2) Noch eine weitere Beobachtung aus meinen Jugendjahren.
Als ich mit etwas 11 anfing Cello zu spielen hörte ich meine "schiefen" Töne of nicht, sehr wohl aber meine Umgebung. Während sich mein Cellospiel allmählich technisch verbesserte und obwohl sich die Gesichtszüge der Leute die mit meinem Spiel konfrontiert wurden sich zunehmend entspannten, begann ich selbst immer mehr Schräges zu hören, empfand das von mir Produzierte häufig suboptimal bzw. eben nicht schön klingend. Erst mit etwa 15 begannen sich auch meine Gesichtszüge allmählich zu entspannen und ich empfand mein Spiel, zumindest an guten Tagen als erträglich, und es machte mir Spaß mit anderen zu musizieren.
Kann es sein, dass sich die Tonwahrnehmung beim eigenen Musizieren erst im Lauf der Zeit voll entwickelt ? Zurückblickend habe ich den Eindruck, dass ich in der Anfangsphase nicht in der Lage war mich sowohl auf das Spielen wie das Hören gleichermassen zu konzentrieren. Die Bewältigung der rein technischen Schwierigkeiten absorbierte mich wohl so sehr, dass das Hören irgendwie ganz entscheidend zu kurz kam. Ich selbst hatte damit eher geringe Probleme, wohl aber meine Umgebung. Die zweite Phase war für mich wesentlich schwieriger und hauptsächlich frustierender . Obwohl die Bewältigung bestimmter technischer Anforderungen des Cellospielens etwas in den Hintergrund trat, konnte ich selbst befriedigende musikalische Fortschritte nur bedingt wahrnehmen. Je länger ich spielte desto mehr bemerkte ich unsauberes Spielen oder unschöne Töne und dass Stücke die ich spielte eben nicht so klangen wie sie es eigentlich sollten.
Hängt dies bei mir eigentlich mit einem vielleicht generell begrenztem Hörvermögen zusammen oder eher mit meiner begrenzten Koordinationsfähigkeit. Oder ergeht es den meisten Leuten so die ein Streichinstrument erlernen.