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Thema: Kommentare zum ESC-Sieg von Conchita Wurst

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    Standard Kommentare zum ESC-Sieg von Conchita Wurst

    Ja, ich freue mich nicht über den Sieg von Conchita Wurst beim ESC 2014. Und ich hab mir von Anfang an seeehr gewünscht, dass sie nicht gewinnen möge. Und weil ich darüber gern mal eine Diskussion in Gang setzen möchte, will ich hier und jetzt auch mal erklären warum


    Zunächst eins vorweg, ich find den ESC als Konzept toll, ich freu mich jedes Jahr darauf und würde niemals aus der Menge der Beiträge, die mir nicht gefallen (oder auch der Beiträge, die diesen Wettbewerb gewinnen), daraus schlussfolgern, den Wettbewerb an sich abzulehnen.
    Ich bin ja mit dem ESC vor allem in den 2000ern sozialisiert worden, also gerade in der Zeit, als der Sieger zumeist aus einem ost- oder südosteuropäischen Land kam und seinen Sieg vor allem dem nicht zu sparsamen Einsatz von Flammenwerfern, Akrobatik und/oder Ethno-Instrumenten verdankte – und natürlich nicht zuletzt auch der Mithilfe seiner Nachbarländer. Ich will damit nicht sagen, dass es in dieser Zeit nie Gewinnersongs gab, die mir gefallen hätten, so mochte ich z.B. die Beiträge von Sertab Erener 2003 oder Elena Paparizou 2005 recht gerne – aber gleichzeitig stand für mich auch fest, dass so was eben nur noch aus „exotischen“ Ländern kommen kann, wo es eben nicht zuletzt auch das Fremdländische und Ungewohnte ist, was das europäische Publikum fasziniert.

    Dann eines Tages, im Jahr 2006, ging der Sieg an Lordi, eine (so wie ich sie wahrnahm) finnische Metalparodie in Herr-der-Ringe-Kostümen. Für mich war das einer der absoluten Tiefpunkte der ESC-Geschichte, zeigte es doch mehr als alles andere, dass – wenn schon nicht mit Ethnopop – man diesen Wettbewerb offensichtlich nur durch maximale künstliche Aufmerksamkeitsgenerierung gewinnen kann; durch komplett künstliche Figuren in möglichst skurrilen Kostümen und durch einen in jeder Hinsicht „krachenden“ Auftritt, der eben vor allem möglichst laut, möglichst hell und möglichst schrill zu sein hat – einen Auftritt, bei dem es auf den Song als solchen überhaupt nicht mehr ankommt.


    Lenas Sieg beim ESC 2010 war in gewisser Weise ein Wendepunkt in meiner Wahrnehmung dieses Wettbewerbs. Einerseits natürlich, weil er mir gezeigt hat, dass „wir“ es auch können – dass es nicht unbedingt ein möglichst exotisches und abgeschiedenes Land sein muss, das diesen Wettbewerb gewinnt, und dass es nicht so sehr darauf ankommt, dass dieses Land bei seinen Nachbarn auch möglichst beliebt ist, egal mit welchem Song es antritt. Sondern vor allem natürlich auch, weil er gezeigt hat, wie man auch den ESC gewinnen kann – nämlich ohne Pyrotechnik, ohne Trommeläffchen und Flötenschlumpf, ohne durchgestylte Bühnenchoreografie, ohne schrille Glitzerkostüme und/oder einen halben Farbkasten im Gesicht. Sondern einfach mit einer Performance, wo es auf den Song und auf die natürliche, unverstellte Bühnenpräsenz der Interpretin ankommt. Genau die Gründe, weshalb ich nach dem USFO-Sieg von Anfang an von Lena hingerissen war – auch wenn ich damals noch geglaubt hätte, dass sie eine krasse Außenseiterin war und beim großen ESC keinen Chance haben würde. Und ja, ich hatte in der Nacht nach dem ESC 2010 wirklich so ein bisschen das Gefühl, dass sich nun was ändert in diesem Wettbewerb, dass der ganze Pyro-Ethno-Glitzerschnickschnack nun passé ist und es eben wirklich (wieder?) mehr auf ehrliche, schlichte und gerade dadurch großartige Popmusik ankommt.


