Katie Freudenschuss? Die sitzt doch nur bei Lena am Klavier – braucht die einen eigenen Thread? Selbstverständlich! Denn Katie ist nicht nur Gastmusikerin, sondern hat auch eigene Songs am Start und ist auch bei diversen Projekten anderer Künstler beteiligt. So soll es in diesem Post auch einen kleinen Ausflug in die freischaffende Hamburger Theaterszene geben, denn dort zeigen sich auch immer wieder interessante Überschneidungen.
Derzeit ist Katie überwiegend als Duo mit Andrea Bongers und deren Programm „Schuh-Mädchen-Report“ unterwegs.
Andrea Bongers ist nicht nur Sängerin, Schauspielerin und Comedian, sondern auch Puppenspielerin. So spielt hat sie in der Sesamstraße unter anderem das Finchen, mit dem sich ein Kreis zu Lena schließt, die hat das Finchen - wenn ich mich richtig erinnere - nach eigenem Bekunden in der Sesamstraße am meisten verehrt hat.
Ihre künstlerischen Wurzeln hatte Andrea Bongers im anarchischen Künstlerkollektiv Aprillfrisch, MäGäDäM und Schwarz ("Ich hab' heut' Nacht ein Huhn..." ), das in den 80ern und 90er diverse Musicals in Hamburg unter anderem auf die Bühne des Schmidt-Theaters gebracht hat. (Ja, da wo Lena nebenan im Schmidt’s Tivoli letztes Jahr ihre „Club-Feuertaufe“ zu bestehen hatte.)
Anmoderiert wurde der Aprillfrisch-Song von Theater-Chef Corny Littmann, der Lena bei ihrem ersten NDR-Talkshow-Auftritt geraten hatte, gerade dann weiter zu machen, wenn die ganze Medienmeute nicht mehr bei ihr ist. (Ganz so schlimm ist es ja nicht gekommen.)
Lead-Sänger dieses denkwürdigen Ereignisses ist Stefan Gwildis, der sich inzwischen als deutschsprachiger Soulsänger auch überregional einen Namen gemacht hat. Gwildis hatte am 18. August auf der Freilichtbühne im Hamburger Stadtpark ein großes Konzert, bei dem Katie Freudenschuss (nicht nur) als Background-Sängerin agierte.
Die anderen drei Künstler von Aprillfrisch, MäGäDäM und Schwarz sind unter anderem beim Improvisationstheater Hidden Shakespeare gelandet, bei denen Katie Freudenschuss von Zeit zu Zeit auch an den Tasten sitzt - was bestimmt einer der Gründe ist, weshalb ihr so etwas wie „… watch BlueRay with you“ ‘immer so schnell einfällt‘. (Hidden Shakespeare sind übrigens brüllend komisch. Bei einem Besuch im Frühsommer war jedoch Jannis Kafka von Phrasenmäher am Keyboard.)
Ja, so läuft das wohl in der Künstler-Szene, in deren Hamburger Arm Katie Freudenschuss fest verwurzelt scheint.
Katies Homepage wurde übrigen von Jon Fleming Olson gestaltet – ja, Imbißwirt Ingo und Gründer von Texas Lightning. Dort finden sich auch drei Videos ihrer eigenen Songs, die sie bei den Hamburger Kuechensessions entstanden sind:
„Wenn ich aus Schweden wär“
„Hollywood Moment”
“Ort in dir”
Katies Auftritt bei Ladies Night wurde im Die-Band-Thread bereits verlinkt. (Ab 17:45, auch mit einer verlängerten Version von „Hollywood Moment“ in der sie zuletzt an dem S-Bahnhof landet, der früher für mich auch immer Endstation war. ) Auch sonst ist sie häufiger Gast bei Gerburg Jahnkes (früher eine der Missfits) Abenden „Frau Jahnke hat eingeladen“.
