SPIEGEL: Stimmt es, dass Sie auch wegen Soul-Legende Barry White Ihren Frieden mit Ihren größten Hits gemacht haben?
Rosenberg: Indirekt war das so. In meinen mittleren Jahren wollte ich bei Konzerten nur neue Musik spielen, nicht mehr das alte Zeug. Aber auch die Rolling Stones kommen bei Konzerten nicht ohne "Satisfaction" aus. Das begriff ich, als ich bei einem Barry-White-Konzert in Berlin auf "You Are The First, My Last, My Everything" wartete. Der Song begleitete damals mein Leben und kam erst als dritte Zugabe. Ich fragte mich schon, ob ihm denn nicht bewusst ist, wie wichtig dieser Song ist. Als er den endlich sang, bin ich auf den Stuhl geklettert und habe die Arme hochgereckt. Und dann hat White den Song auch noch abgewandelt, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Ich stand da und dachte: Bitte, sing jeden Ton, so wie ich ihn kenne.
SPIEGEL: Haben Sie Ihre Hits nicht auch zeitweilig variiert?
Rosenberg: Genau - und das war so vielleicht nicht immer eine gute Idee. Natürlich verstand ich White, weil es langweilig ist, als Interpret die immer gleichen Versionen aufzuführen. Man verändert dann die alten Hits, um selbst wieder Spaß daran zu haben, vielleicht auch um zu zeigen, wie so ein alter Song in der Gegenwart klingen könnte. Aber um all das geht es nicht! Bei solchen Konzerten wollen viele Menschen, wie ich bei Barry White, die Hits so hören, wie sie die kennen, denn diese Songs haben Menschenleben begleitet. Dennoch kann ich mir als Musikerin nicht vorstellen, ausschließlich retrogewandt zu arbeiten.