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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anspruch und Glaubwürdigkeit in der Popmusik



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esiststeffen
23.11.2017, 01:43
Durchaus, einige, zum Beispiel (hier mal wild querbeet, wie es mir gerade einfällt, und ich erlaube mir mal, "Pop/Rock" sehr weit zu fassen ;)): Fehlfarben, Element of Crime, Tocotronic, Ideal, DAF, Stereo Total, Ärzte (alte Jugendliebe), Goldene Zitronen, EA80, Lassie Singers/Christiane Rösinger, Wir Sind Helden (ein paar Sachen), Wanda (zum Teil), Blumfeld (die ersten drei), Die Sterne (Frühwerk), Beginner, Jan Delay (die ersten zwei), Fanta 4 (manches), Scherben (das kauzige Spätwerk), Rio Reiser (nur gelegentlich & manches), Kraftwerk, Nina Hagen, Hildegard Knef, Uschi Nerke (leider viel zu unbekannte DDR-Jazz-Chanteuse), Alexandra (zu Unrecht als Schlagersängerin verschrien), Funny van Dannen, Rainald Grebe, Udo Lindenberg (Frühwerk), Udo Jürgens (ja, ganz im Ernst, aber selten) ... ließe sich noch lange fortsetzen.

Ich habe nichts gegen deutschsprachige Musik als solche, und unter den oben genannten Beispielen gibt es sowohl Künstler, die eine "Pop-Leichtigkeit" auf Deutsch tatsächlich hinbekommen (was m.E. viel schwieriger ist als auf Englisch), wie solche, die gerade der Sperrigkeit und Sprödheit unserer Sprache ihren Reiz abgewinnen. Und was ich oben über englische Songs sagte, gilt natürlich auch umgekehrt: Viele deutschsprachige Songs würden für mich eben auch nicht auf Englisch funktionieren.

Juli hab ich jetzt nicht genannt, tut mir leid. ;) (Aber angenehmer als Silbermond finde ich die schon, falls dich das tröstet.)

Dass ich etwas dagegen hätte, dass Lena auf Deutsch singt, trifft es auch nicht ganz. Genauer ist: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deutsche Musik machen wird, die mir gefällt.
Hmmm .... da sind durchaus auch Namen dabei, die mich bei dir nicht soooo sehr überraschen :)
Da Wir sind Helden von all den Genannten vermutlich diejenigen sind, mit deren Schaffen ich deutlich am meisten vertraut bin, frage ich hier noch mal genauer nach: Welche "paar Sachen" von ihnen magst du denn, und wofür?

Im Prinzip geht es mir ja auch gar nicht so viel anders als dir, was Deutsch vs. Englisch angeht. Für mich sind das auch zwei komplett unterschiedliche Musikrichtungen, und ich kenne nur wenige Musiker, die ich mir in der einen Sprache ebenso gut wie in der anderen vorstellen könnte. Ich hab immer so ein bisschen Sarah Connor als Negativbeispiel im Hinterkopf (irgendwo in diesem Forum hatte ich das schon mal geschrieben, aber keine Ahnung mehr wo): Auf Englisch erschien sie mir als so ziemlich unser einziger Popstar von internationalem Format; aber seit sie deutsche Texte singt, klingt sie wie eine Schlagerboje. Und auch ich könnte mir Lena momentan nur schwer mit (mir gefallenden) deutschsprachigen Popsongs vorstellen, ebenso wie ich mir um Himmels willen keine englischsprachigen Julisongs ausmalen möchte. Und das passt dann wieder irgendwo auch sehr gut zum Thema dieses Threads: Für mich gehört die Sprache, in der ein Interpret in erster Linie singt, auch untrennbar zu seinem "Markenkern" dazu. Diesen auf einmal zu wechseln, würde für mich immer auch ein Stück weit nach Selbstaufgabe, nach Anpassung an den Zeitgeist riechen – und eben zu Lasten der Glaubwürdigkeit des Betreffenden gehen ;)

Allerdings gibt es über meinen Konsum deutschsprachiger Musik durchaus noch etwas zu sagen, was mir schon vor langem auffiel und was ich auch selber nicht unbemerkenswert finde: Auch unter den mir gefallenden Songs gibt es nur wenige, die ich wirklich vor allem für ihren Text abfeiere, in dem Sinne, dass ich diesen haarklein in mich aufsauge und ggf. analysiere. Es gibt auch nur eine Hand voll Songs (Juli ausdrücklich eingeschlossen), bei denen ich den Text tatsächlich auswendig runterbeten könnte wie ein Gedicht. Bei den meisten Songs ist es eher ein gewisses Grundgefühl, in das sie mich versetzen, was ggf. schon durch wenige Worte im Refrain ausgedrückt werden kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass eine schlechte/öde Musik für mich auch der beste und ausgefeilteste Songtext nicht aufwiegen kann .... ;)



Laut diesem Stern/NEON-Artikel basieren die Songs auf Slamtexten bzw. Gedichten, die sie schon vorher geschrieben hatte ("Grapefruit" gab es z.B. in einer Version mit Gitarre schon Anfang des Jahres auf YouTube). Für die Vertonung hat sie übrigens mit Ali Zuckowski und Benjamin Bistram (der produziert für alle möglichen Rapper und einige YouTuber wie z.B. ApeCrime) zusammengearbeitet.
https://www.stern.de/neon/magazin/freizeit/julia-engelmann--warum-die-poetry-slammerin-jetzt-auch-musik-macht-7681868.html
Oh, Zuckowski? Interessant :whistle:
Danke für die Infos! :daumen: Ich hab nun auch mal in die erwähnte Grapefruit-Nummer reingehört, und auch hier das gleiche Fazit: Das finde ich vom Musikalischen her schon so langweilig, dass ich dabei gar nicht noch groß auf den Text achte.

support4lena
23.11.2017, 01:48
Uschi Nerke (leider viel zu unbekannte DDR-Jazz-Chanteuse),

Gibt es zwei Uschi Nerkes? Ich kenne nur die Beatclub-Partnerin von Manfred Sexauer bei Radio Bremen. Nix DDR.

bates
23.11.2017, 08:17
Gibt es zwei Uschi Nerkes? Ich kenne nur die Beatclub-Partnerin von Manfred Sexauer bei Radio Bremen. Nix DDR.

Hoppla ... spätabendlicher Aussetzer. Ich meinte Uschi Brüning. (Aber immerhin ein ganz lustiger Fehler.)

@esiststeffen: Von WsH selbst besitze ich nur das Debütalbum und finde das fast durchweg okay (dort v.a., vielleicht auch nicht überraschend, Denkmal), dazu das, was gelegentlich auf radio eins läuft.

tobago
23.11.2017, 09:12
Im Prinzip geht es mir ja auch gar nicht so viel anders als dir, was Deutsch vs. Englisch angeht. Für mich sind das auch zwei komplett unterschiedliche Musikrichtungen, und ich kenne nur wenige Musiker, die ich mir in der einen Sprache ebenso gut wie in der anderen vorstellen könnte. Ich hab immer so ein bisschen Sarah Connor als Negativbeispiel im Hinterkopf (irgendwo in diesem Forum hatte ich das schon mal geschrieben, aber keine Ahnung mehr wo): Auf Englisch erschien sie mir als so ziemlich unser einziger Popstar von internationalem Format; aber seit sie deutsche Texte singt, klingt sie wie eine Schlagerboje. Und auch ich könnte mir Lena momentan nur schwer mit (mir gefallenden) deutschsprachigen Popsongs vorstellen, ebenso wie ich mir um Himmels willen keine englischsprachigen Julisongs ausmalen möchte. Und das passt dann wieder irgendwo auch sehr gut zum Thema dieses Threads: Für mich gehört die Sprache, in der ein Interpret in erster Linie singt, auch untrennbar zu seinem "Markenkern" dazu. Diesen auf einmal zu wechseln, würde für mich immer auch ein Stück weit nach Selbstaufgabe, nach Anpassung an den Zeitgeist riechen – und eben zu Lasten der Glaubwürdigkeit des Betreffenden gehen ;)

signed

Lena auf deutsch wäre für mich eine absolute Abkehr von ihrem Markenkern, zumal sie für mich derzeit die einzige englisch singende Deutsche von internationalem Format ist.

Wobei ich deutsche Songs nicht generell ablehne (ok, meine Liste wäre nicht so lang wie die von @bates: fast alles von WsH, das meiste von Rio Reiser, einige Titel von Juli ;) und den Fantas, 2 :D von Silbermond, wenig von der damaligen NDW - Codo, Major Tom -, die leider viel zu früh verstorbene Alexandra und auch sonst noch der eine oder andere Song, Verzeihung: das Lied :D), aber das, was derzeit im Radio läuft, ist doch dermaßen austauschbar - kennste einen, kennste alle!

Georg
23.11.2017, 10:33
@bates
BAP ;)

support4lena
23.11.2017, 10:35
BAP ;)

Das ist aber verdammt lang her! ;)

steffen3
23.11.2017, 11:05
Das ist aber verdammt lang her! ;)

Verdamp, es ist verdamp lang her.

Peter M. aus V.
23.11.2017, 11:26
Allerdings gibt es über meinen Konsum deutschsprachiger Musik durchaus noch etwas zu sagen, was mir schon vor langem auffiel und was ich auch selber nicht unbemerkenswert finde: Auch unter den mir gefallenden Songs gibt es nur wenige, die ich wirklich vor allem für ihren Text abfeiere, in dem Sinne, dass ich diesen haarklein in mich aufsauge und ggf. analysiere. Es gibt auch nur eine Hand voll Songs (Juli ausdrücklich eingeschlossen), bei denen ich den Text tatsächlich auswendig runterbeten könnte wie ein Gedicht.

Kannst Du mal konkrete Titel nennen? Ich bin ja nicht der Dauer- Intensiv- Pop- Hörer, das meiste (selbst das, was ich gut finde) fließt eher an mir vorbei, konzentriertes Hören ist die Ausnahme. Deshalb habe ich eigentlich kaum eine Ahnung von den Texten, geschweige denn dass ich sie auswendig kann. Vielleicht finde ich dazu mal einen Anzeit bei Deinen Favoriten.

Dass ein Sprachwechsel immer gleich eine Aufgabe der musikalischen Glaubwürdigkeit bedeuten muss, würde ich nicht absolut sehen. Lena kann ich mir zwar auch nicht als Alternative zu der von @bates aufgestellten Liste vorstellen; Grönemeyer auf englisch zu hören war für mich ähnlich schrecklich wie "Komm gib mir deine Hand". Aber es erscheint mir doch so, dass ein Großteil der in Deutschland auf deutsch produzierten Popmusik auch musikalisch anderen Genres angehört, die vielleicht wirklich auf Englisch nicht funktioniert. Eine der wenigen Ausnahmen ist für mich die Musik von Max Mutzke, der ja in seinem persönlichen Stile völlig problemlos zwischen den beiden Sprachwelten wandert.

earplane
23.11.2017, 12:06
Grönemeyer auf englisch zu hören war für mich ähnlich schrecklich wie "Komm gib mir deine Hand".


https://www.youtube.com/watch?v=G23JImTjEJE

ja, auf englisch wird seine Musik tatsächlich nicht besser :zahn:

siehe auch

https://www.youtube.com/watch?v=s7veHxU6UCk

steffen3
23.11.2017, 12:19
https://www.youtube.com/watch?v=G23JImTjEJE

ja, auf englisch wird seine Musik tatsächlich nicht besser :zahn:

siehe auch
https://www.youtube.com/watch?v=s7veHxU6UCk

Ich verstehe nicht ein einziges Wort :hmm:

Bina
23.11.2017, 12:22
https://www.youtube.com/watch?v=G23JImTjEJE

ja, auf englisch wird seine Musik tatsächlich nicht besser :zahn:

siehe auch
https://www.youtube.com/watch?v=s7veHxU6UCk

:pah: auf Deutsch ist Grönis Mukke auch gut genug :wub3:

- - - Automatische Beitragszusammenführung - - -


https://www.youtube.com/watch?v=G23JImTjEJE

ja, auf englisch wird seine Musik tatsächlich nicht besser :zahn:

siehe auch
https://www.youtube.com/watch?v=s7veHxU6UCk

:pah: auf Deutsch ist Grönis Mukke auch gut genug :wub3:

Nena "99 Red Balloons"
https://www.youtube.com/watch?v=HZ1TQYjCwYc

bates
23.11.2017, 12:29
Als mir damals ein Kumpel erzählte, dass Grönemeyers Was soll das? auf Englisch What's All This? heißt, dachte ich erst, er wollte mich verarschen. Aber es ist wahr.


Nena "99 Red Balloons"


Klingt in meinen Ohren zwar unvertraut, ist aber eines der wenigen Beispiele, die offensichtlich in beiden Sprachen zünden konnten. (Vielleicht geht das nur mit so verstrahlt-infantilen Texten wie diesem ;))

Bina
23.11.2017, 12:38
tolles Interview mit Judith Holofernes
ab min. 12 geht es um Geltungsdrang von Künstlern und von Popstar werden zu wollen,
ach das ganze Interview lohnt sich einfach :zahn:

http://www.zeit.de/video/2017-11/5648751250001/judith-holofernes-ich-hab-nicht-besonders-gern-studiert
ich weis ich habe das Interview schon im Judith Thread gepostet, es passt aber auch hier rein :):D

esiststeffen
23.11.2017, 18:23
Kannst Du mal konkrete Titel nennen? Ich bin ja nicht der Dauer- Intensiv- Pop- Hörer, das meiste (selbst das, was ich gut finde) fließt eher an mir vorbei, konzentriertes Hören ist die Ausnahme. Deshalb habe ich eigentlich kaum eine Ahnung von den Texten, geschweige denn dass ich sie auswendig kann. Vielleicht finde ich dazu mal einen Anzeit bei Deinen Favoriten.
Naja, ich meine ja eben, dass Songs, die ich v.a. für ihre Texte mag, für meinen persönlichen Musikgeschmack keineswegs repräsentativ sind .... aber eines der seltenen Beispiele wäre etwa das Lied aus meiner Signatur, "Alle dasselbe" von Farin Urlaub ;) (der auch noch andere interessante Texte im Repertoire hat; z.B. "Die perfekte Diktatur" fiele mir auch noch ein)


Dass ein Sprachwechsel immer gleich eine Aufgabe der musikalischen Glaubwürdigkeit bedeuten muss, würde ich nicht absolut sehen. Lena kann ich mir zwar auch nicht als Alternative zu der von @bates aufgestellten Liste vorstellen; Grönemeyer auf englisch zu hören war für mich ähnlich schrecklich wie "Komm gib mir deine Hand". Aber es erscheint mir doch so, dass ein Großteil der in Deutschland auf deutsch produzierten Popmusik auch musikalisch anderen Genres angehört, die vielleicht wirklich auf Englisch nicht funktioniert. Eine der wenigen Ausnahmen ist für mich die Musik von Max Mutzke, der ja in seinem persönlichen Stile völlig problemlos zwischen den beiden Sprachwelten wandert.
Auch Juli haben ja mal als englischsprachige Teenieband angefangen und standen wohl zuletzt auch schon kurz vor ihrem ersten Plattenvertrag. Durch den Kontakt mit anderen, berereits damals (ca. 2001) auf Deutsch textenden Musikern (Tex, Kain) haben sie dann zum ersten Mal gemerkt, dass man auch in ihrer Muttersprache cool klingen könne (und vor allem auch, dass es viel leichter sei, Gefühle auszudrücken, wenn man nicht bei jedem zweiten Satz das Wörterbuch wälzen müsse ;)). Die Folge war, dass sie tatsächlich all ihr bisheriges englisches Songmaterial konsequent auf den Müll geworfen, sich von "Sunnyglade" in "Juli" (übrigens nach einem Song von Tex) umbenannt und songwritingmäßig wieder komplett bei Null angefangen haben. Zwei Jahre später hatten sie ihren Plattenvertrag bei Universal.
Wie sie das heute, mit Mitte/Ende 30, sehen, weiß ich nicht. Ich würde durchaus nicht ausschließen, dass sich auf zukünftigen Alben auch mal wieder englischsprachige Songs finden werden. Wie sehr die mir gefallen würden und ob das für mich wirklich noch Juli wäre, stünde allerdings auf einem anderen Blatt .... ;)

Was ich damit sagen will: Die Entscheidung der Band, auf Deutsch zu singen, fiel ja ihren Aussagen zufolge eben gerade aus künstlerischen Gesichtspunkten und um damit authentischer und glaubwürdiger zu werden. Gerade deshalb fände ich einen Backshift (;)) auf englischsprachige Texte in der Tat etwas seltsam.

earplane
23.11.2017, 21:20
https://scontent-frt3-1.cdninstagram.com/vp/d40f0abeacfa5b4eb30556cc7a50e3af/5A1991B0/t50.2886-16/23968228_372114153211409_706909796395542 1184_n.mp4
:zahn:

earplane
24.11.2017, 12:44
passt vielleicht hier rein

Kann man sich heute Jimi Hendrix als Rock-Opa vorstellen, mit grauem Afrolook, auf Festivals mit Eric Clapton oder Mick Jagger? Wäre er heute vielleicht nur eine weitere Legende, die vom alten Ruhm lebt?
https://www.abendblatt.de/kultur-live/musik/article212639985/Bei-Jimi-Hendrix-brannte-die-Kerze-auch-noch-in-der-Mitte.html

noch mehr gibt's hier
http://www.deutschlandfunk.de/lange-nacht-zum-75-geburtstag-von-jimi-hendrix-castles-made.704.de.html?dram:article_id=399013

Doktor Landshut
26.11.2017, 22:12
Ich habe das absolute Grauen erwartet und fand "lediglich" deutschen Mainstream-Schnarchpop.

Wenn das aber so gut ankommt, so wie Giesinger & Co., scheint es doch das Lebensgefühl der Youngsters ganz gut anzusprechen. Das war doch schon immer das Erfolgsrezept und auch ein Qualitätsmerkmal von Popmusik. Vielleicht wäre es da interessanter, sich mit dem "Zeitgeist", der darin zum Ausdruck kommt, zu beschäftigen als mit den Songtexten. Als Vertreter der älteren Generation empfinde ich es als ziemlich schwierig und wohl auch unangemessen, mir ein über mein persönliches Geschmacksempfinden hinausgehendes Urteil über aktuelle Strömungen in der Popmusik zu erlauben und was sie heute über die Welt junger Menschen aussagt.

earplane
27.11.2017, 07:55
Vielleicht wäre es da interessanter, sich mit dem "Zeitgeist", der darin zum Ausdruck kommt, zu beschäftigen
Das ist vielleicht immer noch der Zeitgeist den die Helden schon vor Jahren thematisiert haben? :hmm:

https://www.youtube.com/watch?v=2UMI0YXcV-A
Oder was ganz anderes. Hier im Mittelalter Forum wird es dir kaum jemand aus eigener Erfahrung sagen können. :alterfinne:

vampire67
27.11.2017, 08:13
passt vielleicht hier rein

Kann man sich heute Jimi Hendrix als Rock-Opa vorstellen, mit grauem Afrolook, auf Festivals mit Eric Clapton oder Mick Jagger? Wäre er heute vielleicht nur eine weitere Legende, die vom alten Ruhm lebt?
https://www.abendblatt.de/kultur-live/musik/article212639985/Bei-Jimi-Hendrix-brannte-die-Kerze-auch-noch-in-der-Mitte.html

noch mehr gibt's hier
http://www.deutschlandfunk.de/lange-nacht-zum-75-geburtstag-von-jimi-hendrix-castles-made.704.de.html?dram:article_id=399013

Jimi hatte das problem wohl schon zu lebzeiten.
Heute Moma mit interview mit zeitgenossen, be denen er z.b. während hamburger konzerten gepennt hat. Jimi wurde schon damals von seinem management dazu 'gezwungen' einen bestimmten 'erfolgreichen' teil seines repertoires zu spielen. Künstlerisch war er wohl weiter und litt unter dieser einschränkung.

OldStephen66
28.11.2017, 12:03
[...] Als Vertreter der älteren Generation empfinde ich es als ziemlich schwierig und wohl auch unangemessen, mir ein über mein persönliches Geschmacksempfinden hinausgehendes Urteil über aktuelle Strömungen in der Popmusik zu erlauben und was sie heute über die Welt junger Menschen aussagt.

Da mögen auch generationstypische Wertungen einfließen und selbstverständlich auch persönlicher Geschmack. Ich halte mich nicht für so objektiv, das glaubwürdig außen vor zu lassen.


Wenn das aber so gut ankommt, so wie Giesinger & Co., scheint es doch das Lebensgefühl der Youngsters ganz gut anzusprechen. Das war doch schon immer das Erfolgsrezept und auch ein Qualitätsmerkmal von Popmusik. Vielleicht wäre es da interessanter, sich mit dem "Zeitgeist", der darin zum Ausdruck kommt, zu beschäftigen als mit den Songtexten.

Mir ist allerdings nicht ganz klar, worauf Dein Einwand letztlich zielt: den "Zeitgeist" unabhängig von den Songtexten zu betrachten oder die einzelnen Songtexte nicht überzubewerten und abstrakter zu betrachten? Ganz ausklammern kann man sie ja nicht, denn woran würde man denn diesen Zeitgeist festmachen wollen?
Wenn ich - sofern ich das überhaupt kann - auch nur ganz grob die deutschsprachige Musik überblicke, die bei den Youngstern gut ankommt, kann ich einen vorherrschenden Zeitgeist eigentlich nicht ausmachen. Zwischen den Giesingers und beispielsweise Kraftklubs liegen halt Welten. Im übrigen bin ich noch nicht einmal sicher, daß sich die Wertschätzung der Musik der Giesingers, Bouranis, Forsters, Poisels & Co. - alle ungefähr so um die Mitte der 1980er geboren - sich wirklich auf die "junge" Generation eingrenzen läßt.

Gerade im Falle Julia Engelmann wüßte ich zudem nicht, wie ich den "Zeitgeist" unabhängig von den Songtexten betrachten sollte. Als Poetry-Slammerin kommt sie ja eher vom "Wort" als der Musik. Ihr Erfolg ist somit ja vor allem den Texten geschuldet, also der Haltung, die sich genau darin ausdrückt. Die sehr konventionelle Musik ist gerade bei ihr nur das Gefäß, in das sie ihre Texte gießt.

Ein versöhnlicher Ton und die, ich nenne es jetzt mal so, "neue Innerlichkeit" mag in einer Zeit aufgeheizter Kontroversen und Ressentiments den Nerv vieler treffen. Und Pop darf selbstverständlich naiv und unbekümmert daherkommen, er darf handwerklich simpel gezimmert und ebenso versuchen, tiefgründig zu sein.
Im Fall J. E. ist es jedoch die in meinen Augen lullige Kombination, die mich persönlich abtörnt. Wenn dies aber nur einen einzigen aus seinem Weltschmerz und seiner Verlorenheit im Durcheinander der Meinungen und Weltanschauungen heraus holt - wunderbar. Vermitteln statt nur aufzurütteln und Sinn stiften statt zu verwirren. Auch gut. Aber wenn Text und Musik mich spüren lassen, dass genau das gewollt ist, finde ich es halt künstlerisch zumeist eher langweilig.
Aber ich gebe offen zu, daß meine Kenntnis der zeitgenössischen deutschen Popmusik nicht ausreicht, um die oben genannten Giesingers & Co. wirklich unterscheiden zu können, wenn sie im Radio gespielt werden.

Es mag auch so ein Generationen-Ding sein, aber eine Sarah Lesch, die mit dem folgenden Lied 2016 übrigens den "Protestsongcontest" gewann, steht mir da doch näher, trotz der in diesem Fall noch greifbareren Intention. Nicht, weil ich ein altgedienter Revoluzzer oder Protestler wäre*; aber wohl doch auch, weil sie kratzbürstiger ist und kein samtweiches Kuschelkissen sein will. "Wartet nicht auf ein versöhnliches Ende, den Gefallen tu ich Euch nicht".
Das "unhandliche" Lied steht ganz klar mehr in der Wecker-Wader-Degenhardt-Tradition steht als in der von Lachen-Tanzen-Weinen:


https://www.youtube.com/watch?v=pBLJNe8hsKE


Obwohl: ich habe tatsächlich mal ein Degenhardt-Konzert besucht! :nick: Das war Teil einer Wahlkampfveranstaltung der DKP.