    Wie auch immer, nun stehen wir im Jahre 2014, wiederum sind vier Jahre seit Lena vergangen und wiederum hat der ESC einen Sieger. Und wer ist der Sieger? Ein bärtiger Mann im Kostüm einer Glamourlady. Nun, wie auch immer: Dass so jemand schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor er auch nur eine Note gesungen hat, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den diese Figur singt, am allerwenigsten ankommt.
    Das Problem, das ich mit dieser Figur habe, ist folgendes: Wenn wir uns vorstellen, dass dieser Mensch seine Perücke abnimmt, sein Makeup abwischt, sein Glitzerkleid und seine Highheels auszieht und im schlichten Alltagsoutfit auf die Bühne tritt – was bleibt dann noch von der Person Tom Neuwirth übrig? Hätte er auch nur irgendetwas an sich, was ihn befähigen würde, einen ESC zu gewinnen? Bei Lena bin ich der festen Überzeugung, dass sie auch im Schlabberlook und ungeschminkt noch immer die natürliche Königin der Bühne wäre, denn sie ist dazu geboren – an Tom Neuwirth hingegen ist alles künstlich, was seinen Erfolg ausmacht; alles das Produkt einer durchdachten und ausgeklügelten Strategie. Einer Strategie, die eben nur mit Glitzerkleid und Pyrotechnik und einem möglichst skurrilen Auftreten zu tun hat (einem Auftreten, das eben bedeutet, auf Dauer in der künstlich geschaffenen Rolle zu bleiben). Der Song, den die Figur auf der Bühne darbietet, ist dabei nur schmückendes Beiwerk, auf ihn kommt es nicht an, und man neigt auch schnell dazu, ihn zu vergessen. Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2014 sicher ebenso wenig gewonnen wie ein Tom Neuwirth in seiner Zivilkleidung (ich persönlich fand sowohl den Song als auch seine Interpretation durch den Künstler schrecklich durchschnittlich, aber das nur am Rande). Irgendwo hatte irgendjemand (sinngemäß) geschrieben: Wenn man nie vom ESC und von Conchita Wurst gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Rise Like a Phoenix“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen und das ganze Trara drumherum eher ablehnen oder auf ein gesundes Maß zu reduzieren versuchen.


    Ja, ich sag es wie es ist: Ich hege gegenüber einem Konzept, das darauf baut, bewusst Aufmerksamkeit zu generieren, bewusst für möglichst viel Kamerapräsenz und möglichst viel Schlagzeilen für die eigene Person (bzw. die eigene Selbstinszenierung) zu sorgen, ein gewisses Misstrauen. Und bei Musikern schwingt bei mir da immer auch ein bisschen die Besorgnis mit, dass man damit nur etwas kompensieren will, was man auf rein musikalischem Wege nicht erreichen kann. Und auch das fand ich an Lena, verglichen mit einer Figur wie Conchita Wurst, immer angenehm: So sehr ihr auch eine ungeheure natürliches Präsenz, ein Umschwärmtwerden durch Moderatoren, Journalisten und Fans zu eigen ist – ich hatte nie den Eindruck, dass sie diese Eigenschaften bewusst hervorruft, geschweige denn dass sie sie je gezielt ausnutzen könnte und würde, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Einer Lena geht es nicht darum, um jeden Preis selber im Mittelpunkt zu stehen (und damit andere aus dem Mittelpunkt zu verdrängen), für Schlagzeilen in Zeitungen und Fernsehen zu sorgen, usw. Und auch ihre Bühnenshows leben ja vor allem von der Person Lena und nicht von möglichst viel Bombast, mit dem sie erst in den Mittelpunkt gerückt werden soll – oder hinter dem sie sich nur versteckt?!

