Zitat von
bates
@Tiny Tim & alle: Hier halte ich es anders als Max Goldt. Ich bevorzuge Filme & Serien entschieden im Original (mit Untertiteln). Und ich glaube von mir sagen zu können, dass mir der von Goldt unterstellte Snobismus fremd ist. Zumal man z.B. auf Filmfestivals wie der Berlinale ohnehin keine Wahl hat. Ich blicke ja nicht auf Leute herab, die Synchro bevorzugen, und kann die Beweggründe auch verstehen. Und es stimmt auch, dass deutsche Synchros inhaltlich inzwischen ziemlich gut sind – früher waren sie oft schrecklich, z.B. bei Leones Once Upon A Time in the West wird die Handlung teils regelrecht verfälscht (abgesehen davon, dass schon der dt. Titel "Spiel mir das Lied vom Tod" ein reiner Fantasiename ist, der nichts mit dem Film zu tun hat, aber deutsche Verleihtitel sind dann nochmal ein Kapitel für sich).
Aber auch die beste deutsche Synchronisation bringt zwei unersetzliche Verluste mit sich: 1) Die Originalstimme des Schauspielers. Die Stimme, die Aussprache, die Klangfarbe sind nun einmal ein zentraler Bestandteil des Schauspiels. Um mal zwei Beispiele aus von mir geschätzten Serien zu nennen: Man kennt Tony Soprano und Walter White nicht wirklich, wenn man die Sprechstimmen von James Galdofini (genial!) und Bryan Cranston nicht hört. (Gerade hier sind die dt. Synchronsprecher wirklich langweilig) Oder diplomatischer formuliert: Man lernt andere Figuren kennen. 2. Die Originalsprache. Ein Film ist ja auch immer eine Reise in eine andere Welt, mit einer bestimmten Atmosphäre, einem bestimmten Look, bestimmten Farben, einem bestimmten Klang. Die dort gesprochene Sprache ist davon ein originärer Bestandteil, der in der Synchro einfach getilgt wird. Je weiter eine Sprache vom Deutschen entfernt ist, desto deutlicher fällt das auf. Bei asiatischen Filmen wie z.B. Parasite finde ich den Effekt geradezu grotesk, wenn Koreaner oder Japaner plötzlich mit deutschen Synchronstimmen anfangen zu reden, die Figuren kommen mir da regelrecht vergewaltigt vor. Ich bewundere jeden, dem das nichts ausmacht, aber ich halte das keine fünf Minuten durch.
Natürlich sind Untertitel auch nicht das Gelbe, gerade bei dialogreichen Filmen ist die Wahl zwischen Synchro und OmU eine zwischen Pest und Cholera. Aber auch hier bevorzuge ich im Zweifel die Cholera. Zugegeben: Ich finde es auch nicht so schlimm, wenn ich irgendein Handlungsdetail nicht gleich verstehe; das kann ich ja später noch nachlesen.