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Thema: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

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    Mrs. Curiosity
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    Standard K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Haha, gegen die dunkle Seite der Macht habe ich nichts, und gegen K-Pop auch nichts (auch wenn ich ihn wohl eher als kulturelles Phänomen interessant finde, als dass mich die Musik kickte – aber wer weiß, vielleicht sind das Vorurteile . Allerdings ...



    ... ist das fürs Erste ein Gegenargument: Nicht noch eine Sache, bei der ich überhaupt nicht hinterherkomme ... Es sei denn, Du leistest weiter Überzeugungsarbeit .
    Challenge accepted!

    (Oder vielleicht habe ich auch einfach nur Langeweile...)

    So oft, wie ich hier über K-Pop rede, ist dieser Thread hier überfällig. Also los!

    Hier werde ich in Zukunft immer mal wieder Sachen reinstellen, die mir gefallen.

    Los geht es mit Kim Tae-yeon!


    Ihre aktuellste Single, gerade erst vor vier Tagen rausgekommen.

    Diese Frau könnte aus dem Telefonbuch singen und ganz Südkorea würde es wahrscheinlich kaufen. Und ich würde sie so gerne mal live sehen, aber wahrscheinlich wird das nie passieren T.T

    So, nun die Fakten:

    Kim Taeyeon ist mittlerweile 31 Jahre jung und wurde bekannt als Leadsängerin der Girlgroup Girls' Generation, die im Jahr 2007 debütierte. Offiziell hat sich die Gruppe nie aufgelöst, ist aber mittlerweile inaktiv und alle Mitglieder machen gerade ihr eigenes Ding. Schon während die Gruppe aktiv (und extrem erfolgreich) war, hat Taeyeon parallel immer wieder Soundtracks für koreanische TV-Serien oder Duette mit anderen Sängern aufgenommen. Es dauerte allerdings bis 2015, bis sie endlich offiziell solo debütierte.


    ...dieser Song weckt so viele Erinnerungen, omg.... äh, ja, wo war ich?

    Seitdem folgten so viele tolle Songs, dass ich die gar nicht alle hier verlinken kann. Nur so viel: Taeyeon hat bislang 5 EPs ("Mini-Alben") in koreanischer Sprache, 2 EPs in japanischer Sprache und zwei Studioalben in koreanischer Sprache veröffentlicht, plus diverse Solo-Singles und natürlich weiterhin Duette mit allen möglichen Künstlern. Und alles sehr erfolgreich.

    https://www.youtube.com/watch?v=eP4ga_fNm-E
    Dieser Song wurde häufig mit "Rolling in The Deep" von Adele verglichen. Joa, passt. Hört ihn trotzdem.

    https://www.youtube.com/watch?v=5haSQXYoVwg
    Das hier war in Korea auch ein Nummer-Eins-Hit.

    https://www.youtube.com/watch?v=GLj0MyVyhaU
    Hier singt Taeyeon einen Song, den auch schon Mark Forster gesungen hat.

    https://www.youtube.com/watch?v=Rt5Cb6d8RHM
    [I]So, keiner verlässt diesen Thread hier, bevor er DAS hier nicht gesehen hat. Hier haut Taeyeon einen Rocksong raus. Damals waren Girls' Generation auf ihrem Höhepunkt und DAS hätte wirklich absolut KEINER gedacht.

    So, das war meine kurze Vorstellung. Kleiner Funfact zum Schluss: Taeyeon hat genau wie Lena einen Song namens "To the Moon" und auch einen Track, der "Gemini" heißt (und zwar kein "Stardust", aber immerhin "Starlight" und auch kein "Galaxies", aber ein "Galaxy").

    Vielen Dank fürs Reinschauen! Ich werde hier auch mal andere Künstler vorstellen, wenn ich Zeit habe!

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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Die vielen Selbstmorde sind auffällig. Hab mal einen Beitrag über die K-Pop-Industrie gesehen und ich finde die "Drill-Methoden" sehr grausam.

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    so very cautious
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von LilyHydrangea Beitrag anzeigen
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    Challenge accepted!
    Nachdem ich Dich dazu herausgefordert habe, hoffe ich, Du machst den Fortbestand des Threads nicht von meinen Reaktionen abhängig . Ich bin dankbar für jeden neuen Musik-Thread und für die Weiterführung jedes älteren (wie schon öfter erwähnt, ist der Bereich für mich eines der Essentials des Forums), aber bis ich dann mal genauer in was reinhöre, kann's durchaus ein Weilchen dauern.

    Zitat Zitat von LilyHydrangea Beitrag anzeigen
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    Hier singt Taeyeon einen Song, den auch schon Mark Forster gesungen hat.
    Ach, das macht doch nichts. Der Song gefiel mir aus Deiner Auswahl – zusammen mit dem neuen – trotzdem am besten, er ist schön dramatisch.

    Zitat Zitat von LilyHydrangea Beitrag anzeigen
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    So, keiner verlässt diesen Thread hier, bevor er DAS hier nicht gesehen hat. Hier haut Taeyeon einen Rocksong raus. Damals waren Girls' Generation auf ihrem Höhepunkt und DAS hätte wirklich absolut KEINER gedacht.
    Aye aye, Sir! Jo, ist schon fett und macht Laune, sich das anzuschauen. Fürs Erste glaube ich aber, dass mir Taeyeons Musik/Ästhetik insgesamt etwas zu glatt und clean ist (das wird bei Berührung mit eher "dreckigeren" Genres ja erst recht deutlich), aber das ist natürlich nur ein flüchtiger Befund.

    Ist sie eine prototypische oder eine eher ungewöhnliche K-Pop-Vertreterin? Was mir auffällt, ist, dass das alles stilistisch weit weniger entfernt von westlicher Popmusik ist, als ich dachte – aber vermutlich hat K-Pop ja auch schon selbst einen starken Einfluss auf diese. Gibt es Deiner Meinung nach z.B. Songs von Lena, die man als K-Pop-beeinflusst bezeichnen könnte?

