutung hat Conchitas Sieg für den ESC?" oder "Was sagt ihr Sieg darüber aus, wie sich dieser Wettbewerb in den nächsten Jahren entwickeln wird?" erwartet und erhofft.
Wenn du das gewollt hättest dann wäre es vielleicht hilfreich gewesen das auch so direkt in die Überschrift und in deinen Anfangspost zu schreiben. :idee:

Ich weiß nicht ob deine Fantasie dazu ausreicht aber stell dir doch einfach mal vor dass dort auf der Bühne statt dessen eine sehr hübsche weibliche Sängerin ohne Bart gestanden hätte. Zum Beispiel Lena , Cristina Stürmer, Eva Briegel von Juli oder eine andere Sängerin die du magst. Alles andere wäre identisch gewesen, der Song, das Kleid, die Show der Gesang. Hätte das deine Einschätzung geändert?
Ich vermute dass du dann diesen Thread hier nicht gestartet hättest, oder?

Ansonsten kannst du ja gerne protestieren indem du dir den Bart ab rasierst.
http://www.aufrechtgehn.de/2014/05/russen-rasieren-sich-die-baerte-als-protest/


ich denke der Artikel passt hier auch gut rein

Und auch in der aktuellen Diskussion springen in aller Regel jene am vehementesten der Jury bei, die mit ihrem Votum einverstanden sind. Dabei sollte ‘Rise like a Phoenix’, sowohl was die Komposition, als auch was die Inszenierung mit einer still stehenden, einzelnen Sängerin ohne jedweden Schnickschnack angeht, eine geradezu vorschriftsmäßige Grand-Prix-Ballade aus dem großen Vicky-Leandros-Lehrbuch, gerade ihnen doch am allerbesten gefallen! Doch da kann vom Kleid über den ernsten Gesichtsausdruck bis zur großen Stimme alles perfekt sein: schon alleine der provokative Damenbart genügte den Traditionalisten, Conchitas Darbietung in der Rubrik “Klamauk” abzulegen. Also das Gegenteil von “Qualität”. Und nein: ich unterstelle damit niemandem irgendetwas Böses, der ‘Rise like a Phoenix’ einfach nur als Song nicht mochte. Der dürfte aber auch mit Conchitas Sieg im Publikumsvoting keine Probleme haben und befriedigt verkünden, die Jury habe mit ihrem Downvoting in vorbildhafter Weise ihre Arbeit getan.
http://www.aufrechtgehn.de/2014/05/die-jury-diskussion-respekt-fuer-hater/

Auch das könnte man sich mal durchlesen.
http://www.nollendorfblog.de/?p=3652

Ich würde mir an deiner Stelle Sorgen machen wenn meine eigene Aussage so sehr, ja nahezu Wortwörtlich mit der
vom Politikchef der Bild Zeitung übereinstimmte.


Ja, ich finde Drag Queens mit Bart unästhetisch. Ich finde sogar Drag Queens ohne Bart unästhetisch.


Ein Bart im Gesicht einer Frau, dazu noch ein Vollbart, stört mich, stört mein ästhetisches Empfinden.

Deshalb trifft der Schluss Satz im Artikel wohl nicht nur auf den Mann von BILD sondern vielleicht ja auch auf dich zu

Was Sie da machen ist Trash. Was Frau Wurst macht, ist Politik. Nicht weil sie das unbedingt möchte. Sondern, weil sie von Leuten wie Ihnen dazu gezwungen wird.

Deshalb kann ich mich auch der Bitte von Holger mal ernsthaft über die eigenen Vorurteile nachzudenken nur anschließen. Das gilt nicht nur für dich sondern ich denke jeder, (ich ausdrücklich eingeschlossen) sollte da generell immer mal wieder bei solchen Gelegenheiten seinen Standpunkt selbst Hinterfragen. Denn ganz ehrlich, als sich Conchita vor 2 Jahren das erste Mal gesehen hatte wusste ich mit der Figur auch nichts anzufangen. Ich denke die meisten Leute finden den Anblick im ersten Moment eher befremdlich und verwirrend, da haben ich vollstes Verständnis für. Nur sollte man man nicht auf der Stufe stehen bleiben. Dass das den meisten Fernsehzuschauern und den Jurys in fast ganz Europa gelungen ist stellt nun mal ein positives Zeichen dar. Eines das mich gleichermaßen überrascht wie gefreut hat.

Noes
14.05.2014, 10:27
Die große Bart-Show - Lena Wurst (Bild 6):
http://www.bild.de/unterhaltung/leute/conchita-wurst/promis-tragen-bart-35951974.bild.html

j_easy
14.05.2014, 10:35
Genau, es gab ziemlich viele argumente für den auftritt der polinnen.
Immer paarweise :X

:lach:

j_easy
14.05.2014, 11:06
Wenn du das gewollt hättest dann wäre es vielleicht hilfreich gewesen das auch so direkt in die Überschrift und in deinen Anfangspost zu schreiben. :idee:

Ich weiß nicht ob deine Fantasie dazu ausreicht aber stell dir doch einfach mal vor dass dort auf der Bühne statt dessen eine sehr hübsche weibliche Sängerin ohne Bart gestanden hätte. Zum Beispiel Lena , Cristina Stürmer, Eva Briegel von Juli oder eine andere Sängerin die du magst. Alles andere wäre identisch gewesen, der Song, das Kleid, die Show der Gesang. Hätte das deine Einschätzung geändert?
Ich vermute dass du dann diesen Thread hier nicht gestartet hättest, oder?

Ansonsten kannst du ja gerne protestieren indem du dir den Bart ab rasierst.
http://www.aufrechtgehn.de/2014/05/russen-rasieren-sich-die-baerte-als-protest/


ich denke der Artikel passt hier auch gut rein

http://www.aufrechtgehn.de/2014/05/die-jury-diskussion-respekt-fuer-hater/

Auch das könnte man sich mal durchlesen.
http://www.nollendorfblog.de/?p=3652

Ich würde mir an deiner Stelle Sorgen machen wenn meine eigene Aussage so sehr, ja nahezu Wortwörtlich mit der
vom Politikchef der Bild Zeitung übereinstimmte.




Deshalb trifft der Schluss Satz im Artikel wohl nicht nur auf den Mann von BILD sondern vielleicht ja auch auf dich zu


Deshalb kann ich mich auch der Bitte von Holger mal ernsthaft über die eigenen Vorurteile nachzudenken nur anschließen. Das gilt nicht nur für dich sondern ich denke jeder, (ich ausdrücklich eingeschlossen) sollte da generell immer mal wieder bei solchen Gelegenheiten seinen Standpunkt selbst Hinterfragen. Denn ganz ehrlich, als sich Conchita vor 2 Jahren das erste Mal gesehen hatte wusste ich mit der Figur auch nichts anzufangen. Ich denke die meisten Leute finden den Anblick im ersten Moment eher befremdlich und verwirrend, da haben ich vollstes Verständnis für. Nur sollte man man nicht auf der Stufe stehen bleiben. Dass das den meisten Fernsehzuschauern und den Jurys in fast ganz Europa gelungen ist stellt nun mal ein positives Zeichen dar. Eines das mich gleichermaßen überrascht wie gefreut hat.

Danke für die Links. Wirklich kluge und nachvollziehbare Gedanken. Ich bin auch dafür, die Macht der Jurys wieder etwas einzuschränken.

Rolwin
14.05.2014, 11:09
.........
Man sollte das auch nicht so verbissen sehen. Es gibt optische Erscheinungen, die einem im Moment gefallen oder nicht.
Ich bin schon ein bißchen älter und habe alle modischen Sünden in der Vergangenheit mitgemacht. Wenn ich heute alte Bilder betrachte kann ich nur sagen, dass ging gar nicht.
Ich höre noch heute meine Mutter mir hinterherrufen, so gehst du mir nicht auf die Straße......:D

Diver
14.05.2014, 11:55
Zum ESC möchte ich noch was allgemeines sagen.
Mich hat in diesem Jahr musikalisch eine kleine Kinder Singshow mehr beeindruckt
als der bombastische ESC.
wenn den Komponisten nichts mehr einfällt, wird das drumherum wichtiger.
Von dem ESC in diesem Jahr wird ein österreichischer Bart und polnische Proportionen
in Erinnerung bleiben sonst nichts.
Die Diskussion hier geht auch nur um das drumherum nicht um die Musik.

Randwer
14.05.2014, 12:04
Auf dem Weg des sozialen Fortschritts geht es leider manchmal auch rückwärts. Man kann hoffen, dass der ESC nun wieder den Weg nach vorne weist.
Mit Conchita Wurst gibt es wieder eine sympatische Kunstfigur, die, wie zuvor schon Lilo Wanders, Vorbehalte durchaus abbauen kann. Eine Olivia Jones im Dschungelcamp war dagegen wohl eher unvorteilhaft.

bates
14.05.2014, 12:26
@esiststeffen: Jetzt hast Du mich dazu gebracht, mir noch mal den "Lordi"-Auftritt von 2006 anzusehen, und dass Du diesen und den von Conchita Wurst in der gleichen Sparte siehst, finde ich wirklich ziemlich erstaunlich. Für mich könnten sie gegensätzlicher kaum sein. Der Lordi-Auftritt fällt für mich in die Kategorie der "spaßhaften feindlichen Übernahme", also des Versuchs, den ESC mit einem ihm eigentlich fremden Genre gehörig aufzumischen. Heraus kommt ein bizarres Almagam aus Metal und ESC-Trashpop, das ich in der Darbietung ziemlich amüsant finde (und deshalb auch diesen Sieg auf seine Weise verdient), auch wenn der Song eher stumpfer Ballermann-Hardrock ist (für Leute, die nicht wissen, was Metal ist, mag es auch als ein richtiger Metal-Auftritt durchgehen).

Conchita Wurst hingegen, andere schrieben es schon, ist für mich ESC as ESC can be. Ein in jeder Hinsicht nachgerade klassischer ESC-Song in klassischer Inszenierung. Übrigens im Vergleich zu vielen anderen Bühnendarbietungen auch dieses Jahr vielleicht nicht gerade "minimalistisch", aber doch sehr aufs Wesentliche beschränkt - der Auftritt lebt allein von einer Figur auf der Bühne und kunstvoller Beleuchtung. Und natürlich von sehr gutem und, wenn man für solche Musik empfänglich ist, durchaus ergreifendem Gesang. Ich finde diese Inszenierung innerhalb ihres Genres ("bombastischer James-Bond-Song") absolut gelungen und geschmackvoll. Von dem schrillen und grellen Lordi-haften Klamauk könnte es kaum weiter entfernt sein (da gingen die von Zampano geschätzen Polinnen doch tausendmal mehr in die Richtung, oder denk nur an den Beitrag aus Frankreich).

Bei Wursts Auftritt hingegen ist der vieldiskutierte Bart wirklich das einzige Element, das man selbst für ESC-Verhältnisse als "Aufmerksamkeitserreger" (oder in Deinen Worten: als "extrem") bezeichnen könnte. Meiner Meinung nach trifft dieses Zitat aus dem von @earplane verlinkten Text auf "aufrechtgehen" ins Schwarze:



Doch da kann vom Kleid über den ernsten Gesichtsausdruck bis zur großen Stimme alles perfekt sein: schon alleine der provokative Damenbart genügte den Traditionalisten, Conchitas Darbietung in der Rubrik “Klamauk” abzulegen.

.. und ich glaube nicht, dass ich Dir allzu sehr Unrecht tue, wenn ich vermute, dass das bei Dir auch so ist. Genau derselbe Auftritt "ohne Bart", und ich vermute, dass Du diesen Thread nie eröffnet und deine langen Beiträge nicht geschrieben hättest. Ist gar kein Vorwurf, ich finde es ja gut, dass es diese Diskussion gibt – ist nur ein Hinweis auf ein möglicherweise uneingestandenes oder nur halb eingestandenes Motiv (also auf den Ort, wo man oft "Ideologie" findet ;)).

j_easy
14.05.2014, 12:56
Die große Bart-Show - Lena Wurst (Bild 6):
http://www.bild.de/unterhaltung/leute/conchita-wurst/promis-tragen-bart-35951974.bild.html

Interessant - selbst ein Bart steht Lenchen :unschuldslena:

4586

maybear
14.05.2014, 13:40
Interessant - selbst ein Bart steht LenchenDann aber bitte nicht Lena Wurst (das klingt ja furchtbar), sondern Lena Conchita!