Am letzten Mittwoch bat Katie dann zum eigenen Konzert auf der kleinen Open-Air-Bühne auf dem Lattenplatz vor dem Knust in Hamburg.
Das „Knust“ - in früheren Jahren legendär für die dort regelmäßig stattfindenden „Engtanzfeten“ – residiert seit einigen Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes zwischen Karolinen- und Schanzenviertel, einer sehr bunten und alternativen Gegend. Die Bühne liegt unter dem Vordach des Knusts, vor der Bühne stehen einige Klapptische und Bierbänke, seitwärts ein Getränkestand und auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes noch ein paar Sitzblöcke.
Quer zur Bühne gibt es auch eine Tribüne, auf der man sich gut rumlümmeln kann, und von der man einen guten Blick über die Fußgängerachse zwischen dem Karolinen- und dem Schanzenviertel auf den Platz hat und weiter über die Feldstraße hinaus auf die neuen Ränge des Millerntor-Stadions.
Die Konzerte auf dem Lattenplatz sind grundsätzlich kostenlos, es ginge auch nicht anders, da man das Areal gar nicht absperren könnte. Am Ende jedes Konzerts gehen Knust-Leute mit Stoffsäckchen durch das Publikum und sammeln Geld ein – das hat schon was von Straßenmusik, nur in angenehmerer Atmosphäre.
Katie Freundenschuss hat mit Jonny Bix Bongers sogar einen „Support“ dabei, der eine knappe halbe Stunde lang mit seinen romantischen Kompositionen wie ein gerade der Schule entschlüpfter Philip Poisel wirkt. Während seines Auftritts sitzen Katie und ihre Musiker an einem der Biertische vor der Bühne und freuen sich des jungen Nachwuchskünstlers. Jonny Bix Bongers? Das deutet doch auf Verwandtschaft zu Katies „Schuh-Mädchen-Report-Chefin“ Andrea Bongers hin, die im Verlauf des Nachmittags auch noch am Lattenplatz auftaucht.
So um die 150 Leute sind auf dem Platz, von denen ein Teil aus dem Umfeld der Künstler stammt und ein anderer Teil wechselnde „Laufkundschaft“ ist. Trotzdem kommt gute Stimmung auf und obgleich des in beiden Konzerten ruhigen Musikstils gibt es anständigen Applaus.
Katie Freudenschuss ist inzwischen an das Keyboard gewechselt und hat drei Musiker dabei: Ulrich Rode an der Gitarre, der wie Bassist Stefan Endrigkeit eine umfangreiche Referenzliste für diverse bekannte Künstler hat, und die Violistin Anne de Wolff, die zusätzlich mit Ukulele und Akkordeon ausgestattet ist und auch schon für diverse Größen musiziert hat – so wird sie im März und April nächsten Jahres für BAP auf der Konzertbühne stehen. Katie spielt eine gute halbe Stunde ihre ruhigen und melancholischen Songs mit den eher nachdenklichen als ironischen Texten. Es ist alles sehr familiär und gemütlich, auch „outfit-mäßig“. (Bei der NOCCU-Tour hatte sich Katie – im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern – ja immer etwas "in Schale" geworfen.) Es ist eine Atmosphäre von "ich mache hier 'mal Musik für meine Freunde und alle die, die gerade vorbeikommen". Katies Musikstil reißt das Publikum natürlich nicht von den Sitzen, aber ihre Songs kommen gut an und verbreiten eine besondere Stimmung. Nicht zuletzt trägt dazu die Virtuosität von Anne de Wolff mit ihren diversen Instrumenten bei. Man merkt, dass die vier Leute hier auf der kleinen Bühne gerne zusammen musizieren.
Und dann ist es auch schon zu Ende. Was andererseits ganz gut ist, denn ich bin inzwischen spät dran. Also noch zum Abschuss applaudiert, den eigenen Obolus ins Sammelsäckchen geworfen und ab in die U-Bahn auf den Nachhauseweg gemacht.