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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Ich hatte auch vor ein paar Tagen mir mal alle geposteten Songs angehört und wollte ohnehin noch was dazu schreiben, aber mein wichtigstes und zentralstes Urteil bringt bates schon auf den Punkt:

    Zitat Zitat von bates Beitrag anzeigen
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    Was mir auffällt, ist, dass das alles stilistisch weit weniger entfernt von westlicher Popmusik ist, als ich dachte
    Mir war natürlich schon lange bekannt, wie angesagt der K-Pop in jüngster Zeit ist (und spätestens wenn die deutschen Twittertrends mal wieder voll von Hashtags mit koreanischen Schriftzeichen sind, wird es mir wieder bewusst ), aber wirklich angehört hatte ich ihn mir tatsächlich nie. Ich weiß nicht, ob ich das eigentlich schon mal irgendwo hier im Forum geschrieben hatte, aber jedenfalls hatte ich schon öfter mal darüber nachgedacht, unter welchen Bedingungen es Popsongs und Popstars von außerhalb der englischsprachigen Welt überhaupt schaffen, global erfolgreich zu sein. Dabei hatte ich die Erkenntnis, dass hinter fast allen entsprechenden Erfolgen eine eigene nationale bzw. großregionale Stilkategorisierung steht: Lateinamerikanische Stars machen Latin Pop, italienische Stars machen Italo-Pop, französische Stars singen Chansons, undsoweiter. Einzig das sehr erfolgreiche Pop-Exportland Schweden macht wirklich einfach nur westliche Popmusik, ohne dass man irgendwie sagen könnte, was speziell schwedischen Pop nun ausmacht. Und joa, vor diesem Hintergrund ist mein erster Eindruck nun schon, dass die hier geposteten Songs für mein laienhaftes Ohr deutlich weniger "typisch koreanisch" klingen als etwa Shakira "typisch lateinamerikanisch" oder Eros Ramazzotti "typisch italienisch".


    Jedenfalls: Ich meine gelesen zu haben, dass hinter dem globalen Erfolg der K-Pop-Kultur eine sehr gezielte Kampagne der südkoreanischen Plattenindustrie, und wohl auch der südkoreanischen Regierung, steckt, die eigene Popmusik und generell die eigene Popkultur zum global nachgefragten Exportartikel zu machen. Trifft das zu; und wenn ja, was könnte z. B. die deutsche Musikindustrie davon lernen, wenn sie sich das Ziel setzen würde, den "D-Pop" eines Tages mal auf ähnliche Weise den Weltmarkt erobern zu lassen...?!


    Ach ja, von den Songs aus dem Einstiegsbeitrag gefällt mir der zweite am besten. Den könnte ich mir in der Tat auch noch ein paar mal hintereinander anhören.

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    Rock-Monster
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    BTS waren dieses Jahr bei den Tiny Desk Concerts:


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    Mrs. Curiosity
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Huhu!

    Vielen Dank für euer Interesse an diesem Thread!

    Ich gehe mal auf die einzelnen Punkte ein:

    Thema Selbstmorde (@Melanie)
    Tatsächlich ist das "Drillsystem", das du erwähnst, immer einer DER Punkte, der sofort erwähnt wird, wenn "westliche" Medien" über K-Pop schreiben/sprechen. Hintergrund: Koreanische Musiklabels scouten Kinder und Jugendliche, um sie unter Vertrag zu nehmen und neben der Schule auszubilden. In der Regel gehen die Jugendlichen dann morgens zur Schule und abends und an den Wochenenden gibt es beim Label Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht. Das Label zahlt diese Ausbildung und für die Trainees, die nicht aus Seoul kommen, eine Unterkunft (K-Pop-Bands wohnen in der Regel so lange zusammen in einem "Dorm", bis die Mitglieder genug Geld und Bock auf eine eigene Wohnung haben). Das Training wird von den Stars selbst auch immer wieder als sehr hart beschrieben.
    Was die Selbstmorde angeht: In den letzten Jahren haben drei K-Pop-Stars, die in sehr bekannten Bands waren, Selbstmord begangen - Jonghyun, Sulli und Goo Hara. Die drei sind die, die eigentlich immer auch von westlichen Medien genannt werden. Alle drei haben wohl sehr unter psychischen Problemen gelitten. Seitdem fällt mir auf, dass es immer öfter üblich ist, dass viele Stars - so auch Taeyeon - offen über psychische Probleme sprechen und auch immer öfter Mitglieder von Popbands aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen - was vorher undenkbar gewesen wäre.

    Thema "Typisch K-Pop" (@bates)
    Taeyeons Girlgroup Girls' Generation hatte den Spitznamen "Die Girlgroup der Nation" und die haben K-Pop entscheidend mitgeprägt - die hatten übrigens auch, lange bevor es BTS überhaupt gab, zwei Auftritte im US-Fernsehen. Westliche Medien assoziieren K-Pop meistens mit Girl- und Boygroups, aber das ist natürlich nur eine Facette, natürlich gibt es auch in Korea Rap, Indie, EDM und was man sich an Musikstilen noch so vorstellen kann. Ob Taeyeon jetzt "typisch K-Pop" ist, kann ich also gar nicht so genau beantworten, jedenfalls ist sie in Korea sehr erfolgreich.

    Zu deiner Feststellung bezüglich "K-Pop vs. westlicher Musik" hab ich gleich noch was.

    Aber erstmal zu...
    Thema "D-Pop" (@esiststeffen)
    Dazu müsste man jetzt wissen, was "D-Pop" überhaupt ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, der deutsche Musikmarkt besteht aus drei Sparten:

    1) Schlager
    2) Mark Forster und seine ganzen Klone
    3) Rap

    (ja, klar, natürlich gibt es noch z.B. Rammstein oder Die Ärzte, die jetzt in keine der oberen Kategorien passen...oder DJs wie Robin Schulz... aber ich glaube, ihr wisst, wie ich das meine.)

    Irgendwie wurde das ja hier schon mal in diversen Threads angesprochen, dass eine Sängerin wie Lena, die englischen Pop macht, mittlerweile schon eine Seltenheit ist. Früher haben ja zum Beispiel Leute wie Sarah Connor und Jeanette Biedermann sehr erfolgreich auf Englisch gesungen, jetzt singen sie konsequent Deutsch.

    Was die Tatsache angeht, dass die Regierung in Südkorea das Ganze extrem pusht - ja, das stimmt, und tatsächlich scheinen K-Pop und auch koreanische Serien ("K-Dramas") sehr viele Touristen anzuziehen. BTS im Speziellen scheinen für die südkoreanische Regierung sogar so wertvolle Tourismusbotschafter zu sein, dass die Mitglieder nun vermutlich sogar ihren Wehrdienst aufschieben können, bis sie 30 sind - normalerweise müssen alle männlichen und diensttauglichen Koreaner ihren Militärdienst bis zum Ende ihres 28. Lebensjahres erledigt haben. Manchmal werden Ausnahmen gewährt, zum Beispiel dem Fußballer Son Heung-min von Tottenham Hotspur.
    https://indianexpress.com/article/ex...k-pop-7076704/
    BTS werden irgendwie andauernd beschuldigt, sich um den Militärdienst drücken zu wollen, aber die Band selber hat immer gesagt, dass sie ihn wie alle anderen auch absolvieren werden wollen. Das nur als Randnotiz.