    Es ist übrigens auch schon mehr als einmal vorgekommen, dass ich mich lange vor einem ESC in ein Lied verliebt habe, mir dann die Performance auf der großen Bühne aber überhaupt nicht gefallen hat, weil sie einfach viel zu „overdressed“ rüberkam – so war es etwa 2011 bei Getter Jaani oder dieses Jahr bei Emma Marrone. Auch da hab ich mich gefragt, wozu es noch diese kuriosen Kostüme und Choreografien gebraucht hat, wo doch die Songs (für mich) auch ohne dieses Brimborium toll genug waren.


    Vor diesem Hintergrund erschien mir das Duell zwischen den Niederlanden und Österreich bei diesem ESC fast wie eine Art Glaubenskrieg zwischen guter Musik auf der einen und einer schrillen, aufmerksamkeitsheischenden Show auf der anderen Seite. Allein schon deshalb hätten die Niederlande für mich den Sieg verdient gehabt – damit auf diese Art ein Zeichen gesetzt wird, worum es beim ESC gehen sollte (bzw. wie ich ihn mir erträume), nämlich dass am Ende des Abends das beste Lied gewinnen möge


    Ziemlich erstaunt hat mich jedenfalls, dass nicht wenige Lenaforisten von Conchitas Auftritt begeistert waren. Wie ich versucht habe deutlich zu machen, ist Conchita für mich künstlerisch in jeder Hinsicht der komplette Gegenentwurf zu Lena. Was mich aber dabei am meisten verblüfft hat, wenn ich das mal so direkt sagen darf, ist der Umstand, dass gerade ein Forist wie Walter, ääähm, Peter Paul Benz besonders deutlich seine Freude und Genugtuung über den Sieg von Conchita Wurst ausgedrückt hat. Nach allem, was ich von seinen früheren Beiträgen in Erinnerung habe, hat er im ESC vor allem immer die groteske Freakshow gesehen, wie ich sie oben beschrieben habe, und den Sieg von Lena 2010 vor allem als einen Sieg gegen diese Freakshow, bzw. sogar eine Widerlegung derselben. Demzufolge hätte ich fest damit gerechnet, dass gerade er zu den Foristen gehören würde, die eine Figur wie Conchita Wurst mit am deutlichsten ablehnen würden. Und wenn ich so offen sein darf, dann rätsle ich auch jetzt noch ein wenig, ob seine conchitabewundernden Aussagen wirklich erst gemeint sind ….


    Ach ja, und was man natürlich auch ansprechen muss: Die ganze gesellschaftspolitische Aufladung, die der Sieg der Conchita Wurst in den letzten Tagen bekommen hat. Von wegen „Sieg für die Toleranz und gegen Diskriminierung“ und so weiter. Oder gar die manchmal (zumindest implizit) anzutreffende Deutung, dass der Sieg für Conchita ein Sieg gegen Russland und gegen Putin sei. Und auch die (auf Wikipedia nachzulesende) Auffassung von Herrn Neuwirth, dass seine Figur der Conchita Wurst auch in seinem Selbstverständnis vor allem der Versuch sei, gegen Diskriminierung ein Zeichen zu setzen (und folglich weniger ein vorrangig künstlerisch gedachtes Anliegen).
    Ich verhehle gar nicht, dass dieses Schwarzweißdenken vom guten Westen und bösen Osten auch gar nicht mein Ding ist. Ich verhehle auch nicht, dass ich zu diesen Dingen (bzw. allgemein zum heutigen Verständnis von „Toleranz“) auch so meine ganz eigene Meinung habe.
    Es ist nach meinem Dafürhalten aber nicht mal der Hauptgrund dafür, weswegen ich Conchita Wurst ablehne – und auch nicht das, was mir zuerst durch den Kopf gegangen ist, als ich zum ersten Mal von ihrem Antreten erfahren habe, oder auch als ich ihren Auftritt im Halbfinale gesehen habe. Aber natürlich ist es für mich insofern ein wichtiger Punkt, als dass es Kritik an ihrem Sieg natürlich noch mal auf eine ganz andere Stufe stellt – dass nämlich jedwede kritische Äußerung über ihren Auftritt und ihr Auftreten ganz automatisch einen Geruch von Intoleranz und Homophobie und bösem Russentum mitbekommt. So wie es ja z.B. eine Madeline Juno auch recht deutlich zu spüren bekommen hat – ein, zwei irriterte, vielleicht etwas despektierliche Äußerungen über Conchita (ich habs nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass sie nichts geäußert hat, was ich in diesem Zusammenhang nicht auch äußern würde) und dann sie als Jurorin noch nicht mal auf einen der vorderen Plätze gewertet, und schon geht der Shitstorm los. Genau das ist eben das, was bei einem Musikwettbewerb nicht passieren sollte und dürfte – dass Kritik an einer künstlerischen Leistung mit Argumenten niedergeknüppelt wird, die nichts mit Musik zu tun haben.


