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Thema: Was hat Euch am ESC (außer Lena!;) *besonders* gefallen?

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    Richtig böser Lenafan
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    Standard Was hat Euch am ESC (außer Lena!;) *besonders* gefallen?

    Ich habe den ESC bisher tatsächlich nur vom Hörensagen gekannt. Schlagerparade und Säuselpop, alles nicht so meine Sache. In der Süddeutschen ist diese Erwartung treffend beschrieben:
    Durch den großen Jubel gerät indes ein bisschen in Vergessenheit, dass die Angelegenheit, die nun wie von Raab angestrebt zu einer Angelegenheit nationalen Interesses geworden ist, in Wahrheit eine ziemlich gruselige Veranstaltung ist. Wer am Samstag zwei Stunden lang die ESC-Beiträge der ins Finale gelangten Länder anhören musste, staunte schnell über die Erkenntnis, wie viele schlechte Lieder sich in 120 Minuten unterbringen lassen. Es gab billigsten Plastikpop, aufgedunsene Bombastballaden und derart belanglose Tonfolgen, dass sie wohl selbst einem Dreijährigen zu dämlich sein dürften. Da traten erstaunliche Pummelfeen in einer Art Weightwatchers-Ballett auf, wehte der Wind durch als Kleid getarnte Zelte, schlug dauern irgendwer Rad, und zwischendrin gab es sogar einen jungen Mann aus Serbien, der ein bisschen so aussah wie ein verlorener Sohn von Claudia Roth.

    Es soll die Leistung einer Lena nicht schmälern, aber bei ihren Mitstreitern handelte es sich in der Mehrzahl um charismafreie Zonen auf zwei Beinen, die verzweifelt versuchten, möglichst crazy zu wirken. Aus dieser Ansammlung von Verhaltensauffälligen musste eine wie Lena einfach herausstechen.

    Aber gemessen an dieser Nullerwartung habe ich doch erstaunlich viel Gutes und sogar musikalisch Besonderes entdecken können, und bin froh, daß ich mich, lenainduziert, damit beschäftigt habe.



    ALYOSHA (Ukraine):
    Erst im Semifinal wahrgenommen, aber eine Entdeckung: da hat sich eine wirkliche Künstlerin mit Anspruch und Haltung in den Schlagerwettbewerb verirrt!
    Daß diese Weltuntergangsklage ganz vorne mitspielt, wie sie es verdient hätte, war nicht zu erwarten, aber immerhin: ein respektabler 10. Platz mit "kompromißlosem Anti-Kitsch".
    Normalerweise halte ich gar nichts von "politischen" Aussagen in Kunst. Aber hier .... Alyosha versteht es, das ästhetisch umzusetzen: man spürt durchgängig, daß es ihr bitter ernst ist (sie hat Sweet People auch selbst geschrieben), das geht durch Mark und Bein! Dafür mein höchster Respekt!

    Wenn´s soweit ist, wird Alyosha die erste Pop-CD sein, die ich nach langer langer Zeit kaufen werde! (Tja, hätte ja eigentlich Lenas CD sein sollen, aber MCP -- nee, bei aller Liebe, dieser unverfrorenen Geldschneidmasche verweigere ich mich!)



    SAFURA:
    Zu ihr hab ich mich hier ja oft genug geäußert, darum sei ein Selbstzitat gestattet:
    Ihre Stimme, wie eine Naturgewalt, rauchig, ungezügelt, intensiv wie Feuer und Erde. Also so ziemlich das Gegenteil von Lena. Aber auf ganz andere Weise erreicht sie etwas Ähnliches: authentischen Gefühlsausdruck!
    Mag sein, daß ich da vor allem Potential heraushöre. Aber trotz ihrem unglücklich kaputtgeschniegelten ESC-Auftritt: die ungewöhnlichste, beste Stimme, die ich seit langem gehört habe! Ich hoffe sehr, daß sie ihren Weg findet, ihre Begabung auszuspielen.


    Bei ihr offenbart sich vielleicht sowas wie das Dilemma des sog. "Ethnopop": Musiker, die zwischen einer reichen nicht-europäischen musikalischen Tradition (die als Ethno zu bezeichnen schon eine ignorante Unverschämtheit ist, um das mal zu sagen) und dem, was jeweils international so "angesagt" ist, stehen. Und das endet in den allermeisten Fällen mit einer vorschnellen Kapitulation, auch wenn es oft kommerziell erfolgreich ist.
    Nur mal nebenbei eine Empfehlung: wer musikalische Qualität sucht, sollte sich der orientalischen Musik (der noch nicht verwestlichten!) öffnen! Da gibt es einen ganzen Kontinent zu entdecken. Ungewöhnliche Melodien und ungewöhnliche Stimmen. Angefangen von "fetzigem" marokkanischen Chaabi (von traditionell bis hin zu Disco). Die sog. "klassische Arabische Musik" (Oum Kalthoum, Farid el Atrache, Abdel Wahab u.v.m.). Türkische Musik (Omar Faruk Tekbilek), v. a. "Ney" (eine Art Flöte). Bis hin zum spirituellen Sufi, äußerst vielfältig und intensiv, in den besten Formungen kann sich das durchaus mit der europäischen Klassik vergleichen.



    EVA RIVAS (Armenien):

    Hat mich zuerst nicht so angesprochen, zu sehr auf gefühlige Ballade gemacht. Aber der Aprikosenbaum ist dann doch immer mehr "gewachsen", auch weil Eva sich beim ESC-Auftritt sehr gesteigert hat. Und was den Auftritt angeht: geschmackvoll gemacht, manches vielleicht zu viel, aber doch auf Eva konzentriert, die für mich mit Abstand die schönste Frau war: diese lockeren, fließenden, eleganten Bewegungen, was eine Erscheinung (ja, die Augen hören mit. Und bitte keine dummen Sprüche: das ist bei Lena genauso, nur mit Gesang hätte sie nicht gewonnen. Wer Eva als Tittenmaus bezeichnet, begibt sich auf das gleiche Niveau, wie wenn man Lena einen piepsigen Teenie nennt!)

    Vom Musikalischen her: eine warme, dunkle, füllige Stimme, die sich immer mehr einschmeicheln kann. Schön, daß sie eine Menge orientalischen Klang hineinbringen, leider aber inkonsequent, da das Klangbild dann doch von einem völlig einfallslosen Beat dominiert wird, bis hin zum üblichen Schlagergesäusel ... Je mehr es mir gelingt, davon "wegzuhören", umso stärker bin ich von der wundervollen Eva begeistert!
    Ja! auch sie wäre eine würdige Siegerin gewesen!



    FILIPA AZEVEDO (Portugal):
    Wieder eine wirklich gute Sängerin, deren Stimme völlig aus dem Mainstream herausfällt. Nur das Lied ist wieder ...na, gar nicht mal schlecht, aber einfach nur durchschnittlicher Wohlfühlpop. Auch hier möchte man sagen: Filipa, mehr Mut, versuch mal einen Fado, der dir sicher im Blut liegt ....




    DANIEL DIGES (Spanien):

    Der am meisten unterschätzte Beitrag beim ESC! Vor allem die Inszenierung, mit tanzenden Puppen und Clowns: wunderhübsch, sehr geschmackvoll, mit Abstand das Beste!
    Das Lied ist gut, auch Daniels Stimme gefällt mir, aber irgendwie ... ich weiß nicht was, irgendwas "fehlt" zur wirklichen Begeisterung. Schade, die Ingredenzien sind alle da, vielleicht ein bißchen mehr Schwung und Überzeugung?
    Geändert von Aladin (01.06.2010 um 09:09 Uhr)

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