Doktor Landshut
28.11.2017, 13:03
Danke @OldStephen66 für die ausführlichen Antworten und interessanten Reflexionen zu dem Thema, die in weiten Teilen meine Zustimmung finden.
Meine Anm. zielte eher auf mich selbst ab, der ich mich immer weniger imstande fühle, zeitgenössische Popmusik zu beurteilen und einzuordnen, teils aus Desinteresse und Uninformiertheit, teils aber auch aus zunehmend fehlender Nähe zum Lebensgefühl jüngerer Generationen und deren musikalischer Erfahrungen, Vorlieben etc., die sich mit meinen eigenen, vor allem in der Vergangenheit liegenden, kaum mehr decken. Möglicherweise geht das anderen "mittelalten" und älteren Foristen, die sich hier tummeln, ähnlich und prägt dementspr. den Charakter mancher Diskussionen, die sich mit den Inhalten und Bewertungen aktueller Phänomene im populären Musikbetrieb beschäftigen.

bates
28.11.2017, 13:35
Danke @OldStephen66 für die ausführlichen Antworten und interessanten Reflexionen zu dem Thema, die in weiten Teilen meine Zustimmung finden.
Meine Anm. zielte eher auf mich selbst ab, der ich mich immer weniger imstande fühle, zeitgenössische Popmusik zu beurteilen und einzuordnen, teils aus Desinteresse und Uninformiertheit, teils aber auch aus zunehmend fehlender Nähe zum Lebensgefühl jüngerer Generationen und deren musikalischer Erfahrungen, Vorlieben etc., die sich mit meinen eigenen, vor allem in der Vergangenheit liegenden, kaum mehr decken. Möglicherweise geht das anderen "mittelalten" und älteren Foristen, die sich hier tummeln, ähnlich und prägt dementspr. den Charakter mancher Diskussionen, die sich mit den Inhalten und Bewertungen aktueller Phänomene im populären Musikbetrieb beschäftigen.

Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden." Das trifft, glaube ich, ins Schwarze, was Popmusik auslösen kann und wozu sie besonders von Jüngeren "gebraucht" wird (im doppelten Sinne). So ging es mir jedenfalls damals, als ich das erste Blumfeld-Album Ich-Maschine (https://www.youtube.com/watch?v=g1kEsSS_m14) auf einer schlecht überspielten Kassette über Kopfhörer hörte, diese Mischung aus heftiger Emotion und heftiger Reflexion (die sie in der Intensität nie wieder erreichten) hatte mich damals richtiggehend überrollt. Ich könnte zig andere Beispiele nennen.

Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. Aber wie auch immer und egal, ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden). Ich glaube, da sind die Unterschiede zwischen den Generationen nicht so groß, unterschiedlich sind eher die Oberflächen / die Verpackungen.

Doktor Landshut
28.11.2017, 15:33
Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden."

Eine schöne und so treffende Formulierung. Ich hatte früher viele Texte beim Hören nicht verstanden und mich emotional rein an der Wirkung der Musik orientiert. Wenn ich dann später die Texte verstand, kam es bisweilen vor, dass ich vorher ganz andere Vorstellungen vom Inhalt der Songs hatte, aber das Gefühl, das sich in den Texten ausdrückte, war dasselbe.

esiststeffen
29.11.2017, 02:13
Mir ist allerdings nicht ganz klar, worauf Dein Einwand letztlich zielt: den "Zeitgeist" unabhängig von den Songtexten zu betrachten oder die einzelnen Songtexte nicht überzubewerten und abstrakter zu betrachten? Ganz ausklammern kann man sie ja nicht, denn woran würde man denn diesen Zeitgeist festmachen wollen?
Wenn ich - sofern ich das überhaupt kann - auch nur ganz grob die deutschsprachige Musik überblicke, die bei den Youngstern gut ankommt, kann ich einen vorherrschenden Zeitgeist eigentlich nicht ausmachen. Zwischen den Giesingers und beispielsweise Kraftklubs liegen halt Welten. Im übrigen bin ich noch nicht einmal sicher, daß sich die Wertschätzung der Musik der Giesingers, Bouranis, Forsters, Poisels & Co. - alle ungefähr so um die Mitte der 1980er geboren - sich wirklich auf die "junge" Generation eingrenzen läßt.

Zu den von mir schon oben erwähnten frühen Blumfeld las ich einmal einen schönen Kommentar: "Ich verstehe zwar nicht alles von den Texten, aber ich fühle mich von ihnen verstanden." Das trifft, glaube ich, ins Schwarze, was Popmusik auslösen kann und wozu sie besonders von Jüngeren "gebraucht" wird (im doppelten Sinne). So ging es mir jedenfalls damals, als ich das erste Blumfeld-Album Ich-Maschine (https://www.youtube.com/watch?v=g1kEsSS_m14) auf einer schlecht überspielten Kassette über Kopfhörer hörte, diese Mischung aus heftiger Emotion und heftiger Reflexion (die sie in der Intensität nie wieder erreichten) hatte mich damals richtiggehend überrollt. Ich könnte zig andere Beispiele nennen.

Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. Aber wie auch immer und egal, ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden). Ich glaube, da sind die Unterschiede zwischen den Generationen nicht so groß, unterschiedlich sind eher die Oberflächen / die Verpackungen.
Mein (!) persönlicher Eindruck ist in der Tat, dass die Giesingers, Forsters & Co. die deutsche Popmusikwelt doch derzeit deutlich dominieren und die Erfolge von Bands wie Kraftklub, die zumindest noch so etwas wie jugendliches Rebellentum und Tabubruch repräsentieren, demgegenüber eher Ausnahmen darstellen. Mit Zahlen quantifizieren kann ich das natürlich nicht. Und ja, die Frage, inwieweit Forster und Konsorten wirklich bei "der Jugend" ankommen oder aber (auch) bei den reiferen Generationen, fände ich auch interessant (dass sie dort übrigens mehr Fans haben als Kraftklub, davon gehe ich mal aus ;))
Auf jeden Fall scheint es mir aber schon etwas über den "Zeitgeist" auszusagen, dass gerade solche Künstler im Mainstream so gut ankommen. Mindestens ebenso erstaunlich finde ich aber in diesem Zusammenhang das Revival des deutschen Schlagers mit Helene Fischer, Vanenssa Mai oder Beatrice Egli. Ich hatte es schon mal irgendwo in diesem Forum geschrieben, aber vor zehn Jahren hätte ich Schlager wohl noch für ein Phänomen gehalten, das mit der jetzigen Großelterngeneration aussterben würde. Danach sieht es im Moment aber zu meiner Verblüffung überhaupt nicht aus. Klar haben auch die Genannten ihre Fans unter den Großeltern, die "schon immer" Schlager gehört haben; aber sie scheinen eben auch weitaus mehr Menschen ihrer eigenen Generation anzusprechen, als das Schlagerstars (auch junge) vor zehn oder zwanzig Jahren getan haben.

Und was ich auch noch anmerken möchte: Die Grenzen zwischen den Musikrichtungen sind heutzutage offensichtlich nahezu komplett fließend. Mark Forster oder Andreas Bourani können ohne Weiteres mit Sido singen, ohne dass die Reputation von einem der Beteiligten darunter leidet. Bushido hat eine gemeinsame Single mit Karel Gott gemacht. Ich glaube, "früher" wären solche Kollaborationen undenkbar gewesen .... ;)

Zampano
29.11.2017, 10:52
Auf jeden Fall scheint es mir aber schon etwas über den "Zeitgeist" auszusagen, dass gerade solche Künstler im Mainstream so gut ankommen. Mindestens ebenso erstaunlich finde ich aber in diesem Zusammenhang das Revival des deutschen Schlagers mit Helene Fischer, Vanenssa Mai oder Beatrice Egli.

Eskapismus

OldStephen66
29.11.2017, 22:20
[...] Gelegentlich sehe ich meine 15-jährige Nichte, die seit einiger Zeit ganz heftig im Ausbilden eines eigenen Geschmacks ist. Sie spielte mir neulich irgendwelches krasses deutsches Hip-Hop-Zeug vor, das ich ziemlich assig und teilweise abstoßend fand, mit Geschmacksverletzungen spielend, aus einer Welt erzählend, die nicht meine ist und von der ich nicht alles verstehe. [...] ich glaube, was diese Musik bei ihr auslöst und mit ihr macht, was sie ihr gibt, das ist am Ende genau das gleiche Sich-Verstanden-Fühlen (vor allem: in seinen Gefühlen verstanden).

Vielleicht sind der heutige Rap und Hip-Hop (neu sind beide ja nicht), insbesondere der Gangsta-oder Battle-Style und diese "Assigkeit", für die jüngere Generation grob vereinfacht in etwa das, was ganz früher mal Rock oder vor allem Punk waren. Zumindest sehe ich das in bezug auf die emotionale Identifikation mit einer rebellischen Gegenwelt/Subkultur in Abgrenzung zum Wohlfühl-Mainstream und dem gefühlten Sprach-"Diktat" der Political Correctness.
Den Sprachstil und die abgehackte Intonation findet man zudem ja auch in deren Alltagssprache wieder, die zu verstehen ich mitunter schon mal leichte Probleme habe.

Und ähnlich wie die Älteren damals verständnis- oder gar fassungslos vor der Aggressivität dieser Phänomene standen, so sind es heute "Mittelalte" wie ich, die oft relativ wenig bis nichts damit anfangen können.


Mein (!) persönlicher Eindruck ist in der Tat, dass die Giesingers, Forsters & Co. die deutsche Popmusikwelt doch derzeit deutlich dominieren und die Erfolge von Bands wie Kraftklub, die zumindest noch so etwas wie jugendliches Rebellentum und Tabubruch repräsentieren, demgegenüber eher Ausnahmen darstellen.

Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.

Peter M. aus V.
30.11.2017, 11:53
Ich lese die letzten Beiträge gerade mit viel Interesse, hab aber zu wenig Zeit, um vernünftig zu antworten. Nur so viel:
Ich habe ja nein Berufsleben lang relativ nah mitverfolgen können, welche Musik bei welchen Jugendlichen "ankommt". Für die letzten Jahre kann ich @OldStephen66 zustimmen: Die "Protestmusk", die so wichtige Abgrenzungsmusik gegen die Erwychsenen ist tatsächlich überwiegend der härtere HipHip; und "naturgemäß" ;) findet der sich dann eher bei ungen, aber auch bei besonders starken Mädchen- Persönlichkeiten. Die "Braven" hören Mainstream, und manchen begegnet man dann unverhofft im Lena- Konzert. Die interessantesten Gespräche aber gab es mit der Minderheit, die entweder independent unterwegs war oder sich älteren, aber noch lebendigen Musikstilen intensiv zugewandt hatte, angefangen beim Blues.
Die Verständnis- und Fassungslosigkeit der Erzieher teile ich auch teilweise; ob ich sie mir anmerken lasse, hängt vom jugendlichen Gegenüber ab: Brauchgt es die Abgrenzung, kriegt es sie. Ist die Persönlichkeit stabil genug, kann man auch diskutieren.

Doktor Landshut
30.11.2017, 12:26
Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.

So wie ich es erlebte, waren Tabubrüche und Rebellentum Sinn und Lebenselixier schlechthin für die Entwicklung von Rock und Pop und sozuagen die "Begleitmusik" der Auflehnung gegen verkrustete Werte, politische Ansichten und Moralvorstellungen älterer Generationen. Das begann in den 1960ern ganz harmlos mit dem Tragen von langen Haaren etc., angeregt durch die "Pilzköpfe", steigerte sich mit offen gelebter Promiskuität und dem Konsum illegaler Drogen ... war ja alles Mainstream früher und zentrales Element der "popmusikalischen Aura" (außer Schlager). In der heutigen Zeit scheint das Tabubrechen nur etwas schwieriger zu sein, da es kaum noch welche gibt, die gebrochen werden können. Vielleicht ist deshalb die vorherrschende Popkultur in der westlichen Welt - zumindest nach meinem Eindruck und Geschmack - auch so langweilig geworden und scheint zum Teil eine übersättigte Mentalität zu spiegeln, die sich nach alten "Tabus" und Werteordnungen zurücksehnt. Auch die Annäherung von Schlager und Popmusik im deutschsprachigen Raum scheint dafür ein Zeichen zu sein.

Peter M. aus V.
30.11.2017, 13:44
Das beschreibt eigentlich ganz gut das Dilemma junger Menschen. Die wenigen Tabus, die es noch zu brechen gibt, liegen dann an den Rändern. Sichdem bürgerlichen, konsumorientierten, individaulisiserten Mehrheits- Milieu entgegenzustellen fäät außerdem schwer, wenn man sich darin ganz gut eingerichet hat.

esiststeffen
30.11.2017, 19:26
Natürlich läßt sich mit Tabubruch und Rebellentum in der Regel kein so breiter musikalischer und generationenübergreifender Konsens herstellen, wie mit versöhnlichem Pop.
Die Frage daraus wäre: Ist der Eindruck zutreffend, dass heute auch bei jungen Musikhörern rebellische/tabubrechende Songs und Künstler prozentual weniger gefragt sind als früher? Oder gab es schon immer (auch) viel Friede-Freude-Eierkuchen-Pop, an den man sich heute nur nicht mehr so erinnert? :gruebel:



In der heutigen Zeit scheint das Tabubrechen nur etwas schwieriger zu sein, da es kaum noch welche gibt, die gebrochen werden können. Vielleicht ist deshalb die vorherrschende Popkultur in der westlichen Welt - zumindest nach meinem Eindruck und Geschmack - auch so langweilig geworden und scheint zum Teil eine übersättigte Mentalität zu spiegeln, die sich nach alten "Tabus" und Werteordnungen zurücksehnt. Auch die Annäherung von Schlager und Popmusik im deutschsprachigen Raum scheint dafür ein Zeichen zu sein.
Genau das ging/geht mir bei den letzten Beiträgen in diesem Thread auch schon die ganze Zeit ein bisschen durch den Hinterkopf. Die Eltern heutiger Teenager dürften ihre Jugend größtenteils in den 80ern und 90ern durchlebt haben – auch da gab es schon Gangsta Rap, Techno, Punkrock und was nicht noch alles. Wie soll man als Teenager gegen eine Elterngeneration rebellieren, die in ihrer Jugend selbst "Fuck the Police" mitgegrölt hat?! Als mein Vater in den 70ern Deep Purple oder Queen hörte, war das für seinen Vater noch "Hottentottenmusik". Der Vater hörte übrigens am liebsten Blasmusik. Das war wenigstens noch ein wirklicher Clash of Civilizations .... ;)
Und ja, natürlich ist die Musik, die gerade gefragt ist, immer auch ein Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Zustände (von daher danke auch an @Peter für seine lesenswerten Beiträge!). Es gibt eben heutzutage auch außerhalb der Musik kaum noch irgendwelche gesellschaftlichen Schlachten zu schlagen; man sehnt sich eher nach dem Erhalt des Bestehenden; und wenn es noch etwas Zukünftiges gibt, nach dem sich die heutige Jugend sehnt, dann ist es vielleicht nicht in erster Linie eine bessere und gerechtere Welt, sondern vor allem das Erscheinen der nächsten iPhone-Generation .... ;)


(Wobei ich aber noch einmal ausdrücklich betonen möchte, was ich schon einmal gegen Anfang dieses Threads kurz angerissen habe: Ich würde ganz sicher nicht sagen wollen, dass gute Musik für mich per se rebellisch und politisch zu sein habe. Pop- und Rocksongs mit politischen Inhalten haben sogar eine seeehr große Chance, von mir persönlich lächerlich und peinlich gefunden zu werden. Was mir an der gegenwärtigen Popmusik etwas missfällt, ist die ewige Wiederholung der immer gleichen, schwermütig-pathetischen und dabei überraschungslosen Strickmusters; und das ist es, wo ich in den nächsten Jahren am meisten eine "Besserung" wünschen würde)

vampire67
30.11.2017, 19:34
Die Frage daraus wäre: Ist der Eindruck zutreffend, dass heute auch bei jungen Musikhörern rebellische/tabubrechende Songs und Künstler prozentual weniger gefragt sind als früher? Oder gab es schon immer (auch) viel Friede-Freude-Eierkuchen-Pop, an den man sich heute nur nicht mehr so erinnert? :gruebel:
Für die mehrzahl ist wohl auch nicht das rebellentum wichtig, das pflegen nur recht wenige jugentliche.
Entscheidender dürfte der soziale gruppendruck sein.
Also man hört meist was die kumpels auch hören. Der geschmack der 'rädelsführer' bestimmt da den ganzen gruppengeschmack.

bates
30.11.2017, 21:46
Es gibt eben heutzutage auch außerhalb der Musik kaum noch irgendwelche gesellschaftlichen Schlachten zu schlagen

Das bestreite ich entschieden. Es wundert mich, wie man zu so einer Einschätzung kommen kann zu einer Zeit, die politisch aufgeladener ist als alle, die ich seit Langem erlebt habe.


man sehnt sich eher nach dem Erhalt des Bestehenden

Ich glaube, es bestehen tiefe gesellschaftliche Gräben in der Frage, was denn von welchem Bestehenden erhalten werden soll. Man sollte sich da nicht täuschen: Keine der Errungenschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist einfach so von selbst gesichert, es gibt eine wachsende Zahl von Leuten, die viele der erkämpften Freiheiten für einen Irrweg halten und das Jahr 1968 am liebsten ebenso aus der Geschichte streichen würden wie frühere Reaktionäre das Jahr 1789. Und darunter sind natürlich auch junge Leute. Auch wenn die sog. "Identitären", die sich selbst als Jugendbewegung inszenieren, zur Zeit noch eher durch geschickte PR auffallen als durch einen Massenzulauf. (In den Kreisen hört man, glaube ich, hauptsächlich Neofolk, Darkwave und so'n Zeugs).



und wenn es noch etwas Zukünftiges gibt, nach dem sich die heutige Jugend sehnt, dann ist es vielleicht nicht in erster Linie eine bessere und gerechtere Welt, sondern vor allem das Erscheinen der nächsten iPhone-Generation .... ;)

Jeder jungen Generation wird Materialismus und Oberflächlichkeit unterstellt. Aber dafür bist Du selbst noch etwas zu jung, mein Lieber. ;) Ganz davon abgesehen, dass die Unterstellung, glaube ich, immer falsch ist.



(Wobei ich aber noch einmal ausdrücklich betonen möchte, was ich schon einmal gegen Anfang dieses Threads kurz angerissen habe: Ich würde ganz sicher nicht sagen wollen, dass gute Musik für mich per se rebellisch und politisch zu sein habe. Pop- und Rocksongs mit politischen Inhalten haben sogar eine seeehr große Chance, von mir persönlich lächerlich und peinlich gefunden zu werden.


"Rebellisch" ist ja nicht gleich "politische Inhalte"; die Beatles und die Stones z.B. hatten anfangs auch keine politischen Inhalte. Eher war ihr Erscheinen selbst Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen.

Aber statt von einem Bedürfnis nach "Rebellion" würde ich bei Jugendlichen auch eher von einem Bedürfnis nach Distinktion sprechen, nach Abgrenzung von den Älteren. Sich eine eigene Welt zu schaffen, ästhetische, modische, sprachliche (usw.) Codes, bei denen die Alten nicht mehr mitkommen. Und das gibt es m.E. bei heutigen Jugendlichen nicht weniger als bei früheren. Ich glaube allerdings, dass Popmusik als solche da heute nicht mehr so eine führende Rolle spielt wie früher. Andere Sachen sind wichtiger geworden, YouTube-Stars zum Beispiel. ;)

esiststeffen
30.11.2017, 23:26
Das bestreite ich entschieden. Es wundert mich, wie man zu so einer Einschätzung kommen kann zu einer Zeit, die politisch aufgeladener ist als alle, die ich seit Langem erlebt habe.

Ich glaube, es bestehen tiefe gesellschaftliche Gräben in der Frage, was denn von welchem Bestehenden erhalten werden soll. Man sollte sich da nicht täuschen: Keine der Errungenschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist einfach so von selbst gesichert, es gibt eine wachsende Zahl von Leuten, die viele der erkämpften Freiheiten für einen Irrweg halten und das Jahr 1968 am liebsten ebenso aus der Geschichte streichen würden wie frühere Reaktionäre das Jahr 1789. Und darunter sind natürlich auch junge Leute. Auch wenn die sog. "Identitären", die sich selbst als Jugendbewegung inszenieren, zur Zeit noch eher durch geschickte PR auffallen als durch einen Massenzulauf. (In den Kreisen hört man, glaube ich, hauptsächlich Neofolk, Darkwave und so'n Zeugs).
Joa, ich meinte es eher im Sinne von "alle Tabus sind gebrochen", wie es der Doktor schon zur Sprache gebracht hat ;)

Über Generationen hinweg (eigentlich, wenn man es sich recht überlegt, vielleicht sogar nahezu die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch) war der oberste gesellschaftliche Konsens, sich gesellschaftskonform zu verhalten. Der Staat, die Religion, das nachbarschaftliche Umfeld, die eigene Familie, und ganz allgemein die "Tradition", die "guten Sitten" haben bestimmt, wie man zu sein hatte. Vor ungefähr fünfzig Jahren begann sich das zu ändern. Plötzlich waren da junge Menschen, die sich kleideten und frisierten wie sie wollten, sprachen (und Musik machten) wie sie wollten, Sex hatten wie und mit wem sie wollten. Die Beatles und Stones (und mit Einschränkungen vielleicht ein paar Jahre früher schon Elvis) und schließlich Woodstock waren der musikalische Widerhall dieser Epoche. Heute nun scheint genau das der breite gesellschaftliche Konsens zu sein, dass der Mensch sich so weit wie möglich selbst verwirklichen soll und äußere Autoritäten (wie die von mir aufgezählten) ihm da so wenig wie möglich reinzureden hätten. Ja, ich stimme dir zu, dass diese Zeiten politisch aufgeladen sind wie seit langem nicht. Aber mir scheint diese Aufladung doch eher aus einer Gegenbewegung zu der von mir skizzierten Entwicklung heraus zu geschehen. Es folgt eine Erkenntnis, die ich selber noch nie zuvor so deutlich hatte: Während früher Massenproteste und Massenbewegungen eher von links kamen (gegen den Vietnamkrieg, gegen die NATO, gegen Atomkraftwerke, ....), kommen sie heutzutage viel eher von rechts. Dasselbe Schreckgespenst, das früher der Atomtod oder das Waldsterben war, sind heute "Islamisierung" und "Genderwahn". Einig sind sich beide Bewegungen auf bizarre Weise in ihrem Selbstverständnis, gegen den – tatsächlichen oder wahrgenommenen – gesellschaftlichen Mainstream zu rebellieren. Und, was mir dabei auch noch auffällt: Während es früher wohl in der Tat eher junge Menschen waren, die sich auf derlei Demonstrationen engagierten, sieht man da heute den Aufstand der Mittelalten. Was für Musik die dann aber nach der Rückkehr von ihren Abendspaziergängen hören, weiß ich nicht .... :gruebel: ;)



Aber statt von einem Bedürfnis nach "Rebellion" würde ich bei Jugendlichen auch eher von einem Bedürfnis nach Distinktion sprechen, nach Abgrenzung von den Älteren. Sich eine eigene Welt zu schaffen, ästhetische, modische, sprachliche (usw.) Codes, bei denen die Alten nicht mehr mitkommen. Und das gibt es m.E. bei heutigen Jugendlichen nicht weniger als bei früheren. Ich glaube allerdings, dass Popmusik als solche da heute nicht mehr so eine führende Rolle spielt wie früher. Andere Sachen sind wichtiger geworden, YouTube-Stars zum Beispiel. ;)
Diese Analyse finde ich zugegebenermaßen sehr präzise und treffend ;)

Eulenspiegel
07.02.2018, 23:26
Es berührt zwar unglaublich viele Themen - Quincy Jones nimmt hier wirklich keine Rücksicht auf irgendwen- aber es passt besonders hier

http://www.vulture.com/2018/02/quincy-jones-in-conversation.html

Eulenspiegel
09.02.2018, 08:57
Es berührt zwar unglaublich viele Themen - Quincy Jones nimmt hier wirklich keine Rücksicht auf irgendwen- aber es passt besonders hier

http://www.vulture.com/2018/02/quincy-jones-in-conversation.html

hier das noch viel längere GQ Interview

https://www.gq.com/story/quincy-jones-has-a-story

steffen3
09.02.2018, 10:20
Quincy über die Beatles:

“They were the worst musicians in the world,” he told interviewer David Marchese. “They were no-playing motherfuckers. Paul [McCartney] was the worst bass player I ever heard.”