    Sooo, jetzt zu dem versprochenen Thema: K-Pop meets "westliche" Künstler

    Anbei folgt eine unvollständige Liste mit Kollaborationen zwischen K-Pop-Künstlern und Stars, die ihr womöglich kennt:

    Dua Lipa & Hwasa - Physical


    Hwasa ist Mitglied der Band Mamamoo und hatte ein extrem erfolgreiches Jahr. Hier singt sie zusammen mit Dua Lipa eine neue Version von "Physical".

    Ellie Goulding, Diplo & Red Velvet - Close To Me

    Ich finde diese Version so viel schöner als das Original mit Swae Lee! Quizfrage: Was haben Lena und Red-Velvet-Mitglied Wendy gemeinsam?

    Versteckter Text:
    Beide synchronisieren die Prinzessin Poppy in "Trolls". Wendy allerdings nur im zweiten Teil, keine Ahnung, wer im ersten Teil die Poppy spricht oder ob der überhaupt auch auf Koreanisch synchronisiert wurde.


    BTS & Halsey - Boy With Luv
    https://www.youtube.com/watch?v=XsX3ATc3FbA
    BTS haben mittlerweile so viele Kollaborationen mit US-Künstlern, dass ich die gar nicht alle aufzählen kann, ich poste stellvertretend mal diese hier, weil die Jungs mit Halsey offenbar tatsächlich befreundet sind.

    Ava Max & NCT 127 - So Am I
    https://www.youtube.com/watch?v=MyXqe22nxZA
    NCT ist ein 23-(!)köpfiges Boyband-Konstrukt mit mehreren Untergruppen, durch das ich ehrlich gesagt nicht so ganz durchblicke.

    Blackpink & Cardi B - Bet You Wanna
    https://www.youtube.com/watch?v=icXHq5sEfCg
    Blackpink haben auch schon Kollaborationen mit Dua Lipa, Lady Gaga und Selena Gomez.

    J-Hope & Becky G - Chicken Noodle Soup
    https://www.youtube.com/watch?v=sSH_sVChY4Y
    J-Hope ist eines der Mitglieder von BTS. Becky G ist US-Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln. Sie singt sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch und ist in Lateinamerika sehr beliebt. Worauf ich mit diesem Song hinauswill: Es gibt auch des Öfteren Kollaborationen zwischen K-Pop- und Latin-Pop-Artists, da K-Pop auch in Lateinamerika sehr populär ist.

    Wonder Girls & Akon - Like Money
    https://www.youtube.com/watch?v=quE6Cq4Q2bs
    Zum Schluss ein kleiner Throwback zu einer Zeit, wo solche Kollaborationen noch nicht so häufig waren - das hier ist von 2012. Die Wonder Girls gibt es schon seit 2017 nicht mehr. Der Song hier wurde übrigens von dem deutschen Songwriter Lukas Hilbert mitgeschrieben.

    Viel Spaß beim Hören!

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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Danke für deine Antworten und auch für die neuen Links!

    Bevor ich die mir anhöre (und das werde ich noch tun, versprochen! ), zunächst mal noch zu den von dir genannten Punkten:

    Zitat Zitat von LilyHydrangea Beitrag anzeigen
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    Thema Selbstmorde (@Melanie)
    Tatsächlich ist das "Drillsystem", das du erwähnst, immer einer DER Punkte, der sofort erwähnt wird, wenn "westliche" Medien" über K-Pop schreiben/sprechen. Hintergrund: Koreanische Musiklabels scouten Kinder und Jugendliche, um sie unter Vertrag zu nehmen und neben der Schule auszubilden. In der Regel gehen die Jugendlichen dann morgens zur Schule und abends und an den Wochenenden gibt es beim Label Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht. Das Label zahlt diese Ausbildung und für die Trainees, die nicht aus Seoul kommen, eine Unterkunft (K-Pop-Bands wohnen in der Regel so lange zusammen in einem "Dorm", bis die Mitglieder genug Geld und Bock auf eine eigene Wohnung haben). Das Training wird von den Stars selbst auch immer wieder als sehr hart beschrieben.
    Was die Selbstmorde angeht: In den letzten Jahren haben drei K-Pop-Stars, die in sehr bekannten Bands waren, Selbstmord begangen - Jonghyun, Sulli und Goo Hara. Die drei sind die, die eigentlich immer auch von westlichen Medien genannt werden. Alle drei haben wohl sehr unter psychischen Problemen gelitten. Seitdem fällt mir auf, dass es immer öfter üblich ist, dass viele Stars - so auch Taeyeon - offen über psychische Probleme sprechen und auch immer öfter Mitglieder von Popbands aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen - was vorher undenkbar gewesen wäre.
    Hmmmmm. So ein System, wie du es beschreibst, in dem schon Kinder gezielt ausgewählt und in Internaten ausgebildet werden werden in der Hoffnung, dass sie als Erwachsene mal Stars werden und man mit ihnen vielleicht mal viel Geld scheffeln kann, ist ja in einem anderen Lebensbereich, und zwar im Leistungssport, auch in unserem Kulturkreis üblich. Dieses System auf den Musikmarkt zu übertragen, finden wir aus westlicher Sicht eher gruselig. Warum? Weil wir (siehe einen anderen recht bekannten Thread dieses Forums) uns in der Musik nach "Authentizität" sehnen? Danach, dass Bands und Künstler die Musik als Hobby und Berufung sehen und quasi nur aus Versehen und unerwartet berühmt werden? Ich stelle mal die Frage (und zwar nicht speziell an dich, sondern an die ganze Runde): Könntet ihr euch ein entsprechendes Scouting- und Ausbildungssystem für Musikstars auch in der westlichen Welt vorstellen? Fändet ihr das persönlich wünschenswert? Und unabhängig von dieser Frage: Glaubt ihr, das könnte Erfolg haben?


