Freut mich, dass es im Forum noch echte inhaltliche Song Diskussionen gibt.This quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Und dass sich Leute Mühe mit Übersetzungen machen, um anderen die Songs mehr zu eröffnen.
Was ich mit meiner Interpretation von "Keep on Living" begonnen habe, möchte ich daher auch gerne hier mit Catapult versuchen, und ich denke, ich bin dabei gar nicht soo weit weg von den bisherigen:
Plusschlag? als Intro, nachdenkliche Hall "uh uhs" als Einbettung und einzelne Klaviertöne als "Stimmungsmacher".
Und dann die "ahhh ahh" Samples.
"Lunch me into another atmosphere".
Atmosphärisch geht es hier zu, was mich vor allem am Anfang an Massive Attack erinnert.
Allein schnell wird klar, der Vergleich muss scheitern, denn Catapult ist kein Triphop und steigert sich nicht derart gewaltig wie etwa Dissolved Girl: https://www.youtube.com/watch?v=6lcZ0redg1s
Catapult bleibt bei sich und wird nicht ... "episch".
Es ist eher doch der Pulsschlag einer einzelnen Person, Ihre eigenen individuellen Gedanken, für sich,
Übersteigert sich nicht zum allumfassenden Gemeinschaftsgefühl, wie es bei Massive Attack interpretiert werden könnte.
Das macht Catapult aber keinesfalls gefühlsärmer, sondern eher persönlicher, was sich dann auch im Rap-Part ausdrückt, der wie aus einer echten Liebeserklärung stammen könnten.
Ein immer wieder "Rückbesinnen" auf die dem Lied innewohnende Ruhe prägt es bis zum Ende.
Dies gibt dem Song die eigentliche innewohnende Kraft.
So heißt es auch: "Want you to know".
Du sollst es wissen, nicht die ganze Welt.
Und wenn ich mich nun den Lyrics zuwende, finden sich zunächst wieder verdammt viele Widersprüche, die sich aber dann scheint's mühelos auflösen:
"So still for the longest time - I couldn't see - Two Steps ahead I was blind
I could not decide - when I should die - The trigger will lead to the life"
Oh mein Gott. Da sind alleine in den ersten zwei Zeilen textlich schon so unglaublich viele Kniffe drin.
Alleine das zweite Wort eröffnet einen immensen Interpretationsspielraum:
(Bezeichnenderweise hat es Federfuchs auch falsch übersetzt ^^)
"nach wie vor", "dennoch", "trotzdem", "immerhin" - für die längste Zweit - war ich blind - konnte keine zwei Schritte voraus sehen.
Ich konnte mich nicht entscheiden - wann (und wie?) ich sterben sollte - Der Auslöser/Anstoß wird zu meinem Leben führen
Lustig dass Du in Deiner eigenen Interpretation von Auslöser redest, aber "Trigger" mit Fluss übersetzt hastThis quote is hidden because you are ignoring this member. Show Quote
Und dann setzt dieses "That I wanted" dem die Krone auf, und befriedet die Gegensätze.
So wie es intoniert ist, klingt es für mich nach:
Jetzt weiss ich, was für ein Leben ich eigentlich führen will. (Wo es hinführen soll?)
Damit funktioniert das "when I should die" als Metapher für das Verlassen eines Lebensabschnitts.
Es war nicht gesichert, dass dieser je zu Ende gehen würde, genauso wäre es möglich gewesen,
dass die Protagonistin bis ans Ende Ihrer Tage unsicher durch Ihre Leben tabst,
den Kopf gesenkt nur immer einen Schritt vor den anderen setzend.
"Gave me a reason to open the gate - just when it felt like it could be too late"
Du gabst mir einen Grund, die Pforten aufzustoßen, gerade als es sich so anfühlte, als wäre es zu spät.
Wir begegnen also einem ziel- und planlosen Menschen, der sich unstrukturiert durchs Leben treiben lässt,
und diese Ziele dann durch eine andere Person findet, welcher dieses Lied gewidmet ist.
Allerdings könnte noch ein Rest dieser Plan- und Ziellosigkeit übrig zu sein,
denn wie es scheint, ist nicht alles aus der Retrospektive gesungen,
sondern an der Schwelle zum endgültigen Schritt in das neue Dasein:
"But you messed up my space - Just what I needed to move from this place -
I sing for you , I sing for you - I will not be here"
Du hast meinen Raum durcheinander gebracht, und das war es genau was ich brauchte, um da mal rauszukommen,
Ich singe für Dich, und werde nicht (mehr) hier verweilen.
Vom langsamen, behäbigen, (wartenden?) Pulsschlag, zum aufgeregten, lebhaften Beat.
Immer wieder durchbrochen von ruhigen, ja beruhigenden, träumerischen Parts.
Und dann doch wieder Bedenken, alles hätte schiefgehen können
(Das in hellster Stimme hingehauchte) "coincidence" - es war nur (der) Zufall
Und plötzlich bricht alles heraus, und entlädt sich im Wörterfeuerwerk des Raps.
Tatsachenbeschreibungen vermischen sich mit Interpretationen des Erlebten,
mit Deutungen über Wichtigkeit und Bedeutung der Beziehung zwischen Sängerin und Besungenem,
um dann zu Hoffnungen und Absichtserklärungen für die Zukunft zu werden,
und damit wieder fragend zu sein ob es denn wirklich zutrifft, dass es wahr sein kann?
Diese meine Wahrheit hast Du zuerst von mir, zuerst hier gehört,
Wir haben wahrscheinlich die schlimmsten Sachen zusammen erlebt, das Schlimmste hinter uns
Junge, all dieses Drama mag es gar nicht wer sein,
und doch sind wir beide, ist es unsere Beziehung, mehr als wert.
und darum tut es auch so weh.
...
Wird es überhaupt funktionieren?
was immer passiert wird passieren.
Und ja da ist sie die finale Einsicht "don't underestimate me"!
Du solltest mit mir rechnen!
War Lenas Musik auf Album 1-3 ein Hochgenuss, der auf Grund der vermittelteten puren Lebensfreude zum genießen einlud,
so wird sie spätestens mit Catapult tiefgehend, ja geradezu monumental, im Sinne von "erinnerungswürdig" und lange während!
OT:
Auch wenn einige Fans immer singen "You're my Cannibal" ..