Auf einer oberflächlichen, rein technischen Ebene, die für Pop und Rock eh praktisch wenig bis keine Bedeutung hat, mag das ansatzweise richtig sein (obwohl das technische Vermögen der Vier anfangs durchaus "State of the Art" war, soll heißen, besonders gut konnte damals keiner spielen). Später hat Paul McCartney den Grundstein zu einem modernen, melodiösen Bass-Spiel gelegt. Und abgesehen von jeglicher technischer Betrachtung sind bei den Beatles jeder Ton, jeder Beat und auch jeder Fehler genau so, wie sie sein müssen. Für die Magie der Beatles als Personen, als Gruppe und als Musiker scheint Quincy keinen Draht zu haben.

j_easy
09.02.2018, 11:27
Wenn es nur solche ... Leute wie Herrn Jones gegeben hätte, wäre die Musik durch Punk, New Wave etc. nie erneuert worden. Schöne langweilige Musikwelt ... Wenn ihr könnt schaut Euch mal den Dokumentarfilm über Anne Clark an. Läuft / lief gerade in ein paar Kinos.

bates
09.02.2018, 11:49
Quincy über die Beatles:

Ich bin dankbar für dieses Zitat, weil es die Quintessenz dessen, worum es in unserem Streit hier vor ein paar Wochen ging, nochmal auf den Punkt bringt (freilich auch die Sinnlosigkeit dieses Streits vor Augen führt).

Aber davon abgesehen, ist die Aussage über die technischen Fähigkeiten der Beatles, wie Du sagst, auch inhaltlich Quatsch. Vor McCartneys Spiel verneigen sich unzählige Bassisten. Und auch über Ringo, über den man sich so gerne lustig macht, habe ich schon oft anerkennende Worte von Kollegen gehört, dass ihnen beispielsweise bis heute ein Rätsel sei, wie er den Anfang von Come Together hinbekommen hat.

OldStephen66
09.02.2018, 14:37
Es berührt zwar unglaublich viele Themen - Quincy Jones nimmt hier wirklich keine Rücksicht auf irgendwen- [...]
http://www.vulture.com/2018/02/quincy-jones-in-conversation.html

Meine Güte, was für ein verknöcherter, engstirniger und selbstgefälliger alter Sack. Er mag eine Legende sein, aber von Popmusik allgemein versteht er offenbar wenig, von moderner Popmusik gar nichts. Anders gesagt: er will sie auch gar nicht verstehen.
Jones scheint nicht den blassesten Schimmer zu haben, wie vielgestaltig Pop ist.



Is there innovation happening in modern pop music?
Hell no. It’s just loops, beats, rhymes and hooks. What is there for me to learn from that? There ain’t no fucking songs.

[...]

Do you hear the spirit of jazz in pop today?
No. People gave it up to chase money. When you go after Cîroc vodka and Phat FarmCîroc and all that shit, God walks out of the room.

What was your greatest musical innovation?
Everything I’ve done.

[...]

I’m trying to isolate what you specifically believe the problem with modern pop is. It’s the lack of formal musical knowledge on the part of the musicians?
Yes! And they don’t even care they don’t have it.

[...]

Putting aside the quality of contemporary songs, are there any technical or sonic production techniques that feel fresh?
No. There ain’t nothing new. The producers are lazy and greedy.

How does that laziness manifest itself?
Listen to the music — these guys don’t know what they’re doing. You’ve got to respect the gift God gave you by learning your craft.

Seine Antworten sind voll von platten Vorurteilen, gedanklich völlig substanzlos, stattdessen religiös verbrämt. Selbst wenn der beklagenswerte Interviewer versucht, etwas wirklich Substantielles aus ihm heraus zu kitzeln, schert Jones einfach nur alles über einen Kamm.
Nimmt man keine Rücksicht auf etwaige Feinheiten, die mir in seiner vulgären Suada entgangen sein können, so lautet die verkürzte Quintessenz dieses Interviews: Ich bin der Nabel der Welt und weiß bescheid. Popmusiker heutzutage können so gut wie nichts und alle Produzenten - außer mir - sind doof. Früher war es schon schlimm, aber immerhin noch besser als heute.

Eulenspiegel
13.02.2018, 04:19
Ich bin dankbar für dieses Zitat, weil es die Quintessenz dessen, worum es in unserem Streit hier vor ein paar Wochen ging, nochmal auf den Punkt bringt (freilich auch die Sinnlosigkeit dieses Streits vor Augen führt).

Aber davon abgesehen, ist die Aussage über die technischen Fähigkeiten der Beatles, wie Du sagst, auch inhaltlich Quatsch. Vor McCartneys Spiel verneigen sich unzählige Bassisten. Und auch über Ringo, über den man sich so gerne lustig macht, habe ich schon oft anerkennende Worte von Kollegen gehört, dass ihnen beispielsweise bis heute ein Rätsel sei, wie er den Anfang von Come Together hinbekommen hat.

Vielleicht war das die Stelle oder auch nicht...können hier einige - wie weltweit ihre Schnappatmung wieder einkriegen. Wahrscheinlich lachen sich Paul McCartney, Ringo und Quincy Jones bei einem gemeinsamen guten Essen scheckig über die Reaktionen, hat irgendwo Paul MacCartney /Ringo protestiert. Quincy Jones hat nur Fakten über die Amateur Musiker Beatles erzählt. Für die meisten Studioaufnahmen werden heutzutage imner dieselben Studiomusiker eingesetzt. Bei den Kosten hat man eben keine Zeit zu verschenken.
Quincy Jones hat sich an keinem Punkt zu ihren Songs geäußert, wären diese Schrott, hätte es gar keine Zusammenarbeit gegeben.
Richtig verreißt er ja Taylor Swift, wobei nicht klar wird, ob hauptsächlich auf ihr wirklich schrottiges letztes Album bezieht. Redet darüber überhaupt noch jemand.
Welcher Song heutzutage hat denn noch die Qualität in 30 Jahren ein Hit zu sein. Meistens ist doch alles auf abkassieren und vergessen angelegt. Lena lässt sich Songs produzieren die es irgendwie schon mal gab, ist aber weltweit ein Trend.

Warum hören sich denn alle deutschen Songs heutzutage gleich an. 1. Immer dieseben Produzenten, die das Schema F bis zum Erbrechen ausquetschen, von Musik haben da doch die wenigsten Ahnung.

Musikalisch hören sich Beatles Aufnahmen grottig an.

earplane
13.02.2018, 07:38
:gaehn:

bates
13.02.2018, 08:03
@Eulenspiegel: Ich wünsche Ringo, Paul und Quincy guten Appetit. Und dass Jones die große Ehre hatte, mit ihnen zusammenzuarbeiten, freut mich für ihn. An seiner erzkonservativen Haltung, wie sie nicht nur an der Stelle zutage tritt, ändert das nichts.

Ansonsten die übliche Eulenspiegel'sche kulturpessimistische Suada. Keiner hat mehr Ahnung von Musik, alles nur noch Kommerz, jaja. Nicht böse sein, ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber Du erinnerst mich an meinen Vater. Was hat der sich in den 80ern lustig gemacht über die Mucke, die nun heute noch täglich aus dem Dudelfunk seines Autoradios schallt. Die Story habe ich zwar schonmal erzählt, aber egal: Depeche Mode traten bei Peter Illmann auf, er kotzt sich aus über diese kurzhaarigen Bengel und meint triumphierend zu mir, dieser Schrott sei schon morgen vergessen, aber von seinen Beatles und Stones spreche man noch in 30 Jahren. Die Geschichte von Depeche Mode ist bekannt. Und ja aber selbstverständlich wird man sich in 30 Jahren noch an Musik von heute erinnern und sie gerne hören. (Auch wenn wir jetzt noch nicht wissen können, was Bestand haben wird und was nicht.)

Aber Dein Quincy-Jones-Fandom passt schon. ;)

j_easy
13.02.2018, 09:03
Nur, wer soll sich erinnern, wenn die heutigen Kids den Herrn Jones gar nicht kennen, egal wie genial er sei. Oder ist er schon Bestandteil des Musikunterricht der Schulen?

Einen allgemeinen Wissenskanon gibt es doch m.E. schon eine Weile nicht mehr.

steffen3
13.02.2018, 09:32
Musikalisch hören sich Beatles Aufnahmen grottig an.

Ich nehme an, du meinst klanglich. Die Aufnahmen hören sich exakt so an wie alle Produktionen zwischen 1960 und 1970, die anfangs mit 2, dann 4, später maximal 8 Bandspuren aufgenommen wurden. Konkret auf die Beatles bezogen, gehören deren Aufnahmen zu dem Besten, was seinerzeit überhaupt möglich war. Einen sehr großen Anteil daran hatte ihr Produzent George Martin, den man uneingeschränkt als "genial" bezeichnen kann, und dem eher unbekannten Toningenieur Geoff Emerick, der für damalige Verhältnisse unmögliche technische Tricks möglich gemacht hat.

earplane
13.02.2018, 09:50
Ich denke ich muss diese "musikalisch grottige" Beatles Aufnahme hier noch mal verlinken. :schiefetoene:

https://www.youtube.com/watch?v=RlNYIYK7Itk

Eulenspiegel
13.02.2018, 14:00
Ich nehme an, du meinst klanglich. Die Aufnahmen hören sich exakt so an wie alle Produktionen zwischen 1960 und 1970, die anfangs mit 2, dann 4, später maximal 8 Bandspuren aufgenommen wurden. Konkret auf die Beatles bezogen, gehören deren Aufnahmen zu dem Besten, was seinerzeit überhaupt möglich war. Einen sehr großen Anteil daran hatte ihr Produzent George Martin, den man uneingeschränkt als "genial" bezeichnen kann, und dem eher unbekannten Toningenieur Geoff Emerick, der für damalige Verhältnisse unmögliche technische Tricks möglich gemacht hat.

Ich meine musikalisch spieltechnisch, wie das Geschrammel
einer Schülerband - geniale Songs, aber ...

https://www.paulmccartney.com/sites/default/files/news/main_image/db299726d88bc337d8be423cd57b93932934fbcf .jpg
https://www.paulmccartney.com/sites/default/files/news/main_image/db299726d88bc337d8be423cd57b93932934fbcf .jpg

tobago
13.02.2018, 15:30
Ein Hoch auf diese Schülerband! :sekt:

bates
13.02.2018, 16:03
Als sie zu Stars wurden, hatte die "Schülerband" schon einige Jahre harter Live-Schule auf dem Buckel, u.a. bekanntlich in Hamburg. Mit anderen Worten: Unsinn wird auch durch Wiederholung nicht besser. Und nichts gegen Jones, seine superproduzierten Superplatten haben ja auch ihre Daseinsberechtigung. Aber man stelle sich nur mal eine Beatles-Scheibe vor, eingespielt von (meinetwegen spielerisch exzellenten) Studiomusikern wie bei einer Michael-Jackson-Produktion. Alles Spezifische, jede Magie ginge verloren.

woelfen
13.02.2018, 16:04
Es gibt sicher viele Musiker, die auf ihren Instrumenten handwerklich weitaus "besser" sind, als die Beatles. Ich halte das für ziemlich irrelevant angesichts der Kreativität und des Charisma (Gesang !) der Fab4. Das sind Qualitäten, die man so oft nicht findet, wenn überhaupt.

Zampano
13.02.2018, 17:08
Seit ich ein Smartphone hab (ist noch nicht so lange, Gruß an Schmullus :hi:), hör ich auf dem Weg zur Arbeit immer Musik... morgens wird immer so lange geskippt, bis was von den Beatles kommt, was anderes ertrage ich nicht... (vielleicht noch der ein oder andere Kinks-Song)... abends auf dem Heimweg geht auch was anderes...

Furlong
13.02.2018, 17:15
Also ich hör ja hin und wieder gerne Death Metal. ;)

https://youtu.be/voqCQSDAcn8?t=1m5s

Georg
13.02.2018, 17:16
@Zampano
Auf der Hinfahrt könnte Randy Newman noch funktionieren. ;)

strla
13.02.2018, 17:23
https://www.google.de/url?q=https://www.youtube.com/watch?v=dACR9WAWD7I&sa=U&ved=0ahUKEwj6nOb6paPZAhWF1ywKHfToCKUQyCk IEDAA&usg=AOvVaw1z3XDXeIy3u2OlWQjQDaG1

The Other Side Of Abbey Road

Eulenspiegel
13.02.2018, 20:04
Es gibt sicher viele Musiker, die auf ihren Instrumenten handwerklich weitaus "besser" sind, als die Beatles. Ich halte das für ziemlich irrelevant angesichts der Kreativität und des Charisma (Gesang !) der Fab4. Das sind Qualitäten, die man so oft nicht findet, wenn überhaupt.
Grundsätzlich sagst du nichts anderes als Quincy Jones. Wieso es ein Sakrilieg ist einfach festzustellen, dass die Fähigkeiten der Beatles spieltechnisch relativ beschränkt waren, erschließt sich mir nicht.
Irgendwo las ich ein Zitat von Paul McCartney - Ringo wäre noch nicht mal der beste Drummer bei den Beatles.

Hier übrigens der Artikel zum Photo

https://www.paulmccartney.com/news-blogs/news/quincy-jones-the-songs-paul-chose-for-kisses-on-the-bottom

"The songs Paul chose for Kisses on the Bottom are
songs I've heard and loved since I was a kid. I sat with Paul
backstage at the first concert of his recent tour and had the
privilege of listening to the entire record. These are some of the
best songs ever written, and it takes a very special talent to bring
them to light. Paul didn't bring 1/8th notes with him to these songs;
he knows how to swing like the old school or Sinatra used to say,
"he's in the pocket." There is simply no artist today who
has the credibility, grace, and depth of character that Paul has. Our
49-year-relationship goes back to before The Beatles came to America
and I love that Paul has taken the time to do this album. I've heard a
lot of records covering these songs, but none of them have the
authenticity that Paul's has." Quincy Jones"

OldStephen66
04.03.2018, 19:53
Ich wollte den Mark Forster-Thread hiermit nicht "verunreinigen", fand aber die Tage ein nettes Bonmot im Kölner Stadtanzeiger.

In seiner Kolumne "Der Soundtrack meines Lebens (https://www.ksta.de/kultur/kolumne-ueber-den-plattenrand-der-soundtrack-unseres-lebens-29808474)" spricht Christian Bos zunächst über den Wiedererkennungswert der Filmmusik zu "Der weiße Hai", die sich unauslöschlich ins kollektive Bewußtsein eingebrannt hat:


Man muss nur zwei Noten, E und F, stetig schneller werden wiederholen - und schon weiß jedes Kind, dass gleich zugebissen wird.

Über den Gedanken, dass es wahrscheinlich auch schrecklich wäre, wenn man alle mit Erlebnissen und Gefühlen verknüpften Lieder als Playlist zu einem Soundtrack des eigenen Lebens zusammen gefasst bekommen könnte, kommt er schließlich auch zum Allzweck-Songschreiber Mark Forster:


Die einschlägigen Streamingdienste bieten uns Telefon-Hörern Playlisten zu jeder Gelegenheit an, vermutlich sind sie, ohne Zuhilfenahme eines menschlichen Ohres, von Algorithmen zusammengestellt worden.

Ich zitiere wahllos: „Wake Up and Smell the Coffee“, „HipHop zum Arbeiten“, „Dampf ablassen“, „Fast schon Feierabend“, „Indie zum Essen“, „Pop-Songs zum Putzen“. Es steht alles bereit. Seltsamerweise enthält jede dieser Playlisten ein Lied des deutschen Singer-Songwriters Mark Forster. Der ist quasi das Gegenteil vom weißen Hai. Je näher er kommt, desto harmloser wird es. [Hervorhebung von mir :D]

j_easy
05.03.2018, 10:46
Mhm. Ist das nur ein Mention von Micky Beisen(sc)herz oder passt das auch hier?

https://www.stern.de/kultur/micky-beisenherz/micky-beisenherz--alles-muss-reiser-werden--wo-ist-der-politische-pop--7886018.html


Alles muss Reiser werden - Wo ist der politische Pop?

Unsere Zeit ist geprägt von Spaltung, Flüchtlingskrise, und Verteilungskämpfen. Doch die meisten deutschen Popmusiker singen lieber über Liebe. Micky Beisenherz sucht dagegen politischen Pop - und wird bei einem jungen Mann aus Burkina Faso fündig

Doktor Landshut
05.03.2018, 11:14
Mhm. Ist das nur ein Mention von Micky Beisen(sc)herz oder passt das auch hier?

https://www.stern.de/kultur/micky-beisenherz/micky-beisenherz--alles-muss-reiser-werden--wo-ist-der-politische-pop--7886018.html


Wo ist der neue politische Pop? Wo sind die sozialkritischen Texte? Wo ist die Wut? Es muss wieder reiser werden!

Täusche ich mich oder hatte Lena nicht mal ein Lied von Rio Reiser gesungen? War zwar kein politisches, aber immerhin ein vielversprechender Anfang.;)

Das Thema ist auf jeden Fall interessant. Eine Diskussion darüber könnte spannend werden.

tobago
05.03.2018, 11:28
Sie hat sogar schon Happy X-mas, war is over gesungen - also weit mehr als ein Anfang! :D

bates
05.03.2018, 11:58
Micky! Leave – Lena – alone! :heul:

Aber im Ernst. Sozialkritische/politische Texte, nein danke. Es gibt wohl eine Handvoll gute, aber die meisten sind grässlich, es geht fast immer schief, selbst die Scherben und Rio sind da eher keine Ausnahme. Ein deutsches Lena-Album mit sozialkritischen Texten: So ungefähr stelle ich mir die Hölle vor. Dann lieber noch Schlager. ;)

Eine andere Frage ist durchaus, ob Künstler sich als öffentliche Personen zu politischen / gesellschaftlichen Themen äußern sollten. Das, finde ich, können sie gerne tun und hat LML ja auch schon gelegentlich, und da hätte ich auch nichts dagegen, wenn es häufiger der Fall wäre (da das hier ein Fanforum ist: "hätte ich nichts dagegen" ist ungleich mit "fordere ich", Lena-Verteidigung nicht nötig, danke).

earplane
05.03.2018, 12:00
Lena nutzt ihren Einfluss durchaus für gelegentliche politische Statements
https://scontent-frx5-1.cdninstagram.com/vp/169974c0346b4ea9e2092c021544dd62/5B2B5F5D/t51.2885-15/e35/21688591_357891497966803_669972107846326 6816_n.jpg
https://www.instagram.com/p/BZGqB1cnraA/

Ein Werbepost löst eine netzpolitische Debatte aus.
https://www.instagram.com/p/BZ_Inc_HZ2H/

und sogar ein Auftritt auf dem roten Teppich gerät zum Politikum dass die Presse tagelang beschäftigt und bis in die Türkei nachhallt
https://www.facebook.com/lenameyerlandrut/posts/10156206681153656
https://twitter.com/Lenas_view/status/967753270306459650

Doktor Landshut
05.03.2018, 12:17
Micky! Leave – Lena – alone! :heul:

Man stelle sich vor, ein Glamourgirl wie Lena sänge über Tafeln. Das wäre ja so, als säße Herr Butterwegge mit 'ner Rolex am Arm in 'ner Talkshow. Der Shitstorm wäre unvorstellbar. ;)



Eine andere Frage ist durchaus, ob Künstler sich als öffentliche Personen zu politischen / gesellschaftlichen Themen äußern sollten. Das, finde ich, können sie gerne tun und hat LML ja auch schon gelegentlich, und da hätte ich auch nichts dagegen, wenn es häufiger der Fall wäre (da das hier ein Fanforum ist: "hätte ich nichts dagegen" ist ungleich mit "fordere ich", Lena-Verteidigung nicht nötig, danke).

Politisch ambitionierte Popmusik war während meiner früheren Lebensjahre immer ein Spiegel des Zeitgeistes und entstand selten aus sich selbst heraus. Der war seinerzeit, als es noch die großen Themen wie den Vietnamkrieg gab und die Welt nur aus 2 großen Blöcken bestand, vergleichsweise klar umrissen und nicht besonders kompliziert. Das ist heute wohl nicht mehr so der Fall.

earplane
05.03.2018, 12:23
Wenn man sich den rechten Rand des Spektrums ansieht gibt es da eigentlich momentan jeder Menge Musik. Die ist allerdings auch grässlich.

j_easy
05.03.2018, 12:39
Wenn man sich den rechten Rand des Spektrums ansieht gibt es da eigentlich momentan jeder Menge Musik. Die ist allerdings auch grässlich.

Stimmt, es gibt durchaus politische Musik, nur nicht unbedingt so viele aus den Ecken, denen Micky politisch nahe steht. Man denke u.a. an Herrn Naido ...

Doktor Landshut
05.03.2018, 12:48
Stimmt, es gibt durchaus politische Musik, nur nicht unbedingt so viele aus den Ecken, denen Micky politisch nahe steht. Man denke u.a. an Herrn Naido ...

Früher gab es Festivals, die hießen "Rock gegen Rechts". In manchen ostdeutschen Bundesländern ist es - sinngemäß-gesinnungsmäßig - heute umgekehrt. :-(

vampire67
05.03.2018, 12:56
Eine andere Frage ist durchaus, ob Künstler sich als öffentliche Personen zu politischen / gesellschaftlichen Themen äußern sollten. Das, finde ich, können sie gerne tun und hat LML ja auch schon gelegentlich, und da hätte ich auch nichts dagegen, wenn es häufiger der Fall wäre (da das hier ein Fanforum ist: "hätte ich nichts dagegen" ist ungleich mit "fordere ich", Lena-Verteidigung nicht nötig, danke).
Dir ist wohl letztens das Fu** Donald shirt in Lenas Insta-story entgangen :ugly:

Peter M. aus V.
05.03.2018, 13:16
Ich habe da keinen Überblick, weil es nicht meine Musik ist. Aber gibt e im textbetonten HipHop nicht deutlich mehr politische Aussagen als im Pop/Rock?

Richtig ist, was @Doktor Landshut beschreibt: Die augenblickliche Lage in Welt und Gesellschaft ist wesentlich komplexer als in den 60er/70er Jahren. Das erschwert einerseit klare Positionierungen, die nicht vereinfachen oder verzerren; andererseits fliehen Musikkonsumenten gerne in unpolitisch- angenehme Welten. Gleichzeitig herrscht eine unterschwellige Sehnsucht nach "einfachen Lösungen", die dann von der falschen Seite auch musikalisch beient werden.

Es gibt noch ein weiteres, musikimmanentes Problem für politisch engagierte Musik. Die musikalischen Strukturen der 60er/70er- Musik, insbesondere aber auch der Folk- und Liedermacher-Bewegung, vermochten die Menschen zum Mitmachen, zum Selber musizieren zu bewegen. Eine Gitarre reichte, und die Statements wurden gemeinsam in die Welt geschickt. Das ist heute deutlich schwieriger.

esiststeffen
05.03.2018, 13:44
Hmmmm ... ich hatte ja schon das eine oder andere Mal erwähnt, dass ich Popmusik mit politischen Aussagen zum weit überwiegenden Teil (und ja, es gibt Ausnahmen!) als peinlich und aufgesetzt empfinde. Und wenn jetzt die Popstars dieses Landes in Scharen dazu übergingen, politische und rebellische Songs zu verfassen, weil es eben "der Zeitgeist" von ihnen erwartet, dann hätten wir nach meiner Ansicht auch nicht viel gewonnen gegenüber der Jetztzeit, wo sie alle unisono über Menschen, Leben, Tanzen und Welt singen. Aber auch, wenn sie mit irgendwelchen Protestsongs nun auf einmal ihre von der Songlyrikindustrie lange unterdrückten allerinnersten Gefühle und Bedürfnisse artikulieren würden, hieße das für mich trotzdem noch lange nicht, dass auch ein guter und hochwertiger Song dabei rauskäme. Der richtige politische Standpunkt macht aus meiner Sicht noch lange keine musikalische Qualität ... ;)

PanAnoyd
05.03.2018, 13:48
Micky B. muss natürlich auch Lena heranziehen.[...]
Das ist so typisches SJW Geseiere (also der Artikel!), dass einem schlecht werden könnte!

