ich sehe unsere beiden texte auch eher als ergänzung, nicht als widerspruch. so wie ich nichts aus meiner vergangenheit den rücken zukehren möchte, ist für mich meine hippie-zeit eben auch noch immer kein bruch zu heute.
Wenn du sagst du hast es selbst miterlebt, hast du denn dann nicht heute auch einiges vergessen? die führungsschicht war vor den 68zigern ganz ganz sicher nicht moralischer als heute, sondern furchtbar scheinmoralisch. krieg gegen zivilbevölkerung, napalmeinsätze, militarismus, schwulenverfolgung, ect. ect. war alles "moralisch" vertretbar, aber wehe mal eine nackte brust oder soetwas wie kommune eins.
bis 1984 kann ich nur über die medienverfolgung sagen was in der hinsicht im westen ablief. für uns "ost-hippies" waren die freiheits- und moral-werte der 68ziger keine modeerscheinung und ich ging für meinen pazifismus noch 1983 in politische stasihaft.
Dennoch gebe ich dir auch völlig recht mit deiner betrachtung. es erinnert mich an die warnenden worte meiner mutter, die mit recht angst vor der nächsten machtgeneration hatte, weil dort nur noch ökonomen sitzen, deren einzige "moral" die geldvermehrung ist, zocker auf kosten aller.
Sind das nicht eher die "argumente" der gegenseite? "moralbegriffe und systematische ethik" wurden bis dato aus der christlichen lehre gezogen, die uns weder vom untertanentum, noch vom ersten und zweiten weltmörderkrieg abgehalten hat. eine humanistische weltanschauung ist sicher kein teufelswerk, wenn sie auch bis heute so verrissen wird. anarchie heisst herrschaftslosigkeit, nicht inhumanes chaos. wenn du so willst, bin auch ich anarchist, denn auch ich dulde keine herraschaft über mich und bin niemandens untertan.
Mit anarchie, also herrschaftslosigkeit, hat dieses treiben der sogenannten "führungsriege" nun wirklich gar nichts zu tun, ganz im gegenteil !
die weltherrschaft haben sicher nicht einige wenige politische oberhäupter verschiedener länder, sondern das kapital, die banken und das SELBSTLÄUFERISCHE wirtschaftstreiben. anarchie wäre es zb., wenn kleine betriebe mit einer genialen idee auch tatsächlich die chance hätten multikonzernen "gefährlich" zu werden. die werden aber alles tun um ihre herrschaft nicht zu verlieren und den kleinen an die wand drücken.
mit den 68zigern und einer daraus resultierenden unmoral hat dieses treiben nichts zu tun. diese zeit hat es nur nicht geschafft dieses wirtschaftstreiben zu verändern. lokal und für uns hat sich viel verändert und befreit, aber unser wohlstand basiert weiter auf ausbeutung und unterdrückung, nur nicht mehr so sehr vor ort.
Das war für mich noch nie ein widerspruch. ich für mich glaube an die balance der dinge, also das es für jedes negative auch ein positiven gegenpart gibt, bzw. umgekehrt. alles geschieht dabei im jetzt und gleichzeitig. anders gesagt, geschehen in dem augenblick gerade dinge, die mitzuerleben würde einen am leben verzweifeln lassen. im selben augenblick aber geschehen ebenfalls dinge, die miterleben zu dürfen würde man als lebenslohn empfinden, für das sich alles andere gelohnt hätte.
gehen wir ganz nüchtern vom seltenheitsfaktor aus, der uns alles seltene wie gold und diamanten wertvoll macht, ist jedes lebewesen bis zur microbe etwas ungaublich wertvolles. im weltall scheint es so selten zu sein, das wir trotz intensiver suche nicht mal eine microbe aufstöbern können.
was nicht-leben oder tot ist wissen wir alle. die voraussetzung das jeder einzelne von uns heute lebt, sind viele milliarden jahre entwicklung. so gesehen gab es uns schon immer, nur tangiert das nicht einen von uns. das leben ist ein geschenk, das schon auf natürlichem wege kurz genug ist, um es sich auch noch blöd zu machen oder zu verkürzen. "tot" waren wir alle lang genug und werden es nach dem leben "den rest der zeit" wohl auch bleiben. für angst vor dem tod gibt es keinen grund. wir alle wissen wie das ist, wenn wir uns fragen wo wir vor 100 jahren waren...nüscht. für angst und sorge sein leben zu verlieren, gibt es milliarden gründe, man hat nur dieses eine und ich liebe es.