Zitat von
juppmartinelli
... In Wahrheit ist sie bloß die fast triviale Erinnerung an die Haltung, die man noch nicht vor allzu langer Zeit grundsätzlich mit der Popmusik verbunden hat – bevor der Casting-Show-Diskurs die Kontrolle übernahm, und zwar so erfolgreich, dass man mit der bloßen Erinnerung an dieses Prinzip des Pop (ich benutze diesen Begriff hier in einem sehr weiten Sinne, der die gesamte populäre Musik von Folk über Rock, elektronische Musik, Heavy Metal und was weiß ich einschließt) inzwischen wie ein Wesen von einem anderen Stern erscheint. Denn das war doch das Versprechen der Popmusik seit ihrem Durchbruch in den frühen sechziger Jahren: Jung sein. Lässig sein. Cool sein. Feiern und Spaß haben. Und die Chuzpe zu sagen: Ich brauche Eure Lehren nicht. Ihr habt mir nichts beizubringen. We learned more from a three-minute record baby than we ever learned in school. Keine Gesangausbildung, kein Musikstudium, kein Tanzdrill, keine Arbeit. Eine Gitarre und drei Akkorde, das reicht – sofern man jung ist, und schön, und talentiert, und charismatisch. Und frech genug, sich einfach auf eine Bühne zu stellen und zu singen: I know it’s only rock’n’ roll, but I like it! Pop war mal das Gegenteil dessen, was die Casting-Show-Idee verkauft: das Versprechen vom Triumph der Leichtigkeit und der Mühelosigkeit. ...