Genau das ist auch mein Hauptproblem mit dem "Schmähgedicht": die Verwendung rassistischen Vokabulars ausgerechnet gegen einen Moslem, ausgerechnet in einer Zeit, in der Anti-Islam-Bewegungen in diesem Land immer mehr Zulauf bekommen, nicht selten mit rassistischem Unterton.
Im übrigen bin ich auch Eulenspiegel dafür dankbar, dass er mal wieder zum eigentlichen Thema zurückführt, der Bewertung des Böhmermann-Beitrags selbst, nach all der Überhöhung, die der Fall in den letzten Tagen erfahren hat.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Äußerung justiziabler Beleidigungen nicht durch den rhetorischen Taschenspielertrick legitimiert werden kann, dass man Folgendes nicht sagen darf. Meiner Meinung nach ist hier Böhmermann wirklich zu weit gegangen, und man muss nicht gleich den Untergang des Abendlandes in Form des Endes der Meinunsfreiheit oder der Freiheit der Kunst an die Wand malen, wenn eine Staatsanwaltschaft untersucht, ob hier der Tatbestand der Beledidigung erfüllt sein könnte. Natürlich wünsche auch ich mir keine Verurteilung Böhmermanns, aber für das Ermittlungsverfahren habe ich Verständnis. Die Antwort der Bundesregierung auf das Ersuchen der türkischen Regierung steht auf einem anderen Blatt. Da wünsche ich mir natürlich auch die Ablehnung, alles andere wäre ein falsches politisches Signal.
Das ist kein guter Diskussionsstil, lieber Holgerhoto. Jemandem, der hier beharrlich eine Minderheitsmeinung vertritt, einen "Feldzug" vorzuwerfen, ist nicht besonders sachlich, genausowenig wie dein weiter unten geäußerter Ratschlag, esiststeffen möge doch einfach sagen, dass er Böhmermann nicht ausstehen kann. Die Unterstellung von Motiven ist Gift für jede sachliche Diskussion.
Im übrigen liefert der Fall mal wieder hervorragendes Anschauungsmaterial darüber, wie es um die Diskussionskultur in diesem Lande bestellt ist. Ein paar Tage lang herrschte Unsicherheit, dann haben sich die Medien festgelegt. Nicht dass sie sich absprechen würden, aber es ist schon interessant zu beobachten, wie sich eine ganz bestimmte Sicht der Dinge als "die richtige" durchsetzt und dann alle auf den "Mainstream" (man verzeihe mir diesen überstrapazierten Begriff) aufspringen, von Döpfner bis Hallervorden. (Nebenbei bemerkt: die Position Döpfners überrascht mich überhaupt nicht. Diffamierung und Ehrverletzung gehören bei einer bestimmten Zeitung ja quasi zum Geschäftsmodell.) Das setzt sich dann in den Talkrunden fort, wo jeweils n "Gute" und ein "Vorzeige-Böser" eingeladen werden, die Guten sich dann gegenseitig auf die Schultern klopfen und der Böse sich blamiert und somit mal wieder den Beweis erbringt, dass es nur eine richtige Meinung gibt.
Ok, ich schweife ab...
NACHTRAG:
Dem stimme ich ausdrücklich zu, aber man "beschönigt" nichts, wenn man Worte wie Ziegenf... vermeidet.