Warum müssen Promies in die Verpflichtung gezogen werden? Aber Achtung! Nur, wenn sie auch das "richtige" sagen, richtig? Oder wäre es OK, wenn Lena ein ausländerfeindliches, pro-AfD Lied schreiben würde? Hauptsache politisch? Sollte ein Künstler nicht lieber über etwas schreiben, von dem er auch wirklich Ahnung hat? (Ich will hier niemanden unterstellen keine ahnung zu haben!)
Sind Promis automatisch Gut-Menschen?


Hat man je ein politisches Statement von Deutschlands einflussreichster Popkünstlerin, Helene Fischer, gehört? Natürlich nicht. Es könnte ja geschäftsschädigend sein.

Er kann (fast) alles schreiben was er will und kaum eine Sau interessierts. Aber Andere, die wirklich in der Öffentlichkeit stehen, sollen gefälligst ihre Karriere aufs Spiel setzen?
Wir erinnern uns an Dixie Chicks, deren Karriere den Bach runterging, weil sie es wagten, G.W. Bush wegen Afganistan/Irak anzugreifen.
Man sieht doch allein an Lena, was für Nichtigkeiten Shitstorms auslösen können (selbst hier im Forum).

Außerdem, was hat denn Social Media mit Pop-Songs zu tun? Ich dachte er wolle politischen Pop? Da könnte er jeden Promi, der keine politischen Tweets abfeuert, anprangern.

Steht Pop als Genre überhaupt in der Verpflichtung, politisch zu sein?
(btw: seit wann zählen "Ton Steine Scherben" eigentlich zum Pop? Ist völlig an mir vorbei gegangen...)


[...]sehr pointierten Protestsong wie "99 Luftballons"[...]:-DOK, nennen wir ihn mal "Protestsong", dann dürfte er aber auch zur Minderheit gehören, was die Popmusik angeht. Die "echten" Protestsongs kamen/kommen aus anderen Genres.



Ich plädiere für Lena's Mention's.

"Menschen mention Lena!" Perfektes Denglisch! :zahn:

Peter M. aus V.
05.03.2018, 14:06
Popmusik, die politische Themen aufgreift, wird unterschiedlich betrachtet. Auslöser der Diskussion heute ist ein Artikel von Micky Beisenherz der "mehr Reiser" fordert.


Micky B. muss natürlich auch Lena heranziehen.

https://www.stern.de/kultur/micky-beisenherz/micky-beisenherz--alles-muss-reiser-werden--wo-ist-der-politische-pop--7886018.html


Vielleicht können die Moderatoren die Beiträge aus dem Mentions-Thread und dem Glaubwürdigkeits- Thread hier zusammenführen.

Georg
05.03.2018, 14:47
Mhm. Ist das nur ein Mention von Micky Beisen(sc)herz oder passt das auch hier?

https://www.stern.de/kultur/micky-beisenherz/micky-beisenherz--alles-muss-reiser-werden--wo-ist-der-politische-pop--7886018.htmlDen Protagonisten der heutigen Pop-Welt kann man noch zugutehalten, dass diese eben Kinder ihrer Zeit sind und nicht von der (politischen) Aufbruchstimmung etwa der 70er beflügelt oder mitgerissen werden. Man muss sich selbstverständlich nicht gleich mit einem zappaesken "Kein Akkord ist hässlich genug, all die Scheußlichkeiten zu kommentieren, die von der Regierung in unserem Namen verübt werden" dem Thema widmen.
Aber wenigstens minimale, jedenfalls überzeugende politische, gesellschaftskritische, progressive, entlarvende Statements in gleich welcher Form von Kunstschaffenden vermisse ich in diesen Zeiten schon.

esiststeffen
05.03.2018, 17:18
Vielleicht können die Moderatoren die Beiträge aus dem Mentions-Thread und dem Glaubwürdigkeits- Thread hier zusammenführen.
Da ich finde, dass die Thematik auch sehr gut zu "Anspruch und Glaubwürdigkeit" passt, hab ichs jetzt erstmal alles hierhin verschoben ;)

earplane
05.03.2018, 17:50
Einschläfernder-Pop-Schlager ist auf eine unterschwellig-GROKO-kompatible Friede-Freude-Eierkuchen-Weise auch politisch, oder?


Egal was kommt,
es wird gut, sowieso,
Immer geht ne neue
Tür auf, irgendwo.
Auch wenn's grad nicht
so läuft, wie gewohnt.
Egal, es wird gut, sowieso.

:stern: :pulpfiction:

vampire67
05.03.2018, 18:04
Einschläfernder-Pop-Schlager ist auf eine unterschwellig-GROKO-kompatible Friede-Freude-Eierkuchen-Weise auch politisch, oder?


Egal was kommt,
es wird gut, sowieso,
Immer geht ne neue
Tür auf, irgendwo.
Auch wenn's grad nicht
so läuft, wie gewohnt.
Egal, es wird gut, sowieso.

:stern: :pulpfiction:
:-D :-D :-D :-D :-D

Ich plädiere das Mark den einmarsch der Groko-kanzlerin musikalisch untermalt :X

Peter M. aus V.
05.03.2018, 19:02
Steht Pop als Genre überhaupt in der Verpflichtung, politisch zu sein?
(btw: seit wann zählen "Ton Steine Scherben" eigentlich zum Pop? Ist völlig an mir vorbei gegangen...)

Gut, Pop als eng gefasster Genrebegriff erfüllt ja immer auch andere Funktionen, zum Beispiel auch die der Ablenkung von Problemen. (Das ist auf eine gewisse Weise natürlich auch politisch, s. o. Mark Forster). Erweitert man den Begriff aber auf andere Genres, dannkann man schon sagen, dass politische Inhalte durchaus (mit)bestimmend waren in Zeiten, als diese Musik Sprachrohr junger Menschen gegen das Establishment war. Genau diese Funktion scheint Popmusik heute eben nicht mehr zu haben; im Gegenteil, manchmal habe ich den Eindruck, sie ist Ausdruck einer Generation, die Establishment sein will und sich von den alten "Alternativen" absetzen.

Grombold
05.03.2018, 20:06
Warum soll Lena keine kritischen Lieder schreiben?

Oder warum sollte Lena nicht kritische Pop-Songs schreiben können, die auch gut sind?
(das schließe ich für das kommende Album durchaus nicht aus)

Sie könnte zu den Tafeln gehen und sich das mal konkret ansehen, oder vielleicht auch mal ein oder zwei Tage mit aushelfen, und die erfahrenen Eindrücke und Emotionen in einem Lied einfangen.
nur mal als Beispiel

wäre in gewisser Weise auch politisch

Grombold
05.03.2018, 20:33
Politisch ambitionierte Popmusik war während meiner früheren Lebensjahre immer ein Spiegel des Zeitgeistes und entstand selten aus sich selbst heraus. Der war seinerzeit, als es noch die großen Themen wie den Vietnamkrieg gab und die Welt nur aus 2 großen Blöcken bestand, vergleichsweise klar umrissen und nicht besonders kompliziert. Das ist heute wohl nicht mehr so der Fall.

Meinst du, dass früher die politische Situation einfacher war und das ist heute nicht mehr der Fall?
Nö, war damals nicht einfacher wie heute bzw. ist heute nicht komplizierter wie damals.
Die jungen Leute hatten damals nur überwiegend eine sehr naive Sichtweise auf die Dinge.

Oder meinst du, dass es momentan keinen musikalischen 'Spiegel des Zeitgeist' gibt?
Jo, musikalisch ist im Moment überwiegend eher 'schöne heile Welt'

Lars
05.03.2018, 21:53
[…] hinken die Inhalte dem Zeitgeist völlig hinterher.

Also wäre Liebe so gar nicht mehr "zeitgeist"-ig, dann stünde es wirklich schlimm.

BTW:

Nummer eins Hit

Mit Bindestrichen kann er auch nicht umgehen. :kicher:

bates
05.03.2018, 22:58
Um mein rausgerotztes Anti-Posting von vorhin mal etwas zu relativieren: Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen politische/gesellschaftskritische Lieder. Präziser wäre, dass ich es nicht mag, wenn man Songs ihren "guten Vorsatz" anmerkt; wenn man merkt, da hat sich jemand hingesetzt mit dem Ziel, jetzt mal eine wirklich relevante Aussage über Atomkraft / Klimawandel / Neonazis / Flüchtlinge / Donald Trump, whatsoever irgendwie in eine künstlerische Form zu bringen. Das geht mir auch bei einer bestimmten Sorte typisch deutscher "Themenfilme" auf die Nerven, unter anderem fast bei jedem zweiten Tatort. Ich glaube, dass Kunst so ganz grundsätzlich nicht funktioniert: Dass man irgendetwas für ein "wichtiges Thema" hält ("ah, der und der Jahrestag, wir müssten mal wieder irgendwas mit Hitler machen") und dann versucht, ein Werk dazu zu schaffen. Da kann nach meinem Verständnis nichts Gescheites bei rauskommen, das setzt sozusagen am falschen Ende an. Wenn ein Künstler dagegen seinen Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühlen, Sehnsüchten usw. Ausdruck gibt, uns an seinem ureigenen Blick auf die Welt teilhaben lässt, dann kann das gleichsam wie von selbst "gesellschaftlich relevant" werden (und ich schätze, die meisten "guten" politischen Songs sind auch so entstanden).

Doktor Landshut
05.03.2018, 23:06
Meinst du, dass früher die politische Situation einfacher war und das ist heute nicht mehr der Fall?
Nö, war damals nicht einfacher wie heute bzw. ist heute nicht komplizierter wie damals.
Die jungen Leute hatten damals nur überwiegend eine sehr naive Sichtweise auf die Dinge.

Oder meinst du, dass es momentan keinen musikalischen 'Spiegel des Zeitgeist' gibt?
Jo, musikalisch ist im Moment überwiegend eher 'schöne heile Welt'

Mit "Zeitgeist" meine ich eine durch viele Faktoren beeinflusste vorherrschende kulturelle Stimmung in der Gesellschaft, eine objektive Sicht auf die Welt schließt das natürlich nicht unbedingt mit ein. Als Vertreter einer der ersten Nachkriegsgenerationen, aufgewachsen in Westdeutschland, schien mir das weltpolitische Gefüge trotz all der kulturellen Umbrüche, die auch in der Popkultur und Musik ihren Ausdruck fanden, seinerzeit überschaubarer zu sein als heute und einfacher, sich - auch in künstlerischer Hinsicht - entspr. zu positionieren bzw. moralisch auf der "richtigen Seite" zu fühlen.

Rolwin
06.03.2018, 10:12
Was gerne vergessen wird ist, dass ein Künstler ca 2-4 Jahre benötigt um ein neues Album zu veröffentlichen. In einer Zeit, wo wöchentlich eine andere Sensation (auch Politik) durchs Dorf gejagt wird, ist es schwer politische Songs zu schreiben, die nach 2-3 Jahren vom Inhalt noch interessant sind und gekauft werden.
Der Alben-markt ist stark umkämpft. In 2017 erschienen im Pop-bereich ca 300 Alben (halbwegs relevante) mit ca 4000 Songs.

Melanie
06.03.2018, 10:16
Ich frag mich ja, welche Ansprüche Künstler bei ihren eigenen Songs haben, wenn sie dann irgendwann sagen, dass sie die Songs eigentlich nicht mögen (vor allem bei Hit-Songs). Das haben jetzt die Gallagher-Brüder bei Wonderwall getan.

Rolwin
06.03.2018, 10:37
Ich frag mich ja, welche Ansprüche Künstler bei ihren eigenen Songs haben, wenn sie dann irgendwann sagen, dass sie die Songs eigentlich nicht mögen (vor allem bei Hit-Songs). Das haben jetzt die Gallagher-Brüder bei Wonderwall getan.
Hit-Songs sind häufig nicht aus der eigenen Feder, oder nur zu einem ganz geringen Teil. Häufig werden sie von den Plattenfirmen zur Verfügung gestellt.

Wenn ich nicht daneben liege sind das bei Lena die Hits: Stardust, Traffic Lights, Wild & Free

bates
06.03.2018, 10:46
Hit-Songs sind häufig nicht aus der eigenen Feder, oder nur zu einem ganz geringen Teil. Häufig werden sie von den Plattenfirmen zur Verfügung gestellt.


Naja, das kommt aber wirklich darauf an. Das mag ja bei Künstlern vom Schlage LMLs so sein (EDIT: selbst da nicht immer, siehe nächsten Beitrag von @earplane), bei Bands wie den oben erwähnten Oasis dann wohl doch eher nicht; selbstverständlich haben die ihre Hits, auch Wonderwall, selbst geschrieben.

earplane
06.03.2018, 10:54
Hit-Songs sind häufig nicht aus der eigenen Feder, oder nur zu einem ganz geringen Teil. Häufig werden sie von den Plattenfirmen zur Verfügung gestellt.

Wenn ich nicht daneben liege sind das bei Lena die Hits: Stardust, Traffic Lights, Wild & Free

Wild & Free
Autoren: Sarah Connor, Tim Myers, Beatgees, Lena Meyer-Landrut

mal abgesehen davon dass die Autorenrechte an den Musikstücken nicht von der Plattenfirma sondern vom Musikverlag verwaltet werden

Melanie
06.03.2018, 11:26
Außer Oasis gibt's noch andere Bands die irgendwann ne Hassliebe zu ihren Songs entwickelt haben:

https://www.theguardian.com/music/musicblog/2014/jun/23/bands-hate-songs-led-zeppelin-stairway-heaven-radiohead-creep

Peter M. aus V.
06.03.2018, 13:18
Als Vertreter einer der ersten Nachkriegsgenerationen, aufgewachsen in Westdeutschland, schien mir das weltpolitische Gefüge trotz all der kulturellen Umbrüche, die auch in der Popkultur und Musik ihren Ausdruck fanden, seinerzeit überschaubarer zu sein als heute und einfacher, sich - auch in künstlerischer Hinsicht - entspr. zu positionieren bzw. moralisch auf der "richtigen Seite" zu fühlen.

Dem kann ich nur zustimmen. Und an den eigenen Kindern stelle ich fest, dass eine eindeutige Positioniertung jungen Menschen heute durchaus schwerer fallen kann. (Ich bin allerdings dankbar, dass sie, der eine mehr, der andere etwas weniger, doch eine Richtung eingeschlagen haben, die mir keine Sorgen bereiten muss.)

earplane
09.03.2018, 07:30
Ich verweise vielleicht auch noch mal hier auf dieses Statement

.... wenn ich 10000€ an eine gemeinnützige organisation spende, ein frauenzentrum besuchen gehe...dann interessiert das natürlich niemanden. wenn es aber so leicht ist eure aufmerksamkeit zu bekommen, dann stell ich mich das nächste mal nackt vor eine solche einrichtung, vielleicht macht ihr ja dann nen bericht drüber. ....
http://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?5735-Jennifer-Rostock&p=694659&viewfull=1#post694659

Selbst politisch sehr aktive Künstler werden selten als solche wahrgenommen. Weil unsere Medien viel lieber über ganz andere Dinge berichten.

Randwer
10.03.2018, 11:45
Künstlerisch ambitioniert und politisch aktiv, schließt sich nicht nur nicht aus, sondern passt sogar gut zusammen,
Dazu ein Artikel aus dem kaput-Magazin, mit einer hochinteressanten Korrespondenz der Musikerinnen Sonia Güttler (Sonae) und Antye Greie-Ripatti (AGF).
http://www.kaput-mag.com/stories-de/agf_sonae_auf-der-suche-nach-den-bedingungen-zurverweigerung-des-abgekoppelten-massenspasses/

Peter M. aus V.
10.03.2018, 15:02
ist es unangemessen, dass ich mich frage, ob Lena jemals solche Gedanken in ihre Musik investiert hat? Ich glaube eher nicht; muss sie aber auch nicht, denn:

Sonae: Nun kann man behaupten, da mag ein wenig Spaß und Ablenkung nicht schaden – gut, doch für diesen Spaß sind Entertainer_innen zuständig, nicht aber Künstler_innen. Ich finde, Protagonisten_innen der elektronischen Musik stehen heute in der Verantwortung, sich positionieren zu müssen: bin ich Entertainer_in oder bin ich Künstler_in?
Ich denke, ihre Entscheidung ist eindeutig - und oftr genug formuliert: "Ich hoffe, Ihr hattet Spaß!"

earplane
10.03.2018, 15:54
Ich glaube die alberne Idee dass Kunst keinen Spaß machen darf ist sehr sehr deutsch.

Peter M. aus V.
10.03.2018, 16:13
Ich glaube die alberne Idee dass Kunst keinen Spaß machen darf ist sehr sehr deutsch.
Dann hast Du den oben verlinkten Artikel entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Auch politisch (mit)motivierte Kunst kann höllisch Spa0 machen. Beispiele gibt es genug, ganze Kunstrichtungen zeugen davon.

maybear
10.03.2018, 16:21
Es ging doch nur um dieses eine Zitat, wo es nicht um Politik ging, sondern eben nur um die Abgrenzung von Entertainment und Kunst. Eine Abgrenzung, die ich auch falsch finde, so gibt es viele Künstler, die sowohl Kunst um der Kunst willen machen als auch für den Geldbeutel arbeiten.

Peter M. aus V.
10.03.2018, 16:44
Oder eben auch Kunst um der Kunst und um der politischen Aussage willen. (... und damit manchmal den Geldbeutel schmal halten.)

OldStephen66
16.04.2018, 15:13
Die Verbindung von Kunst und politischer Aussage findet man an Stellen, an denen man sie auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde.

Immer noch völlig ergriffen vom gestrigen Hauskonzert mit Hannah Epperson, kann dieses Stück nicht unerwähnt bleiben.
Geschrieben angesichts der olympischen Winterspiele in Vancouver (2010), als es einen extremen Schneemangel gab und der Schnee unter Aufwendung exorbitanter Kosten per Helikopter eingeflogen werden musste, während es gleichzeitig kein Geld in der Stadt für ein Programm gab, dass die akute Wohnungsnot hätte lindern können:
"fuck the world so we can host another party".

https://www.youtube.com/watch?v=VIEuyt6taBA

Dies wäre alles nicht so sonderlich bemerkenswert, wenn man nicht - wie @Peter M. aus V. und ich gestern - von Hannah Epperson intensivsten Anschauungsunterricht bekommen hätte, wie man seine Kunst zelebrieren und gleichzeitig mit wachem Blick und kritischem Geist in der Welt unterwegs sein kann. Die totale Fokussierung auf ihre Musik bei gleichzeitig ungefilterter Kommentierung des Weltgeschehens (sie u.a. nahm Bezug auf die Bombenangriffe in Syrien) war überaus beeindruckend. Dies umso mehr, als man Hannahs Ringen um den Sinn ihres künstlerischen Tuns aus nächster Nähe miterlebte.

Dabei geht es gar nicht so sehr darum, ob ihre Musik für sich genommen politisch ist oder nicht. Hier geht es mehr um ihre Haltung, die einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, unabhängig davon, ob man sie nun vorbehaltlos teilt oder nicht. Und es geht auch nicht darum, patente Lösungen bereitzuhalten (was sie natürlich nicht tut, dafür ist sie viel zu klug).
Aber sie sprach beispielsweise zwischendurch über Hannah Arendts kontrovers diskutierte Reportage "Eichmann in Jerusalem", in der ihr die "mutige und unpopuläre" Ansicht imponierte, Eichmann sei als Mensch im Grunde gar nicht böse gewesen, sondern hätte Böses getan, weil er sich ab einem bestimmten Punkt blind der Macht ergeben und das Denken eingestellt hätte. Der Mut, gegen den Strom zu schwimmen und "nein" zu sagen, egal, wie viel es bringen mag, war ihre Botschaft des Tages.
Letztendlich hatte Hannah auch nur einen Trost angesichts der dennoch gefühlten Ohnmacht: draußen im Garten blüht trotz allem die Magnolie.

Und es ist ebenso völlig klar, dass sie hier kein Theater spielte: das war Hannah Epperson wie sie leibt, leidet und lebt. Für sie ist offenbar keine künstlerische Existenz denkbar, die sich nicht auch irgendwie einmischt, selbst wenn diese Einmischung nicht unmittelbar zum musikalischen Programm gehören mag.
Wenn man sich all dies dazu noch im Rahmen eines künstlerisch absolut verzückenden Konzertes vorstellt, bekommt man vielleicht eine Ahnung davon, welch tiefen Eindruck sie bei mir an diesem Nachmittag hinterlassen hat.

________

Ein kleiner Eindruck, wie künstlerisch schön es war: https://www.instagram.com/p/BhmIA0tj9ls/?hl=de&taken-by=conny_birdsfly

earplane
16.04.2018, 15:31
Wir haben ein durch das Internet mächtig angefachtes Antisemitismus-Problem in wachsenden Teilen unserer Musik-, Jugend- und Protestkultur
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-antisemitische-verschwoerungsglauben-von-kollegah/

Peter M. aus V.
16.04.2018, 16:02
Die Verbindung von Kunst und politische Aussage findet man an Stellen, an denen man sie auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde.

Immer noch völlig ergriffen vom gestrigen Hauskonzert mit Hannah Epperson [...]


Vielen Dank! Nun mehme ich noch mehr vom gestrigen Ereignis mit.

esiststeffen
12.08.2018, 22:39
Spannender Artikel zum üblichen Entstehungsprozess eines Popalbums/-songs in Deutschland: https://www.musikexpress.de/deutschland-sucht-den-supersong-so-entsteht-0815-pop-1094227/


Deutschland sucht den Supersong: So entsteht 08/15-Pop

Wenn 18 Leute 1000 Songs schreiben und nur 30 davon das Licht der Welt erblicken.

Greift natürlich auch Böhmermann und das Mark-Forster-Nichtinterview wieder auf ... ;)

j_easy
13.08.2018, 00:00
Spannender Artikel zum üblichen Entstehungsprozess eines Popalbums/-songs in Deutschland: https://www.musikexpress.de/deutschland-sucht-den-supersong-so-entsteht-0815-pop-1094227/

Greift natürlich auch Böhmermann und das Mark-Forster-Nichtinterview wieder auf ... ;)

Interessanter Artikel. Schade, dass Lena's Art Songs zu entwickeln nicht aufgeführt wird. Oder fällt das nicht mehr unter Format-Pop?

Anbei was Witziges:
https://www.kaput-mag.com/kolumne_de/10-tipps-wie-werde-ich-extrem-erfolgreicher-popstar/

Eulenspiegel
13.08.2018, 07:17
Interessanter Artikel. Schade, dass Lena's Art Songs zu entwickeln nicht aufgeführt wird. Oder fällt das nicht mehr unter Format-Pop?

Anbei was Witziges:
https://www.kaput-mag.com/kolumne_de/10-tipps-wie-werde-ich-extrem-erfolgreicher-popstar/

Sie wird doch aufgeführt..bloß ist ihre einsame Insel in Berlin und vielleicht nicht ganz so einsam.

earplane
13.08.2018, 08:03
Spannender Artikel zum üblichen Entstehungsprozess eines Popalbums/-songs in Deutschland: https://www.musikexpress.de/deutschland-sucht-den-supersong-so-entsteht-0815-pop-1094227/

Bei Lena läuft es scheinbar etwas anders. :whistle:

Zampano
13.08.2018, 10:23
Interessanter Artikel. Schade, dass Lena's Art Songs zu entwickeln nicht aufgeführt wird. Oder fällt das nicht mehr unter Format-Pop?

Also ich finde, daß dieser Artikel (leider) ganz genau die Entstehung bei Lenas Album beschreibt... und ja, diese Musik fällt (für mich) unter "Format-Pop"...

j_easy
13.08.2018, 10:39
Also ich finde, daß dieser Artikel (leider) ganz genau die Entstehung bei Lenas Album beschreibt... und ja, diese Musik fällt (für mich) unter "Format-Pop"...

Und ich sage, Lenas Ehgeiz geht so weit, zumindest die meisten Texte und Teile der Kompositionen selbst zu entwickeln. Das Sie das alles nicht allein kann, liegt auf der Hand. Sonst wäre Sie Singer / Songwriterin & Ihre eigene Produzentin.