Randwer
14.05.2014, 13:51
Die Assoziation zu Lordi ist gar nicht so verkehrt. Lordi sind schließlich auch Kunstfiguren, die in der Öffentlichkeit nur maskiert auftreten. Die Künstler unter der Maske bekommt man nicht zu sehen.
Auch Sie haben Reaktionen der Intoleranz hevor gerufen, selbst von Claudia Roth von der man Intoleranz eher nicht erwartet hätte.

gauloises
14.05.2014, 14:00
Auch Sie haben Reaktionen der Intoleranz hevor gerufen, selbst von Claudia Roth von der man Intoleranz eher nicht erwartet hätte.

Erzähl.

Georg
14.05.2014, 14:07
Dann aber bitte nicht Lena Wurst (das klingt ja furchtbar), sondern Lena Conchita!Wer möchte nun bitte Lena Conchita ins Spanische übersetzen? :fies: ;)

Holgerhoto
14.05.2014, 14:25
Letzter längerer Text meinerseits zum Thema:


...

Wie ich ja bereits an anderer Stelle sagte, ich kann auch deinen Standpunkten den einen oder anderen zustimmungsfähigen Aspekt abgewinnen, habe aber doch im Laufe der Diskussion ein wenig den Eindruck gewonnen, daß du dich, möglicherweise auch im "Ringen um Argumente", ein wenig verrennst, in eine Richtung, die du selbst vielleicht garnicht mehr gut findest, wenn man denn erstmal alles in Ruhe sacken liesse.

Ich stimme dir zu, daß "Toleranz" nicht bedeutet, daß man Andersartigkeiten automatisch gut zu finden hätte, nur weil sie anders sind.
Auch meinem ästhetischen Empfinden stösst eine "Frau mit Vollbart" eher unangenehm auf, wenn auch (in diesem Falle) eher als eine Art "Skurillität", im Rahmen einer Veranstaltung wie des ESC aber eher bedeutungslos. Es wäre wohl etwas anderes, wenn im privaten Rahmen mein persönlicher Wunsch nach "Distanz" ausgehebelt würde, es würde mich zweifellos irritieren, wenn beispielsweise im Rahmen einer Zugfahrt eine Conchita Wurst (unbekannterweise) stundenlang neben mir säße, ich mich dieser Situation also auch nicht ohne weiteres entziehen könnte (angenommen, Zug sei proppevoll o.ä.).

Aber: ein solches (unangenehmes) Empfinden der Irritation wird in dem Moment bedeutungslos und kann sich auch ins Gegenteil verkehren, wenn sich ein interessantes Gespräch entwickelt, aus dem sich für mich ableitet, daß mein Ersteindruck unzutreffend war. Auf gar keinen Fall aber fühle ich mich verpflichtet, die Andersartigkeit automatisch gut oder toll zu finden, und ich lehne auch die Neigung garnicht weniger Homosexueller (oder ihrer "ideologischen Unterstützer") ab, jeder Form der Abneigung oder auch nur Abgrenzung ("Wunsch nach Distanz") sofort mit der "Homophobie-Keule" zu begegnen. Die Wahrscheinlichkeit, daß damit das jeweilige Gespräch meinerseits ein jähes Ende findet ist recht hoch, und ich sehe nicht die geringste Notwendigkeit mich dafür zu rechtfertigen (oder beschimpfen zu lassen).

Dieser, nennen wir es mal "emotionale Mechanismus", beschränkt sich keineswegs auf den Komplex der sexuellen Orientierung, die sich argumentativ oder einfach in Form von Äusserlichkeiten ("provokativ") aufzudrängen versucht. Ein weiteres Beispiel für das, was ich meine, wäre das ebenfalls recht sensible Thema der Religiösität. Ich habe es in meinem Leben mehrfach erlebt, daß ich mit einem Menschen jüdischen Glaubens ins Gespräch kam, der mir seine Religionszugehörigkeit gleich im dritten Satz auf die Nase band, als wäre das für mich eine relevante Information, die meine Einstellung zu seiner Person automatisch verändert.
Das tut es dann auch, allerdings nicht in der gewünschten Form. Mich stört dabei dann nicht die spezielle Religionszugehörigkeit, sondern der Versuch, mich und meine Reaktionen in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Dieser Versuch der Manipulation, zB durch das Generieren historisch bedingter Schuldgefühle oder auch nur eines bestimmten Mitgefühls ("Opferrolle") lässt mir diesen Menschen automatisch unsympathisch erscheinen, ich gehe auf Distanz, mit dem dann nicht selten folgenden Vorwurf des "Antisemitismus", der mindestens so inflationär und absichtsvoll erfolgt wie der Vorwurf der Homophobie.

Du wirst mir sicher zustimmen, daß es nicht wirklich sinnvoll, sondern eher peinlich erscheint, wenn man ein Gespräch mit einem/einer Fremden gleich erstmal damit beginnt, daß man evangelisch sei, heterosexuell ("...und der von mir bevorzugte Frauentyp sieht wie folgt aus: ..."), als wäre das für den jeweiligen Gesprächspartner eine irgendwie relevante Information. Man könnte wohl auch kaum den Versuch einer Manipulation darin entdecken, und selbst wenn es sich bei der im Zug neben mir sitzenden Person um eine junge Dame besagten Frauentyps handelte, so würde sich ein solcher Versuch der Manipulation ihrer Empfindungen und Reaktionen doch wohl eher als in schmerzhafter Weise untauglich herausstellen.

Es entspricht wohl meiner Vorstellung von gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz, daß ich von solchen absichtsvollen, aber völlig irrelevanten "Informationen" doch bitteschön verschont bleibe, ich lasse mich nicht oder nur sehr ungern zu gesellschaftspolitischen statements zwingen, die mir kaum eine andere Möglichkeit lassen als political correctness oder Gutmenschentum, andernfalls der Hammer der Intoleranz automatisch auf mich niedersaust.

Der Fehler, den ich in deiner etwas bemüht wirkenden Argumentation wiederholt sehe, ist deine offenbar bestehende Ansicht, daß es sich bei der äusserlichen Erscheinung einer Conchita Wurst um genau einen solchen Manipulationsversuch handelt, und es scheint dich zu ärgern, daß du diesen bei einer Mehrheit des Publikums als "erfolgreich" ansiehst ("es lag nur am Bart"). Du übersiehst dabei aber, daß abgesehen von der äusseren Erscheinung kein statement (oder "Botschaft") bei dem Auftritt eine Rolle spielte (wenn man sich nicht gerade im Vorfeld des ESC besonders für statements oder Interviews von Frau Wurst interessierte, was bei der ganz überwiegenden Mehrheit der über 100 Mio Zuschauer kaum der Fall gewesen sein dürfte), und du wirfst Frau Wurst vor, was du anderen Teilnehmern auch bei früheren ESCs ohne weiteres zubilligst: Daß es ja immer auch ein wenig um "Aufmerksamkeit" geht.

Selbst eine Lena wußte sich in Oslo gut in Szene zu setzen, harmlos zwar und irgendwo auch glaubwürdig, aber auch ihr Unterstreichen ihrer "Niedlichkeit" (oder auch "Knuddeligkeit", wie unlängst jemand schrieb) durch (zB.) mehrfache Auftritte in Norweger-Pullover und Wollmütze in Landesfarben, die man zwar als modisch schick und irgendwo auch als angemessen ansehen konnte, die aber, streng genommen, auch manipulativ auf die Empfindungen in diesem Falle des Gastgeberlandes wirkte, und da ihre Wirkung wohl auch nicht verfehlte, Aufmerksamkeit jedenfalls war ihr gewiß. Man würde ihr wohl kaum unterstellen, sie habe nur aufgrund dieser Art von Aufmerksamkeit in Form von "unterstrichener Knuddeligkeit" gewonnen, und ich finde es nicht plausibel und auch unfair, einer Frau Wurst genau das zu unterstellen, bei gleichzeitiger Unterbewertung ihrer künstlerischen Leistung, und gleichzeitiger Abwesenheit deutlich besserer Auftritte.

Ein weiterer Punkt deiner Argumentation, dem man zunächst beipflichten möchte oder könnte, ist deine Besorgnis oder auch Feststellung, daß die Qualität der songs beim ESC (wieder) den Bach runter gehe, wobei du dich ausdrücklich auf Lena beziehst, die doch diesbezüglich zu so viel Hoffnungen Anlass gegeben habe.
Letzeres könnte man so sehen oder auch nicht (jemand, der von Lena nicht ganz so begeistert war wie hier im Forum üblich, könnte genau da auch anderer Ansicht sein), aber nehmen wir es einfach mal als gegeben hin, es war jedenfalls auch meine damalige Empfindung.

Du machst nun aber den gravierenden Fehler, für diese angenommene "wieder rückläufige Entwicklung" der song- und Auftrittsqualität beim ESC nun gerade den Erfolg einer Conchita Wurst verantwortlich zu machen, als hätte eine solche Entwicklung nicht schon im Jahr 2011 eingesetzt, als mit "Elli&Nikki" genau die Art von banalem und spiessigem Allerweltspop der Kategorie "3. Liga" gewann, die ich beim ESC nun überhaupt nicht sehen möchte, und auch die Auftritte der Dänen und Schweden mit ihren albernen Glaskästen und ähnlichem Firlefanz gingen in genau die Richtung, alles andere habe ich längst verdrängt. Es setzte sich fort mit dem grandios gescheiterten Versuch, den Erfolg von "USFO" und dessen Ergebnis zu wiederholen, und was ich im darauffolgenden Jahr von "Cascada" hielt, möchte ich mit Rücksicht auf die Empfindungen hier ggf. mitlesender Cascada-Fans lieber nicht genauer ausführen. Und auch die Gewinner Loreen und Emily Forrest waren nun nicht gerade Ausdruck einer irgendwie gearteten besonderen Innovation oder Kreativität, wie auch immer man im Einzelnen über diese denken mag.

Kurzum: Sollte es, ausglöst durch Lenas Sieg, jemals so etwas wie eine "Aufbruchstimmung" oder die Erwartung eines "Qualitätssprunges" beim ESC gegeben haben, so wäre diese Wirkung bereits im folgenden Jahr wieder verpufft gewesen, einzelne gute und erinnernswerte Auftritte ändern daran wenig, denn auch die hat es in der einen oder anderen Form schon immer gegeben.
Es ist also völlig falsch, entsprechende Besorgnisse oder auch Feststellungen nun ausgerechnet einer Conchita Wurst zuzuschreiben, deren song allein mich zwar auch nicht vom Hocker riss (nicht weil er "schlecht" war, sondern weil ich diese Art von songs einfach nicht sonderlich mag), die aber im Gesamtpaket perfekt bediente, was beim ESC üblicherweise (also: "schon immer") eine wichtige Rolle spielte.

Es wäre also m.M.n. für dich an der Zeit, deine ablehnenden Empfindungen und Bewertungen (die ja dein gutes Recht sind, niemand "muß" Frau Wurst gut finden) entweder mit plausibleren, also im besten Falle künstlerischen Begründungen zu versehen, oder aber grundsätzlich zu überdenken, auch um dem hier auch schon geäusserten Empfinden zu begegnen, deine Argumentation habe "etwas Vorgeschobenes".

Bevor du nun also gleich wieder eine ausführliche Antwort in die Tastatur hämmerst, gönne dir doch einfach mal eine kleine Denkpause, auch zur eigenen kritischen Bewertung deiner zweifellos vorhandenen Emotionen.
Bedenke dabei auch, daß mit jedem Tag, den der ESC länger zurückliegt, das allgemeine Interesse an dem Thema auch eher sinkt.
Zumal wenn man, anders als du, mit dessen Ausgang auch nie ein Problem hatte.

;)

Tanea
14.05.2014, 14:44
Seit ich begonnen habe, das hier zu schreiben, hat Holgerhoto zum Teil schon Ähnliches geschrieben, ich schicke es aber jetzt trotzdem einfach mal so ab:


Naja wie gesagt, ich hatte mir eben eine Diskussion in der Richtung "Welche Bedeutung hat Conchitas Sieg für den ESC?" oder "Was sagt ihr Sieg darüber aus, wie sich dieser Wettbewerb in den nächsten Jahren entwickeln wird?" erwartet und erhofft.

