Ja, man glaubt es kaum, wie die Zeit vergeht, aber mit Jamie-Lee haben wir nun schon wieder den fünften (!) deutschen ESC-Beitrag erlebt, seitdem sich Lena von der großen ESC-Bühne verabschiedet hat. Da bietet es sich ja vielleicht an, mal eine kleine Bilanz zu ziehen


Objektiv betrachtet, starteten alle Kandidaten, die Deutschland seither vertreten haben (einmal abgesehen von Cascada), mit annähernd den gleichen Voraussetzungen wie Lena: Junge Menschen zwischen 18 und 25, die ein paar Monate vor dem ESC selbst im eigenen Land noch kein Mensch kannte, für die der ESC also letzten Endes ein Karrieresprungbrett bot, und die es (bis auf Jamie-Lee) allein ihrer Teilnahme daran verdankten, dass sie überhaupt ein Album veröffentlichen konnten. Dennoch hat keiner von ihnen auch nur annähernd den Erfolg gehabt, wie ihn Lena hatte; Roman Lob hat es beim ESC zwar immerhin noch in die Top Ten geschafft, seine nationale Karriere ist anschließend aber ebenso im Sande verlaufen wie die aller seiner Nachfolger. Und exakt seitdem Raab und ProSieben nicht mehr mit im Boot sind, ging es auch ESC-punktemäßig unaufhörlich bergab. Woran lag es also, dass Deutschland seit späestens 2013 wieder in den altbewährten Punkteniederungen rumdümpelt? Wurden die falschen Kandidaten ausgewählt? Die falschen Songs? Wurde beides beim ESC nur falsch in Szene gesetzt? Investierte man zu wenig Energie dafür, die Kandidaten auch außerhalb des ESC zu promoten? Oder haftete allen (und zumindest bei Roman und USFB hatte ich seinerzeit tatsächlich immer ein wenig das Gefühl) nach wie vor die Bürde an, unterschwellig mit Lena verglichen zu werden; einen Vergleich, den sie nicht gewinnen können?


Wie auch immer, es soll auch gar nicht nur um eine Rundumabrechnung mit den deutschen Kandidaten (und dem deutschen Kandidatenfindungsprozess) gehen – vor allem würde ich gerne mal ganz unvoreingenommen wissen wollen, welcher der letzten fünf deutschen Beiträge euch am besten gefallen hat (und wer es vielleicht verdient gehabt hätte, sowohl beim ESC als auch auf dem inländischen Markt noch mehr von sich reden zu machen), und bei wem ihr den ausbleibenden Erfolg womöglich nicht ganz so unverdient fandet