Wie fast alle Themen hatten wir ja auch dieses schon öfter im Forum. juppmartinelli schrieb dazu mal:
So, wenn ich Euch, @Grombold, @vampire und @earplane, richtig verstehe, dann sagt Ihr drei: doch, das ist genau dasselbe. Es gibt kein Jenseits von rein subjektven Urteilen. Der eine mag eben lieber Vanilleeis, der andere mag lieber Schokoeis - der eine hört eben lieber Bach, der andere lieber Dieter Bohlen. Einer liest lieber Kafka, der andere lieber Konsalik. Alles subjektiv.
Zunächst mal klagt ihr da ja etwas ein, was niemand bestreitet: Natürlich hat jeder Mensch
das Recht, Bohlen lieber zu hören als Bach, und jeder hat Mensch hat
das Recht, Konsalik lieber zu mögen als Kafka. Alles Geschmackssache, aber klar doch! Auf der Ebene gibt es keinen Unterschied zu "Vanilleeis vs. Schokoeis". Das ist in der Tat die Ebene des rein subjektiven Geschmacksempfindens, über die man "nicht streiten" kann.
Was Ihr drei aber behauptet, ist, dass es
nichts jenseits dieser Ebene gibt. Sämtliche Argumente, die jemand anführen würde, um zu zeigen, dass Kafka einen "objektiv" höheren ästhetischen Rang hat als Konsalik, würden von Euch dreien von vornherein als wertlos und nichtssagend einkassiert. Nach Grombold zum Beispiel spielt es keine Rolle, ob man Ahnung von der Materie hat oder nicht - das bedeutet "seinen Erfahrungen nach" "einen Shit". Egal auf wie viel Wissen und Erfahrung ein Argument beruht - das bedeutet nichts. Ob man schon 10.000 Romane gelesen oder noch keinen - es ist egal. Ob man sich in der Literaturgeschichte auskennt oder nicht - es spielt keine Rolle. Ob man sich mit der Tradition der Ästhetik in der Philosphie und in der Kunst schon mal beschäftigt hat - vollkommen uninteressant. Nach vampire hängt der Rang eines Urteils einzig und allein vom "Stallgeruch" des Urteilenden ab, nicht mit dem Inhalt des Arguments. (Interessant wäre die Frage, auf welchem Weg man sich eigentlich den "Stallgeruch" erwerben kann.)
Vielleicht einfach mal eine Frage: Wie erklärt Ihr Euch, dass die Dramen von Shakespeare, die vor vielen hundert Jahren geschrieben wurden, in einer völlig anderen Gesellschaft als der unseren, alle Zeitläufte überdauert haben, immer noch auf Bühnen weltweit gerne und erfolgreich gespielt, von tausenden Menschen gerne gelesen werden und noch heute als Vorlage für opulente Hollywood-Verfilmungen benutzt werden? Woran liegt das Eurer Meinung nach? Weil permament irgendwelche elitären Kunstfuzzis mit dem richtigen Stallgeruch ihre beliebige subjektive Meinung "Shakespeare ist super!" durchgedrückt kriegen? Oder könnte es vielleicht doch etwas - irgendetwas - mit "objektiven" Qualitäten dieser Stücke zu tun haben? Qualitäten, über die man sich unterhalten kann? Die über-subjektiv gültig sind? Qualitäten, über die man sich Wissen aneignen kann?
Und jetzt bitte nicht antworten: "Ja, ist aber trotzdem alles subjektiv; wenn ich Shakespeare scheiße finde, finde ich es halt nun mal scheiße." Dann beiß ich in die Tischkante.