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Dabei wird der Einfluss der Stimme oft unterschätzt. Meiner Meinung nach gibt es hier sogar kulturelle Unterschiede. ... Unter den Sängerinnen findet sich der zierliche, zerbrechliche Typ wie Annett Louisan oder Britney Spears. Oder die selbstbewusste Frau wie Alanis Morissette, Madonna und ein Großteil der amerikanischen R&B-Sängerinnen, wobei Madonna ja auch in der zerbrechlichen Ecke anfing („Like a virgin, touched for he very first time“). Die Stimmen spielen mit den heimlichen Träumen der Hörer, seien es männliche Zuhörer mit Beschützerinstinkt oder Mädchen, die gerne eine starke Frau wären.
Aber immer sind es Extreme. Fans wollen kaum Ordinäres. Neuartige Stimmen erregen Aufmerksamkeit. Polarisieren sie, umso besser. Mittelmaß geht im Allgemeinen unter.
Dabei kann ein Sänger oder eine Sängerin technisch sehr gut sein. Aber wenn die Stimme nichts Eigenes hat, fällt sie nicht auf. Häufig sind es ja die Imperfektionen und Ungereimtheiten, die eine Stimme interessant macht. Am besten ist das bei professionellen Cover-Bands zu sehen. Oftmals stehen hier Sänger und Sängerinnen mit formaler Gesangsausbildung auf der Bühne. Plötzlich klingen die Songs nur halb so interessant, obwohl sie perfekt nachgespielt werden.