Eulenspiegel
13.08.2018, 12:58
"Sein gebuchter Songwriter hört sich die Ideen und Vorschläge an, fragt nach – dann geht der Sänger kurz ans Meer und der Songwriter an seinen Rechner. Aus dem Input entstehen erste Stimmungsbilder, oft nur vier bis acht Takte lang, kurze Sequenzen, die ein Gefühl dafür geben, wie diese Musik klingen kann. Weil sich der Songwriter mittlerweile sehr gut darauf versteht, den Sänger einzuschätzen, beginnt danach ein Pingpong-Spiel: Der Sänger hört die Sequenz, öffnet auf seinem Handy die App mit den Notizen und sucht nach Textbausteinen, die er schon vorher geschrieben hat und die nun zum Gefühl dieser Musik passen. Mal entsteht so eine Strophe, mal ein Refrain. Mal entwickelt der Songwriter Melodien, die er dem Sänger eher unbewusst in den Mund legt – mal erfindet der Sänger eine Melodie, die der Songwriter in Noten manifestiert, ins Arrangement einbaut. Wer dann am Ende den Song geschrieben hat, ist schwer zu sagen. Wie gesagt: Es ist ein Pingpong-Spiel."

https://www.instagram.com/p/Bl3LiPqha5_/

https://www.instagram.com/p/Bl_GM5CBPyV

dann noch die passenden Insta Stories gestern oder vorgestern ....Lena bespaßt Hund, Mann arbeitet

earplane
13.08.2018, 13:06
Vielleicht doch mal mal ein wenig ausführlicher. Was im Artikel beschrieben wird ist eigentlich eine positive Entwicklung. Dass ein Liedermacher gefälligst immer nur im eigenen Saft zu schmoren habe finde ich eine unfassbar dumme Vorstellung. Da kann auf Dauer nichts bei heraus kommen. Außer der ewig gleiche Quark. Genau so schlimm ist es wenn solcher Musik industrieller Einheitsquark künstlich aus Vermarktungsgründen produziert wird.
Internationale Künstler, aber auch Lena machen vor dass es durchaus anders geht. Dass man von Album zu Album den Stil ändern kann. Dass man zwischendurch Experimente machen kann wie einen Rap-Song oder Latin Sommerhit. Nur weil man gerade Bock hat, oder weil Netflix bezahlt. Auch wenn das so manchem Alt-Fan missfällt.
Lena hat das Glück dass sie nicht alleine von der Musik leben muss. Sie ist zwar Teil des Business, aber sie kann sich leisten mal nein zu sagen. Sowohl zu der Plattenfirma als auch zu über-kritischen Fans. Das können viele Kolleginnen und Kollegen nicht.

Rolwin
13.08.2018, 15:38
Lena hat das Glück dass sie nicht alleine von der Musik leben muss. Sie ist zwar Teil des Business, aber sie kann sich leisten mal nein zu sagen. Sowohl zu der Plattenfirma als auch zu über-kritischen Fans. Das können viele Kolleginnen und Kollegen nicht.
Das ist der springende Punkt. Solange LÓreal sie noch will, kann Lena sich unendlich viel Zeit lassen.
Lenas Alben haben mich immer überrascht. Wenn man über die Jahre zwischendurch Lenas Playliste oder Ihre Lieblingslieder präsentiert bekam, war das fast immer etwas völlig anderes, als das was auf dem Album zu hören war, eben nicht der normale Mainstreampop, bis auf wenige Songs, die dann auch nicht von Lena stammten, wie TL.
Nun schraubt sie schon seit knapp 2 Jahren am nächsten Album. Persönlich habe ich das Gefühl, dass der Musikgeschmack rasant wechselt. Was heute In ist, ist morgen Out, bedingt, dass jährlich ein paar tausend neue Songs erscheinen. Da wird es dann schon schwieriger Songs, die man vor über zwei Jahren geschrieben hat zu vermarkten. Wie weit Universal da noch ein Mitspracherecht hat, wissen wir nicht. Eine gewisse Stückzahl sollte schon verkauft werden. Wie viel ihrer Follower sind Musikfans? Sind es noch 100 000? Ich habe die Befürchtung, je länger es dauert, je weniger Musikfans bleiben übrig. Das kann sie nur wett machen, mit einem außergewöhnlichen Album. Ansonsten wird es für Album 6 noch schwieriger.

Rolwin
13.08.2018, 15:49
.......
......

Tiny Tim
13.08.2018, 15:52
Vielleicht doch mal mal ein wenig ausführlicher. Was im Artikel beschrieben wird ist eigentlich eine positive Entwicklung. Dass ein Liedermacher gefälligst immer nur im eigenen Saft zu schmoren habe finde ich eine unfassbar dumme Vorstellung. Da kann auf Dauer nichts bei heraus kommen. Außer der ewig gleiche Quark. Genau so schlimm ist es wenn solcher Musik industrieller Einheitsquark künstlich aus Vermarktungsgründen produziert wird.
Internationale Künstler, aber auch Lena machen vor dass es durchaus anders geht. Dass man von Album zu Album den Stil ändern kann. Dass man zwischendurch Experimente machen kann wie einen Rap-Song oder Latin Sommerhit. Nur weil man gerade Bock hat, oder weil Netflix bezahlt. Auch wenn das so manchem Alt-Fan missfällt.
Lena hat das Glück dass sie nicht alleine von der Musik leben muss. Sie ist zwar Teil des Business, aber sie kann sich leisten mal nein zu sagen. Sowohl zu der Plattenfirma als auch zu über-kritischen Fans. Das können viele Kolleginnen und Kollegen nicht.

signed

Michael Wendler hat mal ganz stolz über sich gesagt, dass er nur seine eigene Musik hört.

LilyHydrangea
13.08.2018, 16:13
signed

Michael Wendler hat mal ganz stolz über sich gesagt, dass er nur seine eigene Musik hört.

Womit sein Geisteszustand auch erklärt wäre :ugly: Wenn man den ganzen Tag Wendler hört, kann man doch nur bekloppt werden :D

Doktor Landshut
13.08.2018, 16:18
Michael Wendler hat mal ganz stolz über sich gesagt, dass er nur seine eigene Musik hört.

Dann ist er sicher auch ein treuer Ehemann.;)

Tiny Tim
13.08.2018, 16:46
Dann ist er sicher auch ein treuer Ehemann.;)

Du meinst, sich selbst? ;)

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/vom-trend-sich-selbst-zu-heiraten-15059288.html

j_easy
13.08.2018, 16:49
Das ist der springende Punkt. Solange LÓreal sie noch will, kann Lena sich unendlich viel Zeit lassen.
Lenas Alben haben mich immer überrascht. Wenn man über die Jahre zwischendurch Lenas Playliste oder Ihre Lieblingslieder präsentiert bekam, war das fast immer etwas völlig anderes, als das was auf dem Album zu hören war, eben nicht der normale Mainstreampop, bis auf wenige Songs, die dann auch nicht von Lena stammten, wie TL.
Nun schraubt sie schon seit knapp 2 Jahren am nächsten Album. Persönlich habe ich das Gefühl, dass der Musikgeschmack rasant wechselt. Was heute In ist, ist morgen Out, bedingt, dass jährlich ein paar tausend neue Songs erscheinen. Da wird es dann schon schwieriger Songs, die man vor über zwei Jahren geschrieben hat zu vermarkten. Wie weit Universal da noch ein Mitspracherecht hat, wissen wir nicht. Eine gewisse Stückzahl sollte schon verkauft werden. Wie viel ihrer Follower sind Musikfans? Sind es noch 100 000? Ich habe die Befürchtung, je länger es dauert, je weniger Musikfans bleiben übrig. Das kann sie nur wett machen, mit einem außergewöhnlichen Album. Ansonsten wird es für Album 6 noch schwieriger.

:knuddel:

IHre Musik-Karriere ist sicher nicht für die Ewigkeit oder wird zumindest mal längere Pausen haben. Vielleicht wechselt Sie ja irgendwann ganz ins Schauspielfach, falls Sie als über 30jährige dann noch interessant für Produzenten / Regisseure ist. Irgendwas wird sich auch ohne L'Oreal finden. Und wenn ein Hundesallon ist - oder vielleicht ein Katzencafe (wie in Japan üblich).

earplane
13.08.2018, 18:58
Wie viel ihrer Follower sind Musikfans?
34.64% , also 775 238 :wub3:

synapse
23.08.2018, 22:11
https://www.theguardian.com/music/2018/aug/23/steven-tyler-orders-donald-trump-to-stop-playing-aerosmith-music-at-rallies

Carlos
24.08.2018, 23:36
Champions der Charts
Wie entsteht ein Superhit? Hitgaranten wie Felix Jaehn verraten überraschende Geheimnisse. Insider, Produzenten und eine Newcomerin erzählen ihre Sicht der Hitmaschinerie.
https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

Video bis zum 23.9.2018 verfügbar

j_easy
25.08.2018, 01:08
https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

Video bis zum 23.9.2018 verfügbar

Danke! War interessant. Gut fand ich, dass es sachlich blieb. Man ließ die Musiker, DJs, Experten und Produzenten sprechen.

earplane
25.08.2018, 07:46
Eine kleine Empfehlung. Ich höre mir bei solchen Dokumentationen vor allem das an was die Praktiker zu sagen haben. In diesem Fall also die Musiker.

https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

vampire67
25.08.2018, 13:44
Eine kleine Empfehlung. Ich höre mir bei solchen Dokumentationen vor allem das an was die Praktiker zu sagen haben. In diesem Fall also die Musiker.

https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

Besonders wenn Niedecken das böse S-wort in den mund nimmt :X

Besonders tragisch wird es wenn es klar wird das die verantwortung dafür eigentlich der 'kunde' trägt.
Es ist wie bei nahrungsmittel oder anderen 'wegwerfprodukten', der kunde bestimmt was gekauft wird.

Zampano
25.08.2018, 14:44
Besonders tragisch wird es wenn es klar wird das die verantwortung dafür eigentlich der 'kunde' trägt.
Es ist wie bei nahrungsmittel oder anderen 'wegwerfprodukten', der kunde bestimmt was gekauft wird.

Und man macht sich genauso mitschuldig, wenn man versucht, Schrott wie "Solo Contigo" so lange wie möglich in irgendwelchen Hitparaden zu halten...

:altefinnin:

OldStephen66
25.08.2018, 16:44
[...] wenn man versucht, Schrott [...] so lange wie möglich in irgendwelchen Hitparaden zu halten...

Ich erinnere mich (das erwähnte ich tatsächlich vor Jahren bereits an anderer Stelle (https://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?71-Welche-Musik-l%E4uft-gerade-bei-euch&p=492931&viewfull=1#post492931)) an die Schlagerrallye (https://de.wikipedia.org/wiki/Schlagerrallye) im WDR, als in den frühen 1980ern Mike Oldfields "Moonlight Shadow" von den Hörern immer wieder künstlich in den Charts gehalten wurde.
Drohte das Lied aus den Top 15 heraus zu fallen, wurde massiv dafür abgestimmt. Mehrfach ging es sogar wieder zurück auf :platz1:- auch nach weit über 50 Wochen, wenn ich mich recht erinnere. Insgesamt blieb "Moonlight Shadow" 74 Wochen drin und ist auch in der ewigen Bestenliste mit der höchsten Punktzahl ganz oben auf dem Treppchen.
Länger, aber mit weniger Punkten, waren nur (Stichwort: Schrott) A-ha mit 79 Wochen in den Top 15.

LilyHydrangea
25.08.2018, 18:22
Ich erinnere mich (das erwähnte ich tatsächlich vor Jahren bereits an anderer Stelle (https://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?71-Welche-Musik-l%E4uft-gerade-bei-euch&p=492931&viewfull=1#post492931)) an die Schlagerrallye (https://de.wikipedia.org/wiki/Schlagerrallye) im WDR, als in den frühen 1980ern Mike Oldfields "Moonlight Shadow" von den Hörern immer wieder künstlich in den Charts gehalten wurde.
Drohte das Lied aus den Top 15 heraus zu fallen, wurde massiv dafür abgestimmt. Mehrfach ging es sogar wieder zurück auf :platz1:- auch nach weit über 50 Wochen, wenn ich mich recht erinnere. Insgesamt blieb "Moonlight Shadow" 74 Wochen drin und ist auch in der ewigen Bestenliste mit der höchsten Punktzahl ganz oben auf dem Treppchen.
Länger, aber mit weniger Punkten, waren nur (Stichwort: Schrott) A-ha mit 79 Wochen in den Top 15.

Steckt sowas eigentlich auch hinter DJ Ötzis Stern, der ein Jahr lang in den deutschen Top10 war, wieso auch immer... das wäre zumindest für mich die einzig logische Erklärung, wieso dieser Song so langlebig war... :ugly:

Aber jetzt mal unabhängig von der Tatsache, dass ich "Solo Contigo" eigentlich ganz gerne mag:
Was kann "der Kunde" denn überhaupt tun? Klar, er kann halt keine "Schrott"-Platten mehr kaufen, wenn sie ihm nicht gefallen. Muss ja auch niemand. Nur die Frage ist, ob ein Künstler dann nicht eher von seiner Plattenfirma rausgeschmissen wird, bevor er überhaupt eine Chance hat, wieder andere Musik zu machen? Der Kunde kann ja entweder nur kaufen oder nicht kaufen, aber ich glaube, die Konsequenz von "keine Sau kauft Album X" wäre auf Seiten der Plattenfirma nicht "wir lassen Künstler Y einfach mal die Musik machen, auf die er Bock hat, vielleicht kommt es ja besser an als das, was wir für ihn in irgendwelchen Songwriter-Camps fabrizieren lassen haben", sondern eher "Künstler Y verkauft sich nicht, weg damit", oder sehe ich das falsch?

Zampano
25.08.2018, 20:21
Andererseits ist ja auch niemandem geholfen, wenn man auch die "Schrottprodukte" eines Künstlers kauft, nur damit der nicht von seiner Plattenfirma gekickt wird... das setzt ja auch ein falsches Zeichen, denn dann entsteht ja ungewollt der Eindruck, daß "Schrottmusik" vom Publikum gewünscht wird...

Das Problem sind die Plattenfirmen, die naturgemäß auf Profit ausgerichtet sind...
Es steht eigentlich jedem frei, sich unabhängig von Plattenfirmen mit seiner Musik zu verwirklichen, die technischen Möglichkeiten stehen heutzutage grundsätzlich jedem offen... auch die Selbstvermarktung ist heutzutage kein Problem mehr...

Es kommt halt auch drauf an, ob man kompositorisch tatsächlich selber was auf dem Kasten hat oder ob man auf externe Songwriter und die entsprechenden Connections einer Plattenfirma angewiesen ist... und ob einem der kommerzielle Erfolg wichtiger ist als die Selbstverwirklichung...

Bina
25.08.2018, 20:55
es soll Leute geben die diesen Schrott mögen :X :ugly:

OldStephen66
10.09.2018, 20:16
https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

Video bis zum 23.9.2018 verfügbar

Was mir bei der ZDF-Doku vor allem hängen blieb, ist der (indirekte) Hinweis von Markus Kavka ganz zu Beginn, dass heutzutage radiotauglichen Songs keine Zeit mehr gegeben wird, sich aus sich heraus zu entwickeln. Kaum ein Song kann dann anders enden als er begonnen hat.
Ein Intro von im Schnitt nur 5 Sekunden Länge, "weil in den ersten 30 Sekunden möglichst alles passieren soll, was diesen Song die restlichen 3 Minuten ausmacht". Danach gibt es nur noch Wiederholungen, bestenfalls Varianten. Das ist ein Erklärungsansatz, warum mir so viel Radiomucke auf den Wecker geht und ich beim "WDR 2" Audiologo "das ist neu" schon zum Umschaltknopf renne.
Der potentielle Streaming-Hörer muss innerhalb von Sekunden den Song komplett erfasst haben, sonst schaltet er - mutmaßlich - ab. Schließlich sind ja die meisten Anspieler im Netz auch exakt 30 Sekunden lang. Neugierig machen auf mehr? Ach was. In 30 Sekunden ist alles drin, mehr brauchst du gar nicht zu wissen.

Die von Kavka erwähnten 30 Sekunden Instrumentalintro bis zum Einsatz des Gesangs, die Radiomoderatoren im letzten Jahrtausend noch zur Anmoderation eines Titels nutzen konnten ("ramp" nennt er das, glaube ich), sind da ja der pure Luxus. Wobei dieses Komponierprinzip zunächst ja auch nicht mehr als nur ein gängiges Radioformat war.
Tiefes Mißtrauen ruft bei mir allerdings die Verfahrensweise hervor, bei der zunächst ein Beat aufgenommen, dann von einem "top liner" eine Melodie hinzufügt, schließlich dann ein(e) passende(r) Sänger/Sängerin gesucht wird. Was soll dabei anderes heraus kommen als geschminkte Konfektionsware? Der Interpret als Persönlichkeit spielt dabei praktisch keine Rolle mehr, ist eigentlich nur noch eine Schablone auf anderen Schablonen.
(Und Felix Jaehn ist irgendwie der Philipp Lahm der Charts. Zumindest klingt er genau so, wenn er redet.:D)

Solch ein Song fällt heute natürlich komplett durch. Und gerade deshalb liebe ich ihn so sehr:

https://www.youtube.com/watch?v=oebbR8N8DYs
Er leistet sich trotz nur gut 2 1/2 Minuten Länge schon 15 Sekunden Intro und bietet trotzdem genug Tempi-, Rhythmus- und Stimmungswechsel, sodass der Song am Ende fast wie ein Fragment wirkt: wenn man denkt, jetzt geht es noch einmal richtig los, ist er auch schon vorbei. Die jazzige Melodieführung sorgt zudem dafür, dass es nicht mal im Ansatz zuckrig wird.
Er füttert mich an und läßt mich ungesättigt zurück, weswegen ich eigentlich nie genug davon bekommen kann.

Rolwin
11.09.2018, 00:11
@OldStephen66, da kann ich nur zustimmen. Das findest du auch in Lena-Songs. Zum Beispiel im Song "Beat to my Melody" gibt es die Zeile You're the beat to my melody 22mal....

j_easy
11.09.2018, 00:33
@OldStephen66, da kann ich nur zustimmen. Das findest du auch in Lena-Songs. Zum Beispiel im Song "Beat to my Melody" gibt es die Zeile You're the beat to my melody 22mal....

Warte mal das Alum 5 ab. Alles total Radio und Streamingtauglich. :ugly:




Ich hoffe nicht. :knuddel:

maybear
11.09.2018, 04:01
Wenn aber nun in 30 Sekunden alles drin ist was in dem Song vorkommt dann wird die Gefahr sehr groß, daß Streaming-Hörer nach 29 Sekunden weiterschalten - Pech gehabt ...

vampire67
11.09.2018, 09:37
Wenn aber nun in 30 Sekunden alles drin ist was in dem Song vorkommt dann wird die Gefahr sehr groß, daß Streaming-Hörer nach 29 Sekunden weiterschalten - Pech gehabt ...
Du hast das prinzip nicht ganz verstanden. Die 30sec sind vorschau und anfixer gleichzeitig. Es geht vor allem drum das der hörer in den 30sec nicht weiterschaltet

Natürlich besteht die gefahr das zu repetitives dann nach 60sec anödet. Das interessiert aber den produzenten wenig, ist es doch schon nach 30sec gezählt.

esiststeffen
20.09.2018, 03:14
https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/champions-der-charts-100.html

Video bis zum 23.9.2018 verfügbar

Hab die Doku nun auch gesehen .... und joa, vieles wirkt schon ein bisschen wie eine filmische Umsetzung dieses Threads ;)


Weiß noch nicht ganz, was ich nun letztendlich von den beschriebenen Entwicklungen halten soll. Einerseits gehe ich ja zweifellos davon aus, dass es Musik, die von Produzenten und Songwritern nach Schema F am Fließband hergestellt und von attraktiven und nett lächelnden Künstlern am Fließband eingesungen wurde, schon so lange gibt, wie es populäre Musik überhaupt gibt; schon Elvis oder Heintje werden im Grunde nicht viel anders funktioniert haben. Und ich gebe zu, die in der Doku genannte Argumentation, wonach die heutige Musik in gewisser Weise dahingehend ehrlicher sei, dass tatsächlich die DJs und Produzenten als Stars gefeiert werden (während etwa Frank Farian noch andere auf der Bühne für sich singen und tanzen lassen musste), hat schon auch etwas für sich. Andererseits scheint aber diese Art der fließband- und algorithmenorientierten Musikherstellung gerade im Digitalzeitalter in der Tat stark überhand zu nehmen (und klar, heute hat prinzipiell jeder die Technik, die es braucht, um einen Charthit zu produzieren, im Kinderzimmer stehen) .... und das ist dann doch eine Entwicklung, die ich nicht ganz unbedenklich finde :gruebel:


Prinzipiell ist natürlich erst mal nichts dagegen zu sagen, wenn Leute, die gut singen, spielen und vielleicht auch einigermaßen gut Songs schreiben können, auf ihrem Weg zum Starruhm mehr oder weniger stark von Songwritern und Produzenten gefördert und geformt werden, die in dem Geschäft schon über viel Ahnung und viel Erfahrung verfügen. Sicher ist es vermessen zu erwarten, dass irgendjemand quasi von der Wiege aus ein guter Komponist, ein guter Texter, ein guter Produzent, ein guter Instrumentalist und ein guter Sänger in einer Person sein müsse. Bei der Geschichte mit der jungen Newcomerin aus Bayern musste ich natürlich schon stutzen, als es hieß, die Macher hätten ihr geraten, von englischen auf deutsche Texte umzusteigen. Das kommt natürlich immer darauf an, wie bereitwillig sich die betreffende Künstlerin auf so etwas einlässt. Wenn sie nun in der Tat nur die Alternative "deutsche Texte oder kein Plattenvertrag" gehabt hätte, dann fände ich es nicht gut. Ganz so kam es dann aber doch nicht rüber; wobei es natürlich sein kann, dass ich einfach nur ein sehr naiver Mensch bin. Was mir aber bei dieser Geschichte ehrlich gesagt noch am meisten durch den Kopf ging, ist gar nicht so sehr "oh Mist, da wird ein naives junges Landei gezwungen, auf Deutsch zu singen, um erfolgreich zu sein" – sondern eher noch "oh Mist, diese Plattenbosse da glauben echt, dass sie erfolgreicher ist, wenn sie auf Deutsch singt" :whistle: ;)
Ich war und bin ja bekanntermaßen seit vielen, vielen Jahren ein glühender Deutschpopfan – aber, und auch das dürfte bekannt sein, den Deutschpopmarkt der Gegenwart finde ich schon seit einigen Jahren komplett übersättigt; übersättigt mit einer unaufhörlichen Wiederholung des immer wieder Gleichen. Und auch die Geschichte um diese Marie Bothmer (richtig geschrieben?) klang für mich jetzt eher so, als würde da krampfhaft eine gutgläubige junge Frau in ein Schema gepresst werden, wie es schon tausendfach erprobt und erfolgreich war. Aber gerade weil es so etwas wie sie schon tausendfach gab und gibt, traue ich Marie ehrlich gesagt keine allzu große Karriere zu (und weeeennnn sie es doch schaffen sollte, dann wird das sicher keine Karriere, die ich besonders interessiert und begeistert verfolgen werde). Vielleicht täte es dem Musikmarkt tatsächlich gut, wenn da endlich mal wieder etwas ausprobiert und in etwas investiert werden würde, was bislang noch nicht tausendfach erprobt und erfolgreich war .... ;)


Womöglich wäre es für den internationalen Musikmarkt doch das Beste, wenn er wirklich so demokratisch ablaufen würde, wie es die heutigen technischen Möglichkeiten erlauben: Dass sich wirklich jeder Hörer einfach die Musik heraussuchen kann, die er/sie gerne hören möchte und die ihn bewegt und begeistert; ohne dass ihm eine Plattenfirma oder auch ein Streamingdienst da irgendwelche Vorgaben macht. Andererseits: Würde diese Demokratisierung dazu führen, dass tatsächlich wieder mehr interessante, ehrliche, einfach ihr Ding durchziehende Musik populär und erfolgreich würde? Oder würden die Leute dann eher noch mehr als schon jetzt zu Helene Fischer, Ed Sheeran oder Revolverheld greifen? Man weiß es eben nicht .... :X ;)

LilyHydrangea
20.09.2018, 16:35
Womöglich wäre es für den internationalen Musikmarkt doch das Beste, wenn er wirklich so demokratisch ablaufen würde, wie es die heutigen technischen Möglichkeiten erlauben: Dass sich wirklich jeder Hörer einfach die Musik heraussuchen kann, die er/sie gerne hören möchte und die ihn bewegt und begeistert; ohne dass ihm eine Plattenfirma oder auch ein Streamingdienst da irgendwelche Vorgaben macht. Andererseits: Würde diese Demokratisierung dazu führen, dass tatsächlich wieder mehr interessante, ehrliche, einfach ihr Ding durchziehende Musik populär und erfolgreich würde? Oder würden die Leute dann eher noch mehr als schon jetzt zu Helene Fischer, Ed Sheeran oder Revolverheld greifen? Man weiß es eben nicht .... :X ;)

Naja, aber wer macht denn wirklich irgendjemandem Vorgaben, was er oder sie zu hören hat? Werbung ja, teilweise penetrante Werbung - auch ja, aber Vorgaben? Niemand ist gezwungen, Helene Fischer zu hören, niemand MUSS Radio hören und niemand MUSS das Album von irgendwem kaufen.
Wer neue Künstler finden will, hat doch heute über das Internet mehr Möglichkeiten als vorher. Also klar, die Plattenfirmen haben natürlich das Geld, irgendwen zu pushen und sicher beeinflusst diese Werbung dann auch Leute, aber Vorgaben finde ich irgendwie etwas krass ausgedrückt, denn eine Plattenfirma kann zwar dafür sorgen, dass das neue Album von Helene Fischer überall ausliegt und beworben wird, aber sie kann mich auch nicht zwingen, mir das Album zu kaufen, wenn ich die Frau nicht mag.
Wie willst du den Prozess des Musikhörens noch demokratischer machen? Plattenfirmen abschaffen? Ihnen verbieten, Werbung zu machen? Verbieten, dass in der ARD Helene-Fischer-Shows laufen, die ja scheinbar viele Leute aber sehen wollen?
Ich denke, man wird nichts an der Musikindustrie ändern können, man kann halt nur entscheiden, welche Künstler man unterstützt. Aber das kann man ja auch schon jetzt tun. Es hindert einen eigentlich niemand daran.