Ich glaube nicht, dass ihr Sieg so viel ausmacht. Wenn man sich die Gewinner der letzten Jahre anschaut, könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Gewonnen hat immer ein Beitrag, der auf seine Weise herausgestochen ist, die Nachahmer hatten im folgenden Jahr keine Gewinnchance. Es ist also meines Erachtens eher nicht zu erwarten, dass kommendes Jahr wieder ein Beitrag mit einer wie auch immer gearteten Message gewinnen muss. Klar wird es sie weiterhin geben, aber der österreichische Beitrag war nicht der einzige. Island und Ungarn gingen da in dieselbe Richtung. Tatsächlich kann ich mir sogar gut vorstellen, dass nächstes Jahr ein eher ruhiger Song gewinnt, wie auch die hohe Platzierung der Niederlande zeigt.
Insgesamt sehe ich einen positiven Trend, dieses Jahr war wenig dabei, mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Es sind ja auch einige Länder nach längeren Pausen zurückgekehrt oder schicken Künstler, die bei ihnen wirklich bekannt sind. Auch die Bühnenshows entwickeln sich eher in die Richtung von Musikvideos und stellen ansonsten den Auftritt in den Vordergrund, es ist selten so, dass das Hauptaugenmerk auf irgendwelchen Tänzern liegt. Die Hoffnung, die bei Lenas Sieg mitgeschwungen war, war wohl auch, dass ein Song gewinnt, der tatsächlich auch in den Charts (Radio/Verkauf) erfolgreich ist und nichts, von dem man außerhalb des ECS so gar nichts mehr hört, der ESC also seine eigene kleine Musikwelt bildet, für die sich nur ein paar Fans interessieren und der Rest schaut ihn sich wenn dann nur zur Belustigung an. Und wer ihn sich nur zur Belustigung anschauen wollte, hatte dieses Jahr selten einen Anlass dazu. Ich muss sogar sagen, dass ich die Zeit der Schmetterlingsflügel-Trickkleider oder Stewardessen-Choreografien schon fast ein bisschen vermisse ;)
Jedenfalls scheinen inzwischen fast alle teilnehmenden Länder den Wunsch zu haben, den Auftritt auf ihre eigene Weise gut zu machen, und es ist nicht so, dass der Wettbewerb gar nicht ernst genommen wird. Und wenn Conchitas Sieg jetzt bei einer größeren Zahl an Ländern so wahrgenommen wird, dass Klamauk gewonnen hat und man deswegen es selbst auch nur irgendeinen Klamauk hinschickt, dann würde mich das doch sehr überraschen. Abgesehen davon ist diese ESC-Welt aufgrund der Vielzahl an Beteiligten sehr träge, und genauso wenig Lenas Sieg da ein großes Signal nach vorne sein konnte, kann Conchitas Sieg da ein großer Rückschritt sein.

Brummell
14.05.2014, 17:25
Vielleicht interessant i.S. mediale Aufmerksamkeit (Google trends in Österreich)
http://diepresse.com/home/kultur/popco/3803369/Conchita-Wurst-fuhrt-GoogleRanking-an

Surfer
14.05.2014, 19:44
Vielleicht interessant i.S. mediale Aufmerksamkeit (Google trends in Österreich)
http://diepresse.com/home/kultur/popco/3803369/Conchita-Wurst-fuhrt-GoogleRanking-an

Viel interessanter finde ich ja, dass Carl Espen auf dem 5. Rang ist, obwohl er nicht seinen rasierten weißen Arsch in die Kamera hält (s. Bild). :D

j_easy
14.05.2014, 22:15
Viel interessanter finde ich ja, dass Carl Espen auf dem 5. Rang ist, obwohl er nicht seinen rasierten weißen Arsch in die Kamera hält (s. Bild). :D

Das war vor dem Finale ...

pLENArium
15.05.2014, 00:07
...na ja - die Wurst hat halt gewonnen, aber ist mir völlig dieselbige :zahn:


...und das sollte jetzt nicht als pure Intoleranz gewertet werden, wenn mir einfach etwas nun mal überhaupt nicht gefällt - und zwar weder der Song noch der Interpret. Natürlich erkenne ich die gesangliche und darstellerische Interpretation im Kontext des ESC-Sinn und Zweckes im vollen Maße an, wobei die politische, theatralische und visuelle Überspitzung des Gesamtszenarios hier eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Hab auch rein gar nix gegen Schwule (herrje - davon stehen relativ viele bei mir im CD-Regal herum :D), oder Travestie (...hach - Mary & Gordy waren doch herrlich :nick:) - aber das hier mag vieleicht viele beeindruckt haben, ist mir persönlich - und nein...ich freue mich nicht, ärgere mich darüber genauso wenig - nun mal völlig Wurscht...vor allem weil´s für mich einfach nicht wirklich "echt" ist, und einem lange vorbereitetem Kalkül entspringt, welches in perfektionierter Vollendung von mehreren uralten ESC-Klischees seinen Ursprung fand.

Thema (ist für mich) abgehakt - also: Wien 2015 - isch gucke :)

Economist
15.05.2014, 03:25
Ich stimme dir zu, daß "Toleranz" nicht bedeutet, daß man Andersartigkeiten automatisch gut zu finden hätte, nur weil sie anders sind.
Auch meinem ästhetischen Empfinden stösst eine "Frau mit Vollbart" eher unangenehm auf, wenn auch (in diesem Falle) eher als eine Art "Skurillität", im Rahmen einer Veranstaltung wie des ESC aber eher bedeutungslos. Es wäre wohl etwas anderes, wenn im privaten Rahmen mein persönlicher Wunsch nach "Distanz" ausgehebelt würde, es würde mich zweifellos irritieren, wenn beispielsweise im Rahmen einer Zugfahrt eine Conchita Wurst (unbekannterweise) stundenlang neben mir säße, ich mich dieser Situation also auch nicht ohne weiteres entziehen könnte (angenommen, Zug sei proppevoll o.ä.).

Aber: ein solches (unangenehmes) Empfinden der Irritation wird in dem Moment bedeutungslos und kann sich auch ins Gegenteil verkehren, wenn sich ein interessantes Gespräch entwickelt, aus dem sich für mich ableitet, daß mein Ersteindruck unzutreffend war. Auf gar keinen Fall aber fühle ich mich verpflichtet, die Andersartigkeit automatisch gut oder toll zu finden, und ich lehne auch die Neigung garnicht weniger Homosexueller (oder ihrer "ideologischen Unterstützer") ab, jeder Form der Abneigung oder auch nur Abgrenzung ("Wunsch nach Distanz") sofort mit der "Homophobie-Keule" zu begegnen. Die Wahrscheinlichkeit, daß damit das jeweilige Gespräch meinerseits ein jähes Ende findet ist recht hoch, und ich sehe nicht die geringste Notwendigkeit mich dafür zu rechtfertigen (oder beschimpfen zu lassen).

Vollste Zustimmung (auch weitgehend zum Rest Deines Beitrags). Meine Meinung zum Thema in Kurzform:

1. Was den Song an sich angeht: Geschmack hin oder her, Conchita hat ihn beeindruckend gesungen. Wenn man das ganze Optische durch Augen zumachen ausblendet, dann war der Beitrag zumindest unter den besten Drei.

2. Wenn man ein paar Interviews aufmerksam studiert, dann merkt man: Tom Neuwirth hat die Kunstfigur Conchita Wurst nicht im Hinblick auf den ESC geschaffen (dies geschah schon vor drei Jahren), oder allein um maximale mediale Aufmerksamkeit zu erregen, sondern um die Rolle zu finden, in der er sich in der Öffentlichkeit(!) am wohlsten fühlt. Ein schöner Nebeneffekt ist dabei, dass - im Gegensatz zu Lena - er sich als Tom, bisher jedenfalls, weitgehend unbehelligt von der Öffentlichkeit bewegen kann, wenn er privat bleiben will.

3. Die Art, wie er seine Haltung zeigt und ruhig aber sehr fest begründet, ist eindrucksvoll und erinnert mich in dieser Hinsicht durchaus an Lena. Niemand muß ihn gut finden, aber er fordert zu Recht ein, dass man seine Art zu leben und sich zu zeigen akzeptieren muß. Und auch deshalb freue ich mich jedenfalls über den ESC-Sieger 2014. Seine Freude darüber, dass er durch den ESC-Sieg sich in seiner Haltung bestätigt fühlen darf - dass es in Europa eben doch eine Mehrheit gibt, die die notwendige Toleranz und Souveränität aufbringt, Andersartigkeit nicht als Bedrohung der eigenen Identität anzusehen, sondern als Bereicherung des Lebens - diese Freude war echt und authentisch.

4. Natürlich hat ein jeder Mensch das Recht, beim Anblick einer so ungewöhnlichen äußeren Erscheinung wie Conchita Wurst erst einmal irritiert zu sein (ich war es auch). Nur darf man da nicht stehenbleiben - weder "Gutmenschentum" als Selbstzweck noch dauerhafte Ablehnung bei gleichzeitigem "Nichtbefassen" mit der öffentlichen Person Conchita Wurst sind da mMn statthaft. Denn eine Art "Generalkredit" für homosexuelle Menschen ist genau so wenig angebracht (die von Dir, Holgerhoto, erwähnte "Homophobie-Keule" lehne ich dementsprechend auch ab) wie ein allein aus dem Bauch heraus kommender genereller Vorbehalt.

5. Einen Song sollte man allein danach beurteilen, wie dieser einen berührt und wie gut er technisch dargeboten wird. Einen Menschen sollte man danach beurteilen, wie er sich verhält. Diese beiden Ebenen zu vermischen - also z.B. die "moralische" Berechtigung eines ESC-Sieges an den Verhaltensweisen, den vermuteten Motivationen des Sängers dafür, oder am Grad der eigenen Irritation über oder umgekehrt der Bewunderung für diesen Menschen festmachen zu wollen - ist keine gute Idee.

Rolwin
15.05.2014, 09:28
5. Einen Song sollte man allein danach beurteilen, wie dieser einen berührt und wie gut er technisch dargeboten wird. Einen Menschen sollte man danach beurteilen, wie er sich verhält. Diese beiden Ebenen zu vermischen - also z.B. die "moralische" Berechtigung eines ESC-Sieges an den Verhaltensweisen, den vermuteten Motivationen des Sängers dafür, oder am Grad der eigenen Irritation über oder umgekehrt der Bewunderung für diesen Menschen festmachen zu wollen - ist keine gute Idee.
Zustimmung!
Es könnte ja auch durchaus möglich sein, dass man in einem persönlichen Gespräch mit "Adele" feststellt, dass sie fürchterlich zickig ist und Conchita sich als sehr warmherzig herausstellt. Und dann hat man den Salat :zahn:
(Ich kenne Adele nur von der Bühne und habe auch noch kein Interview von ihr gesehen. War mir nicht so wichtig. Der Gesang reichte mir :))

mr.spock1968
15.05.2014, 11:45
Zustimmung!
Es könnte ja auch durchaus möglich sein, dass man in einem persönlichen Gespräch mit "Adele" feststellt, dass sie fürchterlich zickig ist und Conchita sich als sehr warmherzig herausstellt. Und dann hat man den Salat :zahn:
(Ich kenne Adele nur von der Bühne und habe auch noch kein Interview von ihr gesehen. War mir nicht so wichtig. Der Gesang reichte mir :))



http://www.youtube.com/watch?v=dxAzvLY66qE


:)

earplane
15.05.2014, 13:59
In der türkischen Regierung konnte man sich anscheinend auch nicht freuen.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/erdogans-staatssender-boykottiert-esc-conchita-wurst-beendet-eurovisions-teilnahme-der-tuerkei/9885756.html
Die Bevölkerung des Landes sieht das aber anscheinend etwas anders Bei itunes ist Conchita nämlich aktuell in der Türkei auf einem erstaunlich guten Platz 13. und das obwohl das Land ja dieses Jahr gar nicht am Wettbewerb teilgenommen hat.

