Lena Meyer-Landrut hatte am Morgen noch Abiklausur geschrieben und trat mit zwei nachtmittäglichen Bandproben auf. Sie sang ein rhythmisches Ungetüm vom Popsong, das sperrige, teils elektropopigge, teils an an die Sixties erinnernde „Diamond Dave“, für das andere wohl schon drei bis vier Tage hätten proben müssen. Das Lied stammt von der Formation „the bird and the bee“, die mit ihrem Entwurf von Popmusik sozusagen ein eigenes Genre des „60s Electro-Pop“ erfunden haben. Hinter der Band stecken die Sängerin Inara George und der Multi-Instrumentalist Greg Kurstin. Letzterer ist auch Produzent des letzten Lily Allen Albums und einiger Chartshits, und „the bird and the bee“ ist sozusagen seine intellektuelle Popspielwiese mit einer Musik, die vor Verweisen und Zitaten nur so strotzt und trotzdem locker-flockig durch die Boxen tropft. Lena Meyer-Landrut nun sang sich derart charmant durch das zunächst vollkommen uneinheitlich erscheinende „Diamond Dave“, dass sie es schaffte den Song mit ihrer Interpretation und ihrem Lena-Sein zu binden. Stefan Raab sagte: „Hin und wieder ist mal ein falscher Ton dabei, der aber von mir so eingeschätzt wird, dass er zur Interpretation gehört.“ - dem kam man sich nur anschliessen. Die 18-Jährige war damit die einzige Kandidatin, die in keinster Weise irgendetwas kopierte und nur ein wenig pastete, sie sang als die, die sie ist, und sie ist die erste Kandidatin einer Castingshow überhaupt, von der man mit einigem Grund annehmen könnte, dass sie einmal Popstar wird: Chapeau. Der Popticker ist Fan.