Peter M. aus V.
20.09.2018, 17:51
....man kann halt nur entscheiden, welche Künstler man unterstützt. Aber das kann man ja auch schon jetzt tun. Es hindert einen eigentlich niemand daran.
Das stimmt zwar; das Problem ist aber eben der Zugang zu Alternativen abseits der Plattenindustrie. Auch wenn das Internet theoretisch unbegrenzte Möglichkeiten bietet, zur Suche genutzt werden sie eher von denen, die eben etwas anderes suchen als das gängige Angebot. Die anderen stolpern schon mal über etwas, was ihnen gefällt, ansonsten stoßen sie im Netz auch nur auf das, was die Industrie bewirbt. Das sind natürlich streng genommen keine "Vorgaben", aber doch eine Einengung der Wahlfreiheit.

Es gibt aber Vorgaben, die von einer ganz anderen Quelle herrühren: Die Gruppenzugehörigkeit bestimmt in hohem Maß den MUsikgeschmack, mal durch Gewöhnung antrainiert (Familie, Gesellschaftsschicht), mal bewusst als Zeichen der Zugehörigkeit gewählt (peergroup, jugendliche Findungsprozesse). Die sind vielleicht bedeutsamer als die Werbung der Plattenfirmen; s. Helene Fischer. ;)

Echte "Vorgaben" sind es allerdings, was die Plattenfirmen in vielen Fällen bei ihren Künstlern durchsetzten wollen, een orientiert am Markt.

Für mich sind inzwischen Empfehlungen von Freunden und Bekannten ein besonders bewährtes Werkzeug, wirklich gute und interessante Musik zu finden. Und natürlich Eure-Geheimtipps (https://www.lenameyerlandrut-fanclub.de/forum/showthread.php?3618-Eure-Geheimtipps) :)

esiststeffen
20.09.2018, 19:37
Naja, aber wer macht denn wirklich irgendjemandem Vorgaben, was er oder sie zu hören hat? Werbung ja, teilweise penetrante Werbung - auch ja, aber Vorgaben? Niemand ist gezwungen, Helene Fischer zu hören, niemand MUSS Radio hören und niemand MUSS das Album von irgendwem kaufen.
Wer neue Künstler finden will, hat doch heute über das Internet mehr Möglichkeiten als vorher. Also klar, die Plattenfirmen haben natürlich das Geld, irgendwen zu pushen und sicher beeinflusst diese Werbung dann auch Leute, aber Vorgaben finde ich irgendwie etwas krass ausgedrückt, denn eine Plattenfirma kann zwar dafür sorgen, dass das neue Album von Helene Fischer überall ausliegt und beworben wird, aber sie kann mich auch nicht zwingen, mir das Album zu kaufen, wenn ich die Frau nicht mag.
Wie willst du den Prozess des Musikhörens noch demokratischer machen? Plattenfirmen abschaffen? Ihnen verbieten, Werbung zu machen? Verbieten, dass in der ARD Helene-Fischer-Shows laufen, die ja scheinbar viele Leute aber sehen wollen?
Ich denke, man wird nichts an der Musikindustrie ändern können, man kann halt nur entscheiden, welche Künstler man unterstützt. Aber das kann man ja auch schon jetzt tun. Es hindert einen eigentlich niemand daran.

Naja, ich weiß nicht, ob du die ZDF-Doku überhaupt gesehen hast? Ab ca. 34:30 geht es dort um das Thema Streaming, und dort wird die Argumentation, dass Streaming ja sooo demokratisch sei und allein die Hörer, zumindest in Frage gestellt. Es wird auch geschildert, wie für den deutschen Spotify-Ableger die Playlists erstellt werden. Und ich will gar nicht so tun, als ob ich von dem Thema Streaming besonders viel Ahnung hätte; aber so ein System erscheint mir natürlich auch manipulierbar – in dem Sinne, dass dann eben Musik von Künstlern oder Plattenfirmen, die entsprechend viel Geld hinlegen, mehr Leuten angezeigt und vorgeschlagen wird. So wie man sich ja wohl auch einen Treffer auf der ersten Google-Seite oder eine Videoempfehlung bei YouTube kaufen kann. Oder, um es mit meinem direkten Vorredner auszudrücken:

Auch wenn das Internet theoretisch unbegrenzte Möglichkeiten bietet, zur Suche genutzt werden sie eher von denen, die eben etwas anderes suchen als das gängige Angebot. Die anderen stolpern schon mal über etwas, was ihnen gefällt, ansonsten stoßen sie im Netz auch nur auf das, was die Industrie bewirbt. Das sind natürlich streng genommen keine "Vorgaben", aber doch eine Einengung der Wahlfreiheit.


Und joa, der zweite Punkt ist eben, dass die Musik, selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass alle Musik (ob mit oder ohne Majorlabel im Rücken) bei Streamingdiensten komplett gleich behandelt wird, dann naheliegenderweise auch stärker an die spezifischen Bedingungen dieses Marktes angepasst wird. Eben das, was Kavka im Video sagt: Dass einerseits alles Relevante und Appetitanregende in den ersten 30 Sekunden eines Songs passieren muss; und dass dieses System zweitens Musik fördert, die möglichst glattgebügelt und austauschbar und unanstrengend daherkommt. Und ja, auch das ist dann ein Punkt, der mich gegenüber der schönen neuen Streamingwelt zumindest misstrauisch werden lässt .... ;)


Ich frage ganz einfach mal direkt in die Runde, ob es hier Menschen gibt, die sich da auskennen: Hat der Siegeszug des Streamings in den letzten Jahren die direkte Bindung zwischen Künstler und Hörer (ohne die Zwischenstufe Plattenfirma) befördert? Setzen sich Künstler ohne Majorlabel verstärkt auf dem Musikmarkt durch, einfach weil viele Leute ihre Musik streamen? Das ist keine rhetorische Frage, ich weiß es wirklich nicht.

LilyHydrangea
20.09.2018, 20:41
Naja, ich weiß nicht, ob du die ZDF-Doku überhaupt gesehen hast? Ab ca. 34:30 geht es dort um das Thema Streaming, und dort wird die Argumentation, dass Streaming ja sooo demokratisch sei und allein die Hörer, zumindest in Frage gestellt. Es wird auch geschildert, wie für den deutschen Spotify-Ableger die Playlists erstellt werden. Und ich will gar nicht so tun, als ob ich von dem Thema Streaming besonders viel Ahnung hätte; aber so ein System erscheint mir natürlich auch manipulierbar – in dem Sinne, dass dann eben Musik von Künstlern oder Plattenfirmen, die entsprechend viel Geld hinlegen, mehr Leuten angezeigt und vorgeschlagen wird. So wie man sich ja wohl auch einen Treffer auf der ersten Google-Seite oder eine Videoempfehlung bei YouTube kaufen kann. Oder, um es mit meinem direkten Vorredner auszudrücken:



Und joa, der zweite Punkt ist eben, dass die Musik, selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass alle Musik (ob mit oder ohne Majorlabel im Rücken) bei Streamingdiensten komplett gleich behandelt wird, dann naheliegenderweise auch stärker an die spezifischen Bedingungen dieses Marktes angepasst wird. Eben das, was Kavka im Video sagt: Dass einerseits alles Relevante und Appetitanregende in den ersten 30 Sekunden eines Songs passieren muss; und dass dieses System zweitens Musik fördert, die möglichst glattgebügelt und austauschbar und unanstrengend daherkommt. Und ja, auch das ist dann ein Punkt, der mich gegenüber der schönen neuen Streamingwelt zumindest misstrauisch werden lässt .... ;)


Ich frage ganz einfach mal direkt in die Runde, ob es hier Menschen gibt, die sich da auskennen: Hat der Siegeszug des Streamings in den letzten Jahren die direkte Bindung zwischen Künstler und Hörer (ohne die Zwischenstufe Plattenfirma) befördert? Setzen sich Künstler ohne Majorlabel verstärkt auf dem Musikmarkt durch, einfach weil viele Leute ihre Musik streamen? Das ist keine rhetorische Frage, ich weiß es wirklich nicht.

Ich hab sie tatsächlich noch nicht gesehen. Muss ich noch dringend nachholen :D
Dass Plattenfirmen einen Einfluss auf Playlists bei Spotify haben, glaub ich dir sogar auch sofort, einfach weil es logisch wäre. Bzw. würde es ja einfach ausreichen, wenn wichtige "Player" einfach eigene Playlists anlegen. Siehe die https://correctiv.org/recherchen/stories/2017/03/24/der-wenig-bekannte-saenger-wincent-weiss-wurde-von-der-bravo-massiv-gepusht-so-ein-zufall-sein-manager-war-bravo-redakteur/]Diskussion um Wincent Weiss (https://correctiv.org/recherchen/stories/2017/03/24/der-wenig-bekannte-saenger-wincent-weiss-wurde-von-der-bravo-massiv-gepusht-so-ein-zufall-sein-manager-war-bravo-redakteur/), der von der Bravo extrem gepusht und dementsprechend auch in von der Bravo erstellten Spotify-Listen untergebracht wurde. Dass das natürlich auch eine Wirkung hat, ist mir klar und da bin ich auch ganz bei dir.
Aber den Gedanken, dass man als Hörer in seiner Wahlfreiheit eingeschränkt wird, kann ich trotzdem nicht ganz teilen. Eigeninitiative, um Sachen zu suchen, hat man doch immer. Man muss sie allerdings auch nutzen. Aber dazu kann man auch keinen zwingen. Zumal Musikgeschmack eben was Subjektives ist und wenn jemand Wincent Weiss gefällt, weil er ihn durch die ganze Werbung auf Spotify gefunden hat, ist es halt eben so.

Zu deiner Frage, ob sich Künstler durchsetzen, weil ihre Musik öfter gestreamt wird... ein Capital Bra hätte mit seinem Straßenrap wohl niemals sechs (!!!!!) Nummer-eins-Hits innerhalb weniger Monate in den Charts landen können (ja, den echten, richtigen Charts), wenn seine Musik nicht bei Spotify so abgehen würde. Um diesen Straßenrap machen die Radiosender einen weiten Bogen, CD-Singles produziert der Mann schon mal gar keine, bleiben also YouTube und Spotify. Und da geht dieser Typ halt ab wie sonst was. Das hier wurde da zB. 23 Millionen Mal gestreamt. Und war dann auch ein Nummer-eins-Hit:

https://www.youtube.com/watch?v=3hHWQMVkFck

Auch die 187 Strassenbande, über die sich Lena mal lobend geäußert hat, mit Bonez MC, RAF Camora, Gzuz usw. gibt es schon seit 2006 und die hatten auch sicher schon lange vor Spotify ihre Fans, aber guck dir mal auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/187_Strassenbande)an, seit wann die plötzlich alle möglichen Songs in die Charts bringen. Merkst du was?

Hier (https://kworb.net/spotify/country/de_daily.html)kann man sich die täglichen Top50 bei Spotify Deutschland angucken. Die sind schon sehr stark von Deutschrap dominiert. Das meiste von Capital Bra, 187 Strassenbande und Co. wird man allerdings nur nie im Radio oder auf den "klassischen" Wegen, auf denen Musik promotet wird, hören - ein Wincent Weiss läuft dagegen überall, weil er eben viel glatter und unauffälliger ist. Also ja, ich denke schon, dass Spotify für diese ganzen Rapper ein Segen ist. Die hatten natürlich auch schon vorher alle ihre Fanbase, aber jetzt können sie dank Streaming auch in die Charts. Also, ja, es ist auch nicht so, dass es vorher nie Deutschrap in den Charts gab, aber seit Spotify so krassen Einfluss auf die Charts hat, sind es noch mehr geworden.

EDIT: Der Typ ist tatsächlich nur fünf Tage älter als ich, omg.

esiststeffen
20.09.2018, 20:57
Ich hab sie tatsächlich noch nicht gesehen. Muss ich noch dringend nachholen :D
Na dann aber schnell, ist nur noch wenige Tage online ;)



Zu deiner Frage, ob sich Künstler durchsetzen, weil ihre Musik öfter gestreamt wird... ein Capital Bra hätte mit seinem Straßenrap wohl niemals sechs (!!!!!) Nummer-eins-Hits innerhalb weniger Monate in den Charts landen können (ja, den echten, richtigen Charts), wenn seine Musik nicht bei Spotify so abgehen würde. Um diesen Straßenrap machen die Radiosender einen weiten Bogen, CD-Singles produziert der Mann schon mal gar keine, bleiben also YouTube und Spotify. Und da geht dieser Typ halt ab wie sonst was. Das hier wurde da zB. 23 Millionen Mal gestreamt. Und war dann auch ein Nummer-eins-Hit:
https://www.youtube.com/watch?v=3hHWQMVkFck

Auch die 187 Strassenbande, über die sich Lena mal lobend geäußert hat, mit Bonez MC, RAF Camora, Gzuz usw. gibt es schon seit 2006 und die hatten auch sicher schon lange vor Spotify ihre Fans, aber guck dir mal auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/187_Strassenbande)an, seit wann die plötzlich alle möglichen Songs in die Charts bringen. Merkst du was?

Hier (https://kworb.net/spotify/country/de_daily.html)kann man sich die täglichen Top50 bei Spotify Deutschland angucken. Die sind schon sehr stark von Deutschrap dominiert. Das meiste von Capital Bra, 187 Strassenbande und Co. wird man allerdings nur nie im Radio oder auf den "klassischen" Wegen, auf denen Musik promotet wird, hören - ein Wincent Weiss läuft dagegen überall, weil er eben viel glatter und unauffälliger ist. Also ja, ich denke schon, dass Spotify für diese ganzen Rapper ein Segen ist.

Der Typ ist tatsächlich nur fünf Tage älter als ich, omg.
Stimmt, das mit Capital Bra (und überhaupt mit Rappern) hätte ich eigentlich schon mal gehört haben können :gruebel:

Aber ist das wirklich so, dass seine Musik nur deshalb derart durch die Decke geht, weil viele Leute ihn ganz zufällig bei Spotify entdeckt haben und seitdem komplett drauf abfahren (was ich persönlich zwar auch eher nicht so nachvollziehen könnte, aber zumindest zähneknirschend akzeptieren müsste)? Oder steht da auch eine große, gezielte, kostenaufwändige Marketingmaschinerie dahinter; womöglich sogar eine gewisse Art von Manipulation, die die Schwächen des Streamingsystems ganz gezielt ausnutzt?

LilyHydrangea
20.09.2018, 21:08
Na dann aber schnell, ist nur noch wenige Tage online ;)



Stimmt, das mit Capital Bra (und überhaupt mit Rappern) hätte ich eigentlich schon mal gehört haben können :gruebel:

Aber ist das wirklich so, dass seine Musik nur deshalb derart durch die Decke geht, weil viele Leute ihn ganz zufällig bei Spotify entdeckt haben und seitdem komplett drauf abfahren (was ich persönlich zwar auch eher nicht so nachvollziehen könnte, aber zumindest zähneknirschend akzeptieren müsste)? Oder steht da auch eine große, gezielte, kostenaufwändige Marketingmaschinerie dahinter; womöglich sogar eine gewisse Art von Manipulation, die die Schwächen des Streamingsystems ganz gezielt ausnutzt?

Naja, der Typ hat wie die meisten Rapper ein eigenes Label gehabt (mittlerweile ist er beim Label von Bushido) und ich denke mal, der hat es genauso gemacht wie die meisten anderen Rapper: YouTube nutzen, viele Featurings mit anderen Rappern usw. Die meisten Rapper sind, was sowas angeht, ziemlich clevere Geschäftsleute. Und eine große Fanbase hatten Straßenrapper schon immer über YouTube & Co. Dann kam halt Spotify dazu und die haben das zu ihrem Geschäftsmodell gemacht. Aber kann man es ihnen verdenken?

Wenn ich im Übrigen auf Spotify nie ähnliche Musik wie die von Capital Bra höre, wird mir der auch nicht irgendwann zufällig nach dem Motto "Das könnte dir auch gefallen..." vorgeschlagen. Auch da müsste ich schon irgendwie aktiv halt mal nach ähnlicher Musik suchen, dann würde sich Spotify auch sofort dem anpassen. Aber dazu müsste ich das eben tun (Für meinen Freund hat Spotify übrigens aus dem selben Grund ein K-Pop-Mixtape angelegt. Normalerweise hätte er das nie gehabt, wenn ich eben nicht manchmal sein Handy benutzen würde :D). Und sollte ich tatsächlich doch mal auf Herrn Bra stoßen, könnte ich den Spotify-Algorithmus ja auch bitten, mir das bloß nie mehr anzuzeigen. Ganz abhängig ist man als Nutzer von den Vorschlägen ja auch nicht.

Also ich denke mal, die haben einfach nur alle Spotify als neuen Weg gefunden, ihre bereits bestehenden Fanbases anzusprechen und vielleicht neue zu gewinnen.

Georg
06.01.2019, 15:07
Gestern auf 3sat (http://www.3sat.de/page/?source=/kulturdoku/198819/index.html) ...

Champions der Charts - Hinter den Kulissen der Musikindustrie

"Wie entsteht ein Superhit? Hitgaranten wie Felix Jaehn verraten überraschende Geheimnisse. Insider, Produzenten und eine Newcomerin erzählen ihre Sicht der Hitmaschinerie. ... Eine ganze Industrie sucht den richtigen Beat, die eingängige "Hookline", die perfekte "Bridge" - jene Elemente, die im digitalen Zeitalter den Marsch an die Spitze der Charts ermöglichen. Wie funktioniert die Jagd nach dem Nummer-Eins-Hit? Die Doku geht der Frage "backstage" nach, im wahrsten Sinne des Wortes."

j_easy
06.01.2019, 16:42
Gestern auf 3sat (http://www.3sat.de/page/?source=/kulturdoku/198819/index.html) ...

Champions der Charts - Hinter den Kulissen der Musikindustrie

"Wie entsteht ein Superhit? Hitgaranten wie Felix Jaehn verraten überraschende Geheimnisse. Insider, Produzenten und eine Newcomerin erzählen ihre Sicht der Hitmaschinerie. ... Eine ganze Industrie sucht den richtigen Beat, die eingängige "Hookline", die perfekte "Bridge" - jene Elemente, die im digitalen Zeitalter den Marsch an die Spitze der Charts ermöglichen. Wie funktioniert die Jagd nach dem Nummer-Eins-Hit? Die Doku geht der Frage "backstage" nach, im wahrsten Sinne des Wortes."

Ganz gute Doku. Ist aber schon älter.

Georg
06.01.2019, 16:54
Ganz gute Doku. Ist aber schon älter.Ah :lupe: tatsächlich. Sogar noch nicht mal vor allzu langer Zeit hier verlinkt. :ugly:

OldStephen66
06.01.2019, 20:46
Tatsächlich ist die 3sat-Sendung - zumindest in der Mediathek - mit knapp 38 Minuten um einiges kürzer als das Original im ZDF mit 45 Minuten. Was´n das?

j_easy
06.01.2019, 21:12
Tatsächlich ist die 3sat-Sendung - zumindest in der Mediathek - mit knapp 38 Minuten um einiges kürzer als das Original im ZDF mit 45 Minuten. Was´n das?

Komisch. Vielleicht aus rechtlichen Gründen...
Habs mir gerade wieder angesehen. Ist weiterhin aktuell, nur der Erfolg von Schlager und RAP Musik wurde völlig ausgeblendet, ok einige DJs sind international erfolgreich.

(War da nicht ursprünglich auch ein Interview mit der Durch die Nacht Komponistin?)

OldStephen66
07.01.2019, 11:13
(War da nicht ursprünglich auch ein Interview mit der Durch die Nacht Komponistin?)

Das wäre mir dann entfallen.
Ich erinnere mich, dass Markus Kavka in der Originalsendung unter anderem die schwedische Hitmaschine Max Martin beleuchtete und ungefähr 15 seiner immer gleichen Hits zur allgemeinen Verblödung zusammenschnitt. Das fehlt definitiv in der 3Sat-Version.

j_easy
07.01.2019, 14:05
Das wäre mir dann entfallen.
Ich erinnere mich, dass Markus Kavka in der Originalsendung unter anderem die schwedische Hitmaschine Max Martin beleuchtete und ungefähr 15 seiner immer gleichen Hits zur allgemeinen Verblödung zusammenschnitt. Das fehlt definitiv in der 3Sat-Version.

Ok, stimmt. Dann war das mit der Fischer Autorin wo anders. :)

Eulenspiegel
18.01.2019, 12:20
Wieso stellt man sich eigentlich noch die Frage? Da veröffentlicht Ariana Grande ein Trash Cover von "My Favourite Things", und sie und der Song trenden weltweit.

Man hätte natürlich den Song einfach My Favourite Things nennen können, aber wenn man schon 9 Leute für den Song beschäftigt..was die 7 anderen als Hammerstein/Rodgers getan haben????... jedenfalls nennt sie den Song 7Rings

https://www.youtube.com/watch?v=QYh6mYIJG2Y

https://www.youtube.com/watch?v=QYh6mYIJG2Y

Diese Veröffentlichung und die Art und Weise zeigt ganz genau die traurige Situation der Musikindustrie.

Rolwin
18.01.2019, 14:30
Wieso stellt man sich eigentlich noch die Frage? Da veröffentlicht Ariana Grande ein Trash Cover von "My Favourite Things", und sie und der Song trenden weltweit.

Man hätte natürlich den Song einfach My Favourite Things nennen können, aber wenn man schon 9 Leute für den Song beschäftigt..was die 7 anderen als Hammerstein/Rodgers getan haben????... jedenfalls nennt sie den Song 7Rings

https://www.youtube.com/watch?v=QYh6mYIJG2Y
https://www.youtube.com/watch?v=QYh6mYIJG2Y

Diese Veröffentlichung und die Art und Weise zeigt ganz genau die traurige Situation der Musikindustrie.
Da muß man Ariane unheimlich mögen und jegliche Song-Qualität außer Acht lassen um diesen Song toll zu finden.
Man sieht, wenn ein Künstler ein riesen Standing hat, dann verkaufen sich auch schlechte Songs...Gut, nicht auf Dauer, aber ne ganze Zeit lang. Manchmal muß man ja einen Song mehrmals hören, aber bei diesem gelingt es mir nicht ihn mir schönzuhören....