Rolwin
16.05.2014, 08:50
Ich weiß nicht wie man das errechnet und wie glaubwürdig die Aussage des Red-Magazine ist. Da heißt es, dass der Marktwert von Conchita momentan auf 30 Millionen Euro geschätzt wird.....:hmm:

earplane
16.05.2014, 09:20
In Ermangelung eines geeigneteren Threads und weil ich dafür keinen eigenen aufmachen möchte werfe ich das mal hier rein.
http://blog.prinz.de/grand-prix/conchitas-sieg-heldentat-fuer-die-community-baerendienst-fuer-den-esc/

Rolwin
16.05.2014, 09:31
In Ermangelung eines geeigneteren Threads und weil ich dafür keinen eigenen aufmachen möchte werfe ich das mal hier rein.
http://blog.prinz.de/grand-prix/conchitas-sieg-heldentat-fuer-die-community-baerendienst-fuer-den-esc/
Geht tendenziell in Richtung @esiststeffen

Brummell
16.05.2014, 09:44
Ich weiß nicht wie man das errechnet und wie glaubwürdig die Aussage des Red-Magazine ist. Da heißt es, dass der Marktwert von Conchita momentan auf 30 Millionen Euro geschätzt wird.....:hmm:

Das sind relativ freihändige Schätzungen von Agenten die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch viel heiße Luft enthalten dürften.
http://www.krone.at/Stars-Society/Conchita_Wurst_Jetzt_kommt_das_grosse_Ge ld-Millionengagen-Story-403969

Allerdings soll Oprah Winfrey bei Conchita tatsächlich für ein Interview angefragt haben und weitere Auftritte in UK und Übersee scheinen schon fix zu sein.
http://www.oe24.at/kultur/song-contest/Conchita-Wurst-Heute-erobert-sie-London/143363270

Holgerhoto
16.05.2014, 10:05
Geht tendenziell in Richtung @esiststeffen

Die Begründungen sind aber nicht viel besser, was zB. den Aspekt "Bärendienst für den ESC" in Bezug auf die songqualität(en) anbelangt, und zu diesem Aspekt wurde hier bereits auch mehrfach eingegangen.

Völlig abwegig allerdings finde ich den Gedanken, man solle den ESC so ausrichten, daß also auch die letzten Diktaturen in den finstersten Winkeln Europas weiter an Bord bleiben und mitmachen, was ja nur bedeuten kann, sich auf den jeweils "kleinsten gemeinsamen Nenner" zu einigen. Wobei diese Diktaturen dann wohl vorschreiben, wie genau dieser auszusehen hat.
Es handelt sich dabei um Staaten, und ich zähle die Türkei momentan selbstverständlich dazu, wo nicht die Zuschauer über solche Fragen entscheiden, sondern wo ein Herr Ministerpräsident (Erdogan) sowas einfach mal anordnen kann, kaum daß ihm und seinesgleichen mal irgendwas nicht gefällt.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch nicht polternde Politiker in Moskau mit ihrer eindeutig faschistischen Attitüde (die sich gleichzeitig wortreich über "Faschisten in Kiew" aufregen), sonder viel wichtiger wäre es darauf hinzuweisen, daß auch in diesen genannten Ländern viele Menschen sich für den ESC und auch für eine Conchita Wurst interessierten.

Europa darf sich im Zweifelsfalle niemals an den undemokratischen Autokratien orientieren, sondern muß im Gegenteil diese solange ausgrenzen, bis sich die Verhältnisse dort ändern. Und so wie beispielsweise eine EU-Mitgliedschaft der Türkei zum gegenwärtigen Zeitpunkt vollkommen undenkbar erscheint, so ist es auch nicht die Aufgabe von EBU oder Eurovision, daran etwas zu ändern. Es ist und bleibt die Aufgabe der Menschen in der Türkei.

Undemokratische und kulturell-politisch vorsintflutliche Standards an den östlichen und südöstlichen Rändern Europas dürfen niemals Einfluß auf mein Leben gewinnen, auch nicht darauf, was ich im TV zu sehen bekomme und was nicht.

earplane
16.05.2014, 10:06
Das sind relativ freihändige Schätzungen von Agenten die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch viel heiße Luft enthalten dürften.
http://www.krone.at/Stars-Society/Conchita_Wurst_Jetzt_kommt_das_grosse_Ge ld-Millionengagen-Story-403969

Ja super, da herrscht wirklich heftiger Spekulatius Alarm. Die "Argumentation" dahinter:
Wenn sie jetzt ein Album raus brächte das sich millionenfach verkaufen würde und wenn sie dann auf große Welttournee durch die größten Hallen ginge und damit so erfolgreich wäre wie damals ABBA und Hollywood einen Film über ihr Leben drehen würde und alle Welt das im Kino anschauen würde dann könnte sie vielleicht eventuell mit ganz viel Glück innerhalb der nächsten Jahre insgesamt so viel Geld verdienen. :zahn:

Momentan gibt es tatsächlich viel Aufmerksamkeit und erfahrungsgemäß hält das auch noch eine Weile an. Aber ob das deutlich über den nächsten ESC hinausreicht kann jetzt noch Keiner sagen.

bates
16.05.2014, 10:27
@Holgerhoto: Volle Zustimmung.

Ich finde diesen Beitrag insofern nicht vergleichbar mit dem von @esiststeffen, als Letzterer ganz einfach seinen eigenen Standpunkt darlegte, während der Artikel auf dem Prinz-Blog getragen ist von einem ängstlichen Schielen auf andere Standpunkte. Im Grunde verströmt er eine mimosenhafte "Gottogott, was sollen denn die Nachbarn denken?"-Attitüde. Es ist schon peinlich genug, wenn er im ersten Abschnitt Angst vorm möglichen Unmut deutscher "Wutbürger" anmeldet, vollständig diskreditiert wird die Argumentation dann in der Tat durch das Rumlavieren mit Diktaturen.

Abgesehen davon frage ich mich, wieso es überhaupt ein erstrebenswertes Ziel sein sollte, eine angeblich "geradlinige Entwicklung" des ESC "sicherer zu machen" (was Conchita laut der merkwürdigen Conclusio des Artikels ja leider nicht getan habe), ein solcher Plan klingt für mich doch eher ziemlich beamtenhaft.

Economist
16.05.2014, 10:38
Die Begründungen sind aber nicht viel besser, was zB. den Aspekt "Bärendienst für den ESC" in Bezug auf die songqualität(en) anbelangt, und zu diesem Aspekt wurde hier bereits auch mehrfach eingegangen.

Völlig abwegig allerdings finde ich den Gedanken, man solle den ESC so ausrichten, daß also auch die letzten Diktaturen in den finstersten Winkeln Europas weiter an Bord bleiben und mitmachen, was ja nur bedeuten kann, sich auf den jeweils "kleinsten gemeinsamen Nenner" zu einigen. Wobei diese Diktaturen dann wohl vorschreiben, wie genau dieser auszusehen hat.
Es handelt sich dabei um Staaten, und ich zähle die Türkei momentan selbstverständlich dazu, wo nicht die Zuschauer über solche Fragen entscheiden, sondern wo ein Herr Ministerpräsident (Erdogan) sowas einfach mal anordnen kann, kaum daß ihm und seinesgleichen mal irgendwas nicht gefällt.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch nicht polternde Politiker in Moskau mit ihrer eindeutig faschistischen Attitüde (die sich gleichzeitig wortreich über "Faschisten in Kiew" aufregen), sonder viel wichtiger wäre es darauf hinzuweisen, daß auch in diesen genannten Ländern viele Menschen sich für den ESC und auch für eine Conchita Wurst interessierten.

Europa darf sich im Zweifelsfalle niemals an den undemokratischen Autokratien orientieren, sondern muß im Gegenteil diese solange ausgrenzen, bis sich die Verhältnisse dort ändern. Und so wie beispielsweise eine EU-Mitgliedschaft der Türkei zum gegenwärtigen Zeitpunkt vollkommen undenkbar erscheint, so ist es auch nicht die Aufgabe von EBU oder Eurovision, daran etwas zu ändern. Es ist und bleibt die Aufgabe der Menschen in der Türkei.

Undemokratische und kulturell-politisch vorsintflutliche Standards an den östlichen und südöstlichen Rändern Europas dürfen niemals Einfluß auf mein Leben gewinnen, auch nicht darauf, was ich im TV zu sehen bekomme und was nicht.

Chapeau, mein Freund, das kann ich nur aus vollstem Herzen unterstreichen! Wer glaubt - wie der Prinz-Blog-Autor - man könne autokratische Staaten à la Türkei oder Russland oder gar Diktaturen wie Weißrussland "durch Integration in eine Unterhaltungsshow peu à peu an westliche Werte heranführen", der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Nur wer Haltung zeigt, verdient (sich) Respekt - auch und gerade den der Autokraten (egal was diese in der Öffentlichkeit von sich geben, um von ihrer eigenen Verunsicherung abzulenken und durch Hochkochen von Emotionen ihre eigene Machtbasis zu sichern versuchen). Wer auf der Seite der Toleranz steht, der braucht halt nur einen langen Atem.

Holgerhoto
16.05.2014, 10:40
@ bates:

Ebenfalls volle Zustimmung, und Danke für deine Ergänzungen (ich wollte mich halt auf die für mich wesentlichen Aspekte des Artikels beschränken).

Wichtig und richtig auch dein Hinweis, daß diese Argumentation eben eher nicht der von @ esiststeffen entspricht.


Edit:

@ Economist: So isses. ;)

Brummell
16.05.2014, 11:02
@Holgerhoto, @bates, @Economist

Kann ich mich nur voll und ganz anschließen.

maybear
16.05.2014, 11:15
Nun, der Autor macht doch gar keinen großen Unterschied zwischen Conchita, Trampolinspringen und Hamsterrad, er sieht in allem die Ablenkung von dem, um das es beim ESC in erster Linie gehen sollte: die Musik. Denn es wird nun einmal viel über die Siegerin, aber doch eher wenig über den Siegersong gesprochen.

Ehrlich gesagt, daß Dana International nicht einfach eine Frau war, hatte ich bisher nicht mitbekommen. Das was bei Conchita irritiert, ist wohl in erster Linie, daß sie nicht eindeutig Frau ist (selbst wenn es sich biologisch um einen Mann handelt), sondern durch den Bart dann halt doch irgendwie teils Mann und teils Frau, dazu kommt, daß sie ja im Privatleben offenbar als "normaler" (schwuler) Mann lebt. Und im Gegensatz zu anderen (wie Olivia Jones) fehlt irgendwie die humoristische Komponente, Conchita meint das irgendwie so ernst ...

Man stelle sich vor, Horst Schlämmer (also Hape in seiner Rolle als Heterosexueller) hätte den ESC in Düsseldorf moderiert, das hätte sicher in anderen Länder auch für Irritationen gesorgt, Hape als (schwuler, aber sonst halt ganz normaler) Moderator wohl kaum.

Ob es sinnvoll ist, konservativeren Ländern unsere "westlichen Werte" mit Gewalt aufzudrücken, bezweifle ich, man könnte damit die Konfrontation und Kriegsgefahr in der Welt tatsächlich erhöhen. Länder wie Russland oder die Türkei sind ja noch vergleichsweise tolerant und können als Brücke zu anderen Ländern (die Türke auch zu islamischen) dienen. Hätte man die olympischen Spiele in Russland boykottieren sollen? Wäre Putin dadurch jetzt vielleicht weniger "aggressiv" im Hinblick auf die Krim und die Ukraine oder ganz im Gegenteil ... ? Grundsätzlich denke ich schon, daß es im Umgang unterschiedlicher Kulturen miteinander notwendig ist, eine gewisse Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Anderen zu nehmen und Provokationen zu vermeiden.

Economist
16.05.2014, 12:07
Ob es sinnvoll ist, konservativeren Ländern unsere "westlichen Werte" mit Gewalt aufzudrücken, bezweifle ich, man könnte damit die Konfrontation und Kriegsgefahr in der Welt tatsächlich erhöhen. Länder wie Russland oder die Türkei sind ja noch vergleichsweise tolerant und können als Brücke zu anderen Ländern (die Türke auch zu islamischen) dienen. Hätte man die olympischen Spiele in Russland boykottieren sollen? Wäre Putin dadurch jetzt vielleicht weniger "aggressiv" im Hinblick auf die Krim und die Ukraine oder ganz im Gegenteil ... ? Grundsätzlich denke ich schon, daß es im Umgang unterschiedlicher Kulturen miteinander notwendig ist, eine gewisse Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Anderen zu nehmen und Provokationen zu vermeiden.

Du stellst meiner Meinung nach die falschen Alternativen gegeneinander, und Du stellst Dinge auf eine gleiche Ebene, die da nicht hingehören. Also: Russisches Militär in die Krim einsickern zu lassen um eine Annektierung zu ermöglichen (oder aber natürlich genauso damals der von den USA initiierte Krieg gegen den Irak, oder aber Anschläge muslimischer Terroristen an vielen Orten dieser Welt) ist Gewalt. Die Teilnahme einer Conchita Wurst am ESC, und deren völlig regelgerechter Sieg gemäß des Statuten dieses Wettbewerbs ist keine Gewalt, und das gilt auch für die danach gemachten Äußerungen Conchitas, wie Sie diesen Sieg interpretiert.

