Gestern euphorisch gefeiert, heute zerpflückt - ein wohlbekanntes und anscheinend besonders in diesem Land auch äußerst beliebtes Schema. Mit geradezu heiligem Eifer vereinen sich jetzt die Allesbesserwisser und -könner zum Lena-Bashing. Das ist schon deprimierend typisch deutsch: Jeder offen gezeigten Freude hat gefälligst ein gehöriger Katzenjammer zu folgen, und wer gestern zur Gottheit hochgepusht wurde, wird schon morgen in den Staub getreten.
Natürlich haben es alle immer gewusst: Lena kann nicht singen, ihre Songs sind belangloser Mainstream. Endlich darf man das auch öffentlich (wieder) sagen, mit der schwarz-rot-goldenen Fahne in der Hand und dem WIR-sind-Sieger-Grinsen im Gesicht ging das vor knapp einem Jahr ja nicht so gut.
Ganz ehrlich, ich fand die Idee der Titelverteidigung schon bescheuert, als sie vom erfolgstrunkenen Raab zum ersten Mal verkündet wurde. Das war und ist eine Mission Impossible, und leider eben auch eine Einladung an alle Selbstdarsteller, die jetzt wie Geier über der angeschossenen Beute kreisen.
Die haben nach meiner bescheidenen Meinung nur ein kleines Problem: Das neue Album von Lena ist nicht nur nicht schlecht, es ist einfach wundervoll und übertrifft seinen Vorgänger deutlich, der mir auch schon einen Riesenspaß gemacht hat.
Hier wurde schon über jeden Titel des Albums genug geschrieben, von mir nur noch so viel: Für einen einzigen Song in der Qualität von "Push Forward" oder "Taken By A Stranger" würde so mancher DSDS-Gewinner sein letztes Hemd geben.
Und ja: Das Album wird bei jedem Hören besser. Was will man mehr?
Für die Lena-Hasser: Nach dem Auftritt beim ESC will Lena Deutschland erst einmal verlassen. Gut für euch - aber noch besser für Lena.