    Speziell an dich, Birt–, äääähm, Lily, mal noch zwei Fragen:

    - Wie umstritten ist dieses Scoutingsystem in Korea selbst? Oder wird es dort als selbstverständlich hingenommen, so wie wir daran gewöhnt sind, dass künftige Fußballer oder Olympiateilnehmer auf Sportinternate gehen?

    - Würdest du sagen, dass es in Korea ein härteres und gnadenloseres Geschäft ist, ein Popstar zu sein, als in Europa oder den USA? Popstars mit Depressionen, Suchterkrankungen und anderen psychischen Leiden sind ja auch bei uns keine Seltenheit (was auch hier im Forum schon gelegentlich diskutiert wurde), aber meines Wissens ohne dass sie jemals eine ganze Debatte über die Gnadenlosigkeit des Musikmarktes an sich ausgelöst hätten.


    Zitat Zitat von LilyHydrangea Beitrag anzeigen
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    Thema "D-Pop" (@esiststeffen)
    Dazu müsste man jetzt wissen, was "D-Pop" überhaupt ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, der deutsche Musikmarkt besteht aus drei Sparten:

    1) Schlager
    2) Mark Forster und seine ganzen Klone
    3) Rap

    (ja, klar, natürlich gibt es noch z.B. Rammstein oder Die Ärzte, die jetzt in keine der oberen Kategorien passen...oder DJs wie Robin Schulz... aber ich glaube, ihr wisst, wie ich das meine.)

    Irgendwie wurde das ja hier schon mal in diversen Threads angesprochen, dass eine Sängerin wie Lena, die englischen Pop macht, mittlerweile schon eine Seltenheit ist. Früher haben ja zum Beispiel Leute wie Sarah Connor und Jeanette Biedermann sehr erfolgreich auf Englisch gesungen, jetzt singen sie konsequent Deutsch.
    Hmmm, ja, diese Einteilung in drei große Gruppen fasst den deutschen Musikmarkt der Gegenwart sicherlich ziemlich gut zusammen, früher kamen dazu natürlich auch noch die Bands mit weiblichen Stimmen wie Juli und Wir sind Helden – aber naja, du schreibst ja auch, dass es auch in Korea ganz unterschiedliche Genres gibt, von Girl- und Boybands bis zu Rap. Und trotzdem werden sie alle unter dem Label K-Pop zusammengefasst. Was ich mich dabei ja frage: Gilt das eigentlich trotzdem auch in Korea als ein einheitliches Genre, oder werden z. B. koreanische Rapper und koreanische Girlgroups in der Regel deutlich voneinander unterschieden und bedienen ein deutlich unterschiedliches Publikum? Auch in deutschen Plattenabteilungen findet man ja mitunter ein einheitliches Regal "Deutsch A–Z" (und ich habe mich immer etwas geärgert, Juli dann gleich neben Claudia Jung vorzufinden und Wir sind Helden neben den Wildecker Herzbuben ), aber trotzdem gelten z. B. deutscher Schlager und deutscher Rap noch immer als deutlich verschiedene Kategorien. Wäre das in Korea anders?


    Dass du in Bezug auf Lena die Sprache ansprichst, ist interessant. Auch das war ja schon mal Thema hier im Forum, dass die gesungene Sprache bei deutschen Stars in aller Regel ein zentrales Element ihres Markenkerns bildet und die meisten ihrer Fans sehr irritiert wären, wenn Lena auf Deutsch sänge. In den koreanischen Songs, die du eingangs gepostet hast, hört man hingegen zumeist einen bunten Mischmasch aus Koreanisch und Englisch. Da scheinen also die Künstler deutlich weniger auf eine einzelne Sprache festgelegt zu sein als hierzulande. Was ich mich dabei auch frage: Ist diese Musik dieselbe, die auch die Koreaner hören, oder sind es speziell für den weltweiten Markt erstellte Versionen, während in Korea eher rein koreanisch gesungen wird? Bei Tokio Hotel war es ja damals auch so, dass sie erst rein auf Deutsch gesungen haben und später für den internationalen Markt ihre Hits noch mal auf Englisch aufgenommen haben.

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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Bevor ich die mir anhöre (und das werde ich noch tun, versprochen! )
    .... was ich hiermit nachgeholt habe

    Zu den Kollaborationen: Hmmmm, ich würde sagen, die meisten der gefeatureten westlichen Künstler stehen für mich für typischen US-Plastikpop, den ich bestenfalls zur Kenntnis nehme; da reißen es die Koreaner für mich dann auch nicht raus (Auch wenn ich ja fürchte: "Chicken Noodle Soup" würde ich lieben, wenn ich ein etwa 10- bis 13-jähriges Mädchen wäre.... )
    Interessant finde ich: Der Blackpink-Song (zugleich von den Songs aus diesem Beitrag der, der mich wohl noch am ehesten abholt) ist ja rein englischsprachig; wenn ich den mal irgendwo zufällig im Radio aufschnappen würde, käme ich da sicher nicht auf die Idee, an Korea zu denken.

    Zu IU: Jup, hat was! Weiß noch nicht, ob ich es mir vielfach hintereinander anhören würde, aber spricht mich definitiv mehr an als die Kollaborationen.


    Zitat Zitat von Peter M. aus V. Beitrag anzeigen
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    Stimmt; die DDR konnte Kruzianern und Thomanern ja nichts antun, also musste eine staatliche, anders ideologische Anstalt her...
    Die beschriebenen Spezialklassen gibt es seit dem Wendejahr 1989, wie du sicherlich wüsstest, wenn du den ersten Satz meines Links gelesen hättest....

  9. zum letzten eigenen Beitrag springen | Top | #9
    im Lena-Fieber
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Die beschriebenen Spezialklassen gibt es seit dem Wendejahr 1989, wie du sicherlich wüsstest, wenn du den ersten Satz meines Links gelesen hättest....
    erwischt!

    Aber Spezialschulen für Musik gab es in der DDR: Berlin, Dresden, Halle und Weimar. Insofern hab ich mich schon richtig erinnert. Der Schwerpunkt lag hier aber mehr auf Instrument<lmusik. Hier ein Vergleich Ost/West.