Hier geht es exakt um das Thema "Haltung" - wer bei der Äußerung einer Meinung immer den inneren Zensor mitbedenkt ("was könnte denn die Reaktion der Anderen sein?"), der hat eben keine wirklich eigene Meinung. Das heißt natürlich nicht, dass man seine eigene Meinung zwangsläufig provokativ äußern muß - also unter Inkaufnahme der Folge bzw. sogar mit der bewussten Absicht, Unfrieden zu schüren (siehe den inzwischen geschlossenen Ukraine-Thread). Die Grenze verläuft da, wo aus dem "Ich sehe das so" ein "Du darfst das aber nicht anders sehen, denn dann werde ich Dich entweder als dumm oder als kriminell beschimpfen" wird. Toleranz ist in dieser Sichtweise nichts anderes als dass man nie, nie die Existenzberechtigung anderer Meinungen in Zweifel zieht, so sehr sie auch der eigenen Meinung diametral entgegenstehen mögen - mit der einzigen aber sehr wichtigen Einschränkung, dass diese anderen Meinungen nicht implizieren, dass die eigene Meinungsäußerungsmöglichkeit beschnitten wird, also nicht den Menschenrechten (wie von der UN 1948 festgelegt) zuwiderlaufen dürfen.

Holgerhoto
16.05.2014, 12:12
Nun, der Autor macht doch gar keinen großen Unterschied zwischen Conchita, Trampolinspringen und Hamsterrad, er sieht in allem die Ablenkung von dem, um das es beim ESC in erster Linie gehen sollte: die Musik. Denn es wird nun einmal viel über die Siegerin, aber doch eher wenig über den Siegersong gesprochen.

Okay, aber das war doch irgendwie schon immer so.
Selbst 2010 wurde sehr viel über Lena gesprochen, aber sehr wenig über "Satellite", ja es wurde sogar explizit darauf hingewiesen, Lena hätte mit jedem anderen song auch gewonnen, zB. von Stefan Raab. So unsinnig ich diese Meinung damals fand und immer noch finde (wir hatten das Thema schon):
Und nun?

Nur weil einem eine Conchita Wurst und deren Sieg nicht gefällt, wird das nun plötzlich zum "Problem"?


Ehrlich gesagt, daß Dana International nicht einfach eine Frau war, hatte ich bisher nicht mitbekommen. Das was bei Conchita irritiert, ist wohl in erster Linie, daß sie nicht eindeutig Frau ist (selbst wenn es sich biologisch um einen Mann handelt), sondern durch den Bart dann halt doch irgendwie teils Mann und teils Frau, dazu kommt, daß sie ja im Privatleben offenbar als "normaler" (schwuler) Mann lebt. Und im Gegensatz zu anderen (wie Olivia Jones) fehlt irgendwie die humoristische Komponente, Conchita meint das irgendwie so ernst ...

Ich kann mich ehrlich gesagt zu wenig an eine "Dana" erinnern, um hier direkte Vergleiche anzustellen.
Ich kann mich allerdings auch nicht daran erinnern, daß Danas Sieg damals derartige mediale und internationale Wellen geschlagen hätte (auch nicht in Russland oder der Türkei), und ich erlaube mir, in dem derzeit stattfindenden "Diskurs" auch einen Hinweis darauf zu sehen, daß und wie sich Werte wie "Toleranz" und "Freiheit" in den Köpfen vieler Menschen eher in der Rückentwicklung zu befinden scheinen: "wir waren schon mal weiter".

Man muß einer Conchita Wurst ja geradezu dankbar sein, indirekt und vielleicht auch unbeabsichtigt darauf hingewiesen zu haben. Das gilt umso mehr, als ich mir noch vergangenen Samstag eine solche Entwicklung kaum vorstellen konnte.
Zu meinen Vorstellungen von "Toleranz" gehört eigentlich auch, daß einem eine Conchita auch einfach Wurst sein darf, was sie mir ja eigentlich auch ist.
Nun mehr und mehr in die Rolle eines "Conchita-Verteidigers" gerückt zu sein, um sie gegen m.M.n. haltlose und eigentlich auch irrelevante "Kritik" zu verteidigen, ist eigentlich auch nichts, was ich mir vor einer Woche noch vorstellen konnte.
Wie es scheint, ist es aber notwendig.


Ob es sinnvoll ist, konservativeren Ländern unsere "westlichen Werte" mit Gewalt aufzudrücken, bezweifle ich, man könnte damit die Konfrontation und Kriegsgefahr in der Welt tatsächlich erhöhen. Länder wie Russland oder die Türkei sind ja noch vergleichsweise tolerant und können als Brücke zu anderen Ländern (die Türke auch zu islamischen) dienen. Hätte man die olympischen Spiele in Russland boykottieren sollen? Wäre Putin dadurch jetzt vielleicht weniger "aggressiv" im Hinblick auf die Krim und die Ukraine oder ganz im Gegenteil ... ? Grundsätzlich denke ich schon, daß es im Umgang unterschiedlicher Kulturen miteinander notwendig ist, eine gewisse Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Anderen zu nehmen und Provokationen zu vermeiden.

Ich kann nicht erkennen, daß versucht würde, anderen ("konservativeren") Ländern unsere "westlichen Werte" aufzuzwingen, nur weil man zulässt und auch in in Ordnung findet, daß "eine Person wie Conchita Wurst" den ESC gewinnt. Es hat nichts mit "Aufzwingen" zu tun, wenn man Werte, über die in der ganz überwiegenden Mehrheit der europäischen Zivilgesellschaften weitgehend Einigkeit herrscht, gegen unangemessene Kritik und daraus abgeleitete repressive Massnahmen verteidigt und sich von diesen abgrenzt.

Bislang sind die Opfer dieser repressiven Massnahmen die (garnicht wenigen) Menschen in diesen "konservativeren" Ländern, die es tatsächlich wagen, sich entgegen der jeweils "offiziellen Linie" weiterhin für den ESC zu interessieren, und/oder gar für eine Conchita Wurst. Ich möchte nicht erleben, auch selbst (obwohl nicht homosexuell) irgendwann zu den Opfern einer solchen repressiven Politik zu gehören.

Von "Aufzwingen" könnte überhaupt nur dann gesprochen werden, wenn versucht würde, die Medien besagter "konservativerer Länder" mit militärischen oder sonstigen Mitteln zur Übertragung einer Veranstaltung wie des ESC zu zwingen.
Ich kann keinerlei Tendenzen in diese Richtung erkennen.

maybear
16.05.2014, 13:16
Du stellst meiner Meinung nach die falschen Alternativen gegeneinander, und Du stellst Dinge auf eine gleiche Ebene, die da nicht hingehören. Also: Russisches Militär in die Krim einsickern zu lassen um eine Annektierung zu ermöglichen (oder aber natürlich genauso damals der von den USA initiierte Krieg gegen den Irak, oder aber Anschläge muslimischer Terroristen an vielen Orten dieser Welt) ist Gewalt. Die Teilnahme einer Conchita Wurst am ESC, und deren völlig regelgerechter Sieg gemäß des Statuten dieses Wettbewerbs ist keine Gewalt, und das gilt auch für die danach gemachten Äußerungen Conchitas, wie Sie diesen Sieg interpretiert.Ich glaube, ich werde mit meinen Gedanken zum Thema jetzt doch einigermaßen mißverstanden. So hatte ich keinen Bezug von Conchitas Sieg zu Putins Politik hergestellt, sondern überlegt, ob und ggf. in welche Richtung sich ein Olympiaboykott hätte auswirken können (ohne eine Antwort darauf gegeben zu haben, weil ich es einfach nicht weiß). Und dann geht es nicht um Conchitas Teilnahme am ESC oder um ihren Sieg, sondern um die Frage, ob sie im nächsten Jahr den ESC moderieren sollte. Und natürlich wäre das auch keine "Gewalt", aber es könnte sich halt auswirken, wie auch immer.

Übrigens wäre es schon wieder etwas ganz anderes (und irgendwie auch originell und meiner Meinung nach nicht provokativ), wenn Tom Neuwirth den ESC in Wien moderieren würde.


Hier geht es exakt um das Thema "Haltung" - wer bei der Äußerung einer Meinung immer den inneren Zensor mitbedenkt ("was könnte denn die Reaktion der Anderen sein?"), der hat eben keine wirklich eigene Meinung.Es geht aber nicht um die Äußerung einer Meinung (natürlich kann Putin der Meinung sein, daß die östlichen Gebiete der Ukraine enge Beziehungen zu Rußland haben sollten und das auch äußern), es geht darum, wie man die aus der Meinung resultierenden Ziele durchzusetzen versucht oder andere von der eigenen Meinung zu überzeugen versucht.


Nur weil einem eine Conchita Wurst und deren Sieg nicht gefällt, wird das nun plötzlich zum "Problem"?Das kann zu einem "Problem" werden, selbst wenn einem Conchita und ihr Sieg sehr gut gefallen. Es geht doch in der Diskussion hier um die möglichen Auswirkungen in positiver oder negativer Hinsicht unabhängig vom eigenen Befinden oder Geschmack.


Ich kann mich allerdings auch nicht daran erinnern, daß Danas Sieg damals derartige mediale und internationale Wellen geschlagen hätte (auch nicht in Russland oder der Türkei), und ich erlaube mir, in dem derzeit stattfindenden "Diskurs" auch einen Hinweis darauf zu sehen, daß und wie sich Werte wie "Toleranz" und "Freiheit" in den Köpfen vieler Menschen eher in der Rückentwicklung zu befinden scheinen: "wir waren schon mal weiter".Homosexualität oder auch Geschlechtsumwandlung sind eigentlich relativ normal geworden, auch ein homosexueller Außenminister hat kaum für Diskussionen gesorgt (zumindest nicht aus diesem Grund). Hier geht es aber um eine (zumindest zu einem recht großen Teil) Kunstfigur. Lady Gaga als Moderation des ESC wäre vielleicht auch nicht das Richtige. Und ein Heterosexueller, der seine Heterosexualität deutlich herausstellt, auch nicht.


Ich kann nicht erkennen, daß versucht würde, anderen ("konservativeren") Ländern unsere "westlichen Werte" aufzuzwingen, nur weil man zulässt und auch in in Ordnung findet, daß "eine Person wie Conchita Wurst" den ESC gewinnt.Nein, das kann ich auch nicht. Sie hat nun einmal gewonnen, auch mit vielen Punkten aus osteuropäischen Ländern. Die Frage ist aber, was die Folgen sind oder sein können und wie es weitergeht.

Axel1954
16.05.2014, 13:40
Boah hab ihr alle Zeit solche Abhandlungen zu schreiben, ich hab noch nicht mal die Zeit das zu lesen geschweige zu schreiben.

Holgerhoto
16.05.2014, 13:52
Boah hab ihr alle Zeit solche Abhandlungen zu schreiben, ich hab noch nicht mal die Zeit das zu lesen geschweige zu schreiben.

Solche Mitteilungen finde ich in einem Forum immer besonders wichtig.

Garnicht auszudenken, man hätte davon nicht erfahren.

:D



@ maybear:

Wir sind uns sicher einig, daß man das Thema noch unendlich ausweiten und vertiefen könnte, vielleicht sogar müßte.
Ich weiß aber nicht so recht wohin uns das führt, und ob ich das überhaupt möchte.

Soll aber andere nicht davon abhalten, genau das zu tun. ;)

Georg
16.05.2014, 15:02
@ maybear:

Wir sind uns sicher einig, daß man das Thema noch unendlich ausweiten und vertiefen könnte, vielleicht sogar müßte.
Ich weiß aber nicht so recht wohin uns das führt, und ob ich das überhaupt möchte.