Silent Watcher
18.01.2019, 15:08
So geht das!


https://www.youtube.com/watch?v=qWG2dsXV5HI

Eulenspiegel
19.01.2019, 22:57
So geht das!

https://www.youtube.com/watch?v=qWG2dsXV5HI

oder so


https://www.youtube.com/watch?v=gbRoyA6fCbs

gibt aber Unnmengen bessere als Ariana Grande

@Rolwin genau das dachte ich auch...hat man einmal in einen Status erreicht, sind die ersten Millionen Klicks und #1 itunes weltweit auch bei absolutem Schrott garantiert...muss man natürlich auch erst mal erreichen

earplane
20.01.2019, 08:03
Das ist zwar kein brandneuer Artikel, aber doch recht interessant.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/top-100-hits-in-der-popmusik-gab-es-drei-revolutionen-a-1032110.html

earplane
02.02.2019, 16:24
Ich tu das einfach mal hier rein

https://www.youtube.com/watch?v=r3DBFo3LyrQ

Eulenspiegel
14.02.2019, 06:10
Pop Musik Arrangements im Jahre 1956 für 66$

https://www.instagram.com/p/Bt2YdD8BXoA/

earplane
14.02.2019, 08:05
Man kann auch aus Überzeugung fragwürdig braunen Dünnschiss produzieren. :(
https://www.zeit.de/kultur/musik/2019-02/andreas-gabalier-schlagersaenger-karl-valentin-orden-verleihung-kritik/komplettansicht

bates
14.02.2019, 09:31
...

"A Meinung ham, dahinter stehn / Den Weg vom Anfang zu Ende gehen / Wenn's sein muaß ganz allan do oben stehn".
(Andreas Gabalier)

(Das Zitat ist fast zu schön, um wahr zu sein.)

j_easy
01.10.2019, 11:49
Interessante Sicht auf die erfolgreichsten Deutschen Sängerinnen, egal ob Pop oder Schlager. Die Aufstellung ist allerdings nicht mehr ganz frisch, wahrscheinlich von 2015: Lena immerhin auf Platz 11 (Wild & Free war zu dem Zeitpunkt die aktuelle Hit-Single)
https://musikradar.de/die-zehn-erfolgreichsten-deutschen-saengerinnen/

Auf Platz 1 ist übrigens Nena.

Die Deutsche Welle hat eine gemischte Top 10, nach eher internationalen Kriterien vom 27.01.2017.
https://www.dw.com/de/ranking-die-10-erfolgreichsten-deutschen-s%C3%A4ngerinnen-und-s%C3%A4nger/g-19420855

maybear
02.10.2019, 22:13
Interessante Sicht auf die erfolgreichsten Deutschen Sängerinnen, egal ob Pop oder Schlager. Die Aufstellung ist allerdings nicht mehr ganz frisch ...Vor allem ist diese Liste offenbar vollkommen subjektiv aus dem Ärmel geschüttelt und zumindest die Platzierung von Rollergirl nicht nachvollziehbar (nur 1 Album auf Platz 91 der Charts, nicht eine einzige Top-10-Single!).

Die Liste der deutschen Welle ist nicht besser, mit den gleichen Namen in anderer Reihenfolge inkl. Rollergirl (gleicher Autor?) ...

vampire67
03.10.2019, 08:12
Interessante Sicht auf die erfolgreichsten Deutschen Sängerinnen, egal ob Pop oder Schlager. Die Aufstellung ist allerdings nicht mehr ganz frisch, wahrscheinlich von 2015: Lena immerhin auf Platz 11 (Wild & Free war zu dem Zeitpunkt die aktuelle Hit-Single)
https://musikradar.de/die-zehn-erfolgreichsten-deutschen-saengerinnen/

Auf Platz 1 ist übrigens Nena.

Die Deutsche Welle hat eine gemischte Top 10, nach eher internationalen Kriterien vom 27.01.2017.
https://www.dw.com/de/ranking-die-10-erfolgreichsten-deutschen-s%C3%A4ngerinnen-und-s%C3%A4nger/g-19420855
Die zehn erfolgreichsten deutschen sängerinnen und Lena dann auf platz 11 :gruebel:

Nicht nur die reihenfolge, sondern die ganze mathematik ist sehr zweifelhaft :zahn:

Bina
03.10.2019, 17:43
Das waren unsere zehn beliebtesten Sängerinnen Deutschlands. Wir hoffen, ihr seid zufrieden mit unserer Liste. Und noch viel mehr, dass bewiesen wurde, welch gute Musik von den Frauen Deutschlands produziert wurde und noch immer wird. Vor der englischsprachigen Konkurrenz braucht sich diese nämlich nicht verstecken.
;)
also ein paar würde ich aus der Liste rausschmeißen :D

sie schreiben die 10 was auch immer Sängerinnen und packen noch den 11 Platz dazu ( Beliebt und Erfolgreich waren sie ja alle,einige noch heute )

j_easy
04.10.2019, 11:35
Gut, man könnte auch sagen, die prägten ein Jahrzehnt musikalisch mit, was auf Sandra und Nena wirklich zutrifft. Und der internationale Erfolg wurde auch eingerechnet.
Wer findet eine "objektive" Liste? Welche Kriterien sollte man zu Grunde legen?

LilyHydrangea
04.10.2019, 14:08
Gut, man könnte auch sagen, die prägten ein Jahrzehnt musikalisch mit, was auf Sandra und Nena wirklich zutrifft. Und der internationale Erfolg wurde auch eingerechnet.
Wer findet eine "objektive" Liste? Welche Kriterien sollte man zu Grunde legen?

Am objektivsten wären wahrscheinlich alle Verkaufszahlen von Alben und Singles zusammengerechnet. Das ist allerdings dann auch wieder schwierig, weil ja heute praktisch nur noch gestreamt wird und insgesamt weit weniger Platten verkauft werden.

Alles andere ist aber genauso problematisch. Wenn man z.B. nach Nummer-1-Hits gehen würde, wäre Capital Bra der mit Abstand erfolgreichste Künstler der deutschen Musikgeschichte :D

"Beliebtheit" zu messen ist eh schwierig. Capital Bra hat viele Fans, gleichzeitig dürften aber auch viele Leute noch nie einen seiner 18 Nummer-1-Hits gehört haben. Lena ist beliebter Gast im TV und Radio, hat viele Follower bei Instagram, ihre Konzerte laufen gut, das Radio nimmt ihre Songs dankbar an und sie gilt als gutes "Werbegesicht". Aber würde man nur auf die Chartplatzierungen schauen, wären TY, DLTM und Better keine "Hits".

Übrigens: Ohne, dass ich die beiden jetzt zu sehr vergleichen will, weil sie komplett anders arbeiten und komplett unterschiedliche Genres vertreten: Capital Bra hat wohl, wenn man nach den auf Wikipedia angegebenen Auszeichnungen angeht, annähernd so viel verkauft wie Lena. Bei ihm kommt Wikipedia auf 1.900.000 Einheiten, bei Lena auf etwa zwei Millionen.

Tiny Tim
04.10.2019, 14:31
Vielleicht führt die zunehmende Inkommensurabilität der vielen verschiedenen Beliebtheitsindikatoren irgendwann dazu, dass die Leute endlich aufhören, Künstler nach quantitativen Maßstäben zu bewerten und statt dessen wieder mehr auf die Qualität schauen.

vampire67
27.10.2019, 09:27
Vielleicht führt die zunehmende Inkommensurabilität der vielen verschiedenen Beliebtheitsindikatoren irgendwann dazu, dass die Leute endlich aufhören, Künstler nach quantitativen Maßstäben zu bewerten und statt dessen wieder mehr auf die Qualität schauen.

Wenn du uns jetzt noch erklärst wie man qualität MISST :kicher:

Das ist ja genau des pudels kern der erst solche kommerziellen indikatoren auf den plan brachte.
Solange es eine wirtschaftliche unternehmung ist braucht es irgendwelche indikatoren ob etwas sich wirtschaftlich rentiert.

Tiny Tim
27.10.2019, 09:54
Man misst Qualität mithilfe des eigenen Urteilsvermögens - so man denn eins hat.

earplane
27.10.2019, 10:08
Wenn du uns jetzt noch erklärst wie man qualität MISST :kicher:

Das ist ja genau des pudels kern der erst solche kommerziellen indikatoren auf den plan brachte.
Solange es eine wirtschaftliche unternehmung ist braucht es irgendwelche indikatoren ob etwas sich wirtschaftlich rentiert.

Qualität ist durchaus messbar. Ein einfach nachzuvollziehendes Qualitätsmerkmal wäre die Haltbarkeit. Das lässt sich auch auf die Musik anwenden. Beispielsweise ist die Musik von Beethoven und den Beatles offensichtlich recht haltbar. Ob Lenas Musik genau so haltbar ist wissen wir leider erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten. :alterfinne:

vampire67
27.10.2019, 10:22
Qualität ist durchaus messbar. Ein einfach nachzuvollziehendes Qualitätsmerkmal wäre die Haltbarkeit. Das lässt sich auch auf die Musik anwenden. Beispielsweise ist die Musik von Beethoven und den Beatles offensichtlich recht haltbar. Ob Lenas Musik genau so haltbar ist wissen wir leider erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten. :alterfinne:
Da gibts ein interessantes gedankenexperiment in Klings Qualityland.
Die kaputte e-poetin Kaliope berichtet das sie als experiment ihrem verleger einen roman namens An Nakarenina untergeschoben hatte der anschliessend von der kritik und den rezensionen gradezu zerrissen wurde.
Er war eine 100% kopie von Tolstoi.

Also steht die experimentelle frage: wäre Bethovens musik wenn sie heute erscheinen würde überhaupt in der lage ihren status zu erreichen?
Ich denke nein.
Ihren status haben sie vor allem durch den neuigkeitseffekt erhalten. Es war zu seiner zeit revolutionär und neu, und bedingt ihren status heute.

Das gleiche gilt für Elvis, Beatles und viele aus den 60/70er die heute noch exobitante bekanntheit haben.
Es ist wie bei der evolution: wer in einem leeren system anfängt ist zum schluss meist der gewinner. Wer seine niche in einem besetzten ökosystem finden will hats ungleich schwerer.

earplane
27.10.2019, 10:32
gedankenexperiment
Zum Thema Beatles gibt es einen Film der einen komplett anderen Standpunkt als du vertritt.

https://www.youtube.com/watch?v=SXuvKG1Jnjc

vampire67
27.10.2019, 10:45
Zum Thema Beatles gibt es einen Film der einen komplett anderen Standpunkt als du vertritt.
Es bleibt der vorteil das man das niemals beweisen kann, weder in der einen noch anderen richtung.
Es bleibt halt meinung.

Aber fakt bleibt: wer heute musik macht hat es deutlich schwerer etwas WIRKLICH neues zu produzieren.
Die weltweite vernetzung macht das übrigens noch schwerer.
Jede quelle ist praktisch direkt sichtbar und die kundschaft wird zunehmend geschmacklich gleichgeschaltet.

bates
27.10.2019, 10:51
Zum Thema Beatles gibt es einen Film der einen komplett anderen Standpunkt als du vertritt.


Es ist allerdings eine Schwäche des Films, dass er die Beatles als kulturelles Phänomen, das in einer bestimmten Zeit stattfand und sie entscheidend prägte, überhaupt nicht zu fassen kriegt bzw. sich nicht dafür interessiert. Die Songs werden dort einfach losgelöst von Zeit und Raum als überirdisch genial "gesetzt".

vampis Frage halte ich aber für nicht beantwortbar: Wenn die Musik Beethovens erst heute erscheinen würde, dann hätte sie es ja eben seinerzeit nicht gegeben – womit eben auch die Musik- und Kulturgeschichte anders verlaufen wäre, weil der gigantische Einfluss, den Beethoven darauf hatte, ja ebenfalls entfallen würde. Man müsste also wissen, wie ein solches Paralleluniversum aussähe, in das diese Musik im Jahr 2019 dann als eine Neuigkeit platzte. Oder aber es hätte zu Beethovens Zeit jemand anders gegeben, der in etwa Vergleichbares in die Welt gesetzt hätte. Dann würde eben die Musik Beethovens, erschiene sie heute, als lediglich handwerklich gelungener Epigone gelten und hätte keinen besonderen Einfluss.

vampire67
27.10.2019, 11:16
P.S. es ist natürlich ein schöner fanfilm.
Aber ich denke er geht von der falschen voraussetzung aus.

Musikalisch haben die Beatles neuland beschritten. Ohne sie wäre das neuland aber sehr wahrscheinlich irgendwann von anderen besetzt worden. Man kann also bezweifeln das sie längere ziet ein lücke hinterlassen hätten.
Man muss ja davon ausgehen das grosse teile der musik heute ohne die Beatles so nicht passiert wäre.

Also anzunehmen das nur die musik der Beatles in der heutigen welt fehlt und dann alle welt dananch lechts ist eine nette (fan)idee, aber wenig wahrscheinlich, selbst wenn man über die realität des zeitsprungs hinwegsieht.

Ihre erste (und wohl einzige) US tour war die einer heutigen 'boyband' mit hysterisch kreischenden (weiblichen) fans.
Die konzerte sollen für damalige technik zu gross geplant gewesen und ob der kreischenden fans akustisch praktisch nicht wirklich zu hören.
Das stützt nicht grade den rein qualitativen aspekt. Genausowenig wie der weitere karriereverlauf der getrennten mitglieder.

Ich kenne ähnliche entwicklungen in der technik.
Es ist heute ziemlich klar das die Brüder Wright eben nicht die ersten waren, sondern nur die berühmtesten.
Und die vorgänger von Columbus sind heute auch bekannt.

vampire67
27.10.2019, 11:24
P.S. es ist natürlich ein schöner fanfilm.
Aber ich denke er geht von der falschen voraussetzung aus.

Musikalisch haben die Beatles neuland beschritten. Ohne sie wäre das neuland aber sehr wahrscheinlich irgendwann von anderen besetzt worden. Man kann also bezweifeln das sie längere ziet ein lücke hinterlassen hätten.
Man muss ja davon ausgehen das grosse teile der musik heute ohne die Beatles so nicht passiert wäre.

Also anzunehmen das nur die musik der Beatles in der heutigen welt fehlt und dann alle welt dananch lechts ist eine nette (fan)idee, aber wenig wahrscheinlich, selbst wenn man über die realität des zeitsprungs hinwegsieht.

Ihre erste (und wohl einzige) US tour war die einer heutigen 'boyband' mit hysterisch kreischenden (weiblichen) fans.
Die konzerte sollen für damalige technik zu gross geplant gewesen und ob der kreischenden fans akustisch praktisch nicht wirklich zu hören.
Das stützt nicht grade den rein qualitativen aspekt. Genausowenig wie der weitere karriereverlauf der getrennten mitglieder.

Ich kenne ähnliche entwicklungen in der technik.
Es ist heute ziemlich klar das die Brüder Wright eben nicht die ersten waren, sondern nur die berühmtesten.
Und die vorgänger von Columbus sind heute auch bekannt.

EDIT

Man müsste also wissen, wie ein solches Paralleluniversum aussähe, in das diese Musik im Jahr 2019 dann als eine Neuigkeit platzte. Oder aber es hätte zu Beethovens Zeit jemand anders gegeben, der in etwa Vergleichbares in die Welt gesetzt hätte. Dann würde eben die Musik Beethovens, erschiene sie heute, als lediglich handwerklich gelungener Epigone gelten und hätte keinen besonderen Einfluss.
Was ja im prinzip mit meiner these passt.
Es ist die historische einordnung einer heausragenden neuerung die bleibt. Und das hat nichts mit einem abstrakten qualitätskriterium zu tun.

In Qualityland wird zum digitalen markt der begriff 'Superstarökonomie' geprägt für die art wie digitale konzerne zu monopolisten aufsteigen. Niemand braucht die zweitbeste suchmachine.
Winner takes all, loser gets nothing.
Ich denke das passt nicht nur namentlich in die welt der (musik) stars.
Wer nicht durch irgendeinen zufall in den fokus gerät kann bestenfalls noch eine lokale niche besetzen. Der weltweite (kulturelle) rum wird ihm aber versperrt bleiben.

Doktor Landshut
27.10.2019, 11:48
vampis Frage halte ich aber für nicht beantwortbar: Wenn die Musik Beethovens erst heute erscheinen würde, dann hätte sie es ja eben seinerzeit nicht gegeben – womit eben auch die Musik- und Kulturgeschichte anders verlaufen wäre, weil der gigantische Einfluss, den Beethoven darauf hatte, ja ebenfalls entfallen würde. Man müsste also wissen, wie ein solches Paralleluniversum aussähe, in das diese Musik im Jahr 2019 dann als eine Neuigkeit platzte. Oder aber es hätte zu Beethovens Zeit jemand anders gegeben, der in etwa Vergleichbares in die Welt gesetzt hätte. Dann würde eben die Musik Beethovens, erschiene sie heute, als lediglich handwerklich gelungener Epigone gelten und hätte keinen besonderen Einfluss.

Als ein Musikwerk von höchster Qualität, die weitgehend unabhängig von historischen Kontexten ist, würde ich Bachs "Kunst der Fuge" bezeichnen. Die strukturelle Meisterschaft und kompositorische Tiefe, die in ihr zum Ausdruck kommt, ist aus musikwissenschaftlicher Sicht so gut wie einmalig und hat die Musikgeschichte innerhalb des abendländischen Kulturraums nachhaltig beeinflusst. Ohne sie wären manche Entwicklungen bis hin zur Moderne kaum denkbar und auch heute dient sie vielen Komponisten noch als eine Art Matrix und Orientierung für ihre Arbeit.
Aufgrund der großen Fülle von Aspekten, die die Bewertung von Kunstwerken betrifft, fühle ich mich ansonsten kaum in der Lage, ganz allgemeine, hinlänglich objektive Kriterien dafür zu benennen.

tobago
27.10.2019, 12:02
@vampire67: Die Beatles als "Boyband" zu bezeichnen, ist übrigend übelste Blasphemie! :pah: (https://de.wikipedia.org/wiki/Boygroup)
Außerdem gab es 4 US-Tourneen. #Klugscheißermodus aus :D

vampire67
27.10.2019, 13:18
@vampire67: Die Beatles als "Boyband" zu bezeichnen, ist übrigend übelste Blasphemie!
Ok, sie sind die MUTTER aller Boybands :P

https://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/erste-boy-group-der-geschichte-id7126276.html

https://thumbnails-visually.netdna-ssl.com/TheBoyBandBlueprint_5410b0563809c_w1500. png

Aber unabhängig von rosa brillen, sie waren genau DAS.
Die erste durch medien geschaffene boyband.
Ich wage zu bezweifeln ob die Beatles ohne das medium fernsehen die gleiche wirkung gehabt hätten.

tobago
27.10.2019, 13:42
Ok, sie sind die MUTTER aller Boybands :P

https://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/erste-boy-group-der-geschichte-id7126276.html

https://thumbnails-visually.netdna-ssl.com/TheBoyBandBlueprint_5410b0563809c_w1500. png

Aber unabhängig von rosa brillen, sie waren genau DAS.
Die erste durch medien geschaffene boyband.
Ich wage zu bezweifeln ob die Beatles ohne das medium fernsehen die gleiche wirkung gehabt hätten.
Ich schreibe deine Unwissenheit mal deinem zwar nicht mehr ganz so jungen, aber doch jung genugen Alter zu. ;) Die Beatles waren (nicht nur hierzulande) bei der Jugend schon lange bekannt und beliebt, da hat das Fernsehen sie noch genauso ignoriert wie das Radio - also nix von wegen Medien...
Und nur weil andere Unwissende denselben Fehler machen, waren sie dennoch keine Boyband - siehe die Definition in dem von mir verlinkten Wiki-Artikel.

bates
27.10.2019, 14:32
Ich schreibe deine Unwissenheit mal deinem zwar nicht mehr ganz so jungen, aber doch jung genugen Alter zu. ;) Die Beatles waren (nicht nur hierzulande) bei der Jugend schon lange bekannt und beliebt, da hat das Fernsehen sie noch genauso ignoriert wie das Radio - also nix von wegen Medien...
Und nur weil andere Unwissende denselben Fehler machen, waren sie dennoch keine Boyband - siehe die Definition in dem von mir verlinkten Wiki-Artikel.

Nach der engen Definition des Wiki-Artikels waren sie vielleicht keine Boyband/Boygroup, aber so ganz falsch finde ich die Bezeichnung trotzdem nicht. Sie waren und vor allem wurden natürlich viel mehr als das – aber sie waren eben auch der Prototyp der aus feschen jungen Männern bestehenden Band, die Teenager und insbesondere deren weiblichen Anteil zur Raserei brachte. Und den visuellen Anteil dabei würde ich auch nicht unterschätzen, in den USA z.B. trugen die Fernsehauftritte in der Ed-Sullivan-Show erheblich zum Ausbruch der Beatlemania bei. Dass die Beatles darüber hinaus eben auch fantastische Komponisten und vor allem Innovatoren waren, ist dann vielleicht das eigentliche Wunder. Zwischen der ersten Single und dem letzten Album liegen gerade acht Jahre (wäre die erste Single zur Gründung dieses Forums erschienen, wären die Beatles jetzt schon aufgelöst), welchen Weg sie in dieser Zeit zurücklegten, das bleibt, so oft man es sich vor Augen führt, atemberaubend.

Doktor Landshut
27.10.2019, 14:38
Meine erste "Begegnung" mit den Beatles fand im Kino statt, als noch die UFA-Wochenschau im Vorprogramm lief.
Kreischende Mädchen, die in Ohnmacht fielen, natürlich in Schwarzweiß.
Die zweite, an die ich mich erinnere, war bei einem Schulkameraden, der seine heiße Errungenschaft "A hard days night" von den "Pilzköpfen" auf dem Plattenspieler laufen ließ. Parallel dazu "Satisfaction" von den Stones.
In den Folgejahren - so sehe ich es heute im Nachhinein - entwickelten sich die Beatles, die man rückblickend anfangs durchaus als Boyband bezeichnen könnte, zu einer popmusikalischen Institution, auf die die Bez. "Boygroup" nach meinem Gefühl nicht mehr zutraf.

tobago
27.10.2019, 14:52
@bates: Ist sicherlich Definitionssache. Für mich sind Boygroups/-bands diese gecasteten, sich mit merkwürdigen Armbewegungen über die Bühne bewegenden und total überflüssigen Formationen, die üblicherweise keine eigenen Songs schreiben (ergo unlike The Beatles :D).

gauloises
27.10.2019, 15:02
Für mich sind Boygroups/-bands diese gecasteten, sich mit merkwürdigen Armbewegungen über die Bühne bewegenden ... Formationen, die üblicherweise keine eigenen Songs schreiben

Also sowas wie die USFO-Lena?



Mach nur Spaß :D

Brummell
27.10.2019, 15:03
@bates: Ist sicherlich Definitionssache. Für mich sind Boygroups/-bands diese gecasteten, sich mit merkwürdigen Armbewegungen über die Bühne bewegenden und total überflüssigen Formationen, die üblicherweise keine eigenen Songs schreiben (ergo unlike The Beatles :D).

Ich glaube @bates wollte herausheben, dass anfänglich für ihren Erfolg die Art und Weise der Präsentation - die durchaus innovativ war - eine recht erhebliche Rolle spielte. Man könnte also auch formulieren, dass die Organisatoren der späteren Boy-Bands dies Aspekt sehr genau wahrgenommen haben - und daraus ein zeitweilig sehr erfolgreiches Geschäftsmodell der Musikindustrie entwickelten.

tobago
27.10.2019, 15:08
Also sowas wie die USFO-Lena?


Hömma! Lena ist keine Boygroup (also zumindest soweit ich weiß). :zahn:

Doktor Landshut
27.10.2019, 15:18
Ich glaube @bates wollte herausheben, dass anfänglich für ihren Erfolg die Art und Weise der Präsentation - die durchaus innovativ war - eine recht erhebliche Rolle spielte. Man könnte also auch formulieren, dass die Organisatoren der späteren Boy-Bands dies Aspekt sehr genau wahrgenommen haben - und daraus ein zeitweilig sehr erfolgreiches Geschäftsmodell der Musikindustrie entwickelten.