  10. zum letzten eigenen Beitrag springen | Top | #10
    im Lena-Fieber
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    @LilyHydrangea (ein schöner neuer Name!) Danke für den Thread und die interessanten Antworten.
    @esiststeffen: Danke für die interessanten Fragen!
    Da ich nicht wirklich Ahnung von K-Pop (und vielen Varianten des Pop überhaupt) habe, werde ich hier eher lesen als schreiben. Manchmal aber doch:

    @esiststeffen: Internate mit Schwerpunkt Musik gibt es ja auch schon seit Jahrhunderten in Deutschland, allerdings auch heute noch gettragen von den Kirchen, daher mit dem Schwerpunkt geistliche Chormusik. Aus diesen Schulen gehen aber auch oft klassische Stars hervor. (Seltener Pop-Gruppen, aber auch das: Die Prinzten waren einst Thomaner. ) Wie hoch der Anteil staatlicher Förderung dabei ist, kann ich nicht sagen, gefördert wird aber sicher. Was das mit dem Trainingssystem des K-Pop zu tun hat? Hier in Westeuropa, namentlich in England, wird "offiziell" der klassischen Musik immer noch eine Art "höhre Wertigkeit" und damit Förderwürdigkeit zugesprochen. Der Pop finanziert sich aufgrund seiner Popularitäät selbst. (Veränderungen gibt es natürlich auch hier, die deutschen Musikhochschulen haben inzwischen alle auch Abteilungen für Popmusik. (Zwei solcher Dozenten haben Lena bei ihrer allerersten Tour begleitetn.) Vielleicht hat die koreanische Regierung einfach die wirtschaftliche Bedeutung dieser Musik erkannt, anders als unsere Kulturpolitik. Der Gedanke von @esiststeffen, dass man hier eher die komplette Unabhängigkeit der Popmusik höher einschätzt und erwartet, könnte auf Pubikumsseite aber auch eine Rolle spielen.
    Interessant wäre für mich, wie sich die Förderung traditioneller koreanischer Musik im Vergleich zur K-Pop- Förderung darstellt.

    Und noch ein Gedanke, wenn auch vielleicht einem Stereotyp folgend: Koreaner sind wie viele ostasiatische Menschen den Drill nicht nur gewähnt, sie begreifen ihn auch als nützlich und wertvoll. Was man übrigens in deutschen Musikhochschulen gut beobachten kann.

    Ich freue mich auf weitere Beiträge!

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    ... nie wieder los.
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von Peter M. aus V. Beitrag anzeigen
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    @esiststeffen: Internate mit Schwerpunkt Musik gibt es ja auch schon seit Jahrhunderten in Deutschland, allerdings auch heute noch gettragen von den Kirchen, daher mit dem Schwerpunkt geistliche Chormusik. Aus diesen Schulen gehen aber auch oft klassische Stars hervor. (Seltener Pop-Gruppen, aber auch das: Die Prinzten waren einst Thomaner. ) Wie hoch der Anteil staatlicher Förderung dabei ist, kann ich nicht sagen, gefördert wird aber sicher. Was das mit dem Trainingssystem des K-Pop zu tun hat? Hier in Westeuropa, namentlich in England, wird "offiziell" der klassischen Musik immer noch eine Art "höhre Wertigkeit" und damit Förderwürdigkeit zugesprochen. Der Pop finanziert sich aufgrund seiner Popularitäät selbst. (Veränderungen gibt es natürlich auch hier, die deutschen Musikhochschulen haben inzwischen alle auch Abteilungen für Popmusik. (Zwei solcher Dozenten haben Lena bei ihrer allerersten Tour begleitetn.) Vielleicht hat die koreanische Regierung einfach die wirtschaftliche Bedeutung dieser Musik erkannt, anders als unsere Kulturpolitik. Der Gedanke von @esiststeffen, dass man hier eher die komplette Unabhängigkeit der Popmusik höher einschätzt und erwartet, könnte auf Pubikumsseite aber auch eine Rolle spielen.
    Interessant wäre für mich, wie sich die Förderung traditioneller koreanischer Musik im Vergleich zur K-Pop- Förderung darstellt.

    Und noch ein Gedanke, wenn auch vielleicht einem Stereotyp folgend: Koreaner sind wie viele ostasiatische Menschen den Drill nicht nur gewähnt, sie begreifen ihn auch als nützlich und wertvoll. Was man übrigens in deutschen Musikhochschulen gut beobachten kann.

    Ich freue mich auf weitere Beiträge!
    Ja, dass es auch in der E-Musik ein ähnliches Ausbildungs- und Förderungssystem gibt, fiel mir dann nach der Abfassung meines Beitrags auch noch ein. Und auch an die Prinzen als ehemalige Thomaner erinnerte ich mich dabei. Übrigens ist dieses System keineswegs nur auf das kirchliche Umfeld beschränkt, sondern sogar hier in Gera gibt es ein Musikinternat: https://www.gymnasium-rutheneum.de/c...ol/special.php


    Das koreanische Spezifikum ist aber offensichtlich, dass dieses System dort in gleicher Weise auf die U-Musik umgemünzt wird. Der Umstand, dass Kinder und Jugendliche von Plattenfirmen gescoutet werden, um viele Jahre später als Erwachsene mal auf dem Popmarkt konkurrieren zu können (so wie ja auch Spitzensportler in aller Regel seit ihrer Kindheit darauf vorbereitet wurden, eines Tages vielleicht mal in der Bundesliga, im Biathlon-Weltcup oder sonstwo zu debütieren), zeigt auf jeden Fall, dass koreanische Plattenfirmen einen langen Atem zu benötigen scheinen, bis sich eines Tages mal zeigt, ob sich die Investition gelohnt hat. Mindestens ebenso befremdlich wirkt auf uns die Vorstellung, dass es überhaupt eine jahrelange gezielte und mit eiserner Disziplin durchgezogene Ausbildung braucht, um Popstar werden zu können. Eine Disziplin, wie man sie bei uns wohl eher mit angehenden Stargeigern oder Konzertpianistinnen assoziiert. Man stelle sich mal einen Moment lang vor, Lena wäre an irgendeinem Punkt ihrer Kindheit/Jugend vom Scout einer Plattenfirma entdeckt worden und hätte dann jahrelang eine Ausbildung nach koreanischem Muster durchlaufen, um dann eines Tages als junge Erwachsene ihr sorgfältig erarbeitetes Debütalbum zu veröffentlichen. Wäre dann trotzdem ein Star herausgekommen, der die Herzen der Öffentlichkeit erobert hätte? Und nicht zuletzt: Hätte dieser Star dann noch iiiiirgendwas mit der Lena zu tun, die wir kennen...?!