    Auf jeden Fall ist auch das ein Punkt, den ich an Lena schon immer sehr angenehm und wohltuend empfand: Sie hat so gar nichts Missionarisches, nichts Weltverbessertümelndes an sich. Sie will niemanden bewusst provozieren und herausfordern; sie versucht nicht, für irgendeine Lebensform oder irgendeine Weltanschauung bewusst einzutreten oder diese gar anderen Menschen einzuimpfen. Lena, so wie ich sie verstehe, ist ein Mensch, der sich wünscht, an den Dingen, die sie tut, selber ganz viel Spaß zu haben, und diesen Spaß nach Möglichkeit auch mit möglichst vielen weiteren Menschen zu teilen. Kurz gesagt: Lena will nicht um jeden Preis die Welt verbessern – und gerade dadurch tut sie es

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    recht anspruchslos
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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Danke Esiststeffen, du sprichst mir aus der Seele!

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Es war eines der besseren Lieder des ESC mit einer grandiosen Performance vor allem stimmlich. Hätte er stimmlich versagt oder anderen Klamauk gemacht, wäre er wohl nicht zum Sieger gekürt worden.

    Das andere sind alles Falschmeldungen und Interpretationen, die nicht von ihm stammen. Er trennt ausdrücklich nicht zwischen Ost und West, möchte nicht als Weltverbesserer gesehen werden und bietet seine Garage für den nächsten ESC an.

    Hier die Pressekonferenz bei seiner Rückkehr



    Auch ich fand den niederländischen Beitrag besser, kann aber mit der Entscheidung gut leben, da Tom Neuwirth die Musik nicht verhunzt hat, wie leider wieder ein Großteil der anderen Beiträge diese Jahr. Seine Performance war Klassen besser als Elaiza - Profi gegen Amateur.
    Geändert von Eulenspiegel (12.05.2014 um 14:51 Uhr)

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Rise like a Phoenix ist (mind.) ein überdurschnittlicher Song, der hervorragend gesungen und interpretiert wurde, besser kann man das nicht machen.

    Ansonsten:
    Lena ist (für mich) so jemand, die schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor sie auch nur eine Note singt, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den Lena singt, nicht so besonderes ankommt.
    Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2010 sicher nicht gewonnen. Wenn man nie vom ESC und von Lena gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Satellite“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen.

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    @esiststeffen: Sehr interessanter und lesenswerter Beitrag. Würde sich meine innere Anteilnahme am ESC nicht in Grenzen halten und wäre dieser Event in meiner privaten Welt ein relevantes Stück des Kulturlebens, das mich interessiert und beschäftigt, würde ich dir wohl auch in den meisten Punkten zustimmen. Bin aber dennoch gespannt auf die folgende Diskussion.
    Geändert von Doktor Landshut (12.05.2014 um 16:10 Uhr)

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Auch ich fand den Song von Frau Wurst unfassbar langweilig, und habe zur Punktevergabe auf einen Sieg der Holländer gehofft. Aus musikalischer Sicht finde ich rein garnichts ansprechendes am Siegersong.

