
Zitat von
Muenzi
Dem möchte ich als mit-Kritiker an TVK nur sehr bedingt zustimmen. Ich würde Deinen Beitrag eher als Beschreibung oder Definition einer Castingshow im Gegensatz zu einer Talentsuche bezeichnen. Nicht jedes Bewerten von Leistungen anderer Menschen ist in erster Linie eine Machtausübung. Es kann sich auch um eine Förderung oder um das Heraussuchen besonderer Talente handeln. Steht aber die Demütigung der Beurteilten im MIttelpunkt, wird in erster Linie an die von Jupp beschriebenen "einfachen" Instinkte appeliert, dann handelt es sich um eine Castingshow.
Ich will an zwei Beispielen das Besondere von Talentsuchen verdeutlichen.
Das Besondere an USFO war, dass es sich nicht um eine Castingshow im obigen Sinne (jupps Definition) handelte. Denn sie beruhte NICHT auf der Demütigung der Teilnehmer. (Man erinnere sich, wie sehr in der Ptresse der andere Umgang mit den Kandidaten gelobt wurde.) Das Ziel der Show war neben der Quote eindeutig, einen geeigneten Teilnehmer/in für Oslo zu finden. Die vielen Shows dienten dazu, die Identifikation der Zuschauer mit diesem Teilnehmer zu erhöhen. Der Umgang mit den Kandidaten war sehr freundlich aber nicht unehrlich. Man hat durchaus Kritik geübt, dies in der Form aber immer angemessen. Kurz, die Show beruhte nicht darauf, dass dort Macht demonstriert wurde. Dass die Öffentlichkeit dieses Prinzip nicht verstanden hat, wurde im nächsten Jahr übrigens deutlich. USFD war die genialste Form, um einen guten Song für Lenas Auftritt in Düsseldorf zu finden. Es ging in keiner Weise um die übliche Casting-Konkurrenz. Genau das wurde aber von einem Großteil der Presse damals bemängelt. Das aber nur am Rand.
Ein weiteres Beispiel einer Talentsuche ist für mich "Dein Song". Ich habe diese Sendung an anderer Stelle schon genau analysiert. Was dort für mich besonders herausstechend war, war der vernünftige Umgang der Erwachsenen Künstler/Produzenten der Jury mit den Songwritern. Das war echte und kompetente Rückmeldung auf hohem Niveau. Ferner bekam Jeder der acht Finalteilnehmer einen bekannten Künstler als Paten zur Seite gestellt, der sich ausschliesslich um diesen Songwriter kümmerte und schließlich mit ihm zusammen den Song produzierte, einschließlich Video etc. Da war jeder Finalteilnehmer ein Gewinner. Und auch die vorher ausgeschiedenen konnten alleine schon von den Rückmeldungen her profitieren. Diese Sendereihe ist für mich das blanke Gegenteil einer Castingshow. Es ist eine Talentsuche mit starker indivituell ausgerichteter Förderung vieler Teilnehmer.
Ich hoffe, ich konte verdeutlichen, dass nicht jede als Castingshow bezeichnete Sendung den typischen Charakter einer Castingshow besitzt. Wie ist es nun mit TVK. Handelt es sich um eine Castingshow oder ist es doch eher eine Talentsuche? Nun, die ganze Sendereihe beruht darauf, dass sie in geschickter Weise den Anschein erweckt, eine Talentsuche zu sein, letztlich aber eine Castingshow wie jede andere ist. Dem widerspricht nicht, dass dort sagenhafte Talente auftreten und mit Ivy eine erste Siegerin gefunden wurde, die sogar einen Echo gewonnen hat. TVK macht seine Quote eindeutig mit der Emotionalisierung des Publikums. Und das geht bei Kindern ganz besonders gut. Die Kinder werden reduziert darauf, "unfassbar" gut singen zu können und ach so süß zu sein. Ich habe dieses falsche Verhältnis zwischen Juroren als Erwachsenen und den Kindern ja schon einmal ausführlich dargestellt. Besonders deutlich wird das am Fehlen wirklich ernsthafter Rückmeldungen. Das Mitfiebern der Eltern, die Rückkehr zu den Eltern, die begeisterungsstürme des Pubikums, alles ist auf Emotionalisierung getrimmt. Und genau das ist eine Ausbeutung der Kinder. Es geht nicht um eine Förderung von Talenten oder darum, dass Kinder Erfahrungen sammeln können, es geht schlicht darum, Kinder zu missbrauchen, um mit dem Süße-Faktor Quote zu machen. Und Lena spielt in diesem Geschäft mit ihrem Umgang mit Kindern, der auf der Stufe einer 14.Jährigen (hach wie süß) stehen geblieben ist, genau in dieses Konzept hinein. Ich empfinde auch ihre Rolle als Teil eines von Grund auf verlogenen Spiels.
Abschließend möchte ich Jupps DEfinition erweitern. Bei Castingshows geht es um das Ausnutzen von "einfachen" Emotionen um Quote zu machen. DSDS setzt auf die Machtinstinkte, wie Jupp es beschrieben hat, TVK setzt auf den Süße-Faktor der Kinder. Beides Empfinde ich als widerlich.
Und weil ich es als widerlich empfinde, kann ich Holgerhotos Reaktion sehr gut nachvollziehen. Auch bei mir hat Lena durch die Teilnahme an TVK viel an Sympathie verloren.