    Ich muss in diesem Thread übrigens auch an @Eulenspiegel denken, der ja auch für Popstars schon häufig eine Art der Ausbildung gefordert hat, die der Musik alles unterordnet. Das System K-Pop müsste ihm demzufolge doch eigentlich ganz gut zusagen. Ich wäre daher gespannt, was er so darüber zu sagen hätte.

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    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Ich muss in diesem Thread übrigens auch an @Eulenspiegel denken, der ja auch für Popstars schon häufig eine Art der Ausbildung gefordert hat, die der Musik alles unterordnet. Das System K-Pop müsste ihm demzufolge doch eigentlich ganz gut zusagen. Ich wäre daher gespannt, was er so darüber zu sagen hätte.
    Genau das ging mir gestern auch schon durch den Kopf.

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    im Lena-Fieber
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    ...hier in Gera
    Stimmt; die DDR konnte Kruzianern und Thomanern ja nichts antun, also musste eine staatliche, anders ideologische Anstalt her...

    Zum Trainingssystem: Ich meine, hier wird überwiegend für den Markt der "Gebrauchsmusik" gearbeitet. Kreativität im Sinne von der Entwicklung wirklich neuer Musik passiert vielleicht doch eher außerhalb der Syteme. @LilyHydrangea: Belehre mich eines Besseren!
    Geändert von esiststeffen (03.01.2021 um 20:40 Uhr) Grund: Quotefix

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    Mrs. Curiosity
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Hallo zusammen, jetzt komme ich endlich mal dazu, hier im Thread zu antworten (das hatte ich eigentlich heute Mittag schon tun wollen, aber dann habe ich meinen ellenlangen Beitrag aus Versehen gelöscht. Also, neuer Versuch!)
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Speziell an dich, Birt–, äääähm, Lily, mal noch zwei Fragen:

    - Wie umstritten ist dieses Scoutingsystem in Korea selbst? Oder wird es dort als selbstverständlich hingenommen, so wie wir daran gewöhnt sind, dass künftige Fußballer oder Olympiateilnehmer auf Sportinternate gehen?

    - Würdest du sagen, dass es in Korea ein härteres und gnadenloseres Geschäft ist, ein Popstar zu sein, als in Europa oder den USA? Popstars mit Depressionen, Suchterkrankungen und anderen psychischen Leiden sind ja auch bei uns keine Seltenheit (was auch hier im Forum schon gelegentlich diskutiert wurde), aber meines Wissens ohne dass sie jemals eine ganze Debatte über die Gnadenlosigkeit des Musikmarktes an sich ausgelöst hätten.
    Zu Frage 1: Das System gibt es in Korea seit den 90ern, also seit es die Musik gibt, die wir unter dem Begriff „K-Pop“ kennen (Weiteres zum Genre gibt es unten). So richtig eingeführt wurde es von Lee Soo-man, dem Gründer des Labels SM Entertainment, der sich unter anderem von Labels wie Motown und auch japanischen Labels (dort gibt es so ein ähnliches Trainingssystem) dazu inspirieren lassen hat. Er hat das System weiterentwickelt und perfektioniert. Es wird wohl auch in Korea Leute geben, die das blöd finden und es gibt leider immer wieder mal Berichte über Agenturen, die ihre Trainees echt mies behandeln, aber im Großen und Ganzen ist das System so, wie es ist.
    Zu Frage 2: Ich war noch nie Popstar, von daher kann ich das nicht aus eigener Erfahrung beurteilen
    Was ich aber sagen kann, ist, dass K-Pop-Stars deutlich mehr Content produzieren. In Korea wird unterschieden zwischen:
    - Digital Singles (Songs, die einfach nur zum Download/Streaming erscheinen)
    - Single Albums (Singles, die zusätzlich mit einem oder zwei B-Tracks auf CD gepresst werden)
    - Mini Albums (EPs mit so 4-7 Songs)
    - Full Albums (die haben dann eher die Länge eines „normalen“ Studioalbums)
    - Repackage Albums (Wiederveröffentlichungen von bereits erschienen Alben, meistens unter komplett neuem Namen und mit ein paar neuen Songs)
    Es ist üblich, dass K-Pop-Stars in der Regel nicht nur „Full Albums“ veröffentlichen, sondern dazwischen auch noch alle möglichen anderen Formen von Singles und Alben, und das in sehr kurzen Abständen. Die Promotionsdauer eines Albums ist auch recht kurz, während bei uns eher mehrere Tracks aus einem Album ausgekoppelt und als Singles veröffentlicht werden, werden in Korea pro Album meistens einer oder zwei Songs für ein paar Wochen promotet und das war es dann auch schon.
    Mit diesen promoteten Songs treten K-Pop-Bands dann in Musikshows auf.
    https://www.youtube.com/watch?v=5v2uxRWj4R8
    Hier seht ihr einen Ausschnitt aus einer koreanischen Musikshow. Die Band B1A4 mag ich auch sehr gerne.


