Sie wird bestimmt als diejenige Tugend, die es hauptsächlich mit (dem äußeren Gut) der Ehre (griech. time) zu tun hat – der Ehre, die nach der Ethica Nicomachea das Telos der politischen Lebensform ist –, als die rechte Mitte zwischen den negativen Extremen von Kleinmut (griech. mikropsychia) und Aufgeblasenheit (griech. chaunotes). Großmut ist die Haltung dessen, der großer Güter und demzufolge großer Ehre würdig ist und sich ihrer auch würdig weiß. Sie ist daher zu unterscheiden von der namenlosen Tugend des Besonnenen (griech. sophron, hier im Sinne von Bescheidenen), der mäßiger oder kleiner Ehre würdig ist und sich ihrer würdig weiß, d.h. der rechten Ehrliebe (philotimia im positiven Sinne), die zwischen Ehrsucht (griech. philotimia im negativen Sinne) und Ehrvergessenheit (griech. aphilotimia) in der Mitte liegt und sich zur Großmut verhält wie Großzügigkeit zur Großartigkeit.
[Historisches Wörterbuch der Philosophie: Großmut. HWPh: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, S. 887f.]