Zitat von
Economist
Sorry, aber ich vertrete die Auffassung, dass man sich über irgendetwas erst eine Meinung bilden kann, wenn man es sich angesehen hat ...
Ich habe mir also die Sendung angesehen und war sehr angenehm überrascht. Bei der jeweiligen Vorstellung der Kinder wurde (zumindest in den allermeisten Fällen) deutlich, dass ihr Wunsch, sich als Sänger auf einer großen Bühne zu präsentieren, ihnen ein inneres Bedürfnis ist und sie nicht die armen Opfer geltungssüchtiger "Eislaufmuttis" sind. Einige der Kinder haben auch schon Bühnenerfahrung gesammelt, z.B. als Leadsänger einer Rockband. Lena hat sich Kenntnisse über die "Realitäten des Business" auch erst allmählich ab April 2010 erworben und dabei neben vielen schönen Dingen auch einige ernüchternde Erfahrungen gemacht. Aber dieses von Dir so genannte "Haifischbecken" ist schlicht das Leben, und das gilt für alle Arten von beruflichen Umfeldern, nicht bloß für das Musikbusiness. Entscheidend ist also nicht, ob so eine Sendung existiert, die ein potentielles Sprungbrett darstellt, sondern wie von den Machern und Hauptbeteiligten der Sendung - also insbsondere auch der Coaches - mit den Erwartungen der Kinder und deren Eltern umgegangen wird. Und da ist für mich der Kontrast mit dem Konzept vor allem von DSDS so augenfällig, dass sich eine implizite Gleichsetzung durch das Totschlagargument "dient nur dazu, Quote zu machen" schlicht verbietet.
Von alldem mal abgesehen - es war sehr gute Unterhaltung, nicht zuletzt durch das Verhalten der drei Coaches/Juroren. Das betrifft vor allem Lena, aber auch Tim Bendzko und Henning Wehland haben eine sehr gute Figur gemacht. Wie Lena emotional mitgegangen ist, mag nicht jedermanns Sache sein ... Lenas Verhalten z.B. gegenüber dem nicht weitergekommenen Pablo war einfach "echt" und das glatte Gegenteil des Abkanzelns à la DSDS. Dabei hat Lena in der Sendung mehrfach betont, dass es eben auch Fälle geben müsse, wo keiner der Coaches den Buzzer für das Weiterkommen betätigt - eben weil es unverantwortlich wäre, den Kindern, die (noch) nicht mit den Besten mithalten können, Illusionen zu machen, die sie tatsächlich mittelbar in ein "Haifischbecken" stoßen könnten, mit dem sie nicht zurecht kommen würden. Wir sollten nicht vergessen, dass Lena selbst, neben ihren Entertainerqualitäten, eben auch gewisse Persönlichkeitsmerkmale mitbringt, die ihr das nötige gesunde Selbstbewußtsein gegeben haben, um sich in besagtem "Haifischbecken" zurecht finden zu können. Es sollte Teil des Coachings im Rahmen dieser Sendereihe sein, solche Erkenntnisse an die Kinder weiterzugeben, damit sie besser für sich einschätzen können, ob ihre Vorstellungen, sich einmal beruflich im Musikbusiness zu tummeln, eine realistische Basis haben oder nicht. Dabei habe ich ein gutes Gefühl, dass Lena (aber auch die zwei anderen Coaches) dieser Verantwortung gerecht werden wird.