    Dabei handelt es sich um Chartshows, in denen Künstler auftreten (in der Regel sind die Auftritte aufgezeichnet und die meisten Künstler singen auch nicht komplett live) und am Ende gewinnt jemand eine Trophäe. Also so ähnlich wie früher die ZDF-Hitparade oder Top of the Pops oder sowas. Von diesen Shows gibt es vier oder fünf auf verschiedenen Fernsehsendern an verschiedenen Wochentagen und gerade K-Pop-Bands, die noch relativ neu oder (vergleichsweise) unbekannt sind, treten oft über Wochen hinweg in diesen Shows auf. Darüber hinaus tun viele K-Pop-Stars nebenbei noch zahlreiche andere Dinge: Sie treten in Spiel- oder Realityshows auf oder haben oft ihre eigenen Shows, spielen in koreanischen Fernsehserien mit oder singen Soundtracks für diese ein oder machen Werbung für Produkte. Viele nehmen auch Musik speziell für den japanischen oder chinesischen Markt auf.
    Mal abgesehen davon – ja, ich stelle mir das Leben als K-Pop-Star ziemlich hart vor. Für Frauen scheinen bezüglich des Aussehens auch noch mal deutlich höhere Standards zu gelten als für Männer, aber das ist ja leider nicht nur in der koreanischen Popmusikwelt so.
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Hmmm, ja, diese Einteilung in drei große Gruppen fasst den deutschen Musikmarkt der Gegenwart sicherlich ziemlich gut zusammen, früher kamen dazu natürlich auch noch die Bands mit weiblichen Stimmen wie Juli und Wir sind Helden – aber naja, du schreibst ja auch, dass es auch in Korea ganz unterschiedliche Genres gibt, von Girl- und Boybands bis zu Rap. Und trotzdem werden sie alle unter dem Label K-Pop zusammengefasst. Was ich mich dabei ja frage: Gilt das eigentlich trotzdem auch in Korea als ein einheitliches Genre, oder werden z. B. koreanische Rapper und koreanische Girlgroups in der Regel deutlich voneinander unterschieden und bedienen ein deutlich unterschiedliches Publikum? Auch in deutschen Plattenabteilungen findet man ja mitunter ein einheitliches Regal "Deutsch A–Z" (und ich habe mich immer etwas geärgert, Juli dann gleich neben Claudia Jung vorzufinden und Wir sind Helden neben den Wildecker Herzbuben ), aber trotzdem gelten z. B. deutscher Schlager und deutscher Rap noch immer als deutlich verschiedene Kategorien. Wäre das in Korea anders?
    Das ist jetzt ein bisschen komplizierter.
    In Korea gibt es den Begriff „Idol“, der etwas anders gebraucht wird als hier. Ein „Idol“ ist meistens jemand, der gut aussieht, Mitglied in einer Boy- oder Girlgroup ist, das Trainee-System durchlaufen hat und in den meisten Fällen Musik macht, die stark auf Choreografien ausgelegt ist (Man könnte vielleicht sowas wie „Teenie-Star“ sagen, das trifft es aber eigentlich auch nicht so ganz…). Der Begriff wird übrigens in Japan auch etwas ähnlich verwendet, wenngleich es zwischen japanischen und koreanischen Idols auch Unterschiede gibt.
    Hier mal der Wikipedia-Artikel:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Koreanisches_Idol

    Idols tun in der Regel all die Dinge, die ich oben an Promo-Aktivitäten aufgezählt habe – hängt natürlich davon ab, wie nachgefragt jemand ist. Darüber hinaus haben sie Fanclubs, die einen eigenen Namen haben (vielleicht habt ihr schon mal gehört, dass die Fans von BTS ARMY heißen –das ist tatsächlich ein offizieller Fanclubname, den das Label vergeben hat. Die Fans von Blackpink heißen Blinks, die Fans von Taeyeons Girlgroup Girls‘ Generation heißen SONE (wird übrigens wie „so one“ ausgesprochen und wie „sowon“, das koreanische Wort für „Wunsch“). Die Fans von IU heißen Uaena. IU ist aber ein interessanter Fall, da sie in der Regel nicht als Idol angesehen wird und darüber hinaus gibt es in Korea auch Popsängerinnen und –sänger, die nicht als Idols gesehen werden. Der Übergang scheint da aber nicht genau definiert zu sein, kommt wahrscheinlich darauf an, wer wen als Idol – oder Nicht-Idol sieht.
    Rap ist auch in Korea ein eigenes Genre (obwohl viele K-Pop-Songs Rap-Parts haben) und es gibt zahlreiche Labels, die nur Rapper oder R&B-Künstler unter Vertrag haben. Wenn man sich die koreanischen Charts anschaut, scheinen Rap und R&B charttechnisch fast erfolgreicher zu sein als K-Pop. Es gibt sogar sehr beliebte Battle-Rap-Shows wie „Show Me The Money“ im koreanischen TV.

    https://www.youtube.com/watch?v=8I4KnnDsImY
    Dieser Song aus „Show Me The Money“ war (oder ist sogar noch?) auf Platz 1 der koreanischen Charts.

    https://www.youtube.com/watch?v=lOrU0MH0bMk
    „Meteor“ von Changmo war einer der größten Hits des Jahres 2020 und ist aktuell auch noch recht weit oben in den Charts.
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
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    Dass du in Bezug auf Lena die Sprache ansprichst, ist interessant. Auch das war ja schon mal Thema hier im Forum, dass die gesungene Sprache bei deutschen Stars in aller Regel ein zentrales Element ihres Markenkerns bildet und die meisten ihrer Fans sehr irritiert wären, wenn Lena auf Deutsch sänge. In den koreanischen Songs, die du eingangs gepostet hast, hört man hingegen zumeist einen bunten Mischmasch aus Koreanisch und Englisch. Da scheinen also die Künstler deutlich weniger auf eine einzelne Sprache festgelegt zu sein als hierzulande. Was ich mich dabei auch frage: Ist diese Musik dieselbe, die auch die Koreaner hören, oder sind es speziell für den weltweiten Markt erstellte Versionen, während in Korea eher rein koreanisch gesungen wird? Bei Tokio Hotel war es ja damals auch so, dass sie erst rein auf Deutsch gesungen haben und später für den internationalen Markt ihre Hits noch mal auf Englisch aufgenommen haben.
    Zumindest K-Pop im Sinne von Idol-Pop war schon immer mit englischen Wörtern angereichert – die Songs, die ich gepostet hatte, sind also alle auch so in Korea veröffentlicht worden. In einem späteren Beitrag bist du noch mal speziell auf den Song von Blackpink und Cardi B eingegangen, der komplett auf Englisch war. Auch der ist so in Korea veröffentlicht worden. Blackpink singen sehr viel auf Englisch, weil sie schon sehr früh auf den internationalen Markt ausgerichtet waren. US-Radiosender scheinen koreanische Songs eher zu ignorieren – das Problem gibt es in Deutschland übrigens auch: Obwohl BTS hier schon mit mehreren Songs in den Charts waren, wird nur Dynamite im Radio gespielt – weil der Song halt auf Englisch ist. Dafür läuft der dann aber alle Nase lang.
    Häufig nehmen K-Pop-Stars aber Songs auf Japanisch, Chinesisch oder Englisch für den jeweiligen Markt auf. Vor allem Japan ist ein wichtiger Markt für K-Pop.
    Zitat Zitat von Peter M. aus V. Beitrag anzeigen
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    @LilyHydrangea (ein schöner neuer Name!) Danke für den Thread und die interessanten Antworten.
    @esiststeffen: Danke für die interessanten Fragen!
    Da ich nicht wirklich Ahnung von K-Pop (und vielen Varianten des Pop überhaupt) habe, werde ich hier eher lesen als schreiben. Manchmal aber doch:

