
Zitat von
2075manuel
Kurz nach 17 Uhr ist Einlass im Universal Music Gebäude. Zuerst werden wir registriert mit Armbändchen, müssen unsere Handys abgeben und dürfen unseren Mäntel aufhängen. Im Foyer sind Bilder der Größen der Musikgeschichte, angefangen mit The Beatles bis zu Anne-Sophie Mutter und dazwischen Helene Fischer. Lena fehlt da irgendwie noch, we miss you! In der Sitzgruppe fehlt es an Lehnen, jedoch nicht an Getränken und Knabberkram.
Kurz nach 17:30 Uhr betritt ein junger Mann die Bühne und kündigt Lena an, die schon in den vielen Spiegeln an den Säulen sich widerspiegelt, aber noch nicht lokalisierbar ist.
Und dann kommt sie, zappelnd, jugendfrisch und durchaus gut gelaunt. Das geht nicht jedem so, der die Nacht kotzend verbrachte, wie sie berichtet. Es war offensichtlich auch kein Glitter, den sie von sich gab, sonst hätten wir es in ihrer Insta-Story wohl gesehen. Weiter berichtet Lena, gestern auf Mark Forster Konzert gewesen zu sein und ergänzt zur Klarstellung, dass sie wohl was Falsches gegessen habe.
Der Abend folgt einer Zweiteilung: Zuerst präsentiert sie fast alle neuen Songs des kommenden Albums mit Kommentierung, wobei Zwischenfragen möglich sind, danach gibt es nach Handyrückgabe die Möglichkeit zum Selfie.
Die erste Zwischenfrage klärt das kurze "Wuff" in Thank You: Kiwi war es jedenfalls nicht, sondern eher Hannes (der Produzent, Anm. der Redaktion).
Thank You und Don't Lie To Me lässt sie weg, weil schon bekannt. Und dann beginnen die ersten Songs. Da sind richtige Kracher dabei, Tanzlieder, Tiefgang und Tränen.
Dear L ist ein Brief an Lenas 18jähriges Ich, nicht um die Zukunft zu ändern, sondern mehr Klarheit über den bevorstehenden Weg zu schaffen.
Addict heisst nun OK. Stuck Inside ist - wie auch Don't Lie To Me - zumindest in einer der lyrischen Ebenen an eine konkrete und vorab informierte Person gerichtet. Es geht darum, eine nahestehende Person im Hype vernachlässigt zu haben und die Annahme und ehrliche Aussöhnung zu einem späteren Zeitpunkt.
Skinny Bitch steht für Magermodels und deren gleichnamigen Lieblingscocktail aus Wodka und Soda, der angeblich keine Kalorien besitzt. Es ist der musikalische Stinkefinger an das Bigotte und Affektierte, F word inclusive. Hach, wie Lena da tänzerisch abgeht.
Boundaries behandelt Grenzen und dient Lenas Motivation. Lena berichtet vom musikalischen Schaffensprozess, über Ängste (Scared), deren Akzeptanz und Überwindung, Intuition und Ratschläge der Mutter, wie Mutterns Ratschläge zunächst in den Wind geschlagen werden und dann trotzdem noch Eingang in den persönlichen Entwicklungsprozess finden.
Dann verrät L auf eine Publikumsfrage, was wir unter uns *zwinker* behalten sollen: Der letzte Song, der den Weg ins Albums gefunden und damit das Album abgeschlossen hat, ist Track Nr 8, Love. Die Trackliste, die die Musikhändler bekommen, war schon abgegeben, als Lenas Intuition zuschlägt und den Song zum damaligen Zeitpunkt, Just Another Day, killt und durch den neuen Song Love ersetzt. Die Intuition kam so gewaltig, dass der Song innerhalb 1,5 Stunden geschrieben wurde.
Das Emotionalste hat sie jedoch bisher zurückgehalten. In gleich zwei Liedern geht es um das Ende ihrer achtjährigen Beziehung. Der erste Song kommt in einem fröhlichen Gewand daher nach dem Motto, wo eine Tür sich schliesst, öffnet sich eine andere. Und dann der zweite Song, der ihr besonders schwer fällt zu präsentieren und das noch ohne dabei zu singen. Klar wird hier, es werden Flüsse an Tränen vergossen werden à la Home auf der bevorstehenden Tour. Und mal ehrlich unter uns: haben wir die Heul-Lena nicht am liebsten? Einer muss ja die Gefühle für uns stellvertretend zeigen. So beschreibt L auch, wie all diese Themen Identifikationspotential haben können für viele Menschen, was dann auch prompt durch einen Fan so belegt wird.
Das M&G absolviert Lena professionell, und auch nach nun mehrmaligen Treffen ist ihre Ausstrahlung auf 20cm Entfernung immer noch ein wenig überwältigend. Durchaus ein Aspekt, der Eingang in die Selbstreflexion im Thema Personal Development findet. Das Berliner Regionaltreffen konnte ich ihr - erwartungsgemäß - nicht schmackhaft machen.
Was bleibt? Ich bin nun total kribbelig auf die Tour, es wird inspirierend, energiesierend ausgelassen, tränenreich; kurz: großes Kino. Die Tour möge beginnen.