Soll aber andere nicht davon abhalten, genau das zu tun. ;)50 bucks. Wusste doch, dass du kein Fan vom Zeilensezieren bist. ;)

Lars
16.05.2014, 21:02
Ob es sinnvoll ist, konservativeren Ländern unsere "westlichen Werte" mit Gewalt aufzudrücken, bezweifle ich,

C. Wurst konnte nur mit Hilfe der "konservativen Länder" gewinnen, weil die eben gar nicht so konservativ sind wie die Autokraten und Diktatoren so gerne glauben machen wollen.
C. Wurst hat auch keine Gewalt angewendet, sondern gesungen.
Es sind auch keine westlichen Werte, sondern einfach Werte.


man könnte damit die Konfrontation und Kriegsgefahr in der Welt tatsächlich erhöhen. Länder wie Russland oder die Türkei sind ja noch vergleichsweise tolerant und können als Brücke zu anderen Ländern (die Türke auch zu islamischen) dienen. Hätte man die olympischen Spiele in Russland boykottieren sollen? Wäre Putin dadurch jetzt vielleicht weniger "aggressiv" im Hinblick auf die Krim und die Ukraine oder ganz im Gegenteil ... ? Grundsätzlich denke ich schon, daß es im Umgang unterschiedlicher Kulturen miteinander notwendig ist, eine gewisse Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Anderen zu nehmen und Provokationen zu vermeiden.

Nein. Appeasement hat noch nie geholfen.
Klare Kante ist das Einzige, was die Putins und Erdoğans und Əliyevs dieser Welt verstehen.

Rolwin
16.05.2014, 22:14
Von mir aus kann Conchita sehr gerne den nächsten ESC moderieren. Vielleicht wird es hervorragend. Von den Moderatoren in Dänemark ist bei mir nichts hängen geblieben.

Mit Raab 2011 war man auch nicht einverstanden und was hat er für einen Opener hingelegt. Für mich immer noch der beste Opener aller Zeiten und das nicht, weil Lena daran teilgenommen hat.

Auch die Titelverteidigung wurde stark kritisiert und die Einschaltquoten waren großartig.

Vorher zu unken, macht keinen Sinn. Wenn Putin das nicht sehen will, kann er doch reiten gehen oder Eishockey spielen mit allen Länderchefs, die den ESC nicht mögen :ugly:

Lars
16.05.2014, 22:20
Wenn Putin das nicht sehen will, kann er doch reiten gehen

Aber bitte mit nacktem Oberkörper. :kicher:

earplane
16.05.2014, 22:31
Vorher zu unken, macht keinen Sinn.

Man kann es nicht genug hervorheben.

Randwer
17.05.2014, 00:01
Von den Moderatoren in Dänemark ist bei mir nichts hängen geblieben.

Echt nicht? Ich fand dass man schon gemerkt hat, dass Pilou Asbæk ein guter Schauspieler ist. Kann aber sein, dass ich mehr darauf geachtet hatte, weil ich ihn von Borgen kannte.

earplane
17.05.2014, 08:17
Hier haben wir noch zwei die mit esiststeffen einer Meinung sind.
http://tvtotal.prosieben.de/tvtotal/videos/player/index.html?contentId=153541&initialTab=related

Melanie
17.05.2014, 22:08
Interessante Statements von Ali Zuckowski, einem der 4 Songschreiber von Rise like a Phoenix

http://www.stern.de/kultur/musik/er-schrieb-rise-like-a-phoenix-warum-ali-zuckowski-nicht-in-kopenhagen-war-2110606.html#utm_source=facebook-fanpage&utm_medium=link&utm_campaign=170514-1900

Economist
19.05.2014, 01:43
In der (inzwischen) gestrigen FAS (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) hat Stefan Niggemeier einen sehr lesenswerten Artikel mit dem Titel "Ein Sieg der Möglichkeiten" geschrieben - leider habe ich ihn nirgendwo online finden können.

Der Artikel ist in vielerlei Hinsicht die Antithese zu der Position von esiststeffen am Anfang dieses Threads. Niggemeier freut sich, weil durch den Sieg beim ESC Tom Neuwirth alias Conchita Wurst "es für alle, die anders sind als die anderen, ein kleines bisschen leichter und den Gegnern von Freiheit und Vielfalt schwerer macht". Ich freue mich mit ihm.

Tiny Tim
19.05.2014, 02:07
In der (inzwischen) gestrigen FAS (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) hat Stefan Niggemeier einen sehr lesenswerten Artikel mit dem Titel "Ein Sieg der Möglichkeiten" geschrieben - leider habe ich ihn nirgendwo online finden können.

Der Artikel ist in vielerlei Hinsicht die Antithese zu der Position von esiststeffen am Anfang dieses Threads. Niggemeier freut sich, weil durch den Sieg beim ESC Tom Neuwirth alias Conchita Wurst "es für alle, die anders sind als die anderen, ein kleines bisschen leichter und den Gegnern von Freiheit und Vielfalt schwerer macht". Ich freue mich mit ihm.

Ich habe den Artikel ebenfalls mit Freude gelesen und stimme ihm voll und ganz zu.

earplane
19.05.2014, 11:28
http://www.youtube.com/watch?v=6bz0rLo_fhU

Bronto
19.05.2014, 12:01
http://www.youtube.com/watch?v=f4Mc-NYPHaQ

support4lena
19.05.2014, 12:08
Interessante Diskussion, die esiststeffen hier losgetreten hat. Ich bin hin- und hergerissen, kann irgendwie beide Seiten verstehen. Eins scheint bisher gar nicht thematisiert worden zu sein (oder ich habe es überlesen): der Künstlername Conchita Wurst. Warum um alles in der Welt Wurst? Ich meine, wenn man ernst genommen werden möchte, sollte man sich doch nicht so einen Gaga-Namen zulegen. Damit zieht man doch das Ganze ins Lächerliche, was ich schade finde.

j_easy
19.05.2014, 12:32
Interessante Diskussion, die esiststeffen hier losgetreten hat. Ich bin hin- und hergerissen, kann irgendwie beide Seiten verstehen. Eins scheint bisher gar nicht thematisiert worden zu sein (oder ich habe es überlesen): der Künstlername Conchita Wurst. Warum um alles in der Welt Wurst? Ich meine, wenn man ernst genommen werden möchte, sollte man sich doch nicht so einen Gaga-Namen zulegen. Damit zieht man doch das Ganze ins Lächerliche, was ich schade finde.

Damit sagt Conchita m. E. aus, dass das Aussehen egal, also völlig WURST ist. :)

[fliP]
19.05.2014, 13:08
Damit sagt Conchita m. E. aus, dass das Aussehen egal, also völlig WURST ist. :)

Genau so wurde es in Interviews erzählt.

Melanie
19.05.2014, 16:31
Rise like a phoenix hat es auf Platz 9 in den UK-Charts geschafft.

Tanea
19.05.2014, 16:58
Ich meine, wenn man ernst genommen werden möchte, sollte man sich doch nicht so einen Gaga-Namen zulegen. Damit zieht man doch das Ganze ins Lächerliche, was ich schade finde.

Darauf wird sie wohl öfter angesprochen, wie sie hier in der Antwort auf eine Frage, die hier auch schon gestellt wurde, erklärt:
http://www.youtube.com/watch?v=cvfbZxPUcfk#t=3m24

Surfer
19.05.2014, 17:00
Damit sagt Conchita m. E. aus, dass das Aussehen egal, also völlig WURST ist. :)

Und warum brezelt sie/er sich dann so auf? :D

mr.spock1968
19.05.2014, 17:04
Rise like a phoenix hat es auf Platz 9 in den UK-Charts geschafft.


Hier steht aber 17

http://www.officialcharts.com/singles-chart/

Melanie
19.05.2014, 17:07
Hier steht aber 17

http://www.officialcharts.com/singles-chart/

Oops, dann hab ich das mit den BBC1 charts verwechselt, da sind die Common Linnets auf Platz 5 und Conchita Wurst auf Platz 9.

earplane
19.05.2014, 17:19
http://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Bart-ueberm-Kleid-reichte-nicht,bartreichtenicht100.html

bates
19.05.2014, 17:54
Schöner Text von Feddersen. Gut argumentierte Zurückweisung des "Klamauk"-Vorwurfs und angemessene Relativierung der "Toleranz"-These.


Nur alles mit Toleranz zu erklären, hieße, die Leistung dieses Performers sehr zu relativieren

Eben.

Viele seiner Thesen konnte man freilich schon Tage vorher in unserem schlauen Forum lesen – etwa die, dass der Look von Neuwirth/Wurst eben gerade nicht "künstlich" wirkte:


Sie gewann, meinem Eindruck nach, weil sie das Kostümierte vergessen machte.

Economist
19.05.2014, 18:08
Und warum brezelt sie/er sich dann so auf? :D

Ganz einfach (insofern hat j_easy die Aussage Conchitas in unzulässiger Weise verkürzt dargestellt): Wie wichtig dem/der Einzelnen ihr EIGENES Aussehen ist, ist dessen Angelegenheit und natürlich (ihm/ihr) NICHT "wurst". Demgegenüber sollte(!) das Aussehen für Andere "wurst" sein, wenn es um die Beurteilung des Charakters einer Person von außen geht. Sprachwissenschaftlich ausgedrückt ist Ersteres eine "positive" (was ist?) und Letzteres eine "normative" (was soll sein?) Aussage.

support4lena
19.05.2014, 18:21
Schöner Text von Feddersen. Gut argumentierte Zurückweisung des "Klamauk"-Vorwurfs und angemessene Relativierung der "Toleranz"-These.

Letzteres ja, aber den Klamauk-Vorwurf sehe ich bzgl. des Namens nicht widerlegt. In dem oben verlinkten Interview bezeichnet Conchita den Nachnamen ja selbst als Spaß und betont, beides zu sein, "serious and funny". Nun ist das mit dem Humor ja immer so eine Sache. Was man witzig findet, ist höchst subjektiv. Ich finde den Nachnamen Wurst eben leider nicht witzig, für mich ist das Klamauk.

Von diesem einen Punkt abgesehen stört mich aber gar nichts an Conchita, ihr Auftritt war der interessanteste des Abends und hat zu Recht gewonnen.

bates
19.05.2014, 18:50
Letzteres ja, aber den Klamauk-Vorwurf sehe ich bzgl. des Namens nicht widerlegt. In dem oben verlinkten Interview bezeichnet Conchita den Nachnamen ja selbst als Spaß und betont, beides zu sein, "serious and funny". Nun ist das mit dem Humor ja immer so eine Sache. Was man witzig findet, ist höchst subjektiv. Ich finde den Nachnamen Wurst eben leider nicht witzig, für mich ist das Klamauk.

Stimmt schon, der Name wäre auch durchaus passend für eine reine Klamaukfigur. Mag sogar sein, dass ich das selbst so vage eingeordnet habe, als ich ihn das erste Mal hörte. Allerdings hat sich bei mir (so wie es mir bei komischen Namen immer geht) der Eindruck des Menschen – also in dem Fall einer gediegenen und komplett un-klamaukigen Performance – rückwirkend auf die Wahrnehmung des Namens ausgewirkt, und jetzt wirkt er auf mich nicht mehr klamaukig.

Tiny Tim
19.05.2014, 19:00
Als "klamaukig" habe ich den Namen Conchita Wurst zu keinem Zeitpunkt empfunden, eher als selbstironisch. Und dadurch passt er auch sehr schön zu der Dialektik aus angenehm lustiger Übertreibung und aufrichtig ernster Überzeugung, die den Siegerauftritt beim ESC auszeichnete. Oder anders ausgedrückt: Der Name Conchita Wurst bildet ein sehr interessantes Counterpart zum Pathos von "Rise Like A Phoenix".

Doktor Landshut
19.05.2014, 19:06
Jedenfalls ist Conchita Wurst ein lustiger Name, der hängen bleibt und den man nicht so schnell vergisst und er zeigt auch, dass derjenige, der ihn trägt, über diesen speziellen, in extrovertierteren Schwulenszenen üblichen Sinn für schräg-schrillen Humor verfügt, der auch in seiner gesamten mit großem Pathos vorgetragenen Gesangs-Performance zum Ausdruck kam und die ich wie eine Parodie auf den klassischen Grand Prix der 60/70er Jahre empfunden habe.

esiststeffen
19.05.2014, 19:16
Dann melde ich mich hier nach langer Zeit auch mal wieder zu Wort ;)


Ich weiß nicht ob deine Fantasie dazu ausreicht aber stell dir doch einfach mal vor dass dort auf der Bühne statt dessen eine sehr hübsche weibliche Sängerin ohne Bart gestanden hätte. Zum Beispiel Lena , Cristina Stürmer, Eva Briegel von Juli oder eine andere Sängerin die du magst. Alles andere wäre identisch gewesen, der Song, das Kleid, die Show der Gesang. Hätte das deine Einschätzung geändert?
Ich vermute dass du dann diesen Thread hier nicht gestartet hättest, oder?
Glaub mir, wenn mir etwas an einem Auftritt von Juli o.ä. nicht gefällt, dann bin ich der erste, der es auch offen kritisiert ;)
Ich weiß zum Beispiel nicht, ob du dich an den Auftritt von Juli beim Bundesvision Song Contest 2011 erinnern kannst (als Lenafan helf ich dir mal auf die Sprünge mit dem Stichwort "Lena unter dem Kleid" :whistle:); da hab ich vom Gesamtkonzept her (Song, Kostüme, Bühnenshow) auch so ein bisschen ein Trauma wegbekommen, weil das einfach das komplette Gegenteil von dem war, wofür Juli für mich steht.