    Trotzdem kann ich mich mit diesem Sieg eher arrangieren, als wenn ein ähnlich schlechter Song (sagen wir: Schweden) gewonnen hätte. Hinter der von dir, esiststeffen, kritisierten Aufmerksamkeitshascherei steht ja eine Botschaft, die durchaus unterstützenswert ist. Dass Conchita jetzt gewonnen hat gibt der Botschaft (für Toleranz und gegen Homophobie/Diskriminierung etc.) dadurch natürlich einen wichtigen symbolischen Charakter: Europa unterstützt diese Werte. Ob die Anrufer aus diesen ideelen Gründen angerufen haben oder weil sie eine Frau mit Bart ulkig fanden (oder gar weil sie das Lied gut fanden ) bleibt dabei natürlich außen vor.

    Und dass der Sieg so einen "höheren Sinn" mit sich bringt ist mir zweifellos lieber, als wenn eine 08/15-Nummer aus Schweden oder sonstwo gewinnt. (Du hättest das eher mit Nicoles Sieg vergleichen können, da sind die Gegebenheiten ähnlich.)

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

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    Egal was in den Text drin stehen mag die Aussage der Überschrift kann ich nicht unterstützen. Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen. Die Grundeinstellung hinter so ein Satz wie du ihn da gewählt hast erinnert mich zudem fatal an die ganzen Lena Hater die jetzt seit 4 Jahren täglich unter das Satellite video schreiben dass Lena den Sieg 2010 nicht verdient hätte.

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Sehr schön zu lesen wie in drei Beiträgen alles Wichtige, was mir dazu in den Sinn käme, geschrieben ist.

    esiststeffen mit dem Wurst-Extrem, Furlong mit dem ebenso extremen L-Phänomen.

    Das Dazwischenliegende ließe sich darauf herunterbrechen / ergänzen:

    1)
    Lena, als Phänomen, zum Beispiel zu machen, ist per Definition "unfair". Die Dinger sind schießlich sehr selten.

    2)
    Die Wurst-Fassade lässt sich komplett demontieren (und vorher sogar abwaschen) - Lena hat nicht mal eine. (Also - ähh - Wurst: Schon. (bestimmt!) Fassade: Nicht.)

    Und Doktor Landshut erspart mir die Tipperei um zum Ausdruck zu bringen wie wichtig mir die ganze Show ist sobald ein Phänomen fehlt.
    Danke dafür.

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    fix your hearts or die
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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Zitat Zitat von earplane Beitrag anzeigen
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    Egal was in den Text drin stehen mag die Aussage der Überschrift kann ich nicht unterstützen. Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen. Die Grundeinstellung hinter so ein Satz wie du ihn da gewählt hast erinnert mich zudem fatal an die ganzen Lena Hater die jetzt seit 4 Jahren täglich unter das Satellite video schreiben dass Lena den Sieg 2010 nicht verdient hätte.

    Also bitte, entweder man liest einen Text und kommentiert das, was drin steht, oder man lässt es bleiben. Aber nur die Überschrift zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, ohne den Inhalt (und damit die Gründe) zu kennen...

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Zitat Zitat von david davidson Beitrag anzeigen
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    Also bitte, entweder man liest einen Text und kommentiert das, was drin steht, oder man lässt es bleiben. Aber nur die Überschrift zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, ohne den Inhalt zu kennen...
    Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich versuche es noch einmal. Mein Problem ist dass diese tendeziöse Überschrift den teilweise gar nicht so schlechten Inhalt des Textes komplett entwertet. Die Überschrift ist auch das was jeder der auf die Webseite schaut sofort sieht. Noch mal, inhaltlich habe ich mit dem Text selbst keine wirklich gravierenden Probleme. Man kann das alles durchaus so sehen und schreiben. Verstehst du nun was ich meine?