Zu Zeiten der Beatles gabs so weit ich weiß ja auch noch keine Girlbands (außer vielleicht den Jakob-Sisters;)) wie später Spice Girls & Co, folglich auch keinen Grund, das männliche Geschlecht bei der Charakterisierung eines Popmusik-Ensembles besonders hervorzuheben. Und Rock 'n' Roll war doch früher eigentlich eher eine männliche, halbstark angehauchte Angelegenheit, oder sehe ich das falsch? :hmm:

steffen3
27.10.2019, 15:27
diese gecasteten, sich mit merkwürdigen Armbewegungen über die Bühne bewegenden und total überflüssigen Formationen, die üblicherweise keine eigenen Songs schreiben

Take That fand ich damals eigentlich ganz gut, die hatten mit Gary Barlow auch einen fantastischen Songschreiber mit dabei.

Brummell
27.10.2019, 15:31
Zu Zeiten der Beatles gabs so weit ich weiß ja auch noch keine Girlbands (außer vielleicht den Jakob-Sisters;)) wie später Spice Girls & Co, folglich auch keinen Grund, das männliche Geschlecht bei der Charakterisierung eines Popmusik-Ensembles besonders hervorzuheben. Und Rock 'n' Roll war doch früher eigentlich eher eine männliche, halbstark angehauchte Angelegenheit, oder sehe ich das falsch? :hmm:

Gabs nicht in den 1960er Jahren schon die Supremes :hmm:

(OK, die haben keine Instrumente gespielt sondern nur gesungen ;), aber das war meines Wissens wohl auch bei den meisten Boy-Groups der Fall. )

Doktor Landshut
27.10.2019, 15:36
Gabs nicht in den 1960er Jahren schon die Supremes :hmm:

Ach ja, die gabs ja auch noch. Werde immer vergesslicher.;)

Brummell
27.10.2019, 15:37
Habe gerade bei Wiki nachgesehen: Sowohl die Beatles wie die Supremes hatten ihre erste erfolgreiche Single 1962 !!

blaufink
27.10.2019, 15:53
Ach ja, die gabs ja auch noch. Werde immer vergesslicher.;)

Die ganze Motown-Bagage: The Surpremes (1959), Martha & the Vandellas (1960), The Marvelettes(1963) u. a. :) Davor gab es The Andrews Sisters (1942). Die Girlgroups von damals entsprachen deutlicher der heutigen Vorstellung von „Girlgroup“ als beispielsweise The Beatles den heutigen Boygroups.

Brummell
27.10.2019, 15:58
Die ganze Motown-Bagage: The Surpremes (1959), Martha & the Vandellas (1960), The Marvelettes(1963) u. a. :) Davor gab es The Andrews Sisters (1942). Die Girlgroups von damals entsprachen deutlicher der heutigen Vorstellung von „Girlgroup“ als beispielsweise The Beatles den heutigen Boygroups.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nur bei den Supremes konkrete musikalische Erinnerungen habe.

bates
27.10.2019, 16:13
Take That fand ich damals eigentlich ganz gut, die hatten mit Gary Barlow auch einen fantastischen Songschreiber mit dabei.

Ich muss zugeben, damals habe ich eher die Nase gerümpft. Weil mir das ganze Boygroup-Phänomen auf den Sack ging, aus den von tobago genannten Gründen. Und dann pflegt man natürlich auch seine Vorurteile und hört erst gar nicht genau hin. Retrospektiv muss ich aber eingestehen, dass man auch bei den Boygroups die Spreu vom Weizen trennen kann und Take That definitiv eine andere Qualitätsliga sind als etwa New Kids on the Block. (O Gott, jetzt habe ich "Qualität" gesagt :D).

Übrigens, die Anja hat grade ein Buch über Take That veröffentlicht; für Fans von Autorin und/oder Band bestimmt unterhaltsam zu lesen:
https://www.kiwi-verlag.de/buch/anja-ruetzel-ueber-take-that/978-3-462-05324-1/

blaufink
27.10.2019, 16:30
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nur bei den Supremes konkrete musikalische Erinnerungen habe.


https://www.youtube.com/watch?v=425GpjTSlS4

Diese Originalversion von den Marvelettes gefällt mir besser als die bekanntere von den Carpenters. :)

tobago
27.10.2019, 16:44
Da gab's doch noch 'ne Version. ;)

OldStephen66
27.10.2019, 20:25
Welch bessere Gelegenheit als heute könnte es noch geben, um diese Band auch noch in diesem Thread unterbringen zu können? Wohl keine. :nick:
(Alle, die sie inzwischen bereits kennen, können ja wegschauen oder -hören)

Die Schwestern-Girlgroup The Shaggs wurde von ihrem Vater gecastet und, so könnte man den Mythos stricken, 1968 als amerikanische Antithese zu den Studio-Elaboraten der Beatles seit "Sgt. Pepper´s" gegründet. Natürlich braucht eine solch konsequente Antwort ein wenig Zeit, weshalb ihr Werk "Philosophy Of The World" - mit im Titel also durchaus nicht geringem Anspruch - auch erst 1969 veröffentlicht wurde. Der späte Erfolg gab ihrem Vater recht, denn selbst Frank Zappa bezeichnete die Shaggs als "better than the Beatles".

Einer der Hits:

https://www.youtube.com/watch?v=XR9d4ESlpHY

Brummell
27.10.2019, 21:11
https://www.youtube.com/watch?v=425GpjTSlS4

Diese Originalversion von den Marvelettes gefällt mir besser als die bekanntere von den Carpenters. :)

Den Song kenne ich natürlich auch. Ich nehme sogar an, dass ich damals die Marvelettes gehört habe, denn die Carpenters-Version finde ich ziemlich gruselig und ich glaube nicht, dass ich mir in meinen jungen Jahren so etwas angehört hätte.

Bei der Alternative The Shaggs würde ich aber nicht meine Hand ins Feuer legen. :D Die sind so schön schräg und sowas hat mich damals schon manchmal angesprochen

maybear
28.10.2019, 02:34
Bei den Boybands dürfen wir die Comedian Harmonists nicht vergessen!

earplane
28.10.2019, 07:05
Bei den Boybands dürfen wir die Comedian Harmonists nicht vergessen!

Auch so ein Beispiel für musikalische Haltbarkeit.

j_easy
30.10.2019, 18:01
Passt wohl eher hier rein - Infos zum IMA (1 Tag nach der Bambi-Verleihung)

Es durfte gevotet werden:
https://www.musikexpress.de/publikumsvoting-zum-international-music-award-ima-jetzt-seid-ihr-gefragt-stimmt-fuer-die-gewinner-ab-1350831/

Toni Garrn moderiert mit englischsprachigen Co-Moderator
https://www.rollingstone.de/news-toni-garrn-moderiert-den-international-music-award-2019-1786637/

Irgendwie wünsche ich dem IMA einen Flopppppp.

Zampano
30.10.2019, 18:46
Irgendwie wünsche ich dem IMA einen Flopppppp.

Warum...? Weil diese Ignoranten übersehen haben, Lena zu nominieren...?

:gruebel:

Brummell
30.10.2019, 19:16
Warum...? Weil diese Ignoranten übersehen haben, Lena zu nominieren...?

:gruebel:

Nööt. Natürlich nur weil sie diese blonde "Wasserleiche" als Moderatorin ausgewählt haben. :ugly:

david davidson
30.10.2019, 20:16
diese blonde "Wasserleiche"

Muss das sein?
Nicht cool.

Brummell
30.10.2019, 21:36
Muss das sein?
Nicht cool.

Die Formulierung ist zugegebenermassen nicht gelungen. Ich hatte das fälschlich mit "besonders blond" assoziiert.

Eine Recherche im Netz belehrte mich jetzt eines Besseren. Z.B. wurde Kristina Söderbaum offensichtlich nicht wegen ihrer Blondheit sondern wegen ihrer zahlreichen dramatischen Filmtode als "Reichswasserleiche" tituliert.

earplane
31.10.2019, 07:24
Muss das sein?
Nicht cool.
Wenn ich das hier jedes mal schreiben würde wenn ich das denke dann hätte ich mehr Beiträge als j_easy. Und in den meisten würde genau das stehen. :zahn:

bates
31.10.2019, 08:55
Wenn ich das hier jedes mal schreiben würde wenn ich das denke dann hätte ich mehr Beiträge als j_easy. Und in den meisten würde genau das stehen. :zahn:

Muss das sein?
Nicht cool.


(Sorry, leicht zu habende Vorlage. ;))

earplane
31.10.2019, 09:09
Muss das sein?
Nicht cool.


(Sorry, leicht zu habende Vorlage. ;))

Danke, es geht also nicht nur mir so. :fies:

j_easy
31.10.2019, 10:15
Warum...? Weil diese Ignoranten übersehen haben, Lena zu nominieren...?

:gruebel:

Der Club kommt mir zu elitär vor und will krampfhaft international sein. Zudem ist es vom Springer Konzern initiiert. Hat mit Lena weniger zu tun. Mit der können die meisten der Redakteure eh nix anfangen.

j_easy
31.10.2019, 13:49
Urteil ist gefallen: Bushidos Album "Sonny Black" als jugendgefährdend eingestuft - das war von 2015

https://www.focus.de/kultur/vermischtes/vip-news-urteil-ist-gefallen-bushidos-album-sonny-black-als-jugendgefaehrdend-eingestuft_id_11239429.html


"Die hemmungslose Gewaltdarstellung zieht sich durch die Titel", erklärt Heitz. Frauen und Homosexuelle würden durch "vulgäre Sprache" herabgewürdigt.


Er wolle künftig weniger Gründe für Indizierungen liefern, sagt Bushido. "Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass ich nicht frauen- und schwulenfeindlich bin", so der Gangster-Rapper.

:lol

j_easy
22.11.2019, 12:58
Erinnerung: heute werden die ersten INTERNATIONAL MUSIC AWARDs vergeben.

Unter Ausschluss der breiteren Öffentlichkeit.

https://www.musikexpress.de/international-music-award-2019-alles-was-ihr-ueber-den-ima-wissen-muesst-1404585/

Immerhin schließen sie Mainstream nicht völlig aus (Cro in der Jury, Auftritte und Ehrungen von Rammstein, Sting ... )

j_easy
24.11.2019, 00:35
Der Stern scheint Magenta zu schauen. Der IMA wurde ja nur dort, zumindest frei, übertragen.

https://www.stern.de/kultur/kollegah-als-fernes-echo-neuer-preis-ima-fuer-spannende-popmusik-9015724.html

Den Leuten vor Ort hat es gefallen. Nur Künstler wie Lena werden dort wohl nie zu sehen sein. Immerhin war Cro in der Jury.

Brummell
24.11.2019, 00:44
Der Stern scheint Magenta zu schauen. Der IMA wurde ja nur dort, zumindest frei, übertragen.

https://www.stern.de/kultur/kollegah-als-fernes-echo-neuer-preis-ima-fuer-spannende-popmusik-9015724.html

Den Leuten vor Ort hat es gefallen. Nur Künstler wie Lena werden dort wohl nie zu sehen sein. Immerhin war Cro in der Jury.

Auch die meisten "Internationalen Preisträger" waren vor Ort nicht zu sehen :ugly:

esiststeffen
06.04.2020, 17:31
Interessantes Interview mit Marianne Rosenberg zum Thema "Stars und ihre alten Hits". Wollte es eigentlich erst im Schlagerthread posten, aber die Aussaen könnte man ja eigentlich auch auf viele andere Genres übertragen: https://www.spiegel.de/geschichte/schlager-star-marianne-rosenberg-ueber-alte-hits-neues-album-rio-reiser-und-paul-simon-a-74fd606b-1e77-466c-8469-67a3efc1e64b


SPIEGEL: Stimmt es, dass Sie auch wegen Soul-Legende Barry White Ihren Frieden mit Ihren größten Hits gemacht haben?

Rosenberg: Indirekt war das so. In meinen mittleren Jahren wollte ich bei Konzerten nur neue Musik spielen, nicht mehr das alte Zeug. Aber auch die Rolling Stones kommen bei Konzerten nicht ohne "Satisfaction" aus. Das begriff ich, als ich bei einem Barry-White-Konzert in Berlin auf "You Are The First, My Last, My Everything" wartete. Der Song begleitete damals mein Leben und kam erst als dritte Zugabe. Ich fragte mich schon, ob ihm denn nicht bewusst ist, wie wichtig dieser Song ist. Als er den endlich sang, bin ich auf den Stuhl geklettert und habe die Arme hochgereckt. Und dann hat White den Song auch noch abgewandelt, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Ich stand da und dachte: Bitte, sing jeden Ton, so wie ich ihn kenne.

SPIEGEL: Haben Sie Ihre Hits nicht auch zeitweilig variiert?

Rosenberg: Genau - und das war so vielleicht nicht immer eine gute Idee. Natürlich verstand ich White, weil es langweilig ist, als Interpret die immer gleichen Versionen aufzuführen. Man verändert dann die alten Hits, um selbst wieder Spaß daran zu haben, vielleicht auch um zu zeigen, wie so ein alter Song in der Gegenwart klingen könnte. Aber um all das geht es nicht! Bei solchen Konzerten wollen viele Menschen, wie ich bei Barry White, die Hits so hören, wie sie die kennen, denn diese Songs haben Menschenleben begleitet. Dennoch kann ich mir als Musikerin nicht vorstellen, ausschließlich retrogewandt zu arbeiten.


In dem Zusammenhang kam mir auch in den Sinn: Ich bewundere Lena bis heute sehr dafür, wie sie es geschafft hat, aus der Liveversion von "Satellite" etwas ganz Neues und trotzdem unglaublich Hörenswertes und Gänsehautiges zu schaffen.

bates
06.04.2020, 19:24
In dem Zusammenhang kam mir auch in den Sinn: Ich bewundere Lena bis heute sehr dafür, wie sie es geschafft hat, aus der Liveversion von "Satellite" etwas ganz Neues und trotzdem unglaublich Hörenswertes und Gänsehautiges zu schaffen.

Absolut, und das bereits mehrere Male, sie erfindet die Song ja immer wieder neu. Und interessanterweise spielt das Publikum bei diesen Veränderungen auch immer mit, was ja gegen Rosenbergs These zu sprechen scheint. Wäre überlegenswert, ob Satellite als Song oder Lena als Künstlerin dafür besonders prädestiniert ist. Oder Lenas Publikum. Oder alles drei.

Ich kann ja Künstler durchaus verstehen, die ihres größten Hits überdrüssig sind. In welche Dilemmata man da geraten kann, zeigt das Beispiel der deutschen Band Fehlfarben und ihres größten Hits Ein Jahr (Es geht voran!). Die Band hat das Stück nie gemocht und war immer etwas befremdet darüber, dass ausgerechnet das ihr größter Hit wurde (Sänger Peter Hein nannte es immer nur "das peinliche Lied"). Lange Zeit haben sie es bei Konzerten überhaupt nicht gespielt. Irgendwann stießen sie aber damit niemanden mehr vor den Kopf, sondern erfüllten Erwartungen – haha, die Band, die ihren größten Hit nie spielt! Also begannen sie ihn wieder zu spielen, und zwar in völlig kaputten und rausgerotzten Versionen. Aber auch das wurde natürlich schnell zu etwas, was die Leute erwarteten – haha, die Band, die ihren größten Hit immer total verhunzt! Aus der Nummer kommt man nicht raus. Inzwischen haben sie resigniert und spielen ihn einfach wieder in der Urversion. ;)

Man sieht, in gewissen Punkten ist Lena weiser und gelassener als verdiente NDW-Urgesteine. :D

Peter M. aus V.
06.04.2020, 20:32
Lena hat ja schon vor dem Sieg in Oslo prophezeiht, was passiert, wenn sie gewinnt. "Dann singe ich mein Legben lang Sattelite!". Und sie macht es ja schon zehn Jahre lang. Zwischendurch hatte ich hin und wieder schnden Eindruck, der Song nervt sie etwas. Aber spätestens mit der aktuellen Band, mit der sie dann experimentieren konnte, fand sie Wege, ihn zu ihrem wirklich eigenen Lied zu machen. Eben war ja wieder eine sehr schöne Fassung zu hören (o1 Stay on- Konzert). Wann gab es die erste ruhigere Satellite- Version? Auf der Carry you home- Tour? Beim MTV Unplugged?

Meine Vermutung: Die innere Verpflichtung, ihren Geburtsschrei als Musikerin in Ehren zu halten und dem Publikum zu bewahren, der Trieb, ihn dennoch ganz zu ihrem zu machen und die kongenialen Live- Musiker sind in dem Zusammenhang wichtiger als der Song.

Dass das Publikum mitzieht, liegt an Lena als Performerin und daran, dass die "Sorte" Fans, die nur das Original gelten lässt, heute nur noch klein ist. Die Masse der Jüngeren, vor allem derer, die vor 10 Jahren noch Kinder waren, ist noch nicht in der Phase der Nostalgie angekommen. ;)

Tiny Tim
06.04.2020, 21:35
Absolut, und das bereits mehrere Male, sie erfindet die Song ja immer wieder neu. Und interessanterweise spielt das Publikum bei diesen Veränderungen auch immer mit, was ja gegen Rosenbergs These zu sprechen scheint. Wäre überlegenswert, ob Satellite als Song oder Lena als Künstlerin dafür besonders prädestiniert ist. Oder Lenas Publikum. Oder alles drei.

Ich kann ja Künstler durchaus verstehen, die ihres größten Hits überdrüssig sind. In welche Dilemmata man da geraten kann, zeigt das Beispiel der deutschen Band Fehlfarben und ihres größten Hits Ein Jahr (Es geht voran!). Die Band hat das Stück nie gemocht und war immer etwas befremdet darüber, dass ausgerechnet das ihr größter Hit wurde (Sänger Peter Hein nannte es immer nur "das peinliche Lied"). Lange Zeit haben sie es bei Konzerten überhaupt nicht gespielt. Irgendwann stießen sie aber damit niemanden mehr vor den Kopf, sondern erfüllten Erwartungen – haha, die Band, die ihren größten Hit nie spielt! Also begannen sie ihn wieder zu spielen, und zwar in völlig kaputten und rausgerotzten Versionen. Aber auch das wurde natürlich schnell zu etwas, was die Leute erwarteten – haha, die Band, die ihren größten Hit immer total verhunzt! Aus der Nummer kommt man nicht raus. Inzwischen haben sie resigniert und spielen ihn einfach wieder in der Urversion. ;)

Man sieht, in gewissen Punkten ist Lena weiser und gelassener als verdiente NDW-Urgesteine. :D

Wow, auf so ein Kompliment für Lena habe ich von Dir lange gewartet, und ich sehe, es ist gut. :) :) :)

bates
07.04.2020, 10:00
Wow, auf so ein Kompliment für Lena habe ich von Dir lange gewartet, und ich sehe, es ist gut. :) :) :)

Danke – aber gewartet? Na man gut, dass ich das nicht ahnte, sonst hätte ich mich noch unter Druck gesetzt gefühlt. ;)

Ich bin ja zugegeben nicht mehr so "deep into fandom" und würde mich auch davor hüten, so extrem unterschiedliche Musiker wie die oben genannten qualitativ zu vergleichen, aber wo Lena einen Punkt hat, da hat sie einen Punkt ;). Das von Rosenberg geschilderte Problem betrifft wohl die meisten Popstars, die mit einem bestimmten Song identifziert werden, und Lena hat das mit Satellite bisher auf bestmögliche Weise gelöst (ging übrigens schon früh los, bereits auf der LLT gab's mit dem A-Capella-Einstieg eine Variation).

Tiny Tim
07.04.2020, 11:53
Danke – aber gewartet? Na man gut, dass ich das nicht ahnte, sonst hätte ich mich noch unter Druck gesetzt gefühlt. ;)

Naja, es war auch für mich ein sehr unbewusstes Warten. ;) Für mich ist das, was Du oben geschrieben hast, einfach deshalb ein ganz großes Kompliment an Lena, weil ich ja weiß, wie Du musikalisch sozialisiert bist und auf welche basalen popkulturellen Codes Du "geeicht" bist (ein besserer Begriff fällt mir gerade nicht ein). Deshalb freue ich mich so darüber. :)


Ich bin ja zugegeben nicht mehr so "deep into fandom" und würde mich auch davor hüten, so extrem unterschiedliche Musiker wie die oben genannten qualitativ zu vergleichen, aber wo Lena einen Punkt hat, da hat sie einen Punkt ;). Das von Rosenberg geschilderte Problem betrifft wohl die meisten Popstars, die mit einem bestimmten Song identifziert werden, und Lena hat das mit Satellite bisher auf bestmögliche Weise gelöst (ging übrigens schon früh los, bereits auf der LLT gab's mit dem A-Capella-Einstieg eine Variation).

Ja, das ist eine ganz besondere popkulturelle Leistung von ihr, auf die sie stolz sein kann. :)

Peter M. aus V.
07.04.2020, 13:20
(ging übrigens schon früh los, bereits auf der LLT gab's mit dem A-Capella-Einstieg eine Variation).

Ich hatte sogar an die a-cappella- Version bei der Goldenen Kamera 2011 gedacht; aber die war - anders als die späteren Versionen - nicht auf Lenas Mist gewachsen, obwohl schon spannend. Deshalb hab ich sie nicht erwähnt.

earplane
01.05.2020, 15:58
"Pop hat eine andere Funktion als andere Musikrichtungen", sagte dazu der Songwriter Mark Forster (37, "194 Länder"). Popsongs würden die Menschen in ihrem Alltag am meisten begleiten, etwa im Radio. "Bei anderen Genres geht es dagegen stark um die Attitüde der Szene, man fühlt sich stärker untereinander verbunden."
https://www.sueddeutsche.de/leben/leute-lena-meyer-landrut-und-mark-forster-ueber-deutsche-popmusik-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200501-99-902914

Peter M. aus V.
01.05.2020, 22:47
Wahre Erkenntnis.

esiststeffen
02.06.2020, 13:57
Interview mit Ali Zuckowski über den Beruf des Songwriters: http://www.backstagepro.de/thema/hits-fuer-andere-schreiben-songwriter-ali-zuckowski-im-gespraech-2020-04-21-0TZTlqtmZQ


Für mich ist auf jeden Fall die Verschmelzung von Song und Künstler essentiell. Diese Verschmelzung ist dann erreicht, wenn ein Lied möglichst perfekt auf den Punkt bringt, was den Interpreten ausmacht, wofür er steht und was er persönlich ausdrücken will. Ein Lied, das mit dem einen Künstler Hit-Potential besitzt, kann in den Händen eines anderen ein unspektakulärer, durchschnittlicher Song werden. Sehr wichtig ist natürlich auch eine Melodie, die im Ohr bleibt und trotzdem nicht zu platt wirkt, wobei das Vorgehen von Genre zu Genre stark variiert. Zu guter Letzt spielt eine zugängliche Textidee eine große Rolle: Möglichst viele Menschen sollten sich mit dem Text identifizieren können, ohne dass er abgedroschen klingt. Diese perfekte Mischung zu finden ist unsere dauerhafte Aufgabe als Songwriter.


Es ist nicht so, dass alle Musiker ihre Songs komplett alleine schreiben, aber es ist auch nicht so, dass kein Künstler seine Songs komplett alleine schreibt. In den meisten Fällen, in denen ich ins Spiel komme, ist es eher so, dass ein Künstler sagt: "Okay, beim ersten Album hatte ich noch alle Zeit der Welt, um meine Songs selber in Ruhe zu schreiben, jetzt beim zweiten Album habe ich weniger Zeit und mehr Druck und brauche deshalb Unterstützung von Leuten, die mir dabei helfen meine Vision umzusetzen." Schwarz-Weiß-Aussagen wie "Die schreiben alle ihre Songs nicht selbst" sind jedenfalls falsch. Ich glaube, bei vielen dominiert der Wunsch nach dem typischen Singer-Songwriter, der sich die Seele aus dem Leib singt. Für Außenstehende ist es manchmal einfach schwer vorstellbar, dass man die Gefühle, die man mit einem bestimmten Song nach außen tragen will, auch in einem Team authentisch umsetzen kann.


Es ist nämlich nach wie vor so, dass das eigentliche Songwriting im Normalfall komplett unbezahlt ist. Im Gespräch mit Leuten, die den Berufszweig des Songwritings nur am Rande kennen, werde ich immer mal wieder gefragt: "Für wie viel verkaufst du denn dann so einen Song?" Die Überraschung ist dann sehr groß, wenn ich sage: "Für gar nichts". Auch Tage der Arbeit in meinem Studio, für das ich die Miete bezahle, sind zunächst genauso unbezahlt wie eventuell anfallende Reisekosten oder ähnliches.

Finde ich ziemlich interessant.