Ein weiterer Punkt deiner Argumentation, dem man zunächst beipflichten möchte oder könnte, ist deine Besorgnis oder auch Feststellung, daß die Qualität der songs beim ESC (wieder) den Bach runter gehe, wobei du dich ausdrücklich auf Lena beziehst, die doch diesbezüglich zu so viel Hoffnungen Anlass gegeben habe.
Letzeres könnte man so sehen oder auch nicht (jemand, der von Lena nicht ganz so begeistert war wie hier im Forum üblich, könnte genau da auch anderer Ansicht sein), aber nehmen wir es einfach mal als gegeben hin, es war jedenfalls auch meine damalige Empfindung.

Du machst nun aber den gravierenden Fehler, für diese angenommene "wieder rückläufige Entwicklung" der song- und Auftrittsqualität beim ESC nun gerade den Erfolg einer Conchita Wurst verantwortlich zu machen, als hätte eine solche Entwicklung nicht schon im Jahr 2011 eingesetzt, als mit "Elli&Nikki" genau die Art von banalem und spiessigem Allerweltspop der Kategorie "3. Liga" gewann, die ich beim ESC nun überhaupt nicht sehen möchte, und auch die Auftritte der Dänen und Schweden mit ihren albernen Glaskästen und ähnlichem Firlefanz gingen in genau die Richtung, alles andere habe ich längst verdrängt. Es setzte sich fort mit dem grandios gescheiterten Versuch, den Erfolg von "USFO" und dessen Ergebnis zu wiederholen, und was ich im darauffolgenden Jahr von "Cascada" hielt, möchte ich mit Rücksicht auf die Empfindungen hier ggf. mitlesender Cascada-Fans lieber nicht genauer ausführen. Und auch die Gewinner Loreen und Emily Forrest waren nun nicht gerade Ausdruck einer irgendwie gearteten besonderen Innovation oder Kreativität, wie auch immer man im Einzelnen über diese denken mag.
Du hast schon recht, dass es nach Lena keinen Siegerbeitrag mehr gab, der mich so richtig vom Hocker gerissen hätte. Ell & Nikki fielen für mich in die Kategorie "ganz nett und harmlos, hat man aber kurz danach wieder vergessen" (und angesichts der ja doch verhältnismäßig geringen Ausbeute von nur 221 Punkten glaub ich auch heute noch, dass dieser Beitrag den Sieg auch zu einem gewissen Teil der recht schwachen Konkurrenz in jenem Jahr verdankt). Loreen hat demgegenüber sehr deutlich gewonnen, aber ihr Beitrag und ihre Performance erhielten mir irgendwie zu viel Drama, zu viel durchkalkulierte Choreographie, als dass ich damit richtig warm wurde. Aber immerhin kann man songtechnisch ja nix gegen sie sagen; Euphoria war ein internationaler Hit und sogar in Deutschland auf Platz 1 (was seit Waterloo kein ausländischer Siegertitel mehr geschafft hatte). Joa, und Emmelie empfand ich dann, wie schon früher ausgeführt, einfach nur als eiskalt ausgeklügeltes Potpourri von allem, was erfolgreiche ESC-Beiträge in den letzten Jahren ausgemacht hatte (hübsches, elfengleiches Mädchen, dramatischer Song, Flöte, Trommeln, Feuerwerk). Aber dennoch, wie gesagt, Conchita steht da für mich dann doch noch mal auf einer ganz anderen Ebene, als dass (für mich) der Song hier völlig in den Hintergrund trat – maybear hatte doch richtigerweise geschrieben, dass fast alle nur über die Person debattieren und kaum jemand über den Song.


Ja, es mag schon stimmen, dass der Song für sich genommen vielleicht gar nicht so schlecht war und er/sie/es ihn verdammt gut gesungen hat – nur, ich hatte es ja schon mal angemerkt, sind Powerballaden mit Powerstimme für mich ganz generell eine Kunst, die ziemlich an mir vorbeigeht. So Künstlerinnen wie, sagen wir, Mariah Carey sind nicht meine Welt. Beim ESC hat man solche Songs ja immer wieder, und ich muss sagen, dass ich jetzt kaum eine wirkliche Ballade aus den letzten ESC-Jahren nennen könnte, die mir im Gedächtnis geblieben wäre (vielleicht noch die von Rona Nishliu vor zwei Jahren für Albanien, die auch eher in die Kategorie Skurrilität fiel :X); die meisten rauschen an mir ganz einfach nur so vorbei. Hier in diesem Fall ist es eben gerade die außergewöhnliche Erscheinung der Künstlerin bzw. des Künstlers, die dafür sorgt, dass man den Beitrag nicht so schnell vergisst wie andere, die von Song und Performance her vergleichbar gewesen wären. Kann schon sein, dass ich mit meinem balladesken Unverstand dann automatisch daraus schließe, dass am Sieg dieses Songs nur der Bart schuld ist .... :whistle:
(Es bleibt halt die Frage, ob eine andere, normalere Künstlerin – oder ein Künstler – mit den gleichen oder vielleicht noch besseren sängerischen Fähigkeiten als Tom eine Chance gehabt hätte, mit diesem Song zu gewinnen. Niemand von uns wird diese Frage jemals abschließend beantworten können. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich zumindest diesen Beitrag dann jetzt schon wieder ganz und gar vergessen hätte.)


Ansonsten, wie schon im Thread über das Finale geschrieben: In der Breite fand ich die Songs, zumindest die, die es ins Finale geschafft haben, diesmal gar nicht so übel. Auch im Vergleich zu 2012/13 (und halt erst recht zu den ESCs der 2000er) war diesmal viel weniger Trash dabei (richtig negativ herausgestochen hat im Finale für mich nur Frankreich, die es ohne Big5-Bonus sicher auch nicht ebendorthin geschafft hätten). Aber grad deshalb fand ich es eben schade, dass trotzdem ausgerechnet ein Beitrag gewonnen hat, der für mich noch sehr das Flair des "alten" ESC verkörpert :whistle:



In Ermangelung eines geeigneteren Threads und weil ich dafür keinen eigenen aufmachen möchte werfe ich das mal hier rein.
http://blog.prinz.de/grand-prix/conchitas-sieg-heldentat-fuer-die-community-baerendienst-fuer-den-esc/

Noch ein verspätetes Danke für diesen Link. Auch wenn dieser Mensch (kein Name dazu?) zum Teil sicherlich in ganz andere Richtungen denkt und aus ganz anderen Richtungen argumentiert als ich (so wäre ich z.B. sicher nicht auf die Idee „Conchita hat gewonnen, jetzt machen Russland & Co. sicher nicht mehr beim ESC mit“ gekommen), und auch wenn ihm in manchen Fragen eine gewisse Überbesorgtheit nicht abgesprochen kann ;), so kommt er doch zu vielen Schlüssen, die ich so unterschreiben würde. Gerade die Relevanz des Liedes hab ich ja schon zur Genüge angesprochen. Und dann natürlich auch was das Thema „Freakshow“ angeht. Ich wünsch mir ja eben schon seit vielen Jahren, dass der ESC (wieder) als ernsthafter Musikwettbewerb gesehen wird, den auch der Mainstream „da draußen“ wahrnimmt und respektiert, und keine alljährliche Karnevalsveranstaltung der Gay Community :whistle:


http://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Bart-ueberm-Kleid-reichte-nicht,bartreichtenicht100.html
Interessant, dass er offenbar als allererster in dieser Debatte die Brücke zu Verka Seduchka schlägt. In der Tat war mir selber diese Assoziation schon ganz früh gekommen. Nun, ich weiß nicht, ob ich es (Stichwort Freakshow) eher begrüßt hätte, wenn Verka damals gewonnen hätte, als ich es bei Conchita tue. Wie Feddersen schon richtig bemerkt, ist es aber an Verka ganz offensichtlich, dass dieses Projekt vor allem spaßig gemeint ist (und die Glitzerglamourwelt vielleicht auch eher parodiert, anstatt sie sich zu eigen zu machen), während das Tom bzw. Conchita offenbar eher (bewusst?) offen lässt. Noch einen Unterschied möchte ich jedoch benennen: Bei Verka war auch das Lied ungeheuer eingängig, und auch jetzt (nach 7 Jahren!) könnte ich den Refrain wohl noch so halbwegs wiedergeben. Conchitas Lied war, wie oben dargelegt, dann für mich (!) doch zumindest eher ein Song zum Vergessen ;)




Nun, der Autor macht doch gar keinen großen Unterschied zwischen Conchita, Trampolinspringen und Hamsterrad, er sieht in allem die Ablenkung von dem, um das es beim ESC in erster Linie gehen sollte: die Musik. Denn es wird nun einmal viel über die Siegerin, aber doch eher wenig über den Siegersong gesprochen.

Ehrlich gesagt, daß Dana International nicht einfach eine Frau war, hatte ich bisher nicht mitbekommen. Das was bei Conchita irritiert, ist wohl in erster Linie, daß sie nicht eindeutig Frau ist (selbst wenn es sich biologisch um einen Mann handelt), sondern durch den Bart dann halt doch irgendwie teils Mann und teils Frau, dazu kommt, daß sie ja im Privatleben offenbar als "normaler" (schwuler) Mann lebt. Und im Gegensatz zu anderen (wie Olivia Jones) fehlt irgendwie die humoristische Komponente, Conchita meint das irgendwie so ernst ...

Man stelle sich vor, Horst Schlämmer (also Hape in seiner Rolle als Heterosexueller) hätte den ESC in Düsseldorf moderiert, das hätte sicher in anderen Länder auch für Irritationen gesorgt, Hape als (schwuler, aber sonst halt ganz normaler) Moderator wohl kaum.

Übrigens wäre es schon wieder etwas ganz anderes (und irgendwie auch originell und meiner Meinung nach nicht provokativ), wenn Tom Neuwirth den ESC in Wien moderieren würde.
:daumen::daumen:
Auch sonst find ich mich in deinen Beiträgen momentan am besten wieder.

vampire67
19.05.2014, 19:47
Hier steht aber 17

http://www.officialcharts.com/singles-chart/
Interessanter und recht umfangreicher einschlag von ESC titel in die Top 100, schade für Elaiza, aber da hab ich von vorherein mehr mit östlichem absatz gerechnet..
Andererseits stehen bei der hälfte der anderen titel bei mir grosse fragezeichen über dem haupt, also schwaches feld in UK aktuell :gruebel:


Eine interessante beobachtung heute morgen zu den nachrichten im morgenmagazin und dem empfang von Conchita in Wien.
Das hatte sowohl vom ablauf als auch umfang der menschenmassen durchaus Lena-format.
http://www.tt.com/kultur/musik/8407747-91/k%C3%B6niglicher-empfang-f%C3%BCr-conchita-wurst-10.000-fans-feierten-in-wien.csp
http://wien.orf.at/news/stories/2647797/

Auch interessant, Chonchita verzichtete auf einen auftritt auf dem balkon des kanzleramts:
„Ich fühle mich nicht als Königin. Auf den Balkon zu treten überlasse ich anderen Menschen. Ich will lieber in die Menge und auf die Bühne.“

j_easy
19.05.2014, 20:59
Ganz einfach (insofern hat j_easy die Aussage Conchitas in unzulässiger Weise verkürzt dargestellt): Wie wichtig dem/der Einzelnen ihr EIGENES Aussehen ist, ist dessen Angelegenheit und natürlich (ihm/ihr) NICHT "wurst". Demgegenüber sollte(!) das Aussehen für Andere "wurst" sein, wenn es um die Beurteilung des Charakters einer Person von außen geht. Sprachwissenschaftlich ausgedrückt ist Ersteres eine "positive" (was ist?) und Letzteres eine "normative" (was soll sein?) Aussage.