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Zitat Zitat von earplane Beitrag anzeigen
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    Soviel Toleranz sollte man doch aufbringen können sich mit einem verdienten Sieger zu freuen.
    Wenn man sich für oder über jemand freuen kann, braucht man keine Toleranz mehr aufbringen . Ich glaube, Du interpretierst die Wörter "nicht freuen können" als zu feindselig. Sich selbst nicht freuen zu können heißt ja nicht automatisch "jemandem etwas nicht gönnen", "jemanden nicht tolerieren" oder gar "jemanden hassen". Und ich glaube auch nicht, dass die Überschrift so verstanden wird.

    Dies vorausgeschickt, bin ich allerdings in vielen Punkten ganz anderer Meinung als @esiststeffen in seinem lesenswerten Beitrag. Dazu evtl. später mehr.

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Zitat Zitat von earplane Beitrag anzeigen
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    Die Überschrift ist auch das was jeder der auf die Webseite schaut sofort sieht. Noch mal, inhaltlich habe ich mit dem Text selbst keine wirklich gravierenden Probleme. Man kann das alles durchaus so sehen und schreiben. Verstehst du nun was ich meine?
    Ich verstehe was du meinst, deshalb weigere ich mich auch an Threads mit Überschriften teilzunehmen, die als in rhetorische Fragen verpackte Unterstellungen formuliert sind, wie zB. "Warum ist das deutsche Fernsehen so schlecht wie es ist?" Sorry für Off Topic

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Auch ich fand eine handvoll Songs besser. Andererseits kann ich mit dem Ergebnis gut leben. Der vorgeblich unpolitische ESC hat eben doch vor allem auch eine politische Dimension. Ohnehin ist es fruchtlos künstlerische Darbietungen in einem Wettbewerb gegeneinander zu stellen.
    Als er im Sessel des USFO-Jurors saß, hat Marius Müller-Westernhagen nicht nur prophetische Fähigleiten gezeigt und Lena den Star-Appeal bescheinigt. Er hat auch nach Kerstin Frekings Auftritt weise Worte gesagt, die ich nur unterstreichen kann: "man sieht nur wieder, dass man Künstler nicht vergleichen kann und deshalb ist jeglicher Wettbewerb unter Künstlern vollkommen idiotisch"

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Schnatzelbox:

    "12/05/2014 14:32 ancora: Tausend Dank!
    12/05/2014 14:32 ancora: Dank Steffen schwingt sich das Forum der Lena Meyer-Landrut in ungeahnte fast in Vergessenheit geratene Höhen auf: http://www.lenameyerlandrut-fanclub....ht-freuen-kann "

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    Standard AW: Conchita vs. Lena: Warum ich mich über den ESC-Sieger 2014 nicht freuen kann

    Zitat Zitat von Furlong Beitrag anzeigen
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    Lena ist (für mich) so jemand, die schon ganz von Natur aus die Aufmerksamkeit von Publikum und Medien anzieht, bevor sie auch nur eine Note singt, ist ja wohl klar. Aber auch, dass es bei einer solchen Konstellation auf den Song, den Lena singt, nicht so besonderes ankommt.
    Eine „normalere“ Person mit dem gleichen Song auf der Bühne hätte den ESC 2010 sicher nicht gewonnen. Wenn man nie vom ESC und von Lena gehört hätte, und dann eines Tages zufällig „Satellite“ im Radio hört – würde man an dem Song irgendwas Besonderes finden? Und würde man (durch das reine Hören, wie gesagt) auf die Idee kommen, dass dieser Song den größten und medienträchtigsten europäischen Musikwettbewerb gewonnen hat? Ich glaube das jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt find ich es sogar ein wenig unfair, auf eine „solche“ Weise zum ESC-Sieg zu kommen, gegenüber jenen Musikern, die wirklich versucht haben, dies mit einem wirklich guten, hochwertigen Lied zu schaffen.
    Natürlich bestreite ich doch gar nicht, dass Lena (verglichen mit z.B. Jennifer Braun oder Roman Lob) eine ganz besondere und einzigartige Persönlichkeit besitzt, deren Erfolge jemand anders wohl nicht so leicht wiederholen könnte. Aber den wesentlichen Unterschied hat ja Ovi schon herausgearbeitet:
    Zitat Zitat von Ovi Beitrag anzeigen
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    Die Wurst-Fassade lässt sich komplett demontieren (und vorher sogar abwaschen) - Lena hat nicht mal eine. (Also - ähh - Wurst: Schon. (bestimmt!) Fassade: Nicht.)
    Tom Neuwirth hat sich das Besondere, was ihn auf der Bühne ausmacht, bewusst geschaffen. Bei Lena geh ich nicht davon aus, dass sie ihre 'Andersartigkeit' bewusst als Masche einsetzt oder jemals so einsetzen würde.


