Erster Eindruck: Vor allem die erste Folge wirkte auf mich ziemlich überladen und überkonstruiert. Irgendwie von allem eine Schippe zu viel. Gereon Rath ist auf einmal Nazi und SA-Mann (was ja in Anbetracht der Ereignisse des Jahres 2021 noch mal ein ganz besonderes Geschmäckle hat)*; Toni Ritter ist Kaufhauseinbrecherin und bewegt sich im Obdachlosenmilieu (wieso eigentlich, sie hatte doch immer ein enges Verhältnis zu ihrer Schwester?); sie bricht ganz zufällig genau in jener Nacht in dasselbe Kaufhaus ein, vor dem Gereon und sein Neffe Krawalle verüben; ihr mit einbrechender Freund/Verlobter kommt prompt zu Tode; die gesamte Polizei ist korrupt und verlogen und bedient sich beim Kaufhauseinbruch munter in die eigene Tasche; Alfred Nyssen ist NOCH mal eine Spur exaltierter als in den vorherigen Staffeln; Helga Rath ist plötzlich sogar mit ihm verheiratet (was ich übrigens absolut nicht nachvollziehen kann, die erscheint mir trotz allem viel zu normal, um an einem solchen Mann iiiirgendwas zu finden); und ach ja, einen Mordfall gab es auch noch.
Na mal schauen. Ich werde es sicherlich weiter verfolgen, aber fühle mich trotzdem erst mal deutlich weniger begeistert als von den vorherigen Staffeln.
* Und ja, natürlich kommt dann irgendwann durch ein Gespräch zwischen Gereon und dem Polizeipräsidenten heraus, dass das alles eine verdeckte Ermittlung ist. Aber das ist vielleicht auch das Schlimme daran, dass man Gereon Rath nicht sehen kann, ohne dabei Volker Bruch zu sehen – man fragt sich dabei doch ganz unweigerlich, ob Gereons Sympathien nicht in Wahrheit doch bei den Nazis liegen und es nicht eher der Polizeipräsident ist, den er linkt. Hach ja.
Etwas grinsen musste ich übrigens, als Nyssen sagte, der erste Mensch auf dem Mond sei bereits geboren. Diese Aussage war seit wenigen Monaten tatsächlich zutreffend: Neil Armstrong hatte am 5. August 1930 das Licht Ohios erblickt.
Und was ich auch nicht unerwähnt lassen möchte: Dass die erste Folge sich gerade um das Tietz-Kaufhaus drehte. Diese Kaufhauskette wurde nämlich 1882 hier in Gera gegründet. Die Nazis kürzten dann später, nachdem sie die Familie Tietz enteignet hatten, den Namen Hermann Tietz zu "Hertie" ab, worunter diese Kaufhäuser sicherlich den meisten hier noch erinnerlich sind.
Und noch etwas: Das Titellied von Max Raabe ("Ein Tag wie Gold") gefällt mir sehr gut, auch wenn ich den Mann nicht immer sympathisch finde.