Demnächst verkürze ich zulässig. Danke für die nette Korrektur ... :glaskugel:

Grombold
19.05.2014, 22:26
Demnächst verkürze ich zulässig. Danke für die nette Korrektur ... :glaskugel:

:thumbsup:

earplane
21.05.2014, 14:29
Was sagen Sie zum ESC-Sieg von Conchita Wurst? (Top 3)

3. Conchita Wer? Ich dachte, das war Bill Kaulitz von Tokio Hotel! - 14,12% (6803 Stimmen)
2. Das Wichtigste ist doch, dass der ESC gut für die Völkerverstän... Moment mal! Hat da gerade jemand "Russland" gesagt? Buuuuuh! Buh! Buuuuh! - 14,53% (7003 Stimmen)
1. Ich bin allgemein misstrauisch, wenn populäre Österreicher auf ihren Bart reduziert werden. - 40,1% (19.321 Stimmen)


http://www.der-postillon.com/2014/05/sonntagsfrage-113-wie-lasst-sich-dem.html

Melanie
31.05.2014, 11:37
Conchita Wurst ist am Mittwoch bei tv total.

j_easy
01.06.2014, 01:26
Conchita Wurst ist am Mittwoch bei tv total.

Bin gespannt.

stardust2012
07.11.2014, 14:05
Passt hier eigentlich ganz gut rein;): Bei diesem Interview mit Conchita für ZDFtivi https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=PuUgTnzOc2I gibt Conchita bei 09:40 zu, dass er Lena ganz gerne hört!:thumbsup:

Zu der Diskussion: Ich bin mir auch sicher, dass er nur wegen dem Bart gewonnen hat. Top 10 wäre auch ohne drinnen gewesen, da der Song gar nicht so schlecht war. Trotzdem freue ich mich für ihn und finde es toll, dass er sein Ding durchzieht, egal was andere von ihm denken.:thumbsup:
Und: Auffallen um jeden Preis ist halt die beste Strategie, bekannt zu werden. Lady Gaga wäre ohne ihre Kostüme nur eine durchschnittliche, normale Sängerin ohne Welterfolg.;)

woelfen
07.11.2014, 14:32
Klugscheißer -Modus an: Sie hat bestimmt nicht wegen dem Bart gewonnen, eventuell aber wegen des Bartes. Vielleicht auch trotz des Bartes. Ende der Klugscheißerei.

stardust2012
07.11.2014, 14:40
Klugscheißer -Modus an: Sie hat bestimmt nicht wegen dem Bart gewonnen, eventuell aber wegen des Bartes. Vielleicht auch trotz des Bartes. Ende der Klugscheißerei.

Jaja!:D

support4lena
07.11.2014, 14:53
Klugscheißer -Modus an: Sie hat bestimmt nicht wegen dem Bart gewonnen, eventuell aber wegen des Bartes. Vielleicht auch trotz des Bartes. Ende der Klugscheißerei.

Ach, wegen so einem kleinen Fehler... ;)

Melanie
07.11.2014, 16:15
Die Wurst ist mal wieder gefragt. Erst war sie bei der UNO in Wien, morgen ist sie bei Wetten Dass...? und im Film Die Pinguine aus Madagascar hat sie eine Synchronrolle.

support4lena
07.11.2014, 18:09
Die Wurst ist mal wieder gefragt. Erst war sie bei der UNO in Wien, morgen ist sie bei Wetten Dass...? und im Film Die Pinguine aus Madagascar hat sie eine Synchronrolle.

Pinguin mit Bart? ;)

Melanie
07.11.2014, 18:14
Pinguin mit Bart? ;)

Eine russische Schneeeule

j_easy
07.11.2014, 19:19
Passt hier eigentlich ganz gut rein;): Bei diesem Interview mit Conchita für ZDFtivi https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=PuUgTnzOc2I gibt Conchita bei 09:40 zu, dass er Lena ganz gerne hört!:thumbsup:

Zu der Diskussion: Ich bin mir auch sicher, dass er nur wegen dem Bart gewonnen hat. Top 10 wäre auch ohne drinnen gewesen, da der Song gar nicht so schlecht war. Trotzdem freue ich mich für ihn und finde es toll, dass er sein Ding durchzieht, egal was andere von ihm denken.:thumbsup:
Und: Auffallen um jeden Preis ist halt die beste Strategie, bekannt zu werden. Lady Gaga wäre ohne ihre Kostüme nur eine durchschnittliche, normale Sängerin ohne Welterfolg.;)

Conchita / Tom hört Lena sogar "extrem gerne" :D

stardust2012
07.11.2014, 19:32
Conchita / Tom hört Lena sogar "extrem gerne" :D

Stimmt!:zahn:
Ich höre Lena auch nach wie vor "extrem gerne";):wub3:, aber trotzdem freue ich mich schon riesig auf die Erscheinung von Crystal Sky, da ich schon sehnsüchtigst auf neue Songs und auch wieder eine Tour warte!:wub2::trampel: (Das wäre dann mein drittes Konzert und meine dritte Tour!:orbit:)

Lars
07.11.2014, 19:43
Klugscheißer -Modus an: Sie hat bestimmt nicht wegen dem Bart gewonnen, eventuell aber wegen des Bartes. Vielleicht auch trotz des Bartes. Ende der Klugscheißerei.

Klugscheißer -Modus an:
Bei "trotz" hat sich heute der falsche Genitiv weitgehend durchgesetzt, in besserem Deutsch heißt es dennoch "trotz dem Barte" :P
(trotz ist eigtl. ein Verb: Ich trotze dem Barte)
Ende der Klugscheißerei.

Ill
07.11.2014, 20:03
Passt hier eigentlich ganz gut rein;): Bei diesem Interview mit Conchita für ZDFtivi https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=PuUgTnzOc2I gibt Conchita bei 09:40 zu, dass er Lena ganz gerne hört! ...
Was denn heißt hier "gibt zu"? ;)

Conchita nennt Lena sogar von sich aus (zusammen mit Gaga und Perry) und nicht auf konkrete Nachfrage, was ja nicht viel bedeutet hätte.

Überhaupt ein nettes Interview. ("Was hast du auf Reisen dabei?" "Haare, ohne Ende!" :ugly:)

j_easy
07.11.2014, 20:16
Was denn heißt hier "gibt zu"? ;)

Conchita nennt Lena sogar von sich aus (zusammen mit Gaga und Perry) und nicht auf konkrete Nachfrage, was ja nicht viel bedeutet hätte.

Überhaupt ein nettes Interview. ("Was hast du auf Reisen dabei?" "Haare, ohne Ende!" :ugly:)

:thumbsup:

stardust2012
07.11.2014, 21:51
Was denn heißt hier "gibt zu"? ;)

Conchita nennt Lena sogar von sich aus (zusammen mit Gaga und Perry) und nicht auf konkrete Nachfrage, was ja nicht viel bedeutet hätte.

Überhaupt ein nettes Interview. ("Was hast du auf Reisen dabei?" "Haare, ohne Ende!" :ugly:)

Jaja!:D (Wieso legt ihr gleich jedes Wort von mir auf die Goldwaage?!:D :))

Bina
08.11.2014, 13:03
Tolles Interview

Melanie
16.11.2014, 20:20
Conchita ist mit Gaultier durch die Nacht von Kopenhagen gegeistert

https://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Durch-die-Nacht-mit-Conchita-und-Gaultier,durchdienacht100.html

j_easy
16.11.2014, 23:52
Conchita ist mit Gaultier durch die Nacht von Kopenhagen gegeistert

https://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Durch-die-Nacht-mit-Conchita-und-Gaultier,durchdienacht100.html

Herr Feddersen war mal wieder etwas vergesslich und stiefelte in etliche Fettnäpfe. In den Kommentaren bekommt er dafür Feuer.

earplane
17.11.2014, 09:05
Frage an die Moderation. Mit Bitte um Antwort.
Wäre es vielleicht möglich den Titel zu ändern? So wie es momentan ist wirft das kein gutes Licht auf unser Forum. Toleranz oder gar Akzeptanz sieht anders aus.
Wir geben hier ja auch aus gutem Grund den Threads zu anderen Künstlern keine Namen wie
"Helene vs. Lena: Warum ich mich über den Erfolg von Frau Fischer nicht freuen kann" Auch wenn das einzelnen Foristen vielleicht in den Kram passen würde.

Es würde uns ja auch nicht besonders gefallen wenn im Forum eines anderen Künstlers ein Anti-Lena Thread existieren würde.

Conchita Wurst dürfte doch genügen. Alternativ könnte ich auch einen neuen Thread für die Künstlerin öffnen und ihr macht hier zu.

Melanie
17.11.2014, 10:40
Ich denke auch, dass man den Threadtitel in Conchita Wurst ändern sollte.

Lars
17.11.2014, 11:08
Frage an die Moderation. Mit Bitte um Antwort.
Wäre es vielleicht möglich den Titel zu ändern?

Es wäre. Vielleicht. ;)



Wir geben hier ja auch aus gutem Grund den Threads zu anderen Künstlern keine Namen wie
"Helene vs. Lena: Warum ich mich über den Erfolg von Frau Fischer nicht freuen kann"

Obwohl dies den HF-Thread gut beschreiben würde. :kicher:


Es würde uns ja auch nicht besonders gefallen wenn im Forum eines anderen Künstlers ein Anti-Lena Thread existieren würde.

Ein Anti-Wurst-Fred ist das hier eigtl. nie gewesen. Aber der Titel ist schon seltsam.


Conchita Wurst dürfte doch genügen. Alternativ könnte ich auch einen neuen Thread für die Künstlerin öffnen und ihr macht hier zu.


Ich hab's mal umbenannt.

esiststeffen
17.11.2014, 12:47
Ich hätt es fair gefunden, wenn ich als Threadersteller zumindest noch mal um meine Meinung gefragt worden wäre. Genau die gleiche Frage war ja auch damals, als der Thread neu war, schon mal aufgekommen. Und ich hatte ja auch damals ganz bewusst dieses eine "spezielle" Thema formuliert, weil es mir eben (damals wie heute) ausschließlich um ihren ESC-Sieg ging und um die Frage, was dieser bedeutet. Selbstverständlich darf es auch einen "allgemeinen" Conchita-Wurst-Thread geben, aber das war nicht mein Anliegen und interessiert mich auch nicht besonders. Jetzt gehe ich als Ersteller eines genau solchen Threads in die Annalen des Forums ein; und ich gestehe: Besonders glücklich bin ich damit nicht ;)

Doktor Landshut
17.11.2014, 12:51
Wäre es vielleicht möglich den Titel zu ändern? So wie es momentan ist wirft das kein gutes Licht auf unser Forum. Toleranz oder gar Akzeptanz sieht anders aus.


Das stimmt, in der ARD-Woche der Toleranz kommt sowas gar nicht gut. Mein Änderungs-Vorschlag: "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat keins" oder "Hier gehts um die Wurst". ;)

[fliP]
17.11.2014, 14:31
Das stimmt, in der ARD-Woche der Toleranz kommt sowas gar nicht gut. Mein Änderungs-Vorschlag: "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat keins" oder "Hier gehts um die Wurst". ;)
Ich schlage vor:


WURST
- ODER -
KÄSE?

mr.spock1968
17.11.2014, 15:14
;581086']Ich schlage vor:


WURST
- ODER -
KÄSE?



:hungrywub:

david davidson
17.11.2014, 18:07
Hm, jetzt gibts zwei Threads mit selbem Namen. ;) --> http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?8315-Conchita-Wurst

So ganz allgemein "um die Wurst" gings hier ja nie, von daher fände ich einen spezielleren Titel für den Thread hier schon angebracht.
Ich nenne ihn jetzt mal "Kommentare zum ESC-Sieg von Conchita Wurst", ich denke damit dürften alle zufrieden sein. :)

j_easy
17.11.2014, 18:12
;581086']Ich schlage vor:


WURST
- ODER -
KÄSE?

Beides! :zahn:

earplane
29.04.2015, 21:40
Google hat mal geschaut nach was Austrien so im Internet sucht. Und dabei unter anderem die ESC Sieger verglichen. Gewonnen hat natürlich Conchita.
http://www.heute.at/freizeit/musik/art31330,1153485

Für uns interessant, Lena ist mit Platz 5 dort auch recht weit vorn gelandet.