    Zitat Zitat von david davidson Beitrag anzeigen
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    Trotzdem kann ich mich mit diesem Sieg eher arrangieren, als wenn ein ähnlich schlechter Song (sagen wir: Schweden) gewonnen hätte. Hinter der von dir, esiststeffen, kritisierten Aufmerksamkeitshascherei steht ja eine Botschaft, die durchaus unterstützenswert ist. Dass Conchita jetzt gewonnen hat gibt der Botschaft (für Toleranz und gegen Homophobie/Diskriminierung etc.) dadurch natürlich einen wichtigen symbolischen Charakter: Europa unterstützt diese Werte. Ob die Anrufer aus diesen ideelen Gründen angerufen haben oder weil sie eine Frau mit Bart ulkig fanden (oder gar weil sie das Lied gut fanden ) bleibt dabei natürlich außen vor.
    Doch, genau diese "ideellen" Gründe sind es, die bei einem fairen Wettbewerb meiner Ansicht nach so gut es geht außen vor bleiben sollten. Und zwar unabhängig davon, ob man das dahinterstehende Toleranzverständnis teilt oder nicht. Ein theoretisches Beispiel: Ich würde es z.B. auch nicht gut finden, bei einem Klavierwettbewerb für Kinder das im Rollstuhl sitzende Kind, oder das klenwüchsige Kind, oder das stotternde Kind, .... gewinnen zu lassen, um damit ein Zeichen gegen die Benachteiligung behinderter/kleinwüchsiger/stotternder Kinder zu setzen – selbst wenn andere Kinder einfach besser spielen.
    (Abgesehen davon hab ich den Grundgedanken hinter Conchitas ESC-Auftritt wie gesagt von Anfang an eher so wahrgenommen, dass hier möglichst viele Leute eine Frau mit Bart ulkig finden sollen – genau wie sie eben vor acht Jahren die finnischen Krachmacher mit den Orkkostümen ulkig fanden. Dass das ganze diesmal auch noch eine politisch-gesellschaftliche Dimension hat, bzw. ihm diese nun bewusst verliehen wird, ist mir so tatsächlich erst in den letzten zwei Tagen durch das Rauschen im Medienwald gewahr geworden .... )


    Zitat Zitat von Doktor Landshut Beitrag anzeigen
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    Ich verstehe was du meinst, deshalb weigere ich mich auch an Threads mit Überschriften teilzunehmen, die als in rhetorische Fragen verpackte Unterstellungen formuliert sind, wie zB. "Warum ist das deutsche Fernsehen so schlecht wie es ist?" Sorry für Off Topic
    Zur Überschrift: Ich hatte darin ja extra das Wort "ich" verwendet, den Inhalt also ganz klar als persönliche Meinung des Threaderstellers gekennzeichnet, der selbstverständlich die Meinungen anderer Teilnehmer entgegengestellt werden dürfen. Bei dem von dir genannten Beispiel mit dem deutschen Fernsehen hat mich der darin formulierte Absolutheitsanspruch ja auch gestört; mit einem Threadtitel à la "Warum ich das deutsche Fernsehen so schlecht finde" hätte ich daher kein Problem gehabt


    Ansonsten erst mal danke für alle bisherigen Antworten, auch für die, auf die ich jetzt nicht ausdrücklich eingegangen bin

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