    @esiststeffen: Internate mit Schwerpunkt Musik gibt es ja auch schon seit Jahrhunderten in Deutschland, allerdings auch heute noch gettragen von den Kirchen, daher mit dem Schwerpunkt geistliche Chormusik. Aus diesen Schulen gehen aber auch oft klassische Stars hervor. (Seltener Pop-Gruppen, aber auch das: Die Prinzten waren einst Thomaner. ) Wie hoch der Anteil staatlicher Förderung dabei ist, kann ich nicht sagen, gefördert wird aber sicher. Was das mit dem Trainingssystem des K-Pop zu tun hat? Hier in Westeuropa, namentlich in England, wird "offiziell" der klassischen Musik immer noch eine Art "höhre Wertigkeit" und damit Förderwürdigkeit zugesprochen. Der Pop finanziert sich aufgrund seiner Popularitäät selbst. (Veränderungen gibt es natürlich auch hier, die deutschen Musikhochschulen haben inzwischen alle auch Abteilungen für Popmusik. (Zwei solcher Dozenten haben Lena bei ihrer allerersten Tour begleitetn.) Vielleicht hat die koreanische Regierung einfach die wirtschaftliche Bedeutung dieser Musik erkannt, anders als unsere Kulturpolitik. Der Gedanke von @esiststeffen, dass man hier eher die komplette Unabhängigkeit der Popmusik höher einschätzt und erwartet, könnte auf Pubikumsseite aber auch eine Rolle spielen.
    Interessant wäre für mich, wie sich die Förderung traditioneller koreanischer Musik im Vergleich zur K-Pop- Förderung darstellt.
    Danke für deine interessanten Ausführungen zu Musikinternaten! (Und es freut mich, dass dir mein Name gefällt!  )
    Die Frage nach der Förderung von traditioneller Musik kann ich dir jetzt leider aus dem Stand nicht beantworten, aber du hast mich auf die Idee gebracht, hier mal einen weiteren Hörtipp zu hinterlassen – und zwar den YouTube-Kanal der Musikerin Luna Lee! Sie covert klassische Rocksongs auf der Gayageum, einem koreanischen Zupfinstrument.
    https://www.youtube.com/watch?v=KFiyZB5ucgo
    Hört hier mal rein!

    Zitat Zitat von Thophi Beitrag anzeigen
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    Zu K-Pop habe ich nicht wirklich ein Verhältnis. Ich kenne eigentlich nur ein paar Songs von Blackpink, von denen ich sogar den einen oder anderen ganz gut finde und das Album von BTS, das Anfang letzten Jahres rausgekommen ist (Map of the Soul: 7). Dieses habe ich rein aus Neugier mal intensiver angehört und ich fand es ziemlich schrecklich. Aber wie in jedem anderem Musikgenre würde ich da nicht von einem schlechten Album einer einzelnen Band auf ein ganzes Genre schließen.
    Okay, ich bin neugierig, welche Songs von Blackpink findest du denn gut?
    (Übrigens, wo wir schon beim Thema sind: Blackpink haben auch eine eigene Doku bei Netflix, die auch einen Einblick in das Idol-Training gibt. Hier ist der Trailer:https://www.youtube.com/watch?v=TP-A638dNh8)

    Zitat Zitat von Peter M. aus V. Beitrag anzeigen
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    Zum Trainingssystem: Ich meine, hier wird überwiegend für den Markt der "Gebrauchsmusik" gearbeitet. Kreativität im Sinne von der Entwicklung wirklich neuer Musik passiert vielleicht doch eher außerhalb der Syteme. @LilyHydrangea: Belehre mich eines Besseren!
    Bezüglich Kreativität kann man natürlich diskutieren. Ich glaube, ob jemand etwas als neu und originell empfindet, liegt wahrscheinlich auch ein Stück weit im Auge des Betrachters – es gibt ja auch Leute, die zum Beispiel Lenas aktuelle Musik nicht als besonders originell empfinden. Lass uns stattdessen lieber den Gradmesser „Mitspracherecht der Künstler an ihrer eigenen Musik“ nehmen, okay?
    Dazu gibt es zu sagen, dass tatsächlich ein nicht so kleiner Teil der Idols stark in ihre eigene Musik involviert sind. BTS produzieren sehr viel selbst, die Girlgroup (G)I-DLE lebt sehr stark von der Bandleaderin Soyeon, die fast alle Songs der Gruppe schreibt, während sich einige andere Mitglieder auch mittlerweile am Songwriting betätigen und es gibt noch ne Menge anderer Beispiele. Es kommt immer darauf an, wie viel Freiraum die jeweilige Agentur gewährt und ein Stück weit auch darauf, wie erfahren und bekannt eine Band bereits ist. Gerade bei jungen Bands wird meistens noch alles von der Agentur kontrolliert. Wenn eine Band älter wird, wollen die Mitglieder meistens irgendwann in eigenes Ding machen und wechseln zu Agenturen, die ihnen das stärker ermöglichen können, oder gründen gleich eigene Labels.

    https://www.youtube.com/watch?v=L2XP2WOibxw
    Hier ein Song von (G)I-DLE, weil ich sie vorhin erwähnt habe. Momentan wahrscheinlich eine der Girlgroups, die ich am meisten höre.

    https://www.youtube.com/watch?v=-5q5mZbe3V8
    Und hier der aktuellste Song von BTS, den ich auch sehr mag. Hauptsache, in den Untertiteln steht „Singing in Korean“, Ja, THANKS, CAPTAIN OBVIOUS.

    So, das wars für heute! Ich hoffe, ich konnte eure Fragen ein bisschen beantworten. Wenn ich was vergessen habe, sagt bitte Bescheid!

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    Mrs. Curiosity
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    Standard AW: K-Pop alias die dunkle Seite der Macht

    Hallo an alle, ich hab eure Beiträge gelesen, ich weiß nur nicht, wann ich dazu komme, so ausführlich darauf zu antworten - aber es kommt noch, versprochen!

    Da ich hier gerade nur kurz reinschauen kann, wollte ich aber mal ein Lebenszeichen von mir geben und mich für eure interessanten Beiträge bedanken - und noch einen eher akustischen Song da lassen:

    IU - Zezé

    Zu IU muss ich auf jeden Fall irgendwann mal noch einen eigenen Vorstellungs-Post machen, aber fürs Erste dieser schöne Clip. Der Song ist 2015 rausgekommen, da habe ich ihn sehr oft gehört und jetzt vor Kurzem noch mal wiederentdeckt. Hört mal rein!

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