Da es in dem Thread ... und jetzt? ja vor allem um USFx und die Zukunft der deutschen Kandidatenfindung geht, würde ich gern noch ein etwas allgemeineres 2012-Fazit in einem separaten Thread ansprechen (einiges davon kam ja auch im Wer-gewinnt-Thread schon zur Sprache, aber ich würde es gern noch etwas systematischer betreiben)
Also, was lest ihr aus dem ESC 2012 (wobei natürlich die Vorgänger 2010 und 2011, aber auch die 2000er, als Vergleichsmaßstab immer mitgedacht werden sollten) im Hinblick auf den Standort des ESC in der europäischen Musik- und Medienlandschaft heraus? Findet ihr, dass sich speziell seit Lena 2010 der ESC gewandelt hat; hat es einen solchen Wandel nicht gegeben; oder hat es ihn gegeben, aber er ist durch die Ereignisse 2012 - oder schon 2011? - wieder zunichte gemacht worden?)
Ich hatte ja schon nach dem ESC 2011 das Gefühl "Jetzt findet der ESC wieder in einem Land mit unaussprechlichem Namen statt, und die ganzen osteuropäischen Länder stimmen wieder gegenseitig für sich - also endlich wieder alles wie früher"; und 2012 hat dieses Gefühl in vielerlei Hinsicht eher verstärkt. Zudem waren in kaum einem Contest in den letzten Jahren so viele (bewusst oder unbewusst) trashige Beiträge dabei, und die besseren, die es gab (Dänemark, Island, Ungarn, auch GB) landeten erschreckend weit hinten. Ein Zeichen dafür, dass die Geschmäcker in Europa zu verschieden sind, oder dass gegenseitige Nachbarschaftshilfe doch (wieder) wichtiger wird als musikalische Klasse?
Ein positives Element, das der ESC 2012 hingegen erneut bestätigt hat und das meiner Meinung nach bisher noch gar nicht so richtig gewürdigt worden ist: Mit Schweden hat nun zum dritten Mal in vier Jahren ein "traditionelles" ESC-Land gewonnen. Zuvor hatten seit 2001 praktisch durchweg ost- und südosteuropäische Länder gewonnen, für die es allesamt jeweils der erste und einzige Sieg war. Einzig Finnland 2006 konnte in diesem Zeitraum als eher "westliches" Land den Sieg erringen, aber das auch nur mit einer Nummer, die an Trash kaum zu überbieten war, und die auf mich noch heute eher wie eine Metal-Parodie wirkt. 2010 war auch deshalb so unvergesslich, weil wir erlebt haben, dass auch ein Land wie Deutschland noch den ESC gewinnen kann, ohne große Votingnachbarschaften und mit einem Lied mit Trashfaktor 0 und auch ohne großes übertriebenes Drama. Wäre schön, wenn sich das in den nächsten Jahren fortsetzen würde ....