Meine gesammelten Werke, Bd. 1 - 3
Nach zweimaligem Hören (hr3 um 6:20 und 1LIVE um 6:38) würde ich vorläufig sagen, dass der erste positive Eindruck nach den gestrigen Hörproben sich bestätigt hat. Hier passt die Wendung "schlicht und ergreifend" perfekt, es ist ein sehr atmosphärischer Popsong mit sehr hohem Ohrwurmpotential, der sowohl von Lenas warmer Stimme als auch von der druckvollen Instrumentierung geprägt ist. Er hat weniger Text als man es bei Lena als Hardcorefan erwartet, weshalb zuerst der Eindruck entstehen kann, dass er ein wenig zu schlicht sei; aber im Rahmen des Albums wird das voraussichtlich sogar für einen angenehm ausgleichenden Effekt sorgen. Das Tempo ändert sich innerhalb des Songs nicht, aber eine Steigerung ist dennoch vorhanden. Letztlich ist die Handschrift Rosi Golans insofern zu erkennen, als ihre beiden bisherigen Songs für Lena ja auch eher ruhig geraten waren; dies ist auf jeden Fall der temperamentvollste von den dreien. Und mein Gefühl sagt mir, dass Stardust das Potential hat, sich nach oftmaligem Hören noch weiter zu entwickeln und als Grower zu erweisen. Jetzt, eine Viertelstunde nach dem zweiten Durchgang, habe ich das Lied immer noch sehr präsent im Ohr; bei einem Wein würde man von einem sehr langen, warmen Abgang sprechen. Daher vergebe ich im Augenblick 9 von 10 möglichen Punkten.
P.S.: Bezüglich seines Platzes in Lenas Oeuvre ist es mir ein Vergnügen festzustellen, dass Lena mit Stardust wieder mal eine ganz neue Klangfarbe und einen ganz neuen Stil für sich erschlossen hat. Das ist einfach ein herausragendes Qualitätsmerkmal, das sie über den übrigen Popmarkt weit heraushebt.
Ein wenig erinnert das Lied mich übrigens an You're The Voice von John Farnham, einen Song, den ich als Sechzehnjähriger sehr mochte und auch heute noch gerne höre.
Was dem Song, der sich mittlerweile in meinem Kopf fest eingerichtet hat, eine zusätzliche, ganz besondere Qualität gibt, ist, dass Lena ihn mit außergewöhnlich viel Sonne und Liebe in der Stimme singt. Die Wärme, die ich bereits erwähnt habe, breitet sich unwiderstehlich aus; das Gefühl, das dabei entsteht, erinnert mich an den 29. Oktober 2005, einem Samstag, an dem eine gewaltige Warmluftströmung aus Südfrankreich noch bei Sonnenuntergang für 26°C sorgte. Ich saß mit einem Freund in seinem großen Garten, wir genossen die Wärme, die Musik, die wir hörten, und den Wein, den wir tranken. Dieses Gefühl evoziert Stardust. Von daher ist auch das Veröffentlichungsdatum perfekt gewählt, denn als einen Sommerhit würde ich dieses Lied gar nicht ansehen, sondern eben viel mehr als ein Lied für einen schönen Herbstabend. Und da ihm auch eine gewisse "festliche" Qualität innewohnt, wird man es gewiss auch in der Weihnachtszeit öfters hören.
Kurz, ich tendiere dazu, auf 10/10 zu erhöhen.
Was ich hiermit tue.
Ich muss pLENArium Recht geben, this song grows on you massively! Er besitzt eine solche Überfülle von Qualitäten, dass es nur zum Staunen ist! Natürlich ist er in gewisser Weise immer noch recht schlicht, aber das ist ja der Witz an der Sache; es ist nun mal Pop! Und wenn man anfängt, Pop an Maßstäben zu messen, die dem Jazz oder der Klassik angehören, verfehlt man schlicht das Thema, denn die Existenzberechtigung von Pop kann niemand mehr in Zweifel ziehen, ohne sich bodenlos zu blamieren. Das, was Pop in seinen besten Momenten so stark macht - und Stardust gehört dazu! -, ist eine im besten Sinne naive Affektuosität, die er beim Hörer auslöst; und da ist Einfachheit nun mal ein wesentliches Element. Wie schon Johann George Hesekiel 1872 lehrte: Das Grundprinzip der feinen Küche ist Einfachheit. (Und Lena mahnt uns ja stetig: viel essen! )